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Bryan Mark Rigg

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Bryan Mark Rigg (* 1971 in Texas, USA) ist in einer sich als deutsch-christlich ausgebenden Familie als Junge im „texanischen Bibelgürtel” aufgewachsen, verheiratet und US-amerikanischer Schriftsteller deutsch-jüdischer Herkunft.

Biographie

1991 entschloß sich Rigg, nach Deutschland zu gehen, um die Sprache seiner Vorfahren zu erlernen. Hier angekommen, erfuhr er, daß seine Familie deutsch-jüdischer Herkunft ist. Als Geschichts-Student fühlte er sich berufen, mehr über Vergangenheit und Begleitumstände zu erforschen und las dazu in der Geburtsstadt seiner Vorfahren in den alten Kirchen-Büchern und fand dabei die Religionsbezeichnung der Urgroßmutter als „mosaisch”. Seine Familie wanderte 1863 in die USA aus und gab sich dort als deutsch-christlich.

Als er dann älter wurde, versuchte er später, soweit es noch möglich war, dem Familienstammbaum seiner Vorfahren in Deutschland nachzugehen. Während seiner Recherchen befragte er mehr als 430 „Mischlinge” eingehender über die Nazi-Zeit-Geschehnisse. Ein bisher unbekanntes, öffentlich verschwiegenes Lagebild kristallisiert sich aus der Geschichte Nazi-Deutschlands heraus. Rigg gibt an dabei herausgefunden zu haben, dass etwa 60.000 „Volljuden” und circa 90.000 „Halbjuden” sowie weitere „Mischlinge” (definiert nach Nürnberger Rassegesetzen) in der Hitler-Wehrmacht treu und vorbildlich, einwandfrei gedient haben.

Rigg befragte dazu prominente Zeitgenossen in Deutschland, darunter auch den seine jüdische Abstammung lange zu vertuschen versuchenden Luftwaffenoberleutnant und späteren Kanzler in der BRD, Helmut Schmidt, sowie Egon Bahr.

1996 bekam er seinen Bachelor-Titel (B.A.) im Fach Geschichte mit Auszeichnung der Yale-Universität. Die reichte ihn weiter an die Cambridge University, an der er 1997 seinen Magister (M.A.) machte und im Jahr 2000 schloß er mit dem Titel als Doktor der Philosophie (Ph.D.) seine institutionelle Laufbahnausbildung ab. Zur Zeit lehrt Rigg als Professor für Geschichte an der US-amerikanischen Militär-Universität Manassas in Virginia. Davor hatte er als Offizier im US Marine Corps aber auch als Freiwilliger in Israels Armee gedient.

Rigg suchte weiter und fand heraus, dass durchaus „Juden” und „Mischlinge” in Hitlers Wehrmacht dienten, obwohl die Nürnberger Rassengesetze dem entgegen standen. Einige kämpften sogar mit ausdrücklicher Führererlaubnis, andere mit Görings Plazet, der bekanntlich damals öffentlich geäußert hatte: „Wer Jude ist, bestimme ich.”

Rigg begegnete bei seinen Recherchen über Juden und Mischlinge in der Deutschen Nazi-Wehrmacht immer wieder Nationalstolz und Tapferkeit, aber auch dem Nicht-genau-Wissen, wozu man selber gehört, zu den Deutschen oder den Juden.

Die zahlreichen Zeitdokumente, die Rigg in 8-mm-Film aber auch auf VHS für sein Buchprojekt hat sammeln können, wurden 1997 für das Militär-Archiv des Bundes beim Militärgeschichtlichen Forschungsamt (MGFA) der Bundeswehr, Potsdam, Außenstelle Freiburg im Breisgau, angekauft und archiviert.

Namen und Dienstgrad/-stellung von Juden in der Wehrmacht

244 erhielten das Eiserne Kreuz, einer das Deutsche Kreuz in Silber und 19 das Deutsche Kreuz in Gold, 15 das Ritterkreuz, darunter drei Piloten (Kapitän Siegfried Simsch mit 95 Abschüssen; Oskar Ossi Romm 92 Abschüsse; Feldwebel Rudolf Schmidt 51 Abschüsse).

  • Robert Borchardt (1912-1985), Major, hat das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an der Seite von Generalfeldmarschall Rommel in Afrika erhalten.
  • Walter Holländer (1903-1974), Oberst, erhielt das Ritterkreuz für seinen Einsatz während der Kursker Schlacht.
  • Walter Lehwesz-Litzmann, Oberst, Ritterkreuz. Baute als fachkundiger Luftwaffenoffizier der Deutschen Wehrmacht die Luftstreitkräfte der DDR auf. Er wurde Oberst i. G. in der NVA.
  • Bernhard Rogge, Admiral, erhielt das Eichenlaub zum Ritterkreuz, weil er zwei Dutzend feindliche Schiffe versenkte. Rogge hatte auch Einfluß auf die japanische Invasion der britischen Besitzungen im Pazifik 1942, dafür erhielt der das Samuraischwert vom japanischen Kaiser Hirohito überreicht. Außer ihm erhielten es nur noch Göring und Rommel. Rogge baute die Marine der westdeutschen Bundeswehr mit auf und schied 1962 als Konteradmiral aus. Bundespräsident Carstens sagte ihm zum 80. Geburtstag am 4. November 1979: „Ich kenne Sie als Seeoffizier, der in VIER deutschen Marinen gedient und sich in Krieg und Frieden bewährt hat!”

Weitere mindestens 21 deutsche Generale und Admirale waren ebenfalls jüdischer Abkunft, darunter auch Generalleutnant Hans-Heinrich Sixt von Armin (1890-1952).

Der Opfergang der deutschen Juden im Ersten Weltkrieg wird in der deutschen Zeitgeschichte nicht erwähnt. Denn kaum jemand ist bekannt, dass von 100.000 deutschen Soldaten jüdischer Herkunft mehr als 12.000 für Kaiser und Reich gefallen sind. Dem Flieger-Leutnant Frankl wurde als einem der erfolgreichsten deutschen Jagdflieger mit 19 Abschüssen der preußische Pour le Mérite vom Deutschen Kaiser Wilhelm II. verliehen.

Weitere Vorhaben

Riggs sorgfältige und für viele erstaunlich klingende Untersuchung diente als Grundlage für eine geplante Dokumentation des Produzenten Frank Thomas, der mit der Dokumentarfilmerin Heike Mundzeck eine 90-minütige Sendung für den koproduzierenden WDR fertigstellte, die im Sommer 2006 der Öffentlichkeit präsentiert werden soll. Die „Filmstiftung NRW” förderte dieses aufklärende Projekt.

Werke

  • Bryan Mark Rigg: „Hitlers jüdische Soldaten.”

Aus dem Engl. von Karl Nicolai; Schöningh Verlag, 2003, Paderborn, 439 Sn., ISBN 3-506-70115-0.

Das Begleitwort zum brisanten Buch von Rigg schrieb Eberhard Jäckel.

Riggs Motto

Knowledge is better than ignorance, history better than myth. - Historiker Ian Kershaw

Wissen ist besser als Nichtwissen, Geschichte besser als Mythos.

Auszeichnungen

  • Rigg wurde mit dem William E. Colby Award 2003 ausgezeichnet.