CentOS
CentOS | |
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Standardeinstellung des Gnome-Desktops unter CentOS-7 | |
Entwickler | CentOS-Projekt |
Lizenz(en) | GPL und andere Lizenzen |
Erstveröff. | 14. Mai 2004 |
Akt. Version | 7.1-1503 (31. März 2015) 6.6 (28. Oktober 2014) 5.11 (30. September 2014)) |
Abstammung | GNU/Linux ↳ Red Hat Linux ↳ Fedora ↳ RHEL ↳ CentOS |
Architektur(en) | x86-64 |
Sonstiges | vollständig binärkompatibel zu Red Hat Enterprise Linux |
www.centos.org |
CentOS (Community ENTerprise Operating System) ist eine Linux-Distribution, die auf der Distribution Red Hat Enterprise Linux (RHEL) des Unternehmens Red Hat aufbaut. Die Distribution wird von einer offenen Gruppe von freiwilligen Entwicklern betreut, gepflegt und weiterentwickelt.
CentOS ist hinter Debian und Ubuntu die am dritthäufigsten verwendete Linux-Distribution für Web-Server.[1]
Hintergrund
Die kommerzielle Linux-Distribution RHEL kann nur im Zusammenhang mit Supportverträgen erworben werden. Die Firma Red Hat stellt aber alle Quellpakete von RHEL im Internet bereit, um die Anforderungen unterschiedlicher Lizenzen enthaltener freier Software zu erfüllen. Das ermöglicht es eine zu RHEL binärkompatible Linux-Distribution zu entwickeln. Durch die Binärkompatibilität ermöglicht CentOS, Computer mit einer RHEL-kompatiblen Linux-Distribution zu nutzen, ohne einen Supportvertrag mit Red Hat abschließen zu müssen. Auch ergibt sich, neben finanziellen Ersparnissen, der Vorteil, dass alle Software, die für RHEL angeboten wird, auch direkt und ohne Einschränkungen unter CentOS genutzt werden kann.
Am 7. Januar 2014 gaben Red Hat und das CentOS-Projekt bekannt, dass man sich zusammenschließe. Red Hat stellte vier der CentOS-Entwickler an und ein neues "CentOS Governing Board" – dem sowohl Mitarbeiter von Red Hat als auch Community-Mitglieder angehören – soll die zukünftige Entwicklung von CentOS führen.[2]
Zweck von CentOS
Der Zweck von CentOS ist, eine vollständig zu Red Hat Enterprise Linux binärkompatible Linux-Distribution zur Verfügung zu stellen. Hinzu kommt eine angestrebte schnelle Reaktionszeit in Bezug auf das Bereitstellen von Updates und die Möglichkeit, zusätzlich Support zu CentOS zu erwerben.
Enterprise-Betriebssystem
CentOS ist binärkompatibel zu RHEL und daher ebenfalls ein Enterprise-Betriebssystem, also ein Betriebssystem, das auf die Bedürfnisse großer Unternehmen und staatlicher Organisationen ausgerichtet ist. Als Enterprise-Betriebssystem ist es deshalb auf Stabilität und lange Wartungszyklen ausgelegt. Man kann CentOS bis zu zehn Jahre nutzen, ohne Pakete bzw. Softwareversionen migrieren zu müssen, weshalb es für den kommerziellen Einsatz geeignet ist. Für RHEL bieten große Softwarehäuser wie Oracle oder SAP Zertifikate an, die garantieren, dass deren Software auf RHEL problemlos funktioniert, was analog für große Hardwarehersteller gilt. Enterprise-Betriebssysteme findet man daher meist auf Workstations und Servern, wo ein extrem stabiler Betrieb verlangt wird. (Z. B. in der Wissenschaft, Forschung, Börse, Militär oder Raumfahrt.) Im Gegensatz zu RHEL gibt es für CentOS von den meisten Software- und Hardwareherstellern weder Zertifikate noch Support. Aufgrund der Binärkompatibilität zu RHEL kann es aber oft von den Voraussetzungen, die für RHEL geschaffen werden, direkt profitieren.
Unterstützte Architekturen
CentOS unterstützt nahezu alle Architekturen, für die auch Red Hat Enterprise Linux zur Verfügung steht.
In der neusten Version (7) werden folgende Architekturen uneingeschränkt unterstützt:
- AMD64 (x86-64) und Intel 64 (EM64T) (64 bit)
Die folgenden Architekturen werden von älteren CentOS-Versionen unterstützt:
- IBM Power und PowerPC (32/64 bit, u.a. Apple Macintosh, IBM iSeries und pSeries): nur CentOS 4.6 beta
- Sun SPARC (32/64 bit): nur CentOS 4.6 beta
- DEC Alpha (CentOs 4.6, 64 bit): nur CentOS 4.6
- IA-64 (z.B. Itanium) (64 bit): CentOS 3.1 bis 4.6
- IBM Mainframe (32/64 bit, IBM S/390 und IBM zSeries): CentOS 3.1 bis 4.6
- x86 (32 bit, i386-kompatibel): bis CentOS 2
Ein Live-CD-Image von CentOS ist auf der Homepage des Projekts verfügbar. Dieses Image kann auf eine CD-ROM gebrannt werden oder mit dem Befehl dd oder UNetbootin auf einen USB-Stick übertragen und danach gebootet werden.
Möglicherweise entstehen innerhalb des CentOS-Projekts sogenannte Special Interest Groups (SIG), die eine Portierung auf weitere Architekturen vornehmen werden.[3] An einer i686-Variante von CentOS 7 wurde im Januar 2014 gearbeitet.[4] Fertiggestellt wurde diese 32-Bit-Variante jedoch bisher (Juli 2014) nicht. Die ARM-Architektur wurde bisher nicht unterstützt.
Software-Management
Wie bei RHEL wird CentOS mit einem grafischen Installer mit dem Namen Anaconda installiert, der auch für Einsteiger leicht bedienbar ist. Bei der Softwareverwaltung setzt CentOS auf den Paketmanager RPM und die Software-Verwaltung yum. System-Komponenten sowie Anwendungen werden dabei online auf einem Repository-Server gesucht, von dort als RPM-Package heruntergeladen und installiert.
Software-Repositories anderer Hersteller
Repositories anderer Hersteller verfolgen meist andere Ziele oder eine andere Lizenzpolitik als CentOS. Nennenswert sind hier Dag Wieers, RPM Fusion, RPMForge und atrpms. Die Quellen sind nicht immer zueinander kompatibel. Darüber hinaus stellen immer mehr Softwareprojekte und Firmen, wie das GStreamer-Projekt, Skype oder Adobe Systems, das Mono-Projekt, eigene Repositories zur Verfügung.
EPEL
EPEL (Extra Packages for Enterprise Linux) ist ein vom Fedora-Projekt gepflegtes Repository, das portierte Pakete bereitstellt, die in Fedora selbst enthalten sind, aber nicht in RHEL, CentOS oder Scientific Linux. Weil diese Enterprise-Distributionen auf der Basis von Fedora entwickelt werden, sind meist nur sehr kleine Anpassungen an den Paketen notwendig. EPEL erweitert somit die Enterprise-Distributionen um viele dort nicht enthaltene Anwendungen und Treiber. Da EPEL allein vom Einsatz der Community abhängt, gibt Red Hat oder das Fedora Projekt für EPEL-Pakete keine Garantien, Support oder Zertifizierungen, wie dies für Pakete im offiziellen RHEL-Repository üblich ist.[5]
Upstream-Updates
Normalerweise können Upstream-Updates immer sehr zeitnah (praktisch Tagesfrist) zur Verfügung gestellt werden. Nur bei den etwa halbjährigen „Point-Releases“ von RHEL ist man einige Wochen (bisher schlimmstenfalls ein bis zwei Monate) davon abgeschnitten, da das Freiwilligen-Team von CentOS dann deutlich mehr zu tun hat. Während der Fertigstellung von CentOS 6.0 und 6.1 kam es zu einer sieben- respektive fünfmonatigen Verzögerung, weil sich das CentOS-Projekt zu jenem Zeitpunkt gerade neu organisierte.
Versionen
Ältere Version; nicht mehr unterstützt
Ältere Version; noch unterstützt
Aktuelle Version
Zukünftige Version
Version | RHEL Version | Linux Kernel-Version | Veröffentlichung | Unterstützung bis[6][7] |
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2.0 | 2.1 AS | 14. Mai 2000 | 31. Mai 2009 | |
3.0 | 3.0 | Ende 2003 | 31. Oktober 2010 | |
3.9 | 3.9 | 28. Juli 2007 | ||
4.0 | 4.0 | 2.6.9 | 1. März 2005 | 29. Februar 2012 |
4.6 | 4.6 | 16. Dezember 2007 | ||
4.7 | 4.7 | 13. September 2008 | ||
4.8 | 4.8 | 22. August 2009 | ||
4.9 | 4.9 | 3. März 2011 | ||
5.0 | 5.0 | 2.6.18-8 | 12. April 2007 | 31. März 2017 |
5.1 | 5.1 | 2.6.18-53 | 2. Dezember 2007 | |
5.2 | 5.2 | 2.6.18-92 | 24. Juni 2008 | |
5.3 | 5.3 | 2.6.18-128 | 1. April 2009 | |
5.4 | 5.4 | 2.6.18-164 | 21. Oktober 2009 | |
5.5 | 5.5 | 2.6.18-194 | 14. Mai 2010 | |
5.6 | 5.6 | 2.6.18-238 | 8. April 2011 | |
5.7 | 5.7 | 2.6.18-274 | 13. September 2011 | |
5.8 | 5.8 | 2.6.18-308 | 8. März 2012[8] | |
5.9 | 5.9 | 2.6.18-348 | 17. Januar 2013[9] | |
5.10 | 5.10 | 2.6.18-371 | 22. Oktober 2013[10] | |
5.11 | 5.11 | 2.6.18-398 | 30. September 2014[11] | |
6.0 | 6.0 | 2.6.32-71 | 10. Juli 2011[12] | 30. November 2020 |
6.1 | 6.1 | 2.6.32-131 | 9. Dezember 2011[13] | |
6.2 | 6.2 | 2.6.32-220 | 20. Dezember 2011[14] | |
6.3 | 6.3 | 2.6.32-279 | 9. Juli 2012[15] | |
6.4 | 6.4 | 2.6.32-358 | 9. März 2013[16] | |
6.5 | 6.5 | 2.6.32-431 | 1. Dezember 2013[17] | |
6.6 | 6.6 | 2.6.32-504 | 28. Oktober 2014[18] | |
7.0-1406 | 7.0 | 3.10.0-123 | 7. Juli 2014[19] | 30. Juni 2024 |
7.1-1503 | 7.1 | 3.10.0-229 | 31. März 2015[20] |
Einzelnachweise
- ↑ Usage of Linux for websites. 11. Januar 2012, abgerufen am 11. Januar 2012.
- ↑ Thorsten Leemhuis: Red Hat und RHEL-Kloner von CentOS schließen sich zusammen. Heise online, 7. Januar 2014, abgerufen am 8. Januar 2014.
- ↑ Anssi Johansson: CentOS 7.0.1406 Release Notes. CentOS Project, 15. Juni 2014, abgerufen am 17. Juli 2014 (englisch): „And we encourage people to join any of these SIGs or start up a new SIG, e.g. ARM, PPC and i686 port - help with porting CentOS to other architectures…“
- ↑ kbsingh: CentOS 7.0.1406 Release Notes. CentOS Project, 18. Januar 2014, abgerufen am 17. Juli 2014 (englisch).
- ↑ EPEL/FAQ. Red Hat, Inc., abgerufen am 3. September 2013 (englisch).
- ↑ Frequently Asked Questions about CentOS in general. What is the support end of life for each CentOS release? CentOS Project, abgerufen am 19. Juni 2014 (englisch).
- ↑ Red Hat Enterprise Linux Life Cycle. Red Hat Inc., abgerufen am 18. Juni 2014 (englisch).
- ↑ http://wiki.centos.org/Manuals/ReleaseNotes/CentOS5.8
- ↑ http://wiki.centos.org/Manuals/ReleaseNotes/CentOS5.9
- ↑ http://wiki.centos.org/Manuals/ReleaseNotes/CentOS5.10
- ↑ http://wiki.centos.org/Manuals/ReleaseNotes/CentOS5.11
- ↑ Release for CentOS-6.0 i386 and x86_64. 10. Juli 2011, abgerufen am 10. Juli 2011.
- ↑ Release for CentOS-6.1 i386 and x86_64. 9. Dezember 2011, abgerufen am 9. Dezember 2011.
- ↑ Release for CentOS-6.2 i386 and x86_64. 20. Dezember 2011, abgerufen am 20. Dezember 2011.
- ↑ Release for CentOS-6.3 i386 and x86_64. 9. Juli 2012, abgerufen am 9. Juli 2012.
- ↑ Release for CentOS-6.4 i386 and x86_64. 9. März 2013, abgerufen am 28. März 2013.
- ↑ Release for CentOS-6.5 i386 and x86_64. 1. Dezember 2013, abgerufen am 2. Dezember 2013.
- ↑ Release for CentOS-6.6 i386 and x86_64. 28. Oktober 2014, abgerufen am 28. Oktober 2014.
- ↑ Release for CentOS-7.0 x86_64. 7. Juli 2014, abgerufen am 7. Juli 2014.
- ↑ Release for CentOS-7 (1503) x86_64. 31. März 2015, abgerufen am 31. März 2015.