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Oswald Petersen

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Oswald Petersens Porträt Willy Brandts in der Kanzlergalerie des Bundeskanzleramts Berlin als viertes Bild von links

Oswald Petersen (* 2. Februar 1903 in Düsseldorf; † 5. Juni 1992 ebenda) war ein deutscher Maler.[1]

Leben

In seiner Heimatstadt Düsseldorf besuchte Petersen von 1909 bis 1921 das Realgymnasium und dann die Kunstakademie. In seiner Zeit an der Kunstakademie München (1923–1926), wo er nach eigenen Angaben "bummelte", wurde er 1924 Mitglied des Corps Transrhenania.[2] Oswald Petersen hatte zwei Töchter, Sabine und Katharina (Katrine).

Die Jahre in Paris (1927 – 1933)

André Lhote, fotografiert von Edmond Boissonnet

Von 1927 bis 1933 lebte er in Paris und studierte dort an der 1922 von André Lhote gegründeten Académie Lhote in der Rue d'Odessa am Montparnasse. Zu den Schülern des kubistischen Malers, Bildhauers und Kunsttheoretikers zählten unter anderem Tamara de Lempicka, Henri Cartier-Bresson, Alf Bayrle, Fred Klein und William Klein.

Studienreisen führten ihn in dieser Zeit regelmäßig nach Spanien, Italien und Südfrankreich. 1929 wurde er Mitglied des "Salon des Surindépendants" am Place Versailles. Gegründet von René Jacob Mendes-France, einem französischen Maler und Dichter, handelte es sich hierbei um eine Gruppe von fünfzig bis sechzig jungen Künstlern, davon einige aus Spanien, die nicht unbedingt ein einheitliches ästhetisches Programm verfolgten, sich aber einig in der Ablehnung des etablierten Kunstmarktes und der etablierten Galerien waren.[3] Im Jahr 1930 trat er der "Gruppe 1940" und von 1931 bis 1933 der "Rheingruppe" bei. Seine erste Einzelausstellung mit 70 Landschaften und 23 Kompositionen fand 1932 in der Galerie Jeanne Castel in der Rue Matignon in Paris statt. Zur gleichen Zeit kam es zu einer Begegnung mit Henri Matisse, der Petersen damals im Atelier aufsuchte und eineinhalb Stunden dessen Bilder durchsah.[4] Matisse riet dem jungen Künstler, wie dieser später erzählte, damals: "Komponieren Sie nach Farbklängen."

Im Jahr 1932 nannte der französische Dichter und Surrealist Robert Valençay in der "Revue d'Allemagne" Oswald Petersen einen Mann "éminemment sensible au jeu des Couleurs" und fuhr fort "... cette sensibilité est plutôt affaire de temperament que d'école". Zudem habe er seine Emotionen "zu einem bewußten konstruktiven Können entwickelt" und so diszipliniert.[5] Der französische Dichter und Kunstkritiker André Salmon attestierte ihm "une rare intelligence de composition".[6]

Der katalanische Maler und Kunstkritiker Rafael Benet i Vancells schreibt 1934 über Petersen anlässlich einer Ausstellung seiner Werke in Barcelona: "La retina joiosa de Petersen dringa al contacte amb l’iris de la llum solar. Paleta intensa i fina, a base de groc, de verd, de rosa i de blau."[7]

Rückkehr nach Deutschland (1933)

1933 "wegen Devisenschwierigkeiten"[8] über Saarbrücken nach Düsseldorf zurückgekehrt, stellte er seine Bilder 1933 im Museum Saarbrücken, 1934 in der Galerie Layetanas in Barcelona, in der Kunstsammlung Schulthess in Basel sowie 1935 in The Storan Gallery in London aus. Seit Mitte der 1930er Jahre führten ihn Studienreisen nach Schweden, Spanien, Italien, England und Jugoslawien.[9] 1937 stellte er in der Düsseldorfer Reichsausstellung Schaffendes Volk, einer auch nach außen hin bedeutenden Propagandaschau Deutschlands während des Nationalsozialismus, seine Landschaften aus. Diese wurden anlässlich des Besuchs von Adolf Hitler gegen gefälligere Porträts ausgetauscht. Vom Ende der 1930er Jahre bis 1988 stellte die Galerie Alex Vömel in Düsseldorf seine Bilder regelmäßig aus. 1937 machte er eine erste Sommerreise nach Schweden, 1938 nach Hiddensee und 1943 folgten mehrere Arbeitsaufenthalte im Allgäu. Das Kriegsende erlebte Petersen in Essen.[10]

Nachkriegszeit (ab 1945)

Henri Matisse am 20. Mai 1933

1945 stellte die Kunsthandlung Hella Nebelung in der noch vom Krieg zerbombten Ruine eines Patrizierhauses in der Hofgartenstraße 10 in Düsseldorf seine Werke aus. 1946 schloss Oswald Petersen sich der Rheinischen Sezession, 1949 der Neuen Rheinischen Sezession und 1950 dem Deutschen Künstlerbund an.[11] Mit Peter Janssen im Jungen Rheinland erhielt er 1952 gemeinsam den Cornelius-Preis der Stadt Düsseldorf. 1948 stellte er seine Werke im Suermondt- Museum in Aachen aus. 1953 fertigte er eine Serie großformatiger Seidendrucke zur Geschichte der Fürstäbtissinnen für den Gelben Saal im Saalbau Essen an. Gefördert von der Galeristin Hella Nebelung hatte er 1957, 1968 (Aquarelle) und 1977 (Porträts) Ausstellungen in der Städtischen Kunstsammlung Düsseldorf, 1960 beim Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen und 1967 in Oldenburg (Oldenburg). Ab den 1960er Jahren widmete sich Petersen, neben der Porträtmalerei, verstärkt der Aquarellmalerei. So entstanden teils großformatige Aquarelle von Schluchten auf Ischia und ab den 1980er Jahren auch Birkenwälder mit abstrakter Wirkung.

Künstlerfreundschaften

Er pflegte Künstlerfreundschaften u.a. zu Peter Janssen, Konrad Klapheck, Meret Oppenheim, Gotthard Graupner, Serge Brignoni, Lutz Brockhaus sowie Kai Lorentz und Lore Lorentz. Zudem verband ihn eine Freundschaft mit Jean Gérard Matisse (1899–1976), einem der beiden Söhne von Henri Matisse.[12] Oswald Petersen war Mitglied im Künstlerverein Malkasten im Düsseldorfer Malkasten-Haus.

Porträtmalerei

Er war, wie bereits sein Vater Walter Petersen (1862-1950), der "das Glück hatte Otto von Bismarck zu porträtieren"[13] Porträtmaler; sein bekanntestes Bild ist das von Willy Brandt. Für die Kanzlergalerie im Bundeskanzleramt porträtierte zunächst der Kölner Maler Georg Meistermann den scheidenden Kanzler. Das Bild galt als umstritten, man sprach von Brandt als "apokalyptischem Reiter". 1982 ließ er sich auf Drängen von Helmut Kohl erneut porträtieren, diesmal von Oswald Petersen. Das Bild hängt im Bundeskanzleramt.

Erst ab Ende der 1930er Jahre wandte er sich in stärkerem Maß der Porträtmalerei zu, weil er für seine Familie mit zwei Töchtern sorgen musste. Überhaupt war Petersen bekannt für Porträts von Industriellen und Personen des öffentlichen Lebens.

Die letzten Jahre

Düsseldorf - Kunstmuseum im Ehrenhof

Kurz vor seinem Tod erlebte er am 6. März 1992 noch die Eröffnung seiner Retrospektive "Oswald Petersen. Der Maler" mit Werken der Landschaftsmalerei aus den Jahren 1923 bis 1991 im Düsseldorfer Kunstmuseum im Ehrenhof und wohnte dem anschließenden Empfang in den Rheinterrassen bei. Noch im Jahr vor seinem Tod vollendete er ein großformatiges Porträt von Werner Schmalenbach, dem ehemaligen Direktor der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Das bereits fast fertige Porträt von Leo Brandt wurde nach Petersens Tod vom Düsseldorfer Maler Walter Ritzenhofen fertiggestellt.[14]

Ölgemälde (Auswahl)

  • 1922/23: "Im Garten"
  • 1926: "Straße in St. Germain"
  • 1926: "Markt in der Bretagne (Concarneaux)
  • 1926: "Fischerboote in der Bretagne (Südlicher Hafen)", Privatsammlung Andreas Thenhaus
  • 1926: "Meeresufer bei Blanes", Privatbesitz Düsseldorf
  • 1927: "Waldinneres bei Mirmande im Rhônetal"
  • 1927: "Mirmande im Rhônetal"
  • 1927: "Landschaft aus der Drôme"
  • 1928: "Stilleben"
  • 1929: "St. Tropez I"
  • 1929: "Landschaft in der Normandie"
  • 1931: "Collioure"
  • 1931: "Weinberg in Collioure"
  • 1931: "Küstenstraße bei Collioure", Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof
  • 1931: "Kleine Brücke (Parc Mont-Souri)"
  • 1931: "Parc Mont-Souri"
  • 1931: "Im Park", Privatbesitz Düsseldorf
  • 1931: "Kauernde Frauen"
  • 1931: "Mädchen auf dem Balkon"
  • 1931: "Mädchen an der Staffelei"
  • 1931: "Atelier", Rheinisches Landesmuseum Bonn
  • 1932: "Stilleben im Atelier", Kultusminister des Landes NRW
  • 1932: "Torso am Fenster"
  • 1932: "Südlicher Park", Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof
  • 1932: "Korkeichen bei Collioure"
  • 1932: "Banlieue de Paris"
  • 1932: "Landschaft bei Collioure"
  • 1933: "Park an der Côte d'Azur"
  • 1933: "Park", Privatbesitz Darmstadt
  • 1933: "Landschaft bei Tossa Del Mar"
  • 1933: "Landschaft am Meer bei Collioure", Privatbesitz Darmstadt
  • 1934: "Spanisches Dorf"
  • 1934: "Berge auf Ischia"
  • 1935: "Graslandschaft"
  • 1935: "Landschaft in der Baumblüte", Westdeutsche Landesbank Girozentrale, Düsseldorf
  • 1937: "Mittsommernacht", Stockholm
  • 1941: "Norddeutsches Gehöft"
  • 1944: "Handarbeit", Privatbesitz Zürich
  • 1949: "Weg in den Weinbergen"
  • 1949: "Reifes Mohnfeld", Privatbesitz Neuss
  • 1950: "Herbstabend", Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof
  • 1952: "Südliche Landschaft", Privatbesitz Köln
  • 1952: "Gärtnerei", Kultusminister des Landes NRW

Porträtmalerei (Auswahl)

  • 1928: "Selbstporträt im Atelier (Paris)", Privatsammlung Andreas Thenhaus
  • 1935: "Itta Niemeyer"
  • 1936: "Anna Maria Haeffs"
  • 1939: "Der Cellist Luigi Silva"
  • 1942: "Der Schauspieler Paul Wegener", Theatermuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf
  • 1943: "Der Schauspieler Will Quadflieg als Clavigo", Theatermuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf
  • 1943: "Tochter Katharina"
  • 1948: "Tochter Sabine"
  • 1951: "Hella Nebelung"
  • 1958: "Porträt Frau Girardet"
  • 1963: "Edwin Vömel"
  • 1966: "Wilhelm Zangen"
  • 1968: "Anna Klapheck"
  • 1969: "Mariella von Klenck"
  • 1971: "Hans-Georg Paffrath"
  • 1971: "Bettine Ruhrberg"
  • 1971: "Angelika Ruhrberg"
  • 1971: "Irene von Raggamby"
  • 1975: "Helmut Hentrich"
  • 1975: "Viktor Langen"
  • 1976: "Sigrun Asshauer"
  • 1991: "Werner Schmalenbach"

Einzelnachweise

  1. Sterbedatum nach Archiv Corps Transrhenania
  2. Kösener Corpslisten 1996, 177, 320
  3. Elizabeth Frank und Ellen Russotto: Esteban Vicente, Seite 15
  4. Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof: Oswald Petersen. Der Maler. Katalogbuch zur Ausstellung vom 7. März bis 26. April 1992
  5. Städtische Kunsthalle Düsseldorf: Oswald Petersen. Gemälde 1923 - 1977. Katalogbuch zur Ausstellung vom 02.12.1977 bis 22.01.1978
  6. Städtische Kunsthalle Düsseldorf: Oswald Petersen. Gemälde 1923 - 1977. Katalogbuch zur Ausstellung vom 02.12.1977 bis 22.01.1978
  7. Rafael Benet in ACTUALITAT ARTÍSTICA. 1. November 1934, Seite 6, veröffentlicht in "CRÒNIQUES D’ART A LA VEU DE CATALUNYA", Seite 135
  8. Städtische Kunsthalle Düsseldorf: Oswald Petersen. Gemälde 1923 - 1977. Katalogbuch zur Ausstellung vom 02.12.1977 bis 22.01.1978
  9. Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof: Oswald Petersen. Der Maler. Katalogbuch zur Ausstellung vom 7. März bis 26. April 1992
  10. Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen: Oswald Petersen. Katalogbuch zur Ausstellung vom 5. Juli bis 31. Juli 1960 in der Düsseldorfer Kunsthalle am Grabbeplatz
  11. Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof: Oswald Petersen. Der Maler. Katalogbuch zur Ausstellung vom 7. März bis 26. April 1992
  12. Städtische Kunsthalle Düsseldorf: Oswald Petersen. Gemälde 1923 - 1977. Katalogbuch zur Ausstellung vom 02.12.1977 bis 22.01.1978
  13. Walter Petersen: Vor grossen Zeitgenossen. Erinnerungen eines Malers. Verlag Karl Siegismund, Berlin, 1937
  14. Himmelmann, Nikolaus: "Antike zwischen Kommerz und Wissenschaft. 25 Jahre Erwerbungen für das Akademische Kunstmuseum Bonn", Opladen 1994, ISBN 978-3-663-01795-0