Ólavsøka

Die (oft auch: der) Ólavsøka (Aussprache: ['oulafsöka]) ist seit dem 13. Jahrhundert der Nationalfeiertag der Färöer am 28. Juli und besonders am 29. Juli. Er hat seinen Namen vom norwegischen König Olav Haraldsson, dem Heiligen (995-1030).
Auf deutsch wird dieser Tag auch als Sankt-Olafs-Tag bezeichnet. Allerdings ist in der Wahrnehmung der Färinger dieser Tag seinem Vorgänger, König Olav Trygvasson, gewidmet, der 999 das Christentum auf den Inseln einführen ließ.
Der Wortbestandteil -øka kommt vom färöischen Wort vøka, was in diesem Fall Vigilie, also ein nächtliches Kirchenfest, bedeutet. Das Wort vøka ist weiblich, daher ist auch das Wort Ólavsøka weiblich. Gebräuchlich ist aber im Deutschen die Verwendung der männlichen Form, wahrscheinlich, weil von dem Feiertag ausgegangen wird.
Die Ólavsøka ist immer auch der Tag der feierlichen Eröffnung des färöischen Parlaments, des Løgtings auf der Halbinsel Tinganes in der Hauptstadt Tórshavn. Havn, wie Tórshavn von den Einheimischen genannt wird, ist an diesem und dem vorhergehenden Tag Schauplatz des größten Volksfests der Färinger. Von überall her strömen die Menschen in die Hauptstadt. Auch im Ausland lebende Färinger werden die Ólavsøka in der fernen Heimat kaum versäumen wollen, schließlich ist dies ein guter Anlass, mit Verwandten und alten Freunden zu feiern.
Überall ist die färöische Flagge gehisst. Diejenigen, die eine traditionelle färöische Tracht im Kleiderschrank haben, ziehen diese selbstvertändlich an. Ob mit oder ohne Tracht, gemeinsam finden überall organisierte, aber auch spontane Kettentänze statt, welche eine Jahrhunderte alte Tradtion haben, und deren Texte über ungefähr 500 Jahre (von 1380 bis Ende des 19. Jahrhunderts) nur mündlich überliefert wurden. Diese Lieder umfassen meist dutzende, manchmal über 100, Strophen. Es gibt einen Vorsänger, der diese Strophen alle beherrscht, und so können die anderen Teilnehmer immer im Chor den Text wiederholen, während sie sich einghehakt in oft sehr großen Kreisen im Takt bewegen. Meist dient nur der reine Gesang als Musik hierfür.

Tórshavn ist zur Ólavsøka zugleich Schauplatz vieler Reden und Paraden. Als besonders wichtig gelten auch die Ruderwettkämpfe vor Tórshavn. Hier messen sich alljährlich sowohl Männer- als auch Frauen-Teams von allen Inseln im sehr beliebten Rudersport. Die traditionellen Boote mit den typischen Drachenköpfen werden voller Stolz im Hafen ausgestellt und vom fachkundigen Publikum gewürdigt, bevor sie zu Wasser gelassen werden.
Da die Ólavsøka mitten in der Hochsaison liegt, ist sie auch eine besondere Touristenattraktion. Es kommen sogar extra Besucher aus dem benachbarten Island, um sich wenigstens an diesem Tag beim Brudervolk blicken zu lassen.
Obwohl die Ólavsøka also der wichtigste Tag im färöischen Kalender ist, ist dort keine Straße und kein Ort nach Olav dem Heiligen benannt. Jener war auch nie persönlich auf den Inseln. Er war dort zu Lebzeiten sogar regelrecht unbeliebt wegen der hohen Steuerlast, die er den Färingern aufbürdete. Die Legende sagt (scherzhaft), dass das der Grund ist, weswegen es auf den Färöern keinen Wald gibt (der Baum im Hintergrund auf dem obigen Foto ist eine vereinzelte Ausnahme, da er sich mitten in Tórshavner Stadtzentrum befindet. Daneben gibt es in der Hauptstadt einen Park, welcher die einzige Art Wald auf den Inseln darstellt).