Hebräische Universität Jerusalem
האוניברסיטה העברית בירושלים Hebräische Universität Jerusalem | |
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Gründung | 1918 |
Trägerschaft | staatlich |
Ort | Jerusalem, Israel |
Präsident | Menachem Ben-Sasson[1] |
Studierende | 22.000 |
Mitarbeiter | 1.200 |
Website | www.huji.ac.il |




Die Hebräische Universität von Jerusalem (hebräisch האוניברסיטה העברית בירושלים, ha'universita ha'ivrit biruschalayim; arabisch الجامعة العبرية في القدس) ist die bedeutendste Universität Israels mit weltweitem Ruf. Seit dem Jahr 2009 ist Menachem Ben-Sasson Präsident der Hochschule.[1]
Geschichte
Am 24. Juli 1918[2] wurde der Grundstein für die Universität gelegt. Im Mandatsgebiet Palästina gab es jedoch auch Widerspruch gegen das Projekt, da einige zionistische Aktivisten eher eine agrarische Durchsiedlung des Landes für nötig hielten.[3] Die Idee, eine Universität in Jerusalem zu gründen, kam bereits beim ersten Zionistischen Kongress in Basel auf und wurde 1902 in einem Flugblatt von Chaim Weizmann, Martin Buber und Berthold Feiwel propagiert. Auch der jüdische Physiker deutscher Herkunft Albert Einstein zählte zu den Befürwortern. Er vererbte seine Schriften und seinen Besitz der Universität. Das Baugrundstück am Skopusberg wurde von russischen Zionisten erworben. Die Universität wurde am 1. April 1925 mit den drei Fakultäten Mikrobiologie, Chemie und Jüdische Studien eröffnet. Gründungsmitglied, seit 1925 Kanzler sowie von 1935 bis 1948 erster Präsident war Judah Leon Magnes.
In den 1930er Jahren bot die Universität vielen jüdischen Wissenschaftlern, die aus Europa vor den Nationalsozialisten fliehen mussten, eine neue Wirkungsstätte. Während des Unabhängigkeitskrieges 1948/1949 wurde der Skopusberg vom Rest des israelischen Jerusalem abgeschnitten und bildete eine israelische Exklave. Die Lehr- und Lerntätigkeit in der Universität musste verlagert werden. Dazu wurden der Givat Ram-Campus und der En Kerem-Campus im westlichen Jerusalem errichtet. Erst 1967, nachdem die israelischen Streitkräfte im Sechstagekrieg ganz Jerusalem besetzt hatten, wurde der Campus auf dem Skopusberg wieder eröffnet und erweitert und ist heute das Zentrum der Universität. Zur Universität gehört auch die agrarwissenschaftliche Fakultät in Rechovot.
Lehrangebot
Überblick
Die Hebräische Universität umfasst nahezu alle Gebiete der Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften. Sie hat sieben Fakultäten, 14 Fachbereiche und rund 90 Forschungsinstitute. Die Fakultäten umfassen Geisteswissenschaften, Sozialwissenschaften, Naturwissenschaften, Agrarwissenschaften, Medizin, Zahnmedizin und Jura. Zu den Fachbereichen gehören u.a. Erziehungswissenschaften, Sozialarbeit, Krankenpflege, Pharmazie, Tiermedizin und Ernährungswissenschaften.
Seit der Gründung der Universität wurden mehr als 95.000 Absolventen ihre Diplome überreicht. Zur Zeit studieren etwa 20.000 Studenten an der Hebräischen Universität. Weitere 10.000 nehmen an Zusatzstudien und Ergänzungsprogrammen teil.
Die Uni verteilt sich eigentlich auf 4 Standorte (Campus):
Mount Scopus

Auf dem nach Plänen Richard Kauffmanns, Ossip Klarweins und Heinz Raus angelegten Mount Scopus-Campus (Hebr.: Har HaTzofim הר הצופים) im Ostteil von Jerusalem befinden sich die Fakultäten für Humanwissenschaften, Jura und Betriebswirtschaft sowie die Rothberg International School, das 1978 gestiftete International Frank Sinatra Student Center, das Harry S. Truman Research Institute for the Advancement of Peace, das Mandelinstitut für Judaistik (Jewish Studies) und die neue School of Public Policy (Politikwissenschaften). Auf dem Gelände des Mount Skopus befindet sich ferner die 1981 errichtete Hecht Synagoge.
Givat Ram (Edmond Safra)

Der Givat-Ram-Campus, der nach Edmond Safra benannt wurde, beherbergt die naturwissenschaftlichen Institute. Außerdem befindet sich dort die National- und Universitätsbibliothek des Staates Israel, die etwa fünf Millionen Bänden umfasst. Sie stellt die weltweit größte Sammlung hebräischer Bücher dar. Zu der Bibliothek gehören die monumentalen Glasfenster von Mordechai Ardon.
En Kerem
In En Kerem ist der Campus zugleich das Gelände des Hadassah En Kerem Hospitals (Hadassah-Klinik für Medizin, Zahnmedizin und die Molekularbiologie).
Rehovot
In Rehovot befinden sich die Tiermedizinische und die Landwirtschaftliche Fakultät (Agrarwissenschaften).
Bekannte Professoren (alphabetisch)
- Robert J. Aumann, Nobelpreisträger 2005 (Wirtschaft)
- Jacob Bekenstein, Physiker
- Aaron Ciechanover, Nobelpreisträger 2004 (Chemie)
- Shmuel N. Eisenstadt, Soziologe und Historiker
- Menachem Elon, Jurist, 1977–1993 Richter am Obersten Gericht Israels
- Emil Fackenheim, Philosoph
- Evyatar Friesel, Historiker
- David Gross, Nobelpreisträger 2004 (Physik)
- Abraham Fraenkel, Mathematiker
- Yuval Harari, Historiker
- Avram Hershko, Nobelpreisträger 2004 (Chemie)
- Eva Illouz, Soziologin
- Daniel Kahneman, Nobelpreisträger 2002 (Wirtschaft)
- Menachem Magidor, (Mathematiker, bis 2008 Präsident der Universität)
- Raphael Mechoulam, Chemiker
- Eugen Mittwoch, Semitist und Islamwissenschaftler, 1916-18 Leiter der deutschen Nachrichtenstelle für den Orient, 1924 Gastprofessor an der Hebräischen Universität zum Aufbau der dortigen Semitistik
- Richard Koebner, Historiker
- Chaim Rabin, Sprachwissenschaftler
- Gershom Scholem, jüdische Mystik
- Gershon Shaked, Literaturwissenschaftler
- Alice Shalvi, Anglizistin und Feministin
- Ernst Simon, Religionsphilosoph
- Elieser Sukenik, Archäologe
- Gadi Taub, Historiker, Sozialwissenschaftler
- Claude Vigée, Dichter
- Moshe Zimmermann, Historiker
Bekannte Studenten (alphabetisch)
- Léo Apotheker (* 1953), Manager
- Ehud Barak (* 1942), israelischer Verteidigungsminister
- David Grossman (* 1954), israelischer Schriftsteller
- Jigael Jadin (1917–1984), israelischer Archäologe, Generalstabschef der Streitkräfte
- Ephraim Katzir (1916–2009), israelischer Biophysiker und vierter Staatspräsident Israels
- Elon Lindenstrauss (* 1970), israelischer Mathematiker und Träger der Fields-Medaille
- Ehud Olmert (* 1945), israelischer Ministerpräsident (2006-2009)
- Emanuele Ottolenghi (* 1969), italienischer Politikwissenschaftler
- Michael O. Rabin (*1931), israelischer Informatiker
- Ariel Scharon (1928–2014), israelischer Ministerpräsident (2001-2006)
- Hanin Soabi (* 1969), israelische Politikerin
- Adin Talbar (1921–2013), israelischer Sportler und Sportfunktionär
- Yochanan Vollach (* 1945), israelischer Fußballspieler
- Gil Yaron (* 1973), Arzt und Journalist
- Uri Zohar (* 1935), Filmregisseur, Schauspieler und Rabbiner
Freunde der Universität Jerusalem in Deutschland e. V.
Vorstand:[4]
- Wilhelm Freiherr Haller von Hallerstein (Vorsitzender)
- Heinrich Bonnenberg
- Martin Brezger
- Judith Epstein
- Anneliese Langner
- Soline Levy
- Ursula Raue
- Lala Süsskind
- Corinna von Anhalt
- Annette von Rantzau
Einzelnachweise
- ↑ a b Hebräische Universität Jerusalem (Hrsg.): Menahem Ben-Sasson. (HTML [abgerufen am 2012-7-9]).
- ↑ Mordecai Naor: Eretz Israel, Könemann, Köln, 1998, ISBN 3-89508-594-4, Seite 82
- ↑ Tom Segev : Es war einmal ein Palästina - Juden und Araber vor der Staatsgründung Israels, 4. Auflage, München, 2005, S. 220f
- ↑ FHUJ
Siehe auch
- Akademie für die hebräische Sprache
- Israelische Nationalbibliothek
- Bezalel Academy of Arts and Design
Weblinks
- Webseite der Universität (hebräisch, englisch)
- Tamara Traubmann: Arab students say Hebrew Univ. med school discriminates against them (Ha'aretz, 2. November 2006)
Koordinaten: 31° 48′ N, 35° 15′ O