Verklärung des Herrn

Verklärung des Herrn (lateinisch transfiguratio; griechisch [μεταμόρφωσις, Metamorphosis) bezeichnet ein Offenbarungsereignis, das nach dem Zeugnis der Evangelien drei Apostel erlebten, als sie Jesus Christus auf dem Berg Tabor in besonderer, verklärter Form und mit den Propheten Mose und Elija sahen.
Das Geschehen
Jesus nimmt die Jünger Petrus, Jakobus und Johannes beiseite und führt sie auf einen hohen, nicht näher bezeichneten Berg. Es wird ein Bezug zu der alttestamentlichen Bibelstelle Exodus 24 EU erkennbar, in der Mose in seinem Aufstieg Aaron, Nadab und Abihu, freilich auch noch 70 Älteste Israels, mitnimmt.
Beim Evangelisten Lukas heißt es: „Er stieg mit ihnen hinauf, um zu beten. Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes und sein Gewand wurde leuchtend weiß.“, Lk 9,28–36 EU. Auf dem Gipfel eines Berges wird Jesus vor den drei Jüngern von überirdischem Licht („Taborlicht“) überstrahlt („verklärt“). Im Markusevangelium steht darüber: „Seine Kleider wurden strahlend weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann.“, Mk 9,2–9 EU. Der Evangelist Matthäus schreibt: „Sein Antlitz strahlte wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht.“, Mt 17,1–8 EU.
Nun erscheinen Mose und Elija – Gesetzesordnung und Prophetie des Alten Bundes verkörpernd – und sprechen mit ihm. Die drei Apostel fallen vor Schrecken zu Boden. Der Apostel Petrus schlägt vor, drei Hütten zu bauen, somit ergibt sich wieder ein Bezug zum jüdischen Laubhüttenfest.
Da kommt eine Wolke (Schechina), und aus der Wolke ruft eine Stimme: „Dies ist mein geliebter Sohn.“ Dies ist die Proklamation der Sohnschaft. Die Taufszene (Mt 3,13 EU; Mk 1,9 EU; Lk 3,21 EU), wo die Stimme aus der Wolke dieselben Worte gesprochen hat, scheint sich zu wiederholen. Aber Gott fügt noch einen Imperativ hinzu: „Auf ihn sollt ihr hören.“
Zeitangabe
In den Evangelien erfolgt zunächst eine Zeitangabe. Matthäus und Markus sprechen von sechs Tagen. Lukas schreibt in seinem Bericht von etwa acht Tagen. Im jüdischen Festkalender trennen nur fünf Tage zwei bedeutende Feste: Jom Kippur, das große Versöhnungsfest, und das eine Woche lang dauernde Laubhüttenfest (Sukkot). An diesem Versöhnungsfest spricht der Hohepriester der Juden feierlich den Namen JHWH im Allerheiligsten des Tempels aus. Die Datierung des Ereignisses spricht für den letzten Tag des Sukkot.
Festtag

In den Ostkirchen mit der Lehre vom ungeschaffenen Licht des Kirchenvaters Gregorios Palamas hat das Fest der Verklärung Christi eine deutlich wichtigere Rolle als in den Westkirchen. Das Fest bildete sich dort im Zusammenhang mit einer von Kaiserin Helena auf dem Tabor gestifteten Kirche herausund wurde schon seit dem 5. Jahrhundert als Metamorphosis begangen. Wie das Kontakion lehrt, wird das Fest in Zusammenhang gesetzt mit dem Passionsgeschehen: „[…] und die Jünger schauten deine Herrlichkeit, […] auf dass sie zu erkennen vermöchten, dass dein Leiden freiwillig sei, wenn sie dich am Kreuze sähen, und der Welt verkündeten, dass wahrhaftig du des Vaters Abglanz bist.“ Im armenischen Ritus erscheint es im Wardawar-Brauch.
Als im Mittelalter die einzelnen Stationen des Lebensweges Jesu in den Blick genommen wurden, fand das Fest Eingang in Liturgie der lateinischen Kirche. Im Jahre 1457 wurde es durch Papst Callistus III. nach dem Sieg über die Türken bei der Belagerung von Belgrad (1456) in den liturgischen Kalender der lateinischen Kirche aufgenommen (In Transfiguratione Domini nostri Iesu Christi).
Das Fest der Verklärung wird nach dem liturgischen Kalender der orthodoxen Kirchen, der römisch-katholischen Kirche, der anglikanischen und der altkatholischen Kirche am 6. August gefeiert, in den lutherischen Gemeinden stets am letzten Sonntag nach Epiphanias. In den Kalendern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika und der Lutherischen Kirche – Missouri-Synode findet sich der 6. August als zusätzlicher Gedenktag,[1] ebenso wie auch im Evangelischen Tagzeitenbuch der Evangelischen Michaelsbruderschaft.
Patrozinien und Ort
Nach der außerbiblischen Überlieferung handelte es sich um den Berg Tabor in Galiläa. Die Kirchen mit dem Patrozinium des Festgeheimnisses nennt man Verklärungskirchen.
Literatur
- Jean Daniélou: Liturgie und Bibel. Die Symbolik der Sakramente bei den Kirchenvätern; Kösel, München 1973.
- Gerd Lüdemann: Der große Betrug. Und was Jesus wirklich sagte und tat. 4. Auflage. Klampen, Springe 2002, ISBN 3-924245-70-3.
- Henri de Lubac: Über Gott hinaus. Tragödie des atheistischen Humanismus. 7. Auflage. Johannes-Verlag, Einsiedeln 1984, ISBN 3-265-10279-3.
- John P. Meier: A Marginal Jew. Rethinking the Historical Jesus. Doubleday, New York 1991–2009 (The Anchor Bible reference library).
- Bd. 1: The roots of the problem and the person. 1991, ISBN 0-385-26425-9.
- Bd. 2: Mentor, message, and miracles. 1994, ISBN 0-385-46992-6
- Bd. 3: Companions and competitors. 2001, ISBN 0-385-46993-4 (Nachdruck: Yale University Press, New Haven u. a. 2008, ISBN 978-0-300-14032-3).
- Bd. 4: Law and love. 2009, ISBN 978-0-300-14096-5.
- Josef Ratzinger: Jesus von Nazareth. Von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung. Herder, Freiburg im Breisgau u. a. 2007, ISBN 978-3-451-29861-5.