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Platon

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Platon

Der griechische Philosoph Platon (auch: "Plato", eigentlich Aristokles) lebte in Athen von ca. 427 v. Chr. bis 347 v. Chr.. Er war ein Schüler des Sokrates und Lehrer des Aristoteles. In seinen Dialogen verwendet Platon oft Sokrates als literarische Figur. Dies ist die hauptsächliche Quelle für die Philosophie des Sokrates, der selbst keine schriftlichen Aufzeichnungen hinterlassen hat. Jedoch ist die Grenzlinie zwischen Platons eigener Philosophie und der des Sokrates schwer zu ziehen.

Platon gründete vor den Toren Athens die Akademie, eine nach dem Held Akademos benannte Gelehrtenschule, die erst 529 von Kaiser Justian aufgelöst wurde .

Philosophie

Platon entwickelte die Ideenlehre, nach der neben unserer sichtbaren, sinnlich wahrnehmbaren Welt eine zweite, die unsichtbare, aber ungleich seinsmächtigere Geist-Seele des Menschen, steht, in welcher die grundlegenden geistigen "Muster" vorhanden sind, nach denen wir die Welt erkennen. Diese "Muster" werden von ihm Ideen genannt. Die Ideen haben nach Platons Überzeugung ein geistiges Sein, deren Substanz durch Teilhabe im Sein, dem Grund schlechthin gründet. Erkenntnis ist deshalb nicht Abstraktion, wie später Aristoteles behauptet, sondern wir erkennen beim Betrachten der Welt die von unserer Geist-Seele im Moment der Erkenntnis erinnerten "Ideen" (Anamnesis), in jeweils unterschiedlicher Ausprägungsform dem sinnlichen Eindruck angepasst. Platon ist es so gelungen, eine auf der Aktivität und Struktur des menschlichen Geistes gründende Erkenntnistheorie darzulegen, die nach ihm von Augustinus weiterentwickelt und in dieser Höhe auch vom rationalen Idealismus späterer Jahrhunderte nicht übertroffen worden ist. Die überragende und grundlegende Bedeutung der platonischen Philosophie wird bisweilen pointiert so ausgedrückt, dass alle späteren Entwürfe der europäischen Philosophie im Grunde nur Fußnoten zu Platon seien. Erkenntnis- und Seinslehre (Ontologie) des Platon sind verbunden mit einem Menschenbild (Anthropologie), das allein aus der Liebe, dem Eros zum Guten aus edler Menschlichkeit, der Kalokagathia, die lebensnotwendige und erkenntnisstiftende Dynamik erhält.

Staatsaufbau

Platon baut den idealen Staat analog zur Seele des Menschen auf. Drei Stände entsprechen drei Seelenteilen: Die Philosophen (Regenten) entsprechen der Vernunft, die Wächter (Verteidiung nach außen und innen) stehen dem Mut gegenüber und der dritte Stand (Bauern und Handwerken) ist das Spiegelbild der Triebe. Ein Mensch ist dann glücklich, wenn seine drei Seelenteile im Gleichgewicht sind, ein Staat dann gerecht, wenn die drei Stände im Einklang leben.

Werke

  • Prozess und Tod des Sokrates
    • Apologie Die Verteidungsrede des Sokrates vor der Ratsversammlung.
    • Kriton Vergeblicher Versuch, Sokrates zur Flucht zu überreden.
    • Phaidon Über Philosophie und Tod, sowie die Unsterblichkeit der Seele.
  • Sophistendialoge
    • Protagoras Wie kann man Tugend lehren?
    • Ion Wissen und Fähigkeiten eines Rhapsoden (eine Art Vortragskünstler).
    • Hippias Maior Das Wissen des Hippias um schöne, edle Menschlichkeit.
    • Hippias Minor Das Wissen des Hippias um Tugend.
    • Euthydemus Über die Weisheit des Sokrates und die der Sophisten und die Macht der Rhetorik.
  • Personen- bzw. themenbezogene, begriffsklärende Gespräche
    • Laches Wodurch Söhne recht tüchtige Männer werden können.
    • Charmides Besonnenheit und Erkenntnis des Guten.
    • Euthyphron Über das Wesen der Frömmigkeit.
    • Lysis Über Freundschaft und Liebe.
    • TheagesKlärung eines Berufswunsches.
    • Alkibiades I Wie und wodurch wird Alkibiades ein guter Staatsmann?
    • Alkibiades II Über den Sinn des Betens.
    • Amatores Über die Philosophie.
    • Politeia I Über die Gerechtigkeit und deren Nutzen.
    • Gorgias Nicht Rhetorik, sondern Philosophie lehrt Tugend.
    • Kratylos Über die Bedeutung der Sprache.
    • Menexenos Sokrates hält eine Rede an die Gefallenen.
  • Ideendialoge
  • Ideenkritische Dialoge
    • Parmenides Über das Sein der Ideen.
    • Theaitetos Über vier aporetisch endende Definitionen von Wissen.
    • Sophistes Zum Wesen des Sophisten und des Philosophen/ Begründung einer Partizipationsmetaphysik.
    • Politicos Staatskunst und Regierungsformen.
    • Philebos Über das Gute und wie es zu erreichen ist.

Werkausgaben und Übersetzungen

Friedrich Schleiermacher schuf 1804-1810 eine Übersetzung der Platondialoge. An dieser sind insbesondere die Einleitungen zu den Dialogen, aber auch die sprachliche Qualität hervorzuheben.

Platons sämtlichen Werke sind 1994 auf deutsch bei Rowohlt in einer Paperbackausgabe erschienen. Titel: Platon: Sämtliche Werke. Band I-IV. Hamburg 1994. Die einzelnen Schriften darin werden im Vorspann mit den im Text wieder auftauchenden Überschriften als Inhaltsverzeichnis eingeleitet. Übersetzung nach Schleiermacher. Die Ausgabe enthält kein Register.

  1. Platon: Apologie des Sokrates, Kriton, Ion, Hippias II, Theages, Alkibiades I,Laches, Charmides, Euthyphron, Protagoras, Gorgias, Menon, Hippias I, Euthydemos, Menexemos. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1994 ISBN 3499555611
  2. Platon: Lysis, Symposion, Phaidon, Kleitophon, Politeia, Phaidros. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1994 ISBN 349955562X
  3. Platon: Kratylos, Parmenides, Theaitetos, Sophistes, Politikos, Philebos, Briefe. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1994 ISBN 3499555638
  4. Platon: Timaios, Kritias, Minos, Nomoi. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1994 ISBN 3499555646


Eine griechisch-deutsche Taschenbuch-Gesamtausgabe in 10 Bänden hat 1991 der Insel-Verlag herausgegeben. Titel: Platon: Sämtliche Werke. Band I-X. Frankfurt a.M. und Leipzig 1991. Auch hier wurde überwiegend auf Schleiermachers Übersetzungen zurückgegriffen, aber auch auf einige andere Übersetzer weniger bekannter Schriften.

Die Werke Platons werden im Allgemeinen nach der sogenannten Stephanusbezifferung zitiert. Dies geht zurück auf die Werkausgabe von Henricus Stephanus, Platonis opera quae extant omnia in 3 Bänden, Paris 1578, auch als Edicio Princeps bekannt. Die Stephanusziffern geben die Seiten- und Abschnittszahl des Zitats an, so verweist zum Beispiel 514a auf das Höhlengleichnis (Beginn des 7. Kapitels der Politeia). Die Authentizität einiger Werke der Stephanusausgabe wird heute angezweifelt, dazu zählen unter anderem die 13 Briefe und die Dialoge Alkibiades, Theages und Minos.

Literatur

Es gibt eine Fülle von Literatur zu Platon. Eine gute und brauchbare Übersicht dazu, die jedem Interessierten die Möglichkeit eröffnet, weitere Literatur zu finden, ist der kleine Platon-Band von Herwig Görgemanns. Er enthält nicht nur Bibliographisches und Informationen zur Quellenlage der Platonischen Schriften, sondern - neben einer kurzen Biographie Platons - eine philosophiegeschichtliche und literarische Übersicht über den Inhalt der meisten Schriften.

  • Herwig Görgemanns: Platon. Heidelberger Studienhefte zur Altertumswissenschaft. Heidelberg 1994. ISBN 3825302032


Eine weitere gute Einführung mit zahlreichen Literaturangaben ist:

  • Henning Ottmann: Geschichte des politischen Denkens. Bd. 1, 2. Hälfte, Stuttgart 2001.


Siehe auch: Griechische Philosophie, platonischer Körper, platonische Liebe, platonischer Dialog, Höhlengleichnis, Universalienproblem