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Lollarden

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Die Lollarden (Lollharden, englisch Lollars oder auch Matemans, Alexianer, Celliten), auch Wiklifiten, waren eine politische und religiöse Bewegung in England Ende des 14. /Anfang des 15. Jahrhunderts. Die Lollarden wurden als Häretiker verfolgt.

Name

Der Ursprung ihres Namens ist nicht bekannt, man vermutet die lateinische Bezeichnung "lolium" (Lolch, ‚Schwindelhafer’, ein Unkraut). Möglicherweise wurde damit ein Vergleich mit dem biblischen "Unkraut unter dem Weizen" gezogen, das nach der Ernte zu verbrennen sei. (Matthäus 13, 24-30). Es gibt auch einen Deutungsansatz, wo man den Namen vom niederländischen Wort für Murmeln (lollen) ableitet, weil sie bei auch bei den persönlichen Andachten und bei Bestattungen leise murmelnde Gesänge abhielten. Bei allen beiden Deutungen dieses Namens ist es jedoch unwahrscheinlich, das sich die Lollarden selbst so bezeichnet haben.

Ziele

Ihre Hauptforderung war eine Reform der katholischen Kirche. Nach ihrer Auffassung galt als Kriterium für einen Priester "wahrhaftige" Frömmigkeit als Voraussetzung für die Verwaltung der Sakramente; ein wahrhaftig gläubiger Laie habe die gleiche religiöse Autorität wie ein Priester und sei daher an eine kirchlich legitimierende Hierarchie nicht gebunden. Für sie galt der Begriff einer "Kirche der Geretteten", der sich auf die wahre Kirche Christi als eine rechtgläubige Gemeinschaft bezog, die sich nicht mit der römisch institutionalisierten Kirche deckte. Sie lehrten die Prädestination und befürwortete die apostolische Armut und die Besteuerung der kirchlichen Besitztümer. Sie lehnten die Transsubstantiation ab und befürworteten die Konsubstantiation. Sie verbreiteten trotz Verbotes die Bibel und religiöse Schriften in der englischen Sprache. (siehe: Bibelübersetzung). Aus diesen Gründen gelten sie als Vorläufer der Reformation in England.

Geschichte

Die Ursprünge der Lollarden finden sich in den Lehren des bedeutenden Oxforder Theologen John Wyclif Anfang der 1350er Jahre. Zahlreiche Handwerker und Kaufleute, später auch Adlige, schlossen sich dieser Bewegung an.

Die Lollarden wurden anfangs von Johann von Gent unterstützt, der ihnen einen gewissen Schutz und Rechtsstatus gewährte. Die Universität Oxford verteidigte ihre akademische Freiheit und schützte die lollardischen Lehrer in ihrem Bereich. Während ihre Kritik an der kirchlichen und politischen Macht wuchs, begriffen die weltlichen Mächte die Lollarden zunehmend als Bedrohung ihrer eigenen Privilegien sowie der Kirche und entzogen ihren Schutz. Die Dramatik dieser Wende wurde durch den politischen Rückzug Johann von Gents unterstrichen, der England verließ, um den Thron Kastiliens zu besteigen, den er durch seine zweite Frau beanspruchte.

Die Lollarden leisteten gegen die Angriffe seitens der Kirchen- und Staatsmacht entschiedenen Widerstand. Unter ihnen befand sich Thomas Arundel, Erzbischof von Canterbury.

Anfang des 15. Jahrhunderts sahen sie sich den schwersten Verfolgungen ausgesetzt. Für breites Aufsehen sorgte die Verbrennung des Handwerkers John Badby am Pfahl. Badby weigerte sich, den lollardischen Lehren abzuschwören. Dies war die erste Hinrichtung eines Laien in England aufgrund des Vergehens der Häresie. Ein anderer lollardischer Märtyrer war Thomas Harding, der 1532 in White Hill, Chesham starb.

Literatur

  • Richard Rex: The Lollards, Palgrave MacMillan 2003, ISBN 0333597516
  • Anne Hudson: The Premature Reformation: Wycliffite Texts and Lollard History, Oxford University Press 1988, ISBN 0198227620


Siehe auch: