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Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

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Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V.
(DEGAM)
Logo
Zweck: Förderung der Allgemeinmedizin
Vorsitz: Ferdinand M. Gerlach
Gründungsdatum: 12. Februar 1966 in Bad Godesberg
Sitz: Bonn
Website: www.degam.de

Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V. (DEGAM) ist eine gemeinnützige Fachgesellschaft, die die fachlichen und wissenschaftlichen Interessen der Allgemeinmedizin und damit der Hausärzteschaft in Deutschland vertritt. Präsident ist der Allgemeinmediziner und Wissenschaftler Ferdinand M. Gerlach, MPH, Vizepräsidenten sind Erika Baum (Marburg) und Martin Scherer (Hamburg). Die Gesellschaft wurde am 12. Februar 1966 in Bad Godesberg u. a. von Hermann Karger, der bis 1975 1. Vorsitzender war, gegründet. Im April 2009 wurde in Frankfurt am Main von Edmund Fröhlich eine Bundesgeschäftsstelle eingerichtet, die er seitdem auch leitet. Die Fachgesellschaft hat ihre Mitgliederzahl in den letzten fünf Jahren verdoppelt und hat heute mehr als 5.700 Mitglieder. Eng assoziiert mit der DEGAM sind die Gesellschaft für Hochschullehrer in der Allgemeinmedizin (GHA) - Vorsitzender ist Andreas Graf Luckner - sowie die Junge Allgemeinmedizin Deutschland (JADE).

Im Frühjahr 2012 wurde die DEGAM-Nachwuchsakademie zur Förderung des allgemeinmedizinischen Nachwuchses gegründet, in der in dreijährigen Programmen angehende Ärztinnen und Ärzte durch individuelles Coaching und Summerschoolprojekte für die Allgemeinmedizin begeistert werden sollen. Zudem können Medizinstudierende, die Interesse an der Allgemeinmedizin haben, kostenfrei DEGAM-Mitglied werden. Für Studierende, die eine Praxis für ihre Famulatur in der Allgemeinmedizin suchen, wurde eine internetgestützte Famulaturbörse eingerichtet, die Angebot und Nachfrage bundesweit strukturiert.[1]

Am 20. September 2012 wurden in Rostock einstimmig 24 Zukunftspositionen mit dem Titel „Allgemeinmedizin – spezialisiert auf den ganzen Menschen“ beschlossen.

Leitliniengestaltung

Die Fachgesellschaft ist industrieneutral, unabhängig, kritisch und wissenschaftlich, insbesondere durch die Erarbeitung von Behandlungsleitlinien für typische Beratungsanlässe in der Allgemeinärztlichen Praxis, für die es auch patientenrelevante Versionen gibt. Bisher wurden in der Ständigen Leitlinienkommission (Vorsitzender ist Prof. Dr. med. Martin Scherer) insgesamt 15 hausarztspezifische Leitlinien erstellt:

  1. Brennen beim Wasserlassen,
  2. Müdigkeit,
  3. Kreuzschmerzen,
  4. Ältere Sturzpatienten,
  5. Harninkontinenz,
  6. Pflegende Angehörige,
  7. Ohrenschmerzen,
  8. Schlaganfall,
  9. Herzinsuffizienz,
  10. Rhinosinusitis,
  11. Husten,
  12. Demenz,
  13. Nackenschmerzen,
  14. Halsschmerzen und
  15. Brustschmerz.

Am 3. Juni 2011 wurde aus aktuellem Anlass – insbesondere für Hausärzte – eine S1-Leitlinie zur Behandlung von EHEC/HUS vorgelegt. Zudem wurden im September 2013 16 S1-Handlungsempfehlungen erstellt:

  1. Antikoagulantien (neue orale),
  2. Bridging,
  3. DPP4-Hemmer ("Gliptine") in der Behandlung des Diabetes mellitus,
  4. Duale Plättchenhemmung - neue Thrombozyten-Aggregationshemmer,
  5. Durchfall (akuter),
  6. Entlassmedikation (Umgang mit, nach stationärem Aufenthalt akut/Reha),
  7. Ganz am Ende des Lebens,
  8. Gicht (akute),
  9. Gicht (chronische),
  10. Hämaturie (nicht sichtbare),
  11. Medikamentenmonitoring,
  12. MRSA: Altenpflegeheime,
  13. MRSA: Diagnostik,
  14. MRSA: Therapie,
  15. PSA Screening,
  16. Schmerzen (chronische).

Dr. Lothar Beyer-Preis

In Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutsches Institut für Allgemeinmedizin und der Dr. Lothar Beyer-Stiftung wird alle zwei Jahre der Deutsche Forschungspreis für Allgemeinmedizin (Dr. Lothar Beyer-Preis) ausgeschrieben.[2]

Publikationen

Die DEGAM ist Herausgeber der Zeitschrift für Allgemeinmedizin (ZFA), die im Deutschen Ärzte-Verlag erscheint und deren Besonderheit darin besteht, dass sie keine Anzeigen der Pharmaindustrie enthält. Geschäftsführender Herausgeber ist Michael M. Kochen, MPH (Freiburg).

Gliederung

Die DEGAM ist untergliedert in sechs Sektionen

  • Weiterbildung (Jean-Francois Chenot, Greifswald),
  • Fortbildung (Günther Egidi, Bremen),
  • Studium und Hochschule (Antje Bergmann, Dresden),
  • Versorgungsaufgaben (Uwe Popert, Kassel),
  • Forschung (Antonius Schneider, München),
  • Qualitätsförderung (Guido Schmiemann, Bremen),

sowie weitere Arbeitsgruppen:

  • Komplementärmedizin (Stefanie Joos, Heidelberg, Corina Güthlin, Frankfurt),
  • Psychosomatik (Iris Veit, Herne),
  • Diabetes (Til Uebel, Ittlingen),
  • Neue Medien (Uta-Maria Waldmann, Ulm),
  • Famulatur (Reinhold Klein, Egenburg).

Veranstaltungen

Jährlich findet - ohne die bei Ärztekongressen sonst übliche Pharmaindustrieausstellung - ein wissenschaftlicher Kongress statt: Der Kongress 2014, der vom 18. bis zum 20. September 2014 in Hamburg mit dem Themenschwerpunkt "Allgemeinmedizin: Spezialisiert auf den ganzen Menschen" stattfand, stellte mit 720 Anmeldungen einen Teilnahmerekord auf und dokumentiert die Bedeutung und das Interesse an einer qualifizierten Allgemeinmedizin.[3] Im Jahr 2015 findet der Kongress vom 17. bis zum 19. September in Kooperation mit der Südtiroler und der Österreichischen Fachgesellschaft für Allgemeinmedizin in Bozen statt. Schwerpunktthema: "Bedeutung der Allgemeinmedizin: für Patient, Familie und Gesellschaft"

Partnerorganisationen

Die DEGAM gehört der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) sowie der WONCA (Weltorganisation für Allgemein- und Familienmedizin) an und kooperiert mit der Jungen Allgemeinmedizin Deutschland (JADE).

Einzelnachweise

  1. Famulaturbörse.
  2. Dr. Lothar Beyer-Preis. (HTML) Abgerufen am 2. März 2011.
  3. DEGAM - 48. Kongress für Allgemeinmedizin & Familienmedizin 2014