Eurokorps
Eurokorps | |
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Eurokorps-Abzeichen | |
Aufstellung | 1. Oktober 1993 |
Staat | ![]() |
Streitkräfte | ![]()
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Typ | ![]()
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Stärke | ca. 50.000 |
Hauptquartier | Straßburg ![]() |
Führung | |
Kommandierender General | Generalleutnant Guy Buchsenschmidt ![]() |
Stellvertretender Kommandierender General | Generalmajor Adolfo Orozco ![]() |
Chef des Stabes | Generalmajor Thierry Corbet ![]() |
Das Eurokorps ist ein multinationaler militärischer Großverband der Staaten Deutschland, Frankreich, Belgien, Spanien und Luxemburg (Rahmennationen), der allen Mitgliedsstaaten der EU und NATO assoziierten Staaten offensteht. Zu Ausbildungszwecken nimmt auch das polnische Heer in Brigadestärke am Eurokorps teil und wird 2016 die sechste vollwertige Rahmennation werden. Das Korps stellt Kräfte für EU- und NATO-Missionen, u. a. für die schnelle Eingreiftruppe der NATO.
Geschichte
Auf der Grundlage des Beschlusses des deutsch-französischen Gipfeltreffens am 22. Mai 1992 in La Rochelle wurde das Eurokorps gegründet, das am 1. Oktober 1993 mit dem Dienstantritt von Generalleutnant Helmut Willmann offiziell geschaffen und am 5. November 1993 in Straßburg der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Im SACEUR-Abkommen vom 21. Januar 1993 wurden die Beziehungen und Kompetenzen zwischen NATO und Eurokorps geregelt.
Die bereits 1989 aufgestellte Deutsch-Französische Brigade ist seit 1991 einsatzbereit. Ab 25. Juni 1993 beteiligte sich Belgien, ab 1. Juli 1994 Spanien und ab 7. Mai 1996 auch Luxemburg am Eurokorps.
Im September 2002 wurde das Eurokorps in ein so genanntes „schnelles Reaktionskorps“ umgewandelt, das nicht nur der EU, sondern auch der NATO zur Verfügung steht. Das Korps ist in der NATO-Kommandostruktur als Rapidly Deployable Corps Headquarters mit Unterstellung zum Supreme Headquarters Allied Powers Europe (SHAPE) klassifiziert und stellt turnusmäßig Kräfte für die NATO Response Force. Seitdem sind im Korpsstab Offiziere mehrerer NATO-Bündnispartner gewesen: Griechenland (2002), Türkei (2002), Polen (2003), Kanada (–2007), Italien (2009). Zudem wurden Verbindungsoffiziere aus Großbritannien, Italien und den Niederlanden dorthin entsandt.[1] Am 25. Februar 2003 unterzeichneten die EU-Nationen Österreich und Finnland in einer feierlichen Zeremonie in Straßburg ein Abkommen, auf dessen Grundlage sie nunmehr Personal in das Straßburger Hauptquartier des Eurokorps entsandten. Finnland verblieb beim Eurokorps bis 2005, Österreich bis 2011.[2]
Mit dem Straßburger Vertrag vom 26. Februar 2009 hat das Eurokorps eine eigene Rechtspersönlichkeit erhalten.[3]
Einsätze
Balkan
Anfang 1998 verstärkten Soldaten des Korps das SFOR-Hauptquartier. 2000 stellte das Korps das KFOR-Hauptquartier im Kosovo.
Afghanistan
2004 stellte das Eurokorps den Kern des Hauptquartiers für ISAF in Kabul, erneut vom 1. Juli 2006 bis 31. Dezember 2006 im Rahmen der Führung der Landstreitkräftekomponente der Eingreiftruppe NATO Response Force 7 (NRF 7) sowie im zweiten Halbjahr 2010 (NRF 15).[1] 2012 entsandte das Eurokorps 275 Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften in drei verschiedene Hauptquartiere nach Kabul. Am 24. Januar 2013 kehrten die letzten Teile des zweiten Kontingents nach Straßburg zurück. Dieses war der vierte Einsatz des Eurokorps.[1]
Verbands- und Barettabzeichen
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Verbandsabzeichen
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Barettabzeichen
Das Verbandsabzeichen zeigt ein nach oben gerichtetes Schwert auf einem EU-blauen Hintergrund und der stilisierten Darstellung des europäischen Kontinents mit 9 (nur teilweise sichtbaren) verzerrten goldenen Sternen. Das Verbandsabzeichen wird – zumindest bei den deutschen Anteilen des Korps – auf dem linken Ärmel des Dienstanzugs getragen. Das Barettabzeichen ist einheitlich für alle Mitglieder des Korpsstabes und an das Verbandsabzeichen angelehnt. Zusätzlich zeigt es die 12 Sterne, die auch auf der Flagge der Europäischen Union abgebildet und auf dem Verbandsabzeichen nur unvollständig und verzerrt abgebildet sind. Auch die deutschen Truppenanteile tragen dieses Abzeichen und nicht wie gewöhnlich eines, das ihre Truppengattung anzeigt. Wie auch die Soldaten der Deutsch-Französischen Brigade, die allerdings ein eigenes Abzeichen haben, tragen die Soldaten ein marineblaues Barett.
Organisation

Das Eurokorps wird von einem Drei-Sterne-General geführt. Ihm ist ein Zwei-Sterne-General als Stellvertreter beigeordnet. Der Chef des Stabes ist ebenfalls Zwei-Sterne-General. Dieser hat drei Stellvertreter (jeweils ein Ein-Sterne-General): für Operationen, für Unterstützung und für Ausbildung/Ressourcen. Zudem gibt es Verbindungselemente der Marine und der Luftstreitkräfte.
Mit Ausnahme von Belgien und Luxemburg unterstellen die Nationen im Bedarfsfall eine Division. Damit ist auch das Eurokorps kein ständig präsenter Großverband, es hat aber die Deutsch-Französische Brigade unter seinem Kommando. Diese etwa 6.000 Soldaten starke Infanteriebrigade ist ein ständiger präsenter Verband und war auch schon auf dem Balkan und Afghanistan im Einsatz. Das Korps besteht jetzt aus etwa 65.000 Soldaten und ist seit 1995 einsatzbereit. Eine weitere Brigade ist die Multinational Command Support Brigade (MNCS Bde), die zur Unterstützung des Stabes dient (z. B. Führungsunterstützung (Fernmelder und Elektronische Kampfführung), Pioniere, Feldjäger und ABC-Abwehr). Auch sie wird nur im Bedarfsfall voll aktiviert und kann je nach Einsatzform differenziert zusammengestellt werden. Im Frieden ist die Brigade nur 80 Soldaten stark. Die Stehzeit der Angehörigen des Stabes beträgt rund drei bis vier Jahre, die Generale wechseln alle zwei Jahre.[1]
Neben der bedarfsgesteuerten Unterstellung unter EU und SHAPE werden die nationalen Kontingente auch der ständig präsenten Truppenteile truppendienstlich national geführt. Die deutschen Anteile beispielsweise werden durch das Kommando Heer geführt.
Der Offizierverein des Eurokorps heißt seit 2004 CLUO (Club des Officiers). Präsidenten des Clubs: seit 2011 Marylin Mingou. Der Unteroffizierverein hat sich den Namen CLUSO (Club des Sous-officiers) gegeben. Beide Vereine tragen zum Zusammenhalt der Mitglieder und ihrer Familien in einer multinationalen Gemeinschaft bei.
Deutsch und Französisch sind die offiziellen Sprachen. Englisch ist die Einsatzsprache.[4]
Kommandierende Generale
Folgende Kommandierende Generale führten bisher das Korps:
Nr. | Name | Nation | Beginn der Berufung | Ende der Berufung |
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11 | Generalleutnant Guy Buchsenschmid | Belgien | 28. Jun 2013 | |
10 | Generalleutnant Olivier de Bavinchove | Frankreich | 1. Jul. 2011 | 28. Jun. 2013 |
9 | Generalleutnant Hans-Lothar Domröse | Deutschland | 25. Sep. 2009 | 1. Jul. 2011 |
8 | Generalleutnant Pedro Pitarch | Spanien | 21. Sep. 2007 | 25. Sep. 2009 |
7 | Generalleutnant Charles-Henri Delcour | Belgien | 23. Sep. 2005 | 21. Sep. 2007 |
6 | Generalleutnant Jean-Louis Py | Frankreich | 4. Sep. 2003 | 23. Sep. 2005 |
5 | Generalleutnant Holger Kammerhoff | Deutschland | 10. Dez. 2001 | 4. Sep. 2003 |
4 | Generalleutnant Juan Ortuño Such | Spanien | 26. Nov. 1999 | 10. Dez. 2001 |
3 | Generalleutnant Leo Van Den Bosch | Belgien | 1. Jan 1998 | 26. Nov. 1999 |
2 | Generalleutnant Pierre Forterre | Frankreich | 31. Jan. 1996 | 15. Dez. 1997 |
1 | Generalleutnant Helmut Willmann | Deutschland | 1. Okt. 1993 | 31. Jan. 1996 |
Aktuelle deutsche Generale im Eurokorps
Seit dem 28. Juni 2013 ist der deutsche Brigadegeneral Franz Xaver Pfrengle als stellvertretender Chef des Stabes für Operationen (DCOS Ops) im Stab des Eurokorps eingesetzt. Er löste damit Generalmajor Walter Spindler als dienstgradhöchsten deutschen Soldaten im Eurokorps ab, der bis dahin stellvertretender Kommandeur war.
Eurokorps-Gliederung 2011
- Multinationaler Korpsstab Straßburg
- Multinationale Führungsunterstützungsbrigade
- die Deutsch-Französische Brigade
- ein État-Major de Force, Frankreich (Brigaden des französischen Heeres werden nach Bedarf dem État-Major de Force unterstellt)
- eine Division, Deutschland
- die 1. Medium Brigade, Leopoldsburg, Belgien
- eine Aufklärungskompanie, Diekirch, Luxemburg
- die Cuartel General del Mando de Fuerzas Pesadas, Spanien mit drei schweren Brigaden
- Fernmeldekompanie Eurokorps Sigmaringen
Die genaue Zusammensetzung variiert, bleibt jedoch qualitativ vergleichbar.
Eurokorps-Gliederung 2007

Das Eurokorps ist 2007 wie folgt gegliedert:
- Multinationaler Korpsstab
- Multinationales Stabs- und Versorgungsbataillon
- 10. Panzerdivision, Deutschland
- État-Major de Force 3, Frankreich
- eine Panzerbrigade
- eine Mechanisierte Brigade
- Unterstützungstruppen nach Bedarf
- División de Infantería Mecanizada Brunete n. 1, Spanien
- 10. Mechanisierte Infanteriebrigade „Guzmán el Bueno“
- 11. Mechanisierte Infanteriebrigade „Extremadura“
- 12. Panzerbrigade „Guadarrama“
- COMOPSLAND, Belgien
- 1. Mechanisierte Brigade
- 7. Mechanisierte Brigade
- Aufklärungskompanie, Luxemburg
- Deutsch-Französische Brigade
- seit 1. April 2007 Fernmeldekompanie Eurokorps in Sigmaringen
Eurokorps-Gliederung 1997/98
- Multinationaler Korpsstab
- Multinationales Stabs- und Versorgungsbataillon in Straßburg (ein gemischter Unterstützungsverband, der aus nationalen Kompanien bestand, ausgerüstet einheitlich mit Sturmgewehr FAMAS und Standardmaschinengewehr MG3)
- Deutsch-Französische Brigade in der Robert-Schuman-Kaserne in Müllheim im Markgräflerland (5.000 Soldaten)
- 10. deutsche Panzerdivision in Sigmaringen (18.000 Soldaten)
- 1. belgische mechanisierte Division in Saive (Belgien)
- 42ème Régiment de Transmission (42. französisches Fernmelderegiment) in Achern
- 1er division blindée (1. französische Panzerdivision) mit Stab in Baden-Baden; ab Juli 1999: 1re brigade mécanisée (1. mechanisierte Brigade)
- eine Aufklärungskompanie (Luxemburg), die am 11. Dezember 1996 in die belgische 1. Mechanisierte Division aufgenommen wurde
- 10. mechanisierte Infanteriebrigade „Guzmán el Bueno“ in Córdoba (Spanien) (4.500 Soldaten), ab Oktober 1998 wurde die gesamte 1. Mechanisierte Division mit Stab in Burgos dem Eurokorps zugeordnet (dann 15.000 Soldaten)
Teilnehmende Staaten
„Framework nations“:
Belgien – seit 1993
Frankreich – seit 1992
Deutschland – seit 1992
Luxemburg – seit 1996
Spanien – seit 1994
Zusätzliche Nationen:
Griechenland – seit 2003
Italien – seit 2009
Polen – seit 2003 (ab 2016 „Framework nation“)
Türkei – seit 2003
Siehe auch
Literatur
- Uwe R. Proll: Eurokorps – Das Handbuch. Bd. 1, Bonn: ProPress Verlag GmbH, 1994
- Philipp Wassenberg: Das Eurokorps – Sicherheitsrechtliches Umfeld und völkerrechtliche Bedeutung eines multinationalen Großverbands. Baden-Baden: Nomos, 1999
- Eurokorps: Europäische Verteidigung – Eine kritische Bestandsaufnahme. Bd. 3, Bonn: ProPress Verlag GmbH, 2002
- Wichard Woyke: Deutsch-französische Beziehungen seit der Wiedervereinigung – Das Tandem fasst wieder Tritt (= Grundlagen für Europa). 2. Aufl., VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004, S. 156. ISBN 3-8100-4174-2
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Vgl. Domröse, Hans-Lothar 2011: „Zwei Jahre Kommandierender General des Eurokorps. Eine persönliche Bilanz.“ In: Europäische Sicherheit Nr. 10/2011. S. 13–16.
- ↑ ww.bmlv.gv.at.
- ↑ Vgl. „La participation de la France aux corps militaires européens permanents“, www.ccomptes.fr (PDF).
- ↑ Directive No. 2 pour le Général commandant le Corps européen v. 14. November 1994: Langues au Corps européen.
Koordinaten: 48° 32′ 54,9″ N, 7° 46′ 57,4″ O