Satyrspiel

Ein Satyrspiel ist eine Gattung des antiken Dramas, die von Pratinas wahrscheinlich 502/501 v. Chr. in Athen eingeführt wurde.
Am tragischen Agon der Großen Dionysien wurden jeweils drei Tragödien und ein Satyrspiel von insgesamt drei Tragikern aufgeführt. Das Satyrspiel ist ein heiteres, befreiendes Nachspiel, das den drei Tragödien folgte. Tragödien und Satyrspiel bilden eine Tetralogie. Formal gliedert sich das Satyrspiel gleich der Tragödie in Prolog, Parodos, Stasima und Epeisodia sowie Exodos.
Bei den Namensgebenden Satyrn handelt es sich um mythologische Figuren, halb Mensch, halb Tier. Es sind Walddämonen, die sich gern um Dionysos scharen, dessen Schwäche für Sinnesgenüsse sie teilen. In den athenischen Satyrspielen kommentierte eine Gruppe Satyrn, geführt von einem Silen, der auch als Schauspieler in den Epeisodien auftritt, das Geschehen. „Gestaltet werden … aus dem reichen Reservoir des Mythos heitere oder doch unproblematische, oft märchenhafte Stoffe.“[1] Das einzige vollständig überlieferte Satyrspiel von etwa 300, die während der Großen Dionysien im 5. Jahrhundert v. Chr. zur Aufführung gelangt sein müssten, ist der Kyklops (ca. 408 v. Chr.) von Euripides. Von etwa 75 Satyrspielen sind Autor und Titel bekannt. Außerdem sind von einigen Stücken mehr oder minder kurze Fragmente erhalten. Größere Partien wurden im ägyptischen Oxyrhynchos von Sophokles’ Ichneutai mit etwa 450 Versen und den Diktyulkoi des Aischylos mit etwa 830 Versen gefunden.
Ein Satyrspiel in diesem Sinne, das auf seine Tannhäuser-Tragödie folgen sollte, schuf Richard Wagner mit seiner musikalischen Komödie Die Meistersinger von Nürnberg. Friedrich Dürrenmatt bezeichnete seine Komödie "Die Physiker" (1961) als Satyrspiel. Kürzlich erschien das Satyrspiel "Die Visite" (2014) von Karl F. Masuhr. [2] Beide Stücke sind burleske Kriminalkomödien, die in der klinischen Wirklichkeit spielen.
Literatur
- Ralf Krumeich, Nicolaus Pechstein, Bernd Seidensticker (Hrsg.): Das griechische Satyrspiel. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1999, ISBN 3-534-14593-3.
- Rebecca Lämmle: Das Satyrspiel. In: Bernhard Zimmermann (Hrsg.): Handbuch der griechischen Literatur der Antike. Band 1: Die Literatur der archaischen und klassischen Zeit. C. H. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-57673-7, S. 611–663.
- Rebecca Lämmle: Poetik des Satyrspiels. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2013, ISBN 978-3-8253-6064-1.