Rockwell B-1
Die Rockwell B-1 Lancer (seit der Übernahme von Rockwell International durch Boeing auch: Boeing B-1) ist ein schwerer Langstreckenbomber, der von der US Air Force seit 1986 eingesetzt wird.

Die B-1 war Mitte der 1960er Jahre als schneller und hochfliegender Nuklearbomber und Nachfolger der Mach-3 schnellen, aber wegen ihrer viel zu großen Radarsignatur gestoppten North American XB-70 geplant und sollte die B-52 ablösen. Im Juni 1970 erhielt North American Rockwell (ab 1973 Rockwell International) den Zuschlag und baute vier Prototypen. Der Erstflug einer B-1A fand am 23. Dezember 1974 statt. 1977 wurde die Weiterentwicklung unter Präsident Carter gestoppt, da die Fortschritte der sowjetischen Luftabwehr ein Überleben im Einsatzfall unwahrscheinlich machten. Die Reagan-Regierung ließ das Projekt 1981 wieder aufleben und gab die äußerlich kaum veränderte, aber technisch verbesserte B-1B in Auftrag. Das Einsatzprofil hatte sich gewandelt zum tieffliegenden, langsameren (aber immer noch überschallschnellen) Bomber mit geringer Radarsignatur und der Fähigkeit, Präzisionsbomben tief ins feindliche Land zu transportieren.
Fortschritte in der Miniaturisierung des phasengesteuerten Radars ermöglichten schliesslich die Installation an Bord von Flugzeugen. Um seine Mission erfüllen zu können, brauchte die B-1B unbedingt ein solches System. Es verfügte über ein für Flugzeuge damals revolutionäres AN/APQ-164 phasengesteuertes Phased Array Radarsystem mit passiver elektronischer Strahlschwenkung. Dadurch wurde die Signatur des Radars drastisch verringert und dank des agilen Strahls konnte es mehrere Aufgaben gleichzeitig erfüllen (Zielsuche, Zielverfolgung, Waffensteuerung, Geländeverfolgung). Der agile Strahl konnte sich millisekundenschnell von einem Objekt zum anderen bewegen. Das einzige andere Flugzeug, welches damals über ein solches System verfügte, war die Mikojan-Gurewitsch MiG-31 mit dem SBI-16 ZASLON. Die E-3 AWACS hat ein nur im Azimuth phasengesteuertes System. Modernere Systeme wie der AN/APG-77 arbeiten mit aktiver elektronischer Strahlschwenkung (Active Electronically Scanned Array).
Das B-Modell flog am 18. Oktober 1984 zum ersten Mal. Die Auslieferung der ersten B-1B an die Dyess Air Force Base erfolgte im Juni 1985. Insgesamt wurden bis 1988 von der US Air Force 100 B-1B zum Stückpreis von 200 Mio. Dollar beschafft. Es war mit 20,5 Mrd. US-Dollar das kostenintensivste Bauprogramm der US-Air Force bis dahin. Dabei ist auch beachtenswert das der B-2 Bomber bereits in der Entwicklung war, dessen Stealth Eigenschaften optimiert wurden und somit die B-1 nur als Zwischenlösung galt.
Im Oktober 1997 verlor die B-1 ihre Rolle als Nuklearbomber an die besser getarnte Northrop B-2, im Gegenzug wurde das Spektrum der verwendbaren konventionellen Waffen nach und nach erweitert. Um Kosten zu sparen, begann die USAF Mitte 2002 mit der Reduzierung ihrer B-1-Flotte von 93 auf 60 Maschinen und der Verringerung der Stationierungsorte von fünf auf zwei. Für 2005 ist geplant, einige der eingemotteten Flugzeuge zu reaktivieren.
Durch die Schwenkflügel und starken Triebwerke verfügt die B-1B über eine sehr große Reichweite und hervorragende Tiefflugeigenschaften. Die nach vorn geschwenkten Flügel verleihen ihr gute Kurzstarteigenschaften. In der Luft werden die Flügel entweder für große Reichweiten nach vorn oder für Höchstgeschwindigkeit nach hinten geschwenkt.
Technische Daten
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Hersteller | Rockwell International |
Triebwerke | Vier General Electric F-101-GE-102 Turbofans |
Schub | 30.780 Pfund bzw. 136,92 kN je Triebwerk |
Höchstgeschwindigkeit | 1205 km/h auf Seehöhe und 1329 km/h in großer Höhe |
Leergewicht | 86.183 kg |
Max. Startgewicht | 216.365 kg |
Dienstgipfelhöhe | >9100 m |
Einsatzreichweite | 11.265 km (bei Luftbetankung global) |
Spannweite | 41,67 m ungeschwenkt, 23,84 m nach hinten geschwenkt |
Länge | 44,81 m |
Höhe | 10,36 m |
Flügelfläche | 181,2 m² |
Besatzung | Vier Mann (Flugzeugkommandant, Pilot, Systemoffizier offensiv und Systemoffizier defensiv) |
Bewaffnung | In drei Waffenschächten bis zu 36.288 kg: bis zu 84 Mk-82 Bomben oder Mk-62 Seeminen, 30 CBU-87/89 Clusterbomben oder CBU-97, bis zu 24 GBU-31 JDAM GPS Lenkbomben oder Mk-84 Bomben. |
Erstflug | 23. Dezember 1974 (B-1A); 18. Oktober 1984 (B-1B) |
Indienststellung | Juni 1985 |
Preis (pro Stück) | 200 Millionen US-Dollar |
Anzahl | 65 im aktiven Dienst (+ 2 für Testzwecke) |
Die Maschinen gehören zum Air Combat Command und sind auf den Airforce-Basen Dyess in Texas und Ellsworth in South Dakota stationiert. Zwei Exemplare stehen auf der Edwards Air Force Base dem Air Force Materiel Command für Tests zur Verfügung.