Keltische Mythologie
Der Begriff keltische Mythologie ist die Sammelbezeichnung für die Gesamtheit der Mythen, Sagen und Legenden der Kelten von der Zeit vor ihrer Christianisierung bis ins christliche Mittelalter hinein.
Archäologische wie philologische Zeugnisse ergeben das Bild einer polytheistischen Anschauung. Die festlandkeltischen und britannischen Götter wurden in Gallo-Römischer und Romano-Britischer Zeit mit römisch-griechischen Gottheiten identifiziert und verschmolzen.
Die Ursprünge der keltischen Mythologie sind mit Sicherheit in den religiösen Vorstellungen der mitteleuropäischen Bronzezeit zu suchen, weitere lokale Einflüsse unterschiedlicher Art wurden von den Kelten wahrscheinlich während ihrer Ausbreitung integriert.
Da die antiken Berichte von der Mythologie der Kelten bruchstückhaft und politisch häufig verfälscht wurden, sind die Hauptquellen inselkeltische Überlieferungen des frühen Mittelalters, die mitunter wohl auf mündlich überlieferte Volkssagen und Traditionen der Klasse der Seher und Barden zurückgehen aber erst in christlicher Zeit von keltischen Mönchen und christlichen Dichtern aufgeschrieben, und zum Teil mit biblischen Überlieferungen oder früher höfischer Tradition verschmolzen wurden.
Die keltische Mythologie ist durchdrungen von archaischen, unsichtbaren oder vielgestaltigen Ur-Gottheiten, die Naturkräfte wie Erde, Meer und Himmel zu symbolisieren scheinen sowie von jüngeren Göttergeschlechtern wie der irischen Tuatha de Danaan, die als menschengleiche Götter auftreten und vielleicht auf den altkeltischen Ahnenkult zurückgehen. Ein drittes Geschlecht sind die frühen halbgöttlichen Könige und Heroen, die als Ahnherren mächtiger Adelsfamilien galten.
Die keltische Mythologie teilt sich analog zur geographischen Aufteilung der verschiedenen keltischen Volks- und Sprachgruppen in mehrere Zweige:
- Goidelisch (Irland, Schottland und Isle of Man)
- Britisch (Kymrisch, Kornisch, Bretonisch) (Zentral-England und Wales)
- Festlandkeltisch (Gallisch, Ostkeltisch, Keltiberisch) (Kontinentaleuropa)
Festlandkeltische Mythologie
Die Mythologie der Festlandkelten ist weitestgehend verschollen. Überliefert sind nur einige wenige Bruchstücke wie die Gründung Lugdunums durch den keltischen Lichtgott Atepomaros, die Erlegung eines gewaltigen Ebers durch durch den von Göttern bestimmten Helden Virunus bei den Noricern sowie die angebliche Abstammung der Kelten von einem Gott Galates oder Keltos (siehe auch den Namen der Galater), in dem die Griechen wahlweise einen Sohn des Apollon, des Herkules oder des Zyklopen Polyphem sahen.
Bildmotive wie der Kessel von Gundestrup oder der Pariser Nautenpfeiler scheinen außerdem vom Mythos der Tötung eines Stieres, des Tarvos Trigaranos und der Fällung eines Baumes durch den Gott Esus zu berichten.
Die Keltischen Jupiter-Gigantensäulen deuten zusätzlich auf einen Mythos hin, in dem der keltische Gott Taranis gegen erdgeborene Riesen kämpfte.
Angenommen werden verwandtschaften zu etruskischer und germanischer Mythologie sowie Einflüsse des skythischen Raumes.
Irisch-Gälische Mythologie
Die Mythen des alten Irlands beginnen mit der Einwanderung sagenhafter Völkerschaften in Irland. Zuerst kurz nach der Sintflut trifft die erste Siedlerin Cessair oder Banba in Irland ein. Ihr Gatte Fintan, Sohn von Bochra oder die analoge Gestalt des Tuan, Sohn des Cairell, überliefert von diesem Zeitpunkt an in verschiedenen tierischen, göttlichen und menschlichen Inkarnationen von der Geschichte der Welt. Nach der Sintflut kam der Vatermörder Partholan mit seinem Volk nach Irland, besiegte das dämonenhafte Volk der Formoren, legte die ersten Seen und Ebenen an und machte die ersten wichtigen Erfindungen. Nach der Auslöschung der Partholaner durch eine Seuche traf Nemed mit seinem Volk ein und setzte die Gestaltung der Insel fort. Nach einem Aufstand jedoch wurden die Nemedier von den zurückgekehrten Formoren besiegt und die wenigen Überlebenden flohen wieder über das Meer. Generationen später kehrten zwei Völkerschaften nach Irland zurück und beanspruchten die Insel für sich, die göttlichen Tuatha de Danaan, Nachkommen Iarbonels, die auf Inseln im Norden der Welt magische Kräfte erlangt hatten, und die Stämme der Firbolgs bzw. der Fir Domnann und Galioin, die in Iberien ein Dasein als Sklaven gefristet hatten. Die Tuatha de Danaan schlagen zwei Schlachten auf der Ebene von Mag Tuired, in der ersten besiegen sie die Firbolgs und machen sie sich untertan, in der zweiten befreien sie Irland von den Formoren und ihrem König Balor. Schließlich müssen die Tuatha de Danaan Irland ab das Volk der Milesier abtreten, der von Halbgöttern, den Nachfahren des Beli angeführten Vorfahren der Gälen, und ziehen sich in das Reich der Toten im Inneren der Erde, auf Inseln weit jenseits des Horizonts oder magische Reiche unterhalb des Meeres zurück und werden von nun an von den Menschen als Götter verehrt.
Weitere Sagen des Mythologischen Zyklus berichten von einzelnen Götterfiguren der Tuatha de Danaan. Spätere Sagen berichten von den frühen halbgöttlichen Königen der Milesier wie zum Beispiel der Ulster-Zyklus der hauptsächlich vom Helden Cuculain und dem Epos des Rinderraubs von Cooley (Táin Bó Cúailnge) der Fenier Zyklus berichtet hauptsächlich vom Helden Fionn und dem sagenhaften Kriegerbund der Fianna. Der Königszyklus oder Historische Zyklus berichtet von den späteren vor- und frühchristlichen Königsgeschlechtern Irlands und die Imramma von Reisen in die Anderswelt. Weitere Sagen berichten u.a. vom Leben irischer Heiliger.
Britannische Mythologie
Die Überreste der Britannischen Mythologie lassen sich grob in drei Gruppen aufteilen: mittelalterliche Texte in kymrischer sowie bretonischer Sprache und mittelalterliche Texte in lateinischer oder angelsächsischer Sprache die sich jedoch auf keltische Sagenstoffe oder Thematiken beziehen.
Den irischen Invasionsmythen entsprechen britannische Entlehnungen, so gab es z.b. eine eigene dem irischen entlehnte Version des Lebor Gabala die um die Invasionsmythen der Pikten (Cruithin) und Skoten erweitert wurde.
Als sagenhafter Stammvater der Britannier galt Brutus oder Britto, ein Nachfahre der Trojaner und blutsverwandter der Römer (an anderer Stelle jedoch Prydein der Sohn des Gottes Aedd Mawr). Bruchstückhafte Überlieferung in der Historia Brittonum erwähnen seine Landnahme Britanniens und kämpfe gegen die Ureinwohner,sagenhafte Riesen.
Aus Wales sind vor allem die vier Zweige des Mabinogi zu nennen in denen es um die euhemerisierten walisischen Götter aus dem Hause Dôns, der britannischen entsprechung der Tuatha de Danaan, und des Hauses LLyrs geht, so "Pwyll, Fürst von Dyfed", "Branwen, Tochter des LLyr", "Manawydan, Sohn des Llyr" und "Math, Sohn des Mathonwy" sowie, als weitere Sage die Figuren aus dem Hause des Beli zum Inhalt hat wäre noch "Die Abenteuer von Lludd und Llevelys" (wenn auch nicht mehr den vier Zweigen des Mabinogi zuzurechnen).
Desweiteren zu erwähnen ist die frühe Artussage zu welcher "Die Herrin des Brunnens", "Kulhwch und Olwen", "Der Traum Ronabwys", "Peredwr, Sohn des Evrawc", "Gereint, Sohn des Erbyn", "der Traum Macsens" und "Die Beraubung von Annwfn" zuzuordnen sind. Ausserdem damit verbunden die Sage von Taliesin.
Hinweise auf weitere, verschollene, Mythen enthalten die Walisischen Triaden.
Zudem gibt es einen reichen Schatz an mittelalterlichen Volks-und Heiligenlegenden