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Serbien

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Република Србија/Republika Srbija
Republik Serbien
Vorlage:Border
Staatswappen Serbiens
Staatswappen Serbiens
(Details) (Details)

Wahlspruch: Само слога Србина спашава
(serb.: für „Nur die Eintracht rettet den Serben“)

Amtssprachen Serbisch, regional auch einige Minderheitensprachen
Hauptstadt Belgrad
Regierungssitz Belgrad mit Teilregierungen in Novi Sad und Priština
Regierungsform Parlamentarische Demokratie
Staatsform Republik innerhalb der Staatenunion Serbien und Montenegro
Wirtschaftssystem Marktwirtschaft
Präsident Boris Tadić
Regierungspräsident Vojislav Koštunica
Fläche 88.361 km²
(88.480 km² mit den umstrittenen Gebieten)
Einwohnerzahl 10.394.026
Ohne Kosovo: 7.498.001
(Quelle: Auswärtiges Amt)
Bevölkerungsdichte 126,83 Einwohner pro km²
Erstmalige Gründung in d. ält. Geschichte um 850
Erstmalige Gründung in d. jüng. Geschichte 1817
Endgültige Unabhängigkeit 1878
Gründung der Republik Serbien 29. November 1943
Währung Serbischer Dinar
1 Dinar = 100 Para
Zeitzone MEZ (UTC+1)
Nationalhymne Bože Pravde
Nationalfeiertag 15. Februar (Tag der Unabhängigkeitsbewegung)
Kfz-Nationalitätszeichen SCG
Internet-TLD .yu (.cs reserviert)
Vorwahl +381
Topografie Serbiens
Topografie Serbiens

Serbien (serb.: Србија/Srbija anhören/?) ist eine Republik in Südosteuropa und Mitglied der Staatengemeinschaft Serbien und Montenegro. Die offizielle Bezeichnung lautet Republik Serbien (Република Србија/Republika Srbija).

Serbien liegt im Zentrum der Balkanhalbinsel und grenzt im Norden an Ungarn, im Osten an Rumänien und Bulgarien, im Süden an Mazedonien und Albanien, im Südwesten an Montenegro und im Westen an Bosnien und Herzegowina und Kroatien.

Serbien ist etwas größer als Österreich, doppelt so groß wie die Schweiz und hat gleich viele Einwohner wie Baden-Württemberg.

Geographie

Der nördliche Teil Serbiens gehört zur Pannonischen Tiefebene, der mittlere Teil des Landes wird zum großen Teil von mehreren Mittelgebirgszügen eingenommen, die eine Verbindung zwischen dem Dinarischen Gebirge im Westen und dem Balkan-Gebirge im Osten bilden, den südlichen Teil Serbiens bedecken hohe Mittelgebirge und Hochgebirge. 30% der Fläche Serbiens sind bewaldet.

Hydrographisch gehört der größte Teil Serbiens zum Einzugsbereich der Donau, die in ihrem Mittellauf auf einer längeren Strecke das Land durchquert. Die wichtigsten Donaunebenflüsse in Serbien sind die Save (in die wiederum die Drina mündet), die Morava, die Theiß und der Timok. Lediglich der äußerste Südwesten des Landes wird durch den Weißen Drin zur Adria hin entwässert. Und der äußerste Südosten wird über den Fluss Pčinja, welcher in den Vardar mündet, zur Ägäis hin entwässert.

Die größte Insel Serbiens ist die 60 km² große Flussinsel Ostrvo in der Donau östlich von Belgrad bei Kostolac.

Belgrad: Mündung der Save(von links kommend) in die Donau

Die 12 längsten Flüsse in Serbien:

Luftbild

Die 6 größten Seen Serbiens:

Die 9 höchsten Gipfel Serbiens:

Der größte Wasserfall in Serbien ist der 71 m hohe Jelovarnik im Kopaonik. Die größte und längste, aber nicht tiefste Schlucht Serbiens und in Europa ist das Eiserne Tor an der Donau.

Enklaven, Exklaven und sonstige Gebiete

Auf serbischem Staatsgebiet befindet sich eine 4 km² kleine bosnische Exklave (Sastavci). Dieses Gebiet wird heute jedoch von Serbien verwaltet (Landkreis Priboj), obwohl Bosnien und Herzegowina noch Anspruch über dieses Gebiet erhebt, ist die Grenze nicht genau definiert.


Um dem serbischen Kronprinz Aleksander II Karađorđević (dessen Eltern wegen des Zweiten Weltkrieges nach England ins Exil flüchten mussten) die Geburt auf jugoslawischem Territorium zu ermöglichen, erklärte Winston Churchill am 17. Juli 1944 die Suite 212 im Londoner Claridge Hotel für einen Tag zum jugoslawischen Staatsgebiet.


Der Grenzverlauf zwischen Serbien und Kroatien entlang der Donau ist bis heute nicht genau definiert. Aufgrund dessen, dass die Donau in den letzten Jahrhunderten ihren Lauf ständig um einige Kilometer änderte, verlief die Grenze nicht immer in der Mitte des Flusses, sondern entlang Altarmen der Donau, oder es entstanden Flussinseln, welche zwar ins serbische Territorium hineinragten, aber zu Kroatien gehörten. Im Vertrag von Erdut, welcher von Serbien und Kroatien 1995 unterzeichnet wurde, unterstellten die serbischen Aufständischen in Kroatien Ostslawonien wieder der kroatischen Verwaltung, damals wurde der Grenzverlauf als der Mittellauf der Donau definiert. Demnach übernahmen serbisch-montenegrinische Streitkräfte die Kontrolle über die umstrittenen Donauinseln (darunter die Šarengradska Ada und die Vukovarska Ada). Die Gesamtfläche der umstrittenen Gebiete, welche heute unter serbischer Verwaltung stehen, beträgt 115 km².

Eindrücke aus Serbien

Nationalparks und Naturparks in Serbien

Hauptartikel: Welterbe, Nationalparks und Schutzgebiete in Serbien

Serbien verfügt über fünf Nationalparks und zehn Naturparks mit einer Gesamtfläche von 7.315,08 km², womit mehr als 8% Serbiens unter Naturschutz stehen.

Geomorphologische Phänomene

Klima

Datei:KlimaBG.PNG
Klimadiagramm von Belgrad

Serbien liegt auf einer Halbinsel mit einer großen Landmasse, die im Westen, Süden und Osten von relativ warmen Meeren (Adria, Ägäis und Schwarzes Meer) und im Norden vom restlichen europäischen Festland umgeben wird. Ein weiterer wichtiger Faktor, welcher das Klima Serbiens bestimmt, ist das Relief. Grob gesagt herrscht in Serbien Kontinentalklima im Norden, gemäßigt-kontinentales Klima im Süden, Gebirgsklima in den höheren Gebirgen im Süden des Landes. Die Winter in Serbien sind kurz, kalt und schneereich, die Sommer sind warm. Der kälteste Monat ist der Januar, der wärmste ist der Juli. Die tiefste bisher gemessene Temperatur in Serbien lag bei - 38,0°C (26.01.1954 in Sjenica) , die höchste bei 44,3°C (22.07.1939 in Kraljevo). Die Jahresdurchschnittstemperatur in Serbien liegt bei 10°C. Die durchschnittliche Niederschlagsumme bei 896 mm.

Die bedeutendsten Winde in Serbien sind:

  • Košava (kalter und trockener Wind in Nordostserbien)
  • Severac (kalt und trocken; Nordwind)
  • Moravac (kalt und trocken; kommt vom Norden dem Moravatal entlang)
  • Južni vetar (warm und trocken; kommt vom Süden der Morava entlang)
  • Jugozapadni vetar (warm und feucht; kommt von der Adria und weht in Westserbien)

Geschichte

Datei:Großserbisches Reich.jpg
Serbien unter Stefan Uroš IV. Dušan um 1350

Hauptartikel: Geschichte Serbiens, Geschichte Serbiens/19. Jahrhundert bis heute

Die erste namentliche Erwähnung der Serben findet sich bei griechischen Historikern, die den Großteil der einfallenden slawischen Stämme als Serben bezeichnet haben. Bekannt ist hieraus, dass der vom Volk gewählte Wojwode Višeslav 522 die Serben aus ihrer heute ostdeutschen Urheimat, der Lausitz, nach Süden geführt habe. Erstmalige urkundliche Erwähnung findet der Staat Serbien im Jahr 822 bei Einhard, dem Biographen Karls des Großen. Eine Lehrschrift des byzantinischen Kaisers Konstantin VII. Porphyrogenitus an seinen Sohn Romanos im 10. Jahrhundert bezog sich darauf, daß die Serben bereits seit der Mitte des 7. Jahrhunderts auf dem Balkan lebten. Porphyrogenitus erwähnte in seiner Schrift auch den Begriff „Weißserbien“ für das Gebiet, aus dem dieses Volk stammt. Die Existenz und Lage von Weißserbien, das im heutigen Ostdeutschland, Westpolen und Tschechien gelegen haben soll, ist jedoch unter Historikern umstritten.

Im Jahre 622 erreichten Serben die südlichen Gebiete Griechenlands, wo sie in manchen Teilen, wie z.B. im Taygetosgebirge des Chalkidiki, bis ins 14. Jahrhundert als Sprachinseln erhalten blieben.

Serbien stand von seinen Anfängen bis zu seiner endgültigen Unabhängigkeit 1878 lange Zeit unter dem Einfluss des Byzantinischen beziehungsweise Osmanischen Reichs - teils war es Vasallenstaat, teils dem osmanischem Reich völlig einverleibt. Eine Ausnahme bildete die Zeit des unabhängigen Serbischen Reichs (1180 - bis etwa 1389).

Balkankriege 1912 und 1913

Im Ersten Balkankrieg 1912-1913 besiegte das Bündnis aus Serbien, Bulgarien, Griechenland und Montenegro das Osmanische Reich. Dieses verlor durch den Vertrag von London vom Mai 1913 fast alle seine europäischen Besitzungen. Bulgarien auf der einen und Serbien und Griechenland auf der anderen Seite gerieten jedoch in heftigen Streit um die Aufteilung des von ihnen eroberten Makedonien. Daraufhin unternahm am 29. Juni Bulgarien, es soll sich um eine Alleintat eines Generalen ohne Befehl gehandelt haben, einen Angriff auf Serbien. So kam es zum Zweiten Balkankrieg, in dem Serbien gemeinsam mit Griechenland, Rumänien und dem Osmanischen Reich Bulgarien in eine Gegenoffensive überging. Konfrontiert mit dieser Übermacht blieb Bulgarien nur die Kapitulation. Es musste im Vertrag von Bukarest vom August 1913 seine im Ersten Balkankrieg gewonnenen Territorien teilweise wieder abtreten.

Infolge der Balkankriege wurde der nordwestliche Teil Makedoniens serbisch.

Der Erste Weltkrieg

Im Ersten Weltkrieg hatten die Serben 1/3 ihrer Bevölkerung als Opfer zu beklagen.

Am Ende des Ersten Weltkrieges wurde 1918 das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen unter der Führung des serbischen Königs Alexander I. Karađorđević gegründet, das sich 1929 in Jugoslawien (Südslawien) umbenannte. Es bestand aus Serbien, dem bis dahin unabhängigen Montenegro sowie den meisten von Südslawen besiedelten Ländern Österreich-Ungarns, wie Bosnien-Herzegowina, Dalmatien, Kroatien, Slawonien und Slowenien. Innere Konflikte in der jugoslawischen Monarchie führten zu einem Erstarken nationaler Bewegungen. In Folge fielen der serbische König Alexander I. und der französische Außenminister Louis Barthou gemeinsam in Marseille am 9. Oktober 1934 einem Attentat kroatischer Ustaša-Anhänger zum Opfer.

Der Zweite Weltkrieg

Während des Zweiten Weltkrieges annektierte die Ustaša-Bewegung ab 1941 mit der Hilfe der Achsenmächte weite Territorien Nordserbiens, inklusive der Stadt Novi Sad und aller überwiegend von Serben besiedelten Gebiete in Bosnien-Herzegowina.

Vorausgegangen war dieser Entwicklung der Beitritt Jugoslawiens zum Dreimächtepakt. Dieser Vertrag mit dem Deutschen Reich, Japan und Italien wurde von der damaligen Regierung unter Cvetković und Maček unterzeichnet. Das Bündnis löste Ende März 1941 große Demonstrationen in Serbien aus, die schließlich in einem Volksaufstand in Belgrad gipfelten. Kurz danach, am 6. April 1941, ließ Hitler Belgrad unter Befehl des österreichischen Generals Alexander Löhr bombardieren, was innerhalb weniger Tage rund 20.000 zivile Opfer forderte. Serbien wurde dem Regime des serbischen Nazi-Kollaborateurs General Milan Nedić unterstellt. Während des Zweiten Weltkriegs war Serbien ideologisch zwischen kommunistischen und westlich-monarchistischen Bewegungen geteilt. Der monarchistischen Bewegung wurde von den Kommunisten vorgeworfen, unter Premier Nedić kritiklos den Serbenmord der deutschen und kroatischen Okkupatoren hinzunehmen und sogar offen mit den Nazis zu kollaborieren. Es galt die Regel, dass der Tod eines Wehrmacht-Soldaten mit der Erschießung von 100 serbischen Zivilisten vergolten wurde. Mit dem zweitwichtigsten Tschetnik-Führer Ljotić war die Spitze der Quisling-Gruppen erklommen worden, denn Ljotić beteiligte sich sogar an militärischen Aktionen der Wehrmacht zum Schaden der kommunistischen Partisanen und ihrer zahlreichen Unterstützer im Volk. Während des Zweiten Weltkrieges fiel 1/4 der serbischen Bevölkerung dem Krieg zum Opfer.

Josip Broz Tito

Am Ende des Zweiten Weltkrieges standen die kommunistischen Partisanen unter Führung des Kroaten Tito als Sieger auf dem Gebiet Jugoslawiens da. Serbien wurde eine von sechs gleichberechtigten Teilrepubliken im neuen sozialistischen Jugoslawien. Territorial erhielt Serbien Syrmien nach dem Krieg, musste dafür aber auf das um einiges größere Makedonien verzichten. Montenegro wurde ebenfalls eine eigenständige Teilrepublik der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (SFRJ). Im Jahre 1974 erfolgte auf Entscheid der kommunistischen Führung unter Tito eine Teilung Serbiens in drei Teile, aus der zwei autonome Provinzen (im Norden die Vojvodina und im Süden das Kosovo) hervorgegangen sind, um diese größte Teilrepublik Jugoslawiens politisch zu schwächen.

Der Zerfall Jugoslawiens 1991

Ab 1991 begann Jugoslawien zu zerfallen, alle Teilrepubliken, bis auf Serbien und Montenegro, erklärten auf mehr oder weniger legitimen Wege die Unabhängigkeit von Jugoslawien. Serbien und Montenegro bildeten 1992 die Bundesrepublik Jugoslawien (SRJ). Mit der Loslösung Kroatiens und Bosniens brach in diesen beiden Teilrepubliken ein Bürgerkrieg aus. Erst intervenierte die Jugoslawische Volksarmee, die von Belgrad aus gesteuert wurde. Sie musste jedoch nach der internationalen Anerkennung Kroatiens und Bosniens diese nicht mehr jugoslawischen Territorien verlassen. Serbien unterstütze zunächst die serbische Minderheit in den Kriegsgebieten Kroatiens und Bosniens, unterbrach diese Unterstützung jedoch nachdem die UNO Sanktionen gegen die Bundesrepublik Jugoslawien einführte. Mit Unterstützung Serbiens gelang es den kroatischen und bosnischen Serben große Gebietsgewinne zu erringen. Die meisten dieser mit Hilfe Serbiens bis 1992 unter Kontrolle gestellten Gebiete gingen jedoch bis 1995 wieder verloren. Da die von Serben in Kroatien und Bosnien und Herzegowina kontrollierten Gebiete zum größten Teil dem Siedlungsraum der Serben entsprachen, kam es im Zuge der großen Gebietsverluste von 1995 auch zu großen Flüchtlingsströmen. Viele Flüchtlinge kamen nach Serbien und sind bis heute dort geblieben. Während die von Serben bevölkerten und kontrollierten Gebiete Kroatiens wieder vollständig unter kroatische Verwaltung fielen, konnten die bosnischen Serben die Anerkennung ihrer Teilrepublik (Republika Srpska) innerhalb Bosniens und Herzegowinas durchsetzen. Die bosnischen Serben streben dennoch einen Anschluß an Serbien an. Die Republika Srpska darf laut dem Vertrag von Dayton spezielle Beziehungen zu Serbien und Montenegro pflegen.

Der Krieg im Kosovo

Nach der Beendigung der Kämpfe in Kroatien und Bosnien-Herzegowina 1995 konzentrierte sich die politische und militärische Führung um Slobodan Milošević auf die Unruhen im Kosovo. Die albanische Volksgruppe, die im Kosovo die Mehrheit der Bevölkerung stellt und die Unabhängigkeit von Serbien bzw. den Anschluss an Albanien forderte, fühlte sich unterdrückt. Der Jahresbericht 1996 von amnesty international berichtet von zahlreichen politisch und ethnisch motivierten Verhaftungen, Misshandlungen und Foltervorfällen bei Wohnungsdurchsuchungen. Außerdem kam es zu ungeklärten Todesfällen albanischer Häftlinge in serbischen Gefängnissen.

Im Jahr 1996 begann die UÇK mit Terroraktionen und Angriffen auf das serbische Militär und die Zivilbevölkerung. Nach den serbischen Präsidentschaftswahlen 1997, die von den Kosovo-Albanern fast geschlossen boykottiert wurden, eskalierte die Situation, und im Verlauf des Jahres 1998 kam es zu mehreren serbischen Großoffensiven im Kosovo, die mit schweren Menschenrechtsverletzungen einhergingen.

Nach der Erteilung des NATO-Einsatzbefehls durch Javier Solana am 24. März 1999 begannen die Luftstreitkräfte der NATO-Mitgliedsstaaten mit der Bombardierung von Zielen in Serbien. Die Situation der Kosovo-Albaner verschärfte sich indes, weil die serbischen Streitkräfte sich nicht wie erwartet sofort aus dem Gebiet zurückzogen. Nach langen Verhandlungen begann die serbische Armee am 10. Juni 1999 mit dem Rückzug. In Folge verließ ein Großteil der Serben das Gebiet, viele wurden vertrieben.

Die Ära nach Milošević

Bei den Präsidentschaftswahlen am 24. September 2000 wurde Vojislav Koštunica zum serbischen Präsidenten gewählt, was das Ende der Ära Milošević einleitete. Dieser hatte sich zunächst zum Wahlsieger erklärt, musste aber nach mehrtägigen Streiks und der Besetzung des Parlaments schließlich nachgeben. Am 29. Juni 2001 wurde Milošević an den Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) in Den Haag ausgeliefert.

Bis 2003 blieb Serbien Teil Jugoslawiens, seit 1992 nur noch zusammen mit Montenegro, mit dem es seit 2003 den Staatenbund Serbien und Montenegro bildet.

Politik

Datei:LocationSerbiaMontenegroInEurope.png
Lage Serbien-Montenegros in Europa
Datei:Karte Serbien.png
Serbien

Serbien ist einer der beiden letzten aus Jugoslawien hervorgegangenen Staaten. Nach dem Zerfall der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (SFRJ) bildeten Serbien und Montenegro ab 1992 zunächst die Bundesrepublik Jugoslawien. Diese wurde durch Parlamentsbeschluss des damaligen Bundesparlaments am 4. Februar 2003 aufgelöst und durch den losen Staatenbund zweier unabhängiger Staaten namens Serbien und Montenegro (Srbija i Crna Gora) abgelöst.

Parteien in Serbien sind die SRS (Serbische Radikale Partei, rechtsnational), DSS (Demokratische Partei Serbiens, Zentrum), G17-Plus (liberal), DS (Demokratische Partei, liberal), SPS (Sozialistische Partei Serbiens), SPO (Serbische Erneuerungsbewegung, parlamentarisch-monarchistisch), NS (Neues Serbien, Zentrum) und andere. Bei den Wahlen am 28. Dezember 2003 kandidierten insgesamt 19 Listen, manche davon aus mehreren Parteien bestehend.

Im Herbst 2003 brach die bisherige Regierungskoalition unter dem Namen DOS (Demokratische Oppositition Serbiens) auseinander, so dass es am 28. Dezember 2003 zu Neuwahlen kam. Mit knapp 28% der Stimmen beziehungsweise etwa 35% der Parlamentssitze wurde die SRS, geleitet von Vojislav Šešelj, gegen den in Den Haag seit 24. Februar 2003 ein Gerichtsverfahren läuft, stärkste Partei, blieb jedoch in der Opposition.

Denn nach etwa zweimonatigen Verhandlungen bildete der demokratische Block eine Minderheitsregierung bestehend aus DSS, G17+, SPO-NS (unter Ausnahme der DS). Zunächst war diese Regierung partiell auf parlamentarische Unterstützung durch Miloševićs SPS angewiesen, was auch als Destabilisierungsfaktor gesehen wurde. Stabilisieren konnte sich die Regierungskoalition Ende September 2005, als die muslimische Sandžak-Partei dem Kabinett beitrat.

Mitte März 2004 verübten ethnische Albaner schwere Pogrome gegen die im Kosovo lebende serbische Minderheit. Dabei wurden über 4.000 Menschen vertrieben, 19 getötet, 1.000 Häuser in Brand gesteckt, 27 serbisch-orthodoxe Kirchen und Klöster zerstört.

Am 30. März 2004 wurde ein kontroverses Gesetz erlassen, durch welches die Republik Serbien verpflichtet ist, Angeklagten vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag alle Spesen zu ersetzen. Allerdings wurde drei Tage darauf ein Erlass veröffentlicht, wonach sich dieses Gesetz nicht auf die Familie von Slobodan Milošević erstreckt.

Präsident Boris Tadić

Am 27. Juni 2004 wurde ein neuer Präsident gewählt, nachdem mehrere vorangegangene Versuche wegen zu niedriger Wahlbeteiligung gescheitert waren. Die Beteiligung musste über 50% betragen; diese Quote wurde jedoch nie erreicht. Nach Abschaffung der 50%-Hürde gewann der liberale und Europa zugewandte Reformer Boris Tadić von der DS gegen Tomislav Nikolić von der nationalistischen Radikalen Partei mit 53,24% der Stimmen die Präsidentschaftswahl.

Am 17. August 2004 hat die serbische Nationalversammlung einstimmig das frühere königliche Wappen und die Hymne Bože Pravde des 19. Jahrhunderts als zu verwendende nationale Symbole vorgeschlagen, jedoch nur provisorisch, bis eine endgültige Lösung bestimmt wird. Die Hymne und das Wappen aus Zeiten der serbischen Monarchie sollen die letzten kommunistischen Symbole ersetzen. Das Wappen zeigt einen doppelköpfigen silbernen Adler, ein silbernes Kreuz und eine Krone.

Am 8. November 2005 Beginn von Gesprächen mit der EU zur Annäherung von Serbien Montenegros an die Europäische Union und späterer Aufnahme in diese.


Militär

Serbien hat seit 1876 eine gemeinsame Armee mit Montenegro. Die Armee zählt etwa 65.000 Mann, wovon 6.500 auf die Luftwaffe und 3.500 auf die Marine entfallen. Die Wehrpflicht gilt für alle Männer zwischen 18 und 60 Jahren und dauert neun Monate. Frauen können seit 1983 freiwillig Wehrdienst leisten. Seit 2003 ist in Serbien und Montenegro auch der Zivildienst möglich, dieser dauert jedoch 13 Monate.

Politische Gliederung

Datei:SCG Politische Gliederung2.png
Politische Gliederung Serbiens

Innerhalb Serbiens existieren die autonomen Provinzen (serb.: autonomne pokrajine) Vojvodina und Kosovo (albanisch: Kosova, amtliche serbische Bezeichnung: Косово и Метохија / Kosovo i Metohija, deutsch: Kosovo und Metochien, als Kurzform Kosmet), die von 1974 bis 1989 eine weitgehende Selbständigkeit innerhalb Serbiens und Jugoslawiens besaßen. Unter Slobodan Milošević wurde die Autonomie der beiden Provinzen auf den Status vor der Verfassungsänderung von 1974 zurückgestuft, was vor allem im Kosovo zu Protesten führte. Seitdem wurden die Provinzregierungen nicht mehr gewählt, sondern von der Zentralregierung ernannt.

Mit der Wende vom 5. Oktober 2000 wurde beschlossen, dass das Regionalparlament der Vojvodina von den Bürgern Vojvodinas direkt und demokratisch gewählt werden kann.

Kosovo steht seit Juni 1999 unter UN-Verwaltung (UNMIK), ist jedoch völkerrechtlich weiterhin ein Teil Serbiens.

Derjenige Teil Serbiens (mehr als die Hälfte des Landes), der nicht zu diesen beiden Provinzen gehört, bildet keine eigene politische Einheit, deshalb gibt es auch keine offizielle Bezeichnung für ihn. Informell sind die Bezeichnungen Engeres Serbien (serbisch: Uža Srbija) und Zentralserbien gebräuchlich.

Zu administrativen Zwecken ist Serbien in 30 Bezirke (serb.: Okrug; pl.: Okruzi) gegliedert (einschließlich der Stadt Belgrad). 18 Bezirke liegen im Engeren Serbien, 7 in der Vojvodina und 5 im Kosovo. (näheres siehe: Bezirke Serbiens)

Die örtlichen Selbstverwaltungseinheiten in Serbien sind die opštine (Sg. opština, wörtlich Gemeinde, der Größe nach oft eher Landkreise). Von diesen gibt es 108 im Engeren Serbien, 54 in der Vojvodina und 30 im Kosovo.

Bezirke

Datei:Bezirke Zentral serbien.jpg
Bezirke im Engeren Serbien
Bezirke in der Vojvodina
Datei:Bezirke kosovo02.jpg
Bezirke im Kosovo

im Engeren Serbien:

  • Bezirk Belgrad (Beograd) (Београдски округ)
  • Bor (Борски округ)
  • Braničevo (Браничевски округ)
  • Jablanica (Јабланички округ)
  • Kolubara (Колубарски округ)
  • Mačva (Мачвански округ)
  • Moravica (Моравички округ)
  • Nišava (Нишавски округ)
  • Pčinja (Пчињски округ)
  • Pirot (Пиротски округ)
  • Podunavlje (Подунавски округ)
  • Pomoravlje (Поморавски округ)
  • Raška (Рашки округ)
  • Rasina (Расински округ)
  • Šumadija (Шумадијски округ)
  • Toplica (Топлички округ)
  • Zaječar (Зајечарски округ)
  • Zlatibor (Златиборски округ)

in der Vojvodina:

im Kosovo:

Bevölkerung

Bevölkerungsdichte in Serbien
Ethnische Mehrheitsgebiete

Die Zusammensetzung der Bevölkerung ist in den drei Landesteilen sehr unterschiedlich.

Im Engeren Serbien leben zum allergrößten Teil Serben, daneben auch Roma und Vlachen. In der Region von Stari Ras bzw. Sandschak lebt auch eine größere Minderheit von Bosniaken, im Preševo-Tal im südlichsten Zipfel des Engeren Serbiens eine albanische Minderheit.

Die Vojvodina ist schon seit Jahrhunderten geprägt durch ein buntes Völkergemisch - vor allem aus Serben, Ungarn, Slowaken, Kroaten, Roma, Juden und früher auch etwa 200.000 bis 350.000 Deutschen, die nach dem 2. Weltkrieg größtenteils vertrieben wurden.

Das Kosovo wird von Albanern dominiert. Ergab die im Jahr 1981 durchgeführte Volkszählung noch einen albanischen Bevölkerungsanteil von 80%, gehen die Schätzungen nach dem Kosovo-Krieg von über 90% aus. Viele zuvor dort wohnende Serben, wie auch Angehörige anderer Minderheiten, etwa Roma, Bosniaken, Goranen (muslimische Mazedonier) und Türken zogen weg oder wurden vertrieben, zu einem Teil auch als Racheakt für zuvor von staatlicher (serbischer) Seite ausgeübten Repressionen.

In die Vojvodina und das Engere Serbien kamen in den letzten Jahren etwa 490.000 (Binnen)-Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten in Kroatien, Bosnien und Herzegowina und dem Kosovo (etwa 180.000 aus Kroatien, 90.000 aus Bosnien und Herzegowina, 220.000 aus dem Kosovo).

Nationalitäten

Zusammensetzung der Bevölkerung nach Nationalitäten laut offiziellem Ergebnis der Volkszählung vom April 2002 (in der von der UNMIK verwalteten Provinz Kosovo konnte diese Volkszählung aus politischen Gründen nicht stattfinden; für 2006 ist eine Volkszählung in dieser Provinz vorgesehen. Die hier genannten Zahlen gelten für die Provinz Vojvodina und das Engere Serbien.)

Gesamt Engeres Serbien Vojvodina
Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent
TOTAL 7.498.001 100 5.466.009 100 2.031.992 100
Serben 6.212.838 82.86 4.891.031 89.48 1.321.807 65.05
Montenegriner 69.049 0.92 33.536 0.61 35.513 1.75
Jugoslawen 80.721 1.08 30.840 0.56 49.881 2.45
Albaner 61.647 0.82 59.952 1.1 1.695 0.08
Bosniaken 136.087 1.82 135.670 2.48 417 0.02
Bulgaren 20.497 0.27 18.839 0.34 1.658 0.08
Bunjewatzen 20.012 0.27 246 0 19.766 0.97
Deutsche 3.901 0.05 747 0.01 3.154 0.16
Goranen 4.581 0.06 3.975 0.07 606 0.03
Kroaten 70.602 0.94 14.056 0.26 56.546 2.78
Mazedonier 25.847 0.35 14.062 0.26 11.785 0.58
Muslime im Sinne der Nationalität 19.503 0.26 15.869 0.29 3.634 0.18
Roma und Sinti 108.193 1.44 79.136 1.45 29.057 1.43
Rumänen 34.576 0.46 4.157 0.08 30.419 1.5
Russen 2.588 0.03 1.648 0.03 940 0.05
Ruthenen 15.905 0.21 279 0.01 15.626 0.77
Slowaken 59.021 0.79 2.384 0.04 56.637 2.79
Slowenen 5104 0.07 3.099 0.06 2.005 0.1
Tschechen 2.211 0.03 563 0.01 1.648 0.08
Ukrainer 5.354 0.07 719 0.01 4.635 0.23
Ungarn 293.299 3.91 3.092 0.06 290.207 14.28
Vlachen 40.054 0.53 39.953 0.73 101 0
Andere 11.711 0.16 6.400 0.12 5.311 0.26
Ohne Angabe 107.732 1.44 52.716 0.97 55.016 2.71
Unbekannt 75.483 1.01 51.709 0.95 23.774 1.17

Das umfassende Gesamtergebnis der Volkszählung vom April 2002 ist hier (englisch).

Größte Städte

Die größten Städte Serbiens sind (geschätzte Einwohnerzahlen für die eigentlichen Städte für 2004, gefolgt von der Einwohnerzahl der jeweiligen (Groß-)Gemeinde laut der Volkszählung von 2002):

Datei:Subotica city hall.jpg
Subotica

im Engeren Serbien:

  1. Belgrad (serbisch Beograd) etwa 1.290.000 (1.576.124)
  2. Niš etwa 175.000 (250.518)
  3. Kragujevac etwa 147.000 (175.802)
  4. Čačak etwa 74.000 (117.072)
  5. Kruševac etwa 65.000 (131.289)
  6. Leskovac etwa 64.000 (156.252)
  7. Smederevo etwa 64.000 (109.809)
  8. Valjevo etwa 62.000 (96.761)

in der Vojvodina:

  1. Novi Sad etwa 192.000 (299.294)
  2. Subotica etwa 101.000 (148.401)
  3. Zrenjanin etwa 81.000 (132.051)
  4. Pančevo etwa 77.000 (127.162)

im Kosovo:

  1. Priština etwa 200.000
  2. Prizren etwa 127.000
  3. Peć etwa 83.000
  4. Đakovica etwa 79.000
  5. Kosovska Mitrovica etwa 77.000
  6. Gnjilane etwa 71.000

Siehe auch: Liste der Städte in Serbien, Liste deutscher Bezeichnungen serbischer Orte

Kultur

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Das serbische Nationaltheater in Belgrad

Serbien ist kulturell eines der vielfältigsten Länder Europas. In der Vergangenheit war Serbien öfters Grenzland wichtiger Imperien. So verlief einst die Grenze zwischen Westrom und Ostrom der Donau entlang durch Serbien, ebenfalls verlief dort die Grenze zwischen dem Osmanischen Reich und Österreich-Ungarn. Dies alles hat seine Spuren hinterlassen. Während der Norden Serbiens noch mitteleuropäisch geprägt ist, ist der Süden orientalischer.

Den größten Einfluss auf die serbische Kultur hatte das Byzantinische Reich. Das lässt sich in der Religion der Serben wiedererkennen. Einen besonderen Stellenwert in der serbischen Kultur haben daher auch die vielen Klöster Serbiens, von denen ein großer Teil bereits im Mittelalter erbaut wurde.

Das Gebiet Serbiens zählt zu den am ältesten besiedelten und kultivierten in Europa. So wurden Funde auf serbischem Gebiet ausgegraben, die von großer archäologischer und geschichtlicher Bedeutung sind.

Das älteste bekannte Schriftsystem soll aus der Vinča-Kultur stammen und nicht wie bisher angenommen aus Mesopotamien. Ein weiterer wichtiger Fundort ist Lepenski Vir an der Donau, wo eine neolithische Siedlung entdeckt wurde. Die besondere Bedeutung der Kultur von Lepenski Vir liegt darin, daß ihre Bewohner die bislang älteste bekannte seßhafte Population von Ackerbauern und Viehzüchtern in Europa waren.

Feiertage

Datum Bezeichnung Serbischer Name Anmerkung
1. Januar & 2. Januar Neujahr Nova Godina  
7. Januar Weihnachten Božić Orthodoxes Weihnachten
15. Februar Nationalfeiertag Dan državnosti Srbije  
- Ostern Uskrs Ostern
27. April Tag der BR Jugoslawien Dan Savezne Republike Jugoslavije Gründung der Bundesrepublik Jugoslawien 1992
1. Mai Tag der Arbeit Praznik rada  
9. Mai Tag des Sieges Dan pobede Ende des Zweiten Weltkrieges 1945
28. Juni Vidovdan Dan Srba palih za Otadžbinu Tag der für das Vaterland gefallenen Serben
29. November Tag der Republik Dan Republike Gründung Jugoslawiens und der Republik Serbien 1943;

Kunst

Neben Paris und München war Belgrad in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eines der europäischen Zentren des Impressionismus. Großen Wert haben die zahlreichen Fresken in serbischen Klöstern und Kirchen, von denen der „Weiße Engel“ im Kloster Mileševa das bedetendste ist.

Literatur

Vuk Stefanović Karadžić

Die serbische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts nimmt eine Führungsrolle im südslawischen Raum ein. Der einzige Literaturnobelpreisträger des ehemaligen Jugoslawien ist der Serbe Ivo Andrić. Weitere wichtige Persönlichkeiten sind Vuk Stefanović Karadžić, Petar Petrović Njegoš, Meša Selimović, Miloš Crnjanski, Milorad Pavić und Mihajlo Pupin. Vuk Stefanović Karadžić übersetze die Bibel zum ersten Mal in die serbische Volkssprache und er reformierte die serbische Rechtschreibung und Sprache.

Musik

Die Gusle

Die serbische Musik ist eine der beliebtesten in Südosteuropa. Die Herrschaft der Osmanen hat auch in der serbischen Musik Einflüsse hinterlassen. 2004 belegte Serbien und Montenegro den 2. Platz bein Eurovision Song Contest. Berühmte serbische Sänger sind Lepa Brena, Željko Joksimović, Aca Lukas und Ceca Ražnatović. Eine weitere moderne Musikrichtung, die sich in Serbien und anderen Gebieten des ehemaligen Jugoslawien durchgesetzt hat, ist der Turbo Folk.

Die größten jährlich stattfindenden Musikfestivals in Serbien sind der "Dragačevski sabor trubača" in Guča und das Pop-Festival "EXIT" in Novi Sad.

Eines der bekanntesten und schönsten Musikstücke aus Serbien ist der "Marš na Drinu" (Marsch an die Drina; Militärmarsch aus der Zeit des Ersten Weltkrieges.)

Serbien hat auch eine lange Folklore-Tradition. Das sogenannte "Kolo" (ein Tanz) wird von Region zu Region unterschiedlich aufgeführt. Das bekannteste serbische Kolo ist das "Užičko kolo" (Kolo von Užice)

In der serbischen Musik findet v.a. das Akkordeon Verwendung. Für die traditionelle Musik werden hauptsächlich Nationalinstrumente wie z.B. die Gusle verwendet.

Film

Die serbische Filmkunst ist eine der führenden in Osteuropa. Serbische Schauspieler, Regisseure und Produzenten erhielten Preise auf den bedeutendsten internationalen Filmfestivals. Der bekannteste serbische Regisseur ist Emir Kusturica. Berühmte serbischstämmige Schauspieler in Hollywood sind Karl Malden, Milla Jovovich, Lolita Davidovich und Rade Šerbedžija.

Medien

In Serbien und Montenegro gibt es 18 Tageszeitungen, Politika hat die höchste Auflage. Des Weiteren gibt es zwei staatliche (RTS und RTCG) und mehrere unabhängige Fernsehsender und drei staatliche sowie mehrere unabhängige Radiosender. Die tägliche Zeitungsauflage liegt bei 106 Zeitungen auf 1.000 Einwohner.

Bildung

Die Volksschule und damit auch die Schulpflicht dauert ab dem 7. Lebensjahr bis zum 15. Lebensjahr. Danach bleibt die Möglichkeit offen, entweder ein Gymnasium oder eine Berufsschule (medizinische, kaufmännische, technische, usw.) zu besuchen. Diese Sekundarstufe dauert vier Jahre. Der Abschluss führt zur Hochschulreife.

Kyrillische Schrift


In Serbien gibt es insgesamt fünf Universitäten:

  • Universität von Belgrad
  • Universität von Kragujevac
  • Universität von Niš
  • Universität von Novi Sad
  • Universität von Priština


Der Alphabetisierungsgrad liegt in Serbien bei 93%. Etwa 7% der Bevölkerung sind Analphabeten. Dies hat verschiedene Ursachen. Einerseits hängt es vom sozialen Status ab, andererseits liegt die Analphabetenrate in bestimmten Regionen (v.a. im Süden und in den entlegenen Dörfern gibt es die meisten Analphabeten) und bei verschiedenen Ethnien (so liegt die Analphabetenrate bei den Slowaken in Serbien mit 1,4% am niedrigsten und bei den Roma mit ca. 27% am höchsten) unterschiedlich hoch.

Architektur

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Detail vom Kloster Kalenić

Die Architektur in Serbien ist genauso vielfältig wie die Geschichte des Landes. Vorherrschend ist die byzantinische Baukunst, vor allem in den zahlreichen serbischen Klöstern, von denen einige in die Weltkulturerbeliste der UNESCO aufgenommen wurden. Weitere vorherrschende Baustile in Serbien sind der Barock im Norden des Landes und der orientalische Baustil in Südserbien (Sandschak und Kosovo).

Serbische Küche

Hauptartikel: Serbische Küche

UNESCO-Weltkulturerbe

Wissenschaft

Nikola Tesla

Bedeutende serbische Wissenschaftler:

Albert Einstein sagte einst zu Mihajlo Pupin, er sei ihm ein neuer Beweis der hohen Begabung des serbischen Volkes.

Sport

Serbien und Montenegro ist eine der erfolgreichsten Sportnationen der Welt, obwohl das Land nur ca. 11 Millionen Einwohner zählt. Die beliebteste Sportart in Serbien ist der Basketball. Viele serbische Basketballspieler spielen in der amerikanischen Basketballliga (NBA).

Basketball

Serbien und Montenegro ist mit fünf Goldmedaillen noch vor den USA Rekordweltmeister. Mit acht Goldmedaillen ist Serbien und Montenegro nach der ehemaligen Sowjetunion das erfolgreichste Team bei Basketball-Europameisterschaften.

Serbische Basketballspieler:

Der gebürtige Serbe Marko Pešić spielt für die deutsche Nationalmannschaft. Sein Vater, Svetislav Pešić, trainierte sowohl die deutsche als auch die serbische Nationalmannschaft. Mit beiden Teams war er sehr erfolgreich.

Bisher war Serbien und Montenegro (bzw. Jugoslawien) viermal Gastgeber bei Europameisterschaften (das letzte mal 2005) und 1970 Gastgeber der Basketball-Weltmeisterschaft.

Der ehemalige Nationalspieler und Trainer Borislav Stanković war von 1976 bis 2002 Generalsekretär der FIBA. Er wurde 1991 in die "Hall of Fame" aufgenommen.

Volleyball

Auch im Volleyball verzeichnete Serbien und Montenegro bisher große Erfolge. 2000 holte die Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Sydney die Goldmedaille. 1998 wurde Serbien und Montenegro Vize-Weltmeister. Bei Europameisterschaften wurde das Team bisher dreimal dritter (1995, 1999 und 2005) einmal zweiter (1997) und einmal erster (2001). Der aktuellen FIVB-Weltrangliste (vom 15. Januar 2005) nach belegt Serbien und Montenegro den dritten Platz.

Serbische Volleyballspieler:

Serbien und Montenegro war zusammen mit Italien Gastgeber der Volleyball-Europameisterschaft 2005.

Wasserball

Serbien und Montenegro ist das erfolgreichste Team in dieser Sportart. Wie im Basketball ist Serbien und Montenegro Rekordweltmeister im Wasserball. 1986, 1991 und 2005 gewann man die Weltmeisterschaften, 2001 wurde man zweiter und 1973, 1978, 1998 und 2003 dritter. 2003, 2001 und 1991 wurde Serbien und Montenegro Europameister und 1997, 1989, 1987, 1985, 1977, 1962, 1958 und 1954 Vize-Europameister. Bei den Olympischen Spielen holte das Team dreimal Gold, viermal Silber und zweimal Bronze (das letzte mal 2004 in Athen). Bisher wurde nur die Wasserball-Weltmeisterschaft 1973 in Serbien und Montenegro (bzw. Jugoslawien) ausgetragen.

Serbische Wasserballspieler:

Die Wasserball-Europameisterschaft 2006 wird in Serbien und Montenegro ausgetragen.

Handball

Die größten Erfolge verzeichnete die Nationalmannschaft Serbien und Montenegros 2001 und 1991 mit dem Erreichen des Finales. 1996 wurde das Team dritter bei der Europameisterschaft.

Bis 1992 konnte Jugoslawien folgende Erfolge feiern:

  • Zwei Goldmedaillen bei Olympischen Spielen (1984 und 1972) und einmal Silber (1988)
  • Weltmeister 1986, Vize-Weltmeister 1982, dritter 1970 und 1974.

Tennis

Bekannte und erfolgreiche serbische Tennisspielerinnen sind Monika Seleš (seit 1995 spielt sie für die USA) und Jelena Dokić. Für Serbien und Montenegro gewann Seleš 1991,1992 und 1993 die Australian Open, 1990,1991 und 1992 die French Open und 1991 und 1992 die US Open. Jelena Dokić belegte zeitweise den 4. Platz der WTA Tennis-Weltrangliste.

Fußball

Der größte Erfolg des serbischen Fußballs nach dem Zerfall Jugoslawiens war der Sieg des FK Roter Stern Belgrad beim Cup der Landesmeister (UEFA Champions League 1991). Die Nationalmannschaft konnte sich für die Fußball-Weltmeisterschaften 1998 und 2006 sowie für die Fußball-Europameisterschaft 2000 qualifizieren. Große Erfolge erzielte auch die U-21-Nationalmannschaft mit dem Erreichen des Finales der U-21-Weltmeisterschaft 2004.

Jugoslawien konnte bis 1992 folgende Erfolge im Fußball aufweisen:

  • Einmal 3. und einmal 4. bei den Fußball-Weltmeisterschaften 1930 und 1962.
  • Zweimal Vize-Europameister (1960 und 1968).
  • Olympiasieger von 1960, sowie Olympiazweiter 1948, 1952 und 1956.

Diese Erfolge wurden nach dem Zerfall Jugoslawiens dem Rechtsnachfolger des jugoslawischen Fußballbundes (FSJ), dem Fußballbund Serbiens und Montenegros, gutgeschrieben.

Bisher wurde nur die Fußball-Europameisterschaft 1976 in Jugoslawien ausgetragen.

Serbische Fußballspieler:

Infrastruktur

Durch seine zentrale Lage auf der Balkanhalbinsel bildet Serbien einen bedeutenden Verkehrsknotenpunkt. Alle wichtigen Verkehrswege Südosteuropas kreuzen sich in Serbien. Das Straßennetzt ist insgesamt 40.845 km lang, wovon 2/3 asphaltiert sind. Serbien besitzt 422 mautpflichtige Autobahnkilometer und 213 km mautpflichtige Halbautobahnen. Das Straßennetz beinhaltet 2.638 Brücken und 78 Tunnels, von denen jedoch nur sehr wenige beleuchtet sind.

Serbien ist ein wichtiges Transitland im Verkehr von Ungarn/Ostmitteleuropa nach Griechenland, Bulgarien, Mazedonien, Albanien und Kleinasien.

Der Fremdenverkehr ist daher für Serbien von großer Bedeutung.

Die serbische Eisenbahn betreibt Verbindungen von Belgrad nach Bar, Thessaloniki, Istanbul und in die EU-Länder. Serbien besitzt über 4.000 km Eisenbahnstrecken. 1.364 km davon sind elektrifiziert. In Serbien gibt es drei internationale Flughäfen, in Belgrad, Priština und in Niš, die von vielen internationalen Flugrouten bedient werden.

An der Donau, Sava und Theiß gibt es viele Flusshäfen, die auch neuerdings eine touristische Route bedienen. Über die Donau gibt es eine Wasserverbindung zum Schwarzen Meer. Entlang der Donau befinden sich einige Schiffswerften.

Verkehrsbestimmungen

Tempolimits:

Überholvorgänge:

  • Kinder- und Schulbusse dürfen nicht überholt werden, wenn sie halten.
  • Geblinkt werden muss während des gesamten Überholvorgangs.

Sonstiges:

  • Promillegrenze: 0,5

Wirtschaft

Serbien hat in den letzten 15 Jahren sein BIP wegen der Sanktionen und der Nato-Bombardements von 1999, um die Hälfte reduziert. Dennoch besteht große Hoffnung und Zuversicht, daß besonders im Jahre 2005 die Früchte der neuen Demokratie in Serbien reifen und geerntet werden.

Serbien erhielt im Jahr 2005 über 1,5 Milliarden € Direktinvestitionen, die auch zum Teil aus den Privatisierungen des Bankenwesens und anderer staatlicher Betriebe entsprangen. Die Privatisierung der staatlichen Betriebe soll Ende 2006 abgeschlossen sein.

Das Außenhandelsbilanzdefizit konnte im Vergleich zum Vorjahr um knapp 37% gesenkt werden. Die Exporte im ersten Halbjahr 2005 betrugen 1667,7 Mio. €, die Importe 3614 Mio. €.

Die Einnahmen durch den Tourismus sind um 50% gestiegen und der Standortvorteil aus geo-strategischer Sicht (Serbien hat 7 Nachbarländer) zieht mittlerweile große ausländische Firmen an.

Der durchschnittliche Nettolohn in Serbien beträgt circa. 200€ (2005), die Inflation liegt bei 13,8% (2004) und es herrscht 20% Arbeitslosigkeit (ohne Kosovo).

Das Freihandelsabkommen Serbiens mit der Russischen Föderation sticht dabei besonders ins Auge und könnte ein großer Anreiz für ausländische Investoren sein, wenn da nicht die immer noch blühende Korruption und die Rechtsunsicherheit wären.

In einem Mitte September 2005 veröffentlichten Bericht der Weltbank, wird Serbien und Montenegro als führendes Reformland im Bereich der Entwicklungförderung von Unternehmen und Schaffung von Arbeitsplätzen bezeichnet. Dies läßt sich auch anhand der immer zahlreicheren Joint-Ventures mit ausländischen Unternehmen belegen.

Serbien und Montenegro gehört auch zu den Ländern, die eine Flat-Tax eingeführt haben. Die Einkommensteuer beträgt pauschal 14% und die Körperschaftsteuer 10%.

Landwirtschaft

Etwa 40% der gesamten Fläche Serbiens sind agrarisch nutzbar. Die Landwirtschaft macht ca. 18% des serbischen BIP aus. Aufgrund des günstigen Klimas gibt es in Serbien gute Voraussetzungen für die Landwirtschaft. Die fruchtbarste Region ist die Pannonische Tiefebene im norden des Landes (Provinz Vojvodina). Rund 17% der Gesamtbevölkerung sind in der Landwirtschaft tätig. Hauptanbauprodukte sind Zuckerrüben, Mais, Kartoffeln, Weizen und viel Obst (v.a. Pflaumen, Himbeeren und Äpfel). Serbien zählt weltweit zu den größten Exporteuren von Himbeeren. Daneben wird auch Tierhaltung betrieben (v.a. Schweine und Rinder, im südwesten Schafe). Der Weinbau spielt auch eine große Rolle.

Tourismus

Jugoslawien war bis zu seinem Zerfall 1991 eines der beliebtesten Urlaubsziele am Mittelmeer. Nach dem Zerfall blieben die Touristen v.a. wegen der kriegerischen Auseinandersetzungen in Kroatien und Bosnien und Herzegowina und der politischen Lage sowie dem Kosovo-Krieg aus. Während 1987 noch 4,5 Millionen Touristen Serbien besuchten, waren es im jahr 2005 nur noch etwas mehr als 400.000 ausländische Touristen. Jedoch ist seit der politischen Wende im jahr 2000 ein Anstieg ausländischer Touristen zu vermerken. Aufgrund seiner zentralen Lage in Südosteuropa ist Serbien v.a. für den Fremdenverkehr von Bedeutung.

Die touristischen Hauptziele in Serbien sind die Großstädte Belgrad und Novi Sad, die zahlreichen Kurorte, die Gebirge Kopaonik und Zlatibor und die Donau. Des weiteren bietet Serbien geschichtsträchtige Festungen und Klosteranlagen, beeindruckende Schluchten (Das Eiserne Tor an der Donau ist die größte Schlucht Europas), einige Nationalparks und Naturschutzgebiete, Seen und Grotten. Aufgrund seiner verschiedenartigen Topographie kann man in Serbien zahlreichen Aktivsportarten nachgehen (Bergsteigen, Segeln, Rafting, Radfahren, Angeln, Reiten, Skifahren, usw.)

Wissenswertes

Konstantin der Große

Literatur

  • Malte Olschewski: Der serbische Mythos. Die verspätete Nation., Herbig 2000, ISBN 3776620277.
  • Steven W. Sowards: Moderne Geschichte des Balkans. Der Balkan im Zeitalter des Nationalismus, BoD 2004, ISBN 3-8334-0977-0.

Siehe auch

Commons: Serbien – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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