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Evangelisches Johanneswerk

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Das Evangelische Johanneswerk e.V. ist einer der großen diakonischen Träger Europas mit Sitz in Bielefeld. Rund 6.500 Mitarbeiter sind in mehr als 70 Einrichtungen tätig. Die diakonischen Angebote richten sich an alte, kranke und behinderte Menschen, Kinder und Jugendliche und schließen die offene diakonische Arbeit im Kirchenkreis Bielefeld ein. Gegründet wurde das Werk 1951 durch Pastor Karl Pawlowski (1898–1964). Vorsitzender des Vorstands ist seit Anfang 2011 Pastor Ingo Habenicht. Weitere Vorstandsmitglieder sind die stellvertretenden Vorsitzenden Bodo de Vries und Burkhard Bensiek.

Struktur

Das Evangelische Johanneswerk e.V. ist ein eingetragener Verein. Es gliedert sich in räumlich und/oder inhaltlich zusammengefasste Regionen, die die Basis des Johanneswerks bilden. Hier werden - an über 30 Standorten in Nordrhein-Westfalen in über 70 Einrichtungen und zahlreichen ambulanten Angeboten - Menschen unterstützt, betreut und gepflegt. Jeder Region steht ein Regionalgeschäftsführer, jeder Einrichtung eine Hausleitung vor.

Seinen Hauptsitz hat das Johanneswerk in Bielefeld. Hier kümmert sich die Verwaltung um reibungslose Abläufe. Mehrere Stabsabteilungen sorgen dafür, dass neue Konzepte entwickelt und im Alltag integriert werden. An der Spitze des Unternehmens stehen ein dreiköpfiger Vorstand und der Verwaltungsrat.

Das Evangelische Johanneswerk gliedert seine Altenarbeit geographisch in insgesamt fünf Regionen: Die Regionen Herford-Lippe, Gütersloh, Ruhrgebiet-Süd und Ruhrgebiet Nord-Münsterland sowie die Region Bielefeld. In allen Regionen findet stationäre Altenarbeit (vornehmlich durch stationäre Altenpflegeheime) aber auch ambulante Altenarbeit (durch Sozialstationen, Wohngemeinschaften oder Quartiersarbeit) statt. In der Region Bielefeld existiert zudem das Familienzentrum Johannesstift und eine Einrichtung der Straffälligenhilfe.

Die Behindertenhilfe im Johanneswerk teilt sich in die Regionen Behindertenhilfe Arbeit mit zwei großen Werkstätten und Behindertenhilfe Wohnen mit mehreren Wohneinrichtungen.

Die Kliniken im Johanneswerk verteilen sich auf drei Regionen: Die Region Hellweg-Kliniken mit Einrichtungen in Oerlinghausen, Bielefeld und Lage sowie die Region Bad Honnef mit der Rhein-Klinik und einer zugehörigen Tagesklinik. In der Region Wittgenstein findet sich neben der Klinik Wittgenstein mit der Tagesklinik Netphen auch eine Alteneinrichtung

Arbeitsfelder

Das Ev. Johanneswerk ist aktiv in verschiedenen Bereichen: Altenarbeit, Behindertenarbeit, pädagogische Arbeit, Krankenhausarbeit, offene diakonische Arbeit und Hospizarbeit. Laut Jahresbericht hatte das Johanneswerk im Jahr 2012 rund 6.300 Beschäftigte.

In der Altenarbeit unterhält das Johanneswerk über 30 vollstationäre Altenpflegeeinrichtungen, darüber hinaus Tagespflegeeinrichtungen, ambulante Pflegedienste, Altenwohnungen, Wohnprojekte und Altentagesstätten. Der Schwerpunkt der Behindertenarbeit liegt im Ruhrgebiet und im Märkischen Kreis. In den Wohneinrichtungen, Werkstätten und ambulanten Diensten werden insgesamt 1.600 Kinder, Jugendliche und Erwachsene gefördert und betreut. In der pädagogische Arbeit werden mehr als 300 Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung gefördert. Zusätzlich betreibt das Johanneswerk eine Rehabilitationseinrichtung für haftentlassene Frauen und Männer, die bei der Wiedereingliederung unterstützt werden.

Zur Krankenhausarbeit gehören zwei Kliniken mit zwei Tageskliniken für psychosomatische und psychotherapeutische Medizin. Darüber hinaus bietet das Johanneswerk ein vernetztes Angebot für Suchttherapie in Ostwestfalen-Lippe mit Tagesklinik und einer Klinik für suchtkranke Männer. Das Ev. Johanneswerk ist außerdem Mitgesellschafter des Evangelischen Krankenhauses Bielefeld mit rund 1.700 Betten und Gründungsmitglied des Klinikverbundes Valeo gGmbH, in dem sich 14 Krankenhäuser in Westfalen zusammengeschlossen haben.

Gemeinsam mit dem Kirchenkreis Bielefeld betreibt das Johanneswerk die Diakonie für Bielefeld gGmbH, die Fachstelle für ambulante diakonische Arbeit im Kirchenkreis Bielefeld. Diese bietet Beratung und Hilfeleistungen für Kinder, Jugendliche und Familien, für Ältere und zu Hause pflegebedürftige Menschen sowie für Menschen in besonderen Notlagen. In Bad Berleburg betreiben das Johanneswerk und der Kirchenkreis Wittgenstein das Diakonische Werk Wittgenstein.

Mit der Hospizarbeit setzt sich das Ev. Johanneswerk für die Begleitung Sterbender und deren Angehörige ein. Schwerpunkt bildet dabei die Sterbebegleitung in stationären Einrichtungen.

Geschichte

Die Geschichte des Johanneswerks beginnt 1852. Die Pastoren Clamor Huchzermeier und Johann Heinrich Volkening gründeten das „Rettungshaus Schildesche“ in Bielefeld. Hier wurden verwahrloste Kinder aufgenommen, deren Familien durch die Industrialisierung verarmt waren. Wohnhäuser, Betsaal, Turnhalle, Werkstätten und Wirtschaftsgebäude kamen hinzu. Um 1870 bekam das Rettungshaus den Namen Johannesstift. 1932 wurde die Erziehungsarbeit aus finanziellen Gründen eingestellt und das Rettungshaus schloss seine Pforten.

Noch im selben Jahr übernahm der Ortsverband für Innere Mission Bielefeld unter der Leitung von Pastor Karl Pawlowski das leerstehende Johannesstift. Die ehemaligen Wohnhäuser wurden als Altenheime eingerichtet und Mitte der 30er Jahre war das Johannesstift mit rund 260 Bewohnerinnen und Bewohnern eines der größten Alten- und Pflegeheime in Deutschland geworden. 1951 gründete Karl Pawlowski das Johanneswerk e.V., einen Trägerverband diakonischer Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen. Auch das Johannesstift wurde Mitglied im Johanneswerk. Die Zentrale des neugegründeten Werkes fand ebenfalls ihren Sitz im Johannesstift.

Auf dem Johannesstiftsgelände befinden sich heute das Evangelische Krankenhaus Bielefeld (ehemals Ev. Johannes-Krankenhaus), die Alten- und Pflegeheime Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Dorothee-Sölle-Haus und Karl-Pawlowski-Haus, das Fachseminar für Altenpflege, die Schule für Krankenpflege und Krankenpflegehilfe und die Schule für Diätassistentinnen, die Kindertagesstätten Haus Sonnenblume und Pappelhof und der Ev. Gemeindedienst. Außerdem ist das Stiftgelände nach wie vor der zentrale Sitz des Ev. Johanneswerks e.V.

Diakonie für Bielefeld

Die Diakonie für Bielefeld gGmbH ist die Fachstelle für ambulante, diakonische Arbeit im Kirchenkreis Bielefeld. Sie leistet soziale und pflegerische Arbeit in den Bereichen Beratung und Hilfe für Kinder, Jugendliche und Familien, Unterstützung für ältere Menschen sowie für Menschen in besonderen Notlagen und in der ambulanten Kranken- und Altenpflege. Vor allem in der Straffälligenhilfe und in der Hilfe für Glücksspielsüchtige hat die Diakonie für Bielefeld eine Vorreiter-Funktion. Die Diakonie für Bielefeld wird getragen vom Ev. Johanneswerk e.V. und dem Kirchenkreis Bielefeld und hat ihren Hauptsitz auf dem Johannesstiftsgelände in Bielefeld-Schildesche. Als diakonischer Wohlfahrtsverband ist sie ein wichtiger Bestandteil im sozialen Netz der Stadt und Partner der Kommune und der anderen Verbände.

Die Diakonie für Bielefeld gGmbH wurde am 1. Januar 2012 gegründet. Sie ist hervorgegangen aus dem Ev. Gemeindedienst Bielefeld, der 1925 als Ortsverein für innere Mission entstand. Seit 2006 hat die Fachstelle ihren Hauptsitz im Weidenhof auf dem Johannesstiftgelände in Bielefeld-Schildesche. Der Umzug der Beratungsstellen aus vorher vier Standorten in das neue Haus des ermöglichte es, Kosten dauerhaft zu senken und Kooperationen zu vereinfachen. Mit einem neuen Konzept startete im Frühjahr 2007 die Ev. Familien-, Erziehungs- und Krisenberatung, eine Fusion fachlicher und menschlicher Kompetenzen aus den bisherigen Beratungsstellen.

In der Hauptdienststelle in Schildesche auf dem Gelände des Johannesstifts und in den 17 Außenstellen arbeiten mehr als 300 haupt- und nebenamtliche Mitarbeitende, unterstützt von über 300 ehrenamtlich Tätigen. In der Diakonie für Bielefeld gilt der Grundsatz „Unser Nächster ist der Mensch, der unsere Hilfe benötigt.“ Dabei spielen Konfession und Nationalität des Rat- und Hilfesuchenden keine Rolle.

Die Diakonie für Bielefeld hat in den vergangenen Jahren vor allem mit dem Projekt „Freiräume“ für Kinder von Inhaftierten und Haftentlassenen für deutschlandweites Interesse gesorgt. Das Projekt, das in Zusammenarbeit mit der Justizvollzugsanstalt Bielefeld durchgeführt wird, unterstützt Kinder, deren Eltern straffällig sind und umfasst Beratung, Vater-Kind-Gruppen, Gestaltung von Besuchstagen und Information. Ziel des Projekts ist es, die Kinder dabei zu unterstützen, mit der einschneidenden Situation umzugehen und Diskriminierung und Stigmatisierung zu verhindern. Das Projekt ist das erste dieser Art in Ostwestfalen und eines von sehr wenigen deutschlandweit. Es wurde bereits gefördert von der Aktion Mensch sowie von der Aktion Lichtblicke, die von den NRW-Lokalradios, der Caritas und der Diakonie getragen wird. Für das Jahr 2010 war es für den Bielefeld-Preis nominiert, konnte diesen jedoch nicht gewinnen.

Zum Fachbereich Pädagogik der Diakonie für Bielefeld gehören die ambulanten Hilfen zur Erziehung, die soziale Arbeit in Schulen und Stadtteilen sowie verschiedene Beratungsangebote. Er richtet sich an Eltern, Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Er bietet Unterstützung für Schüler an Bielefelder Schulen und organisiert Projekte und Einrichtungen in Bielefelder Stadtteilen. Pädagogische Fachkräfte begleiten, leiten an und entlasten. Sie möchten das Familienleben entspannen, in Krisen helfen, Angebote schaffen und mit Kitas und Schulen zusammenarbeiten. Die Beratung ist kostenfrei, offen für alle Bielefelder Bürger und erfolgt immer auf freiwilliger Grundlage. Zu den Angeboten gehören unter anderem die Jugend- und Familienhilfe, Elterntraining, Erziehungsbeistand, Schulsozialarbeit und Krisenberatung. Die Mitarbeiter der Integrativen Hilfen unterstützen Menschen dabei, schwierige Lebenslagen zu bewältigen und (wieder) am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Unterstützung erfahren hier Menschen mit Migrationshintergrund oder fehlender beruflicher Perspektive. Zusätzlich richten sich die Integrative Hilfe an verschuldete oder straffällig gewordene Menschen. Am Bielefelder Bahnhof kümmert sich die Bahnhofsmission unter anderem um Reisende, die Hilfe brauchen.

Die Diakonie für Bielefeld bietet auch Angebote für Menschen, die „gepflegt zu Hause leben“ und auch im Krankheitsfall ihr Leben in vertrauter häuslicher Umgebung so angenehm und selbstbestimmt wie möglich weiterführen möchten. Die Diakoniestationen sorgen für häusliche Krankenpflege, Altenpflege und Behandlungspflege. Zusätzlich werden Beratung und Betreuung angeboten. Auch ambulante Palliativpflege gehört zum Angebot der Diakonie für Bielefeld. Darüber hinaus bietet der Fachbereich zahlreiche Angebote der offenen Altenhilfe. In den Begegnungszentren Kreuzstraße und Pellahöhe, im Café KUNZ in Kooperation mit der ev. Kirchengemeinde Stieghorst und über die Mobile Altenarbeit können ältere Menschen Hilfe und Freunde finden. Weitere Angebote sind unter anderem die Beratung „Rund um das Alter“ für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen, Cafés, Internetcafés, Bildungsangebote, ZWAR-Gruppen und eine EFI-Anlaufstelle (Erfahrungswissen für Initiativen), wo sich Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, organisieren können.

Stiftung

Die Stiftung des Ev. Johanneswerks ist die Stiftung mitLeidenschaft. Sie wurde 2001 gegründet zur Förderung und Unterstützung innovativer Projekte in der Diakonie. Die Stiftung hilft vor allem älteren Menschen und Familien, die in Armut leben müssen. Sie fördert Projekte für Kinder und Menschen mit Behinderung sowie Projekte auf dem Gebiet der Demenz. Geschäftsführerin der Stiftung ist seit Januar 2009 Elke Wemhöner.

Literatur

  • Der Johannesruf 2/1991, Das Evangelische Johanneswerk e.V. – Eine diakonische Entwicklungsgeschichte 1852 – 1951 – 1991, Bielefeld 1991.
  • Udo Krolzik (Hrsg.): Mitten im Leben. 50 Jahre Evangelisches Johanneswerk. Bielefeld 2001.
  • Hans-Walter Schmuhl, Bärbel Thau; Diakonie im Kirchenkreis Bielefeld. In: Matthias Benad, Hans-Walter Schmuhl (Hrsg.): Aufbruch in die Moderne. Der evangelische Kirchenkreis Bielefeld von 1871 bis 2006. Bielefeld 2006, S. 241-257.
  • Gerald Schwalbach: „Der Kirche den Blick weiten!“, Karl Pawlowski (1898-1964) - diakonischer Unternehmer an den Grenzen von Kirche und Innerer Mission. Bielefeld 2012
  • Gerald Schwalbach: Größer und moderner als Bethel! – Das Johanneswerk in Bielefeld und die Leitvorstellungen seines Gründers Karl Pawlowski (1898 – 1964). In: Matthias Benad (Hrsg.): Friedrich von Bodelschwingh d.J. und die Betheler Anstalten. Frömmigkeit und Weltgestaltung. Stuttgart 1997, S. 207 – 213.
  • Gerald Schwalbach, Bärbel Thau: Das Evangelische Johanneswerk e.V. Diakonischer Trägerverband in der Wiederaufbaugesellschaft (1951–1964). In: Udo Krolzik (Hrsg.): Zukunft der Diakonie. Zwischen Kontinuität und Neubeginn. Bielefeld 1998, S. 183–199.
  • Bärbel Thau: Bilder und Quellen aus der Geschichte des Evangelischen Jugend- und Wohlfahrtsamtes Bielefeld 1925–1945. In: Hans Bachmann, Reinhard van Spankeren (Hrsg.): Diakonie: Geschichte von unten. Christliche Nächstenliebe und kirchliche Sozialarbeit in Westfalen. Bielefeld 1995, S. 227 – 255.
  • Bärbel Thau: Vom Rettungshaus zum diakonischen Unternehmen. Das Evangelische Johanneswerk e.V. In: Stadtbuch Bielefeld. Tradition und Fortschritt in der ostwestfälischen Metropole. Bielefeld 1996, S. 158–159.
  • Bärbel Thau: Der Ortsverband für Innere Mission in Bielefeld. Frühe Zentralisierung diakonischer Arbeit (1926–1945). In: Udo Krolzik (Hrsg.): Zukunft der Diakonie. Zwischen Kontinuität und Neubeginn. Bielefeld 1998, S. 163–169.
  • Bärbel Thau: Vom Johannesstift zum Ev. Johanneswerk. In: Britta Bley (Hrsg.): Zwischen Himmel und Erde. Evangelische Kirche und Moderne in Bielefeld. Bielefeld 2006, S. 53-56.
  • Menschen unterwegs. 100 Jahre Bahnhofsmission in Bielefeld 1899–1999. Hrsg. vom Ev. Johanneswerk e.V., Bielefeld 1999.
  • Bärbel Thau: Diakonische Hilfe für Familien im Krieg – Die Jugend- und Familienhilfe des Ortsverbandes für Innere Mission Bielefeld 1939 bis 1945. In: Bernd Hey (Hrsg.): Kirche in der Kriegszeit 1939-1945. Bielefeld 2005, S. 61-78.

Koordinaten: 52° 2′ 27,2″ N, 8° 32′ 34,3″ O