Westsächsische Hochschule Zwickau
Westsächsische Hochschule Zwickau | |
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Gründung | 1897 |
Trägerschaft | staatlich |
Ort | Zwickau |
Bundesland | Sachsen |
Land | Deutschland |
Rektor | Gunter Krautheim |
Studierende | 4.795 WS 2013/14[1] |
Website | www.fh-zwickau.de |
Die Westsächsische Hochschule Zwickau – Hochschule für angewandte Wissenschaften (WHZ - University of Applied Sciences Zwickau) ist eine Fachhochschule[2] – Hochschule für angewandte Wissenschaften in Zwickau. Dazu gehören auch die Hochschuleinrichtungen in den südwestsächsischen Standorten Markneukirchen, Reichenbach im Vogtland und Schneeberg. Mit der Einführung des Bologna-Prozesses führt das Studium zum Bachelor- oder Master- Abschluss. Beide Abschlüsse sind denen der universitären Einrichtungen gleichgestellt, weshalb Fachhochschulen die Abkürzung (FH) generell nicht mehr führen müssen. Die drei Säulen des Studiums an der WHZ sind Technik, Wirtschaft und Lebensqualität[3], wobei weiter fünfzehn Studiengänge mit Diplom-Ingenieur (FH) -Abschluss[4], u.a. in den Fachrichtungen Maschinenbau, Kraftfahrzeugtechnik und Wirtschaftswissenschaften, angeboten werden.
Geschichte
Wurzeln


Höhere Bildung reicht in Zwickau bis auf das Jahr 1290 zurück, als die Zwickauer Lateinschule gegründet wurde. Bereits gegen Ende des Mittelalters war Zwickau in Deutschland als Ort humanistischer Bildung bekannt; u.a. wurde hier Griechisch, Hebräisch und Latein gelehrt.[5]. Im 16. Jahrhundert wurde die höhere Bildung wesentlich durch den Naturforscher und Humanisten Georgius Agricola beeinflusst. Agricola war hier von 1519 bis 1522 Rektor und Lehrer der Griechisch- und Lateinschule Zwickau. Teile der Hochschule befinden sich noch heute auf dem Gelände der ehemaligen Lateinschule. Zwickau zählt damit zu den Städten mit der ältesten höheren Bildungstradition in Sachsen. Diese Traditionen der humanistischen Bildung werden in Zwickau durch die Westsächsische Hochschule weitergeführt.
Bergingenieurschule Zwickau
Mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts setzte in Südwestsachsen als Folge der industriellen Steinkohlenförderung und Verarbeitung eine rege Nachfrage nach technisch ausgebildeten Arbeitskräften ein. Im Sog der Ausweitung des Steinkohlenbergbaues hatte sich die Region Zwickau zu einem bedeutenden Standort des Maschinenbaus in Sachsen entwickelt. Folglich zog sich hier ein hoher Stand des Wissens und Könnens in den technischen und naturwissenschaftlichen Disziplinen aus der Region zusammen. Für die stürmische industrielle Entwicklung reichte eine Weitergabe von Fachwissen in den Meisterstuben der Betriebe nicht mehr aus. Die aufstrebende Industrie und Wirtschaft drängten auf Bildungseinrichtungen, die den wachsenden Bedarf an Ingenieuren und Technikern befriedigen konnten. 1828 wurde eine Sonntagsschule für Gewerbetreibende eröffnet. Doch schon 1862 begann die Bergschule in Zwickau mit der technischen Ausbildung für den Steinkohlenbergbau, woraus Jahre später die Bergbauschule Zwickau entstand. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhob man 1949 die Bergbauschule Zwickau in den Rang einer Bergingenieurschule.
Ingenieurschule Zwickau
1897 gründeten die Ingenieure Paul Kirchhoff und Leander Hummel unter Mitwirkung der Stadtgemeinde die Ingenieurschule Zwickau (die späterer „Ingenieurschule für Kraftfahrzeugtechnik“). In Anwesenheit des sächsischen Königs wurden Zweck und Ziele der Einrichtung formuliert:
„Sie (die Ingenieurschule Zwickau) ist eine höhere Fachschule für Maschinenbau, Elektrotechnik und verwandte Fächer: Ihre Aufgabe ist es, allen Zweigen der Industrie bestens vorgebildete, selbständig arbeitende Betriebsingenieure, Konstrukteure und technische Kräfte zur Verfügung zu stellen.“
Technische Hochschule Zwickau
1965 kam es zum Zusammenschluss der „Bergingenieurschule Zwickau“ mit der „Ingenieurschule für Kraftfahrzeugtechnik“ zur Ingenieurschule für Maschinenbau und Elektrotechnik Zwickau. Nach der 3. DDR-Hochschulreform erhielt die Ingenieurschule das Promotionsrecht, das mit der Namensänderung in Ingenieur-Hochschule Zwickau verbunden war. Schließlich wurde 1989 mit der Eingliederung der Fachschule für Ökonomie in Plauen und der Ingenieurschule für Anlagenbau in Glauchau die „Ingenieur-Hochschule Zwickau“ in den Rang einer Technischen Hochschule (THZ) erhoben.
Pädagogische Hochschule Zwickau
Die Pädagogische Hochschule Zwickau, deren Ursprung auf das 1912 in Zwickau gegründete Lehrerseminar zurückgeht, wurde 1992 der TU Chemnitz angegliedert.
Westsächsische Hochschule Zwickau
Gründung
1990 kam es zur Bildung eines gemeinsamen Großen Senats der Technischen und der Pädagogischen Hochschule Zwickau. Der Anspruch des Senates war die Vereinigung der beiden Hochschulen zu einer „kleinen und feinen Universität“.[7] Zur Umsetzung dieses Begehrens fehlte in Dresden der politische Wille. Letztendlich kam es sogar zur Abwicklung sowohl der Technischen als auch der Pädagogischen Hochschule Zwickau. Die Technische Hochschule Zwickau wurde 1992 geschlossen und zur Hochschule für Technik und Wirtschaft Zwickau (FH) zurückgestuft. Seither hat Zwickau keine Hochschule mit Promotionsrecht. 1996, ein Jahr vor dem Jubiläum 100 Jahre Ingenieurausbildung in Zwickau, erhielt die Einrichtung ihren heutigen Namen „Westsächsische Hochschule Zwickau“. 1998 wurde in den zugehörigen Hochschulstandorten 120 Jahre Angewandte Kunst Schneeberg und 150 Jahre Textiltechnik-Studium in Reichenbach gefeiert. Derzeit sind rund einhundertsechzig Professoren für ca. fünftausend Studenten in vierzig Studiengängen in Lehre und angewandter Forschung zuständig.
Lage
Die WHZ hat zwei Kernstandorte: Zwickau-Zentrum[8] und den Campus Zwickau-Eckersbach[9]. Das Zentrum für Kommunikationstechnik und Informationsverarbeitung (ZKI) erfüllt dabei eine bereichsübergreifende Klammerfunktion[10].
Die Verwaltung befindet sich in unmittelbarer Nähe des Landgerichts am Dr. Friedrichs-Ring 2a im Stadtzentrum. Von hier aus sind die neue Hochschulbibliothek, das Internat, die Laborgebäude an der Schneeberger, an der Peter-Breuer-Straße und am Kornmarkt, wo die Fakultäten Automobil- und Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik/Physikalische Technik und unterschiedliche Institute angesiedelt sind, zu Fuß gut erreichbar.
Auf dem geschlossenen Campus Scheffelstrasse, auf dem sich zuvor die Pädagogische Hochschule Zwickau befand, verfügen die Fakultäten Kraftfahrzeugtechnik, Gesundheits- und Pflegewissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Sprachen sowie die dazugehörigen Institute über ein großzügiges Areal. Die Einrichtungen befinden sich in einem hervorragenden Zustand und wurden durch moderne Anschlußgebäude ergänzt. Über das gut ausgebaute Wege- und Fahrstraßennetz erreicht man bequem sein Ziel.
Fachausbildung

Der Ausbildungsschwerpunkt ist stark auf die Automobilindustrie ausgerichtet. Hierfür hat der Freistaat Sachsen in den vergangenen Jahren erhebliche Mittel investiert. Zunächst wurde in der Lessingstraße der alte Ingenieurschulbau von 1897, wo ursprünglich Maschinenbau und Kraftfahrzeugtechnik zu Hause waren, entkernt, restauriert und saniert.
Da für eine moderne Hochschule an dieser Stelle keine Erweiterungsmöglichkeiten bestanden, befindet sich in diesem Gebäude heute das Finanzamt des Landkreises Zwickau. Hierdurch mussten Teile der ehemals hier ansässigen Fachbereiche jetzt in Zwickau-Eckersbach untergebracht werden. Der Freistaat hat hier für Lehre und angewandte Forschung ebenfalls erhebliche Investitionen getätigt. Beispielsweise wurde anlässlich des Jubiläums 100 Jahre Automobilbau in Zwickau ein großzügiger Laborkomplex, der August-Horch Bau, eingeweiht. 2008 erfolgte auf dem Campus Eckersbach die Einweihung des Forum mobile. Das Forum bietet Raum für spezielle Fachvorträge mit Bewirtungsmöglichkeit. Hier sind auch die Ahnen des Zwickauer Automobilbaus bis hin zum PKW Trabant zu einer Ausstellung zusammengestellt. Auf dem Campus im Stadtzentrum wurden neue und modern ausgestattete Gebäude übergeben, wie z.B. 1998 die Hochschulbibliothek und 2011 das zum Zentrum für KFZ-Elektronik gehörende EMV-Labor zur Untersuchung von Kraftfahrzeugen auf elektromagnetische Verträglichkeit. Am 26. Juni 2012 hat die Audi AG aus Ingolstadt ein sogenanntes LABCAR an das Zentrum für Kraftfahrzeugelektronik übergeben. In der Anlage können die KFZ-Steuergeräte mit ihrer Vernetzung über die Bussysteme CAN, LIN, MOST und FlexRay in einer simulierten Fahrzeugumgebung untersucht und getestet werden. [11]
Die zur WHZ gehörende Fakultät Angewandte Kunst in Schneeberg bildet Gestalter für Kunsthandwerk und Design in den Studiengängen Holzgestaltung, Modedesign, Textildesign, Textilkunst und Musikinstrumentenbau aus. Im Hochschulteil Reichenbach erfolgt die Ausbildung im Studiengang Textil- und Ledertechnik des Institutes für Textil- und Ledertechnik (ITL). Mit den Studienrichtungen Technische Textilien und Textilbasiertes Automobiles Interieur stellt er sich den Ansprüchen moderner Textilindustrie. Ebenfalls in Reichenbach ist die Fakultät Architektur mit dem gleichnamigen Studiengang angesiedelt.
Die Ausbildungspalette der WHZ wurde in den letzten Jahren auch durch die Studiengänge Languages and Business Administration sowie Pflegemanagement erweitert. Damit wurde die neben Technik und Wirtschaft dritte Profillinie sozial-geisteswissenschaftlicher Prägung verstärkt, die bereits mit der angewandten Kunst angelegt wurde.
Zu vielen ausländischen Hochschulen pflegt die WHZ enge Beziehungen im Rahmen unterschiedlicher europäischer Programme oder der bilateralen Zusammenarbeit. Die Kontaktpflege erfolgt durch den Austausch von Lehrkräften und Studenten im Rahmen von Lehr-, Studien- und Forschungsprojekten. Die Hochschule bietet Studenten und Absolventen die Möglichkeit, Studienabschnitte im Ausland zu absolvieren, die mit internationalen Abschlüssen wie Bachelor, Master, Doppeldiplom oder Euro-Zertifikat abgeschlossen werden können.
Formula Student
Die Formula Student ist ein internationaler studentischer Konstrukteurs-Wettbewerb, bei dem das beste Gesamtpaket aus Technik, Kosten, Vermarktung und Schnelligkeit gewinnt. Von 2007 bis 2010 nahm das WHZ-Racingteam an dieser Konkurrenz mit Verbrennungsmotor-Rennwagen teil. Die Wettbewerbe beginnen in jedem Jahr mit einem neuen Projekt, wofür Businessplan, Konstruktion, Design, fahrdynamische Tests und Rennplazierung gewertet werden. Das Team hat national und international erfolgreich[12] abgeschnitten.
Unter dem Motto „Innovation meets Tradition“ beteiligte sich seit 2011 das WHZ-Racingteam an der internationalen Rennserie bereits zum zweiten Mal mit einem elektrisch angetriebenen Rennwagen[13]. Bei einer weltweiten Beteiligung von insgesamt 477 Teams belegen die Zwickauer Platz 3 der Weltrangliste (Stand August 2014)[14]. Sie sind damit das weltbeste Fachhochschulteam und bestes deutsches Elektroteam.[15].
Familiengerechte Hochschule
Das Ziel der Hochschule ist, dass Familie und Beruf bzw. Studium für Mitarbeiter oder Studenten vereinbar sind. Für dieses Engagement gilt die WHZ bereits seit 2008 als Familiengerechte Hochschule, als sie das „audit berufundfamilie“ und „familiengerechte hochschule“ erfolgreich verteidigte.[16] 2011 wurde der Hochschule von der Stiftung „berufundfamilie“ das Zertifikat erneut verliehen.[17]
Fakultäten
- Automobil- und Maschinenbau
- Kraftfahrzeugtechnik
- Elektrotechnik
- Physikalische Technik / Informatik
- Wirtschaftswissenschaften
- Angewandte Kunst
- Architektur
- Gesundheits- und Pflegewissenschaften
- Angewandte Sprachen und Interkulturelle Kommunikation
Zentrale Einrichtungen
- Zentrum für Kommunikationstechnik und Informationsverarbeitung (ZKI)
- Hochschulbibliothek
- Hochschularchiv
- Hochschulsportzentrum
- Zentrum für neue Studienformen
Weitere Einrichtungen
- Forschungs- und Transferzentrum e. V. (FTZ e. V.)
- Institut für Produktionstechnik
- Institut für Textil- und Ledertechnik
- Institut für Kraftfahrzeugtechnik
- Leupold-Institut für angewandte Naturwissenschaften (LIAN)
- Institut für Management und Information
- Institut für Betriebswirtschaft
- Hochschulverein Mentor e. V.
- Verein zur Förderung der FH-Ausbildung im Vogtland
- Verein zur Förderung MBK
- Hochschulchor
- SAXEED
Fernstudium / Berufsbegleitendes Studium
- Aufbaustudiengang Umwelttechnik und Recycling (Diplom)
- Aufbaustudiengang Wirtschaftsingenieurwesen (Diplom)
- International Business (MBA)
- Aufbaustudiengang Wirtschaftsinformatik (Diplom)
- Elektromobilität (B.Eng.)
- Elektromobilität (M.Eng.)
- Angewandte Gesundheitswissenschaften (M.Sc.)
Studentische Organisationen
- Studentenrat
- Studentenclubs: 013 e. V., Tivoli e. V., Collage e. V.[18]
- Studenten Initiative Siemens Sachsen e. V. (SISS)
- MAXX! Consulting e.V. "Studentische Vereinigung für Forschung und Beratung an der Westsächsischen Hochschule Zwickau"
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Sachsen: Studierende an den Hochschulen im Freistaat Sachsen, 2013, S. 58 (abgerufen am 16. November 2014)
- ↑ § 1 Nr. 3 SächsHSFG
- ↑ Mentor-Preisverleihung
- ↑ Imagefilm der WHZ
- ↑ Jubiläumsbroschüre „10 Jahre Fachhochschule'“, Hrsg.: Westsächsische Hochschule Zwickau (FH), Zwickau 2002, Geschichte d. Westsächsischen Hochschule (FH), Tafel S.8
- ↑ Gründung der Ingenieurschule Zwickau. In: Westsächsische Hochschule Zwickau (FH) (Hrsg.): 100 Jahre Ingenieurausbildung in Zwickau : 1897 - 1997. Zwickau 1997, ISBN 3-00-001408-X, S. 24.
- ↑ Westsächsische Hochschule Zwickau (FH) (Hrsg.): 100 Jahre Ingenieurausbildung in Zwickau : 1897 - 1997. Zwickau 1997, ISBN 3-00-001408-X, S. 64.
- ↑ Hochschulstandort Zwickau-Zentrum [1]
- ↑ Campus Zwickau-Scheffelstraße [2]
- ↑ Zentrum für Kommunikationstechnik und Invermationsverarbeitung [3]
- ↑ „AUDI-LABCAR“ bereichert Zentrum für Kraftfahrzeugelektronik [4]
- ↑ WHZ Racing Team „Erfolge - Best Of“, Website 2011 [5]
- ↑ „WHZ Racing Team in Silverstone bestes deutsches Hochschulteam in der Elektroklasse", Zwickauer Pulsschlag Nr.15, Amtsblatt der Stadt Zwickau vom 27. Juli 2011 (PDF)
- ↑ WHZ RacingTeam - FP511e 2011
- ↑ IDW-Pressedienst: Mit der Energie für morgen: Die Westsächsische Hochschule Zwickau auf der IAA. abgerufen 14. September 2011 [6]
- ↑ Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen überreicht Audit-Zertifikat familiengerechte hochschule, Zwickau 2008 [7]
- ↑ siehe Informationsdienst Wissenschaft (IDW) vom 29. August 2011 [8]
- ↑ vgl. Webseiten der Studentenclubs: 013 e.V., Tivoli e.V., Collage e.V.
Koordinaten: 50° 42′ 57,6″ N, 12° 29′ 40,1″ O