Hermann Wandersleb

Hermann Wandersleb (* 22. August 1895 in Meiningen; † 19. Mai 1977 in Bonn) war ein deutscher Politiker.
Leben
Der Sohn eines Vermessungsingenieurs studierte ab 1913, unterbrochen durch den Ersten Weltkrieg, Rechtswissenschaft in Halle (Saale), Berlin und Heidelberg, wo er auch promovierte. 1919 war er führend an der Gründung der Deutschen Studentenschaft beteiligt, unter anderem als Vorsitzender des Verfassungsausschusses. Sein Berufsweg begann 1923 zunächst im Preußischen Innenministerium unter Carl Severing, bevor er 1927 zum damals jüngsten preußischen Landrat im Kreis Querfurt ernannt wurde. 1933 wurde Wandersleb von den nationalsozialistischen Machthabern als politisch missliebig zunächst abgesetzt und später als Landrat „auf täglichen Widerruf“ nach Aachen versetzt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er im Mai 1945 zunächst Vizepräsident des Oberpräsidiums der Nordrheinprovinz und baute ab 1946 als Chef der Staatskanzlei des neugebildeten Landes Nordrhein-Westfalen die dortige Landesverwaltung maßgeblich mit auf. 1948 setzte er sich mit Erfolg dafür ein, dass Bonn zunächst Tagungsort des Parlamentarischen Rates und anschließend Sitz der Bundesorgane wurde, was ihm seinerzeit den Spitznamen „Bonnifacius“ (Bonn-Macher) eintrug. Er war Leiter des zwischen Mai 1949 und November 1949 bestehenden Büros Bundeshauptstadt, das die Unterbringung des Bundes und der Alliierten Hohen Kommission in Bonn und Umgebung unterstützte.[1]
Von 1949 bis 1959 war Wandersleb beamteter Staatssekretär im Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. In dieser Eigenschaft war er insbesondere für die Unterbringung der neu geschaffenen Bundesbehörden und ihrer zahlreichen Mitarbeiter verantwortlich. Zuletzt ging Wandersleb 1959 nach Erreichen der Altersgrenze noch als Gründungsdirektor zur bundeseigenen Gesellschaft für Kernforschung mbH in Karlsruhe und trat schließlich 1963 endgültig in den Ruhestand.
Für seine Verdienste wurde Wandersleb 1957 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband ausgezeichnet; 1968 folgte die Ehrenbürgerwürde der Stadt Bonn. Außerdem wurde in der Stadt ein Abschnitt der Bundesstraße 56 nach ihm benannt.
Sein Grab befindet sich auf dem Alten Friedhof in Bonn.
Literatur
- Victor-Emanuel Preusker: Festschrift für Hermann Wandersleb – zur Vollendung des 75. Lebensjahres. Bonn 1970
- Helmut Böger, Gerhard Krüger: Berühmte und Berüchtigte Bonner. Bonn 1991
- Josef Niesen: Bonner Personenlexikon, Bouvier Verlag Bonn 2006, ISBN 978-3-416-03159-2
- Internationales Biographisches Archiv Nr. 33/1977 vom 8. August 1977
Weblinks
- Literatur von und über Hermann Wandersleb im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Nachlassinformationen im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf und im Stadtarchiv Bonn
Einzelnachweise
- ↑ Stadt Bonn, Stadtarchiv (Hrsg.); Helmut Vogt: „Der Herr Minister wohnt in einem Dienstwagen auf Gleis 4“. Die Anfänge des Bundes in Bonn 1949/50, Bonn 1999, ISBN 3-922832-21-0, S. 34–42.
Personendaten | |
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NAME | Wandersleb, Hermann |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker |
GEBURTSDATUM | 22. August 1895 |
GEBURTSORT | Meiningen |
STERBEDATUM | 19. Mai 1977 |
STERBEORT | Bonn |