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Betrieb für Bergbauausrüstungen Aue

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Betrieb für Bergbauausrüstungen Aue
Rechtsform von 1946 bis 1949 SAG,
von 1949 bis 1953 zur Wismut AG, 1954 -1991 zur Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft (SDAG), ab 1992 zur DFA
Gründung 1. Juni 1949
Auflösung 1. Dezember 1992
Auflösungsgrund Liquidierung
Sitz Aue, Deutschland
Branche Maschinenbau, Anlagenbau, Bergbautechnik
Verwaltungsgebäude, jetzt berufliches Schulzentrum

Der Betrieb für Bergbauausrüstungen Aue (BBA) war ein Bergbauzubehörhersteller der SDAG Wismut in Aue in Sachsen. Er geht auf die Firma Hiltmann & Lorenz zurück und wurde Jahr 1992 geschlossen. Die Gebäude werden nachgenutzt.

Geschichte

Hiltmann & Lorenz

Die Firma Hiltmann & Lorenz (HiLo) wurde 1879 durch zwei Mitarbeiter der Fa. Erdmann Kircheis, den brandenburgischen Schlosser Gustav Hiltman und Bernhard Lorenz gegründet. Das Produktionsprofil umfasste die Herstellung von Maschinen zur Blech-, Metall- und Holzbearbeitung.

Im Jahre 1945 wurde HiLo von der Sowjetischen Militäradministration beschlagnahmt.[1] [2] Am 5. August 1945 begann die Demontage für die Reparationszahlungen an die Sowjetunion,[1] die bis Ende 1946 andauerte. 98 Prozent aller Produktionseinrichtungen in den HiLo-Betriebsteilen Aue und Niederschlema wurden demontiert.[3][1]

Im Jahr 1947 begann die Produktion von Kleinmaterial für den Uranbergbau der SAG Wismut.[4] In der Folge erhielten die Werke neue technische Ausrüstungen und die Bearbeitungsmaschinenherstellung wurde wieder aufgenommen. Die Wismut erteilte weitere Aufträge, die von den sowjetischen Behörden absolute Priorität erhielten, sodass die Maschinenproduktion abgegeben werden musste.

Werk Metallist / Werk 512

Die beiden Betriebsteile von HiLo wurden zum 1. Juni 1949 in die Wismut AG als eigener Betrieb mit dem Namen AG Wismut Werk Metallist eingegliedert, der am 1. Februar 1950 in AG Wismut Werk 512 geändert wurde.

Zur Vereinheitlichung der Verwaltung der Wismut-Zulieferbetriebe sowie der mechanischen Betriebe entstand 1948 das Objekt 34, dem schrittweise nachfolgende Betriebe unterstellt wurden:

  • Werk 501 in Hohenstein-Ernstthal, Fertigung und Reparatur von Kreiselpumpen
  • Werk 505 in Aue, Fertigung und Reparatur von Bohr- und Pickhämmern
  • Werk 512 in Aue, Fertigung und Reparatur von Bergbaumaschinen
  • Werk 519 in Schlema, Fertigung von Bohrgestänge für die geologische Bohrung
  • Werk 527 in Grünhain, Fertigung von Elektromotoren
  • Werk 536 in Cainsdorf, Stahl- und Maschinenbau
  • Gießerei Fackel in Zwickau, Fertigung von Graugußerzeugnissen
  • Montagekontor in Cainsdorf, Montage der Ausrüstungen in den Bergbau- und Aufbereitungsbetrieben.

Am 1. Februar 1951 wurden die Werke 501, 505, 519 und 527 aufgelöst und in das Werk 512 integriert. Die Fertigung der Elektromotoren und Bohrgestänge verblieben als eigenständige Abteilungen in Schlema und Grünhain. Mit der Auflösung des Objektes 34 am 31. Dezember 1960 wurde das Werk 512 wirtschaftlich selbstständig.

Betrieb für Bergbauausrüstungen Aue (BBA)

Seit Anfang der sechziger Jahre produzierte das Werk 512 Bergbauausrüstungen nicht nur für Betriebe in der DDR sondern auch für den Export. Daher erhielt der Betrieb am 1. Januar 1968 die Bezeichnung SDAG Wismut Betrieb für Bergbauausrüstungen Aue (BBA). Der Betrieb beteiligte sich auch an Unternehmungen der Stadt, so hatten Angehörige des Bergbaubetriebes 09 und der BBA zum Jahr 1973 ein ehemaliges Huthaus in der Bergfreiheit rekonstruiert und ausgebaut, was einem Wert von etwa 700.000 Mark entsprach und ein Beitrag für die anstehende 800-Jahr-Feier der Stadt Aue war. Aus diesem Gebäude entwickelte sich nach der Wende das Stadtmuseum.[5] Im Jahre 1974 wurde im BBA eine geschützte Werkstatt mit 45 Arbeitsplätzen für ehemalige Bergleute eingerichtet.[6]

Ein bemerkenswertes Element aus dem BBA waren die im Jahr 1977 auf den Eckpfeilern der Bahnhofsbrücke montierten Beleuchtungswürfel,[7] die nach 1990 wieder abgebaut wurden.

Die Produktionskapazität des Betriebes musste entsprechend der Nachfrage ständig erweitert und technisch verbessert werden. Daneben kümmerte sich die Betriebsleitung auch um die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Werktätigen – zu Beginn der 1980er Jahre konnte ein neues Mehrzweckgebäude auf dem Werksgelände seiner Bestimmung übergeben werden.[8]

Nach der Deutschen Wiedervereinigung

Die Deutsche Wiedervereinigung führte unter anderem zur Auflösung der Wismut in ihren bisherigen Strukturen. Am 1. Januar 1992 wurde die Deutsche Fertigungs- und Anlagenbaugesellschaft mbH (DFA) gegründet, die alle Nebenbetriebe der Wismut vereinte.[9] Aufgrund des Absatzrückganges bei Bergbauausrüstungen, bedingt durch die schlagartige Einstellung nahezu des gesamten untertägigen Bergbaus der DDR, und dem Fehlen eines Investors wurde der BBA Aue noch im Jahr 1992 liquidiert.[10]

Schulzentrum

Die Stadtverwaltung Aue ließ die Gebäude innen und außen sanieren. Anschließend, im Jahr 1993 wurde der verbliebene Komplex Standort für das neue Berufsschulzentrum für Technik, das den Namen Erdmann Kircheis trägt.[11]

Produkte

Übersicht

Der BBA stellte Bergbaugeräte und -ausrüstungen her, die im Uranerzbergbau der SDAG Wismut benötigt wurden. Dazu gehörten unter anderem Grubenlüfter, Bohrhämmer, Bohrstützen, Bohrwagen, Bunkerlader, Überkopflader, Fahrlader, Grubenloks, Elektromotoren und Schalt- und Steueranlagen.

Ein wichtiger Bereich innerhalb des Betriebes war die Reparaturabteilung, in der Schweißer, Schlosser, Dreher und andere Facharbeiter für die stetige Einsatzbereitschaft der Bergbauausrüstungen der Auer Gruben sorgten.


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Grubenlokomotiven

Die Produktion begann 1949 mit der Lokomotive Metallist. In der Folge wurden Akkuloks und Oberleitungsloks in den verschiedensten Varianten gebaut. Abgestimmt waren die verschiedenen Typen immer auf die Anforderungen der Bergbaubetriebe. Nicht jede veränderte Serie erhielt auch eine eigene Bezeichnung.

Die mit Buchstaben und Nummern bezeichneten verschiedenen Versionen sind:

  • BBA Metallist (Akkulok)
  • B 345 (Akkulok) für den Export in die CSSR
  • B 346 (Akkulok), Export CSSR
  • BBA B 360 (Akkulok)
  • BBA B 660 (Tandem-Akkulok)
  • BBA EL 61 (Tandem-Akkulok, für BB Drosen auch in 750 mm Spurweite)
  • EL 71 (Tandem-Akkulok)
  • EL 79 (Tandem-Akkulok)
  • EL 30 (Oberleitungslok)[12]
  • EL 30 T (Tandem-Oberleitungslok)
  • FA 860 (kombinierte Tandem-Oberleitungs-Akkulok)

Von 1952 bis zur Produktionseinstellung 1991 wurden ca. 2700 Loks gebaut. Diese wurden nicht nur in den Bergbaubetrieben der Wismut eingesetzt, sondern auch an andere Bergbau-und Industriebetriebe der DDR geliefert, sowie exportiert.

Überkopflader

Überkopflader LWS 110 (Lader, Wurfschaufel, 110l Schaufelinhalt)

PML-Baureihe

Zur Mechanisierung der Ladearbeit wurden 1949 die ersten Überkopflader vom Typ PML 3 nach sowjetischen Konstruktionszeichnungen gebaut. Der Einsatz dieser technisch nicht ausgereiften Maschinen war schwierig und musste mit der Zahlung von Prämien gefördert werden. In der Folge entstanden aufgrund ständiger Verbesserungen die Typen PML 4, PML 5, PML 17 und PML 17M. Ab 1954 wurde der neue Lader PLM 63 gebaut. Zwischen 1950 und 1989 wurden 2200 Lader gebaut.

Der Lader hatte noch kein Trittbrett, sodass der Bediener daneben her laufen musste. Der Oberwagen musste noch mit der Hand geschwenkt werden.

PPN1 / LWS110 / LWS 160

Eine Verbesserung war der aus der Sowjetunion importierte PPN1. Dieser besaß ein Trittbrett und der Oberwagen konnte mechanisch geschwenkt werden. Beim BBA wurden ab 1978 die Lader LWS 160 und LWS 160/2 gebaut, die den PPN1 ablösten. Zwischen 1978 und 1989 wurden 500 Lader gebaut.

Literatur

  • Werner Runge: Chronik der Wismut. Hrsg.: WISMUT GmbH. Eigenverlag, Chemnitz 1999, Betrieb für Bergbauausrüstungen Aue, S. 1–19 (CD).
  • Lothar Walther: Industrie- und Stadtentwicklung im 19. Jahrhundert. Aue im Spiegel historischer Bilder. Hrsg.: Informations- und Presseamt der Stadt Aue. Geiger, Horb am Neckar 1991, ISBN 3-89264-540-X.
  • Till, Schuster, Wehland, Schnädelbach: Industriegeschichte im Auer Tal 1945–1990. Hrsg.: Stadtverwaltung Aue. Stadtverwaltung Aue, Aue 1999, DNB 1017792712, S. 31–34.
Commons: Betrieb für Bergbauausrüstungen Aue – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Werner Runge: Chronik der Wismut. Hrsg.: WISMUT GmbH. Eigenverlag, Chemnitz 1999, 2.4.1Betrieb für Bergbauausrüstungen Aue, S. 1 (CD).
  2. Zum 125. Geburtstag von Erdmann Kircheis auf leonhardt-group.eu
  3. Klaus Neitmann, Jochen Laufer (Hrsg.): Demontagen in der Sowjetischen Besatzungszone und in Berlin 1945 bis 1948 auf books.google.de; abgerufen am 5. März 2015.
  4. Lothar Walther, Stadtverwaltung Aue (Hrsg.): Aue. Mosaiksteine der Geschichte. Stadtverwaltung Aue, Aue 1997, S. 175.
  5. Ralf Petermann, Lothar Walther: Aue. 40 Jahre DDR-Alltag, Sutton Verlag, Erfurt, 2005; S. 24.
  6. Werner Runge: Chronik der Wismut. Hrsg.: WISMUT GmbH. Eigenverlag, Chemnitz 1999, 1.11.4 Rehabilitation, S. 9 (CD).
  7. Ralf Petermann, Lothar Walther: Aue. 40 Jahre DDR-Alltag, Sutton Verlag, Erfurt 2005, S. 28.
  8. Ralf Petermann, Lothar Walther: Aue. 40 Jahre DDR-Alltag, Sutton Verlag, Erfurt 2005, S. 59.
  9. Werner Runge: Chronik der Wismut. Hrsg.: WISMUT GmbH. Eigenverlag, Chemnitz 1999, 3.1.5 Die Abspaltung der DFA, S. 4 (CD).
  10. Aue. Mosaiksteine der Geschichte, Stadtverwaltung Aue (Hrsg.), Verlag Mike Rockstroh, Aue, 1997; S. 194.
  11. Schulgeschichte BSZ Technik. In: bsz-technik-aue.de. Abgerufen am 4. März 2015.
  12. Betrieb für Bergbauausrüstungen BBA. In: werkbahn.de. Abgerufen am 4. März 2015.

Koordinaten: 50° 35′ 11,1″ N, 12° 42′ 22″ O