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Wilsdruff

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Wappen Karte
Wappen von Wilsdruff Lage von Wilsdruff in Deutschland
Basisdaten
Bundesland: Sachsen
Regierungsbezirk: Dresden
Landkreis: Weißeritzkreis
Höhe: 190 bis 304 m über NN
Fläche: 81,60 km²
Einwohner: 13.752 (30. September 2005)
Bevölkerungsdichte: 169 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 01723 (alt: 8224)
Vorwahlen: 035204, 035209,
035203 und 0351
Kfz-Kennzeichen: DW
Gemeindeschlüssel: 14 2 90 450
Stadtgliederung: 14 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Nossener Straße 20
01723 Wilsdruff
Webseite: www.wilsdruff.de
Politik
Bürgermeister: Ralf Rother (CDU)
Regierende Partei: gibt es lt. SächsGemO nicht
Mandatsverteilung im
Stadtrat:
22 Mandate

CDU
Freie Wähler
Linke
SPD
FDP
Sitze:
12
5
3
1
1
Letzte Stadtratswahl: 13. Juni 2004
Marktplatz
Marktplatz um 1860
Rathaus mit Glasglockenspiel
Nikolaikirche
"Bennoglocke" der Jakobikirche
Parkstadion in Wilsdruff

Wilsdruff ist eine Kleinstadt an der Wilden Sau westlich von Dresden im Weißeritzkreis (Sachsen). Sie ist das städtische Zentrum einer 'Wilsdruffer Land' genannten Region, welche sich in etwa mit dem ehemaligen Amtsgerichtsbezirk Wilsdruff deckt.

Wappen

Das auf Siegelbildern beruhende Stadtwappen zeigt zwei rote Türme über einer roten Ziegelmauer in silbernem Felde. Die Darstellung symbolisiert in typischer Weise den Stadtstatus. Die bis ins frühe 17. Jh. nachweisbaren Siegelbilder zeigen lediglich zwei Türme ohne Mauer, was ein ursprüngliches Fehlen der seit dem 16. Jh. bezeugten Stadtbefestigung nahelegt.

Geographie

Geologie

Das Wilsdruffer Land bildet eine der geologisch interessantesten Regionen von Sachsen, da im Dreieck zwischen Freital, Freiberg und Meißen alle Erdzeitalter gut nachweisbare Spuren hinterlassen haben. Der glitzernde Wilsdruffer Syenit wird oft in Lexika abgebildet, der eindrucksvolle Porphyrfächer von Mohorn-Grund stellt eine weltweit einmalige Besonderheit dar.

Stadtgliederung

Geschichte

Mittelalter und frühe Neuzeit

Orts- und Stadtentstehung

Wilsdruff wird im Jahr 1259 (Wilandestorf) erstmals urkunldich erwähnt. Es ist als Waldhufendorf (etwa 30 Bauernstellen) mit Dorfkirche (Jakobikirche) angelegt. Die Reste dieses Waldhufendorfes sind neben der Jakobikirche und der recht stark parzellierten Waldhufenflur zwei bis drei ehemaliger bäuerliche Güter anzusehen. Weitere einst vorstädtische Hausgrundstücke dürften in einstigen Bauerngütern des Dorfes ihren Ursprung haben. Wahrscheinlich im frühen 13. Jh. wurde in der Dorfmitte bedingt durch verkehrsgünstige Lage und frühe zentrale Funktion (Kirchort, Marktort) eine städtische Siedlung mit planmäßigen Charakter mit Stadtkirche (Nicolaikirche) (Reste eines sicher vom Erstbau herrührenden, spätromanischen Portales in Turmvorhalle übernommen) angelegt. Die im 12 Jh. entstandene Kaufmannssiedlung wird aufgrund Nikolaipatroziniums der Stadtkirche im Bereich derselben zwar vermutet. Dies ist aber nicht belegbar. Der Ortsname entwickelt sich von 1620 Wielandißdorff, 1640 Wüllanstroffzum heutigen Wilsdruff. Im Jahr 1281 erfolgte Wilsdruffs erste urkundliche Erwähnung als Stadt (oppidum Wilandesdorf). Im Jahr 1294 wird sie civitas - Stadt genannt; Ein civitas-Beleg von 1269 ist strittig.

Verfassung und Verwaltung

  • vom frühen 15. Jh. bis zur Mitte des 19. Jh. sind Vertreter des Adelshauses von Schönberg die Erb-, Lehn- und Gerichtsherren der Stadt; Auseinandersetzungen zwischen Grundherr und Bürgerschaft im 2. Viertel des 16. Jh.; in Wilsdruff erst während der Mitte des 16. Jh. ein Herrensitz (bis 1700 zu einem dreiflügeligen Schlossbau erweitert; Nordflügel [ = ältester Gebäudeteil] bis 1820 abgetragen) errichtet; grundherrliche Bedrückung durch Abgaben und Dienste unterschied sich nur unwesentlich von jener kleinerer Amtsstädte
  • 1423 Rat mit Bürgermeister, Geschworenen und Stadtrichter ersterwähnt; grundherrliche Abhängigkeit des Rates; erst 3, infolge Stadterweiterung 4 städtische Viertel (2 innerstädtische, 2 vorstädtische), denen jeweils ein für zwei Jahre amtierender Viertelsmeister (seit 1534 bezeugt) vorstand; personelle Trennung des Amtes von Stadtschreiber und Schulmeister spätestens im frühen 17. Jh.; ein 1779 erwähntes 'Stadtbuch' ( = Gerichtshandelsbuch) 1446 ff. verloren
  • 1546 Rathaus an der höchsten Stelle des Marktplatzes (266 m über NN- Ecke Dresdener Straße) errichtet; mehrere Brände im Laufe der Zeit (zuletzt beim Stadtbrand am 5. Juni 1744)
  • 1755/56: Neu-Aufbau des Rathauses nach Plänen des kurfürstlich-sächsischen Accis-Baudirektors Samuel Locke; Einweihung 1758

Wirtschaft und Gesellschaft

  • typologische Einordnung als 'Ackerbürgerstadt' gebräuchlich, aber u. a. wegen des vergleichsweise starken Handwerkes, das infolge primärer Ausrichtung auf Stadt und Umland ausgewogen strukturiert war, problematisch bzw. irreführend; entwickeltes Brauwesen (etwa 60 braubrechtigte Hausgrundstücke in Innenstadt; ältestes Brauhaus [zugleich wahrscheinlich erstes Rathaus] bis 1836 auf Untermarkt)
  • während der frühen Neuzeit zunehmende wirtschaftlich-gesellschaftliche Differenzierung zwischen Innenstadt und den vier Vorstädten, die während des späteren 16. Jh. und früheren 17. Jh. einen Wachstumsschub erfahren

Stadtbefestigung

  • 1530: frühester Nachweis eines Stadttores als (bewohntes) Torhaus (Dresdner Tor), das ebenso wie drei weitere Stadttore zur Stadtbefestigung gehörte; besonders der westliche Abschnitt der Stadtbefestigung in Form von Mauerresten erhalten; fortifikatorische Funktion des ebenda verlaufenden, als Umgehungsweg und Seilerbahn genutzten 'Stadtgrabens' strittig; 1845 letztes, bis dahin als Gefängnis und Ratsdienerwohnung dienendes Torhaus (Freiberger Tor) abgebrochen, da Verkehrshindernis

Schlesische Kriege

Verschiedenes

  • von Hochmittelalter bis Reformation der Hauptort eines Erzpriestersprengels (sedes)
  • 1447, 1584, 1634, 1686 und 1744 verheerende, vor allem die Innenstadt betreffende Stadtbrände

Neuere und neueste Zeit

19. Jahrhundert

  • 1886: Anschluss an das sächsische Schmalspurbahnnetz durch Eröffnung der Strecke (Freital-)Potschappel - Wilsdruff; der zweitgrößte Schmalspurbahnhof Europas entsteht; 1899 Strecke Wilsdruff - Nossen, 1909 Strecke Wilsdruff - Meißen
  • spätes 19. Jh.: Entwicklung Wilsdruffs zu einem Zentrum der Küchenmöbelherstellung (ausziehbarer Aufwaschtisch von Theodor Porsch [originale Patenturkunde in Heimatmuseum der Stadt]; Weißmöbel)

20. Jahrhundert

  • Entwicklung zur Industriestadt im 20 Jh.: Fahrzeug-/Karosseriebau (IFA), Spiegelwerk, Küchenmöbelindustrie, Nahrungsmittelindustrie; einige Privatbetriebe
  • 1911: Versorgung jedes Hauses mit Wasseranschluss
  • 5. Mai 1945: Erklärung Wilsdruffs zur 'Festung'; heftiger Artilleriebeschuss der Roten Armee
  • 1945: Sprengung der Autobahnbrücke durch die SS
  • 1951: Bau des weithin sichtbaren Funkturmes Wilsdruff als Mittelwellensender.
  • 1952: Eingliederung Wilsdruff in den neugebildeten Landkreis Freital infolge der Verwaltungsreform
  • 1972: Eingemeindung der Orte Birkenhain, Kaufbach und Limbach
  • 1972: Einstellung des Schmalspurbahn-Betriebes
  • 1989/90: zeitige Aktivitäten des Neuen Forums, wichtige erste freie Bürgerversammlung schon am 2. November 1989
  • 1990: Aufnahme der Städtepartnerschaft mit Graben-Neudorf
  • 1994: Wechsel Wilsdruffs in den Landkreis Meißen
  • 1995: Neuerrichtung der Saubachtal-Autobahnbrücke (sechsspuriger Ausbau)
  • 1996: Eingemeindung von Helbigsdorf und Blankenstein
  • 1998: Wechsel Wilsdruffs in den Weißeritzkreis, sowie Vereinigung Wilsdruffs mit Grumbach
  • August 2000: Eingemeindung von Mohorn, Grund und Herzogswalde
  • Nachwendezeit: Entwicklung Wilsdruffs infolge geschickter Kommunalpolitik zu einem florierenden Unterzentrum

21. Jahrhundert

  • 1. August 2001: Eingemeindung von Kesselsdorf, Braunsdorf, Kleinopitz und Oberhermsdorf

sowie insgesamt zahlreiche Zuzüge (Kommune mit dem größten Bevölkerungszuwachs in Sachsen)

  • 2003: Wahl von Ralf Rother (CDU) zum neuen Bürgermeister Wilsdruffs
  • 2003: Wahl des ehemaligen Wilsdruffer Bürgermeister Arndt Steinbach (bis 2002; CDU) zum Landrat von Meißen
  • 19. September 2003: Einweihung des sanierten (alten) Rathauses, dessen Erstbau nach Hausgrundstückstausch um 1546 an der nordöstlichen Ecke des Marktes errichtet worden war und multifunktionale Bedeutung (u. a. Festsaal, Kaufhaus, Archiv, Gefängnis [Anbau]) hatte, mit erstem Turm-Glas-Glockenspiel der Welt


Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1815 1258
1830 1650
1. Dezember 1834 ¹ 1831
1. Dezember 1837 ¹ 1942
1. Dezember 1840 ¹ 2046
1. Dezember 1843 ¹ 2135
3. Dezember 1846 ¹ 2260
3. Dezember 1849 ¹ 2342
3. Dezember 1852 ¹ 2496
3. Dezember 1855 ¹ 2494
3. Dezember 1858 ¹ 2540
3. Dezember 1861 ¹ 2562
3. Dezember 1864 ¹ 2483
Jahr Einwohner
3. Dezember 1867 ¹ 2435
1. Dezember 1871 ¹ 2547
1. Dezember 1875 ¹ 2569
1. Dezember 1880 ¹ 2649
1. Dezember 1885 ¹ 2747
1. Dezember 1890 ¹ 2971
2. Dezember 1895 ¹ 3116
1. Dezember 1900 ¹ 3757
1. Dezember 1905 ¹ 3901
1. Dezember 1910 ¹ 3845
8. Oktober 1919 ¹ 3731
16. Juni 1925 ¹ 3818
16. Juni 1933 ¹ 3933
Jahr Einwohner
16. Mai 1939 ¹ 3985
1. Dezember 1945 ¹ 4492
31. Dezember 1998 5909
31. Dezember 1999 6011
31. Dezember 2000 8477
31. Dezember 2001 13.541
31. Dezember 2002 13.708
31. Dezember 2003 13.743
31. Dezember 2004 13.773

¹ Volkszählungsergebnis
Es gilt der jeweilige Gebietsstand.

Politik

Städtepartnerschaften

Mit Graben-Neudorf in Baden-Württemberg besteht seit [[1990}} eine Städtepartnerschaft.

Kultur und Sehenswertes

Sehenswertes

Sehenswert, aber zumindest derzeit nicht besehbar

  • eine der ältesten Glocken Sachsens mit Ritzzeichnungen im Dachreiter der Jakobikirche (zwei weitere einst mit dieser Glocke ein Geläut bildende Glocken, von denen eine 1447 entstand, in Turmvorhalle der Nicolaikirche)

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Markttag immer donnerstags auf dem Marktplatz
  • Filmfestival Wilsdruff (Amateurfilme, seit 1985) am ersten Maiwochenende
  • Feuerwehrfest, am ersten Juniwochenende
  • alljährliche Dorffeste in den Ortsteilen
  • Rocknacht, seit 1985
  • Rasse-Kaninchenausstellung (seit 1934), Ausstellung exotischer Vögel (seit 1972), Zucht-Geflügelausstellung (seit 1935), Rassehundeausstellung
  • conZoom (freie Fotoausstellung, seit 1994) am Toten-/ Ewigkeitssonntag
  • Lichterfest zum 1. Advent

Wirtschaft und Infrastruktur

Starker Wirtschaftsstandort, verschiedene Bauunternehmen, Herstellung von Flugzeugteilen, mehrere Logistikunternehmen.

Verkehr

Bundesautobahn 4 Abfahrt Wilsdruff, Bundesautobahn 17 Abfahrt in Dresden-Gorbitz benannt, Autobahnraststätte Wilsdruff in beide Richtungen (seit 1997 in "Dresdner Tor" umbenannt), B 173
Nachbarort der Landeshauptstadt Dresden und der Freien Kreisstadt Freital, 16 km bis Meißen, 21 km bis Freiberg, 15 Minuten zum Flughafen Dresden Klotzsche, 16 km (25 Minuten) zum Stadtzentrum Dresden
Kleinbahntrasse (seit 1972 stillgelegt) wird teilweise als Radwegenetz genutzt oder für geplante Erweiterung der Straßenbahnlinie 2 aus Dresden vorbehalten

Bildung

  • Grundschule Wilsdruff (Neubau im Sommer 2002 abgeschlossen)
  • Grundschule Oberhermsdorf
  • Grundschule Mohorn
  • Evangelische Grundschule Grumbach
  • Mittelschule Wilsdruff
  • Gewerbeschule Kesselsdorf

Sportstätten

  • Saubachtalhalle (3-Feldersporthalle; seit Oktober 2001)
  • Parkstadion mit Tartanbahn, Groß- und Kleinfeld, Stabhochsprunganlage, Flutlicht usw. (seit Herbst 2000)
  • zwei ältere Turnhallen
  • mehrere Sportanlagenneubauten in den Ortsteilen

Persönlichkeiten

  • Siegfried Buback - Generalbundesanwalt
  • Robert Knöfel (5. Februar 1834 in Wilsdruff - 14. Juni 1884 in Wien) - 1861 Gründer des Dresdner Arbeiterbildungsvereins, 1862 - 1866 Stadtverordneter in Dresden
  • Friedrich Anton Reiche (1845 - 1913) - erfolgreicher Blechwarenfabrikant in Dresden (bes. Herstellung von Schokoladenformen)
  • Pfarrer Paul Richter - 1942 im KZ Dachau gestorben
  • Kantor Karl August Zedtler (1819 - 1870) - bedeutender Komponist der Männergesangsbewegung im 19. Jahrhundert

Sonstiges

Telefonvorwahlen

035204 (Ortsnetz Wilsdruff) Teile von Birkenhain, Teile von Grumbach, Kaufbach, Limbach, Kesselsdorf, Wilsdruff
035209 (Ortsnetz Mohorn) Teile von Birkenhain, Blankenstein, Grund, Helbigsdorf, Herzogswalde, Mohorn
035203 (Ortsnetz Tharandt) Braunsdorf, Teile von Grumbach, Kleinopitz, Teile von Oberhermsdorf
0351 (Ortsnetz Dresden) Teile von Oberhermsdorf

Literatur

  • Heinrich von Kleist - "Michael Kohlhaas" (1810) ISBN 3150002184
  • Artur Kühne / Alfred Ranft - "Geschichten und Geschichte in und um Wilsdruff" (I. Band 1930, II. Band 1931)
  • Wulf Kirsten - "Kleewunsch - Ein Kleinstadtbild" (1984)
  • Eugen Schlönvogt - "Aus der Schule geplaudert" (2004) ISBN 3938390018
  • Mario Lettau - "Wir sind der Teil von Wilsdruff, auf dem sein guter Ruf beruht!" (Richard Bombach, 1918), Die Geschichte der Sozialdemokratie in der Möbelstadt Wilsdruff (2003) ISBN 3-00-012434-9
  • Hermann Thomas - "2 : 1" (Ich, Max Hermann & Ich musste mich einbringen...) (2005) ISBN 3938390026
Commons: Wilsdruff – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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