Talgang (Kellerwald)
Talgang | ||
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Höhe | 566,1 m ü. NHN [1] | |
Lage | nahe Frankenau; Landkreis Waldeck-Frankenberg, Hessen, (Deutschland) | |
Gebirge | Kellerwald | |
Koordinaten | 51° 6′ 31″ N, 8° 57′ 19″ O | |
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Besonderheiten | mit nahem Standort einstiger Quernstkirche sowie nahem Standort heutiger Quernstkapelle |
Der Talgang ist ein 566,1 m ü. NHN[1] hoher Berg im Kellerwald im Landkreis Waldeck-Frankenberg, Hessen (Deutschland). Bekannt ist der Talgang und sein Nordausläufer Quernst (ca. 545 m) als früherer Standort der Quernstkirche und heutigen Quernstkapelle sowie von dort als Fernsichtmöglichkeit.
Geographische Lage
Der Talgang befindet sich im Westteil von Nordhessen im Südteil des Nationalparks Kellerwald-Edersee, dessen Gebiet nahezu Deckungsgleich mit den Ederhöhen ist. Er liegt zwischen dem Tal der Lorfe (Lorfebach), in dem sich hiesig Frankenau und Frankenau-Altenlotheim befinden, im Westen und jenem des Eder-Zuflusses Wesebach, in dem nahe dem Talgang Frebershausen (Ortsteil von Bad Wildungen) liegt, im Osten.
Der Nordausläufer des bewaldeten Talgangs ist der Quernst, an dem der kleine Quernstgrund entspringt, ein nach Südosten fließender Wesebach-Zufluss.
Frühere Quernstkirche
Auf einer unbewaldeten Hochfläche nördlich des Quernst befinden sich etwas nordöstlich eines auf 534,9 m[1] Höhe gelegenen Wegabzweigs die Überreste der Quernstkirche.
Schon in vorchristlicher Zeit befand sich dort ein heidnisch-germanisches Heiligtum bzw. eine solche Kultstätte. Wahrscheinlich Anfang des 8. Jahrhunderts, aber noch vor Zeit der Christianisierung der Gegend des Kellerwalds, wurde hier die einsame Quernstkirche als heidnisches Bauwerk errichtet.
Selbst nach der Christianisierung huldigten die Menschen ihren heidnischen Heiligtümern. Nach und nach ließen die christlichen Missionare die heidnischen Kirchen und Tempel nicht restlos zerstören, sondern zumeist nur die einstigen Götterbilder und Symbole, worauf sie die Heiligtümer unter anderem durch das Errichten von Altären zu christlichen Kirchen umgestalten ließen. Bezüglich des Bergkirchleins geschah dies durch iro-schottische Missionare.

Während die Quernstkirche vermutlich Bischof Quirinus geweiht wurde, war sie seit Winfried Bonifatius, der ab 718 – unter anderem in Hessen bzw. in der Gegend des Kellerwalds – missionierte und das Evangelium predigte, dem Papst unterstellt. Urkundlich wurde sie erstmals 1230 erwähnt. Die Quernstkirche diente im Mittelalter als Wallfahrtskirche und im 16. Jahrhundert als Gotteshaus mit ummauertem Friedhof für die Menschen der zuvor genannten Orte (Frankenau, Altenlotheim und Frebershausen), Asel, Bring- und Gellershausen. Alljährlich am 3. Mai, dem Tag der angeblichen Auffindung des Kreuzes Christi (im Jahr 326), fand an dem Kirchengebäude ein Markt statt. Es wird vermutet, dass die Quernstkirche infolge der hiesigen Reformation (1527) aufgegeben wurde, wonach der Verfall einsetzte und der letzte Gottesdienst im Jahr 1570 stattfand. Schon 1590 wurde sie auf einer Karte als Ruine vermerkt, aber noch 1860 sollen die sechs Meter hohen Ruinen der beiden Kirchtürme gestanden haben.
Die Quernstkirche wurde vermutlich nicht vorsätzlich zerstört, sondern erst nach ihrem normalen Verfall nutzten die Bewohner der Gegend die Steine von Kirchengebäude und Friedhofsmauer als Material für andere Bauwerke. Heutzutage sind nur noch Erdwälle und freigelegte Reste von Mauern zu erkennen.
Heutige Quernstkapelle

Nachdem sich eine kirchlich interessierte Gruppe um die Errichtung einer Andachtsstätte auf der unbewaldeten Hochfläche, wo früher die Quernstkirche stand, bemüht hatte, wurde die „Quernstkapelle“ nahe der Ruinen des einstigen Kirchenbauwerks als eine neue Kapelle errichtet. Sie besteht aus Natursteinmauern mit Grauwacke und Holz. Sie wurde am 3. Dezember 2006 (1. Advent) mit kleinem Andachtsraum eingeweiht. Zudem enthält das Bauwerk einen Schutzraum für Wanderer.
Aussichtsmöglichkeit
Nicht vom bewaldeten Talgang aber von der waldlosen Hochfläche vor der Quernst blickt man nach Norden zur Waldecker Tafel, auf der sich Korbach befindet, im Westen ist das Rothaargebirge zu erkennen, das mit dem Langenberg bis 843,2 m hoch ist, ansonsten schaut man über den Kellerwald.
Pfaffenwald
Die Gegend an der einstigen Quernstkirche nennt sich Pfaffenwald, der Anfang des 20. Jahrhunderts flächendeckend mit Fichten aufgeforstet wurde. Der Orkan Vivian vernichtete die Waldflächen in der Nacht vom 25. auf 26. Januar 1990 fast vollständig. Die dadurch entstandenen Freiflächen wurden erneut mit Nadelbäumen aufgeforstet, wobei aufgrund von starkem Wildverbiss ein großer Teil der Freifläche vergraste und so die Rückkehr des Laubwalds verhinderte.
Verkehrsanbindung
Der abseits von Straßen im Nationalpark Kellerwald-Edersee gelegene Berg Talgang und sein Nordausläufer Quernst sind vom Wanderparkplatz nördlich des Nationalpark-Informationszentrums „Kellerwalduhr“ (nordnordöstlich von Frankenau im „Feriendorf Frankenau“) auf kurzem Weg zu erreichen. Den Talgang erreicht man auf dem dort beginnenden „Waldökologischen Lehrpfad“, den Quernst auf dem „Quernstweg“ über eine auf der Hochfläche vor der Quernst gelegene Wegekreuzung (ca. 526 m).
Einzelnachweise
Weblinks
- Quernstkirche – Die Geschichte der Quernstkirche, auf frankenau.de