Zum Inhalt springen

Wohnstättenname

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. Februar 2006 um 22:59 Uhr durch 80.143.207.244 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Ein Wohnstättenname ist eine spezielle Form des Familiennamens. Wohnstättennamen sind sogenannte Siedlungsnamen und können historisch einem ganz bestimmten Ort, Hof oder Haus zugeordnet werden.

Mit einem Wohnstättennamen wurden Menschen bezeichnet, die an einer bestimmten, auffälligen Wohnstelle, die mehr oder minder von Menschen gestaltet wurde - lebten. Im deutschen Sprachraum spielen sie regional eine unterschiedliche Rolle und bilden im Vergleich zu den anderen Namenfamilien eine nicht unbeachtliche Gruppe. Sie enthalten meist einen Örtlichkeitsnamen (Siedlungsnamen) im weitesten Sinne (etwa einen Flurnamen) und sind nicht immer von Herkunftsnamen wie Ortsnamen abzugrenzen. Beispiele für solche Namen sind Althaus, Brückner, Brunner, Ehrler, Fichtner, Schlott oder Stein.

Man unterscheidet mehrere Varianten:

  • Hinweise auf Bodenmerkmale, etwa Berg, Grundmann, Kuhle und T(h)almann
  • Hinweise aus Wasser, etwa Bachmann, Beckmann, Börner(t), Brühl, Pröll, Pfützner, Spranger, Sprung oder Puls
  • Hinweise auf Flora, etwa Baum, Baumgart(en), Busch, Buschmann, Dorn, Dörner, Hagedorn, Eichler, Eichmann, Holz(er), Lindemann, Röhricht, Strauch, Struck oder Weidemann
  • Hinweise aud Bodenbearbeitung oder Bodennutzung: Anger(mann), Brink(mann), Jauch, Kehrer, Kreuzmann und Lachmann
  • Hinweise auf Bauwerke, Wege u.ä.: Gassner, Geßner, Steinweg, Fiebig, Backhaus, Bruckmann, Kirchof oder Schaal(e)
  • Hinweise auf die Lage im Ort: Am-Ende, Amende, Ament oder Forner
  • Die Präpositionen -an , -gen -op; -in; ter; -up' deuten auf Wohnstättenanmen. Sie wurden im Laufe der Zeit kontrahiert zu Namen wie: Indefrey; Angenvoort; Ophorst; Tervoort; Uphoff.

Wohnstättennamen werden im allgemeinen wie Herkunftsnamen nach Örtlichkeiten gebildet, allerdings ist die Form auf mann bei Wohnstättennamen weitaus verbreiteter. So gibt es etwa Formen wie Anger, Angerer oder Angermann. Häufig sind Wohnstättennamen ein zusätzliches Mittel zur Differenzierung von Berufsnamen wie bei Angermüller, Buchmüller, Riethmüller, Teichmüller, Weidenmüller, Holzmüller oder auch Steinmüller.


Erklärung zu den mit gt. beigefügten Hofnamen.

Am 7. Dezember 1816 (Versteinerungsdatum) trat in Preußen ein Gesetz in Kraft, nach dem festgelegt wurde, dass jeder nur noch den Namen führen durfte, den er an diesem Tage besaß.

1822 gab es eine neue Verordnung, die sinngemäß besagte: Bei Einheirat in ein Gut ohne männlichen Erben oder bei Erbschaft hat der neue Besitzer den Hof- und Geschlechtsnamen hinter dem Seinigen mit genannt (gt.) nachzusetzen.

Der Genanntname wurde vererbt, nur der direkte Erbe, nicht aber dessen Geschwister durften den Hofnamen tragen. Die Verordnung galt also nur für erbliche Hofbesitzer; auch bei Eigentumswechsel durch Kauf durfte der Genanntname nicht weiter verwendet werden.

Diese Verordnung blieb bis 1919 bestehen, danach wurden Genanntnamen nicht mehr vergeben. Die schon vorhandenen Genanntnamen behielten weiter ihre Gültigkeit.

Viele Standesbeamte (seit 1875) hatten in den vergangenen Jahren aus Unwissenheit Fehler gemacht. Oft trugen Personen den Genanntnamen, obwohl sie keine Erben waren. Das alles aber spielte nun keine Rolle mehr, der jetzt vorhandene Name blieb bestehen.

Wollte eine Person trotzdem ihren Genanntnamen ablegen oder anfügen, so hatte sie den Nachweis der direkten erblichen Linie bis zurück zum sogenannten Versteinerungsdatum von 1816 zu erbringen. Durch Einsicht in standesamtlichen Urkunden und alten Kirchenbüchern war dieses sogar durchaus möglich.

Der Genanntname mit den daraus resultierenden Gesetzen bezieht sich nur auf die preußisch regierten Länder des 19. Jahrhunderts.

Beispiele: (gt. = genannt)

  • Krampe gt. Kampert
  • Rietmann gt. Higemann
  • Speckmann gt. Bäumer


Literatur

  • Horst Naumann: Das große Buch der Familien-Namen. Alter, Herkunft, Bedeutung, Falken, Niedernhausen 1994 ISBN 3-8068-4781-9

Siehe auch

Namenforschung, Liste der häufigsten deutschen Familiennamen