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Thomas Krüger (Politiker, 1959)

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Thomas Krüger (2008)

Thomas Krüger (* 20. Juni 1959 in Buttstädt) ist ein deutscher Politiker (SPD). Von 1990 bis 1994 war er Senator für Familie und Jugend in Berlin und von 1994 bis 1998 Mitglied des Deutschen Bundestages. Seit 1995 ist Krüger Präsident des Deutschen Kinderhilfswerks und seit 2000 Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung.

Leben und Wirken

Thomas Krüger (1990)

Krüger studierte nach einer Ausbildung zum Facharbeiter für Plast- und Elastverarbeitung in Fürstenwalde ab 1981 Evangelische Theologie und arbeitete in Berlin und Eisenach als Vikar. Er spielte in freien Theatergruppen und engagierte sich in der Kirche von Unten.[1] [2] 1989 gehörte Thomas Krüger zu den Gründungsmitgliedern der SDP in der DDR, in der er bis 1990 Geschäftsführer der SDP in Ost-Berlin war. Er gehörte bis zu diesem Zeitraum der Volkskammer der DDR an. Vom 11. bis 24. Januar 1991 war er letzter (kommissarischer) Oberbürgermeister von Ost-Berlin.

Von 1991 bis 1994 gehörte Thomas Krüger als Senator für Familie und Jugend dem Senat des Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen an. In dieser Zeit bereitete er maßgeblich das Berliner Ausführungsgesetz zum KJHG vor mit weitgehenden Positionen in der Jugendarbeit, der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen, in der schulbezogenen und aufsuchenden Sozialarbeit sowie zur dienstlichen Freistellung von Ehrenamtlichen der Jugendarbeit, die im Öffentlichen Dienst beschäftigt sind. Von 1994 bis 1998 war Krüger Mitglied des Deutschen Bundestages. Zuvor war er im Wahlkampf mit dem Motto „eine ehrliche Haut“ auf Postern nackt zu sehen,[3] was für bundesweites Aufsehen sorgte. 1997 heiratete er im Bahai-Ritus Brigitte Zeitlmann, eine Tochter des CSU-Bundestagsabgeordneten Wolfgang Zeitlmann.[4] Bei der Bundestagswahl im September 1998 kandidierte Krüger nicht erneut, sondern legte nach der Geburt seines ersten Kindes eine Elternzeit ein.

Kontroversen

2008 wurde Krüger von Evangelikalen wegen eines Begleitbriefs zur Verteilung der Zeitschrift Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage (Q-Rage), die einen Artikel über evangelikale Organisationen enthielt, stark kritisiert.[5] In dem Begleitbrief hatte er geschrieben, dass sich in „der Zeitung […] interessante Informationen [finden], wie islamistische und evangelikale Gruppen, die wichtige Freiheitsrechte infrage stellen, Jugendliche umwerben.“[6][7] In der Folge distanzierte sich Krüger vom Q-Rage-Artikel und konstatierte, dass die dort vorgenommene pauschale Gleichsetzung der evangelikalen Bewegung mit Fundamentalismus nicht zutreffend sei.[8] Wegen dieser Distanzierung wurde Krüger wiederum unter anderem in der taz[9] und im Spiegel,[10] dessen Online-Redaktion die Schülerredakteure des Artikels unterstützt hatte, sowie in einer Stellungnahme des LSVD kritisiert.[11][12] Die Vorsitzenden des Kuratoriums der Bundeszentrale für politische Bildung – sowohl Ernst-Reinhard Beck (CDU) als auch Dieter Grasedieck (SPD) – reagierten auf die Protestbriefe der Evangelikalen, die ihr Büro erreichten, mit der Aussage: „Wir halten die Gleichsetzung von Evangelikalen und Islamisten durch den Präsidenten der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, für absolut inakzeptabel.“[13]

Unter Krügers Leitung verfügte die Bundeszentrale die Rücknahme eines Aufsatzes von Konrad Löw, Thema „Deutsche Identität in Verfassung und Geschichte“. Daraufhin urteilte das Bundesverfassungsgericht mit Beschluss vom 17. August 2010, im Verhalten der Bundeszentrale gegenüber Löw habe die von einer staatlichen Einrichtung zu erwartende Ausgewogenheit und rechtsstaatliche Distanz gefehlt, so dass Löw in seinen allgemeinen Persönlichkeitsrechten verletzt worden sei.[14]

Engagement und Ehrungen

Krüger ist Präsident der gemeinnützigen Kinderrechtsorganisation Deutsches Kinderhilfswerk[15][16][17][18] und zweiter stellvertretender Vorsitzender der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) (seit 2012; Mitglied seit 2003).[19] Seit Juli 2000 ist er Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung. Für seine Verdienste für die politische Bildung in Deutschland wurde Krüger 2006 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Durch den polnischen Botschafter Marek Prawda erhielt er 2008 das polnische Verdienstkreuz in Silber als Anerkennung für sein besonderes Engagement für die deutsch-polnische Versöhnung überreicht.

Schriften

  • (Hrsg.): Die bewegte Stadt. Berlin am Ende der Neunziger. Berlin 1998, ISBN 3-927551-57-0.

Siehe auch

Literatur

Commons: Thomas Krüger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. [1] [MDR Tapetenwechsel]
  2. [2] [Thüringer Allgemeine vom 17. Oktober 2014]
  3. Abbildung auf tagesspiegel.de
  4. Einer aus achtzig Millionen. In: Berliner Zeitung, 31. Dezember 1997
  5. Q-rage (PDF; 5,1 MB) iSpiegel Online, 28. November 2008, S. 11
  6. Präsident vergleicht Evangelikale mit Islamisten. In: Die Welt, 16. Dezember 2008
  7. Nach umstrittener Veröffentlichung in Schülerzeitung Q-rage EAD
  8. bpb distanziert sich von Artikel in Q-rage. Pressemitteilung 15. Dezember 2008
  9. Bundeszentrale knickt ein in der taz
  10. Evangelikale führen Kreuzzug gegen Schüler-Autoren. In: Spiegel Online/schulspiegel, 20. Dezember 2008
  11. Klaus Jetz: Stellungnahme des LSVD zum Streit um Q-rage. Abgerufen am 13. Februar 2010.
  12. : „Q-rage“-Debatte geht weiter: Vom „Kreuzzug“ der Evangelikalen. Pro
  13. Bpb-Kuratorium stellt sich gegen Präsident Krüger (PDF) – taz
  14. Pressemitteilung des Bundesverfassungsgerichts Nr. 87/2010 vom 28. September 2010
  15. bpb.de
  16. dkhw.de
  17. welt.de
  18. Thomas Krüger. In: Der Spiegel. Nr. 48, 2004 (online).
  19. http://www.kjm-online.de/die-kjm/organisation.html?L=%2Fproc%2Fself%2Fenviron