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Wir Wunderkinder

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Filmdaten
Deutscher Titel: Wir Wunderkinder
Produktionsfirma: Filmaufbau
Produktionsland: Deutschland
Erscheinungsjahr: 1958
Länge: 108 Minuten
Originalsprache: deutsch
Altersfreigabe: FSK 12
Crew
Regie: Kurt Hoffmann
Drehbuch: Günter Neumann
Buch: Hugo Hartung (Romanvorlage)
Musik: Franz Grothe,
Günter Neumann
Kamera: Richard Angst
Schnitt: Hilwa von Boro
Produktion: Hans Abich,
Eberhard Krause
Darsteller
Hans Boeckel: Hansjörg Felmy
Bruno Tiches: Robert Graf
Kirsten: Johanna von Koczian
Wera: Wera Frydtberg
Frau Meisegeier: Elisabeth Flickenschildt
Kinoerzähler: Wolfgang Neuss
Kinomusiker: Wolfgang Müller

Wir Wunderkinder ist ein deutscher Film von 1958.

Handlung

Wir folgen dem Lebensweg des jungen Philipp Gruber über 30 Jahre lang, von seiner Begegnung mit dem Kaiser bis zur Wirtschaftswunderzeit. Boeckel wird Journalist, verliert aber unter dem Nationalsozialismus, den er für ein vorübergehendes Phänomen hält, seine Stellung. Seine erste Freundin, Wera, emigriert mit ihrem Vater, ebenso sein jüdischer Schulfreund. Die Dänin Kirsten, die er heiratet und ihre Familie helfen ihm über die schwere Zeit, bis er schließlich in den 50er Jahren wieder erfolgreich für eine Zeitung arbeitet. Kontrastiert wird seine Geschichte mit der seines sinistren Schulfreundes Bruno Tiches, der es mit Opportunismus vom NS-Funktionär über den Schwarzhändler bis zum Wirtschaftskapitän bringt.

Bewertung

Die humorige Geschichte ist einerseits bemerkenswert, weil es sich bei Wir Wunderkinder (neben Rosen für den Staatsanwalt, Wolfgang Staudte, D 1959) um einen der wenigen Filme der 50er Jahre handelt, die sich kritisch mit dem 3. Reich beschäftigen. Andererseits sind viele Elemente nur aus dem Geist der Zeit zu betrachten: Im Film gehört beispielsweise die "Zigeunerfamilie" der Frau Meisegeier zu den Profiteuren des NS-Regimes, während in der Realität das Schicksal von Sinti und Roma eher KZ bedeutete. Der Film suggeriert eine gewisse Machtlosigkeit der Anständigen, die dem Aufstieg der grundsätzlich als unmoralisch und dumm dargestellten Nazis nichts entgegenzusetzen hatten. Daß selbst in der Nachkriegszeit "höhere Gewalt" herhalten muss, um den Bösewicht Bruno Tiches in die Schranken zu weisen, ist aber ebensogut als Kritik an der zeitgenössischen Gesellschaft zu verstehen wie als Resignation vor den unweigerlich stärkeren Opportunisten. Bemerkenswert ist die Kabarettistische Rahmenhandlung der beiden Wolfgangs Neuss und Müller: im Rückgriff auf alte Kinotechniken präsentieren sie, auf einer Bühne vor der Film-im-Film-Leinwand sitzend, Kapitelweise die einzelnen Szenen aus Boeckels Geschichte: Neuss erläutert die Bilder, Müller untermalt am Piano musikalisch. Schnell wird aus dieser nostalgischen Demonstration aber ein Mittel, mit geschliffenen Wortwechseln und bissigen Liedern die dramatische Geschichte Boeckels zu konterkarieren und allerhand Spitzen gegen die deutsche Lebensart anzubringen.