Vertrauen
Vertrauen ist die subjektive Überzeugung (auch Glaube) der Richtigkeit bzw. Wahrheit von Handlungen und Einsichten eines anderen oder von sich selbst (Selbstvertrauen). Zum Vertrauen gehört auch die Überzeugung der Möglichkeit von Handlungen und der Fähigkeit zu Handlungen. Das Gegenteil des Vertrauens ist das Misstrauen.
Etymologie
Vertrauen ist als Wort seit dem 16. Jahrhundert bekannt (althochdeutsch: „fertruen“, mittelhochdeutsch: „vertruwen“) und geht auf das gotische trauan zurück. Das Wort „trauen“ gehört zu der Wortgruppe um „treu“ = „stark“, „fest“, „dick“.
Charakteristik
Vertrauen ist ein Phänomen, das in unsicheren Situationen auftritt: wer sich einer Sache sicher sein kann, muss nicht vertrauen. Vertrauen ist aber auch mehr als nur Glaube oder Hoffnung, es benötigt immer eine Grundlage („Vertrauensgrundlage“). Dies können gemachte Erfahrungen sein, aber auch das Vertrauen einer Person, der man selbst vertraut (Vertrauen ist teilweise übertragbar). Jemandem sein ganzes Vertrauen zu schenken, kann sehr aufregend sein. Als Beispiel: Das Vertrauen, das ein Kind dem Vater schenkt, wenn es von oben herab in die ausgebreiteten Arme springt - sowohl für den Vater als auch für das Kind. (Die Geschichte wird oft im übertragenen Sinn erzählt - als Gottvertrauen.)
Beispiele
- Vertrauen zwischen zwei Personen beruht meist auf Gegenseitigkeit.
- Vertrauen zwischen zwei Personen basiert in der Regel auf gemeinsam gemachten Erfahrungen.
- Fragen des Vertrauens beruhen oft auch auf gegenseitigem Verstehen und auf früheren Handlungen.
- Vertrauen bietet oft Vorteile, denn über längere Sicht betrachtet gewinnen Strategien, die auf Vertrauen basieren und zu Kooperation führen, mehr, als Strategien, die auf Misstrauen beruhen.
- Vertrauen kann man vergrößern, indem man Informationen gibt oder gewinnt. (Vertrauensbildende Maßnahmen)
- Oft können Verhandlungen zwischen Gegnern erfolgreicher geführt werden, wenn sie von einer Person des Vertrauens moderiert werden (Mediation).
- Vertrauen kann auch darin bestehen, dass man ein Geheimnis, das einem an"vertraut" wurde, für sich behält. („Im Vertrauen gesagt, vertraulich“.)
Spiritualität
Vertrauen ist im spirituellen Denken das, worum sich unser Leben dreht: Das Vertrauen in unsere innewohnenden göttlichen Fähigkeiten wieder herzustellen. Alles ist nur einen Gedanken weit entfernt. Vertrauen wir darauf, haben wir das schöpferische Talent in uns entwickelt (ab/ ausgewickelt). Das, was wir auf dieser Erde lernen sollen bzw. wiedererlangen sollen, ist das BEWUSSTE Vertrauen in unsere gottgegebenen Fähigkeiten. In den Odem Gottes, den er uns im Paradies einhauchte. Oder in die Seele, die uns von Gott (Urgott) mit auf die Reise gegeben wurde. Gott ist im spirituellen Denken religionsfrei, er steht über/ hinter den Religionen.
Verwandte Gebiete
- In den Wirtschaftswissenschaften gibt es erst seit der Revidierung des Homo oeconomicus Axioms Platz für ein Konstrukt wie Vertrauen. Besonders die Ökonomie beschäftigt sich seit den 80er Jahren intensiv mit dem Thema (wichtige Autoren: Oliver E. Williamson (1993), Tanja Ripperger (1998), Michael Platzköster (1990)), aber auch die Betriebswirtschaft spart nicht mit Veröffentlichung (besonders im Bereich des Organizational Behaviour, z. B. Bart Noteboom/Frederique Six (2003), Roderick Kramer/Tom Tyler (1996), oder Roderick Kramer (2005)). Jedoch gibt es Uneinheitlichkeiten bei den Definitionen, den Begriffsverwendungen, den verwandten Konstrukten und den implizierten Mechanismen, was eine Vertrauenstheorie in den Wirtschaftswissenschaften verhindert. (siehe Vertrauen (Wirtschaft))
- Besondere Bedeutung kommt dem Konstrukt "Vertrauen" auch im Rahmen des Marketing zu. So spielen bei produktpolitischen Entscheidungen die Vertrauenseigenschaften eine große Rolle, bei der Preisfindung wiederum das Preisvertrauen (Erwartung, dass ein Unternehmen den Preis ausschließlich eigennützig festlegt). In der Distributionspolitik entscheidet das Vertrauen in die Absatzwege über den Erfolg eines Produktes (bspw. Vertrauen in neue Medien), und die Kommunikationspolitik muss sich mit einem geringen Vertrauen in die Aussagen der Werbung auseinandersetzen. Entscheidend ist Vertrauen schließlich auch im Markenmanagement: Dort spricht man von Markenvertrauen als einer der wesentlichen Einflussgrößen der Kundenloyalität. Hierzu liegen bereits einschlägige empirische Studien vor (siehe Weblinks).
- In der Soziologie wird Vertrauen zumeist als „Mechanismus zur Reduktion sozialer Komplexität“ (Niklas Luhmann) bezeichnet. Siehe auch: "International Sociology", Jg. 20, H. 3 (Sonderheft The trust-control nexus in organizational relations), Sept. 2005.
- In der Politikwissenschaft ist vor allem das als Institutionenvertrauen bezeichnete Vertrauen der Bevölkerung in die Fähigkeit von Institutionen, Kontrolle über Ressourcen, Handlungen und Ereignisse im Sinne der Bevölkerung auszuüben, wichtig.
- In der Verwaltungswissenschaft werden Möglichkeiten des Vertrauensauf- bzw. -ausbaus nach Ethikeklats und Korruptionsfällen diskutiert (Verwaltungsethik).
- In der Entwicklungspsychologie spricht man vom Urvertrauen.
- Im (öffentlichen und privaten) Recht wird „Vertrauen“ als schützenswertes Rechtsgut behandelt.
- In der Wahrscheinlichkeitstheorie und der Zuverlässigkeitstheorie spricht man vom Vertrauensbereich, wenn die Wahrscheinlichkeit, dass ein Ereignis in diesen Bereich fällt, größer ist, als die Irrtumswahrscheinlichkeit.
- In der Biochemie wird das Hormon Oxytocin für die Vertrauensbildung verantwortlich gemacht.
Siehe auch
Literatur
- Joachim Dettmann & Michael Holewa: Vertrauen oder das Wunder der Loyalität. transfer-project, Berlin 2006, www.epto.de
- Gertrud Höhler: Warum Vertrauen siegt. München 2003.
- Bernd Markert: Was kostet ein Pfund Ehrlichkeit? (Vertrauen vor Vertrag)
Weblinks
- Eintrag in Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy.
- Vertrauen geht durch die Nase - Die Welt
- Wörterbuch Frankfurter Rundschau
- www.wissenschaft.de: Das Vertrauen in Fremde wird bei Männern und Frauen von unterschiedlichen Kriterien bestimmt
- Erfolgsfaktor "Markenvertrauen": Ergebnisse einer empirischen Studie
- Systemisches Vertrauen in der Automobilindustrie - warum japanische Autohersteller erfolgreich sind.
- "Vertrauen in Socialware für multimediale Systeme" Text von Andreas Schelske