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Alexander Trocchi

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Alexander Trocchi (* 30. Juli 1925 in Glasgow; † 15. April 1984 in London) war ein schottischer Schriftsteller.

Leben

Er lebte Anfang der 1950er Jahre in Paris und gab das literarische Journal Merlin heraus, in dem unter anderem Henry Miller, Samuel Beckett, Christopher Logue und Pablo Neruda Texte veröffentlichten.

Ihm zufolge ging die Zeitschrift angeblich ein, als das US-Außenministerium all seine Abonnements aus Protest über einen Artikel von Jean-Paul Sartre kündigte.

Im Oktober 1955 kam er mit den Lettristischen Internationalen, und in der Folge mit der Situationistischen Internationalen in Kontakt, als deren Mitglied er dann zahlreiche Texte verfasste, wie beispielsweise „Unsichtbarer Aufstand einer Million von Köpfen“ (Invisible Insurrection of a Million Minds) oder „Techniken des Weltcoups“ (Technique du Coup du Monde, in der Zeitschrift Internationale Situationniste Nr. 8). Er propagierte eine internationale spontane Universität als kulturelle Gegen-Macht. Mit seinem Sigma Projekt war er ein Mitbegründer des Undergrounds in Großbritannien.

Er verließ Paris heroinsüchtig und lebte eine Zeit lang in Venice und Taos, New Mexico, USA, bevor er sich in New York niederließ. Hier hatte er Kontakt zur Beat Generation und William S. Burroughs. Seine Erlebnisse und Überlegungen schrieb er im Buch Cain's Book nieder. Das Buch wurde zum Skandal, als es 1963 in London herauskam, es kam auch zu Bücherverbrennungen durch empörte Gegner, die ihm unter anderem Verherrlichung von Drogen vorwarfen.

Im Greenwich Village machte Trocchi die Bekanntschaft des Song-Poeten Leonard Cohen. Trocchi hatte im Frühjahr 1961 einem sechzehnjährigen Mädchen Heroin verabreicht und war deswegen verhaftet worden. Cohen verhalf Trocchi zur Flucht über die kanadische Grenze und versteckte ihn in seiner Wohnung in Montreal, wo sich dieser sogleich auf dem Herd mitgebrachtes Opium aufkochte. „Nachdem er selbst damit fertig war, reichte er Leonard den Topf mit den Resten, hatte aber offenbar ein wenig zu viel übrig gelassen: Als sie zu Fuß loszogen, um etwas essen zu gehen, brach Leonard zusammen. Er konnte nichts mehr sehen. Trocchi zog ihn auf den Bürgersteig, bevor ihn ein Auto überfuhr.“[1] Cohen erholte sich allmählich wieder und beherbergte den Junkie auch die nächsten vier Tage. Dann hatte Trocchi die gefälschten Papiere für die Überfahrt in seine Heimat Schottland beisammen und reiste anschließend nach London weiter, wo er sich als Heroinkranker registrieren ließ, um die Droge legal zu bekommen. Leonard Cohen widmete ihm das Gedicht Alexander Trocchi, Public Junkie, Priez Pour Nous, erschienen in seinem dritten Gedichtband Blumen für Hitler.

In den 1960ern und 1970ern lebte Trocchi wieder in England, publizierte jedoch nur noch wenig und betätigte sich u. a. als Buch- und Drogenhändler.

In den 1990ern wurde sein Werk von einer neuen Generation junger schottischer Schriftsteller wiederentdeckt, einer seiner Romane wurde unter dem Titel Young Adam verfilmt.

Zitate

  • „Im frühen Leben treffen die Dinge mit der Magie ihrer Existenz. Der schöpferische Augenblick kommt aus der Vergangenheit und hat etwas von dieser ungebrochenen Magie; bei einer zum Kompromiss bereiten Haltung ist es unmöglich, in ihn verwickelt zu werden“.
  • „Viele von den Poeten und Malern in Paris haben in den frühen Fünfzigern Flipper gespielt; wenige nur, unglücklicherweise, ohne Schuldgefühle zu haben.“
  • „Unverbundene Teile, Dinge ohne Zusammenhang, Verschiebungen, nachtmarische Reisen, Städte, wo man ankommt, die man hinter sich lässt, Begegnungen, Fahnenflucht, Verrat, alle möglichen Vereinigungen, Ehebrüche, Triumphe, Niederlagen ... das sind die Fakten.“ (Kains Buch, 1960)[2]

Werke

  • Die Kinder Kains, Suhrkamp 1982
  • Was Frank Harris nicht wußte, Olympia Press,Darmstadt 1969
  • Helène oder die Begierde, Olympia Press ,Darmstadt 1969 (ISBN 978-3-942474-02-3)
  • Wasserläufe, Roman,aus dem Englischen übersetzt von Ulrike Beck und Marie Rahn,Dt.EA ,Berlin ,Ullstein 1997

Einzelhinweise

  1. Sylvie Simmons: I’m Your Man. Das Leben des Leonard Cohen, München 2014, ISBN 978-3-442-74289-9, S. 142-143.
  2. Auch das Motto für Giles Foden: Der letzte König von Schottland, Roman, Berlin 2001, ISBN 978-3-7466-2337-5.