Präsupposition
In der Pragmatik und auch in der Logik bezeichnet die Präsupposition die implizite Voraussetzung einer Aussage. Die Präsupposition umschreibt das, was ein Satz an Information trägt, ohne das diese Information explizit im Satz aufgeführt wird.
Beispielsweise wird bei dem Satz der gegenwärtige König von Frankreich hat eine Glatze unterstellt, dass jetzt ein französischer König existiert. Allerdings ist diese Existenz innerhalb des Satzes nicht Teil der eigentlichen Aussage.
Das Präsuppositionsprinzip spielt in der Forschung eine Rolle, beispielsweise für manche Disziplin der Künstliche Intelligenz wie Ontologien. Schliesslich ist das Präsuppositionsprinzip ein entscheidendes Mittel bei der Analyse von Sätzen und deren Informationsinhalten.
Die Rolle der Negation
Im Gegensatz zur expliziten Aussage eines Satzes gilt die Präsupposition auch bei der klassischen Negation der Aussage unverändert. Allerdings scheiden sich bei der Interpretation der Negation von Sätzen der Klassischen Logik die Geister, da man die Negation auch im Sinne von () verstehen kann (siehe Tabelle für Beispiele für die Interpretation von 2 Negationen), in diesem Falle wird dann auch etwas über die Präsupposition gesagt.
Beispiele für die Interpretation von 2 Negationen
Satz | Präsupposition | Aussage des Satzes | |
Peters Freundin ist krank. | Peter existiert. und Peter hat eine Freundin | Diese Freundin ist krank | |
Peters Freundin ist nicht krank. | Peter existiert. und Peter hat eine Freundin | Diese Freundin ist nicht krank | |
Es ist nicht geboten dass: Peters Freundin ist krank. | Peter existiert. und Peter hat eine Freundin | Diese Freundin ist nicht krank oder eine der Präsuppositionen existiert nicht |
Waehrend man bei () noch einen Wahrheitswert zuordnen kann, wird das bei () schon unangenehmer.
Die Analyse der Präsupposition eines Satzes ist insofern interressant, dass die Wahrheitswerte des Satzes unmittelbar von den Präsuppositionen in ihm abhängt.
Präsuppositionen hängen auch voneinander ab, also die Nicht-Existenz einer Präsupposition kann die Existenz der anderen beeinflussen. Ist die Präsupposition Peter existiert hinfällig, so auch die Präsupposition Peter hat eine Freundin.
Ein Problem der klassischen Negation ist, dass man bei nicht geltender Präsupposition (auf unser Beispiel angewandt waere das z.B. Peter hat keine Freundin) keine Wahrheitswerte zuordnen kann, da ein Satz schlichtweg bei nicht erfüllter Präsupposition weder mit Wahr noch mit Falsch beurteilt werden kann.
Wie in obigen Beispielen angedeutet, unterstellt die Präsupposition die Existenz von Objekten oder Prädikaten. Diese Existenz kann man zu einem Satz ausdrücken, indem man einen Satz konstruiert der zusätzlich zu die Präsuppositionen , der in Aussage enthaltenen Präsuppositionen konjungiert so dass
Eine Beispielformalisierung mit der Existenz als Prädikat
Eine Formalisierung des Satzes Peters Freundin ist krank:
existiert, existiert, das Praedikat gilt fuer und , und für gilt das Prädikat . Bei der Formalisierung wurde noch etwas verfeinert: Peter hat eine Freundin beinhaltet nämlich wieder eine eigene Präsuppositionen. Das wird verdeutlicht durch die Kennzeichnung der Aussagenvariablen mit dem Prädikat .
Wie gross die Anzahl der Präsuppositionen innerhalb eines Satzes sein können sieht man schon alleine daran, dass diese Aussage Peter hat eine Freundin 3 Präsuppositionen beinhaltet, bei einem offensichtlich einfachen Satz. Die Anzahl der Präsuppositionen kann innerhalb eines Satzes stark variieren.
Literatur
- A. Linke, M. Nussbaumer, P. Portmann: Studienbuch Linguistik. Tübingen 2001
- H. Pelz: Linguistik. Eine Einführung, Hamburg 1999
- Peter von Polenz: Deutsche Satzsemantik. Grundbegriffe des Zwischen-den-Zeilen-Lesens. Berlin 1988 (S. 298-327)
- J.S. Petöfi, D. Franck (Hgg.): Präsuppositionen in Philosophie und Linguistik. Linguistische Forschungen 7. Frankfurt a.M. 1973
- R.M. Kempson: Presupposition and the Delimitation of Semantics. Cambridge/London u.a. 1975
- M. Reis: Präsupposition und Syntax. Linguistische Arbeiten 51. Niemeyer, Tübingen 1977
- C.-K. Oh, D.A. Dinneen (Hgg.): Syntax and Semantics Volume 11: Presupposition. New York/San Francisco/London 1979