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Problembasiertes Lernen

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Problembasiertes Lernen (PBL) oder auch Problemorientierts Lernen (POL) ist eine Lernform, bei der zunächst ein Problem im Vordergrund steht, auf das die Lernenden weitgehend selbsständig eine Antwort finden sollen.

Einleitung

Eine der Unterrichtsmethoden, die in Aus- und Weiterbildungen, sowie im Studium angewandt werden sollten, ist das Problemorientierte Lernen (POL). Das bedeutet selbstbestimmtes und entdeckendes Lernen, handlungsorientierter Unterricht, fächerübergreifendes Lernen und Selbstevaluation. Hier lernen die Teilnehmer, ein Thema oder eine Frage zu analysieren, nach Literatur zu recherchieren, diese auszuwerten und schließlich Lösungen zu vergleichen, auszuwählen und umzusetzen. Dabei nimmt der Dozent die Rolle eines Tutors ein. Von den Teilnehmern wird mehr Initiative und damit mehr selbstgesteuertes Lernen erwartet. Die praktischen Trainingseinheiten orientieren sich unmittelbar am Thema. So ist diese Art der Aus- und Weiterbildung zugleich eine Vorbereitung auf die Berufstätigkeit, wo häufig Probleme selbstständig gelöst werden müssen und in Gruppen zusammengearbeitet wird.

Das zentrale Merkmal dieses neuen pädagogischen Ansatzes besteht darin, dass reale und komplexe Problemstellungen aus dem beruflichen Alltag den Ausgangspunkt des Lernens bilden. Der Lernstoff wird problemorientiert und damit praxisnah außerhalb von traditionellen Unterrichtsfächern, d.h. stets fächerübergreifend, in praxisnahen Fallstudien von den Ler-nenden erarbeitet.

Geschichte

PBL wurde zunächst 1969 von der McMaster Medical School (McMaster_University) in Kannada eingeführt. Seitdem hat ist es weltweit an zahlreichen Universitäten implementiert worden und spielt heute in der universitären Ausbildung eine gewichtige Rolle. Teilweise wurden Universitäts Neugründungen auch speziell auf das Problembasierte lernen ausgerichtet, etwa die 1976 eröffnete medizinische Fakultät der Universiät Maastricht Universiteit Maastricht.

PBL in Deutschland

Offiziell konnte PBL in der medizinischen Ausbildung erstmals im Wintersemester 1999/2000 an der Charité Berlin parallel zum Regelstudiengang angeboten werden. Dies wurde durch eine Experimentierklausel in der damaligen deutschen Approbationsordnung Approbationsordnung rechtlich möglich. Mit Einführung einer neuen Approbationsordnung Approbationsordnung wurde die Einführung von PBL an vielen medizinischen Fakultäten in Deutschland diskutiert. So wurde im Wintersemester 2003/2004 parallel zum Regelstudiengang ein Reformstudiengang Medizin an der Ruhr-Universität Bochum eingeführt. Auch an Fakuläten wie Köln und Aachen wurden Reform und Modellstudiegänge mit PBL Elementen eingeführt

Wie funktioniert PBL

Eine authentische und komplexe schriftliche Problemstellung ist Ausgangspunkt einer jeden Unterrichtsaktivität.

Die hier beschriebene Unterrichtsdurchführung wird auch Methodik des 7-Sprunges genannt.

1. Klären unbekannter Begriffe 2. Themenfindung oder Problemdefinition 3. Brainstorming 4. Hypothesenbildung und Systematisierung 5. Lernzielformulierung 6. Lernzeit 7. Synthese

In Gruppenarbeit (max. 8 Teilnehmer) wird der Text von den Teilnehmern erläutert. Begriffe werden von ihnen erklärt. Anschließend bestimmen die Teilnehmer die Art der Aufgabe und definieren das Problem. Danach analysieren die Teilnehmer das Problem und erarbeiten gemeinsam Lösungsvorschläge. Im nächsten Schritt überprüfen die Teilnehmer die Ergeb-nisse und formulieren Lernziele. An diesem Punkt ist die Gruppenarbeit zunächst beendet und jeder Teilnehmer betreibt nun selbstständig oder in Kleingruppenarbeit Recherchen, um die formulierten Lernziele zu erreichen. Dazu sollten Internet, Artikel aus Fachzeitschriften, sowie Bücher benutzt werden. Bei dem nächsten Treffen der Unterrichtsgruppe tragen die Teilnehmer die Ergebnisse ihrer Arbeit zusammen, erarbeiten eine Synthese, überprüfen die neuen Informationen und die evaluieren sie.


In der medizinischen Ausbildung ist das Problem häufig ein speziell konstuierter Fall. In der Regel wird der Fall in einer Kleingruppe von etwa 10 Studierenden und einem speziell ausgebildeten PBL-Tutor vorgestellt. Nach der Fallvorstellung werden gemeinsam Fragestellungen zu dem jeweiligen Fall formuliert. Insbesondere zu Beginn des Studiums ist es dabei nicht Ziel am Ende eine konkrete Diagnose zu stellen, sondern grundlegende Zusammenhänge zu erarbeiten und zu verstehen. Von den Studierenden wird im Rahmen von PBL erwartet, dass Sie die gemeinsam formulierten Fragen bis zum nächsten PBL-Seminar selbstständig erarbeiten und die Ergebnisse dann gemeinsam mit dem PBL-Tutor besprechen. PBL kann durchaus auch bedeuten, dass die Stuiderenden zwischen den Seminaren die Möglichkeit haben in der makroskopischen Anatomie an Leichen zu arbeiten oder biochemische oder physiologische Experimente durchzuführen.

PBL-Curricula sind dabei nicht klassischen in vorklinische, klinisch theoretischen und klinisch praktische Fächer geteilt. Vielmehr werden die Inhalte in thematischen Blöcken, wie etwa "Der Bewegungsapparat" oder "Vor der Geburt" gegliedert.

Warum PBL

In der heutigen Wissensgesellschaft brauchen unsere Ausbildungsstätten mehr als nur hoch qualifizierte Lehrer und eine gute technische Ausstattung. Sie brauchen eine Lernkultur, die auf dem Gedanken des lebenslangen Lernens basiert.


Lebenslanges Lernen bedeutet auf den Einzelnen bezogen, Eigeninitiative gepaart mit Motivation sowie selbstgesteuertes und kooperatives Lernen. Problemorientiertes Lernen vereinbart in hohem Maße die Kriterien des lebenslangen Lernens. Diese Lernkultur trägt ebenso zum Erwerb flexibel nutzbaren Wissens, zur Entwicklung fächerüberschreitender Kompeten-zen sowie einer besseren Problemlösefähigkeit bei. Soziale Kompetenz und Teamfähigkeit sind weitere Schlüsselqualifikationen die die Teilnehmer schon während ihrer Ausbildung erwerben.

Funktioniert PBL

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Studierende, die ein PBL-Curriculum durchlaufen haben etwas weniger Wissen in den theoretischen Grundlagen der Medizin haben, diese aber durch besseres klinisches Wissen kompensieren Vorlage:Ref

Rollenwandel bei Dozenten und Teilnehmern

In einer problemorientierten Lernumgebung findet eine Rollenveränderung vom Schüler zum Teilnehmer statt. Der im herkömmlichen theoretischen Unterricht konsumierende und passi-ve Schüler wird als Teilnehmer in der veränderten, neuen Lernumgebung gefordert selbst-ständig, eigenverantwortlich, selbstreflektierend, kommunikativ und teamfähig zu agieren. Als Lernerfolg stellt sich ein stärker anwendungsfähiges Wissen ein. Die Motivation, das Inte-resse und die Lernfreude der Teilnehmer ist höher als bei der herkömmlichen Unterrichtsme-thode. Aber auch bei den Dozenten findet ein Rollenwandel vom Lehrer zum Tutor, vom Spezialis-ten zum Generalisten statt. Sie nehmen vielfältige professionelle Aufgaben wahr: Sie erklä-ren und strukturieren, ohne die Teilnehmer ständig zu kontrollieren, sie geben Impulse, un-terstützen und beraten, ohne die Teilnehmer sich selbst zu überlassen. Die Teilnehmer erle-ben die Tutoren als kompetente Lernberater, Coach und Problemlöser.

Kritik

PBL basierter Unterricht ist vor allem in der Ausbildungsphase sehr aufwändig und bedeutet für die Fakultät auch wesentliche Inverstitionen. So muß ein komplett neues Curriculum erstellt werden, Mitglieder der Fakultät müssen zum PBL-Tutoren ausgebildet werden und nicht zuletzt ist auch eine gemisse Mindestausstattung erforderlich. So wird etwa eine weit größere Anzahl an Seminarräumen, als sonst üblich benötigt und die Bibliothek muß so ausgestattet sein, dass die Studierenden dort Ihre PBL Fälle sinnvoll recherchieen können. Schließlich fordert PBL ein Umdenken von Seiten der Lehrenden.

Literatur

  1. Vorlage:Fußnote