Zum Inhalt springen

Benutzer:Doppelklecks/Kölner Zoo

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. Februar 2015 um 23:19 Uhr durch Doppelklecks (Diskussion | Beiträge) (2012 bis heute). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

1857–1936

Auf Betreiben von Caspar Garthe wurde 1858 die „Actiengesellschaft Zoologischer Garten zu Cöln“ mit einem Stammkapital von 100.000 Talern gegründet. Die Gesellschaft erwarb im Norden der Stadt ein nahe dem Rhein gelegenen Gelände im damals zur Gemeinde Longerich gehörenden Riehl und beförderte damit die Entwicklung des Ortes zum Kölner Amüsierviertel.[1] Mit der gärtnerischen Gestaltung der Anlage wurde der städtische Gartenbaudirektor Anton Strauß betraut.[2]

Zum erster Direktor des am 22. Juli 1860 eröffneten Zoos wurde Heinrich Bodinus ernannt. Er bezog die 1859/60 erbaute klassizistische Direktorenvilla, die damit das älteste erhaltene Gebäude im Zoologischen Garten und in Riehl ist.[3]

Die ersten Tiergehege wurden im damals sehr populären maurischen Architekturstil errichtet. Erhalten hat sich davon nur das ehemalige Giraffen- und Antilopenhaus, das nach einem Entwurf von Josef Felten im Jahre 1863 errichtet wurde. 1874 wurde es mit stilistischen Anleihen an indische Tempel zum Elefantenhaus erweitert und diente bis zum Bau des Elefantenparks 2004 als Gehege für die Dickhäuter.[4]

Seit der Frühzeit des Zoos werden bis heute als Gehege genutzt die 1884 von Alfred Müller im sogenannten "Schweizer Blockhausstil"[5] errichteten Rinderhäuser, der 1887 errichtete Seelöwenfelsen sowie das 1899 eröffnete, von der Architektur russischer Kirchen inspirierte Vogelhaus.[6] Die unter Denkmalschutz stehenden Gebäude und Einrichtungen genügen den Anforderungen an moderne Tierhaltung nur bedingt, wobei der Zoo bemüht ist, bei den Renovierungen in die alte Hülle moderne Standards einzuziehen.[7]

Der 1914 eingeweihte, rund 10 Meter hohe Affenfelsen folgte der damals revolutionären gitterlosen Tierpräsentation, die 1907 Carl Hagenbeck in seinem Hamburger Tierpark eingeführt hatte. Die neuartige Anlage, zu der auch ein im Krieg zerstörtes Eisbärenbecken mit 8 Meter hohen Felspartien und ein Adlerberg gehörten, war von Max Stirn im Auftrag des Zoodirektors Ludwig Wunderlich geplant worden. Die mit Pavianen lebhaft bevölkerte Affeninsel gehört seit über 100 Jahren zu den Attraktionen für die Zoobesucher.[8]

Zwischen 1878 und 1932 fanden im Kölner Zoo sieben Völkerschauen statt, bei denen dem Publikum Mitglieder „exotischer“ Völker – Männer, Frauen und Kinder – unter nachgestellten Lebensbedingungen präsentiert wurden. Solche Veranstaltungen konnten reißerisch (und fälschlich) als Ausstellung von „Kannibalen“, wie im Falle einer 1931 ausgestellten Gruppe von Neukaledoniern, aufgemacht sein. Sie wurden aber auch als „exotische Modenschau im Kölner Zoo“ angekündigt, so bei einer Veranstaltung mit Schwarzafrikanern aus dem Volk der Sara-Kaba im gleichen Jahr.

1914–1947

Gitterlos: Kamelpark von 1936

Der Erste Weltkrieg, die Weltwirtschaftskrise und der Zweite Weltkrieg waren eine harte Zeit für den Zoo, der in diesen Jahren große Teile seinen Tierbestands verlor und seine Selbständigkeit aufgeben musste.[9] Baulich entwickelte sich die Anlage nicht weiter; lediglich das gitterlose Kamelgehege wurde 1936 im Eingangsbereich des Zoos neu angelegt.[10]

Am Ende des Ersten Weltkrieges war der Tierbestand wegen Futtermangels auf ein Viertel dezimiert. Erst 1924 erreichte die Zahl der Tiere wieder das Vorkriegsniveau, weil es dem Zoo-Direktor gelang, den Tierbestand des Breslauer Zoos zu erwerben, der vollständig schließen musste.[11] Anhaltende finanzielle Schwierigkeiten der "Actiengesellschaft Zoologischer Garten zu Cöln" führten 1937 dazu, dass die Stadt die Aktienmehrheit des auf 450.000 Reichsmark erhöhten Stammkapitals übernahm. Seitdem trägt die Stadt Köln die Verlustabdeckung.[12]

Während des Zweiten Weltkriegs litt der Zoo schwer unter den alliierten Bombenangriffen; ab 1944 blieb der Garten geschlossen. Bei Kriegsende war er nahezu völlig zerstört, zählte 133 Bombentrichter - und noch 23 Tiere. Die Tierhäuser waren fast ausnahmslos schwer beschädigt und nicht mehr nutzbar. Lediglich das 1863/74 erbaute Elefantenhaus hatte den Krieg weitgehend unbeschadet überstanden.[13]

1947–1980

Nach ersten mühsamen Aufräumarbeiten wurde der Zoo 1947 wieder eröffnet; auch konnten einzelne neue Tiere angeschafft werden, darunter 1950 der später als "Petermann" in die Zoogeschichte eingegangene Schimpanse.[14] 1952 wurde das renovierte Vogelhaus wieder in Betrieb genommen, 1955 zogen die Seelöwen in das wieder hergestellte Seelöwenbecken.[15] Der erste große Neubau kam 1956/1957 den Eisbären zugute. An Stelle der im Krieg zerstörten Eisbärenklippen errichtete Kurt Meywald im Auftrag von Zoodirektor Wilhelm Windecker eine moderne neue Anlage in Sichtbeton, bei der sich die Betonplatten wie stilisierte Eisschollen eines kalbenden Gletschers in das Wasserbassin hineinschoben.[16]

Eine neue Größe könnte der Zoo 1960 erschließen, als das Gelände der ehemaligen Radrennbahn dem Zoo zugeschlagen wurde und die Fläche des Tiergarten von 110 auf 188 Hektar deutlich erweiterte.[17] Grundlage für den weiteren Ausbau des Zoos zu alter Bedeutung wurde der 1957 im Auftrag des Oberstadtdirektors Max Adenauer erstellte "Idealplan",[18] der bis 1973 mit erheblichen finanziellen Mitteln umgesetzt wurde: neues Zoorestaurant (1958), Afrika-Anlage für Zebras, Gnus und Strauße (1959), Pinguin-Becken mit Kühlanlage (1960), Fasanerie (1961), neues Verwaltungsgebäude am Zooeingang (1962), eine auch nach heutigen Maßstäben sehr großzügige Freianlage für Löwen und Tiger (1964), Giraffenhaus (1966), Bärenfeianlage (1969) und Lemurenhaus (1973).[19] Die nüchterne, zweckgebundene Form der neuen Bauten mit Sichtbeton-Stützen, roten Backsteinflächen und der kahlen gekachelten Badezimmerkultur folgten dem damaligen Zeitgeschmack visueller Funktionalität, entsprachen allerdings zwei Jahrzehnte später nur noch bedingt dem modernen Verständnis naturnah tiergerechter Haltung.[20] 1964 wurde im Kölner Zoo die erste Zooschule in Europa eröffnet.[21]

Das bis heute teuerste Bauprojekt[22] im Kölner Zoo entstand 1968 bis 1971 in Gestalt des Aquariums, das auch ein Terrarium und ein Insektarium umfasst. Für den Bau hatte sich insbesondere Oberbürgermeister Theo Burauen[23] eingesetzt, der die Zoo-Erweiterung als Teil der 1971 durchgeführten Bundesgartenschau ansah.[24] Ab 1973 aber war die finanzielle Kraft der Stadt Köln erschöpft und der Zoo musste mit bescheideneren Mitteln eine längere Baupause einlegen.[25]

1981—2012

Im Zoo 2012 (Video)

Im Übergang zu den 1980er Jahren war der Kölner Zoo finanziell ausgeblutet und baulich marode. Das historische, 1863 erbaute Elefantenhaus und der 1914 errichtete Affenfelsen galten als baufällig, das 1899 eröffnete Vogelhaus, das 1980 die Menschenaffen beherbergte, war dringend renovierungsbedürftig.[26] Gleichzeitig setzte sich – begleitet durch nachdrückliche Förderung der Kölner Zoo-Leitung – auch in den europäischen Tierparks der Trend durch, Tiere in einer artgerechten Simulation des natürlichen Lebensraumes zu halten und die alten Menagerien und Käfige abzubauen.[27]

Beides zwang den Kölner Zoo zu einer nachhaltigen Umgestaltung, die der von 1981 bis 2006 amtierende Zoodirektor Gunther Nogge durch umtriebige Werbeaktionen und mit der finanziellen Unterstützung des 1982 gegründeten Fördervereins „Freunde des Kölner Zoos e. V.“ bewältigte.[28] Ein europaweit Aufsehen erregendes Zeichen für das neue Verständnis der Zoohaltung war das 1985 eröffnete Urwaldhaus für Menschenaffen. Es ist auf einer Fläche von 2200 qm als luftfeuchtes Treibhaus mit einer urwaldähnlichen Pflanzenwelt gestaltet, um Orang-Utans, Gorillas, Bonobos und Guerezas eine dschungelähnliche Lebenswelt zu bieten.[29] Dieses Großprojekt war ein frühes - und bis heute als vorbildlich geltendes Beispiel - für die Tierhaltung unter naturnahen Bedingungen.[30]

Zahlreiche weitere Gehege - wie beispielsweise die Gepardanlage (1987), die Leopardenanlage (1993/94), das Eulenkloster (1997), – setzten diese Linie fort und demonstrierten das neue Selbstverständnis des Zoos als modernes Naturschutzzentrum. Seit Mitte der 1990er Jahre gilt Köln als gitterloser Zoo.[31] Schließlich gelten den Zoo-Direktoren drei große Gehege —das Tropenhaus Regenwald Südostasien (2000), der Elefantenpark (2004) und das Hippodom (2010), die Nachbildung einer afrikanischen Flusslandschaft —als Leuchtturmprojekte progressiver Tiergärtnerei.[32]

2012 bis heute

Clemenshof (2014)

Diese Anstrengungen wurden von Theo Pagel fortgesetzt, der seit 2007 als Zoodirektor und Vorstand amtiert. Er eröffnete 2014 den Clemenshof, die Nachbildung eines bergischen Bauernhofs, um vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen zu zeigen.[33]

Einzelnachweise

  1. Joachim Brokmeier: Die Goldene Ecke von Köln - Das Amüsierviertel in Riehl. Sutton-Verlag, Erfurt 2009, ISBN 978-3-86680-571-2, S. 7ff.
  2. Theo Pagel et al: Der Kölner Zoo, Begeistert für Tiere, Köln 2010, S. 35ff
  3. Hiltrud Kier: Reclams Städteführer, Architektur und Kunst. Köln/ Stuttgart 2008, S. 265.
  4. Henriette Meinen, Theo Pagel: Der Zoologische Garten in Köln, Rheinische Kunststätten Heft 533, Köln 2012, S. 13
  5. Ekletizistischer Architekturstil in Anlehnung an Schweizer Blockhaustil (mit Elementen der traditionellen russischen Wohnhausarchitektur)
  6. Henriette Meinen, Theo Pagel: Der Zoologische Garten in Köln, Rheinische Kunststätten Heft 533, Köln 2012, S. 15ff
  7. Theo Pagel et al: Der Kölner Zoo, Begeistert für Tiere, Köln 2010, S. 207f
  8. Henriette Meinen, Theo Pagel: Der Zoologische Garten in Köln, Rheinische Kunststätten Heft 533, Köln 2012, S. 17f, Theo Pagel et al: Der Kölner Zoo, Begeistert für Tiere, Köln 2010, S. 107
  9. Theo Pagel et al: Der Kölner Zoo, Begeistert für Tiere, Köln 2010, S. 131ff
  10. Theo Pagel et al: Der Kölner Zoo, Begeistert für Tiere, Köln 2010, S. 51
  11. Theo Pagel et al: Der Kölner Zoo, Begeistert für Tiere, Köln 2010, S. 132f
  12. Theo Pagel et al: Der Kölner Zoo, Begeistert für Tiere, Köln 2010, S. 136
  13. Theo Pagel et al: Der Kölner Zoo, Begeistert für Tiere, Köln 2010, S. 138f
  14. Theo Pagel et al: Der Kölner Zoo, begeistert für Tiere, Köln 2010, S. 169
  15. Theo Pagel et al: Der Kölner Zoo, begeistert für Tiere, Köln 2010, S. 170
  16. Theo Pagel et al: Der Kölner Zoo, begeistert für Tiere, Köln 2010, S. 172
  17. Theo Pagel et al: Der Kölner Zoo, begeistert für Tiere, Köln 2010, S. 172
  18. Der Kölner Zoo, Eine Denkschrift zur Erweiterung und Neugestaltung
  19. Theo Pagel et al: Der Kölner Zoo, begeistert für Tiere, Köln 2010, S. 173ff
  20. Henriette Meynen, Theo Pagel: Der Zoologische Garten in Köln, Rheinische Kunststätten, Heft 533, Köln 2012, S. 19; Theo Pagel et al: Der Kölner Zoo, begeistert für Tiere, Köln 2010, S. 216
  21. Theo Pagel et al: Der Kölner Zoo, begeistert für Tiere, Köln 2010, S. 173
  22. Bausumme: 34 Mio DM. Inflationsbereinigt teurer als der Elefantenpark. Theo Page et al: Der Kölner Zoo, begeistert für Tiere, Köln 2010, S. 232
  23. von 1953 bis 1980 im Aufsichtsrat der Zoo AG, seit 1956 als Vorsitzender
  24. Theo Pagel et al: Der Kölner Zoo, begeistert für Tier, Köln 2010, S. 231ff
  25. Theo Pagel et al: Der Kölner Zoo, begeistert für Tier, Köln 2010, S. 175f
  26. Theo Pagel et al.: Der Kölner Zoo. Begeistert für Tiere. Köln 2010, S. 204.
  27. Theo Pagel et al.: Der Kölner Zoo. Begeistert für Tiere. Köln 2010, S. 206f.
  28. Theo Pagel et al.: Der Kölner Zoo. Begeistert für Tiere. Köln 2010, S. 205.
  29. Theo Pagel et al.: Der Kölner Zoo. Begeistert für Tiere. Köln 2010, S. 142ff.
  30. Theo Pagel et al.: Der Kölner Zoo. Begeistert für Tiere. Köln 2010, S. 207.
  31. Theo Pagel et al.: Der Kölner Zoo. Begeistert für Tiere. Köln 2010, S. 209.
  32. Theo Pagel et al.: Der Kölner Zoo. Begeistert für Tiere. Köln 2010, S. 209.
  33. Theo Pagel et al.: Der Kölner Zoo. Begeistert für Tiere. Köln 2010, S. 209f.