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Jakob Lorber

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Jakob Lorber (* 22. Juli 1800 in Kanischa/Kaniža bei Šentilj, damals Österreich-Ungarn; † 24. August 1864 in Graz) war österreichischer Schriftsteller und Musiker.

Nach der Ausbildung im Violin-, Klavier- und Orgelspiel arbeitete er als Organist und erwarb 1829 in Graz sein Diplom als Hauptschullehrer. Ferner war er als Musikrezensent tätig.

Am 15. März 1840 vernahm er, laut eigenen Angaben, in sich eine Stimme, die ihn zu schreiben aufforderte. Dieser inneren Stimme widmete er fortan sein Leben und schrieb 25 Bücher und viele kleinere Schriften.

Als seine Schriften mit der Zeit im Druck erschienen, sammelten sich an verschiedenen Orten Freundeskreise, die Lorbers Schriften als Neuoffenbarungen ansahen, die den gleichen Wert wie die Bibel hätten.

An einen Freund schrieb Lorber im Jahre 1858 über die in ihm redende Geistesquelle, die er als die Stimme Jesu Christi, das lebendige Wort Gottes, deutete: „Bezüglich des inneren Wortes, wie man dasselbe vernimmt, kann ich, von mir selbst sprechend, nur sagen, daß ich des Herrn heiliges Wort stets in der Gegend des Herzens wie einen höchst klaren Gedanken, licht und rein, wie ausgesprochene Worte, vernehme. Niemand, mir noch so nahestehend, kann etwas von irgendeiner Stimme hören. Für mich erklingt diese Gnadenstimme aber dennoch heller als jeder noch so laute materielle Ton. - Das ist aber nun auch schon alles, was ich Ihnen aus meiner Erfahrung sagen kann.“

Eine Gedenktafel in der Neuen-Welt-Gasse Nr. 4 in der Altstadt von Graz erinnert heute an Jakob Lorber: „Der Schreibknecht Gottes, der im Jahr 1840 in diesem Hause die ersten Göttlichen Offenbarungen empfing.“

Werke

Das Lorber-Schrifttum umfasst 25 zum Großteil sehr umfangreiche Bände, die von Lorber in nur 24 Jahren gemäß dem „inneren Diktat“ geschrieben wurden.

Das erste dieser Werke nennt sich „Die Haushaltung Gottes“. Es behandelt religiöse Grundthemen, wie das Wesen Gottes, die Urschöpfung der Geisterwelt, die materielle Weltenschöpfung, die Erschaffung des Menschen und dessen Urgeschichte bis zur Sintflut. Weitere Hauptwerke sind „Erde und Mond“, „Die Jugend Jesu“, „Die natürliche Sonne“, „Himmelsgaben“, „Die geistige Sonne“, „Bischof Martin“ und „Von der Hölle zum Himmel (Robert Blum)“. Am umfangreichsten und bekanntesten ist das zehnbändige Werk „Das große Evangelium Johannes“, ein ausführlicher Kommentar zum Evangelium nach Johannes mit dem Anspruch, Ergänzung, Erweiterung und Auslegung des Johannesevangeliums des Neuen Testamentes zu sein. „Das große Evangelium Johannes“ behandelt Vers für Vers das Evangelium des Apostels Johannes der Bibel, lehnt sich eng daran an, vertieft mehrgründiges Verstehen der Gleichnisse und damit die geistigen Ziele des Johannesevangeliums.

Bei der umfangreichen Schreibarbeit halfen Lorber später auch mehrere Freunde, darunter der Komponist Karl Ritter von Leitner. Mehrere, weitere kleinere Schriften entstanden; alle wahren, nach Überzeugung aller Lorber-Freunde, engsten Bezug zum Alten und Neuen Testament. Auch in den weiteren Schriften geht es um Auslegung, Erklärung und Vertiefung der in der Bibel jeweils nur kurz angerissenen Themenkreise.

  • Wirkung: Einen lierarischen Niederschlag fand Lorber im nachgelassenen Roman "Julia" von Arno Schmidt.
  • Julia, oder die Gemälde, Haffmans 1983, Fragment aus dem Nachlass

Kritik

Die Kritik am Werk Jakob Lorbers bezieht sich vor allem auf folgende Punkte:

  • Innerhalb der Neuoffenbarung werden neben theologischen Aussagen auch wissenschaftliche Fragen erörtert. Lorberfreunde führen hier oft treffende Voraussagen für Forschungsergebnisse als Beleg für den göttlichen Ursprung der Neuoffenbarung an, die zur Zeit von Jakob Lorber noch nicht bekannt waren. Andererseits enthalten die Texte aber auch Irrtümer, die sich kaum mit einem allwissenden Gott vereinbaren lassen.
  • Irritierend treten zudem Unterschiede zu aktuell christlichen Wertvorstellungen, z. B. im Bereich der Sexualethik, hervor.
  • Die innere Stimme, die die Texte diktiert, das an sogenanntes automatisches Schreiben erinnernde Niederschreiben der Texte und die Mischung von frommen Texten mit offensichtlichen Irrtümern haben, vor allem von römisch-katholischer Seite, immer wieder zum Vorwurf der Besessenheit geführt.

Literatur

  • Gottfried Briemle: Der Geist des Universums. Revolutionäres aus dem Lorber-Evangelium. Theophanica-Verlag, Aulendorf 2003, (ISBN 3-9802569-4-4)
  • Kurt Eggenstein: Der unbekannte Prophet Jakob Lorber. Lorber-Verlag, Bietigheim 1990, ISBN 3-87495-081-6
  • Thomas Noack: Der Seher und der Schreibknecht Gottes: Emanuel Swedenborg und Jakob Lorber im Vergleich. Konstanz 2004.
  • Matthias Pöhlmann: Lorber - Bewegung, durch Jenseitswissen zum Heil?. 2002, ISBN 376217704X
  • Ders. (Hg.), "Ich habe euch noch viel zu sagen..." Gottesboten - Propheten - Neuoffenbarer, EZW-Texte 169, Berlin 2003. Zu beziehen gegen eine Spende über die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) in Berlin.
  • Horst Reller, Hans Krech & Matthias Kleiminger (Hg.): Lorber-Bewegung - Lorber-Gesellschaft - Lorberianer. In: Handbuch Religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen, Gütersloh 5. Auflage 2000, 214-226.