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Kopflaus

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Kopflaus
Datei:Kopflaus.png
Kopflaus (Pediculus humanus capitis)
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Superphylum: Häutungstiere (Ecdysozoa)
Vorlage:Phylum: Gliederfüßer (Arthropoda)
Vorlage:Classis: Insekten (Insecta)
Vorlage:Ordo: Tierläuse (Phthiraptera)
Vorlage:Familia: Menschenläuse (Pediculidae)
Vorlage:Species: Menschenlaus (Pediculus humanus)
Vorlage:Subspecies: Kopflaus
Wissenschaftlicher Name
Pediculus humanus capitis
De Geer, 1778

Die Kopflaus (Pediculus humanus capitis) ist ein flügelloses Insekt aus der Ordnung der Tierläuse (Phthiraptera), der Familie der Menschenläuse und eine Unterart der Menschenlaus (Pediculus humanus). Die Familie der Menschenläuse besteht aus 6 Arten, von denen zwei sich speziell an den Menschen angepasst haben und auf ihm leben. Dabei handelt es sich um die Filzlaus (Phtirus pubis) und die beiden Unterarten der Menschenlaus, die Kleiderlaus (Pediculus humanus humanus) und die am häufigsten vorkommende Kopflaus. Häufig wird die Bezeichnung Laus fachsprachlich etwas ungenau als Überbegriff für alle diese verschiedene Arten benutzt, in diesem Artikel wird das Wort Läuse stets als eine Abkürzung für Kopfläuse verwendet.


Merkmale

Die Kopflaus hat im Gegensatz zu den anderen Tierläusen pigmentierte Augen, hat einen relativ kurzen Rüssel und fünfgliedrige Antennen. Die Beine sind sehr gut für das Klammern und Fortbewegen an Haaren geeignet. Der sehr druckfeste Körper widersteht einer Belastung von bis zu einem Kilo und ist etwa 2 bis 3,5 mm lang. Ihr Erscheinungsbild ist gräulich, wenn sie gerade Blut gesaugt hat eher bräunlich bis rötlich. Die optimalen Lebensbedingungen hat die Laus bei etwa 28 °C, ab Temperaturen von 22 °C verlangsamt sich ihre Entwicklung und bei 10 °C kommt sie fast zum Stillstand.

Vorkommen

Die Kopflaus ist ein Parasit, der im Normalfall nur in der menschlichen Kopfbehaarung lebt, besonders in der Nacken-, Ohren- und Schläfengegend. Vereinzelt kommt die Laus auch in den Augenbrauen und Barthaaren vor. Sie fühlt sich sowohl von einem ungepflegten wie auch von einem gut gepflegten und gewaschenen Kopf gleichermaßen angezogen. Läuse und deren Larven bewegen sich recht flink in den Haaren und sind nur schwer zu entdecken. Meist sieht man eher die Nissen, erst ein Kamm mit sehr eng angeordneten Zinken (ein so genannter Nissenkamm) macht auch die Läuse sichtbar. Da sich die Laus bei Temperaturen von etwa 28 °C am wohlsten fühlt, verlässt sie nur ungern die oben genannten Bereiche des Kopfes.

Ernährung

Die Kopflaus ernährt sich ausschließlich vom menschlichen Blut. Kann sie keine Nahrung finden, so trocknet sie in Abhängigkeit von der jeweiligen Temperatur entweder nach einem Tag, oder nach maximal 55 Stunden aus. Das Blutsaugen findet in der Regel alle 2 bis 3 Stunden mit ihrem Stechrüssel statt, wobei sie sie etwas Speichel in der Haut hinterlässt. Dieser führt zu Juckreiz, so dass es zu sekundären Entzündungen kommen kann. Eitrige Hautausschläge und in schweren Fällen eine Schwellung der Lymphknoten sind möglich.

Fortpflanzung

Nach der Blutmahlzeit legt die geschlechtsreife weibliche Laus täglich etwa 4 Eier (insgesamt etwa 100 Stück), die am Haar in der Nähe der Haarwurzel befestigt werden. Sie kann aber auch nach bis zu fünf Tagen ohne Blutmahlzeit noch voll entwicklungsfähige Eier legen. Die Eier werden auch Nissen genannt. Diese sind etwa 0,8 mm lang, oval, gräulich und werden von der Laus sehr fest an das Haar geklebt. Bei einer Temperatur von weniger als 12 °C findet keine Eiablage mehr statt. Erst sind einzelne Nissen vorhanden, bei starkem Befall werden diese wie Perlen an einer Schnur an den Haaren aufgereiht. Nach etwa 8 Tagen schlüpft dann die Larve, die sich dreimal häutet und nach weiteren 10 bis 12 Tagen dann geschlechtsreif ist. So kann etwa alle 3 Wochen eine neue Generation entstehen, was zu einer sehr schnellen Vermehrung führt.

Die Weibchen werden etwa 30 bis 35 Tage alt, in dieser Zeit können sie etwa 100 Nissen legen, was zu einer sehr schnellen Vermehrung führt. Die Männchen leben etwa 15 Tage.

Die Kopflaus als Parasit

Übertragung

Der Hauptgrund für die immer noch häufige Verbreitung ist, dass die Betroffenen oft nicht genügend über die Vermehrung, Übertragungswege und über die sinnvolle Bekämpfung Bescheid wissen. Das Auftreten von Läusen ist nicht unbedingt allein ein Zeichen von mangelnder Hygiene und es gab und gibt sie mehr oder minder vereinzelt auch immer überall. Deshalb fühlen sich diese Läuse leider auf gewaschenen und ungewaschenen Köpfen gleich wohl. Wenn es jedoch irgendwo unter vielen Menschen auf engstem Raum besonders unhygienisch zugeht, erhöht sich auch ihr Vorkommen.

Die Übertragung der Kopflaus von Mensch zu Mensch geschieht normalerweise durch direkten Körperkontakt wie zum Beispiel beim Schmusen, Kuscheln oder Necken und wenn Kinder die Köpfe zusammenstecken. Aufgrund dieser Übertragungsart kommt es besonders häufig in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen und Kindergärten zur Verbreitung der Kopfläuse.

Da Läuse nicht springen oder fliegen, sondern sich nur relativ langsam fortbewegen können und ohne Kontakt zu einem Menschen nicht lange überleben, nehmen Kopfläuse normalerweise (im Gegensatz zu den Kleiderläusen, die jedoch fast nie auf dem Kopf vorkommen) nur in Ausnahmefällen den Umweg über Kopfbedeckungen, Kleidungsstücke oder Kopfkissen. Auf Polstermöbeln, Fußböden, Kämmen oder Haarbürsten sind niemals Läuse gefunden worden.

Bekämpfung

Entgegen populärer Meinung haben Hygiene und häufiges Waschen der Haare keinen Einfluss auf den Läusebefall. Nissen sind durch einfache Haarwäsche nicht zu entfernen und lassen sich auch so ohne weiteres nicht abstreifen. Ebenso sind Saunaaufenthalte, Föhnen des Haares oder Benutzung von Trockenhauben kein Bekämpfungsmittel und führen möglicherweise sogar zu einer zusätzlichen Kopfhautschädigung. Zur Bekämpfung der Kopfläuse sind verschiedene Methoden bekannt. Zuerst einmal ist der Nissenkamm ein wichtiges Mittel um gegen die Läuse vorzugehen! Zum leichten Auffinden der Kopfläuse und ihrer Nissen empfiehlt es sich die Haare mit einem Nissenkamm über einem großen Bogen weißem Papier sehr sorgfältig auskämmen. Auf dem Papier kann man danach sowohl Haare an denen Nissen kleben, als auch Läuse besser erkennen.
Außerdem sind Shampoos, Gels und Sprays zur Bekämpfung erhältlich.

Jede der im Folgenden genannten Bekämpfungsmethoden sollte mindestens acht Tage lang durchgeführt werden. Nach einer einwöchigen Pause ist eine Wiederholung des Behandlungszyklus grundsätzlich anzuraten. Es ist ein häufiger Fehler, die Behandlung zu früh zu beenden.

Mechanische Entfernung

Das regelmäßige Kämmen mit dem Nissenkamm für einen Zeitraum von mindestens 8 Tagen ist bei allen hier vorgeschlagenen Behandlungen immer eine wichtige Begleitmaßnahme, um die Tierchen und ihre Eiablagen wieder los zu werden. Dabei werden die nassen Haare gründlich mit dem Kamm durchkämmt, sofern der Kamm Nissen oder Läuse erwischt hat, sollte er abgespült werden, bevor das Kämmen fortgesetzt wird. Ein Kurzhaarschnitt erleichtert das Waschen, Erkennen der Läuse und Nissen und das Kämmen mit dem Nissenkamm, ist aber nicht nötig.

Eine Vorbehandlung der Haare mit Essig erleichtert das Auskämmen der Nissen nicht; auch werden Läuse und Nissen dadurch nicht getötet. Das Spülen der Haare mit Natriumhydrogencarbonat ("Kaiser Natron", Baking Soda) ermöglicht ein einfacheres Auskämmen mit dem Nissenkamm, schädigt aber Wirkstoffe mit Langzeitwirkung Permethrin.

Als sichere Alternative zum Auskämmen ist die vollständige Rasur des Kopfes zu nennen. Sie beseitigt die Läuse sowie die Nissen zuverlässig. Allerdings werden die meisten Menschen wohl aus ästethischen Gründen vor dieser Lösung zurückschrecken. Bei Kindern sollte man wegen der damit verbundenen Hänseleien grundsätzlich darauf verzichten.

Gegenstände, die intensiv mit dem Kopf in Berührung gekommen sind, können gereinigt werden, der Effekt dieser Maßnahme ist allerdings allenfalls gering: Schals, Mützen, Handtücher, Betttücher, Kopfkissenbezüge, Plüschtiere sollten bei 60 °C gewaschen oder für 10 Minuten im Trockner behandelt werden. Wenn das Waschen nicht möglich ist, kann man die entsprechenden Sachen für zwei Wochen bei Zimmertemperatur oder für einen Tag bei -15 °C in einem dichten Plastikbeutel einschließen.

Chemische Entfernung

Zur Behandlung der Haare sind einige Mittel mit verschiedenen Wirkstoffen und Wirksamkeiten erhältlich. Da die Eier bei allen Methoden nicht sicher abgetötet werden, muss die Behandlung nach 8 Tagen noch einmal wiederholt werden, um auch die neu geschlüpften Tiere zu treffen. Die hier genannten Mittel sind zum Teil nur in Apotheken erhältlich und mitunter rezeptpflichtig. Grundsätzlich sollten chemische Mittel aufgrund möglicher Nebenwirkungen nur angewendet werden, wenn auch wirklich ein Lausbefall vorliegt. Ein Arzt kann dies überprüfen und auch Behandlungshinweise geben.

Amtlich zugelassen sind mehrere Mittel:

  • rezeptpflichtige Mittel:
    • Jacutin-Gel und Quellada H Shampoo enthalten als Wirkstoff Lindan! (Lindan schädigt die Nerven und kann bei Kindern zu Krampfanfällen führen)
  • freiverkäufliche apothekenpflichtige Mittel:
  • NIEMOLIND Lotion gegen Kopfläuse (Niemöl, Teebaumöl, Lavendelöl)[http:\\www.niemolind.de].

Weitere am Markt erhältliche Mittel (ohne amtliche Zulassung):

  • Mosquito Spezial Läuse-Shampoo (Sojaöl, Kokosölderivate). Das Mosquito-Shampoo soll rein mechanisch wirken, indemes die Tracheen der Läuse verklebt.
  • Aesculo Gel "L"; verspricht das Gleiche durch Kokosöl.
  • Neem-Shampoos

Bekannte Nebenwirkungen der Inhaltsstoffe:

  • Arzneimittel mit Pyrethrum und Pyrethroiden stehen unter strenger Überwachung und sind bei bestimmungsgemäßem Gebrauch sicher. Je zahlreicher und je weniger genau definiert die Inhaltsstoffe sind (Pflanzenextrakte!), desto größer das potentielle Nebenwirkungsrisiko. Die häufigste Nebenwirkung ist Juckreiz und Brennen der Kopfhaut. Sehr selten kommt es zu Übelkeit und Kopfschmerzen.
  • Kosmetika, Medizinprodukte und ähnliches, auch aus der Apotheke: Aufgrund ihres Status unterliegen diese Mittel keiner Überwachung. Ihre Anwendung ist folglich weniger sicher. Besonders gute Verträglichkeit aufgrund der "natürlichen" Herkunft ist ein weitverbreiteter Irrglaube, der durch die fehlende Überwachung und Dokumentation genährt wird.
  • Chlorkresol erhöht das Risiko einer allergischen Hautreaktion.
  • Diethylenglykol ist eine toxische, als Frostschutz eingesetzte Substanz

Vergleich mechanischer und chemischer Entfernung

Voraussetzung für eine efolgreiche mechanische Entfernung ist die richtige Kämmtechnik und ein geeigneter Läusekamm mit Metallzinken. In einer Studie haben Hill et al. von der London School of Hygiene and Tropical Medicine 2005 die rein mechanische Entfernung, also das Kämmen von nassen Haaren (Kämmmethode), mit der rein chemischen Entfernung, unter Einsatz von Läusemitteln (Insektizide) mit den Wirkstoffen Malathion oder Permethrin, verglichen. Ergebnis: nach 15 Behandlungstagen wiesen 57 Prozent der Probanden der Kämmmethode keine Läuse oder Nissen mehr auf, jedoch waren nur 13 Prozent der chemisch behandelten Probanden läusefrei. In dieser Arbeit war die Kopflausentfernung mit einem speziellen Nissenkamm und der richtigen Kämmtechnik effektiver als eine Behandlung mit chemischen Mitteln. Dieses Ergebnis erklärten die Forscher mit der zunehmenden Resistenz der Kopfläuse gegenüber den häufig verwendeten Insektizden. Andere Autoren fanden komplett gegenläufige Ergebnisse, d. h. die chemischen Wirkstoffe waren dem Kämmen überlegen. Wahrscheinlich kommt es sowohl auf Kämmtechnik und Kamm auf der einen Seite als auch auf die lokale Resistenzsituation auf der anderen Seite an. ([1]).

Wichtige Hinweise

  • Kinder im Säuglingsalter, Kleinkinder, Schwangere und stillende Mütter sowie Allergiker sollten unbedingt einen Arzt vor Anwendung eines chemischen Mittels konsultieren!
  • Niemals Kinder in diesen Mitteln baden lassen, die Läuse sitzen nur auf dem Kopf!
  • Kopflausbefall ist in Deutschland nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) für den behandelnden Arzt keine meldepflichtige Erkrankung. Jedoch sind Eltern nach §34 Abs. 5 dieses Gesetzes verpflichtet, die von ihrem Kind besuchte Gemeinschaftseinrichtung (Kindergarten, Schule, etc.) über einen Befall mit Kopfläusen und über eine erfolgte Behandlung zu unterrichten. Beim erstmaligen Befall ist kein ärztliches Attest erforderlich, allerdings ist ein Besuch des Hausarztes anzuraten, der dann gegebenenfalls spezielle Shampoos zur Bekämpfung verschreiben kann und bei wiederholtem Befall innerhalb von 4 Wochen ein Attest zur Bescheinigung des Behandlungserfolges und damit zur Wiederzulassung zu einer Gemeinschaftseinrichtung auszustellen hat.

Die Kopflaus als Krankheitsüberträger

Unter schlechten hygienischen Bedingungen kann die Kopflaus an jedem Ort, besonders aber in den Tropen, das bakterielle Fleckfieber (Flecktyphus, Läusefieber), (Erreger: Rickettsien, Rickettsia prowazecki), auf den Menschen übertragen. Die Übertragung erfolgt durch Kontaktinfektion bzw. Schmierinfektion mit den Exkrementen der Laus oder durch zerdrückte Tiere, besonders wenn sie in die Bisswunde oder andere Hautwunden gelangen. Weiterhin können regional unterschiedlich noch folgende Krankheiten übertragen werden: Wolhynisches Fieber, auch Fünftagefieber genannt (Erreger: Rochlimaea quintana), Läuse übertragenes Rückfallfieber (Läuse-Rückfallfieber) (Erreger: verschiedene Borrelien u.a. Borrellia recurrentis), Scrub Typhus (Erreger: Rickettsia tsutsagamushi) und Tularämie ( Erreger: Bakterium Francisella tularensis).