Jakowlew Jak-130
Jakowlew Jak-130 | |
---|---|
![]() Jak-130, Schukowski, 2009 | |
Typ | Trainingsflugzeug leichtes Angriffsflugzeug |
Entwurfsland | |
Hersteller | OKB Jakowlew |
Erstflug | 25. April 1996 |
Indienststellung | 2010 |
Produktionszeit | seit 2002 in Serienproduktion |
Stückzahl | 58 (Stand: Ende 2013) |
Die Jakowlew Jak-130 (russisch Яковлев Як-130, NATO-Codename „Mitten“) ist ein russisches zweistrahliges Trainingsflugzeug.
Geschichte
Für die Nachfolge des damals in die Jahre gekommenen Trainers Aero L-39 (Produktionszeit 1968–1999) bei den sowjetischen Luftstreitkräften wurde im Jahre 1991 eine Spezifikation an verschiedene sowjetische Konstruktionsbüros ausgegeben. Mit der neuen Maschine sollten die wichtigsten Flugmanöver der Einsatzmuster Mikojan MiG-29 und Suchoi Su-27 geschult werden können, was eine extreme Manövrierfähigkeit voraussetzt. Gleichzeitig sollte die Maschine kostengünstig sein.
Bei Jakowlew entstand daraufhin eine recht ungewöhnliche Konstruktion, bei der die Flügelwurzel bis zum Bug vorgezogen wurde. Die beidseitigen Lufteinläufe wurden ebenfalls sehr weit vorgezogen und befanden sich unter der Flügelwurzel unterhalb des vorderen Cockpits. An den Enden der Trapeztragflächen sollten sich Winglets mit V-Stellung befinden. Als Antrieb waren zwei Triebwerke des Typs Iwtschenko AI-25 vorgesehen, der auch in der L-39 eingebaut wurde.
In der Folgezeit wurde dieser Entwurf bearbeitet. Die Flügelwurzel wurde weniger weit nach vorne, nur knapp bis zum vorderen Cockpit, vorgezogen, und die Lufteinläufe begannen erst unmittelbar nach dem hinteren Cockpit. Wie die Mikojan-Gurewitsch MiG-29 besitzt die Jak-130 ein Klappensystem an den Lufteinläufen, bei dem während der Startphase die eigentlichen Lufteinläufe geschlossen werden und die Luftzufuhr über Klappen auf der Oberseite der Lufteinläufe erfolgt. Die Tragflächen sind als deltaähnliche Pfeilflügel mit Sägezahnvorderkante mit Hochauftriebshilfen ausgeführt. Ebenfalls mit Sägezahnvorderkante versehen sind die als Pendelruder ausgelegten Höhenruder. Unter den Tragflächen befinden sich je drei Pylone, an denen verschiedene Waffen mitgeführt werden können. Der Antrieb sollte aus zwei je 2200 kgf leistenden RD-36-35 bestehen, die durch ein vollständig digitales FADEC (Triebwerksmanagement) kontrolliert werden. Endgültig wurden in die Maschinen dann aber Iwtschenko Progress AI-222-25 (hergestellt von Motor Sitsch) mit je 24,5 kN Schub eingebaut. Die Flugsteuerung erfolgt über ein vierfach redundantes Fly-by-Wire-(FBW)-System mit variabel programmierbarer Längsstabilität (0–10 %). Das in Tandemanordnung eingerichtete Cockpitpaar verfügt über Null-Null-Schleudersitze vom Typ Swesda K-93 und jeweils drei Multifunktionsbildschirme. Das vordere Cockpit ist auch mit einem Head-Up-Display ausgestattet. Durch die Ausrüstung mit einer Hilfsgasturbine und einem Sauerstoffgenerator ist ein Betrieb unabhängig von Bodengeräten möglich.[1]
An dem Wettbewerb nahmen die Entwürfe Jakowlew Jak-130, Mikojan MiG-AT, Mjassischtschew M-200 und Suchoi Su-54 teil. In die engere Auswahl kamen ab Juli 1992 nur noch die Jak-130 und die MiG-AT. Die Jak-130 wurde im Mai 1994 wegen ihrer besseren Leistungen ausgewählt.
Im Jahr 1993 wurde die italienische Firma Aermacchi Partner in dem nun als Yak/AEM-130 bekannten Programm. 1994 wurde der erste Demonstrator Jak-130D fertig, der im Mai 1995 seinen Rollout hatte. Die Jak-130 wurde auf dem Aérosalon 1995 in Le Bourget erstmals im Westen gezeigt. Am 25. April 1996 startete der erste Prototyp (Registrierung RA-43130) gesteuert von Andreij Sinitsin in Schukowski zu seinem Erstflug.[1]
Die russisch-italienische Zusammenarbeit war jedoch nicht von langer Dauer. Beide Firmen beendeten im Jahre 2000 ihre Partnerschaft aufgrund von Differenzen über die künftige Entwicklung. Jakowlew betreibt das Jak-130-Programm alleine weiter. Aermacchi entwickelte die M 346, die der Jak-130 zum Verwechseln ähnlich sieht, jedoch für den westlichen Markt vorgesehen ist. Aermacchi zahlte an Jakowlew für die Hilfe 77 Mio. Euro.
Diverse Verzögerungen unter anderem aus Geldmangel bewirkten, dass im Juni 2001 der Generaldirektor Oleg Demtschemko ankündigte, ab 2003 zwei Vorserienflugzeuge und zwei statische Testzellen auf eigene Kosten herstellen zu wollen. Am 16. März 2002 bestellte dann die russische Luftwaffe offiziell die Maschine, so dass das Projekt weitergeführt werden konnte. Die erste Vorserienmaschine wurde im Juni 2003 auf der Paris Air Show gezeigt und der Erstflug erfolgte am 30. April 2004. Der Absturz des dritten Prototyps der Jak-130 im Juli 2006 (nur vier Monate nach dessen Erstflug) infolge eines Softwarefehlers im Fly-By-Wire-System verzögerte die Zulassung durch die russische Luftwaffe bis zum November 2007. Das erste Serienmuster hatte am 19. Mai 2009 seinen Erstflug. Seitdem werden die Flugzeuge an die russische Luftwaffe ausgeliefert. Ein Exemplar stürzte am 29. Mai 2010 ab.
Die erste kampffähige Variante der Jak-130 absolvierte ihren Jungfernflug am 21. August 2009. Es handelt sich dabei um eine zweisitzige zweistrahlige Jak-130, die an insgesamt neun Aufhängungen bis zu 3000 kg Außenlasten tragen kann. Diese Variante wurde von der Irkut Corporation für den Exportmarkt entwickelt. Algerien war im März 2006 der erste Kunde mit einer Bestellung von 16 Maschinen, die Anfang 2010 ausgeliefert werden sollten. Tatsächlich wurden die ersten drei erst im November 2011 geliefert, also nach dem Arabischen Frühling.[2]
Die russische Luftwaffe übernahm im März 2010 die erste der bis 2015 geplanten 62 Maschinen.

Unfälle
- Während der Flugerprobung stürzte am 29. Juli 2006 in der Oblast Rjasan eine Jak-130 aufgrund eines Fehlers in der Flugsteuerung ab. Beide Besatzungsmitglieder konnten sich mit dem Schleudersitz retten.[3]
- Am 22. Mai 2010 stürzte eine Jak-130 in Lipezk kurz nach dem Start ab. Auch hier konnten sich beide Besatzungsmitglieder retten.[4]
- Am 15. April 2014 stürzte eine weitere Jak-130 bei Astrachan ab. Beide Piloten katapultierten, einer kam dabei ums Leben. Absturzursache war ein Triebwerksausfall.[5]
Weiterentwicklung
Das OKB Jakowlew plant, die Trainer-Grundversion Jak-130 zu folgenden Derivaten weiterzuentwickeln:[6][7]
- Marine-Trainingsflugzeug
- Jak-131: leichtes Angriffsflugzeug
- Jak-133: leichtes Jagdflugzeug
- Jak-133IB: leichter Jagdbomber
- Jak-133R: Aufklärungsflugzeug
- Jak-133PP: Flugzeug zur elektronischen Kriegführung
- unbemannte Angriffsdrohne
Nutzer

Algerien Al Quwwat aljawwiya aljaza'eriiya (Algerische Luftstreitkräfte)
- 3 × Jak-130 (16 bestellt,[8] Auslieferung seit November 2011)[9]
Bangladesch Luftstreitkräfte von Bangladesch
- 0 × Jak-130 (10 bestellt)
Russland russische Luftstreitkräfte WWS
- 26 × Jak-130 (Es sind 150 Stück bestellt worden. Die Auslieferung erfolgt zwischen 2009 und 2015)[10]
Syrien Al Quwwat al-Jawwiyah al Arabiya as-Souriya (Syrische Luftwaffe)
- 0 × Jak-130 (36 bestellt)[11][12]
Vietnam Vietnamesische Volksluftwaffe
- 0 × Jak-130 (8 bestellt)
stornierte Bestellungen
Libyen libysche Luftstreitkräfte (Free Libyan Air Force)
- 0 × Jak-130 (6 bestellt,[13] durch den nationalen Übergangsrat im Zuge einer Revision sämtlicher Rüstungsverträge im September 2011 storniert.[14])
Technische Daten

Kenngröße | Daten |
---|---|
Spannweite | 9,72 m |
Länge | 11,49 m |
Höhe | 4,76 m |
Flügelfläche | 23,52 m² |
Leermasse | 4.600 kg |
Startmasse | max. 10.290 kg / normal 7.230 kg |
Treibstoffvorrat | 1.750 kg intern und 2 × 450 kg extern |
Höchstgeschwindigkeit | 1.060 km/h |
Dienstgipfelhöhe | 12.500 m |
Reichweite | 1.600 km mit internem Kraftstoff, 2.300 km mit zwei Zusatztanks |
Steiggeschwindigkeit | max. 75 m/s |
Startgeschwindigkeit | 200 km/h |
Landegeschwindigkeit | 180 km/h |
Startrollstrecke | 400 m |
Landerollstrecke | 650 m |
Anstellwinkel | max. 40° |
Lastvielfache | +8g, –3g |
Triebwerke | zwei Iwtschenko Progress AI-222-25, hergestellt von Motor Sich |
Leistung | je 24,5 kN Schub |
Bewaffnung
- Luft-Luft-Lenkflugkörper
- 4 × Wympel R-73E (AA-11 Archer) – infrarotgesteuerter Kurzstrecken-Luft-Luft-Lenkflugkörper
- Gelenkte Bomben
- 4 × Basalt KAB-500Kr (fernsehgelenkte 500-kg-Bombe)
- Ungelenkte Luft-Boden-Raketen
- 4 × B-8M1-Raketen-Rohrstartbehälter für je 20 × ungelenkte S-8-Luft-Boden-Raketen; Kaliber 80 mm
- 4 × B-13L-Raketen-Rohrstartbehälter für je 5 × ungelenkte S-13-Luft-Boden-Raketen; Kaliber 122 mm
- 4 × PU-O-25-Raketen-Startbehälter für eine ungelenkte S-25-OFM-Luft-Boden-Rakete; Kaliber 340 mm
- Freifallende Bomben
- 4 × Basalt FAB-500M-62 (500-kg-Freifallbombe)
- 4 × Basalt FAB-250M-54 (234-kg-Freifallbombe)
- 4 × Basalt FAB-100 (100-kg-Freifallbombe)
- 4 × Basalt FAB-50 (50-kg-Freifallbombe)
- Externe Behälter
- 4 × Kanonenbehälter SNPU-130 (Variante der UPK-23-250 mit einer GSch-23L-Maschinenkanone mit 250 Schuss Munition)
- 4 × abwerfbarer Zusatztank PTB-450 für 450 Liter Kerosin
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c Russlands neuer Trainer. In: FlugRevue. August 2010, S. 44–48.
- ↑ Erste Jak-130 für algerische Luftwaffe. auf: fliegerrevue.de, 30. November 2011.
- ↑ globalsecurity.org: Russian Air Force to buy Yak-130 planes despite trainer crash, 11. August 2006.
- ↑ Aviation Week: Lost Mitten, 31. Mai 2010.
- ↑ Ein Toter bei Absturz von Trainingsflugzeug im Raum von Astrachan. RIA Novosti, 15. April 2014, abgerufen am 15. April 2014.
- ↑ Informationen zur Weiterentwicklung auf der Herstellerseite
- ↑ Infos auf der Webseite deagel.com
- ↑ http://www.defpro.com/news/details/8104/
- ↑ Блог Pilot’а: Алжир получил первые три Як-130. (html) 29. November 2011, abgerufen am 29. November 2011 (russisch, „Algerien erhielt die ersten drei Jak-130“).
- ↑ Towards the Restoration of Russian Air Power
- ↑ orf.at – Syrien kauft 36 Militärflugzeuge 23. Januar 2012.
- ↑ zeit.de 9. Juli 2012: Russland will doch keine Kampfjets nach Syrien liefern (Der Flugzeug-Deal sei in der jetzigen Situation „verfrüht“, hieß es. Bislang hatte Russland das Geschäft im Wert von etwa 448 Millionen Euro stets verteidigt.)
- ↑ Libyan military aviation OrBat
- ↑ Russia’s Yak-130 Combat Trainer to Debut at Farnborough 2012. RIA Novosti, 4. Juli 2012, abgerufen am 10. September 2014 (englisch).
- ↑ Russlands neuer Kampftrainer. In: FliegerRevue. 12/2008, S. 19–21.