Carnuntum (Zivilstadt)
a) Legionslager Carnuntum b) Reiterlager Carnuntum | |
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Alternativname | Canunto, Carnuntum, Carnunto/Arrunto, Carnuto, Carnontum |
Limes | Oberpannonischer Limes |
Abschnitt | Strecke 2 |
Datierung (Belegung) | a) claudisch-neronisch, um 70 n. Chr. bis Ende des 4. Jahrhunderts b) domitianisch, 1. bis 3. Jahrhundert n. Chr. |
Typ | a) Legionslager b) Alenkastell |
Einheit | a)
b)
|
Größe | a) 490 × 400 Meter b) 225 × 178 Meter |
Bauweise | Holz-Erde/Stein |
Erhaltungszustand | a) Große Teile des Legionslagers liegen unter Ackerboden, südlicher Flankenturm des Osttors noch sichtbar. b) Teilweise noch erhalten (Lagerbad sowie Abschnitte der südlichen und östlichen Befestigungen) |
Ort | Bad Deutsch Altenburg |
Geographische Lage | 48° 6′ 58″ N, 16° 51′ 30″ O |
Höhe | 109 m ü. A. |
Vorhergehend | Kastell Aequinoctium (westlich) |
Anschließend | Kleinkastell Stopfenreuth (östlich) |













Carnuntum ist die Sammelbezeichnung für ein mehrperiodiges Legionslager und ein daran angeschlossenes Auxiliarkastell, die dem Schutz des pannonischen Limes und der Hauptstadt der römischen Provinz (Ober-)Pannonien dienten. Es ist die bedeutendste und am umfangreichsten erforschte antike Ausgrabungsstelle in Österreich und liegt auf den Gemeindegebieten von Petronell-Carnuntum und Bad Deutsch-Altenburg, Bundesland Niederösterreich.
Die Region um ein – bis heute nicht lokalisiertes – keltisches Siedlungs- und Machtzentrum, das der Historiker Velleius Paterculus als „Carnunto, qui locus regni Norici“ (im Königreich Norikum gelegen) bezeichnete,[1] wurde ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. zum Sammelpunkt für die Expansion der Römer ins freie Germanien (Barbaricum). Hier zweigte von der Limesstraße eine wichtige Verbindung nach Süden ab. Zwischen Limes- und Bernsteinstraße liegt das sogenannte Heidentor, heute das Wahrzeichen der Region Carnuntum. An den Ausläufern der kleinen Karpaten entwickelte sich bald einer der wichtigsten Siedlungs- und Verteidigungsschwerpunkte in den nördlichen Provinzen des Reiches. Seinen rasanten Aufstieg verdankte Carnuntum unter anderem seiner günstigen Lage am Kreuzungspunkt zweier alter transkontinentaler Handelsrouten sowie dem Legionslager, in dem zeitweise bis zu 6000 Mann stationiert waren. Zusammen mit dem Auxiliarlager von Győr zählt das Legionslager in Carnuntum zu den ältesten römischen Befestigungsanlagen am pannonischen Limes. Besonders das Nebeneinander von Legionen und Hilfstruppen hob den militärpolitischen Rang dieses Standorts für die Römer hervor. Legionslager und Zivilstadt standen während der römischen Herrschaft über Pannonien wiederholt im Mittelpunkt bedeutender politischer und militärischer Ereignisse.
Die ältesten archäologischen Zeugnisse aus römischer Zeit datieren in die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. Nach Errichtung eines provisorischen Winterlagers unter Tiberius entstanden zur Regierungszeit des Claudius ein festes Holz-Erde-Lager und zwei Zivilsiedlungen. Zu Beginn des 2. Jahrhunderts lebten dort bereits rund 50.000 Menschen. Das Legionslager wurde um 100 n. Chr. in Stein umgebaut, die Siedlung an der Limesstraße expandierte zu einer Großstadt. Kaiser Hadrian gewährte ihr in weiterer Folge das Recht zur Selbstverwaltung. In der Mitte des 2. Jahrhunderts wurde zusätzlich ein Reiterkastell errichtet. Unter Trajan stieg Carnuntum zur Provinzhauptstadt von Oberpannonien auf. Während der Markomannenkriege führte Marc Aurel von dort aus seine Feldzüge in die Stammesgebiete nördlich der Donau. Ende des 2. Jahrhunderts wurde dort Septimius Severus von den Donaulegionen zum Kaiser ausgerufen und die Zivilstadt danach in den Rang einer Kolonie erhoben. Dies hatte einen erneuten massiven wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt zur Folge. In der Spätantike wurde in Carnuntum ein Stützpunkt der Donauflotte eingerichtet. 308 n. Chr. hielten die Tetrarchen dort die Kaiserkonferenz von Carnuntum ab. In der Mitte des 4. Jahrhunderts verwüstete ein schweres Erdbeben die Region um Carnuntum. Diese Naturkatastrophe im Verbund mit der stetigen Reduzierung der Grenztruppen und den Auswirkungen der Völkerwanderung verursachten schließlich ihren wirtschaftlichen und demografischen Niedergang. Im späten 4. Jahrhundert diente der schon stark heruntergekommene Ort Kaiser Valentinian I. als Heerlager für einen Feldzug gegen transdanubische Stammesverbände. Im Laufe des 5. Jahrhunderts wurden das Legionslager und die Stadt von ihren romanischen Bewohnern aufgegeben und verlassen.
Name
Der Name Carnuntum/Karnuntum wurde vermutlich von der keltischen Vorgängersiedlung übernommen. Er könnte von einem illyrischen Idiom (karn kymrisch carn) abgeleitet sein und ‚Steinwall, Steinbau, Steinstadt, Siedlung am Fels oder am Stein‘ bedeuten.[2]
Er wurde
- erstmals beim Chronisten Velleius Paterculus,[A 1]
- später auch an zwei Stellen bei Plinius dem Älteren,[A 2]
- beim Geographen Claudius Ptolemäus, [3]
- im philosophischen Werk Selbstbetrachtungen des Mark Aurel,[A 3]
- in der Historia Augusta,[A 4]
- in der Notitia Dignitatum,[4]
- beim spätantiken Chronisten Ammianus Marcellinus, [5]
- im Codex Theodosianus,[6]
- in den Annales regni Francorum,[A 5]
und in den geographischen Hauptquellen,
- im Itinerarium Antonini [A 6]
- und in der Tabula Peutingeriana [A 7][7]
erwähnt.
Lage
Carnuntum befindet sich etwa 40 Kilometer östlich von Wien, unmittelbar am Südufer der Donau (Danuvius) am Donaudurchbruch durch die Kleinen Karpaten, an denen vorbei der Fluss die Hainburger Pforte (Porta Hungarica), nahe der Mündung der March, durchströmt. Das Steilufer der Donau wird am Pfaffenberg durch die Senke unterbrochen, in der heute Bad Deutsch-Altenburg liegt. Sie bildet gleichzeitig das Tal eines kleinen Baches, dessen Quellen auf der Wasserscheide gegen die Leitha, 5 Kilometer entfernt und 185 Meter hoch liegen. Aus diesem Grund hatte man dort einen bequemen Zugang zur Donau.
Der Strom war damals in dieser Region die schnellste Verbindung zwischen dem Westen und Osten des Römischen Reiches. Petronell-Carnuntum liegt zwischen Wien (Vindobona) und Bratislava an den Flüssen Donau und Leitha. In der Antike führte dort die durch das Marchtal heranführende sogenannte Bernsteinstraße entlang, eine bedeutende Nord-Süd-Route, die bei Carnuntum die Donau überquerte und den unwirtlichen, wenig entwickelten Norden Europas mit den alten Handels- und Handwerkszentren in Italien und am Mittelmeer verband.
Die antike, zehn Quadratkilometer große besiedelte Fläche reichte im Westen von Petronell-Carnuntum bis zum Pfaffenberg bei Bad Deutsch Altenburg im Osten. Im Norden stieß sie an schwer zugängliche Auwälder. Die Topographie und Hydrologie der Donauufer hat sich seit der Antike stetig verändert. Auch der Bereich bei Carnuntum war landschaftlichen Veränderungen unterworfen. Die Ursache hierfür ist, dass sich der Strom immer wieder neue Wege durch das Land gesucht und mit seinem Geschiebe und den Hochwässern die Flora und Fauna durch die Ausprägung neuer Flussschleifen beeinflusst hat. Der Hauptstrom verlief damals wohl noch etwas weiter im Norden. Im Süden reichte das Siedlungsareal bis etwa an die Trasse der heutigen Bundesstraße 9.[8]
Carnuntum zählte anfangs noch zum Territorium des benachbarten Noricum. Es wurde aber unter Tiberius wegen der ständigen Gefahr durch Barbareneinfälle in seinem Abschnitt Pannonien angegliedert. Nach Zweiteilung der Provinz in Pannonia superior (Oberpannonien) und Pannonia inferior (Unterpannonien) unter Trajan kam der Ort zunächst zu Pannonia Superior und gehörte ab der Reichsreform des Diokletian zum neu gegründeten Pannonia Prima (Diözese Illyrien). Ihr Territorium umfasste in etwa das heutige Ostösterreich. Das Stadtterritorium Carnuntums reichte ursprünglich von den nördlichen Höhen des Wienerwaldes, später vom Fluss Schwechat bis ins Steinfeld. Es schloss auch das Leithagebirge und das nördliche Ufer des Neusiedler Sees fast bis an die heutige ungarische Staatsgrenze mit ein.[9]
Funktion
Carnuntum war als Kreuzungspunkt zweier stark frequentierter, transkontinentaler Haupthandels- und Verkehrsrouten strategisch äußerst wertvoll. Wer sie beherrschte hatte auch ihr Umland unter Kontrolle. Vom Legionslager aus konnte neben der Kontrolle der Donau, ihrer Übergänge (Stopfenreuth, Burgberg von Devin) und der sich nördlich anschließenden Mündung der March auch der Verkehr auf der Bernsteinstraße überwacht werden. Die westliche Flanke Carnuntums wurde durch das Legionslager Vindobona geschützt. Zu den weiteren Aufgaben der Besatzung zählte die Überwachung und Signalweitergabe am Donaulimes. Vom Lagerplateau hatte man zusätzlich eine gute Sicht auf das Marchfeld.[10]
Straßenverbindungen
Das Legionskastell als Zentrum des Großraums Carnuntum spielte bei der Entwicklung des Straßennetzes eine bedeutende Rolle. Das Legionslager, das Lager in Vindobona und das Hilfstruppenkastell von Arrabona standen an den Endpunkten von wichtigen Fernstraßen, von denen zwei bei der Colonia Claudia Savaria aufeinandertrafen und von dort weiter nach Italien führten.
Bernsteinstraße: Sie war das Bindeglied zwischen Adria und Baltikum und erreichte im Südwesten die Stadtgrenze von Carnuntum. Ab dort war sie vermutlich mit der sogenannten Gräberstraße identisch, da dort seit der frühen Kaiserzeit außerhalb des Siedlungsbereichs bevorzugt Gräber angelegt wurden. Sie mündete jedoch nicht in das Westtor des Legionslagers ein, sondern führte an der Rückfront des Kastells vorbei, was vermuten lässt, dass sie wesentlich älter als das Legionskastell war. Sie verlief in weiterer Folge am Westufer des Neusiedlersees entlang, wie Funde von Meilensteinen bei Oslip und Bruck an der Leitha zeigten, und verband Carnuntum mit der nächstgelegenen Stadt Scarbantia (Sopron).
Limesstraße (via iuxta danuvium): Sie verband Gallien mit der mittleren und unteren Donau und in weiterer Folge mit dem griechischen Kulturraum. Zu ihrem Verlauf gibt es unterschiedliche Annahmen. In Richtung Wien folgte sie wohl dem Ufer der Donau. Westlich des Legionskastells ist ein kurzes Teilstück ihrer Trasse im Archäologischen Park vor der Villa Urbana und der Therme bekannt. Ob eine donauabwärts, in Richtung Kastell Gerulata/Rusovce führende Straße ebenfalls zum Hauptstrang der Limesstraße gehörte oder ob diese direkt aus dem Südtor herausführte und dann weiter in Richtung Südosten verlief, ist unklar. Rund 150 Meter südlich der Eisenbahnlinie konnte eine Abzweigung von der Limesstraße aufgedeckt werden. Sie führte durch die Senke des Altenburger Baches nach Prellenkirchen und von dort zu den Kastellen von Gerulata und Ad Flexum (Mosonmagyaróvár). Eine zweite führte im rechten Winkel zur Gräberstraße und dann nach Hundsheim und Edelstal. An ihrer Trasse orientieren sich noch heute Parzellen- und Flurgrenzen. Vermutlich existierte sie schon seit dem 1. Jahrhundert n. Chr.
Keramikfunde auf dem Staatsgebiet der Slowakei lassen annehmen, dass Carnuntum auch über eine Straße direkt mit dem Waagtalgebiet verbunden war. Ihre Trasse führte wahrscheinlich über die östlichen Hänge der Kleinen Karpaten von Donauübergang bei Bratislava bis nach Trnava.
Das axiale Straßensystem des Lagers und der Zivilsiedlungen war so angelegt, dass deren Hauptstraßen direkt zu den wichtigsten Gebäuden (z. B. Principia, Praetorium, Forum, Thermen, Amphitheater etc.) führten. Ausgangspunkte waren die beiden Lagerhauptstraßen, die Limesstraße und die Bernsteinstraße. Ihr Belag war meist geschottert oder gemörtelt, gepflasterte Abschnitte wie im Bereich des Archäologischen Parks waren nur sehr selten zu beobachten. Die west-östliche Lagerstraße kann noch am Verlauf der Bundesstraße 9 verfolgt werden. Ihr nord-südliches Pendant setzte sich – mit Ausnahme seiner Nordseite – auch außerhalb des Lagers fort. Nach Osten verläuft sie parallel zur heutigen Bundesstraße bis zum Ortsrand von Deutsch Altenburg. Von da an ist sie wegen der dichten Überbauung nicht mehr fassbar. Wahrscheinlich führte sie über den Kirchberg zum Fuß des Pfaffenberges und von dort bis zur Mündung der March.[11]
Forschungsgeschichte
Vom antiken Areal wurden bis heute etwa 0,5 Prozent freigelegt. Die Bereiche des antiken Stadtareals und des Legionslagers, die direkt am Steilufer der Donau standen, sind im Laufe der Jahrhunderte durch Erosion in den Fluss gestürzt. Durch die Flussregulierung am Ende des 19. Jahrhunderts sind diese Hangrutschungen jedoch weitgehend zum Stillstand gekommen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Legionsstandorten am Rhein- und Donaulimes handelt es sich beim Carnuntiner Lager ansonsten um ein vollkommen unverbautes Geländedenkmal. Das Legionslager und weite Teile des antiken Siedlungsareals werden heute ausschließlich landwirtschaftlich genutzt und bieten die idealen Bedingungen für großflächige archäologische Prospektionsvorhaben, wie geophysikalische Messungen und insbesondere auch luftbildarchäologische Untersuchungen. Seit den 1960er-Jahren besitzt das Luftbildarchiv des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien auch mehr als 1.500 Senkrecht- und Schrägaufnahmen aus der Region Carnuntum. Sie erbrachten eine große Menge an Informationen zur antiken Bebauung und Infrastruktur der Lager- und Zivilstadt. Führt man alle Grabungs- und Prospektionsergebnisse zusammen, erhält man einen sehr detaillierten Gesamtplan vom Legionslager und von den canabae legionis. In großen Teilen ergraben wurden die Kasernen, die Zentralgebäude principia (Stabsgebäude), praetorium (Unterkunft des Legionslegaten), das Valetudinarium (Lagerlazarett), drei der sechs Tribunenhäuser (Offiziersunterkünfte) sowie drei größere Wirtschaftsgebäude in der östlichen Lagerhälfte.
13. bis 18. Jahrhundert
Der früheste Hinweis auf die Ruinen der Römerstadt ist in der Descriptio Theutoniae enthalten, die ein Mönch aus Colmar im 13. Jahrhundert niederschrieb und in der das Heidentor als Grabmahl des Riesen Theuto bezeichnet wird. Zwischen 1265 und 1291 verfasste ein Passauer Domherr die Vita S. Maximilliani und berichtete, dass man in der Ruinenstätte Celegia oder Celeia wiedergefunden habe und dort noch eine große Menge von Marmor und anderen Steinen vorhanden sei. Johannes Cuspinian identifizierte erstmals die Ruinen korrekt als das römische Carnuntum. 1534 nahmen die Gelehrten Peter Apian und B. Amantius erstmals eine Inschrift aus Carnuntum in ihr Verzeichnis Inscriptiones sacrosanctae vetustatis auf. Johannes Fuchsmagen (auch Fuxmagen) ließ Münzen aus Carnuntum nach Wien schaffen. Wolfgang Lazius beschrieb in seinem Werk Commentatorium rei publicae Romanae Viennensium commentarii in quattuor libros distincti die Überreste von Carnuntum und fertigte Zeichnungen von dort gefundenen Inschriften an. Wolf von Unverzagt ließ im Winter 1599 im Auftrag von Erzherzog Maximilian III. das Ruinengelände nach Schätzen durchwühlen und die Funde in seine Burg nach Wiener Neustadt bringen. Wie in vielen Bereichen des antiken Stadtareals blieben auch im Spaziergarten des Petroneller Schlosses die römerzeitlichen Ruinen über lange Zeit sichtbar. Sie waren unter anderem noch auf Radierungen im Besitz des Grafen Abensberg-Traun, geschaffen 1656 von Matthäus Merian, zu sehen. Die großflächigen Zerstörungen durch Steinraub begannen wohl erst im 16. Jahrhundert. Bis in das späte 18. Jahrhundert wurden die Ruinen der „heydnische[n] Statt“ von den Bauern abgetragen, da sie die Feldarbeit behinderten. Die Steine wurden als Baumaterial wiederverwendet, der Marmor zu Kalk gebrannt. Steine aus Carnuntum befanden sich sogar im Wiener Stephansdom. Noch desaströser wirkten sich die jahrhundertelangen Raubgrabungen aus. Das Hauptinteresse erweckten dabei die Sarkophage, da bei ihnen die Chance am größten war, auf wertvolle Grabbeigaben zu stoßen. Vermögende Wiener Antiquitätensammler gaben solche Raubgrabungen sogar in Auftrag und fügten die dabei geborgenen Artefakte in ihre Privatsammlungen ein. Luigi Ferdinando Marsigli fertigte 1726 eine grobe Planskizze des Legionslagers an. In dieser Zeit waren offensichtlich noch größere sichtbare Mauerreste des Lagers, die im Volksmund als „die alte Burg“ bezeichnet wurden, vorhanden. Insbesondere das Osttor dürfte damals noch relativ gut erhalten gewesen sein. Anlässlich ihrer Donaufahrt 1736-1737 statteten auch die englischen Bildungsreisenden Jeremiah Milles und Richard Pococke Carnuntum einen Besuch ab und erwähnten es in ihrem Reisebericht A description of the east and some other countries. 1774 wurden zahlreiche römische Inschriftensteine in den neu errichteten Schüttkasten des Schlosses Traun in Petronell eingemauert. Einige von ihnen wurden jedoch im 19. Jahrhundert bei Schießübungen der Petroneller Bevölkerung als Zielscheiben verwendet und dabei schwer beschädigt.[12]
19. Jahrhundert
Noch um 1821 berichtete die Prager Zeitschrift Hespererus von Bauern aus Deutsch Altenburg, die das Ausgraben und Herausbrechen von alten Mauersteinen als Nebenerwerb betrieben und diese „klafterweise“ verkauften. Im gleichen Jahr initiierte der Numismatiker und Archäologe Anton Steinbüchel die ersten zielgerichteten Grabungen, doch blieb dies nur eine Einzelunternehmung. Das Interesse an der ernsthaften Erforschung Carnuntums begann mit einem Bericht des Eduard Freiherr von Sacken, mit dem er die k.u.k Centralkommission über die Entdeckung des Mithräums I bei Sprengarbeiten am Pfaffenberg informierte. Sacken ließ die Funde mit großer Sorgfalt bergen und ins Antikenkabinett nach Wien schaffen. Als 1852 im Steinbruch von Deutsch Altenburg römische Inschriften gefunden wurden, setzten die ersten Ausgrabungen ein, die sich jedoch noch hauptsächlich auf das Sammeln antiker Funde beschränkten. Die dabei freigelegten Mauerzüge (Militärbad) wurden wieder zugeschüttet. Ab 1877 begannen die systematischen archäologischen Untersuchungen, die sich zunächst auf das Legionslager und in geringerem Umfang auf die canabae legionis konzentrierten und bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges andauerten. Dabei konnten 4/5 des Lagers freigelegt werden. 1884 wurde unter der Schirmherrschaft des Kronprinzen Rudolf von Habsburg der Verein Carnuntum, der die Förderung der wissenschaftlichen Untersuchung von Carnuntum zum Ziel hatte, gegründet. 1885 gruben Alois Hauser und 1908 Maximilian von Groller-Mildensee im Legionslager und auf dem Pfaffenberg. 1888 entdeckte man in einer Senke neben dem Legionslager das Amphitheater der Lagerstadt (Amphitheater I). Es wurde bis 1896 von Alois Hauser freigelegt. Groller-Mildensee untersuchte zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch das Gelände südlich des Theaters, dessen Bauten sich nach der Limesstraße orientierten. Die archäologische Erforschung der römischen Wasserleitung auf dem Solafeld südlich der Canabae begann in den 1890er-Jahren. 1893 wurde die Forumstherme teilweise freigelegt. Im August 1894 erforschten Josef Dell und Carl Tragau das Mithräum III. Im selben Jahr wurde das K.K. Archäologische Institut ins Leben gerufen. Dieses und die der Österreichischen Akademie der Wissenschaften angeschlossene Limeskommission waren von da an bei der Erforschung von Carnuntum federführend.
20. Jahrhundert
1900 wurden die Überreste der Großen Therme entdeckt. 1904 wurde zur Präsentation der immer zahlreicher werdenden Funde in Bad Deutsch-Altenburg das Museum Carnuntinum eröffnet. In darauffolgenden Grabungungskampagen konnte von Eduard Novotny bis 1914 ein Großteil des Legionslagers freigelegt werden, sodass es möglich war, seine Gliederung und seinen Aufbau zu rekonstruieren.[13]
Zwischen den Jahren 1923 und 1949 wurde das Amphitheater II von Franz Miltner freigelegt, die Mauerreste wurden konserviert. Die ersten archäologischen Untersuchungen im Spaziergarten begannen 1938, sie erbrachten völlig neue Erkenntnisse zur Baugeschichte der Zivilstadt. Die Erforschung der Großen Therme diente 1939 als Vorzeigeprojekt für die Archäologie im Dritten Reich. Zwischen 1948 und 1957 wurde das noch heute sichtbare Ruinenareal auf einer Größe von 1,47 Hektar ausgegraben. Ab den 1950er-Jahren führten Flurbereinigungen, der Ausbau der Infrastruktur, Materialabbau im großen Stil, die Industrialisierung der Landwirtschaft etc. zur Vernichtung großflächiger Fundlandschaften. All diese Umstände machten Rettungsgrabungen unter Zeitdruck notwendig. Die Ausgrabungskampagnen im Legionslager wurden zwischen 1968 und 1977 von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Kooperation mit dem Österreichischen Archäologischen Institut durchgeführt. Sie ermöglichten die (noch immer gültige) Periodisierung des Legionslagers und lieferten wesentliche Erkenntnisse über das Holz-Erde- und das spätantike Steinlager. Zwischen 1956 und 1978 gelang es Erich Svoboda die Forumstherme vollständig freizulegen, wodurch erstmals ihre vollständigen Ausmaße bestimmt werden konnten. Mit dem Fund des Kaltwasserbeckens konnte auch ihre wirkliche Funktion ermittelt werden. 1977 wurde am östlichen Ortsrand von Petronell-Carnuntum beim Bau einer Wohnsiedlung (sogenannte Schneidersiedlung) der Graben des Reiterlagers angeschnitten. 1978 begannen die archäologischen Grabungen unter der Leitung von Herma Stiglitz. Einige Abschnitte des Kastells waren jedoch durch die Überbauung unwiederbringlich verlorengegangen. Zur Rettung des Restbestandes wurde das Kastellgelände vom Österreichischen Bundesdenkmalamt unter Denkmalschutz gestellt. Bis zum Jahr 1988 gelang es, vor allem die westliche Hälfte des Areals teils mit Suchschnitten, aber auch großflächig, zu untersuchen. Dabei konnten die Funktion, die vier Bauperioden und die Ausmaße des Reiterlagers bestimmt werden. Neben den Befestigungen wurden auch etliche der Innenbauten aus den unterschiedlichen Bauperioden untersucht. 1989 wurde Manfred Kandler mit der Fortführung der Grabungsarbeiten betraut. Er bezog auch das südliche Vorfeld des Kastells in seine Untersuchungen ein. Im Reiterkastell wurden hauptsächlich Werkzeuge, Waffenteile, Koch- und Speisegeschirr entdeckt. Zu den bemerkenswertesten Funden zählen die Gesichtsmaske eines Reiterhelms und ein Paradehelm, der bei Turnieren verwendet wurde. Die Steindenkmäler aus diesem Grabungsareal können im Lapidarium des Kulturhauses in der Gemeinde Petronell-Carnuntum besichtigt werden. Die Ruinen und Funde des Tempelbezirkes auf dem Pfaffenberg konnten vor ihrer endgültigen Zerstörung in der Zeit von 1970 bis 1985 durch Rettungsgrabungen der Universität Wien dokumentiert und so für die Nachwelt gesichert werden.[14]
21. Jahrhundert
Bis 2004 konnte das Österreichische Archäologische Institut (ÖAI) durch Rettungsgrabungen große Abschnitte des Reiterkastells vor Abschluss der modernen Bebauung untersuchen und vor der endgültigen Zerstörung retten. Die aktuellen Grabungen, die einen Querschnitt durch die gesamte Geschichte der Siedlung bilden, konzentrieren sich auf ein Wohnviertel und eine weitere Thermenanlage im Südostbereich der Zivilstadt. Diese im so genannten Spaziergarten des Petroneller Schlosses gelegenen römischen Gebäude sind Bestandteil des Archäologischen Parks Carnuntum. Haus I war das erste im Rahmen der Grabung Spaziergarten in Angriff genommene Teilprojekt und wurde zwischen 2001 und 2002 untersucht. Bei Haus III wurde die möglichst vollständige Freilegung und Dokumentation jener Siedlungshorizonte forciert, die von den Altgrabungen der Jahre 1949-51 unberührt blieben. Den Schwerpunkt der Untersuchungen bildete der nördliche Bereich von Haus III, dem bereits in den 1950er-Jahren die größte Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Im Jahre 2003 wurde die Neugestaltung des Areals abgeschlossen. Neben den baulichen Maßnahmen (Sanierung der Hypokausten, Böden, Wandmalerei) wurde auch der Garten neu bepflanzt. Aus den Beständen des Luftbildarchivs wurden über 100 Bilder für die detaillierte Kartierung der archäologischen Information ausgewählt. Diese Arbeiten hatten bereits im Herbst 1995 begonnen, konnten jedoch aus Geldmangel nur sporadisch durchgeführt werden. Erst in den Jahren 2007 und 2008 konnten diese Auswertungen wieder aufgenommen und vorläufig zum Abschluss gebracht werden. In den Jahren 2005, 2006 und 2007 fanden Grabungen in der kleinen Therme im Westteil der sogenannten Insula VI im Spaziergarten von Schloss Petronell zur Vorbereitung für deren Rekonstruktion statt. 2008 fanden Nachgrabungen am Kammerbau zwischen kleiner Therme und Villa Urbana statt. Die dabei gewonnenen Ergebnisse ermöglichen den Nachvollzug seiner Baugeschichte. In den vergangenen Jahren wurden im Rahmen des Projektes 2011 in Carnuntum auf kaum oder noch gar nicht untersuchtem Terrain Nachgrabungen durchgeführt. Die meisten Grabungsprojekte sind bereits beendet (Haus I-III, Therme, villa urbana, Weststraßengrabung, Tiergarten, Parkplatz), einzelne Untersuchungen werden fortgesetzt.
Entwicklung
Die Entwicklung der örtlichen Kastelle und der beiden Zivilsiedlungen standen im engen Zusammenhang mit den stetigen Abwehrkämpfen gegen Germanenstämme jenseits der Donau, die die dauerhafte Stationierung einer großen Anzahl von Soldaten erforderlich machte. Durch diesen Umstand rückte der Grenzabschnitt bei Carnuntum wiederholt in den Brennpunkt der Reichspolitik, was sich besonders an der Häufigkeit der Anwesenheit bedeutender römischer Kaiser und Feldherren in der Stadt ablesen lässt.[15]
Vorrömische Zeit
In den Jahrhunderten vor Christi Geburt war das Gebiet um Carnuntum von Illyrern und Kelten bewohnt. Letztere wanderten im 3. und 4. Jahrhundert v. Chr. ein. Zu dieser Zeit lag der keltische Siedlungsschwerpunkt noch im Oppidum auf dem Braunsberg. 100 v. Chr. beherrschten die Keltenstämme der Boier (Boii), Skordisker und Taurisker das Land. Die Boier siedelten zusammen mit den Carni im nördlichen Pannonien.[A 8] Das Zentrum ihres Siedlungsgebietes lag in der Region zwischen Wien und Bratislava. Ihr größtes Oppidum stand auf dem Burgberg in Bratislava. Das keltische Karnuntum, dessen Lage noch nicht exakt lokalisiert werden konnte – vielleicht war es mit der Siedlung auf dem Burgberg von Bratislava identisch – dürfte schon damals eine größere regionale Bedeutung gehabt haben. Aufgrund der Nähe zur Bernsteinstraße gelangte wohl vor allem die boische Oberschicht zu großem Reichtum, wie aus den Bodenfunden dieser Zeitperiode zu erkennen war. Auch die engen wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zum expandierenden Römischen Reich trugen erheblich zum Wohlstand der Region bei. Aus einer oberitalienischen Grabinschrift ist unter anderem der Titel eines boischen Stammesführers, eines Präfekten der civitas Boiorum et Azaliorum, bekannt.[A 9] Die Carni dürften das Gebiet um die Bernsteinstraße beherrscht haben. Der boische Einfluss reichte bis nach Westungarn, das Burgenland, das Steinfeld (Szombathely), in den Wienerwald und das nördliche Niederösterreich. Sie siedelten mehrheitlich in kleinen Dorfgemeinschaften. Um die Zeitenwende dürften um die 10.000 von ihnen im östlichen Donaugebiet des heutigen Österreichs gelebt haben. In den 40er-Jahren des 1. Jahrhunderts v. Chr. wurden die Boier von ihren östlichen Nachbarn, den Dakern unter Burebista unterworfen, die anschließend auch das Oppidum in Bratislava niederbrannten. Nach dieser Niederlage wurde das nun größtenteils verlassene boische Territorium (deserta Boiorum, in etwa das heutige Wiener Becken und das Burgenland) von den Norikern okkupiert. Ihre Siedlungsgebiete zählten am Ende des ersten vorchristlichen Jahrhunderts ebenfalls zum Königreich Norikum (regnum Noricum). 15 v. Chr. wurde das Königreich Noricum als eines der wenigen neuen Gebiete des Imperiums ohne einen gewaltsamen Eroberungszug in das Römische Reich integriert.[16]
1. Jahrhundert
Die Konsolidierung der römischen Herrschaft stieß in Pannonien auf wesentlich größere Schwierigkeiten als im benachbarten Norikum. In den römischen Schriftquellen wurde Carnuntum zum ersten Mal in Zusammenhang mit Kriegsereignissen vor dem pannonisch-dalmatischen Aufstand, einer Erhebung der indigenen Stämme gegen die römische Herrschaft, von 6–9 n. Chr. genannt.[A 10] Nach dem Chronisten Velleius Paterculus errichtete damals ein ca. 40.000 Mann starkes römisches Heer unter dem Kommando des Tiberius ein provisorisches Winterlager (castra hiberna), um von dort aus u. a. die Markomannen unter ihrem König Marbod zu unterwerfen, die nördlich der Donau u. a. im Bereich des heutigen Böhmen und Mähren siedelten. Der Standort dieses Lagers konnte bisher nicht lokalisiert werden, eventuell befand es sich in Hainburg oder an der Mündung der March. Plinius der Ältere schrieb von der Anlage des Lagers im „germanischen Grenzgebiet“, also gehörte die Region um Carnuntum offensichtlich noch nicht offiziell zum Römischen Reich. Marbod verfügte über eine 70.000 Mann starke, nach römischem Vorbild gedrillte Streitmacht und stand damit der römischen Expansion nach Mittelgermanien im Wege. Zur gleichen Zeit marschierte von Mogontiacum/Mainz aus eine zweite römische Armee unter der Führung von Sentius Saturninus nach Osten um die Markomannen in die Zange zu nehmen.[17] Die vielleicht von Marbod angezettelte Rebellion der Pannonier (bellum dalmaticum) vereitelte schließlich das weitere Vordringen Roms ins freie Germanien. Tiberius, der schon weit in den Norden, bis ins heutige Weinviertel vorgedrungen war, musste sofort umkehren, nicht nur um den Aufstand niederzuschlagen, sondern auch um zu verhindern, dass er vom Nachschub aus Italien abgeschnitten wurde. Trotz der hohen Truppenkonzentrationen endete dieser Feldzug erst nach drei Jahren mit einem vollständigen Sieg der Römer. Nach dem Verlust von drei Legionen in der Schlacht im Teutoburger Wald verzichtete Augustus endgültig auf weitere Eroberungszüge in die germanischen Stammesgebiete und legte die Reichsgrenze an den Flüssen Rhein und Donau fest.[18]
8 n. Chr. ging das Königreich Norikum und damit zunächst auch die Region um Carnuntum im Römischen Reich auf. Nach dem Tod Augustus' kam es im Sommer 14 n. Chr. im gemeinsamen Sommerlager (castra aestiva) der damals in Pannonien stationierten Legionen (Legio VIIII Hispana, Legio XV Apollinaris und Legio VIII Augusta) zu Unruhen. Drusus der Jüngere konnte die Lage aber rasch beruhigen, worauf die Legionen befehlsgemäß in ihre Winterquartiere abrückten.[19] Innergermanische Auseinandersetzungen veranlassten im Jahre 19 den von Arminius besiegten Marbod mit seinem Gefolge um Aufnahme ins Römische Reich zu bitten. Im folgten etwas später seine Widersacher Catualda und der Quadenherrscher Vannius nach, die am Leithagebirge angesiedelt wurden. Unter Kaiser Nero (54 bis 68 n.Chr.) wurde aus dem Norden Illyriens die Provinz Pannonia gebildet, der nun auch Carnuntum zugeschlagen wurde. Zu Beginn waren römische Truppen nur an besonders stark gefährdeten Stellen der Grenze stationiert. Die Verteidigungsschwerpunkte in Oberpannonien befanden sich gegenüber der Marchmündung und in der Region zwischen Vindobona und Brigetio. An keinem Grenzabschnitt des Römischen Reiches gab es eine ähnlich starke Truppenkonzentration. In der Regierungszeit des Claudius (41–54) begann laut dem Historiker Tacitus die Errichtung fester Militärlager und Wachtürme entlang der Donau um die neue Grenze zu sichern. Die ältesten römischen Siedlungsspuren wurden für die Zeit zwischen 40 und 50 n. Chr. nachgewiesen (Funde von oberitalischen Terra Sigillata), als die Legio XV im Zusammenhang mit der Vertreibung des Vannius dauerhaft an der Donau stationiert wurde und nach Vindobona (Wien) in Carnuntum ihr zweites Lager am pannonischen Limes bezog (Flur am Burgfeld). In dieser Zeitperiode wurden auch die alten keltischen Oppida aufgelassen; die indigene Bevölkerung wurde zur besseren Kontrolle in der Ebene um das neue Legionslager angesiedelt. Zeitgleich entwickelte sich rund um das Lager unter Aussparung einer freien Fläche für die Versammlung des Heeres eine aus unregelmäßig angelegten einfachen Behausungen bestehende Siedlung (canabae legionis). Auf einer Grabstele, die um die Mitte des 1. Jahrhunderts angefertigt wurde, ist ein römischer Soldat abgebildet, der einen keltischen Fuhrwerker beaufsichtigt. Dies lässt vermuten, dass auch die einheimische Bevölkerung verstärkt für die zahlreichen Baumaßnahmen in dieser Zeit herangezogen wurde. Westlich davon, entlang der Limesstraße in Richtung Vindobona, entstand seit 80 n. Chr. eine weitere Siedlung, die spätere Zivilstadt.[20]
Da die Eroberungspolitik des Augustus von seinen Nachfolgern verworfen wurde, begann man unter den flavischen Kaisern mit dem Aufbau einer stabileren Grenzsicherungsorganisation. Unter Vespasian (69–79) wurde das Holz-Erde-Lager durch einen Steinbau ersetzt. Unter seinem Nachfolger Domitian wurde etwa 1,2 Kilometer südwestlich des Lagers zusätzlich ein Kastell für eine 500 Mann starke Reitereinheit angelegt. Sie sollte eine größere Mobilität der Truppen bei der Grenzüberwachung gewährleisten. Domitian hielt sich während seines in den Jahren 89 und 90 gegen Markomannen und Quaden geführten Feldzuges auch in Carnuntum auf. Auf seinen Befehl hin wurden zur Verstärkung des Donauheeres weitere Truppen nach Pannonien verlegt, für die ebenfalls neue Kastelle errichtet werden mussten. Dazu dürfte auch das Reiterlager gehört haben. Zwischen 106 und 117 wurde auch eine der ehemaligen Rheinlegionen, die Legio XIIII, auf Anordnung Trajans von Vindobona nach Carnuntum abkommandiert, wo sie bis zum Ende der römischen Herrschaft über Oberpannonien stationiert blieb. Der Ausbau des Legionslagers wurde unter Trajan abgeschlossen.[21]
2. Jahrhundert
Zwischen 110 und 120 n. Chr. kam es auch im Bereich des Reiterkastells zu grundlegenden Neuerungen. Die dortigen Änderungen dürften ebenfalls mit einem Wechsel seiner Besatzung in Zusammenhang gestanden haben. Die thrakische Reitereinheit errichtete nach Abbruch und Einebnung des alten Holz-Erde-Kastells am selben Platz ein völlig neues Lager. Durch die verstärkte Zuwanderung, gefördert durch die Anwesenheit der Legion, die ein Höchstmaß an Sicherheit garantierte, und ein stabiles Wirtschaftswachstum vergrößerte sich Carnuntum im Laufe des 2. Jahrhunderts stetig weiter. Eine zusätzliche Triebfeder für die rasche Entwicklung der Militär- und Zivilstadt war der Fernhandel mit den nördlichen Barbarenstämmen. Die Zivilstadt wurde daher 124 von Hadrian (117–138), wahrscheinlich anlässlich eines Besuches des Kaisers in den Rang eines Munizipiums erhoben (municipium Aelium Karnuntum). In den folgenden Jahrzehnten wurden in der Folge imposante öffentliche Bauten (Forumsanlage mit Rathaus/curia und Amtsgebäuden, Tempel, Thermen etc.) und eine aufwendige Infrastruktur hergestellt.
Nach der Zweiteilung der Provinz in Oberpannonien und Unterpannonien unter Trajan avancierte Carnuntum zwischen 103 und 107 zum Amtssitz des konsularischen oberpannonischen Statthalters (legatus Augusti pro praetore provinciae Pannoniae), der damit auch Befehlshaber aller in dieser Provinz stationierten Legionen war. Auf dem topographisch markanten Bergrücken des Pfaffenberges am Ostrand Carnuntums wurden Tempelanlagen für den obersten Reichsgott Jupiter Optimus Maximus und den Kaiserkult errichtet. Die für das Römische Reich verheerenden Markomannenkriege in den 160er- und 170er-Jahren beendeten jedoch abrupt seine stetige Aufwärtsentwicklung. 170 scheiterte ein Feldzug gegen die Germanen (Markomannen, Quaden, Naristen und andere kleine Völkerschaften), der Limes wurde danach von ihnen durchbrochen. Beim Versuch, sie abzuwehren, fanden 20.000 römische Soldaten den Tod, darunter auch der Statthalter von Carnuntum. Die Eindringlinge konnten erst bei Aquileia in Oberitalien gestoppt werden. Nach erbitterten Kämpfen gelang es dem Römern, sie wieder über die Donau zurückzudrängen. Diese Katastrophe wurde noch durch den Ausbruch der Antoninischen Pest verschlimmert, die von einem aus dem Osten heimkehrenden römischen Heer eingeschleppt worden war und die Soldaten und Zivilbevölkerung am Limes erheblich dezimierte bzw. schwächte. Im Zuge der römischen Gegenoffensive zur Verheerung der germanischen Stammesgebiete nördlich der Donau schlug Kaiser Mark Aurel (161–180) für drei Jahre (171–173) in Carnuntum sein Hauptquartier auf und verfasste dort vor seinem Tod im Jahre 180 unter anderem einige Kapitel seiner Selbstbetrachtungen. Archäologisch konnte für diese Zeitperiode überraschenderweise bei den Grabungen kein größerer Zerstörungshorizont nachgewiesen werden. Auch das Reiterkastell war in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts durchgehend besetzt und keineswegs, wie fälschlich angenommen, bei den Kämpfen zerstört worden. Es diente nun als Nachschub- und Versorgungslager für die im Feld stehenden Einheiten und wurde damals zusätzlich mit Werkstätten und Lagerhäusern ausgestattet. Commodus (180–192) schloss mit den Germanen schließlich einen Friedensvertrag und hielt sich zu diesem Zweck vermutlich ebenfalls in Carnuntum auf. Dem Friedensschluss folgte in den pannonischen Provinzen eine Periode des Wiederaufbaues, in der unter anderem auch das Amphitheater der Lagerstadt (Amphitheater I) in Stein neu errichtet wurde. Am 9. April des Jahres 193 fand das für die Stadt bedeutendste historische Ereignis statt. Der amtierende oberpannonische Statthalter Septimius Severus (193–211) wurde von den Donaulegionen als Gegenkaiser zu Didius Julianus ausgerufen und später auch vom Senat in Rom bestätigt. Er gründete das Herrscherhaus der Severer, das dem Reich noch einmal einen massiven machtpolitischen Aufschwung brachte.[22]
3. Jahrhundert
Septimius Severus erwies sich als großzügiger Förderer Pannoniens und erhob die Zivilstadt in den Rang einer Colonia (colonia Septimia Aurelia Antoniniana Karnuntum). Sie war damit die bedeutendste Stadt der Pannonia superior. Die Folge war eine weitere intensive, über mehrere Jahrzehnte dauernde Bautätigkeit. Die Aufwertung zur Colonia hing vielleicht auch mit einer Ehrung (deductio) einer größeren Anzahl von Legionsveteranen zusammen. Ihr Status als römische Bürger wurde dadurch noch etwas mehr herausgehoben und dem Kaiser entstanden deswegen keine weiteren Kosten. Diese Maßnahme war vermutlich nach den Verheerungen der Markomannenkriege dringend notwendig um Zuwanderer zu ermutigen sich hier dauerhaft niederzulassen. Unter den Severern (193–235) erreichte Carnuntum seine wirtschaftliche/kulturelle Hochblüte und maximale Ausdehnung. Im Hilfstruppenlager waren nun wieder ausschließlich Reiter stationiert. Während der Herrschaft des Severus Alexander bekleidete zwischen den Jahren 226 und 228 der Historiker Cassius Dio das Amt des Statthalters.[23]
Die letzten Jahrzehnte des 3. Jahrhunderts waren von inneren Unruhen, ständigen Abwehrkämpfen gegen Invasoren und rasch wechselnder Herrscher auf dem Kaiserthron geprägt (sogenannte Reichskrise des 3. Jahrhunderts). Carnuntum blieb aber weiterhin ein bedeutender Stützpunkt am mittleren Donaulimes. 260, während der Regentschaft von Gallienus (253–268), rief das pannonische Heer den Statthalter Regalianus zum Kaiser aus, er wurde aber schon sechs Monate später von seinen eigenen Soldaten ermordet. Während seiner kurzen Herrschaft ließ er Münzen mit seinem Abbild und dem seiner Frau Sulpicia Dryantilla prägen, von denen einige in Carnuntum gefunden wurden. Gegen Ende des 3. Jahrhunderts wurde das Reiterkastell – vermutlich infolge der unter Gallienus durchgeführten Militärreformen – aufgegeben. Die am Limes stationierten Legionsreiter wurden bei Mediolanum (Mailand) zu einer schlagkräftigen Reiterarmee zusammengefasst. Sie sollte bei Krisen als direkt dem Kaiser unterstellte schnelle Eingreiftruppe operieren, war ein Vorläufer der späteren mobilen Comitatenses (mobile Feldarmeen) und setzte sich anfangs vor allem aus illyrischen (Pannonien, Mösien und Dakien) und maurischen (Nordafrika) Einheiten zusammen. Vermutlich wurden ihr auch die Carnuntiner Reiter zugeteilt. Mit Diokletians Herrschaftsantritt endete 284 die lange Periode der Instabilität unter den Soldatenkaisern. 288 hielt er sich am Donaulimes auf und ließ die Befestigungen durch Anlage neuer Lager, Kleinkastelle und Ländeburgi verstärken bzw. modernisieren. Ober- und Unterpannonien wurden nun in vier Verwaltungseinheiten aufgespalten. Im Zuge seiner umfassenden Reichsreform setzte für Carnuntum eine letzte Nachbütezeit mit neuerlicher intensiver Bautätigkeit ein.[24]
4. Jahrhundert
Die politischen Konflikte zwischen seinen Nachfolgern nach seiner Abdankung veranlassten Diokletian, der den Zusammenbruch seines Herrschaftssystems verhindern wollte, 308 in Carnuntum eine Zusammenkunft aller Hauptbeteiligten einzuberufen, um die Streitigkeiten friedlich beizulegen und die Tetrarchie wiederzubeleben. Mit Abhaltung dieser Konferenz in seinen Mauern rückte Carnuntum wieder einmal in den Mittelpunkt der Reichspolitik. Die Stadt wurde wohl auf Grund ihrer Lage nahe der Grenze zwischen dem West- und dem Ostteil des Reiches und auch wegen ihrer repräsentativen Gebäude für die standesgemäße Unterbringung der Delegierten als Veranstaltungsort ausgewählt. In diesem historisch bedeutsamen Treffen gelang es den Augusti Diokletian, Galerius, Licinius und Maximinus Daia die Machtverteilung im Römischen Reich auf eine neue stabile Grundlage zu stellen (sogenannte vierte Tetrarchie). Die Teilnehmer stifteten anlässlich der Wiederherstellung eines Mithrasheiligtums (Mithräum III) einen Altar, der heute im Museum Carnuntinum aufbewahrt wird. Auf dem Stadtterritorium Carnuntums und seiner ländlichen Umgebung entstanden in dieser Zeit auch zahlreiche villae rusticae die die Versorgung des Limes mit Lebensmitteln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs sicherstellen sollten. Zu den letzten größeren Bauvorhaben gehörte auch ein Triumphbogen des Kaisers Constantius II. südwestlich des Siedlungsgebiets, dessen Überreste heute als Heidentor bekannt sind.[25]
In dieser Zeit wurden immer mehr Soldaten von ihren alten Garnisonsorten am Limes abgezogen und zum Schutz der Kernlande des Weströmischen Reiches in die neu geschaffenen mobilen Feldarmeen (Comitatenses) eingereiht. Die Grenztruppen (Limitanei) von Ufernorikum und der Pannonia I standen nun unter den Befehl eines Dux limites. In der Mitte des 4. Jahrhunderts (350) wurde Carnuntum von einem schweren Erdbeben erschüttert, das erhebliche Schäden an der Infrastruktur verursachte und ärchologisch (besonders in der Canabae) durch Zerstörungsschichten an den großen öffentlichen Bauten belegbar ist. Vermutlich wanderte ein großer Teil der Stadtbevölkerung aufgrund dieser Katastrophe und wegen einer Klimaverschlechterung während des ausgehenden 4. Jahrhunderts ab. Am Limes kam es mit Einsetzen der Völkerwanderung auch immer öfter zu Überfällen und Plünderungen durch aus dem Osten herandrängende Barbarenstämme, die wiederum vor den expandierenden Hunnen flüchten mussten und so ihre Aufnahme ins Römische Reich erzwingen wollten.
Unter Kaiser Valentinian I. (364-375 n. Chr.) war Carnuntum im Jahre 374 Ausgangspunkt für einen Rachefeldzug gegen die Quaden und Jazygen. Er ließ ein letztes Mal Umbauten am Legionslager vornehmen. Auf Befehl dieses Herrschers fanden auch am übrigen Donaulimes die letzten umfangreichen Baumaßnahmen statt, die vor allem das schon weitgehend marode Befestigungssystem modernisieren und damit den Mangel an Soldaten kompensieren sollten. Wie dringend die Kastelle am Limes solcher Revitalisierungsmaßnahmen bedurften, lässt eine Passage in den Schriften des Ammianus Marcellinus erahnen. Obwohl sie immer noch eine hohe strategische Bedeutung hatte, fand der Kaiser bei seiner Ankunft die Stadt als „verwahrlostes, schmutziges Nest“ und schon weitgehend verlassen vor.[A 11] Sein Quartier bezog Valentinian deshalb vermutlich in einer Villa beim heutigen Bruckneudorf/Heidwiesen. In den letzten Jahrzehnten des 4. Jahrhunderts lassen sich allerdings sowohl in der Zivilstadt als auch im nun nicht mehr ausschließlich militärisch genutzten Legionslager noch umfangreiche Bautätigkeiten nachweisen. Für die stark reduzierte Besatzung wurde – wie oft am Donaulimes zu beobachten war – vermutlich in der westlichen Lagerecke ein Restkastell (burgus) errichtet. Große Teile des einstigen Siedlungsareals wurden aufgegeben und nur noch als Friedhof benutzt. Nach der katastrophalen Niederlage der oströmischen Armee gegen eine Barbarenkoalition in der Schlacht bei Adrianopel im Jahr 378 wanderten Hunnen-, Alanen- und Gotenstämme ungehindert nach Pannonien ein und mussten von Rom als Foederaten anerkannt werden. 395 brach der pannonische Limes auf breiter Front zusammen, die Zivilsiedlungen wurden größtenteils aufgegeben, die Bewohner zogen sich entweder ins Legionslager, in die große Therme, oder in noch sichere Viertel der Zivilstadt zurück. Die Patrouillenschiffe der Legio XIIII wurden nach Vindobona verlegt. Im gleichen Jahr fielen die Markomannen, Quaden Goten, Alanen und Vandalen in Pannonien ein, ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen, zogen aber vermutlich an der Stadt vorbei.[26]
5. bis 10. Jahrhundert
Bis ins frühe 5. Jahrhundert gelang es Westrom unter großen Anstrengungen, seine obere und mittlere Donaugrenze zu halten. Bis um die Mitte des 5. Jahrhunderts residierte hier laut der Notitia Dignitatum noch ein Praefectus der eine Kohorte der Legio XIIII und Flottensoldaten unter seinem Kommando hatte. Letzte römische Siedlungsspuren konnten in Carnuntum noch bis in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts beobachtet werden. Sie konzentrierten sich im Inneren des Legionslagers, wohin sich wohl die restliche romanische Zivilbevölkerung zurückgezogen hatte. Aber auch in einigen der Stadtviertel war noch eine Nutzung der Gebäude bis zur ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts n. Chr. festzustellen. 433 n. Chr. wurden die pannonischen Provinzen von Valentinian III. den Hunnen unter König Attila zur Verwaltung überlassen. Der Großraum Carnuntum war zwar während der Völkerwanderungszeit durchgehend besiedelt, die Stadt selbst aber vermutlich schon vollkommen verödet. Zwei Jahre nach Attilas Tod versuchte Kaiser Avitus Pannonien in den Reichsverband zurückzuführen, scheiterte aber am Widerstand der Goten, die nun die Provinz beherrschten. Nach dem Zusammenbruch des Weströmischen Reiches wurde schließlich auch die Siedlung im ehemaligen Legionslager aufgegeben. Zwischen 546 und 568 besetzten Langobarden und Awaren das Land. Bemerkenswerterweise liegt weder aus der Langobardenzeit noch aus der Zeit der Awarenherrschaft Fundmaterial aus dem Lagerinneren vor. Im frühen 9. Jahrhundert markierte Carnuntum den nördlichsten Endpunkt eines fränkischen Awarenfürstentums.[27] Zum letzten Mal wurde Carnuntum 805 in den Annales regni Francorum des Einhard erwähnt. Danach geriet es in Vergessenheit.[A 12]Zur selben Zeit wie eine große frühmittelalterliche Wallanlage auf dem Kirchenberg bei Bad Deutsch-Altenburg, bestand während des 9./10. Jahrhunderts im Inneren des ehemaligen Legionslagers für kurze Zeit auch wieder eine kleinere Siedlung. Der Siedlungsschwerpunkt verlagerte sich um die Mitte des 11. Jahrhunderts ostwärts nach Hainburg an der Donau. Die Gebäude Carnuntums wurden von den nachfolgenden Generationen demoliert und ihr Baumaterial zweitverwendet. Durch die jahrhundertelange Verwitterung von angewehtem Pflanzenmaterial wurden die meisten Fundament- und Mauerreste Carnuntums allmählich überdeckt (das heutige Bodenniveau liegt ca. eineinhalb Meter über dem antiken). Nur das Heidentor blieb über die Jahrhunderte weithin sichtbar.[28]
Legionslager





Das Legionslager (castra legionis) stand am Ortsrand von Petronell, auf dem Areal zwischen der Bundesstraße 9 und dem Donauufer. Die Baugeschichte des Lagerbaus lässt sich auf eine Holz-Erde- und zwei Steinbauphasen eingrenzen. Das mittelkaiserzeitliche Steinkastell wurde an derselben Stelle wie das frühe Holz-Erde Lager erbaut. Sein unregelmäßiger Grundriss war eine Folge der Anpassung der Umwehrung an die topographischen Gegebenheiten des Plateaus. Es konnte bis zu 6000 Mann aufnehmen. Zu seiner Innenbebauung zählten das Stabsquartier (principia), das Wohnhaus des Lagerkommandanten (praetorium), das Hospital (valetudinarium), das Lagerbad (thermae), Kasernen (contubernien), Werkstättengebäude (fabrica) und Speichergebäude (horrea). Die Archäologen legten weiters eine mächtige Zerstörungsschicht frei, die sich auf das Ende des 4. Jahrhunderts datieren ließ. Nach den Grabungen wurde es wieder zugeschüttet, da sein Areal landwirtschaftlich genutzt wird. Seine Überreste heben sich mit den umlaufenden Vertiefungen der Befestigungsgräben noch immer deutlich als Plateau von seiner Umgebung ab. Oberirdisch sind nur noch kleine Mauerreste der Umwehrung am Osttor und die stark von Vegetation überwucherten Fundamente seines südlichen Flankenturmes zu sehen.[29]
Holz-Erde-Lager
Das frühe Holz-Erde-Lager (Periode I) wurde vermutlich zwischen 40 oder 50 n. Chr. erbaut und maß inklusive Graben 195 × 178 Meter. Um das Lager verlief ein doppelter, sechs Meter breiter Spitzgraben. Die Befestigungen bestanden aus einem inneren, ca. fünf Meter breiten, als Wehrgang dienenden Erdwall und einer äußeren Holzbohlenwand mit vertikal in den Boden eingelassenen Pfosten und auf vier Pfosten stehenden Holztürmen. Die inneren Wälle waren mit dem Aushub der Gräben aufgeschüttet worden und dienten als Wehrgang. Von seiner Innenbebauung ist nur wenig bekannt. In dieser Bauperiode wurden die Häuser wohl noch zur Gänze in Fachwerktechnik errichtet. Da keine großflächige Freilegung der ältesten Befunde erfolgte und die antike Bebauung starke Zerstörungen hinterließ, war es unmöglich zusammenhängende Grundrisse zu rekonstruieren. Nur im nördlichen Bereich konnte noch Spuren einer rund vier Meter breiten, von Nord nach Süd verlaufende Kasernenbaracke nachgewiesen werden. Auch im südlichen Lagerbereich wurden einige wenige Verbauungsspuren beobachtet.[30]
Steinlager I
Ab den 70er-Jahren erfolgte der schrittweise Umbau des Lagers in Stein (Periode II). Es stand zwar an derselben Stelle wie sein Vorgänger, war jedoch im Grundriss leicht nach Nordosten verschoben. Für das Steinlager ließen sich zwei größere Bauperioden und mehrere kleinere Bauphasen feststellen. Die 207 × 177 Meter große Befestigung bildete ein unregelmäßiges Viereck und bedeckte eine Fläche von ca. 17,5 Hektar. Zur Zeit des Trajan wurde die Holz-Erde-Mauer im Osten und Westen durch eine Steinmauer ersetzt. Um das Jahr 200 wurden umfangreiche Änderungen am Lageplan vorgenommen, die sich aber vermutlich auf die praetendura (Vorderseite) beschränkten. Die neu errichteten Kasernen orientierten sich nicht mehr an den Grundrissen der hölzernen Vorgängerbauten. Zwischen 260 und 270 wurde das Lager durch Barbareneinfälle schwer beschädigt.
Steinlager II
Unter Valentinian I. wurden ab 375 noch einmal erhebliche Veränderungen an der Bausubsubstanz der Legionsfestung vorgenommen, wie eine spätantike Bauinschrift aus der westlichen ratendura und die Grabungsbefunde bewiesen. An der Westseite der raetendura, neben dem Hospital bzw. Gefängnis, entstand wohl nach 380 ein Klein- oder Restkastell, in das sich die noch im Lager verbliebenen Wachsoldaten zurückzogen. Vermutlich wurde auch am Donauabbruch eine ähnliche Wehranlage (burgus) errichtet. Weiters waren auch auffallend viele Spolien im Mauerwerk dieser Bauphase enthalten. Das restliche Lagerareal wurde der Zivilbevölkerung überlassen. In der östlichen praetendura konnten für diese Zeit drei- bis vierräumige Wohnhäuser in Trockenbautechnik errichtet und mit Schlauchheizungen nachgewiesen werden. Auch an einigen Tribunenhäusern vollzogen sich markante bauliche Veränderungen.
Die sehr einfach gestalteten Neubauten der postmilitärischen Besiedlungsphase, die Anfang des 5. Jahrhunderts einsetzte, bestanden nur noch aus Holz, Erde und Lehm und orientierten sich nicht mehr an der alten, den militärischen Erfordernissen entsprechenden Bauordnung. Mit Abzug der letzten regulären Soldaten, mutmaßlich gegen Mitte des 5. Jahrhunderts, verlor das Lager endgültig seine ursprüngliche Funktion. Im Frühmittelalter siedelte sich innerhalb seiner Mauern eine Gruppe von Slawen an. Nach den Keramikfunden zu urteilen war sein Areal noch bis ins 9. oder 10. Jahrhundert bewohnt. Danach wurde es verlassen und über die Jahrhunderte durch Steinraub abgetragen, bis es fast völlig verschwunden war.[31]
Wall und Graben
Die Umwallung war im Westen zum Lagertor etwas eingezogen und schwang im Osten in weiten Bögen an beiden Seiten vor das dortige Lagertor. Einzige Gerade war die von der spitzwinkelig angelegten Südecke aus verlaufende Südmauer. Der Verlauf der Nordmauer ist weitgehend unbekannt.
Die Mauer hatte in Phase 1 eine Stärke von 1,10 bis 1,20 Meter, in Phase 2 betrug sie 1,90 bis 3,40 Meter mit auch viel tieferen und massiveren Fundamenten. Das aufgehende Mauerwerk war an einigen Stellen noch bis zu 1,25 Meter hoch erhalten. Ihr Kern bestand aus vermörtelten Bruchsteinen, die Außenseiten waren mit sorgfältig zurechtgehauenen Steinquadern verblendet. Sie wurde in Phase 2 später stellenweise außen verbreitert bzw. an einigen Stellen völlig neu aufgebaut. An der Oberseite war sie höchstwahrscheinlich mit einem Zinnenkranz abgeschlossen. Die Nordfront des Lagers ist bereits zum größten Teil in die Donau abgerutscht. Dort hatte die Kastellmauer eine Breite von zwei Metern und war direkt an die Kasernen angeschlossen, da dieser Abschnitt wohl schon damals stark durch Erosion gefährdet war und deswegen etwas vom Flussufer zurückgenommen werden musste. Das Kastell wurde an seiner Nord-, Ost- und Westseite von einem 20 Meter breiten Graben und im Süden von zwei Gräben geschützt deren Profile unterschiedlich ausgeführt waren. Der Äußere war eher flach angelegt, 12,50 Meter breit, der Innere schmal mit steiler Böschung und maß nur 5,40 Meter. Die Breite der Berme betrug 0,90 bis 4,50 Meter. Der innere Graben dürfte später wieder zugeschüttet worden sein.[32]
Zwischentürme
Die Mauer war mit quadratischen, innen angesetzten in unregelmäßigen Abständen angelegten Zwischentürmen verstärkt, von denen im Süden sechs archäologisch nachgewiesen werden konnten. Im Osten sind fünf bekannt, im Westen kam nur einer zum Vorschein. Im Südosten konnte einer der Ecktürme ergraben werden. Vermutlich war aber auch in der Südwestecke ein solcher Turm vorhanden. Mauerstärke und Seitenlänge waren bei einigen Exemplaren unterschiedlich bemessen.[33]
Tore
Die Legionsfestung konnte durch vier unterschiedlich breite Tore im Norden, Süden, Westen und Osten betreten werden. Drei der vier Lagertore wurden ergraben. Ost- und Westtor waren an den tiefsten Geländeeinschnitten des Plateaus errichtet worden. Alle waren von zwei etwas vorspringenden Türmen flankiert und hatten doppelte Durchfahrten. Die Fassaden der Toranlagen dürften zum Teil reich mit Architekturelementen dekoriert gewesen sein.[34]
Abbildung | Porta | Beschreibung/Zustand |
---|---|---|
porta praetoria | Vom Nordtor blieb nichts erhalten, da es durch die jahrhundertelange Unterspülung des Uferbereiches in die Donau gestürzt war. | |
porta decumana | Das zweiphasige Südtor war acht Meter breit, in der Mitte befand sich ein ca. einen Meter breiter Stützpfeiler (spina). Der östliche, zweigeschossige Flankenturm maß 6,8 × 6,6 Meter. Vom westlichen waren noch die Fundamente erhalten. Die beiden Durchfahrten waren jeweils 3,75 Meter breit. In Phase 2 wurden die Tortürme etwas vergrößert, der Stützpfeiler wurde auf 5 Meter verlängert.[35] | |
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porta principalis dextra | Vom Osttor konnte man 1898 nur das Fundament des südlichen Flankenturmes (7 × 9 Meter) freilegen. Er sprang ca. 2,80 Meter vor die Lagermauer. Aus dem Nachweis eines Mittelpfeilers ging hervor, dass das Tor zwei Durchfahrten besessen hatte.[36] |
porta principalis sinistra | Vom mehrphasigen Westtor konnte 1898 zunächst nur der südliche Flankenturm lokalisiert werden. Er maß 8,8 × 7,5 Meter und sprang 1,37 Meter nach innen bzw. 2,50 Meter vor die Lagermauer vor. 1899 stieß man auf den nördlichen Flankenturm. Der Nordturm der Phase 1 hatte einen Umfang von 7,40 × 9 Metern. In Phase 2 war er nicht mehr rechteckig sondern an der SW-Ecke abgerundet worden. Obwohl kein Mittelpfeiler gefunden werden konnte, nimmt man an, dass die Toranlage ebenfalls zwei Durchfahrten hatte. Die Gesamtbreite des Tores betrug 15,40 Meter.[37] |
Innenbauten
Lagerstraßen
Die Lagerstraßen folgten den ausgefluchteten rechtwinkeligen Achsen. Die via principalis bildete den cardo und die via praetoria, die im hinteren Teil decumana hieß, den decumanus. Die von Nordosten nach Südwesten verlaufende und 334 Meter lange via principalis, etwa unter der heutigen Bundesstraße 9, durchzog die Schmalseite des Lagers. Die sich von Norden nach Süden erstreckende zweite Lagerhauptstraße, die via praetoria, wurde von zwei Gebäuden (principa und praetorium) unterbrochen. Parallel zur via principalis verlief die im südlichen Abschnitt des Lagers angelegte via vicinariae. Entlang der Lagermauer war eine umlaufende Wallstraße, die via sagularis angelegt, die eine Verbindung zu allen Sektionen des Lagers herstellte und es im Alarmfall der Besatzung ermöglichte, rasch den Wehrgang zu erreichen. Die meisten Straßen des Lagers säumten gemauerte Abwasserkanäle. Der Hauptabwasserkanal des Lagers trat an der Ostfront des Kastells aus und verfügte über eine Sperre gegen einen Rückstau der Abwässer.
Kommandogebäude
Im Zentrum des Lagers, südlich der via principalis, stand das nur oberflächlich erforschte Kommando- oder Stabsgebäude (60 × 90 Meter), die Principia, mit dem Fahnenheiligtum (aedes) und diversen Verwaltungs- und Versammlungsräumen (officia). Sie war nach dem Vorbild eines Forums um einen 42 × 38 Meter großen Platz angelegt. Südlich davon stand die 16 Meter breite Querhalle (basilica), deren Fassade mit Pilastern dekoriert war. Das Lagerheiligtum lag genau in der Achse der Basilika. Im Südtrakt wurden die bekanntesten antiken Steinskulpturen von Carnuntum gefunden. Die Weihealtäre waren dem Schutzgott (Genius) des Lagers gewidmet. Die Bildwerke stellten meist verschiedene Götter zusammen mit Kaisern dar. Einige der Räumlichkeiten waren mit Heizungen ausgestattet und mit Wandmalereien verziert.[38]
Praetorium
An die principia schloss sich im Süden das repräsentative, 70 × 58 Meter große Wohngebäude (Peristylhaus) des Legionslegaten an. Vermutlich wurden dort auch die Herrscher untergebracht, wenn sie sich im Lager aufhielten. Auch dieses Gebäude ist nur sehr mangelhaft erforscht. Die Räume gruppierten sich um einen 48,70 × 27,60 Meter großen Innenhof. In der Ostecke befand sich vermutlich eine Badeanlage. [39]
Tribunenhäuser
Nördlich der via Principalis, nahe dem Westtor, standen die drei weitläufigen Peristylhäuser der Tribunen (Stabsoffiziere), der nach dem Lagerkommandanten ranghöchsten Offiziere der Legion und seines Stellvertreters, des Praefectus castrorum. Diesen Abschnitt des Lagerareals bezeichnete man als scamnun tribunorum. Er wurde nur wenig untersucht. Möglicherweise standen dort noch drei weitere solche Offiziersunterkünfte. Die Gebäude waren wie das Praetorium aufgebaut aber etwas kleiner dimensioniert (1200–1300 Quadratmeter). Sie wurden bis in das 5. Jahrhundert verwendet und mehrmals umgebaut. Vermutlich waren sie alle ähnlich ausgestattet (Fassadendekorationen, Mosaikfußböden, Wandmalereien, Bäder etc.).
Das Haus S direkt am westlichen Wall reichte bis an die Straßenfront heran. Es durchlief vier Bauperioden und hatte anstatt eines Innenhofes eine dreischiffige Säulenhalle und eine Badeanlage. Die Säulenhalle wurde im späten 4. Jahrhundert in kleine Kammern mit Fachwerkmauern unterteilt. Die beiden östlichen Häuser R und T waren etwas nach Norden zurückgesetzt und durch eine Reihe von Tabernaekammern vom Straßenverkehr abgeschirmt. Im späten 4. Jahrhundert wurde das Haus T abgerissen und nicht wieder aufgebaut.[40]
Kasernen
Das Lager verfügte zur Unterbringung seiner Mannschaften über insgesamt 30 Doppelkasernen, in denen jeweils 160–220 Soldaten Platz fanden. Rechts und links der Principia reihten sich die Kasernen der ersten Kohorte auf, die übrigen Kohorten lagen in Quartieren an der Frontseite (praetentura) des Lagers am Donauufer und an seiner Rückseite (raetendura). Die Kasernen an der Nordmauer waren zum Teil schon in die Donau abgerutscht. Die mittelkaiserzeitlichen Mannschaftsunterkünfte (Periode 2) bestanden aus Doppelbaracken, die mit ihrer Rückwand aneinander gebaut waren. Sie boten Platz für fünf oder sechs Stubengemeindschaften (contubernien, je acht Mann) der einfachen Legionäre, der milites gregarii. Die Wohnräume bestanden aus einem 13,50 Quadratmeter großen Schlafraum (papilio) und einem Vorraum mit 7,50 Quadratmetern (arma). Zum Kochen und Heizen wurden einfache Feuerstellen verwendet. An der Straßenfront der Gebäude war ein auf Holzpfosten stehender, zwei Meter breiter überdachter Wandelgang angebaut. Zwischen den Gebäuden befand sich jeweils ein fünf Meter breiter Hof mit Schotterbelag. Die Kasernen der ersten Kohorte waren im Osten 6 Meter breit, weiter westlich, wegen der dreifachen Raumaufteilung, 8 Meter. Sie bedeckten eine Fläche von 120 × 100 Metern (12.000 Quadratmeter). An den Kopfseiten befanden sich größere Bauten, bestehend aus fünf bis sechs Räumen, die als Unterkünfte für die Zenturionen dienten. Die Zenturionenhäuser der Kasernen der ersten Kohorte waren mit doppelt so viel Räumen ausgestattet. In den Räumen am gegenüberliegenden Ende der Kasernenblöcke waren wohl die Spezialkräfte der Legion (immunes) einquartiert. Unter einer der Kasernen wurde bei den Grabungen von 1885 ein 1,80 × 2,50 Meter großer Keller mit Stiegenaufgang entdeckt. Am Ende des 4. Jahrhunderts wurden die Kasernen zum Teil abgerissen und durch drei- bis vierräumige Wohnhäuser mit Wand- und Fußbodenheizungen ersetzt, die sich nicht mehr an den alten Grundrissen orientierten. [41]
Lagerhospital und Tierlazarett
Das mehrphasige, 83,50 × 79,50 Meter große Lazarett (valetudinarium) befand sich westlich des Praetoriums und war mit Abstand das größte Gebäude innerhalb des Legionskastells. Um den Innenhof waren drei Reihen aus Kammern angeordnet, die als Krankenzimmer, Baderäume, Toiletten etc. dienten. Die Kammerreihen waren jeweils durch 3,30 bis 4,50 Meter breite Korridore voneinander getrennt. Zusätzlich sorgten kurze Quergänge dazwischen für eine ausreichende Belüftung bzw. Beleuchtung der einzelnen Räume. Einige der Krankenzimmer waren beheizbar. Die Küche des Lazaretts befand sich im Ostflügel. Im Zentrum des Gebäudes stand ein kleines Heiligtum, vermutlich für die Heilgötter Hygieia oder Aeskulap und in der Mitte seiner Westfront ein Podium mit Treppe. Die Räume eines 56 × 27 Meter großen Gebäudes westlich des Hospitals waren um einen 39 × 19 Meter großen Hof angeordnet. Vielleicht war dort das Tierlazarett (veterinarium) untergebracht. [42]
Funktionsbauten
Das Lager verfügte auch über einige Funktionsbauten östlich des Praetoriums mit Wirtschaftsgebäuden wie Lebensmittel- und Waffenmagazinen (horreum, armamentaria) sowie Werkstätten (fabrica). Ein nahe dem Osttor gelegenes mutmaßliches Horreum (Bau E) maß 86 × 38,50 Meter und hatte einen langrechteckigen Grundriss. Seine Mauern waren bis zu 1 Meter breit. Zwei mehrphasige Hofbauten direkt neben dem Praetorium wurden als Werkstätten identifiziert. Das westliche Bau C mit 65,70 × 56,20 Metern diente wohl zur Lagerung und Ausbesserung von Waffen aller Art bzw. deren Zubehör. Unter anderem wurden dort 50 Schleuderkugeln entdeckt. Im östlichen Bau D mit einem Grundriss von 66,30 × 49 Metern waren hauptsächlich Werkstätten untergebracht. Dort wurden wohl hauptsächlich Metalle und Bein bearbeitet. Auch in den Tabernae entlang der Lagerhauptstraßen gab es vermutlich solche Werkplätze. Für die Spätantike ist eine Schildfabrik (Carnutensis scutaria) nachweisbar. Der Getreidevorrat und die Waffen der spätantiken Garnison (5. Jahrhundert) waren vermutlich in einem massiv gebauten Lagerhaus an der Westmauer untergebracht. Sicherlich gab es auch ein eigenes Badegebäude (therme oder balineum), das sich vermutlich zwischen den im nördlichen Teil des Areals stehenden Kasernen befand.[43]
Lagergefängnis
Südöstlich des Hospitals stieß man in einem Gebäude auf Weihealtäre für Merkur und Nemesis, die von den Aufsehern (ex optione custodiarium, clavicularii) des Lagergefängnisses im 2. Jahrhundert gestiftet worden waren. Das Gebäude wurde daher von den Ausgräbern auch als Gefängnis (carcer castrorum) interpretiert.[44]
Wasserversorgung/Kanalsystem
Die Versorgung des Lagers mit Frischwasser erfolgte über an den Hauptstraßen gelegenen Laufbrunnen, Zisternen und Ziehbrunnen. Aber auch Spuren von unterirdisch geführten Wasserleitungen und Kanalsystemen konnten auf dem Lagerareal nachgewiesen werden. Zu den einzelnen Entnahmestellen wurden Leitungen aus Holz- oder Bleirohren gelegt. Am Praetorium, an den Principia und den Tribunenhäusern wurden die Reste eines anscheinend technisch sehr hochstehenden Wasserversorgungs- und Entsorgungssystems gefunden. Die Überreste der Hauptabwasserkanäle konnten an den Lagertoren beobachtet werden.[45]
Auxiliarkastell (Reiterlager)

Dieses Kastell zählt zu den am besten erforschten Lagern am norisch-pannonischen Limes. Das Hilfstruppenlager am Westrand der Lagerstadt konnte eine 500 Mann starke Reitereinheit aufnehmen (ala quinquenaria). Die vorrömische Zeit des Kastellareals ist durch einige Siedlungsgruben dokumentiert, die möglicherweise um Christi Geburt entstanden. Einige ebenfalls unter dem Kastell befindliche Gräber markieren den ältesten römischen Horizont. Dazu gehört ein beim Bau des ersten Lagers zerstörter Grabstein für einen namentlich nicht bekannten Angehörigen der legio XV Apollinaris. Er stand auf dem ausgedehnten Gräberfeld, das auf einer Länge von mehreren Kilometern die zum Legionslager führende Limesstraße begleitete. Aus der Entstehungszeit stammte im Kastellbereich auch ein Kuppelofen mit rechteckiger Beschickungsgrube. Vielleicht diente er als Backofen für die am Bau beteiligten Soldaten. Insgesamt konnten bei den Ausgrabungen vier Bauphasen unterschieden werden. Beim Bau der Wohnsiedlung wurde nicht das komplette Kastell zerstört. Im Bereich des Kastellbades sowie bei zwei Abschnitten der südlichen und östlichen Mauer konnte eine moderne Überbauung verhindert werden.[46]
Kastell I

Das frühe Lager war fast vollständig aus Holz erbaut. Die Front war gegen das nordöstlich davon liegende Legionslager ausgerichtet. Drei Seiten des Kastells konnten durch Grabungen untersucht werden. Der Verlauf der übrigen Kastellmauer ist nur aus der Luftbildprospektion bekannt. Die vollständige Ausdehnung des Kastells betrug 178 × 225 Meter, es bedeckte somit eine Gesamtfläche von rund vier Hektar.
Umwehrung: Die Befestigung bestand aus einem Doppelgraben. Sein Aushubmaterial war zu einem Erdwall aufgeschüttet, auf dessen Krone sich vermutlich eine Holzpalisade zur Sicherung befand. Die mit ziemlicher Sicherheit in Holz errichteten Tor-, Zwischen- und Ecktürme konnten bislang zwar noch nicht ärchologisch nachgewiesen werden, müssen aber auf jeden Fall vorhanden gewesen sein.
Innenbebauung: An Innenbauten kennt man bislang nur die an der Rückseite (raetendura) des Lagers aufgereihten Mannschaftskasernen, das Wohnhaus des Lagerkommandanten (praetorium) und einige Abschnitte des Kommandogebäudes (principia). An der Rückseite des in den principia liegenden Hofes, der vermutlich mit Steinplatten gepflastert war, waren fünf nebeneinander liegende Räume angeordnet, deren mittlerer wohl als Fahnenheiligtum (aedes) diente. lm Erdboden befanden sich noch einige eiserne Lanzenschuhe für die Militärstandarten (signum, vexilla), die dort einst aufgestellt waren. Auch eine flache Grube, vermutlich zur Aufbewahrung der Truppenkasse, war noch erhalten.
Wasserversorgung/Kanalisation: Die Wasserversorgung der Kastellbesatzung wurde wohl durch Brunnen gewährleistet. Die Pferde dürften außerhalb des Lagers getränkt worden sein. Man hatte auch einige Zisternen zur Sammlung des Regenwassers angelegt. Eine von ihnen wurde im Hof des Kommandantenhauses gefunden. Das von den Dächern der Gebäude abfließende Regenwasser war in flachen muldenförmigen Rinnen, die in 0,40 Meter Entfernung von den Hauswänden verliefen, abgeleitet worden. Weitere solche Traufrinnen befanden sich an der Rückseite der Kasernen. Die Abwässer flossen dann in den Hauptkanal unter der via sagularis (Wallstraße). Er führte durch eines der Lagertore nach außen und bestand vermutlich aus einer einfachen Holzrinne, die zusätzlich von Architekturstücken in Zweitverwendung eingefasst wurde.[47]
Kastell II

Das Lager hatte einen spielkartenförmigen Grundriss und wurde bei seiner Neuerrichtung um etwa 90° gedreht. Die Prätorialfront war nun gegen das Donauufer orientiert und gleich wie das Legionslager ausgerichtet. Die Lagerfläche wurde auf 178 × 205 Meter (3,65 Hektar) verkleinert.
Umwehrung: Die in Stein errichtete Mauer war 0,90 Meter breit, mit rechteckigen Zwischen- und Ecktürmen verstärkt und zusätzlich von einem Graben umgeben. Von den vier trapezförmigen Ecktürmen konnte nur der an der Südostecke untersucht werden. Eck- und Zwischentürme ragten nicht über die Mauerflucht hinaus. Lediglich die rechteckigen Flankentürme der Lagertore setzten sich deutlich von der Umwehrung ab. Die Mauerkrone konnte auf einem aus Erde aufgeschütteten Wehrgang begangen werden. Die Südostecke war mit Holzbohlen befestigt, die auf an der Kastellmauer angesetzten Pfeilern lagen.
Innenbebauung: An Innenbauten sind Kasernen, das Lazarett, die Wohnhäuser der Offiziere und das Kommandogebäude bekannt. Sie bestanden auch in dieser Periode noch gänzlich aus Holz. Es wurden aber auch teilweise luftgetrocknete Lehmziegel als Baumaterial verwendet. Manche der Gebäude verfügten über vorgelagerte Pfeilerbauten (portikus). Deren Holzstützen lagen auf aus Bruchsteinen gemauerten Fundamenten auf. Die Mannschaftskasernen hatten einen langrechteckigen Grundriss und bestanden aus zwei nebeneinander stehenden Raumreihen. Jeweils zwei Räume bildeten die Unterkunft für eine Stubengemeinschaft (contubernia). Bei einem Teil der Kasernen wurden die vorderen Räume als Pferdestall verwendet und boten Platz für maximal drei Reittiere. Vermutlich hatte ein Teil der Reitereinheit die Aufgabe einer schnellen Eingreiftstruppe zu erfüllen, für deren Einsatz sie den Soldaten so rasch wie möglich zur Verfügung stehen mussten.
Therme: Als einziges Gebäude war nur das an der Westfront des Kastells gelegene Bad ganz in Bruchsteinmauerwerk hochgezogen. Das Lagerbad war mit einem Kaltwasserbecken, beheizbaren Räumen und zwei Warmwasserwannen ausgestattet.
Wasserversorgung/Kanalisation: Das zur Reinigung der Baderäume verwendete Wasser wurde durch einen Abflussöffnung in einen der zahlreichen Kanäle geleitet, die für den Abtransport der Abwässer nach außen sorgten. Sie mündeten in den an der Westfront des Kastells entlanglaufenden Hauptkanal. Das für das Bad benötigte Wasser kam aus einer höher gelegenen Zisterne, von der allerdings nur der Unterbau erhalten war. Sie lag an der Südseite des Gebäudes neben der Heizungsanlage (praefurnium). Darin wurde Regenwasser gespeichert, sie dürfte aber auch aus einem bislang noch nicht gefundenen Brunnen versorgt worden sein. Für die Entsorgung der Abwässer wurden in der Mitte der Hauptstraßen sorgfältig gemauerte Kanäle angelegt. An der Oberseite waren sie offensichtlich mit Holzbrettern abgedeckt. Einer dieser Abzugskanäle hatte seinen Ausgang am südlichen Kastelltor und spülte eine Latrine, die beim südöstlichen Eckturm in einem langrechteckigen Gebäude untergebracht war. Bevor er die nordöstliche Lagerecke erreichte, nahm er einen weiteren, vom Nordtor des Kastells kommenden Kanal auf und verließ dann unter der Mauer das Lagerareal. Die Fäkalien der Latrine wurden in einer Sickergrube entsorgt, zu deren Entleerung ein Abzugskanal durch die Kastellmauer gebrochen war, der die Abwässer in den Lagergraben ableitete.[48]
Kastell III
Die dritte Bauperiode setzte in den sechziger Jahren des 2. Jahrhunderts ein und dauerte bis zu dessen Ende. In dieser Zeit wurde das Kastell als Nachschubdepot verwendet. Die zahlreichen baulichen Veränderungen lassen sich nach den bisherigen Analysen in mindestens fünf Unterphasen aufgliedern.
Die Mannschaftskasernen im nördlichen Teil des Kastells blieben erhalten und wurden als solche weitergenutzt. Teilweise wurden auch die Pferdeställe in Wohnräume umgewandelt. Alle Gebäude im Zentrum des Lagers wurden abgebrochen und durch Neubauten ersetzt. Einige der Kasernenkopfbauten in diesem Bereich entstanden nun als Steinbauten, darunter auch das Wohnhaus des Kommandanten. In den Werkstätten wurden hauptsächlich Töpfereiprodukte hergestellt. Einige Schmiedeöfen weisen auf die Verarbeitung von Eisen hin. Sie wurden durch Holzrohre (Deichelleitungen) mit Frischwasser versorgt. Auch in dem östlich der principia liegenden Areal wurden Anlagen zur Metallverarbeitung entdeckt. Südlich und nördlich davon befanden sich Spuren von Speichergebäuden (horrea) aus Holz, in denen wohl Lebensmittel und Tierfutter gelagert wurden. Auch zwei Brunnen lassen sich dieser Periode zuordnen. In einem waren noch die Reste der Brunnenschalung erhalten, die aus ineinander gesteckten Holzfässern zusammengesetzt war. Vermutlich bestanden sie aus Tannenholz, das vorwiegend zur Herstellung von Weinfässern benutzt wurde. Nach der Aufgabe des Brunnens wurde er als Latrine verwendet.[49]
Kastell IV

In der Zeit um 200 n. Chr. kam es zu den letzten großen Umbauten im Lager, da es nun wieder ausschließlich als Reiterlager genutzt wurde. Ob das Kastell auch ab der Mitte des 3. Jahrhunderts noch vom Militär besetzt war, lässt sich nicht mehr sagen. Als man im Hof des Praetoriums auf einen verschütteten Brunnen stieß, fand man in der Verfüllung unter anderem Münzen aus der Zeit der Kaiser Aurelian (270–275 n. Chr.) und Probus (276–282 n. Chr.). Bis zur ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts dürften noch einige Teile der Umfassungsmauer, des Bades und des Kommandogebäudes zu sehen gewesen sein. Sie fielen danach dem Steinraub zum Opfer.
Innenbebauung: Die principia wurde in Stein neu errichtet. Die Räume umgaben einen rechteckigen Hof, der auf drei Seiten von einem gedeckten offenen Gang eingefasst war. An den Schmalseiten lagen Büros für die Verwaltung, an der dem Eingang gegenüberliegenden Seite schloss sich eine Querhalle (basilica) an. In diese öffneten sich Räume zur Südseite, in deren Mitte sich das Fahnenheiligtum befand. In der nördlichen Hälfte des Kastells entstanden neue Kasernen, die das ganze Areal zwischen der via sagularis und der via principalis ausfüllten. Von ihnen blieben nur die Fundamente erhalten. Uringruben belegen, dass sie teilweise auch wieder für Pferdeställe genutzt worden waren. Zwischen den Kasernen befanden sich noch gut erhaltene gepflasterte Höfe, für die auch Spolien verwendet wurden.
Therme: Das Kastellbad wurde ebenfalls noch einmal umgebaut. Die einzelnen Raume wurden neu eingeteilt. Auch das Äußere des Gebäudes wurde dabei verändert. Das Kaltwasserbad wurde in eine an der Südseite neben der Heizanlage angebaute Apsis verlegt. Von der Zisterne konnte dadurch auf kürzerem Wege Wasser in das Badebecken eingeleitet werden. Die Mauern des Kastellbades standen wohl noch bis in die Mitte des 4. Jahrhunderts aufrecht. In seinem Inneren fand man auf den Böden Flugerde, die wohl durch die Fensteröffnungen eingeweht worden war. Später brach das Dach ein. Auf den Dachziegelschutt stürzten dann bei dem um die Mitte des 4. Jahrhunderts anzunehmenden Erdbeben die Mauern. Dabei zerbarsten sogar die bis zu 40 cm starken Terrazzoböden und fielen in die darunterliegenden Hohlräume der Fußbodenheizungen.
Wasserversorgung/Kanalisation: Eine nördlich am Lager vorbeiführende angeschnittene gemauerte Trinkwasserleitung könnte weiter westlich noch durch ein Becken oder eine Zisterne ergänzt worden sein. Mittels Schöpfvorrichtung wurde das Wasser vermutlich in ein höheres Becken gehoben, wo es in Verteilerleitungen (aus Holz?) floss. Die Holzrohre waren mit eisernen Deichelverbindungen in Abständen von fünf römischen Fuß (150 cm) miteinander verbunden. Den äußeren Durchmesser konnte man nicht mehr feststellen, auch nicht, ob es sich um gänzlich unbearbeitete Baumstämme handelte. Die Leitungen führten das Wasser zu anderen Zisternen oder Abnehmern. Das Schmutzwasser wurde durch ein Bleirohr in der Nordmauer in einen in nördlicher Richtung verlaufenden Kanal geleitet, der das Bad unter der Nordmauer verließ und dann in den Sammelkanal an der westlichen via sagularis mündete. In der Mitte der Kasernenhöfe verlief eine schmale Rinne für die Ableitung des Abwassers, das zunächst in die via principalis floss und von dort durch das Lagertor nach außen entsorgt wurde.[50]
Garnison
In der Zeit ihres Bestehens waren die Carnuntiner Kastelle von mehreren Legionen und Auxiliareinheiten der pannonischen Provinzarmee (exercitus Pannoniae) besetzt. Nicht für alle liegen aber epigraphische oder archäologische Zeugnisse für eine längere Anwesenheit in Carnuntum vor. So ist es möglich, dass die Legio X Gemina um 69 n. Chr. für kurze Zeit von der Legio VII Gemina abgelöst wurde. Auch die Legio XXII Primigenia könnte sich im späten 1. Jahrhundert dort aufgehalten haben. Grabinschriften von Angehörigen verschiedener Auxiliareinheiten lassen auf Einsätze oder kurze Aufenthalte in oder nahe Carnuntum schließen. Für die Kämpfe im Vierkaiserjahr wurden auch Einheiten der Orientarmee des Vespasian zum Schutz des Donaulimes nach Pannonien verlegt, dazu zählte auch die aus Syrien stammende cohors II Italica die wohl zwischen 69/70 in Carnuntum lag. Die Grabinschrift eines Tubabläsers (tubicen) der cohors I Montanorum aus Carnuntum deutet auf eine Anwesenheit dieser Truppe in der Mitte des 1. Jahrhunderts hin. Auch die cohors I Alpinorum könnte im Zuge des Pannonischen Aufstands als Unterstützung der Legio XV nach Carnuntum gelangt sein. Die spanische ala I Hispanorum Aravacorum stand schon seit vorflavischer Zeit zur Abwehr der germanischen Quaden in Pannonien, wo sie im Kastell Arrabona ihr Quartier aufgeschlagen hatte. In Carnuntum stand zu dieser Zeit wahrscheinlich eine Vexillation dieser Einheit. Angehörige der cohors XVIII Voluntariorum sollen sich in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts außer in Kastell Cirpi auch in Carnuntum aufgehalten haben. Auch die teilberittene cohors I Ulpia Pannoniorum könnte unter Trajan um 123 im Kastell Solva und in Carnuntum gestanden haben.[51]
Folgende Einheiten sind als Besatzungen für das Legionslager und das Reiterkastell belegt:
Zeitstellung | Truppenname | Bemerkung | Abbildung |
---|---|---|---|
1. bis 2. Jahrhundert n. Chr. (40-50-117/118 n.Chr) | Legio quintae decimae Apollinaris (die fünfzehnte Legion des Apollo) |
Die Legion wurde von Julius Cäsar während des Gallischen Krieges aufgestellt. Von 16 bis 8 v. Chr. wurde sie in den Pannonisch-Dalmatischen Kriegen eingesetzt und war danach auch an der Niederschlagung des Pannonischen Aufstandes beteiligt. Eine Grabinschrift gilt als Indiz für eine, zumindest kurzfristige Stationierung einer ihrer Vexillationen in Vindobona (Wien).
Frühestens 50 n. Chr. wurde die Legion nach Carnuntum verlegt und errichtete dort das frühe Holz-Erde-Lager. Ihre Anwesenheit ist durch 120 Grabsteine belegt, die dort gefunden wurden. Demnach stammten ihre Angehörigen meist aus Oberitalien, Gallien und Griechenland. Zahlreiche ihrer Ziegelstempel konnten nicht nur in Carnuntum sondern auch in den benachbarten Kastellen (z. B. Vindobona, Brigetio) und sogar nördlich der Donau geborgen werden. Ein vom Soldaten Valerius gestifteter Victoriaaltar trug die älteste bekannte Inschrift des Tempelbezirkes am Pfaffenberg. Ein von einem ihrer Zenturionen gestifteter Mithrasaltar ist der früheste Nachweis für diesen Kult am Donaulimes. 62/63 wurde sie von der Legio X abgelöst und für einen Feldzug gegen die Parther zunächst nach Armenien und später nach Ägypten in Marsch gesetzt. Im Jüdischen Krieg beteiligte sie sich unter Titus unter anderem an der Belagerung von Jerusalem. Zwischen 70/71 kehrte sie wieder nach Carnuntum zurück. Ihre Verluste wurden vor allem mit Rekruten aus Syrien ersetzt, wie die Inschriften auf einigen Grabsteinen aus Carnuntum annehmen lassen. Das ursprüngliche Holz-Erde-Lager wurde von der Legion im Jahr 73 n. Chr. durch einen Steinbau ersetzt. Ihre Soldaten beteiligten sich auch am Bau des Reiterkastells. Die Legion wurde danach in den Donaufeldzügen Domitians (89–92) und den Dakerkriegen Trajans eingesetzt. 114 soll sie zuerst in den Partherfeldzug Trajans abkommandiert und dann als Besatzungstruppe in das Lager von Satala gelegt worden sein. Dort verlieren sich ihre Spuren im frühen 5. Jahrhundert. Neuere Forschungen an den Ziegelstempeln lassen jedoch annehmen, dass sie erst später unter Hadrian - in den Jahren 118/119 - endgültig aus Carnuntum abgezogen worden sein dürfte.[52] |
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1. Jahrhundert n. Chr. (63-68) | legio decimae Geminae pia fidelis (die zehnte Zwillingslegion, die pflichtbewusste und treue) |
Sie wurde zum ersten Mal im Jahre 58 v. Chr. erwähnt und galt im Gallischen Krieg als die Elitelegion Cäsars. Um das Jahr 63 wurde sie nach Carnuntum abkommandiert um dort vorübergehend die Legio XV zu ersetzen. Nach zahlreichen Einsätzen in den Rheinprovinzen gelangte die Legion 103 wieder nach Pannonien und bezog dort das Lager von Aquincum (Budapest). 114 n. Chr. wurde sie schließlich nach Vindobona verlegt. 193 erklärte sich die Legion für Septimius Severus. Einige Angehörige dieser Einheit wurden später in die Kaisergarde übernommen. Die Legion stand bis zu ihrer Auflösung im 5. Jahrhundert in Vindobona. | ![]() |
2. bis 5. Jahrhundert n. Chr. (114 – 430?) | Legio quartae decimae Geminae Martia victrix (die vierzehnte Zwillingslegion, die siegreiche), cohortis quintae (die fünfte Kohorte) |
Die Legion wurde möglicherweise schon 57 v. Chr. von Julius Caesar in Norditalien aufgestellt. 114 n. Chr. wurde sie nach Carnuntum verlegt um dort die Legio XV abzulösen. Sie stand dort mehr als dreihundert Jahre, wenngleich Abteilungen von ihr auch immer wieder anderenorts eingesetzt wurden. Eine Vexillation zog mit Septimius Severus Armee 193 nach Rom, um ihn bei der Durchsetzung seines Anspruchs auf den Kaiserthron zu unterstützen. Später nahm sie an Severus' Partherfeldzug[53] teil, der 198 mit der Einnahme der Hauptstadt Ktesiphon endete, und kehrte 202 wieder an die Donaugrenze zurück. Im Jahr 260 schloss sie sich der Revolte des Usurpators Regalianus an. Im 4. Jahrhundert zählte sie zu den Limitanei, hatte nun auch Liburnarier (Marinesoldaten) der Donauflotte in ihren Reihen und stand unter dem Befehl eines Dux. Trotz fehlender literarischer Quellen ist es wahrscheinlich, dass sich die Legion im späten 4. Jahrhundert auch am Feldzug Valentinians I. gegen Quaden und Jazygen beteiligte. Als der weströmische magister militum Flavius Felix unter Valentinian III. 427 n. Chr. die Hunnen bekämpfte, kam sie wohl ebenfalls zum Einsatz. Sie scheint ihre Stellung bis zur Auflösung der Donaugrenze gehalten zu haben. Laut der Notitia Dignitatum lag im spätantiken Carnunto aber nur noch ihre fünfte Kohorte, die den oberen Abschnitt (partis superior) des norisch-pannonischen Limes sichern sollte. Carnuntum war vermutlich noch bis um 430 Sitz des Legions- und Flottenpräfekten. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt, möglicherweise wurde der Rest der Legion später vom oströmischen Heer übernommen.[A 13] | ![]() |
4. Jahrhundert n. Chr. | foederati (Verbündete) | Keramikfunde von sogenannter Foederaten- oder hunnenzeitlicher Ware aus den Kasernen der Bauperiode V deuten darauf hin, dass im späten 4. Jahrhundert auch barbarische Söldner unter römischem Kommando die Besatzung des Legionslagers stellten. Vielleicht waren sie Angehörige jener gotisch-alanischen Gruppe unter Alatheus und Saphrax, denen Gratian 379 (nach der Niederlage in der Schlacht von Adrianopel) das Siedlungsrecht im Römischen Reich gewähren musste.[54] | |
5. Jahrhundert n. Chr. | legionis quartae decimae geminae militum liburnariorum (Marinesoldaten der vierzehnten Legion), classis Histricae (die Donauflotte) |
Auch die Anwesenheit von Flottensoldaten (liburnari) ist in Carnuntum aufgrund seiner strategisch wichtigen Lage an der Donau anzunehmen. Im Museum Carnuntinum wird der Grabstein einer gewissen Augustiana Cassia Marcia aufbewahrt. Ihr Gatte, Marcus Antonius Basilides, war frumentarius (Zahlmeister) der X. Legion und als solcher der classis Histricae zugeteilt. Für die Spätantike sind in der Notitia Dignitatum neben einem Präfekten einer Donauflottille auch Marindesoldaten der Legio XIIII, unter dem Befehl eines Dux verzeichnet. Die classis Histricae wurde im 4. Jahrhundert von Carnuntum nach Vindobona verlegt. Wo sich der Kriegshafen von Carnuntum befand (vielleicht nördlich des Pfaffenbergs oder an der Ostseite von Petronell) ist nicht mehr zu ermitteln, da sich der Verlauf der Donau seit der Antike mehrmals geändert hat.[A 14][55] | ![]() |
1. Jahrhundert n. Chr. (80-90 n.Chr.) | ala prima Tungrorum Frontoniana (die erste tungrische Reiterschwadron des Fronto) | Die Truppe stammte ursprünglich vom Niederrhein und wurde um 73 aus Dalmatien nach Aquincum verlegt, wo sie ihr erstes Lager in Pannonien bezog. Im Jahre 80 war sie in Carnuntum stationiert, wo sie das Reiterkastell I errichtete. Nach zehn Jahren rückte sie nach Unterpannonien ab und beteiligte sich am Bau des Kastells Campona. Vielleicht wurde sie hauptsächlich für Bauvorhaben eingesetzt, da sie sich nur kurz in ihren jeweiligen Garnisonsorten aufhielt. Ihr Aufenthalt in Carnuntum ist durch einen Grabstein und eine goldene Gewandspange mit der Aufschrift „felices Tun(gri)“ belegt. In dieser Zeit wurden auch indigene Boier als neue Rekruten angeworben, wie die Grabinschrift und zwei Militärdiplome aus dem Jahr 114 annehmen lassen.[56] | ![]() |
1. bis 2. Jahrhundert n.Chr. (85 bis 101/102) | ala prima Pannoniorum Tampiana millaria victrix (erste pannonische Reiterschwadron des Tampius, 1000 Mann stark, die siegreiche) | Diese Einheit wurde vermutlich unter Augustus aus Angehörigen der pannonischen Stämme rekrutiert. Der Name "Tampiana" leitet sich wohl ursprünglich von einem ihrer Kommandanten ab. Um 85 wurde sie von Britannien nach Dakien verlegt. Sie wurde anlässlich des Bataveraufstandes 70/71 wieder nach Pannonien versetzt. 89 lag sie in Carnuntum, von wo sie aus gegen die Markomannen und Quaden eingesetzt wurde. Zu Beginn des 2. Jahrhunderts wurde sie wieder nach Britannien zurückversetzt. Die Anwesenheit der Pannonier ist nur durch Grabinschriften bekannt.[57] | ![]() |
2. Jahrhundert n.Chr. (102 bis 118/119) | ala tertia Augusta Thracum Sagittaria (die dritten augusteischen berittenen Bogenschützen der Thraker) | Diese Reitertruppe wurde 101 von Syrien nach Pannonien versetzt. Ihr erstes Lager in dieser Provinz dürfte sie in Carnuntum bezogen haben. Zwischen 118 und 119 rückte sie wieder ab und erbaute bei Brigetio das Kastell Almásfüzitő, wo sie bis in die Spätantike stationiert war. Ihr Aufenthalt ist durch den Grabstein des Ulpius Prosostus belegt, der dort im Alter von 30 Jahre verstarb.[58] | |
2. bis 3. Jahrhundert n.Chr. | ala prima Thracum victrix (die erste Reiterschwadron der Thraker, die siegreiche) | Die Truppe wurde zwischen 118 bis 119 nach Carnuntum verlegt und erbaute das Reiterkastell II. Die Thraker waren bis zur Aufgabe des Kastells in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts dort stationiert. Ihre Anwesenheit ist durch ein Militärdiplom von 126 und einige Ziegelstempel aus Petronell belegt. Einige Grabsteine aus Mattersdorf und Mannersdorf/Leithagebirge lassen vermuten, dass ihre Veteranen Ulpius Titius und Titus Claudius Vanamiu[…] keltische Boier waren und sich in der Region um Carnuntum niedergelassen hatten.[59] | ![]() |
Zivilsiedlungen






























Das zivile Carnuntum erstreckte sich über die heutigen Gemeindegebiete von Petronell-Carnuntum und Bad Deutsch Altenburg. Ein besonderer Glücksfall im Gegensatz zu den meisten anderen römischen Fundstellen in Österreich ist, dass sie, abgesehen von einer kurzen Zeitspanne im frühen Mittelalter, in den nachfolgenden Jahrhunderten nicht mehr überbaut wurden. Der Siedlungsbereich setzte sich aus der Militär- und der Zivilstadt zusammen. Keimzelle der städtischen Entwicklung war das Areal um das Legionslager. Die Militärsiedlung erstreckte sich über Petronell-Carnuntum und Bad Deutsch Altenburg, während die Reste der Zivilstadt nur in Petronell-Carnuntum zu Tage traten. Die Zivilstädte waren in etwa von der Zeitenwende bis zum Ende der römischen Herrschaft im 5. Jahrhundert bewohnt. Die bisherigen Ausgrabungen in den Canabae sowie im Spaziergarten ließen erkennen, dass dort alle bekannten römischen Haustypen, vom lang gestreckten Streifenhaus über Hofhäuser mit mehreren Trakten bis zu Peristylhäusern vorhanden waren; in den meisten Fällen sind aber ihre Grundrisse und Bauperioden nicht ausreichend bekannt oder nicht exakt nachvollziehbar.
Lagerstadt
In der unmittelbaren Umgebung des Legionslagers (intra leugam; im Umkreis einer gallischen leuga, entspricht 2,2 km) entstand im der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts eine mehrphasige Lagerstadt (Canabae legionis illius). Spätestens seit dem 2. Jahrhundert hatte sie städtischen Charakter. Intra leugnam bezeichnete eine strategische Schutzzone, das Glacis des Lagers, das eine staatsrechtliche und sakrale Sonderstellung einnahm. Dort lebten hauptsächlich Geschäftsleute, Händler und Handwerker und die Angehörigen der Soldaten (canabenses). Aber auch aktive Soldaten, wie beispielsweise Spezialisten, hatten dort ihre Unterkünfte. Das Glacis diente in erster Linie zur Versorgung der Garnison mit Gütern des täglichen Bedarfs und unterstand verwaltungsrechtlich dem Lagerkommandanten. Die Wohnquartiere waren einfach gehalten, die Gassen relativ schmal. Vorwiegend Menschen der unteren Schichten wohnten innerhalb der Leuga. Sie erstreckte sich vom Reiterlager am Ortsrand von Petronell bis an den westlichen Rand von Bad Deutsch-Altenburg. Südlich der Bundesstraße 9 reichte sie bis zur Bahnlinie Wien-Wolfsthal und noch bis 100 Meter westlich des Legionslagers. Ihr Areal hatte eine Länge von 2,3 Kilometern, die Breite variierte zwischen 500 und 1000 Metern. Von Anfang bis Mitte des 3. Jahrhunderts umfasste ihr Areal 120 Hektar, es war damit deutlich größer als das der Zivilstadt. Die am dichtesten bebauten Gebiete lagen um das Legionslager und das Amphitheater. Die ersten Häuser standen entlang der Limesstraße, der Gräberstraße und der Straße zum Kastell Gerulata. An der Ostseite des Lagers lag das Amphitheater I, im Westen ein kaum erforschter zentraler Campus und nördlich davon die repräsentative Villa des Statthalters. Die Häuser der Oberschicht standen vermutlich vor der östlichen Ausbuchtung der Lagermauer bzw. an der Zufahrtstraße zum Westtor des Amphitheaters. Ob die Canabae auch zur Gänze von einem Wall- und Grabensystem umgeben war, ist unsicher. Reste einer derartigen Befestigung, zwei parallel verlaufende Spitzgräben, konnten am Donauabbruch im Norden beobachtet werden. Septimius Severus gestand der Lagerstadt schließlich ebenfalls den Status eines Municipiums zu. Ihre Bewohner galten somit als römische Bürger (civitas Romana).[60]
Wohn- und Wirtschaftsgebäude
Die ersten Wohngebäude der Canabae bestanden überwiegend aus Holz und wurden bald von Fachwerkbauten auf Steinfundamenten abgelöst. Am Beginn des 2. Jahrhunderts wurden sie allmählich von soliden Steingebäuden, die teilweise mit Stuckverzierungen, Wandmalereien und Mosaikböden ausgestattet waren und bis ins 4. Jahrhundert benutzt wurden, ersetzt. Im Allgemeinen herrschte dort der Gebäudetyp des Mittelkorridorhauses mit durchschnittlich vier Zimmern, Innenhöfen, ummauerten Gärten, Straßenhallen und Veranden vor. Genauer archäologisch untersucht wurden zwei sehr komfortable Häuser (Nr. 48 und 49, frühes 3. Jahrhundert) in der Umgebung des Amphitheaters, in denen vermutlich Unteroffiziere (optio) der Legion mit ihren Familien lebten und zehn etwas bescheidener ausgestattete Bauten einer Insulae südlich der Bundesstraße 9, die wohl für den Großteil der Wohnhäuser in der Canabae charakteristisch waren (Nr. 56-65). Meist gelangte man bei diesen Häusern über einen langen Gang mit zwei Eingängen zu den Wohnräumen. Aber auch rechteckige Bauten ohne Korridor konnten dort beobachtet werden. In ihnen waren vermutlich Werkstätten untergebracht.[61]
Östlich des Legionslagers wurden Einzelgehöfte mit Umfassungsmauern beobachtet, in denen wohl vor allem Handwerksbetriebe (Schmieden, Töpfereien, Glashütten etc.) untergebracht waren. Sicher waren aber auch Bauernhöfe in die Canabae integriert. Eine große Töpferei (Haus Nr. 1 oder castellum figlinarum) mit Umfassungsmauer befand sich am westlichen Rand von Bad Deutsch Altenburg. Sie stand auf einer flachen Kuppe und setzte sich aus einem Hof mit Brunnen, drei kreisrunden Brennöfen mit Durchmessern von 3,50, 5 und 5,80 Metern sowie zwei Funktionsgebäuden zusammen. Die Umfassungsmauer bildete im Westen und Süden einen rechten Winkel, der im Norden und Osten von einem Halbbogen abgeschlossen war. [62]
Campus
Das Zentrum der Canabae bildete ein mehrphasiger Campus hundert Meter südwestlich des Legionslagers. Von ihm sind nur noch verstreute Ziegel und Bauschutt vorhanden. Bei den Ausgrabungen konnten zwei baugeschichtlich deutlich voneinander getrennte Bauten beobachtet werden. Der ältere, kleinere Campus besaß einen 139 × 115 Meter großen Hof, umgeben von 5,80 bzw. 7,30 Meter tiefen Säulenhallen (portici). Später wurde über dem Vorgängerbau, im Grundriss etwas weiter nach Westen verschoben, eine neue, diesmal 225,60 ×182 Meter große Anlage errichtet. Sie bestand aus zwei Höfen, einem 128 × 137,50 Meter großen im Norden und einem 137,50 × 34,50 Meter messenden im Süden. Der Campus war an drei Seiten von Säulenhallen eingefasst. An den Längsseiten im Westen und Osten waren sie zweischiffig und trugen vermutlich ein Obergeschoss. In den Portiken wurden Statuenbasen und der Unterschenkel eines lebensgroßen Standbildes gefunden. Vielleicht stand dort einst auch die Bronzestatue des Kaisers Severus Alexander, dessen Kopf im Museum Carnuntinum ausgestellt ist. An der Nordseite stand eine 6,20 Meter tiefe Pfeilerhalle. Im Süden wurde der Campus durch einen 27 Meter breiten Hallenbau abgeschlossen, an den nachträglich an der Ost- und Westseite Apsiden angebaut waren. Da sie genau in der Mittelachse ausgerichtet waren, handelte es sich bei diesem Gebäude vermutlich um eine Markthalle (Basilika). Später wurde die Halle im Innenbereich durch eine Trennmauer mit Pilastern in zwei langrechteckige Räume getrennt. In nachrömischer Zeit wurde im östlichen Teil der Halle eine Schmiedewerkstatt eingerichtet. Die Campusachsen waren auf die Villa des Statthalters ausgerichtet. Der Campus diente der Zivilbevölkerung wohl als zentraler Markt und für die Garnison als Appell- und Übungsplatz. Er zählt zu den größten Bauwerken dieser Art, die bislang auf dem Territorium des ehemaligen Römischen Reichs bekannt geworden sind.[63]
Villa des Statthalters
Am Ende des 2. Jahrhunderts entstand die Villa des Statthalters und Legionslegaten (praetorium), die 400 m westlich des Lagers, nördlich der Limesstraße und unmittelbar am Donausteilufer stand. Von ihr haben sich aufgrund von erosionsbedingten Hangrutschungen nur geringe Reste (Grundmauern von zwei 20 Meter langen, saalartigen Räumen und einem Zimmer) erhalten. Die Räume waren mit Wandmalereien und Bodenheizungen ausgestattet. Ein dort gefundener, zwischen 246 und 248 der Göttin Aequitas/Eudikia gestifteter Altar befindet sich heute im Museum Carnuntinum. Er wurde vom Statthalter Titus Pomponius Protomachus in Auftrag gegeben und ermöglichte die Identifizierung des Gebäudes. Grabungen in diesem Bereich gestalten sich nach wie vor schwierig und gefährlich, da das Steilufer akut absturzgefährdet ist.[64]
Heiltherme auf den Mühläckern
Eine der größten Thermenanlagen in den Canabae waren die sogenannten Heilthermen an der südöstlichen Peripherie der Lagerstadt. Ihre Reste wurden Mitte des 19. Jahrhunderts im Süden der Flur Mühläcker, nahe der Eisenbahnlinie, entdeckt. Daraus wurden zahlreiche den Heilgottheiten gewidmete Altäre, Reliefs und Statuen geborgen. Die Ruine wurde später wieder zugeschüttet. Da sich der Grundriss von herkömmlichen römischen Thermen unterschied, wurde der Gebäudekomplex von den Ausgräbern als Heilbad gedeutet. Bei späteren Untersuchungen wurden aber keine stichhaltigen hydrogeologischen oder archäologischen Belege gefunden, die diese Interpretation untermauert hätten. Vielleicht stand dort nur eine größere Villa oder ein palastartiges Gebäude, das mit einem Bad ausgestattet war. Der derzeitige Wissensstand lässt jedenfalls keine verbindliche Deutung der Funktion des Gebäudes zu. Das 200 × 220 Meter große Gebäude war auf Grund seiner Raumstruktur sowie der Orientierung der Gebäudefluchten in mehrere Bereiche gegliedert. Auf Luftbildern war zu erkennen, dass es eine weitaus größere Ausdehnung hatte, als die ersten Ausgrabungen zunächst vermuten ließen. Es bestand aus ca. 60 verschachtelten Räumen. Die Badeeinrichtungen befanden sich im Ostteil. Es gab keine interne Aufschließung oder Untergliederung durch Stichstraßen oder Gassen. Die Ausrichtung des Bauwerks orientierte sich auch nicht am Straßenverlauf der Canabae. Anscheinend wurde es erst nachträglich der südöstlichen Siedlungsperipherie hinzugefügt. Die Datierung ist unsicher. Während Keramik und militärische Ausrüstungsgegenstände der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts noch vertreten sind, lässt sich eine Nutzung im 5. Jahrhundert nicht mehr eindeutig erkennen. Trotz seiner Randlage dürfte sein Areal auch in der Spätzeit nicht als Gräberfeld genutzt worden sein. Die dort aufgefundenen Weihedenkmäler konzentrierten sich nicht auf eine Gottheit und favorisierten auch keinen bestimmten Kult.[65]
Straßensystem
Das Straßennetz der Canabae verlief unregelmäßig, bei den Untersuchungen waren in einigen Teilen aber auch rechtwinkelig angeordnete Straßen erkennbar. Sie wurde im Wesentlichen durch drei Straßenzüge erschlossen:
- die so genannte Limesstraße, die als Via principalis das Legionslager querte und weiter der Donau entlang in Richtung Westen zur Zivilstadt führte,
- die Straßenverbindung zum Nachbarkastell Gerulata (Rusovce, Slowakei), die das Legionslager durch das Südtor (Porta decumana) verließ und Richtung Südosten führte und
- die so genannte Bernsteinstraße, die vom Westtor des Legionslagers (Porta principalis sinistra) ausgehend nach Südwesten verlief und über Scarbantia, Savaria und Poetovio nach Italien führte.[66]
Zivilstadt
Westlich des Legionslagers, 1,5 römische Meilen (2,2 Kilometer) entfernt, entstand im Laufe der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. eine Straßensiedlung für Händler und Handwerker nach italischem Vorbild. Sie galt anfangs rechtlich noch als vicus, da sie etwa eine gallische leuga (2200 Meter) außerhalb des geschützten Lagerareals stand. Möglicherweise war sie nach Absiedlung der keltischen Höhensiedlungen (oppida) auch neuer Hauptort des dort ansässigen keltischen Stammesverbands (civitas oder civitates peregrinae). Bei der eigentlichen Stadtgründung im 2. Jahrhundert lag mit ziemlicher Sicherheit bereits ein Bebauungsplan vor. Er wies, zumindest für den von den Stadtmauern umgebenen Bereich, eine ovoide Mischform aus Rechteck und Ellipse (1150 zu 525 Meter; Seitenverhältnis ca. 2 : 1) mit teilweise genau ost-westlich gerichteten geraden und teilweise gewunden verlaufenden Hauptstraßen sowie leicht schräg und teilweise gebogen verlaufenden Nebenstraßen (cardines). Die Ost-West-Ausdehnung betrug ca. 2, die von Nord nach Süd etwa 1,5 Kilometer. Im Osten reichte ihr Areal bis zum Pfaffenberg in Bad Deutsch-Altenburg, im Westen bis etwa 1,5 Kilometer westlich des heutigen Petronell-Carnuntum, in Richtung Wildungsmauer, Flur Gstettenbreite. Im Norden war sie durch den Steilhang der Donau und ihrer Nebenarme begrenzt, im Süden reichte die Bebauung in etwa bis zur heutigen Umfahrung an der Bundesstraße B9 (Amphitheater II). Ihre Gebäudeblöcke (insulae) wiesen unterschiedliche Größen von 37,5 × 75 (Stadtzentrum) bis zu 100 × 100 Metern auf. Seit frühseverischer Zeit waren sie zusätzlich von einer Stadtmauer umgeben. Vor der Mauer gab es aber ebenfalls noch dicht bebaute Flächen, die sich im Süden bis zum Amphitheater II und nach Westen und Osten entlang der Limesstraße ausbreiteten. Ihre Hochblüte erreichte die Zivilstadt zwischen dem 3. und 4. Jahrhundert mit rund 50.000 Einwohnern und einer maximalen Ausdehnung von zehn Quadratkilometern. Unter Hadrian wurde sie in den Rang eines Munizipiums (Municipium Aelium Karnuntum) und unter Septimius Severus zur Colonia (Colonia Septimia Aurelia Antoniniana Karnuntum) erhoben. Mit der Gewährung des Rechts zur Selbstverwaltung stiegen ihre Bewohner automatisch zu römischen Bürgern auf (civitas Romana). Nun konnte auch eine eigene Stadtverwaltung (decuriones) gewählt werden. Vermutlich besaßen Munizipium und Colonia aber nicht den vollen römischen sondern nur den minderen latinischen Rechtsstatus.[67]
Straßensystem
Die Siedlung orientierte sich offensichtlich, ähnlich wie die benachbarten Canabae, nach den Fernstraßen, der Lagerumgehungsstraße und den aus den Lagertoren herausführenden Routen. Dem Straßenraster dürfte zwar eine grobe Planung zugrunde gelegen haben, trotzdem wurde er nicht exakt rechtwinkelig angelegt, sodass die Abmessungen der einzelnen Insulae stark schwankten. Eine Regelmäßigkeit ist im Stadtplan jedenfalls nicht zu erkennen. Vor allem im Siedlungskern beiderseits der Limesstraße waren radial abgehende Straßenzüge mit erheblichen Richtungsänderungen zu beobachten. Sie entstanden vermutlich durch das Zusammenwachsen früherer eigenständiger Streusiedlungen. Die von Westen Vindobona (Wien) heranführende Limesstraße bog an der Gstettenbreite etwas nach Norden ab und setzte sich dann im decumanus maximus der Stadt fort, der sich innerstädtisch von Westen nach Osten neben Großer Therme und Forum erstreckte. Südlich von Schloss Petronell konnte er archäologisch im Spaziergarten nachgewiesen werden. Von dort führte er direkt zum Legionslager. Abzweigungen im Süden des decumanus bildeten im weiteren Verlauf die Nord- und die Südstraße, von denen Abschnitte im Spaziergarten freigelegt wurden. Der von Nord nach Süd verlaufende cardo maximus führte östlich des Forums und der Großen Therme in Richtung Süden zur Bernsteinstraße (Bruck an der Leitha). Die Straßen der Zivilstadt waren 4,5 bis 12 Meter breit, großteils mit polygonalen Steinplatten gepflastert sowie mit Kanälen und teilweise auch mit erhöhten Gehsteigen oder begleitenden Portiken versehen.[68]
Wohn- und Wirtschaftsgebäude
Ihre ersten Gebäude bestanden damals noch aus einfachen Holz-Lehm-Konstruktionen. Bei Grabungen im Innenhof der großen Therme kamen Reste der frühen Zivilsiedlung ans Tageslicht. Sie stammten hauptsächlich von Fachwerkbauten, die in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. durch ein Feuer zerstört wurden. Bis zum frühen 3. Jahrhundert wurden die meisten Holzhäuser durch komfortablere und gut ausgestattete Steinbauten ersetzt.
Stadtmauer
Der Bau der Stadtmauer in der Severerzeit anlässlich der Erhebung zur colonia wird heute in Zweifel gezogen; sie dürfte erst in der Spätantike entstanden sein, da das Südviertel rund um das Amphitheater II außerhalb der Mauer lag. Die Mauer umschloss eine Fläche von rund 1100 × 550 Metern und hatte eine Breite von 2,70 Metern. Sie bestand aus einem ca. 1 Meter breiten Kern aus vermörtelten Bruchsteinen (opus caementic), der an beiden Seiten mit rechteckig zugehauenen Steinquadern verschalt war. Die Konstruktion stand auf einer 0,50 Meter tiefen Platte aus Gußmörtel. Es gab mindestens sechs Tore, von denen aber nur das Westtor untersucht wurde. Zumindest an den Ecken war die Mauer mit Türmen verstärkt. Die geringe Zahl von Zwischentürmen und die große Zahl von Toren steht im Gegensatz zu anderen Stadtmauern pannonischer Städte gleicher Zeitstellung. Sie konnte im Westen und Süden des Areals mehrmals archäologisch beobachtet werden. Ihr östlicher Abschnitt verlief zwischen der heutigen Mithrasgasse und der Langen Gasse. Im Norden erstreckte sie sich entlang des Steilufers der Donau. Im Süden konnten auch Reste eines Wehrgrabens nachgewiesen werden. Bei einer Notgrabung am Parkplatz des Besucherzentrums wurde entlang der Landesstraße ein sehr schlecht erhaltener Abschnitt mit vorgelagertem Spitzgraben freigelegt. Bei der Errichtung der Stadtmauer waren dort einige Backöfen aufgestellt worden. Vermutlich dienten sie zur Verpflegung der Bautrupps. Später wurde das Areal nördlich der Wallstraße (via sagularis) überbaut. Im Befund ließen sich drei Bauphasen feststellen, die eine Nutzung des Geländes bis ins spätere 4. Jahrhundert belegen. Im Osten des Fischteichs (Tiergarten) konnte 2012 anlässlich einer Notgrabung wieder ein ca. 100 m langer Abschnitt der Stadtmauer freigelegt werden. Im Nordbereich legte man die Grundfesten des Westtores frei. Durch das Tor führte ein geschotterter, mit niedrigen Mauern eingefasster Straßendamm auf den decumanus maximus. Er war vielleicht als Holzbohlenlage über den Mauern ausgeführt worden. Davon haben sich allerdings keine Spuren erhalten. Auch nach Süden waren von der Mauer auf einer längeren Strecke nur ihre Grundfesten erhalten. Am Südwesteck des Grabungsbereiches war sie noch mehrere Scharen hoch erhalten, dort konnte auch ein an die Innenseite des Bollwerks angesetzter Turm nachgewiesen werden. Das Erdbeben von 350 hatte die Befestigungsanlage vermutlich so schwer beschädigt, dass sie danach großteils abgebrochen werden musste.[69]
Forum
Das wirtschaftliche und administrative Zentrum der Zivilstadt konnte 1996 mittels Georadar- und Magnetikuntersuchungen südlich der Großen Therme lokalisiert werden. Das 142 × 65 Meter große Gebäudekomplex stand südlich des decumanus maximus, der mit dem Verlauf der Limesstraße gleichzusetzen ist. Der Grundriss konnte mit Hilfe von geophysikalischen Messungen (Geomagnetik, Bodenradar) ziemlich exakt rekonstruiert werden. Der Monumentalbau war von Norden nach Süden orientiert und bedeckte eine Fläche von 9900 Quadratmeter. Die umliegenden Funktionsbauten umspannten einen 47 × 55,5 Meter großen Platz. Im Westen und Osten befanden sich Säulengänge (portikus) mit dahinterliegenden Geschäftslokalen (tabernae). Im Norden stand eine von Osten nach Westen ausgerichtete Basilika mit vorgebauten tabernae, die sich zum decumanus maximus hin öffneten. Die Südseite des Forums wurde von einem 65 × 45 Meter großen, dreiteiligen Gebäudekomplex eingenommen, der vermutlich als Sitz der Stadtverwaltung diente. Die Front des mittleren Saales (11,7 × 12,9 Meter) war über die Vorhalle vorgezogen; er diente wohl als eine Art Kultraum. Der östliche Raum (9,9 × 13,2 Meter) war mit einer Fußbodenheizung ausgestattet, was eine Funktion als tabularium (Archivraum) oder curia (Sitzungssaal) wahrscheinlich macht. Hinter diesen Sälen lagen kleinere Räume und eine offener Portikus mit den Zugängen zu den Amtsgebäuden.[70]
Forumstherme (Palastruine)
Westlich des Meierhofes von Schloss Petronell befinden sich die Überreste einer ausgedehnten, mehrphasigen Thermenanlage, die lange fälschlicherweise als reiner Repräsentationsbau angesehen wurden. Erst als Herma Stiglitz in den späten 1960er Jahren den Raum 30 im NO-Teil des Gebäudes untersuchte, konnte seine wahre Funktion geklärt werden. Es ist eines der bedeutendsten römischen Bauwerke dieser Art, die nördlich der Alpen gefunden werden konnten. Vermutlich in severischer Zeit wurde unmittelbar nördlich des Forums die 104 × 144 m große Thermenanlage errichtet. Die Architekten mussten dazu vorher erst aufwendig das Gelände planieren lassen. Die tragenden Mauern der Therme waren 0,95 bis 1,45 m stark und bestanden aus verschalten Bruchsteinen mit Fugenverstrich. Vermutlich waren sie einst 12 bis 15 m hoch. Die letzten Umbauten erfolgten gegen Ende des 4. oder noch zu Beginn des 5. Jahrhunderts.
Der Haupttrakt im Norden bestand aus 40 Räumen unterschiedlicher Größe. Sie waren einst aufwendig mit Marmorplatten, Stuckverzierungen und Wandmalereien dekoriert. Dort lagen auch die eigentlichen Baderäume des Badekomplexes. Im Raum 30 befand sich die zentrale Halle mit 21 × 9 m großen und 1,60 m tiefen Wasserbecken mit halbrunden Abschluss. Der Abfluss war mit Marmor ausgelegt. Raum 33 beherbergte das Kaltbad mit zwei apsidialen Wasserbecken. In Raum 31 befand sich der Auskleideraum, von dem aus die Schwimmhalle betreten werden konnte. Raum 36 war mit einem Marmorfußboden ausgestattet. Das Heiß- und Laubad befand sich in den Räumen 9, 20 und umliegenden Räumen. Unter den Thermenräumen verlief ein Netz von Kanälen, das für den Zu- und Abfluss des Wassers sorgte. Das Brauchwasser wurde in einen Sammelkanal im Westen des Nordtraktes geleitet.
Ein großer offener, rechteckiger Hof trennte den Südteil des Thermenkomplexes vom Nordteil. Dieser Hof ist baugeschichtlich ein Teil des Südtraktes, was die Vermutung zulässt, dass die Baderäume erst später entstanden. Der Südtrakt besteht hauptsächlich aus einem kleinen Hof, der an drei Seiten von 16 Kammern umgeben ist. Zwei Octogone und ein Rundbau in seiner Mitte dienten entweder als Wasserspeicher oder waren Kultbauten. Nach Süden war der Thermenanlage auf ihrer ganzen Länge als Abschluss eine große Markthalle (macellum) mit 104 × 4 m messendem Portikus vorgelagert, der sich zum decumanus maximus hin öffnete. Funde, wie eine Geniusstatue und ein Altar für das collegium fabrum (Verband der städtischen Feuerwehr) in Raum 7, weisen darauf hin, dass sie wohl auch für offizielle Anlässe verwendet wurde. Die Weihinschrift des Altars besagt, dass er von Faustinianus, einem Angehörigen der Stadtaristokratie, gestiftet wurde. [71]
Teilrekonstruiertes Stadtviertel im Spaziergarten
Ein für die Zivilstadt typisches Stadtviertel wurde im Spaziergarten (ehemaliger Tiergarten) beim Schloss freigelegt, die Mauerzüge wurden restauriert bzw. konserviert. Sein Areal weist ein starkes, terrassenartiges Gefälle nach Norden (Donauufer) auf, das es in einen Nord- und einen Südteil gliedert. Die dort ausgegrabenen Gebäude aus allen Epochen der römischen Herrschaft werden von kleinen Gassen und Korridoren sowie durch Straßen unterschiedlicher Breite voneinander getrennt. Die ersten Gebäude waren einfache Fachwerkbauten nach mediterranen Vorbildern, die im 2. Jahrhundert von gallorömischen Hof- oder Streifenhäusern abgelöst wurden. Vier dieser Gebäude wurden in jüngster Zeit wieder originalgetreu aufgebaut und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Straßensystem: Das Viertel war von vier Straßenzügen begrenzt. Sie wurden bis auf das heute sichtbare Straßenpflaster freigelegt und nach den vier Himmelsrichtungen bezeichnet: Süd-, West-, Nord- und Oststraße. Die ersten festen Straßen wurden in flavischer Zeit angelegt (Nord- und Südstraße). Die Straßenhorizonte waren mehrphasig und zuerst nur mit einem Schotterbelag versehen. Im frühen 3. Jahrhundert wurde darüber eine Pflasterung aus Steinplatten gelegt; Seitenkanäle entwässerten sie.
Kanalisation: Die frühesten Kanäle aus Ziegelplatten stammen aus dem 2. Jahrhundert. Die Anlage eines Frisch- und Abwassersystems (steinernes Wasserbecken mit mehreren unterirdischen Kanälen) erfolgte in der Zeit des Hadrian.
Südterrasse
Dort wurden beiderseits des Zufahrtsweges zum Schloss antike Wohnhäuser mit Werkstätten, Gärten und kleinen Höfen unterschiedlicher Größe entdeckt (Haus I-Vb), sogenannte Lauben- oder Mittelkorridorhäuser. Die langrechteckigen Parzellen lagen im rechten Winkel zu den gepflasterten Straßen. Zur Straßenseite hin öffneten sich Geschäftslokale (tabernae). Dahinter lagen die Wohnräume der Ladenbesitzer. Die Südterrasse wird von der sechs Meter breiten Südstraße (Verlauf Ost nach West) abgeschlossen und wegen des starken Gefälles von einer massiven Mauer abgestützt.
Haus I
Der mehrphasige Gebäudekomplex (Phase I-VI) maß 54 × 17 Meter und war in einen Nordtrakt, einen zentralen, aus mehreren Räumen bestehenden Kernbau und einen südlichen Garten unterteilt. Der früheste, noch gänzlich in Holz errichtete Bau datiert in die Regierungsjahre des Domitian. Ein darin befindlicher Kuppelofen wurde wohl zum Kochen und Brotbacken verwendet. Vielleicht erfüllte das Gebäude schon damals eine wirtschaftliche Funktion.
Um 125/130 n. Chr. wurde es abgerissen und die Fläche planiert. Danach entstand ein mehrfach gegliedertes Gebäude mit Lehmziegelmauern auf gemauerten Steinsockelfundamenten. Der Neubau war gegen die Südstraße um etwa 5 Meter zurückgenommen. Im Innenhof befand sich ein kleiner Schmelzofen, der möglicherweise zur Glaserzeugung verwendet wurde. Kurz nach der Mitte des 2. Jahrhunderts kam es wieder zu einer vollständigen Erneuerung der Bausubstanz. Dabei wurde auch das Grundstück etwas nach Westen vergrößert. Nun entstand ein rechteckiger Bau mit massiven, vermörtelten Bruchsteinmauern und Estrichböden. Das Aufgehende bestand aber vermutlich noch aus Fachwerk. Im Süden wurde ein großer Garten angelegt. Um 200 wurden wieder einige kleinere Umbauten vorgenommen, am Kernbau änderte sich nur wenig. Er erhielt nur eine verandaartige Erweiterung im Norden. Der Wohnkomfort erhielt hingegen durch Auftragen von Wandmalereien und Einbau einer Fußbodenheizung eine deutliche Steigerung. Im Westen wurde ein weiterer, beheizbarer Raum mit einem nördlichen Vorraum hinzugefügt. Ein gemauerter Kanal leitete die Abwässer in den zeitgleich entstandenen Hauptkanal unter der Südstraße.
Am Beginn des 4. Jahrhunderts wurde das Gebäude durch einen Brand schwer beschädigt und erneut umgestaltet. Besonders der Annex im Westen war dabei schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Seine Außenmauer musste deswegen vollkommen neu errichtet werden. Der nördliche Anbau wurde durch ein Bad erweitert. Am Kernbau wurde im Süden ein zusätzlicher, quer verlaufender Korridor angefügt. Der Garten wurde im Norden etwas aufgeschüttet und mit einer Mauer abgeteilt. Die sich zur Südstraße öffnenden Räume dienten nun vermutlich einer gewerblichen Nutzung. Im Bereich des zerstörten Westannexes befanden sich die Reste einer Schmiedewerkstätte. Ein Mosaikboden und Wandfresken in Raum A zeigten, dass der Besitzer des Hauses wohl über beträchtliche Geldmittel verfügte. Das Erdbeben von 350 beschädigte auch Haus I schwer. Der anscheinend nur schleppend einsetzende Wiederaufbau beschränkte sich auf eine zweiräumige Struktur, die in das Südosteck des zerstörten Kerngebäudes eingebaut wurde. Der südliche Wohnraum war wieder mit einer Fußbodenheizung ausgestattet worden. Nördlich lag eine Küche mit Herdstelle und dem Präfurnium für die Beheizung des Wohnraums. Der Nordhof wurde angeschüttet. Der straßenseitige Einbau wurde durch Einzug mehrerer neuer Zwischenmauern in kleinere, zur Südstraße hin offene Kammern abgeteilt, die wohl gewerblich genutzt wurden.
Haus II (Haus des Lucius)
Dieses Gebäude war das erste Objekt im Spaziergarten, das ab 2006 mit den Mitteln der experimentellen Archäologie auf den Originalfundamenten mit voll funktionstüchtiger Infrastruktur wiedererrichtet wurde (Bauperiode V). Erstmalig konnte hier auch eine römische Hypokaustenheizung bis ins kleinste Detail nachgebaut und praktisch erprobt werden.
Der mutmaßliche Hausherr, Lucius Maticeius Clemens, konnte mit Hilfe einer Inschrift auf einem Weihealtar, der bei einer archäologischen Untersuchung 1951 entdeckt wurde, identifiziert werden.[A 15]Im Garten des Haues wurde neben einer kleinen Kultnische ein 69 cm hoher Altar aus Kalksandstein entdeckt der vom seinerzeitigen Hausherren den Nymphen gestiftet worden war. Sein dreiteiliger Name verrät, dass er römischer Bürger war und von keltisch-illyrischen Vorfahren abstammte. Der Gentilnamen Maticeius/Maticius kam häufig in Südgallien und Hispanien vor. Lucius gehörte der gehobenen Carnuntiner Mittelschicht an. Für ein Handelszentrum naheliegend, verdiente er seinen Lebensunterhalt wohl als Händler. Bei den archäologischen Untersuchungen wurden keinerlei Spuren von Werkstoffresten gefunden, die auf ein rohstoffverarbeitendes Handwerk hindeuteten. Lucius arbeitete vermutlich als Stoff- bzw. Tuchhändler.[72]
Seine Grundmauern wurden ab 1948 freigelegt. Die Baugeschichte des Hauses konnte in sechs Bauphasen unterteilt werden. Die Bebauung des 1. und 2. Jahrhunderts (Phase I-III) bestand aus Wohn- und Wirtschaftsgebäuden mit Wänden aus Lehm und Fachwerk, Herdstellen und Mörtelfußböden. Das besonders im Osten des Areals stark anfallende Niederschlagswasser wurde mittels eines Drainagegrabens abgeleitet. In Periode IV (1. Hälfte des 3. Jahrhunderts) wurde das erste Steingebäude errichtet, ein Kernbau mit rechteckigem Grundriss, unterteilt in mehrere Räume und einen Nordhof. In Periode V (1. Hälfte des 4. Jahrhunderts) wurde der Kernbau wieder abgetragen und durch einen wesentlich größeren Bau mit zwei Anbauten, Ziegeltesselat- oder Estrichböden und Hypokaustenheizung ersetzt. Periode VI war aufgrund der Durchwühlung des Areals in den 1950er-Jahren nur mehr schwer fassbar. Der Nordhof wurde bis an die Südstraße erweitert. Vermutlich wurde auch der Kernbau nochmals umgestaltet.
Zwischen 2003 und 2005 wurde sein Areal nochmals gründlich untersucht um die Rekonstruktionsarbeiten vorzubereiten. Viele der dabei geborgenen Funde erlaubten einen detaillierten Einblick in das Alltagsleben der Hausbewohner. Haus II steht auf einer trapezförmigen Parzelle mit eine Fläche von 1100 Quadratmetern. Der in sich geschlossene Gebäudekomplex der Periode V bestand im Norden aus einem Hof, beginnend an der Südstraße, mit Wirtschaftsgebäuden in Fachwerktechnik, dem eigentlichen, einstöckigen Wohnhaus und einem von einer Mauer umgebenen Garten im Süden. Der von Ost nach West ausgerichtete Kernbau misst 14,8 × 24 Meter, seine Grundfläche beträgt 355 Quadratmeter. Er wird durch einen von Nord nach Süd verlaufenden Korridor geteilt, von dem beiderseits jeweils ein Raum betreten werden kann. Im Süden wird er durch einen Anbau abgeschlossen. Im Norden schließen sich ein kleiner geschotterter Innenhof zur Raumbelichtung, die Küche, das Praefurnium der Hypokaustenheizung und ein weiterer Anbau an, durch den das Haus betreten werden kann. Das Mauerwerk besteht aus kalkmörtelgebundenen Bruchsteinen, verputzt mit Kalkmörtel und ist im Innenbereich mit Kalkfarben grün, rot, gelb und schwarz bemalt. Dem Außenputz wurde Ziegelmehl beigemengt, das eine terrakottaähnliche Farbe und eine Verbesserung der Putzqualität mit sich brachte. Die Innenwände bestehen aus Lehm-Ruten-Putzwänden auf Steinfundamenten. Die Fensterrahmen sind mit mundgeblasenem Gussglas und Fensterläden versehen. Die archäologischen Untersuchungen lieferten keinerlei Hinweise auf die Nutzung und Ausstattung der oberen Räume, weshalb nur das Erdgeschoss zur Gänze rekonstruiert und ausgestattet werden konnte. Ursprünglich war mit ziemlicher Sicherheit aber auch der erste Stock bewohnt. Die Innenausstattung des Hauses spiegelt die Lebensweise einer Carnuntiner Familie der Mittelschicht in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts wider. Der Hauptwohnraum (Raum A) ist mittels einer Fußbodenheizung, einer einfachen doppel-T-förmigen Schlauchheizung auf Ziegelpfeilern, heizbar. Im Obergeschoss befand sich vermutlich ein Schlafraum für die Bediensteten oder ein Speicher. Die Rauchgase wurden durch tönerne Hohlziegel (tubuli) in den Wänden und durch Kaminaufsätze auf dem Dach ins Freie abgeleitet. Das Satteldach des Wohntraktes und die Pultdächer der Vorgebäude sind mit Leisten- und Halbrundziegeln (Dachplatten, tegulae und vermörtelte Abdeckziegel, imbrices) abgedeckt. Die an den Dachrändern angebrachten V-förmigen Holzrinnen sind hypothetisch, aber zur punktgenauen Regenwasserableitung unbedingt erforderlich. Nordöstlich des Gebäudes wurden zwei Brennöfen aus Lehm mit Holzständerbauten zur Keramikherstellung nach Originalfunden rekonstruiert.[73]
Daten zur Rekonstruktion | Zahlen |
---|---|
Bebaute Fläche: | 335 m2 |
Wohnnutzfläche: | 250 m2 |
Dachfläche: | 390 m2 |
Steinmauerwerk: | 250 m3; Gewicht ca 1000 to |
Altholzbedarf: | 30 fm |
Kalkputzfläche innen: | 1.050 m2 |
Lehm/Rutenputzwände: | 160 m3 |
Heizungstemperatur/Praefurnium: | 600 Grad |
Heizungstemperatur nach 13 lfm: | 50 Grad |
Planungsaufwand/Architekt: | 800 Stunden |
Bauausführung: | 50 Wochen |
Haus III
Das Gebäude gliederte sich in einen nördlichen Flügel, bestehend aus vier Räumen mit einem kleinen Innenhof und einen südlichen Flügel mit einem größeren Hof und zwei weiteren Räumen. Insgesamt konnten zwischen dem späten 1. Jahrhundert n. Chr. und der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts sieben unterschiedliche Bauperioden festgestellt werden. Die frühesten Bauhorizonte konnten auf das späte 1. Jahrhundert datiert werden. Ein gedeckter Wandelgang entlang der Südseite der Südstraße begrenzte die Parzelle im Norden. Für die Mitte des 2. Jahrhunderts ließen sich umfangreiche Zubauten erkennen (Periode III). Die Insula wurde im Norden und Osten mit einer Lehmziegelmauer auf Bruchsteinfundament ummauert. Eventuell war die Parzelle auch im Süden auf dieselbe Weise abgegrenzt worden. An die Ostmauer wurde ein 6,75 × 4,30 m messender Lehmziegelbau angesetzt, der etwa 16,80 m von der Südstraße zurückgenommen war und aus zwei ca. gleich großen Räumen bestand. Diese, von Westen zu betretenden Räume verfügten über eine u-förmige Schlauchheizung. Das dazugehörige Präfurnium stand an der Südwand. Vermutlich wurde das Gebäude als Darre verwendet. Nördlich dieser Darre und parallel zu deren Nordmauer verlief in einem Abstand von etwa 2,25 m eine 1 Meter breite Struktur aus dichtem Lehm. An der Ostmauer der Insula ansetzend bildete die Lehmstufe eine nach Westen hin ansteigende und zumindest bis zu 0,40 m hohe Begrenzung gegen Norden hin.
Im frühen 3. Jahrhundert erfolgte eine vollständige Umgestaltung nach den damals neuesten bautechnischen Standards. Erstmals konnte dort durchgängig das Vorhandensein von Steinarchitektur nachgewiesen werden (Periode IV). Ost- und Nordmauer der Insula wurden vollkommen neu errichtet. Im Süden wurde eine gemeinsame Begrenzungsmauer zu den Häusern I-III geschaffen. Eine weitere, von der Insula-Ostmauer im Verband nach Westen hin ablaufende Bruchsteinmauer trennte Haus III nun in einen Nord- und einen Südteil. Östlich des Kernbaues von Haus II knickte die Ost-West-Trennmauer nach Süden ab und trennte den südlichen Komplex von Haus III vom Südgarten des Hauses II ab. Die Nordmauer von Haus III erstreckte sich ab dem frühen 3. Jahrhundert auch auf die Parzelle des benachbarten Hauses II. Durch eine etwa drei Meter breite geschotterte Zufahrt, die wohl durch ein Tor in der Nordmauer führte, konnte man dort aus in den Bereich vor dem Kernbau von Haus II gelangen. Ein weiterer Zugang befand sich westlich des westlichen Nordhofs. Ein gemauerter Kanal setzte nordöstlich des Kernbaues von Haus II an, führte an der Ostmauer des westlichen Hofbereichs entlang und mündete in den Hauptkanal unter der Südstraße. Ein weiterer Abwasserkanal unter der Gasse zwischen Haus III und Haus IV war ein weiterer Beweis für die erheblich verbesserte Infrastruktur. Auch er mündete in den Kanal unter der Südstraße. Das Gebäude der Periode IV blieb sehr lange ohne wesentliche Veränderungen bestehen.
In Periode V wurde die Westmauer des nordöstlichen Hofbereichs abgetragen und vollständig erneuert. In der südlichen Flucht der Ostmauer des nordwestlichen Hofbereichs von Haus II wurde eine neue Trennmauer mit einem schmalen Durchgang als Sichtschutz eingezogen. Durch die Niveauerhöhung der Südstraße im frühen 4. Jahrhundert mussten auch die Kanäle, die von der südlichen Randbebauung zum Hauptkanal heranführten, aufgestockt werden.
In Periode VI erfolgte um die Mitte des 4. Jahrhunderts eine vollständige Umgestaltung und Neuparzellierung des Areals nördlich des Kernbaues von Haus II. Die Nordmauer wurde abgerissen und auf höherem Niveau neu errichtet. Ihr wurde ein langgestreckter Raum vorgebaut, dessen Abschluss zur Südstraße hin nun in einer Linie mit der Nordfront von Haus I lag. Vermutlich wurde er als Geschäftslokal verwendet. Südlich dieser neu geschaffenen Verbauung wurde eine weitere Mauer hochgezogen, die bis an die Nordfront des Kernbaues von Haus II reichte und den Nordbereich vor dem Kernbau in einen kleineren westlichen und einen größeren östlichen Abschnitt teilte. Im östlichen Grundstück dieses Nordbereichs befanden sich zwei nebeneinander gelegene rechteckige Höfe. In der Südwestecke des östlichen Hofes stand ein Brunnen. Südlich des Hofes war ein Wohnraum mit einer primitiven Kreuzkanal-Heizung geschaffen worden. Diese gravierenden Änderungen in der Struktur des Gesamtgebäudes hingen vermutlich mit einer Änderung der Besitzverhältnisse bzw. seinen Funktionen zusammen. Der Grund könnte das große Erdbeben in der Mitte des 4. Jahrhunderts gewesen sein. Für die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts konnten darüber hinaus tiefgreifende Änderungen in der Infrastruktur beobachtet werden (z. B. Wasserversorgung und Abwasserentsorgung). Der Brunnen im Osthof weist auf den offensichtlichen Verfall der zentralen Wasserversorgung hin. Dies gilt auch für das Abwassersystem. In der Mitte oder der zweiten Hälfte des 4. Jahrhundert wurde der zentrale Hauptsammler unter der Südstraße beseitigt und zugeschüttet. Beim Bau des Geschäftslokals an der Südstraße wurde die westliche Wange des Kanals zwischen Haus III und Haus IV zerstört und unbrauchbar gemacht. Auch der Abwasserkanal zur Südstraße war zu dieser Zeit nicht mehr in Betrieb.
Wann Haus III von seinen Bewohnern aufgegeben wurde, ist unsicher, vermutlich wurde es zumindest bis ins letzte Viertel des 4. Jahrhunderts genutzt.
Haus IV (Domus Quarta mit Fußbodenmosaik)
Dieses Gebäude war das vierte Objekt im Spaziergarten, das ab 2013 teilweise mit den Mitteln der experimentellen Archäologie auf den Originalfundamenten wiedererrichtet wurde. Das Areal dieses Wohnhauses wurde schon in den frühen 1950er-Jahren freigelegt. Bei den Grabungen stießen die Archäologen in einem der größeren Zimmer auf das einzige in situ erhalten gebliebene römische Fußbodenmosaik von Carnuntum. Der Raum dürfte in den warmen Jahreszeiten als Speiseraum (triclinium) gedient haben. Das Mosaik wurde nach dem Ende der Grabungen zur Schaffung von bestmöglichen Konservierungsbedingungen zunächst wieder mit Erdreich abgedeckt. Nachgrabungen in den Jahren 2008 bis 2011 brachten neue Erkenntnisse zum sozialen Status des ehemaligen Hausbesitzers. Sie ermöglichten eine Einteilung der Bauhistorie in sieben Bauphasen. Das römische Mauerwerks war noch gut bis sehr gut erhalten. Sogar einige Reste von aufgehendem Mauerwerk hatten die Zeiten überdauert. In weiterer Folge fanden die Archäologen auch ein kleines Badehaus sowie eine eigene Wasserleitung, die bis zur römischen Stadtmauer verfolgt werden konnte. Dies belegt den hohen gesellschaftlichen Status des einstigen Hausherrn. Vor dem Wiederaufbau des Gebäudes wurde das Mosaik entnommen, restauriert und in ein neues Trägermaterial eingebettet. Schließlich wurde im Jahr 2013 zum Schutz und zur Präsentation dieses kulturhistorisch bedeutenden Artefakts die umgebende Wohnhausarchitektur als Teilrekonstruktion in antiker Bautechnik bis zur Dachtraufe wiederhergestellt. Nach Abschluss der Bauarbeiten wurde es wieder an den ursprünglichen Standort verlegt.
In Phase I (Mitte 1. bis 2. Jahrhundert) wurde zuerst ein im Südosten von Haus IV liegender, nach Osten ansteigender Hügel eingeebnet, dann im Süden des Areals ein schmales, von Ost nach West orientiertes, hallenartiges Gebäude aufgestellt. Auch im späteren Hof sowie im Bereich des späteren Kernbaus konnten Schwellgräben, Pfostenlöcher und Gruben aus dieser Bauphase beobachtet werden. Wahrscheinlich wurden diese Bauten für Wohnzwecke und gewerbliche Tätigkeiten genutzt. Ein Fassbrunnen im Kernbereich des Areals, dessen Holzverschalung bei seiner Aufdeckung noch gut erhalten war, diente zur Wasserversorgung. Das Holz wurde im Jahr 93 n. Chr. geschlagen bzw. verarbeitet. Im Südosten des Areals wurden die Reste einer durch Grundwasser gespeisten Holzrohrleitung gleicher Zeitstellung aufgedeckt. In Phase II (frühes 2. Jahrhundert n. Chr.) wurde das Gelände großflächig planiert. Im Süden stand in dieser Zeit ein einfaches Holzgebäude. Im Westhof stieß man auf Schwellgräben mit dazugehörigen Pfostenlöchern. Vermutlich stand dort der massiver gebaute, rechteckige Kernbau, der von Gräbchen (Drainage?) eingerahmt war. In Phase III (Mitte 2. Jahrhundert n. Chr.) war das Gelände erneut planiert worden. Erstmals konnte im Westen eine deutliche Begrenzungsstruktur zur Parzelle von Haus IV a nachgewiesen werden. Im Norden des Kernbaus entdeckte man eine rechteckige Kochstelle aus Bruchsteinen und Lehm. Im Hofbereich dieser Zeit beobachtete man eine Schicht aus verziegeltem Lehm und Holzkohleablagerungen. Entweder war der Hof gewerblich genutzt oder das Kerngebäude der Bauphase II war durch ein Feuer zerstört worden. Im Westen des Areals stieß man auf ein weiteres Bruchsteingebäude, das offenbar die Süd- und Ostbegrenzung der Parzelle bildete. In Phase III war die Parzelle offensichtlich von massiv fundamentierten Steinmauern umgeben.
In Phase IV, zu Beginn des 3. Jahrhunderts, fanden wieder größere Umbauten statt. Das Kerngebäude dieser Zeitstellung bestand aus solide vermörtelten Bruchsteinmauern und war mit Terrazzoböden und Fußbodenheizungen ausgestattet. Der Speiseraum im Süden wurde mit dem mehrfarbigen Fußbodenmosaik dekoriert. Vom Südosten bis in den Norden des Grabungsareals konnten die Reste einer Frischwasserleitung (ein gemauertes und begehbares, unterirdisch angelegtes, Aquädukt) aus dieser Zeit nachgewiesen werden. In Phase V (letztes Drittel des 3. Jahrhunderts) wurde dem Kernbau im Süden ein Bad angefügt. Die Wasserversorgung erfolgte durch eine Bleirohrleitung aus einem Brunnenhaus im Süden des Hofbereiches. Die Böden im zentralen Korridor und im Nordwestbereich des Kernbaus bestanden aus Ziegelmosaik. Im Westen des mit Sandsteinplatten gepflasterten Hofs konnten Reste eines rechteckigen Gebäudes mit nach Westen abfließenden Traufenkanal beobachtet werden. Im Hofbereich wurden ein Ofen sowie mehrere Mauerzüge der Phase VI (Mitte 4. Jahrhundert?) freigelegt. Ein runder, mit Bruchsteinen eingefasster Brunnenschacht scheint ebenfalls aus dieser Zeit zu stammen. Am Gebäude im Westbereich des Hofes wurde die Südmauer verstärkt. Sämtliche Mauern waren in Schalenbauweise errichtet worden. Auch beim Kernbau fanden einige bauliche Änderungen statt, unter anderem wurde eine Schlauchheizung eingebaut. Die aus Bauphase VII (Ende 4./Anfang 5. Jahrhundert) stammenden Befunde im Westbereich des Hofes erbrachten wertvolle Erkenntnisse für die spätantike Siedlungsgeschichte der Zivilstadt. Eine mit Schutt und Metallabfällen verfüllte Grube, im Anschluss an die Befüllung der Grube errichtete Mauerzüge, sowie kleinere Umbauten datieren ins frühe 5. Jahrhundert.[74]
Haus Va und Vb
Bei den Grabungen von 2011 konnten insgesamt vier Bauphasen festgestellt werden (1. bis 4. Jahrhundert n. Chr.).
Haus Va: Sein Areal wurde im späten 1. Jahrhundert wohl zur Gewinnung von Erdmaterial benutzt. Aus dem frühen 2. Jahrhundert stammen auch noch einige Pfostenlöcher und Balkengräben, die sich aber bislang nicht zu vollständigen Grundrissen ergänzen ließen. Am Ende des 2. oder zu Beginn des 3. Jahrhunderts entstand die Grundstruktur des Streifenhauses. Gleichzeitig wurde südlich ein Brunnenschacht angelegt. In Bauphase III wurde ein mit Holzbrettern eingefasster Kanal mit Anschluss an den Kanal der Südstraße angelegt. Er wurde später durch eine Rinne aus Bruchsteinen ersetzt, die mit schweren Sandsteinplatten abgedeckt war. Aufgrund der Zerstörungen durch das Erdbeben musste er aufgegeben werden, da der Kanal der Südstraße dabei ebenfalls schwer beschädigt worden war. In der Bauphase IV (ca. 300) wurden die bestehenden Mauern erneuert; in der Nordwestecke des Gebäudes wurde ein kleines Bad eingerichtet. Sein Abwasserkanal war mit Ziegelplatten ausgelegt und an den Kanal der Oststraße angeschlossen. Die Böden bestanden teilweise aus einem Mörtelestrich. Nach dem Erdbeben von 350 (Phase V) wurde das Gebäude umgebaut.
Haus Vb: Auch der Baugrund dieses Gebäudes wurde anfangs zum Abbau von Humus verwendet. Eine tiefe Grube am Rand der Südstraße könnte ein Brunnenschacht gewesen sein. In weiterer Folge wurde dort ein einfaches, nach Süden offenes hallenartiges Gebäude in Holzbauweise errichtet. Es wurde in Phase II wieder abgetragen und durch eine neue Halle in gleicher Ausrichtung ersetzt. In Bauperiode III wurde an derselben Stelle ein rechteckiges Fachwerkgebäude mit mehreren Räumen errichtet (14 × 11 Meter). An der Südstraße stand der zugehörige Brunnen. In Phase IV wurde das Haus auf den Fundamenten des Vorgängerbaus noch einmal völlig neu in Stein hochgezogen. Auch der Bereich an der Straße wurde mit einer Bruchsteinmauer eingefasst. In Phase V wurden die Hofmauern wieder abgebrochen und teilweise neu aufgebaut. Nach dem Erdbeben von 350 wurde in einem der Räume eine einfache Schlauchheizung mit einem T-förmigen Heizkanal eingebaut.
Nordterrasse
Ihre Baustrukturen unterscheiden sich deutlich von denen auf der drei Meter höher gelegenen Südterrasse. Dort befanden sich drei eng miteinander verbundene Einzelobjekte. Im Westen steht die wieder aufgebaute Badeanlage, östlich die konservierten Grundmauern des Kammerbaus. Im Nordosten wurde zuerst ein kleines Dianaheiligtum rekonstruiert. Später stellte sich heraus, dass es in Wirklichkeit die Eingangshalle zur Villa Urbana war. Diese wurde ebenfalls wieder originalgetreu aufgebaut. Die südöstliche Ecke der Terrasse wurde bisher nicht freigelegt. An ihrem Nordrand wurde die mehrphasige Nordstraße (Verlauf Ost nach West) ergraben. Sie war von einem durchgehenden, heute an ihrer Südseite wiederhergestellten Portikus mit Gehsteig gesäumt. In ihm befanden sich die Eingänge zur Therme, zum gepflasterten Hof des Kammerbaus und zur Villa Urbana. Der Straßenbelag besteht aus Kalkstein- und Granitplatten und weist noch deutlich sichtbare Rillenspuren von Wagenrädern auf. Mittig verläuft ein 1,20 × 1,20 Meter messender Abwasserkanal aus dem 2. Jahrhundert mit doppeltem Ziegelplattenboden. Abgedeckt ist er mit zwei Tonnen schweren Kalksteinplatten. Er mündet an einer Kanalkreuzung in den Sammelkanal der Weststraße, der nach Norden in die Donau entwässert.[75]
Portikus
Der sich von Osten nach Westen erstreckende Bau an der Südseite der Nordstraße wurde im 3. oder 4. Jahrhundert erbaut und diente als gedeckter Gehsteig, Eingangshalle für die dahinterliegenden Gebäude und Wetterschutz für kleine Verkaufsläden, Garküchen, etc. Die Säulenschäfte des Bauwerkes bestehen aus weiß bemalten Holz, die Basen und Kapitelle aus Kalkstein, die Fundamente aus mit Kalkmörtel gebundenen Bruchsteinen (Leithakalk). Vermutlich war auch der nördliche Gehsteig der Nordstraße mit einem derartigen Portikus überbaut.[76]
Villa Urbana
2005 bis 2007 wurde nordöstlich des Kammerbaus ein repräsentatives Gebäude bis auf seinen südlichen Abschnitt vollständig ergraben. Es war das zweite Objekt im Spaziergarten, das ab 2008 mit den Mitteln der experimentellen Archäologie auf den Originalfundamenten mit voll funktionstüchtiger Infrastruktur wiedererrichtet wurde. Die Fläche der rekonstruierten bzw. wiederaufgebauten Gebäude beträgt rund 600 Quadratmeter, wobei lediglich die Repräsentationsräume berücksichtigt wurden, und entspricht der Ausbaustufe um 295 n. Chr. (Phase V). Der gesamte Gebäudekomplex erstreckte sich ursprünglich wohl bis zur Stützmauer der Südstraße. Genauere archäologische Untersuchungen stehen dort noch aus. Anders als beim Haus des Tuchhändlers Lucius fehlten epigraphische Hinweise, die Aufschluss über die damaligen Bewohner des Stadtpalais geben könnten. Ein außerordentlicher Glücksfall für die Wissenschaft war der Fund von über 30 Quadratmetern reich dekorierter Wandmalerei. Der bemalte Wandverputz war in einer späteren Bauphase abgeschlagen und mit dem Bauschutt einplaniert worden. Entsprechend aufwändig gestaltete sich die Zusammensetzung der Bruchstücke zu einer verwendbaren Vorlage. Nach jahrelanger akribischer Kleinstarbeit gelang es, das ursprüngliche Aussehen der Wandmalerei weitgehend zu rekonstruieren. Auch Skulpturenfragmente sowie Reste von Marmorvertäfelungen zeugen von einer überaus luxuriösen Ausstattung der einzelnen Räume.
Der heute als villa urbana bekannte Komplex umfasste insgesamt acht Bauphasen und etliche kleinräumige bauliche Veränderungen.
Phase I-VIII: Im letzten Drittel des 1. Jahrhunderts n. Chr. standen anfangs mehrere einfache Holzpfostengebäude. Vermutlich wurde eines davon zur Gewinnung, vielleicht auch zur Lagerung (Lufttrocknung) von Lehm- und Erdziegeln verwendet. Im ersten Drittel des 2. Jahrhunderts wurden die Pfostenbauten durch einen langrechteckigen, Ost-West orientierten Kernbau in Steinbauweise ersetzt (Phase II). Eine Rutenputzwand trennte ihn in eine Ost- und eine Westhälfte. Sowohl die West- als auch Ostmauer ragten über die südlichen Gebäudeecken hinaus. In einem umfriedeten Hofbereich stand ein weiteres Gebäude. Weiters befanden sich dort eine Herdstelle, ein in den Boden eingetieftes Vorratsgefäß und ein Gebäude aus Lehm- und Erdziegeln. Zwischen den beiden Bauten war ein Brunnen gegraben worden, mit der Zerstörung des Lehm-Erde-Gebäudes wurde er aufgegeben. Unmittelbar nördlich der Steinbauten stand ein von Osten nach Westen orientierter Pfeilerbau. Am westlichen Ende befand sich ein kastenförmiger Brunnenschacht. Im Westen und Norden war der Pfeilerbau von einer freiliegenden Schotterfläche umgeben, die etwas zur Nordstraße abfiel. In der Mitte des 2. Jahrhunderts wurden der Pfeilerbau und der Hof mit einer Bruchsteinmauer umgegeben. Rund um den Kastenbrunnen entstand eine Brunnenstube, der im Norden und Westen Hofflächen vorgelagert waren. Der Kernbau der Phase II wurde während Phase III zweimal umgestaltet. Er erhielt unter anderem einen Raum mit Schlauchheizung, andere waren mit weiß-roter Streifenmalerei ausgeschmückt. Die Hofflächen waren geschottert. Südlich des überdachten Kernbaus standen vielleicht Unterstände oder Hütten, die vielleicht zur Lagerung und Verarbeitung von Getreide dienten.[77]
Anfang des 3. Jahrhunderts wurden der Pfeiler- und der Kernbau durch ein Gebäude mit drei beheizbaren Räumen ersetzt. Südlich der Straßenhalle waren die zugehörigen Infrastrukturbereiche und Präfurnien angeordnet. Den Zugang bildete nun ein quadratisches vestibulum mit einem nach Süden anschließenden Korridor. Nach Auflassung des Kastenbrunnens diente die Brunnenstube wohl als Quartier für die am Bau beteiligten Handwerker und Bauarbeiter. In einem der Höfe konnten die Reste von fünf Kuppelöfen freigelegt werden. An der Oststraße wurde die so genannte Osthalle errichtet, die sich im Süden an eine Veranda aus Phase III anschloss und den dazugehörigen Hof nach Osten begrenzte. Im Süden konnte ein kleines Bad freigelegt werden, der aus einem hufeisenförmigen Kaltwasserbecken und im Osten aus teilweise beheizbaren Räumen bestand. Am Ende des 3. Jahrhunderts wurde das Badehaus mit der westlichen Straßenhalle verbunden, ein zweiräumiges Nebengebäude errichtet und die Osthalle mit einer großen Freitreppe sowie dem Anbau einer Apsis an den Hauptraum aus Phase IV noch beträchtlich erweitert. In den Westgang integrierte man eine beheizbare, nach Osten ausgerichtete Loggia. Mosaikpavimenten in mehreren Räumen, Skulpturenfragmente, Reste von Marmorvertäfelungen und zahlreiche Putzfragmente mit Wandmalereien zeugen von einer aufwendigen Innenausstattung. Dennoch ist die Funktion des Gebäudes in Bauphase V noch unklar. Einige architektonische Merkmale und die Wanddekorationen lassen entweder an den Sitz eines Vereins (collegium, schola) oder - wahrscheinlicher - die Residenz eines reichen Magnaten annehmen.[78]
Wegen der offensichtlich massiven Zerstörungen durch die Erdbebenkatastrophe in der Mitte des 4. Jahrhunderts kam es an der Villa zu massiven Umbauten. Vor allem im südlichen Korridorbereich konnten an mehreren Stellen diverse Reparaturmaßnahmen beobachtet werden. Die älteren Hypokausten wurden zugeschüttet, teilweise mussten die Heizanlagen völlig neu errichtet werden. Besonders die Osthalle wies gröbste strukturelle Schäden auf, die erst durch umfangreiche Reparaturen behoben werden konnten. Unter anderem wurde der Boden erneuert und im Norden der Halle eine Art Pfostenbau aufgestellt. Vermutlich war das Dach zu diesem Zeitpunkt nicht mehr oder nur noch zum Teil intakt. Auch der Badetrakt wurde, im Grundriss etwas verändert, neu errichtet. In den zeitgleichen Planierschichten befanden sich große Mengen von Fragmenten hochqualitativer Wandmalerei, die wohl aus Bauphase IV oder V stammten. Unter dem Zerstörungsschutt eines Hofes befand sich ein umgestürzter, dem Silvanus Silvestris gewidmeter Altar. An der Wende vom 4. zum 5. Jahrhundert wurde im Norden der nun ruinösen Osthalle ein rechteckiges Gebäude errichtet. Es war in die Struktur der Osthalle der Phase IV-V integriert, deren Mauerbestand teilweise weiterverwendet, teilweise aber auch durch neu errichtete Trockenmauern ergänzt wurde. Die Ausgräber gingen davon aus, dass die neu adaptierte Osthalle zu dieser Zeit in einen eigenständigen Bau umfunktioniert worden war. Seine Funktion ist jedoch unklar. Diverse Funde lassen annehmen, dass es vorrangig als Wohngebäude diente. Andere Teile der Villa waren zu diesen Zeitpunkt wohl schon stark verfallen oder abgerissen worden. Phase VIII kann wohl bereits als nachrömisch angesehen werden. Große Teile der Villa wurden in dieser Zeit durch Steinraub zerstört. Der rechteckige Bau in der Osthalle scheint zu einem noch nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt aber noch einmal einer neuen Nutzung zugeführt worden zu sein.[79]
Kleine Therme (Haus VI)
Dieses Gebäude war das dritte Objekt im Spaziergarten, das ab 2011 mit den Mitteln der experimentellen Archäologie auf den Originalfundamenten mit voll funktionstüchtigen Heiz- und Badeanlagen wiedererrichtet wurde. Das Gebäude steht im Westteil der Insula und erstreckt sich von der Süd- bis zur Nordstraße. Es wurde wohl im Rahmen einer umfassenden Erneuerung der öffentlichen Infrastruktur des Municipiums zwischen 117 und 125 n. Chr. erbaut. Beim Bau waren hauptsächlich Soldaten als Arbeitskräfte eingesetzt. Die Wasserversorgung erfolgte über ein unterirdisches Wasserbecken mit mehreren Kanälen als Zu- und Ableitungen südwestlich der Weststraße. Im 4. Jahrhundert wurde die Therme noch einmal aufwendig renoviert. Sie blieb mit geringen Umbauten, wie Umgestaltung einzelner Räume, Erneuerung der Kanäle und der Praefurnien, auch bis in das späte 4. Jahrhundert in Betrieb.
Der Thermenkomplex beansprucht eine Fläche von rund 1500 Quadratmetern. Er setzt sich aus mehreren Raumgruppen zusammen, die durch den Haupteingang im Norden (an der sogenannten Nordstraße) zu betreten waren. Sein funktionaler Kern bestand aus vier mit Fußbodenheizungen ausgestatteten Räumen, Heißbad (sudatorium), Laubad (caldarium) und einem beheizten Durchgangsraum (tepidarium), die über zwei große Präfurnien im Südtrakt des Komplexes befeuert wurden. Sie erwärmten auch einen kupfernen Warmwasserkessel. An der Südwand der Badehalle stand ein Warmwasserbecken (piscina). Dort spielte sich der eigentliche Badebetrieb ab. Westlich, südlich und östlich davon befanden sich Personal- oder Betriebsräume. Dort wurde unter anderem das Brennholz für die Präfurnien gelagert. Im Westteil befand sich ein kleines, marmorgetäfeltes Kaltwasserbecken. Die Wände der Besucherräume waren ebenfalls mit Marmor dekoriert sowie mit Stuckarbeiten und Wandmalereien verziert. Ihre Böden waren mit Mosaiken belegt. Im Norden waren den Baderäumen zwei den Zugangskorridor flankierende Vierraumgruppen angefügt. Die östliche Gruppe konnte als Garküche identifiziert werden. Sie scheint zweimal abgebrannt und danach erneuert worden zu sein. Die westlichen Räume hatten wohl eine ähnliche Funktion. In der Therme befand sich auch ein kleiner Übungsplatz zur Körperertüchtigung (palaestra). Im Nordwestbereich stand eine ans öffentliche Kanalnetz angeschlossene Latrine mit 16 Sitzplätzen. Sie wurde über einen Kanal gereinigt, in dem ständig Frischwasser floss und der an den Sammelkanal unter der Weststraße angeschlossen war.
Als die Therme errichtet wurde, gab es in Carnuntum noch kein öffentliches Wasserleitungsnetz. Das für die Thermen benötigte Brauchwasser wurde von einem im Süden des Areals gelegenen, mit Holzbohlen ausgekleideten Brunnen geliefert. Zusätzliches Wasser für den Brunnen wurde aus einer langen, unterirdisch verlegten Sickergalerie bezogen. Südwestlich der Therme stand ein Hochbehälter, von dem Druckwasserleitungen in den Warmwasserkessel und zu den Wasserbecken in der Therme führten. Der Brunnen wurde im späten 2. Jahrhundert aufgegeben, sein Schacht zugeschüttet. Die Badeanlage war damals an die inzwischen entlang der Weststraße errichtete öffentliche Wasserleitung angeschlossen. Erst in der Spätantike erfolgte, vielleicht nach einer Beschädigung durch das Erdbeben von 350, ein größerer Umbau. Dabei wurden die Praefurnien verkleinert, die Zuleitung zur öffentlichen Wasserleitung wurde gekappt. Auch das große Warmwasserbecken in der Badehalle wurde entfernt. Einzelne Räume konnten zwar weiter beheizt werden, die hohen Temperaturen für einen geregelten Badebetrieb waren jedoch nicht mehr zu erreichen. Das Gebäude diente nun vielleicht teilweise als Wohnhaus.
Rekonstruktion: Für den Wiederaufbau wurden rund 1200 Kubikmeter Steinmaterial verbaut. Sämtliche Arbeitsschritte wurden in Handarbeit vollzogen. Die Originalmauern sind unter den neu errichteten Steinmauern unversehrt erhalten und bestehen aus Kalksandstein von Mannersdorf am Leithagebirge. Das Dach wurde mit reproduzierten Halbrund- und Leistenziegeln (tegulae, imbrices) gedeckt. Die Verglasung besteht aus nach antikem Vorbild hergestelltem trüb-milchigem Gussglas, von dem bei den Grabungen geborgene Fragmente als Anschauungs- und Vergleichsmaterial herangezogen werden konnten. Für Dachstühle, Fensterrahmen, Türstürze etc. wurde überwiegend mit dem Beil zugerichtetes Altholz aus dem 19. Jahrhundert verwendet. Die Mehrzahl der Baderäume ist mit einer voll funktionstüchtigen Hypokaustenheizung versehen. Sie und die Installation der Wasserversorgung waren die größten Herausforderungen bei den Rekonstruktionsarbeiten. Heizversuche beim Haus des Lucius und bei der Villa urbana lieferten zwar praktische Erfahrungswerte über die Funktion einer römischen Hypokaustheizung, allerdings nicht für Bauvorhaben in dieser Größenordnung. Die Möblierung wurde nach Abbildungen auf provinzialrömischen Reliefs und Funden aus anderen Badeanlagen der nördlichen Provinzen gefertigt bzw. zusammengestellt.[80]
Kammerbau
Östlich der Thermen im Wohnviertel befand sich ein in der Literatur mit Fragezeichen als Horreum oder Valetudinarium bezeichneter Bau, der von beiden Schmalseiten über Höfe und Gässchen von den vorbeiführenden Straßen aus erreicht werden konnte. Zwischen der kleinen Therme und der Villa Urbana erstreckt sich ein langrechteckiger mehrphasiger, 38 × 12 Meter großer Kernbau (Phase I–IV), der aus Reihen gleich großer, rechteckiger Kammern beiderseits eines zentralen Korridors besteht. Nach seiner Freilegung in den 1950er Jahren wurde er aufgrund der regelmäßigen Raumanordnung zunächst als eine Art Hospital (valetudinarium) angesehen. Aber auch die nachfolgenden Grabungen lieferten keinerlei Hinweise auf den tatsächlichen Verwendungszweck des Gebäudes. Die Identifizierung als Hospital wird heute in der Fachwelt abgelehnt. Eventuell handelte es sich beim Gebäude der Phase III um eine Herberge (mansio), die in Phase IV in einen Speicherbau (horreum) umgewandelt wurde.
Der früheste Baubefund war eine geschotterte Fläche, ein Erdkanal und ein einfacher, hölzerner Hallenbau mit Bretterboden aus dem späten 1. oder frühen 2. Jahrhundert n. Chr., der entlang der westlichen Parzellengrenze stand. Die östliche Grundstücksgrenze war mit einem Balkengraben markiert, dem alle späteren Grenzmauern folgten. Der Erdkanal wurde mit Errichtung der Therme in hadrianischer Zeit aufgelassen. Der Schotterboden, der während des frühen und mittleren 2. Jahrhunderts genutzt wurde, lässt sich auch entlang des östlichen Randes des Komplexes fassen. In der Regierungszeit des Kaisers Hadrian entstand entlang der Westseite des Grundstücks ein neuer Hallenbau. Seine Stützbalken fußten auf Sandsteinblöcken in Zweitverwendung.
In Bauphase III (spätes 2. bis frühes 3. Jahrhundert) wurde der Baubestand auf der Parzelle vollständig erneuert. Betrat man das Gebäude durch den Portikus an der Nordstraße, gelangte man in einen gepflasterten Innenhof, der durch ein Tor verschlossen werden konnte. Die Aufnahmelöcher für die Angeln sind noch gut erkennbar. Dem Innenhof schließt sich im Norden der zentrale Korridor an, von dem aus man die einzelnen Kammern betreten konnte. Die Sandsteinblöcke für die Hallenstützbalken wurden auf neue Schotterfundamente gesetzt. Die Zwischenwände der Kammern bestanden aus Rutenputzfachwerk. Als Boden diente eine Estrichauflage. Im Nordosten lag ein größerer Raum mit einer großen Kochgrube. Sie wurde in der gesamten Phase III des Kammerbaus verwendet.
In Bauphase IV (spätes 3. bis frühes 4. Jahrhundert) wurde die Anlage noch einmal vollständig erneuert. Die Wände dieses neuen Gebäudes bestanden nun aus Fachwerk, das auf schmalen Mauersockeln saß. Sein West- und Osttrakt war in 15 kleine Kammern unterteilt. Auf ihren Estrichböden war ein Belag aus Ziegelmosaik verlegt. In Kammer 38 befand sich an der Ostmauer eine Herdstelle, die wohl zeitweise als Wohnraum diente.
Die letzten nachweisbaren Umbaumaßnahmen betrafen nur noch einzelne Teilbereiche des Gebäudes. Im Nordabschnitt wurde eine Kammer mit einer kleinen Hypokaustheizung versehen. In anderen Abschnitten wurden einige Mauern neu errichtet. Diese Zubauten fanden wohl im späten 4. Jahrhundert statt. Am Ende des Jahrhunderts wurde das Gebäude aufgegeben und verlassen.[81]
Amphitheater
Amphitheater I (Lagerstadt)
Das Amphitheater ist die einzige Grabungsstätte der Canabae, die vollständig zu besichtigen ist. Es diente vorrangig als Waffenübungsplatz für die Legionäre. Dort fanden aber auch Gladiatorenkämpfe (munera) und Schaujagden (venationes) statt, vermutlich auch speziell für die Truppen arrangierte Spiele. Das Amphitheater war anfangs ein weitgehend freistehender Bau, der weit weniger in das Terrain einschnitt, als bislang vermutet wurde. Ab dem 3. Jahrhundert wurden rund um das Theater Wohn- und Gewerbehäuser errichtet, die sich in Richtung Caveamauer ausbreiteten. Einige waren mit Schlauchheizungen ausgestattet. In der Folge konnte eine gemischte Bebauung nachgewiesen werden, wobei sich Wohn- und Gewerbebauten überlagerten. Es konnten auch zwei Kuppelöfen sowie eine Grube, in der Kalk gebrannt wurde, nachgewiesen werden. In einem der Öfen wurde eine äußerst seltene Münze mit dem Porträt der Dryantilla, Gattin des Ursurpators Regalianus entdeckt.
Der frühe Theaterbau entstand in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts und war bis auf die Substrukturen vollkommen aus Holz, das später durch ein Feuer zerstört wurde. Das in Stein errichtete Amphitheater war laut einer fragmentierten Bauinschrift aus dem Osttor bereits gegen Ende des 1. Jahrhunderts von Angehörigen der Legio XV erbaut worden. Vermutlich wurde es zu Beginn der Markomannenkriege wieder zerstört. Es war nach seinem Wiederaufbau noch bis um 300 in Betrieb und wurde schließlich zur Gewinnung von Baumaterial für die Renovierung des Legionslagers abgebrochen. Die heute sichtbaren Mauerstrukturen sind durchwegs Wiederaufbauten, die erst Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden sind.
Das 97,55 × 76,40 Meter große, mehrphasige Amphitheater I lag in rund 110 Meter Entfernung gegenüber der Nordostseite des Legionslagers, knapp an der Limesstraße in einer natürlichen Bodensenke. Es war ca. 14 Meter tiefer als das Legionslager und schränkte daher die Sicht auf das Vorfeld nicht ein. Es hatte einen von Osten nach Westen ausgerichteten elliptischen Grundriss, die Arena (cavea) maß 72 × 44 Meter, die umlaufenden Sitzreihen boten Platz für 8000 Zuschauer. Da sich der Platz in Richtung Norden hin zur Donau absenkte, musste dort die äußere Mauer etwas höher gebaut und mit Pfeilern verstärkt werden. Die im Kern aus Bruchsteinen bestehende, 1,5 Meter breite Arenamauer war mit bearbeiteten Quadern verkleidet und ursprünglich rot bemalt. Sie war durch die speichenförmig angeordneten Stützmauern mit der Außenmauer und mit der inneren Caveamauer über radial oder speichenförmig aufgereihte Mauern verbunden, die die Sitzbänke der Zuschauertribünen aus Holz trugen. Die unterste Reihe der Sitzplätze war direkt auf eine Erdaufschüttung aufgelegt. Die höheren Ränge auf einer Holzkonstruktion konnten über Treppen erreicht werden. Vor ihr stand eine aus Quadern errichtete Mauer, die sogenannte Podiumsmauer, die den Kampfplatz eingrenzte. Ihre mit metallenen Schwalbenschwanzklammern verbundenen Blöcke waren ursprünglich mit einer hellen Kalktünche überzogen und farbig eingefasst. Neben Inkrustationsmalerei (Schmucksteinimitationen), die an Verputzresten nachgewiesen werden konnte, waren auf ihr vermutlich auch Kampfszenen dargestellt.
Der Boden der Arena bestand aus Stampflehm, nur ein kleiner Abschnitt war, vermutlich erst nachträglich, mit Steinplatten gepflastert worden. In ihrer Mitte befand sich ein rechteckiges Wasserbecken, das, mit einem Überlauf versehen, bei Bedarf über einen Kanal durch das Nordtor entwässert werden konnte und wohl auch zur Reinigung des Kampfplatzes verwendet wurde. Das heute aus Sicherheitsgründen abgedeckte Becken wird von einem nach wie vor funktionsfähigen Ringsammler gespeist, der auch das Regenwasser ableitet. Der Abflusskanal bestand aus Tonröhren, die das Abwasser direkt in die Donau leiteten. Während der Vorstellungen wurde es mit Holz abgedeckt. Längs der Arenamauer befand sich ein weiterer Kanal, der ebenfalls den Kampfplatz entwässern sollte.
Im Zentrum der südlichen Zuschauertribüne befand sich die aufwendig gestaltete „Kaiser- oder Statthalterloge“ (pulpitum). Sie konnte über einen eigenen Zugang betreten werden. Die beiden Säulen wurden erst bei der Sanierung des Theaters im 19. Jahrhundert vom Legionslager dorthin gebracht. Die Loge war wohl nur für besonders hochgestellte Ehrengäste der Spiele bestimmt. Ihr gegenüber, direkt über dem Nordtor, lag die für den Stadtmagistrat der Zivilstadt mit steinernen Sitzbänken. Die Inschrift zu Ehren der vier Ratsmitglieder wurde rekonstruiert.[A 16] Das Nordtor diente auch als Leichenkammer, zum Abtransport von Tierkadavern und zum Durchleiten des Entwässerungskanals.
Die Hauptzugänge lagen im Osten und Westen des Gebäudes. Es handelte sich um dreigliedrige, verschließbare Toranlagen, die sich trichterförmig von außen nach innen verjüngten. Sie waren in aufwendiger Werksteinarchitektur gestaltet, wobei ein Block bis zu 750 kg wog. Die Zuschauer gelangten von außen über sogenannte Vomitorien in das Amphitheater. Spuren dieser Aufgänge befanden sich unter anderem nördlich des Osttores.[82]
Tierzwinger
Im Osttor war eine kleine Nische zur Aufnahme einer Götterstatue und an der Nordseite des Westtors ein nachträglich hinzugefügter, aus zwölf Steinpfeilern bestehender, U-förmiger „Tierzwinger“ (vivarium) mit heute noch sichtbaren konischen Einlassnuten für Gitter eingebaut. Der Platz rund um den Zwinger war gepflastert. Die Ausformung dieses angeblichen Zwingers, fehlende Stützen oder solche, die im Befund keinen Widerpart fanden, sowie die überaus massiven Pfeiler, deren Nuten hölzerne Scherengitter aufgenommen haben sollen, sind jedoch teilweise freie Interpretationen des ursprünglichen nur in Spuren nachweisbaren Baubefundes.[83]
Nemesis-Heiligtum
An seiner Südseite befand sich ein vorgelagerter dreiräumiger kleiner Nemesis-Tempel (nemeseum). Einen hölzernen Vorgängerbau gab es dort bereits vor der Mitte des 1. Jahrhunderts. Er wurde von vermutlich zwei separat angelegten Gebäuden abgelöst, die im letzten Viertel des 1. Jahrhunderts erbaut wurden. Er bestand aus einer reich dekorierten cella mit südlicher Apsis zur Aufnahme der Götterstatue. Der Kultraum lag durch das abfallende Terrain etwas erhöht und konnte über drei Stufen betreten werden. Dort befanden sich bei seiner Aufdeckung in situ noch die Fragmente der Nemesisstatue sowie neun Altäre und Statuenbasen. Die cella wurde gegen Ende des 3. Jahrhunderts durch einen Hallenbau mit einem kleineren, vor der Umfassungsmauer errichteten einräumigen sacellum (Raum E) und damit auch mit dem Amphitheater verbunden. Auch diese Räume waren mit Statuen der Nemesis, des Herkules und des Genius vollgestellt. Die meisten dortigen Inschriften bezogen sich auf die Göttin Nemesis. Ihr Standbild in der Apsis wurde vom Ersten Zenturio des Legionslagers (primus pilus) der Legio XIIII, Quintus Ref[...] Mansuetus gestiftet. [84]
Amphitheater II (Zivilstadt)
Das Amphitheater II konnte erst Anfang des 20. Jahrhunderts lokalisiert werden, bis dahin diente sein Areal als Wildschonung (Flurnamen Grüblremise). Anhand eines dort aufgefundenen Inschriftenquaders konnte es zweifelsfrei als das lang gesuchte Amphitheater der Zivilstadt identifiziert werden. Es fasste bis zu 13.000 Zuschauer und wurde für Gladiatorenkämpfe, Tierhatzen und Bürgerversammlungen verwendet. Es wurde in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts fast zur Gänze in Stein erbaut und lag südlich der Zivilstadt, nur knapp 300 Meter von der Stadtmauer entfernt, in einem dicht bebauten Vorort. Das etwa 127,5 × 111 Meter große Gebäude hatte die Form einer von Nord nach Süd ausgerichteten unregelmäßigen Ellipse. Man konnte es durch zwei lange Korridore, die mit 7 Meter breiten Toranlagen verbunden waren, von Norden und Süden aus betreten. Seine stufenförmigen Zuschauertribünen umgaben eine 68 × 52 Meter große Arena und erreichten vermutlich eine Höhe von 18 Metern. Die Sitzbänke bestanden aus Holz. Die 4 Meter hohe Arenamauer war anfangs gelb, später rot bemalt. Sie war durch speichenförmig angeordnete Stützmauern, die die Substruktionen der Zuschauertribüne trugen, mit der bis zu 18 Meter hohen Außenmauer verbunden. An der Ostseite befand sich eine repräsentative Loge für Ehrengäste. Über den Zuschauereingängen waren steinerne Platztafeln angebracht. Inschriftlich schon im Zusammenhang mit dem Municipium erwähnt, wurde es wahrscheinlich im 3. Jahrhundert noch einmal umgebaut. Im Südtor wurden in der Spätantike (4. Jahrhundert?) in einem abgemauerten Raum drei sekundär verwendete Weihealtäre zu einem Podest zusammengestellt. Ob es sich dabei um ein frühchristliches Baptisterium mit sechseckigem Taufbecken handelte, ist in der Forschung umstritten.[85]
Gladiatorenschule
Im Jahr 2011 entdeckten Mitarbeiter des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Archäologie nahe dem Amphitheater II durch Luftaufnahmen und Messungen mittels Bodenradar die typischen Umrisse einer um 200 errichteten Gladiatorenschule (ludus), die in ihren Ausmaßen mit jener neben dem Kolosseum in Rom vergleichbar ist. Aber bereits bei Bodenradarmessungen im Jahr 1996 entdeckten die Geophysiker erste vielversprechende Strukturen. Die bis zu 11.000 Quadratmeter große Anlage konnte virtuell nachgebildet werden. Im gesamten Römischen Reich sind insgesamt etwa hundert solcher Schulen bekannt. Das in Carnuntum entdeckte Gebäude ist die bisher viertgrößte derartige Anlage. Sie bestand aus Unterkünften für die Gladiatoren, Verwaltungsräumen, einer Arena als Übungsplatz, einer größeren Badeanlage und einem Garten. Im Zentrum der Arena stand ein Holzpfahl für den Schwertkampf, der den Radarmessungen zufolge noch sehr gut erhalten ist. Im Winter konnte das Training in einer beheizbaren Halle durchgeführt werden. Die Gladiatoren waren in etwa fünf Quadratmeter großen Wohnstuben untergebracht. Die Schule dürfte insgesamt 40 bis 60 Kämpfern Platz geboten haben. Ihre Ausgrabung gestaltet sich schwierig, da ein Großteil des Geländes in privater Hand ist. Es ist geplant, die hölzerne Übungsarena zu rekonstruieren und an ihrem ursprünglichen Standort im Innenhof der Schule wieder aufzubauen. In unmittelbarer Nähe konnte auch das Gräberfeld der Gladiatoren mit aufwendig gestalteten Grabbauten gefunden werden.[86] Diese Entdeckung wurde unter anderem vom Archäologischen Institut der USA in die Liste der zehn bedeutendsten Entdeckungen des Jahres 2011 aufgenommen.[87]
Wasserversorgung
Die Wasserversorgung der Militärlager konnte bis heute nicht vollständig geklärt werden. Bei den Grabungen wurden zahlreiche gemauerte Wasserleitungen, Abwasserkanäle, Laufbrunnen, Brunnen, Verteiler, Holz- und Bleirohre, aber auch Schöpf- und Ziehbrunnen sowie Zisternen nachgewiesen. Obwohl man mittlerweile sehr detailliert über die Siedlungsstruktur der Carnuntiner Canabae Bescheid weiß und dank der Altgrabungen auch der Plan des Legionslagers nahezu vollständig vorliegt, lässt sich die Wasserversorgung der östlichen Siedlungshälfte von Carnuntum nur unzureichend rekonstruieren. Ein wesentlicher Grund dafür waren fehlende großflächige Untersuchungen des Carnuntiner Siedlungsraums. Seit den bereits in den 1890er-Jahren erfolgten Untersuchungen von Josef Dell auf dem Solafeld wurden keine weiteren diesbezüglichen Forschungsprojekte initiiert. Von Süden, Westen und offenbar auch von Osten führten unterschiedliche Leitungssysteme in die Siedlungen. Neben bekannten Wasserversorgungseinrichtungen wie der Solafeld-Leitung oder der römischen Wasserleitung in den westlichen Canabae sind zwei weitere Versorgungsstränge wahrscheinlich: eine vom Westhang des Pfaffenberges kommende Leitung, die über eine Aquäduktbrücke in Richtung Canabae geführt wurde sowie eine von Süden auf das Reiterkastell hinlaufende. Die Versorgung der Zivilstadt mit Frischwasser erfolgte durch Ziehbrunnen oder gemauerte und teilweise begehbare, unterirdisch angelegte Wasserleitungen. Zwei von ihnen sind noch funktionsfähig. Eine davon ist als Pfaffenbründl bekannt und befindet sich am Donauabbruch östlich einer Kirche. Die Leitungen hatten eine Höhe von 1,2 bis 1,8 m und waren 0,6 bis 0,8 m breit.
Wasserleitung Solafeld
Josef Dell untersuchte am Ende des 19. Jahrhunderts auf einer Länge von 1070 m eine von Nord nach Süd verlaufende, gemauerte Frischwasserleitung, ca. 1,5 bis 2,5 km südlich des Legionslagers. Anfang und Ende der Leitung waren schon zerstört. Die Quelle befand sich wahrscheinlich auf der Flur Schwarzerdeböden. Die ca. 60 cm breite Leitung, deren Wände aus Bruchsteinmauern bestanden, war mit horizontal und dachförmig verlegten Steinplatten abgedeckt. Sie erreichte eine Höhe zwischen 1,20 und 1,50 m und war durchwegs begehbar. Im nördlichen Drittel der Wasserleitung mündete ein von Südwesten kommender Seitenarm ein, der noch auf etwa 200 m Länge verfolgt werden konnte. Josef Dell zählte an beiden Leitungsabschnitten neun Einstiegsöffnungen. Vermutlich gab es noch zahlreiche weitere. Sie waren in Abständen von ungefähr 33 bis 55 m angelegt worden. An Einstiegsöffnung VII entdeckte Dell noch einen nach Norden abzweigenden Seitenarm, der aber nach etwa 1,20 m abgemauert war und nicht weiter verfolgt werden konnte. Auf Luftbildern erkennt man nördlich der ergrabenen Wasserleitung mindestens drei lineare Bewuchsmerkmale, deren Südende zur Solafeld-Leitung orientiert ist, während sie im Norden radial auseinanderdriften. Sie laufen auf unterschiedliche Bereiche der südwestlichen Canabae zu. Man kann diese Strukturen mit ziemlicher Sicherheit als Fortsetzung der Wasserleitung interpretieren, die die Senke zwischen dem Solafeld und dem Burgfeld, also den Siedlungsbereich der Canabae und des Legionslagers durchquerte.
Wasserleitung Canabae West
Im westlichen Areal der Canabae fand man Ende der 1970er-Jahre den Hauptabwasserkanal des Reiterkastells und eine eingewölbte Wasserleitung, die sich dort miteinander kreuzten. Während man unweit der Nordostecke des Forums den Strang des Abwasserkanals unter dem Trinkwasser hindurchführte, entschied man sich beim Reiterkastell, die Wasserleitung unter dem Kanal zu verlegen. Die Fließrichtung der durch einen Sandfang unterbrochenen Wasserleitung, deren Trinkwassergerinne sich vor dem Sinkschacht verengte, verlief von West nach Ost. Warum man den Abwasserkanal nicht stärker eintiefte, ist unbekannt. Vielleicht wollte man sich die umfangreichen Grabarbeiten im instabilen, schottrigen Untergrund ersparen.
Wasserleitung Canabae Nord
Die 1902 von Groller-Mildensee entdeckte Wasserleitung nördlich des Canabae-Campus, die von Südwesten kommend in Richtung Legionslager verlief, stellt einen dritten, durch Grabungen gesicherten Anhaltspunkt für die Wasserversorgung von Legionslager und Canabae dar. 50 bis 60 m von der südwestlichen Lagermauer entfernt befand sich ein trogförmiger Einbau in der Leitung, dessen Funktion nicht völlig geklärt ist. Wahrscheinlich war es ein kleines Verteilerbecken, von dem vier Leitungsstränge abgingen. Vermutlich diente das Becken als Einlauf für eine Druckleitungsstrecke, die die Lagergräben überwand und zumindest die Gebäude im Nahbereich, wie das Lagerhospital, mit Frischwasser versorgte. Der Hauptwasserversorgung des Lagers diente diese Leitung aber wohl nicht. Die Fortsetzung der Leitung, die denselben Querschnitt wie die Strecke vor dem Trog aufwies, nahm offenbar den Überlauf auf und leitete ihn weiter nach Norden, eventuell in Richtung Westtor oder zur Villa des Statthalters. Die Auswertung von Luftbildern ergab eine Verbindung zwischen dem Kreuzungsbauwerk beim Reiterlager und der Groller’schen Wasserleitung. Zwischen zwei Stichstraßen, die zur Gräberstraße und der Limesstraße führten, zog sich eine markante lineare Feuchtigkeitsmarke hin, die direkt in die Groller’sche Leitung beim Forum einmündet. Dabei dürfte es sich um den noch fehlenden Abschnitt dieser Wasserleitung gehandelt haben.
Aquädukt am Pfaffenberg
Josef Dell entdeckte eine dritte Leitung am Nordabhang des Pfaffenberges, die jedoch in Richtung Hainburg führte. Erste konkrete Anhaltspunkte für eine weitere Wasserleitung am Westhang des Pfaffenbergs lieferten Luftaufnahmen. Auf ihnen war zu erkennen, dass quer über die Flur Weingartfeld zahlreiche linear angeordnete, rund 200 m lange Trockenmarken verliefen. Es handelte es sich dabei aber nicht um durchlaufende, sondern nur um punktförmige Bewuchsmerkmale, möglicherweise standen dort die Stützpfeiler eines römischen Aquädukts. Die Quelle dieser Wasserleitung dürfte sich an den westlichen Abhängen bzw. am Hangfuß des Pfaffenbergs befunden haben, vielleicht in der Nähe des Hundsheimer Wasserwerks. Sie versorgte vermutlich die Thermen in der südöstlichen Canabae.[88]
Bevölkerung
Die Kenntnisse über die boische und germanische Besiedlung wurden durch die Ergebnisse jüngster Notgrabungen im Zuge der Errichtung von wichtigen Straßenverbindungen (frühgermanische Funde an der neuen Autobahntrasse „Spange Kittsee“ als Verbindung zwischen der A 4-Ostautobahn und der Anbindung an Bratislava) in die Slowakei erweitert. Die keltisch-illyrische Mischbevölkerung Carnuntums scheint nach ihrer vollständigen Eingliederung ihrer Heimat in das Römische Reich offensichtlich weitere gewaltsame Auseinandersetzungen mit den römischen Besatzungstruppen vermieden zu haben. Die Einheimischen passten sich wohl sehr bald an die Vorzüge der römischen Zivilisation und auch an die lateinische Sprache als verbindendes Glied zwischen den Volksgruppen an. Die allmähliche Verschmelzung lokaler Traditionen mit römischen Kulturelementen zeigt sich an vielen Steindenkmälern aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. Grabsteine wurden zwar nach römischem Vorbild angefertigt, wiesen aber auch eindeutig noch keltische Elemente auf. Ein gutes Beispiel dafür ist der Grabstein eines gewissen Atpomarus. Der Verstorbene gehörte nach seinem Namen, ebenso wie sein Vater und sein Bruder, eindeutig der einheimischen keltischen Bevölkerungsgruppe an. Die Spuren der vorrömischen Bevölkerung im Raum östlich von Wien konnten auch noch lange nach der römischen Eroberung in einem ziemlich großen Gebiet, das sich vom nördlichen Burgenland über das Leithagebirge bis in das Wiener Becken und in die Gegend von Győr (Arrabona) erstreckt, verfolgt werden. Besonders in Carnuntum selbst befanden sich viele archäologische Zeugnisse für das Weiterbestehen der einheimischen Traditionen auch noch lange nach der römischen Eroberung. Erst im Lauf der Jahrhunderte kam es auch dort zu einer vollständigen Assimilierung und Verschmelzung der verschiedenen Bevölkerungselemente (einheimische Bevölkerung, Soldaten, Händler aus Italien und aus anderen Teilen des Imperiums, Germanen), die schließlich im neuen Volk der Romanen aufgingen.
Wirtschaft
Die enorme und rasche Entwicklung Carnuntums hing vor allem mit den günstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in dieser Region zusammen. Plinius schrieb: „… das pannonische Carnuntum …[,das] nur ungefähr 900 Kilometer von der Küste jenes Teiles von Germanien entfernt liegt, von wo der Bernstein eingeführt wird …“. Die Kontrolle dieser wichtigsten europäischen Nord-Südverbindung der damaligen Zeit, verbunden mit der Überwachung des bedeutenden Handelsweges entlang der Donau, erklärt den Aufstieg Carnuntums zur Wirtschaftsmetropole des mittleren Donaulimes und zum bevorzugten Ausgangspunkt und Umschlagplatz des Handels mit den nördlichen Völkern. Importiert wurden unter anderem Tiere und Tierprodukte sowie der in der römischen Kaiserzeit sehr begehrte (baltische) Bernstein. Im Zuge der Stadtentwicklung kam es auch zu einer Differenzierung des Handwerks und Gewerbes. Die meisten Produkte wurden von Kleinbetrieben erzeugt. Der Großteil der Handwerker waren liberti (Freigelassene). Sie erreichten durch ihren wirtschaftlichen Erfolg einen raschen sozialen Aufstieg. Oft gehörten die Handwerker und Gewerbetreibenden zunftähnlichen Berufsvereinigungen, sogenannten collegii, an. Werkstätten wie Schmieden, Glashütten, Ziegeleien und Töpfereien waren üblicherweise wegen der akuten Brandgefahr immer außerhalb der städtischen Wohnbereiche angesiedelt. Ein Teil des Händlerviertels der Zivilstadt, es handelte sich dabei hauptsächlich um Reste von Wohnhäusern und Werkstätten, konnte im Spaziergarten des Schlosses freigelegt werden. Ein besonders wichtiger Geschäftszweig war die Töpferei in Carnuntum. Anfangs noch von den dort stationierten Legionen und Hilfstruppen ausgeübt, wurde sie ab dem 2. Jahrhundert zu einer der wichtigsten Erwerbsquellen für die lokale Zivilbevölkerung. Hauptsächlich wurden italische Gefäßformen mit durchschnittlicher Qualität nachgeahmt und Imitationen von Terra-sigillata hergestellt. Aber auch Baumaterial wie Dachziegel wurde vor Ort produziert.[89]
Kult und Religion

Die wichtigste religiöse Pflicht der Bürger und Soldaten war die Teilnahme an den Kulthandlungen der römischen Staatsreligion, weil damit auch die Loyalität zum regierenden Kaiserhaus zum Ausdruck gebracht werden sollte. Die Legionäre brachten von ihren Feldzügen aber auch andere Kulte und Religionen nach Carnuntum mit, die archäologisch nachgewiesen werden konnten. Typisch für den Militärstandort Carnuntum genoss besonders der orientalische Gott Mithras große Verehrung, wie drei nachgewiesene Kultstätten (Mithräen) belegen. Daneben gab es auch Funde von syrischen und ägyptischen Gottheiten. Der Durchbruch für die sukzessive Ausbreitung des Christentums war die Mailänder Vereinbarung von 313. Durch sie avancierte das Christentum wie alle anderen Religionen des Imperiums zu einer religio licita. Man musste seinen Glauben ab diesem Zeitpunkt nicht mehr verbergen. Zwar fehlen in Carnuntum eindeutige Hinweise auf Kirchenbauten, die auf die Existenz einer christlichen Gemeinde in der Stadt schließen lassen, doch bezeugen zumindest einige Gebrauchsgegenstände des Alltags mit eindeutig christlichem Symbolschmuck auch dort eine schrittweise Durchdringung der antiken Kultur mit christlichen Ideen und Inhalten.
Tempel und heilige Bezirke
Am Ostrand der Canabae befanden sich in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander drei heilige Bezirke mit einem Heiligtum für Liber, Libera, Venus victrix, Mercurius und Kybele (magna mater) mit einem kleinen, nach Osten offenen Podiumstempel (9,60 × 6,60 Meter); in einem Hof mit zwei Hallenbauten (21 × 24 Meter) standen ein Tempel des Jupiter Heliopolitanus und ein Zeremonialgebäude für die Kultgemeinschaft mit Speiseraum und Bad. Ein frühchristliches Baudenkmal, ein Baptisterium, könnte sich im Südtor des Amphitheaters II befunden haben. Südlich des Amphitheaters II wird auch eine frühchristliche Kirche vermutet, die man auf Luftbildern zu erkennen glaubte. Im westlichen Vorfeld der Stadtmauer wurde 2012 ein kleiner rechteckiger Tempelbau mit Umfassungsmauer freigelegt, ein schon von Herma Stiglitz in den 1980er Jahren entdecktes Heiligtum. Nördlich davon befand sich eine weitere, gemauerte Einfriedung, vielleicht ein Grabbau. In der Nähe des Schlosses befanden das Mithräum II und III. Im innerstädtischen Bereich liegen bis dato keine gesicherten Befunde zu öffentlichen Tempelanlagen vor. Ein nach Osten orientierter Podiumstempel stand an der Südseite des Forums. Außerdem sind kleine, in die Wohnviertel integrierte Heiligtümer für Silvanus und verschiedene orientalische Gottheiten bekannt, die hauptsächlich den Anwohnern des jeweiligen Stadtviertels als Kultstätten dienten. Meist waren diese in Vereinshäuser integriert. Ihre Form reicht von einfachen Einraumbauten bis zu Gebäudekomplexen mit Antentempel, Versammlungssaal mit Liegepodien und mehreren Nebengebäuden in einem Hof- oder Gartenareal wie im Fall eines Dolichenusheiligtums.[90]
Heiligtum des Jupiter Heliopolitanus
In der Südostecke der Canabae lag ein Tempelkomplex von ungefähr 400 m², der nach einer bereits 1872 bei Grabungen gefundenen Altarinschrift von dem Legionstribunen Cornelius Vitalis im 3. Jahrhundert zu Ehren des Jupiter Optimus Maximus Heliopolitanus errichtet worden war. Das mehrphasige Heiligtum war mit einer Fläche von 90 × 110 Metern einer der größten bekannten Baukomplexe in den Canabae. Im Osten des Hofes befand sich der Zentraltempel, der mindestens einmal mit geändertem Standort neu errichtet worden war. Der ältere, 9,50 × 4,80 Meter große Tempel A könnte nach den Resten der Fassadenverkleidung als Rechteckbau mit Pilasterfront zur Zeit des Hadrian errichtet worden sein, der jüngere, um 200 entstandene Podiumstempel (Tempel B) bestand aus einer Cella und einer Vorhalle (pronaeus). Im Westen schlossen sich weitläufige Hallen an eine Therme (19,5 × 20,5 Meter) an, hinter denen über einen gemeinsamen Vorraum zwei Säle mit Liegepodien betreten werden konnten. Der kleinere Saal (10 × 15 Meter) war mit einer Hypokaustheizung ausgestattet. Die Podien verliefen nur entlang der Längswände. An der dem Eingang gegenüberliegenden Seite befand sich ein Fundament für ein Kultbild. Bei dem größeren Saal (13 × 25 Meter) liefen die Podien an drei Seiten der Wand entlang, an der vierten befand sich ein Fundamentblock für einen Altar oder ein Kultbild. Zwei in die vorgelagerten Hallen eingebaute kleine Räume dienten wohl als Küche oder Depoträume für das bei den gemeinsamen Kultmahlzeiten benötigte Gerät und Geschirr. Ein für Wohnzwecke geeigneter, vielleicht Priestern oder Gläubigen dienender Trakt konnte bisher nicht vollständig ergraben werden. Alle vier im Kultbezirk geborgenen Inschriften, zwei Altäre und zwei Votivplättchen, beziehen sich nur auf Jupiter Heliopolitanus. Umso schwieriger ist es, die Funktion der beiden Kultsäle und von welcher Religionsgemeinschaft sie genutzt wurden, näher einzugrenzen .[91]
Mithräen

Mithraeum I
Der Kultbau befand sich zwischen Bad Deutsch-Altenburg und Petronell, in der Nähe des Steinbruchs (Am Stein) am Nordhang des Pfaffenbergs. Er wurde im Jahr 1852 von Eduard von Sacken beschrieben. Nach seinem nicht sehr detailreichen Bericht soll das Mithräum einen halbkreisförmigen Grundriss gehabt haben. In den Bau einbezogene Felsen gaben dem Heiligtum das Aussehen einer Grotte. Wahrscheinlich war bei seiner Aufdeckung nur mehr die halbrunde Apsis des Bauwerks erhalten. Im Norden der Apsis wurde noch ein Rest der Stuckatur gefunden, der mit horizontalen gelb-roten Linien verziert war. Auch ein Teil der Eingangswand konnte untersucht werden. Fast alle Funde aus dem Mithräum I werden im Kunsthistorischen Museum in Wien aufbewahrt.
Mithraeum II
Das Heiligtum wurde auf der Pfaffenbrunnwiese entdeckt. Es stand unmittelbar neben einem Tempel des Jupiter Dolichenus. Seine Vorhalle (pronaos oder vestibulum) war 2 Meter breit. Der Kultraum (cella) hatte eine Länge von 12,50 und eine Breite von 7,50 Metern. An beiden Seiten befanden sich 1,25 Meter lange Sitzbänke für die Kultgemeinde. Sie waren einen halben Meter vom Eingang aufgestellt und reichten bis zur Rückwand des Hauptraumes. In einer Kultnische (Tiefe 1 Meter) wurde die Basis eines Altars gefunden. Vom hölzernen Deckengewölbe waren nur einige Fragmente der Stuckdecke erhalten.
Mithraeum III
Das insgesamt 3914 Meter große Heiligtum befand sich im westlichen Teil von Petronell, auf einem Bauernhof in der Nähe der Flur Hintausried, Lange Gasse Nr. 80. Dieses, vermutlich im späten 2. Jahrhundert entstandene Heiligtum zählte zu den größten Sakralbauten in Carnuntum. Das von Osten nach Westen orientierte Bauwerk mit langrechteckigem Grundriss bestand im Wesentlichen aus einer Vorhalle mit einer Art Quergang, dem Kultraum und dem Allerheiligsten, die alle von einer mit Balken abgestützten Holzkonstruktion überwölbt waren. Der sich leicht neigende Fußboden bestand aus Stampflehm. Die Wände und das Gewölbe des Mithräums waren wahrscheinlich schwarz-rot bemalt, Gewölbe und Dach bestanden aus Holz. Der höhlenartig gestaltete Kultraum, dessen Stuckdecke vermutlich mit einem Sternenhimmel bemalt war, sollte das Universum versinnbildlichen. Das große Kultrelief der Mithrashöhle im Eingangsbereich des Museums Carnuntinum, das den Gott bei der Tötung des Stiers darstellt, stammt aus diesem Heiligtum.
Die 8,50 × 8,50 Meter große Vorhalle im Osten lag ca. 1,40 Meter höher als der Kultraum. Ihr schloss sich ein 8,50 × 3,50 Meter großer Quergang an, durch den man, wahrscheinlich über eine Treppe, durch einen weiteren, ungewöhnlich großen Vorraum den eigentlichen Kultraum betrat. Der Vorraum war wahrscheinlich der ursprüngliche Aufstellungsort des von den Teilnehmern der Kaiserkonferenz von Carnuntum gestifteten Mithrasaltars, der anlässlich der Wiederherstellung dieses Tempels in Auftrag gegeben worden war.
Der Quergang war vom 24,50 × 9 Meter messenden Kultraum durch zwei kleine Mauerwangen getrennt. Der Kultraum wurde durch einen 4,00 bis 4,50 Meter breiten Gang geteilt, an dessen Seiten sich jeweils 0,60 × 1,50 bis 1,85 × 15,00 Meter messende Speisebänke aus Mauerwerk (Bruchstein mit horizontalen Ziegelbändern) befanden. Am östlichen Ende des Mittelganges stand die Skulptur eines Löwen, der zwischen seinen Pranken einen Rinderkopf hielt. Daneben stand eine steinerne Muschel, die wohl Weihwasser enthielt. An den nach innen vorspringenden Bankmauern waren zwei Steinbasen platziert, auf denen vielleicht die Reliefs der Dadophoren (Fackelträger) Cautes und Cautopates gestanden hatten. Sie schmückten die Eingangspfeiler des Mittelganges. Ihre verstreuten Fragmente befanden sich überall im Mittelkorridor.
An der südlichen Bankwand wurden zwei Bauinschriften geborgen, die von der Wiederherstellung der Speisepodien berichten. Die gemauerte Basis für das Kultrelief war an der westlichen Rückwand des Kultraumes aufgestellt. Dort fanden die Ausgräber die Trümmer des großen , qualitätvoll hergestellten Kultreliefs der Stiertötung aus dem 2. Jahrhundert und einen Jahreszeitenaltar. Ein weiteres, 76 Zentimeter großes Kultbild zeigte die Felsgeburt des Mithras. Das ursprünglich 3,60 × 2,40 Meter große Relief war bemalt und bestand aus vier, 40 bis 50 Zentimeter dicken Sandsteinplatten, die in St. Margarethen im Burgenland gebrochen worden waren. Im oberen Teil war die Stiftungsinschrift eingemeißelt, die besagte, dass ein gewisser Titus Flavius Viator das Kultbild in Auftrag gegeben hatte. Davor stand auf einem Sockel der kunstvoll gearbeitete, ca. 30 cm hohe Hauptaltar mit aufwendigem Figurenschmuck. Sein Figurenensemble stellte die Windgötter und die vier Jahreszeiten dar. Der Altar wurde laut Inschrift von Magnius Heracla gestiftet. Der Fundlage nach zu schließen wurden die Kultfiguren des Mithräums gewaltsam zerstört.
Die Funde aus dem Mithräum werden im Museum Carnuntinum aufbewahrt.[92]
Tempelbezirk auf dem Pfaffenberg
Der einst 500 m lange und 330 m hohe Kalksteinrücken des Pfaffenbergs liegt im Osten Carnuntums und zählt zum Massiv der Hundsheimer Berge. Vermutlich bezeichneten die Römer dieses Gebirge als mons Karnuntinus. Von dort aus hatte man eine gute Sicht bis weit in das Barbaricum im Nordwesten, nach Vindobona im Westen, zum Neusiedler See und in das Alpenvorland im Südwesten. Als weithin sichtbare Geländeerhebung war er wie geschaffen für den Tempelbezirk, der der Verehrung der kapitolinischen Trias, (Jupiter Optimus Maximus Karnuntinus) und der vergöttlichten Kaiser diente. Möglicherweise spielte der Berg als "sacer mons Karnuntinus" auch bei der Standortwahl Carnuntums eine wichtige Rolle, da laut dem Architekten Vitruv der Platz für die obersten Staatsgötter möglichst an der höchstgelegenen Punkt der Stadt errichtet werden sollte.[93] Die frühesten Baufunde stammen erst aus der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts. Der Platz wurde also offensichtlich nicht (wie vielfach angenommen) schon vorher von den Kelten genutzt. Unter der Aufsicht der inschriftlich mehrfach belegten Priester vom Berge (magistri montis) fand dort über mehrere Jahrhunderte eine rege römische Kult- und Bautätigkeit statt. Sie bestand aus einem Kollegium von vier Personen denen die Verwaltung und Pflege der Tempel, sowie die Organisation der Kulthandlungen anvertraut war. Im späteren 2. und 3. Jahrhundert scheinen auch Decurionen des Munizipiums bzw. der Colonia als Priester auf. Die Kultgemeinschaft, die consistentes Carnuntni intra leugam, rekrutierte sich aus den Bewohnern der Lagerstadt.[94]
Die Bauten des heiligen Bezirkes setzten sich aus einer Reihe von kleineren Tempeln, einem Versammlungsgebäude, zahlreichen Säulendenkmälern, Weihaltären und einem kleinen Theater für kultische Spiele zusammen. Die Tempel und Säulenmonumente mit den darauf befindlichen Statuen waren wohl auch noch vom angrenzenden Barbaricum aus sichtbar. Besonders die epigraphischen Hinterlassenschaften vom Pfaffenberg sind sehr umfangreich. Auch die Skulpturenausstattung, bestehend aus Kaiser- und Götterstatuen, waren zahlreich und qualitativ hochwertig. Die ältesten Weiheinschriften reichen bis in die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. zurück. In der Zeit der Tetrarchie erlebte dieses Heiligtum noch einmal einen Aufschwung, der sich in einer Reihe von Weihedenkmälern manifestierte. Die letzte Weihung für Jupiter Optimus Maximus stammt aus dem Jahr 313. In diesem Jahr kam es zur Mailänder Vereinbarung zwischen den Kaisern Konstantin I. und Licinius, die das Christentum den anderen im Reich anerkannten Religionen gleichstellte. In der Zeit danach dürften die offiziellen Kulthandlungen für die alten Götter endgültig ausgesetzt worden sein. Die Inschriften dieses Gottes sind auf dem Pfaffenberg mit dem Epitheton „K“ versehen, das mittlerweile in der Forschung einstimmig als für K[arnuntinus] stehend angesehen wird. Auffällig ist auch die mehrfache Nennung des „III IDVS IVNIAS“. Es handelte sich vermutlich um einen speziellen Feiertag, der an die Weihung des ersten römischen Kapitols der Provinz Pannonien in Savaria (Szombathely) erinnern sollte. Die Statuen wurden wohl in der Spätantike zum Teil gewaltsam zerstört, die Kultbauten danach aufgegeben. Sie verfielen im Laufe der folgenden Jahrhunderte. Die zahlreichen Weihealtäre wurden an Ort und Stelle zu Spolien verarbeitet und als Baumaterial abtransportiert. Die letzten Überreste des Tempelbezirks wurden ab den späten 1970er-Jahren durch Steinbrucharbeiten restlos zerstört. Die wichtigsten Artefakte konnten im Laufe einer mehrjährigen Evakuierungsaktion aber noch von den Archäologen geborgen oder dokumentiert werden.[95]
Die antike Bebauung des Bergplateaus wurde bei den Grabungen vollständig aufgedeckt. Nach Lage, Funktion und Form der Befunde konnte folgende Typologie aufgestellt werden:
- Eingangstor zum Heiligtum
- Tempelbauten des Jupiter
- Kaiseraltar (ara Augustorum)
- Jupiter- und Kaisersäulen
- Weihealtäre und Kapellen
- Priester- oder Versammlungshaus der magistri montes[96]
Heilige Straße
Der Tempelbezirk war höchstwahrscheinlich über einen Prozessionsweg (via sacra Carnuntina) zu erreichen, der von der Lagerstadt ausging und über den Kirchenberg auf den sanft ansteigenden Nordhang des Pfaffenberges führte. An der heiligen Straße befand sich wahrscheinlich auch das Mithräum I.[97]
Eingangstor
Die Toranlage (Propylon) befand sich im Nordwesten des Gipfelplateaus, etwa 30 Meter vom Zentrum des Tempelbezirkes entfernt. Es wurde 1898 von Groller-Mildensee freigelegt und sein Grundriss dokumentiert. Das aus der Zeit zwischen 128 und 138 stammende Tor bestand aus zwei parallel zueinander laufenden, 45 Zentimeter breiten und 15 Meter langen Mauern. Die Mauern bildeten einen 3,80 Meter breiten Zugang, dessen Frontseite durch zwei Pilaster dekoriert waren. 1912 wurde auf dem Pfaffenberg seine Bauinschrift entdeckt, die von der Errichtung des Tores durch den Jugendbund des Jupiter Dolichenus Kultes (iuventus colens Iovem Dolichenum) berichtet.[A 17] 1970 wurde es durch die Steinbrucharbeiten restlos zerstört.[98]
Tempel I
Als erstes Gebäude auf dem Pfaffenberg ist ein Jupitertempel belegt. Er wurde laut einer Inschrift eines ganz in der Nähe des Tempels aufgefundenen Architravs von Lucius Aelius Caesar, dem Adoptivsohn des Hadrian, eingeweiht, der sich 137 einige Zeit in der Pannonia superior aufhielt. Das 9,16 × 5,32 m große Bauwerk war von Norden nach Süden ausgerichtet und mit einer Cella und einer Säulenfront (Portikus) ausgestattet. Im Allerheiligsten stand eine bemalte Statue des thronenden Jupiters.[99]
Tempel III
Dieser von Osten nach Westen orientierte, 5,91 × 4,73 m große Antentempel aus Leithakalkstein war ebenfalls dem Jupiter geweiht, wie Fragmente einer Marmorstatue beweisen, die darin aufgestellt war. Seine Fundamente wurden bei den Grabungen vollständig freigelegt. An der Gebäudefront standen zwei Säulen mit korinthischen Kapitellen, hinter der Vorhalle lag die Cella mit dem Allerheiligsten. Der Tempel dürfte in der Zeit des Antoninus Pius (138–161) oder Marc Aurel (161–180) errichtet worden sein.[100]
Gebäude E
Der sogenannte Bau E lag westlich der Tempel I und III an der Peripherie des heiligen Bezirkes, direkt am Eingangstor. Das langrechteckige, 15,52 × 5,10 Meter große, auf einem stufenförmigen Fundament stehende Gebäude war von Westen nach Osten ausgerichtet. Er wurde 1898 von Groller-Mildensee freigelegt, der es für einen Tempel hielt. Das Gebäude bestand im Westen aus einem ummauerten Vorplatz, zwei stufenförmigen abgetreppten Fundamentblöcken im Zentrum und einem Treppenaufgang im Süden, der zum Mittelteil führte. Der Mittelteil bestand aus einem hochfesten Gussmörtel, der sogar den Baumaschinen des Steinbruchs standhielt.[101]
Kaiseraltar bzw. Kaiser- und Jupitersäulen
Südlich des Gebäudes E stieß man auf drei annähernd rechteckige Fundamente, die ca. 5 Meter voneinander entfernt waren. Wahrscheinlich waren auf ihnen Weihealtäre aufgestellt. Dort lagen auch zahlreiche Fragmente von teilweise überlebensgroßen Statuen, Säulen und eines Porträtkopfes von Marc Aurel. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um einen Altar für den Kaiserkult (ara Augustorum). Die Anlage war von zwei Säulenmonumenten flankiert. Eine der beiden trug eine Statue des Marc Aurel, die andere entweder die seines Sohnes und Nachfolgers Commodus oder des thronenden Jupiters. Östlich des Kaiseraltars hatten weitere Säulenmonumente gestanden, von denen aber nur noch die Gussmörtelfundamente vorhanden waren. Die Säulen auf quadratischen Basen hatten überwiegend Statuen des Jupiter getragen. An ihren Seiten waren Reliefs mit Darstellungen römischer Götter wie Jupiter, Juno, Mars, Victoria und Herkules angebracht.[102]
Weihealtäre und Kapellen
Vermutlich waren auf dem Pfaffenberg bis zu 350 Weihealtäre aufgestellt. Sie und einige Kapellen befanden sich auf dem großen Tempelvorplatz, der sich südlich und westlich der oben erwähnten Kultbauten ausbreitete und den größten Teil des Bergplateaus einnahm. Dort konnten 20 kleinere Postamente beobachtet werden, auf denen solche Altäre aufgestellt waren. Hunderte Fragmente ihrer Inschriften konnten die Archäologen während der Evakuierungsarbeiten bergen. Die Weihealtäre lassen sich in fünf Verarbeitungstypen einteilen. Die Jupiter geweihten Exemplare waren wegen der langen Titulatur bis zu 1,80 Meter hoch. Ihre Stifter waren meist Soldaten oder die Bewohner der Lagerstadt.[103]
Amtsgebäude der magistri montis
Das als Gebäude A bezeichnete Amtsgebäude des Priesterkollegiums stand am nordöstlichen Rand des Tempelbezirkes. Groller-Mildensee identifizierte es fälschlicherweise als Wachturm. Im Zuge der Evakuierungsmaßnahmen wurde es vollständig freigelegt und dabei anhand der zahlreichen Inschriftenfunde seine wahre Funktion erkannt. Es hatte einen leicht verzogenen, 8,85 × 7,50 m großen quadratischen Grundriss. Das aufgehende, 50 Zentimeter starke Mauerwerk (teilweise noch über einem Meter hoch erhalten) stand auf einem 60 Zentimeter breiten und 50 Zentimeter hohen Bruchsteinfundament. Die Steine der Wände waren in Ähren- oder Fischgrättechnik aufeinandergeschichtet worden. Im Mauerwerk befanden sich auch zahlreiche Spolien. Die Räume waren innen verputzt, die Außenmauern offensichtlich nicht. Jedem der Priester war ein eigener Raum für seine Aufgaben zugewiesen worden. In der Gliederung des Hauses und der Einteilung der Räume spiegelt sich auch die Organisationsstruktur des Priesterkollegiums wieder. Das Gebäude wurde wahrscheinlich erst im 3. Jahrhundert gebaut, Spuren von Vorgängerbauten konnten nicht gefunden werden.[104]
Standbilder
Die Skulpturen vom Pfaffenberg wurden größtenteils bei den Grabungen in den Jahren 1970 bis 1985 geborgen. Sie wurden durch einige Fundstücke aus älteren Schürfungen ergänzt. Die Sammlung besteht aus rund 40 Bildwerken unterschiedlicher Größe und Qualität. Mit Ausnahme einer Marmorstatue waren sie aus lokalem Kalksandstein geschlagen worden. Darunter befinden sich mindestens 11 Sitzstatuen des thronenden Jupiters, die als Kultstatuen oder Weihegaben aufgestellt worden waren. Einige dieser teils überlebensgroßen Jupiterdarstellungen enthielten historisch interessante Details, was die besondere Bedeutung des Heiligtums auf dem Pfaffenberg noch unterstreicht. Aber auch Statuen anderer Gottheiten, wie beispielsweise der Juno, Minerva oder Victoria waren im Tempelbezirk aufgestellt. Zu den Skulpturfunden gehörten auch ein heute verschollener Kopf des Kaisers Marc Aurel, eine Geniusstatuette und einige wenige Fragmente von Bildwerken orientalischer Götter.[105]
Heidentor
Knapp 900 Meter südlich der Zivilstadt sind auf einem Schaugelände die markanten Überreste des sogenannten Heidentors zu sehen, heute das Wahrzeichen der archäologischen Region Carnuntum und Symbol für das römische Österreich. Der in der Forschung lang umstrittene Zweck des einstigen Vierbogenbaues (Quadrifrons) ist heute geklärt. Es konnte bei seiner Generalsanierung Anfang des 21. Jahrhunderts nachgewiesen werden, dass das Tor in der Regierungszeit von Constantius II. als Triumphmonument zur Verherrlichung seiner Siege in Abwehrkämpfen gegen germanische Invasoren errichtet wurde.
Gräberfelder
Für Carnuntum sind mehrere größere Gräberfelder bekannt:
- das Gräberfeld Zivilstadt-Süd zwischen dem Amphitheater II und der Rundkapelle,
- das Gräberfeld Zivilstadt-Ost an der Pfarrkirche von Petronell,
- das Gräberfeld Zivilstadt-West südlich und westlich des Tiergartens und
- die sogenannte Gräberstraße, die zum Legionslager führte (Bestattungen südöstlich der Bahnstation Petronell).[106]
Gräberfeld Zivilstadt-Süd: Es wurde vermutlich vom 1. bis ins 2. Jahrhundert verwendet. Grabsteine von ihm befanden sich auch im Mauerwerk des Amphitheaters II. Die Grabsteine von den anderen Gräberfeldern stammen aus dem 2. bis 3. Jahrhundert n. Chr. bzw. aus der Spätantike.
Gräberfeld Zivilstadt-West: Der Bestattungsplatz war vom 2. bis ins spätere 4. Jahrhundert belegt. Die Verstorbenen wurden in Brandgräbern, Urnen, Sarkophagen und Ziegelkistengräbern beigesetzt. Die meisten Gräber waren entweder schon in der Antike oder in der Neuzeit geplündert worden. Dennoch konnten auch einige ungestörte Bestattungen freigelegt werden. Der bemerkenswerteste Befund ist das Grab einer Frau mit reichen Beigaben. Den Toten wurden unter anderem eine große Glasflasche und eine Münze ins Grab mitgegeben; bekleidet war sie unter anderem mit einem golddurchwirkten Schal. Die Textilie war zwar schon vergangen, die Goldfäden lagen jedoch noch auf dem Boden des Sarkophags. Das Grab eines Kindes aus einer vermögenden Familie enthielt ebenfalls umfangreiche Begaben, eine Lampe, einen Krug, ein gläsernes Balsamar und eine Messerklinge. Zur Abdeckung einer dort vorbeiführenden Wasserleitung dienten Sandsteinplatten, die offensichtlich aus Grabmonumenten des Gräberfeldes entnommen worden waren. Mehrere Inschriftenblöcke lieferten interessante Einblicke in die Demographie Carnuntums. Eine Inschrift nannte die offensichtlich wohlhabenden Familie der Judaei, die wohl aus dem Osten, aus der Provinz Palästina oder Judäa stammte. Ein weiterer Steinblock stammte aus dem Grabmonument des Lucius Varius Verecundus, eines Veteranen der Legio XV. Er erreichte das auch heute noch bemerkenswerte Alter von 108 Jahren. Seine mit ihm bestattete Frau Varia starb im Alter von 80 Jahren.[107]
Limesverlauf von Carnuntum bis Kleinkastell Stopfenreuth
ON/Name | Beschreibung/Zustand | Abbildung |
---|---|---|
Wachtürme in der Canabae | 350 bis 400 Meter vom Osttor des Legionslagers lagen unter Wohnhäusern der Canabae u.a. auch die Reste von zwei rechteckigen steinernen Turmbauten. Ihr Gussmauerwerk hatte eine Breite von 1 Meter. Da die Talsenke des Altenburger Baches die Sicht vom Legionslager aus behinderte, sollten diese Türme vermutlich von dieser Seite aus den Zugang zum Lager sichern. Im Zuge der späteren Ausbreitung der Canabae wurden sie wohl beseitigt.[108] | |
„Mattleturm“ | 600 Meter südwestlich des Westtores, auf der Flur Mattleacker, befand sich ein weiterer, 9 × 9,10 Meter großer quadratischer Wachturm, der die Bernsteinstraße sicherte. Sein Gussmauerwerk war 2,50 bis 2,80 Meter stark. Der Innenraum maß 4,0 × 3,30 Meter. Vermutlich diente er als Signalturm. Die Turmruine war noch bis ins 20. Jahrhundert sichtbar.[109] | |
Wachturm am Pfaffenberg und Kleinkastell „Am Stein“ | Ob sich auch auf dem Plateau des Pfaffenberges ein Wachturm befand, konnte archäologisch nicht bestätigt werden, ist aber auf Grund seiner günstigen Lage sehr wahrscheinlich. Am Abhang des Pfaffenberges (Am Stein), bei der heutigen Pfarrkirche von Bad Deutsch Altenburg, wurde um 1874 angeblich eine Befestigung und eine dreibogige Toranlage mit Inschriften der Legio XIV Antoniniana sowie der Legio X und XIII und eine Bauinschrift aus der Zeit des Caracalla entdeckt. Die Ruine wurde durch die nachfolgenden Steinbrucharbeiten vollständig zerstört. Ob es sich dabei tatsächlich um ein Kleinkastell zur Sicherung einer Donaubrücke gehandelt hat, konnte nicht mehr geklärt werden.[110] | |
Brückenkopf Stopfenreuth | Hauptartikel: Kleinkastell Stopfenreuth
Dieser befestigte Brückenkopf (Kleinkastell?) lag in der Stopfenreuther Au am linken Donauufer, in der Nähe der Mündung des Roßkopfarmes, drei Kilometer von der Nordostecke des Legionslagers entfernt. An dieser Stelle querte die Bernsteinstraße (vermutlich über eine Schiffsbrücke) die Donau. Ob sich die Befestigung in der Antike am nördlichen oder südlichen Ufer des Hauptstromes der Donau befand, ist ungeklärt.[111] |
Archäologiepark Carnuntum



Der Archäologische Park Carnuntum wurde in den späten 1980er-Jahren in Bad Deutsch-Altenburg gegründet. Er umfasst ein rund zehn Quadratkilometer großes Areal in der Umgebung der Ortschaften Petronell und Deutsch-Altenburg in Niederösterreich, auf dem bislang ca. 0,5 Prozent der Bausubstanz der einstigen Römersiedlung Carnuntum ausgegraben sind. Sein Zentrum befindet sich im sogenannten Spaziergarten des Schlosses Petronell. 10 bzw. 20 Gehminuten entfernt liegt das Amphitheater der Zivilstadt und das Wahrzeichen der Region, das Heidentor. Östlich davon, in Deutsch-Altenburg, steht nahe dem ehemaligen Legionslager das zweite, besser erhaltene Amphitheater der Lagerstadt. Zu den Aufgaben des Parks gehört es, die schon ausgegrabenen, aber teilweise schon wieder verfallenen antiken Mauerzüge besser zu konservieren (mit Kalkmörtel anstatt wie bisher mit Zenmentmörtel) und so auch noch der Nachwelt zu erhalten. Weiters sollen von dort aus Notgrabungen organisiert und vor allem die römischen Artefakte von dem durch Steinbrucharbeiten stetig weiter abgetragenen Pfaffenberg sichergestellt werden. Weitere Grabungen gestalten sich nicht nur aus finanziellen, sondern auch aus juristischen Gründen bei der Ablösung des in Privatbesitz befindlichen Ackerlands als schwierig. Man setzte daher seit den 1970er-Jahren auf Qualität und Anschaulichkeit anstatt auf Quantität. Diese Maßnahmen bzw. begleitende Veranstaltungen trugen wesentlich zum Verständnis der antiken Kultur und Technologie und in weiterer Folge auch zu einer Revitalisierung der Region bei.[112]
Die noch sichtbaren Reste der römischen Stadt sind zum größten Teil im Spaziergarten zu sehen. Im Sinne des noch relativ jungen Forschungszweiges der experimentellen Archäologie wird die antike Lebenswelt für das Publikum einerseits durch Veranstaltungen wie Reiter- oder Gladiatorenspiele und andererseits durch die weltweit bisher einzigartigen Wiederaufbautechnik von antiken Gebäuden und die durchgehend wissenschaftlich belegte Gestaltung von Innenräumen und Vorgärten in einem Freilichtmuseum erlebbar gemacht. Im Zeitraum von 2006 bis 2011 wurde das Gelände für die Niederösterreichische Landesausstellung völlig neu gestaltet. Dabei wurde auch ein modernes Informations- und Ausstellungsgebäude mit einem maßstabgetreuen Flächenmodell der Kastelle und der Stadt errichtet. Die wichtigsten Gebäude eines Stadtteils (insula), bestehend aus mehreren Straßen, zwei Häusern und einer Badeanstalt, wurden auf den freigelegten Fundamenten mit Hilfe fachübergreifender wissenschaftlicher Erkenntnisse und historischer Quellen rekonstruiert und samt der Inneneinrichtung bis ins Detail teilweise neu aufgebaut, sodass der Besucher einen nahezu unverfälschten Eindruck vom Alltagsleben in den ersten fünf Jahrzehnten des 4. Jahrhunderts n. Chr. bekommt. Vorrangiges Ziel war, das Aufzeigen und die Beschreibung unterschiedlicher Arbeitsmethoden in virtueller Rekonstruktion sowie das Studium der Möglichkeiten korrekter Interpretation archäologischer Befunde. Bis zu 120 Personen wurden für Grabungen, Bauarbeiten, den Betrieb des Freilichtmuseums und die Betreuung der zuletzt 250.000 Besucher pro Jahr eingesetzt. Das Stadtviertel kann auch virtuell begangen werden.
Als Vorlage für die bisherigen baulichen Rekonstruktionen wurde das vierte Jahrhundert, die sogenannte Bauperiode fünf, gewählt. Fertiggestellt wurden dabei insgesamt vier Gebäudekomplexe:
- das Haus des Tuchhändlers Lucius
- das Patrizierhaus Villa Urbana (2007 bis 2008)
- die benachbarte kleine Therme (2009 bis 2011)
- Domus Quarta (Speisezimmer 2013 teilrekonstruiert)
Die Rekonstruktionen sind keine fiktiven Kulissen oder museale Objekte, sondern bewohnbare Häuser. Alle Grundrisse und Ausstattungsdetails sowie die Straßenniveaus des Stadtviertels sind einer einzigen Zeitepoche zuzuordnen. Der Aufbau der rekonstruierten Gebäude erfolgte nicht mit moderner Bautechnik, sondern mit nachgebauten römischen Kellen, Meißeln und Hämmern. Für den Mörtel verwendete man wie zur Römerzeit Flusssand und Kalk, für die Dachkonstruktionen wurden möglichst alte, noch mit der Axt behauene Balken aus Abbruchhäusern und Scheunen der Umgebung verwendet. Diese experimentelle Archäologie ist zwar kostenintensiv, liefert aber wertvolle Aufschlüsse über antike Handwerkstechniken, Bauzeiten und Baukosten. Auch die für die Römer typischen Fußbodenheizungen (Hypocaustum) wurden nachgebaut, die in der Therme wird von April bis November auch beheizt.
Im Jahr 2006 fanden anlässlich des 2000-jährigen Bestehens der römischen Siedlung zahlreiche Veranstaltungen (Schaukämpfe, Schaukochen usw.) statt. Im Jahr 2013 wurde der Park von der Europäischen Union neben dem Weihnachtslied Stille Nacht, heilige Nacht für das Europäisches Kulturerbe-Siegel für die Vorauswahl nominiert.[113] Am 8. April 2014 wurde dem Park das Siegel zuerkannt.[114]
Denkmalschutz
Die Anlagen sind Bodendenkmäler im Sinne des Österreichischen Denkmalschutzgesetzes. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden ohne Genehmigung des Bundesdenkmalamtes stellen eine strafbare Handlung dar. Zufällige Funde archäologischer Objekte (Keramik, Metall, Knochen etc.), sowie alle in den Boden eingreifenden Maßnahmen sind dem Bundesdenkmalamt (Abteilung für Bodendenkmale) zu melden.
Hinweise
Das Museum Carnuntinum befindet sich in Bad Deutsch-Altenburg. Im von 1901 bis 1904 von Friedrich Ohmann im Stil einer antiken Landhausvilla erbauten Museumsgebäude, dem größten Römermuseum in Österreich, werden die wertvollsten Funde (z. B. Bernsteinbestände) aus den zahlreichen Grabungen der Öffentlichkeit präsentiert. Es wurde im Jahr 1904 von Kaiser Franz Josef I. persönlich eröffnet. Vom Bestand der archäologischen Funde aus Carnuntum kann derzeit lediglich ein Bruchteil im Museum gezeigt werden (etwa 4000 Exemplare). Der Rest wurde in diversen Depots zwischengelagert. Neben dem Museum Carnuntinum sind der Spaziergarten in Petronell (Wohnviertel der Zivilstadt) mit einem Stadtmodell im Maßstab 1:300 neben dem neuen Besucherzentrum, das spätantike Heidentor und die beiden Amphitheater I und II zu besichtigen. Die Grundmauern der großen Therme der Zivilstadt wurden konserviert und sind für Besucher zugänglich. Das im 20. Jahrhundert großteils ausgegrabene Legionslager wurde wieder zugeschüttet, seine Mauern sind nur noch als Geländeerhebung erkennbar. In Petronell befindet sich außerdem das privat geführte Museum des Vereins Auxiliarkastell Carnuntum, in dessen Keller eine Kreuzung der Fernwasserleitung mit dem Abwasserkanal des Kastells konserviert wurde; auch Wechselausstellungen finden dort statt.
Siehe auch
Literatur
- Franz Humer: Carnuntum im Jahr 6 n. Chr. In: Franz Humer (Hrsg.): Carnuntum. Wiedergeborene Stadt der Kaiser (Verlag Philipp von Zabern, Darmstadt 2014) S. 25–29.
- Franz Humer: Eine kurze Geschichte Carnuntums. In: Franz Humer (Hrsg.): Ein römisches Wohnhaus der Spätantike in Carnuntum. Archäologischer Park. Die Ausgrabungen 5, St. Pölten 2009, S. 4–27.
- Franz Humer: Eine Stadt entsteht und entwickelt sich rapide. In: Franz Humer (Hrsg.): Carnuntum. Wiedergeborene Stadt der Kaiser. Verlag Philipp von Zabern, Darmstadt 2014, S. 36–42.
- Franz Humer (Hrsg.): Marc Aurel und Carnuntum. Amt der NÖ Landesregierung – Abteilung Kultur und Wissenschaft, Horn 2004, ISBN 3-85460-217-0 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums NF 450), (Ausstellungskatalog, Archäologisches Museum Carnuntinum, Bad Deutsch-Altenburg, 20. März–15. Dezember 2004).
- Franz Humer (Hrsg.): Legionsadler und Druidenstab. Vom Legionslager zur Donaumetropole. 2 Bände. Amt der NÖ Landesregierung – Abteilung Kultur und Wissenschaft, St. Pölten 2006, ISBN 3-85460-229-4 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums NF 462), (Ausstellungskatalog, Archäologisches Museum Carnuntinum, Bad Deutsch-Altenburg, 21. März 2006–11. November 2007).
- Franz Humer – Gabrielle Kremer – Eduard Pollhammer – Andreas Pülz (Hrsg.), A. D. 313 – Von Carnuntum zum Christentum (Katalog zur Ausstellung im Archäologischen Museum Carnuntinum, Bad Deutsch-Altenburg – März 2013 – Oktober 2016). St. Pölten 2014, ISBN 978-3-85460-284-2.
- Franz Humer: Eine römische Gladiorenschule in Carnuntum. In: Beiträge zum Tag der Niederösterreichischen Landesarchäologie 2012. (Asparn 2012) S. 62–65.
- Werner Jobst: Provinzhauptstadt Carnuntum. Österreichs größte archäologische Landschaft. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1983, ISBN 3-215-04441-2.
- Werner Jobst: Der römische Tempelbezirk auf dem Pfaffenberg. Ausgrabungen – Funde – Forschungen. = The roman temple district of Pfaffenberg, Carnuntum. JobstMedia, Klagenfurt 2006, ISBN 3-9502039-0-7.
- Werner Jobst: Das Heidentor von Carnuntum. Ein spätantikes Triumphalmonument am Donaulimes. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2001, ISBN 3-7001-2973-4.
- Werner Jobst: Das Heiligtum des Jupiter Optimus Maximus auf dem Pfaffenberg/Carnuntum. Band 2, Die rundplastischen Skulpturen. (= Der römische Limes in Österreich. Band: 41/2). Bearbeitet von Gabrielle Kremer. Verlag VÖAW 2004, ISBN 3-7001-3299-9.
- Werner Jobst: Der römische Tempelbezirk auf dem Pfaffenberg im 1. und 2. Jahrhundert n.Chr. In: Legionsadler und Druidenstab. Vom Legionslager zur Donaumetropole. 2 Bände. Amt der NÖ Landesregierung – Abteilung Kultur und Wissenschaft, St. Pölten 2006, ISBN 3-85460-229-4 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums. NF 462), (Ausstellungskatalog, Archäologisches Museum Carnuntinum, Bad Deutsch-Altenburg, 21. März 2006–11. November 2007), S. 253–258.
- Manfred Kandler: 100 Jahre Österreichisches Archäologisches Institut 1898–1998. Forschungen in Carnuntum. Bilddokumentation 100 Jahre Österreichisches Archäologisches Institut 1898–1998. Österreichisches Archäologisches Institut, Wien 1998, ISBN 3-900305-25-0 (Begleitband zur Bilddokumentation, Bad Deutsch-Altenburg, Museum Carnuntinum, 20. Mai–26. Oktober 1998).
- Manfred Kandler: Das Ende des antiken Carnuntum in: Franz Humer (Hrsg.), Carnuntum. Wiedergeborene Stadt der Kaiser (Verlag Philipp von Zabern, Darmstadt 2014) S. 54–59.
- Manfred Kandler: Carnuntum. In: Herwig Friesinger, Friedrich Krinzinger (Hrsg.): Der römische Limes in Österreich. Führer zu archäologischen Denkmälern. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2618-2, S. 258–272.
- Manfred Kandler: Römische Reitereinheiten und ihr Lager in Carnuntum. In: Legionsadler und Druidenstab. Vom Legionslager zur Donaumetropole. 2 Bände. Amt der NÖ Landesregierung – Abteilung Kultur und Wissenschaft, St. Pölten 2006, ISBN 3-85460-229-4 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums. NF 462), (Ausstellungskatalog, Archäologisches Museum Carnuntinum, Bad Deutsch-Altenburg, 21. März 2006–11. November 2007), S. 261–267.
- Manfred Kandler (Hrsg.): Das Auxiliarkastell Carnuntum. Band 1: Herma Stiglitz (Hrsg.): Forschungen 1977–1988. (= Österreichisches Archäologisches Institut Sonderschriften 29). Phoibos-Verlag, Wien 1997, ISBN 3-900305-21-8.
- Manfred Kandler (Hrsg.): Das Auxiliarkastell Carnuntum. Band 2: Manfred Kandler (Hrsg.): Forschungen seit 1989. (= Österreichisches Archäologisches Institut Sonderschriften 30). Phoibos-Verlag, Wien 1997, ISBN 3-900305-22-6.
- Manfred Kandler u. a.: Carnuntum. In: Marjeta Šašel Kos, Peter Scherrer (Hrsg.): The Autonomous Towns of Noricum and Pannonia. = Die autonomen Städte in Noricum und Pannonien. Band 2: Pannonia. Teil 2. (= Situla. 42). Narodni Muzej Slovenija, Ljubljana 2004, ISBN 961-6169-30-0, S. 11–66.
- Christian Gugl: Die Anfänge des Carnuntiner Legionslager. In: Legionsadler und Druidenstab. Vom Legionslager zur Donaumetropole. 2 Bände. Amt der NÖ Landesregierung – Abteilung Kultur und Wissenschaft, St. Pölten 2006, ISBN 3-85460-229-4 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums. NF 462), (Ausstellungskatalog, Archäologisches Museum Carnuntinum, Bad Deutsch-Altenburg, 21. März 2006–11. November 2007), S. 220–227.
- Christian Gugl, Raimund Kastler (Hrsg.): Legionslager Carnuntum – Ausgrabungen 1968–1977. (= Der Römische Limes in Österreich 45). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2007, ISBN 978-3-7001-3726-9.
- Christian Gugl, Michael Doneus: Zur Wasserversorgung der canabae legionis und des Legionslagers von Carnuntum, in Römische Thermen: Forschung und Präsentation. Akten des internationalen Kolloquiums 17.-18. September 2009 in der Kulturfabrik Hainburg, eds Franz Humer & Andreas Konecny, Horn, S. 107–120.
- Christian Gugl: Leugengrenze und juristischer Status von canabae-Siedlungen, S. 413, in: Claus Reinholdt; Wolfgang Wohlmayr Klassische und frühägäische Archäologie : Akten des 13. Österreichischen Archäologentages ; Paris-Lodron-Universität Salzburg, vom 25. bis 27. Februar 2010, Phoibos-Verlag Wien 2012.
- Kurt Genser: Das erste feste Lager in Carnuntum entsteht. In: Franz Humer (Hrsg.): Carnuntum. Wiedergeborene Stadt der Kaiser. Verlag Philipp von Zabern, Darmstadt 2014, S. 29–36.
- Kurt Genser: Der österreichische Donaulimes in der Römerzeit. Ein Forschungsbericht. (= Der Römische Limes in Österreich 33). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, ISBN 3-7001-0783-8, S. 574–684.
- Wolfgang Neubauer, Sirri Seren (2012): Die Entdeckung der Gladiatorenschule in Carnuntum. Acta Carnuntina, S. 4–13.
- Wolfgang Neubauer, Michael Doneus, Immo Trinks, Geert Julien Joanna Verhoeven, A. Hinterleitner, S. Seren, K. Löcker: Long-term Integrated Archaeological Prospection at the Roman Town of Carnuntum/Austria. In: Paul Johnson, Martin Millett (Hrsg.): Archaeological Survey and the City. (= Monograph Series. Nr. 3). Oxbow, Oxford 2012, S. 202–221.
- Sonja Jilek: Forschungsgeschichte. In: Herwig Friesinger, Friedrich Krinzinger (Hrsg.): Der römische Limes in Österreich. Führer zu archäologischen Denkmälern. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2618-2, S. 11–17.
- Verena Gassner/Sonja Jilek: Die historische Entwicklung des Limes in Noricum und dem westlichen Pannonien. In: Herwig Friesinger, Friedrich Krinzinger (Hrsg.): Der römische Limes in Österreich. Führer zu archäologischen Denkmälern. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2618-2, S. 26–43.
- Karl Gutkas: Landeschronik Niederösterreich - 3000 Jahre in Daten, Dokumenten und Bildern. 2. Auflage. Verlag C. Brandstätter, Wien 1994, ISBN 3-85447-254-4, S. 86.
- Peter Scherrer: Städte am österreichischen Limes. In: Herwig Friesinger, Fritz Krinzinger: Der römische Limes in Österreich, Führer zu den archäologischen Denkmälern. Verlag d. Österr. Akademie d. Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2618-2, S. 93–103.
- Andreas Bichl: Erlebnis Archäologie: Carnuntum, Vindobona, Bernsteinstraße. Verlag Pichler, 2003, ISBN 3-85431-308-X.
- Michael Alram, Franziska Schmidt-Dick (Hrsg.): Numismata Carnuntina. Forschungen und Material. 3 Bände. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-3821-0 (Die Fundmünzen der römischen Zeit in Österreich. Abteilung 3: Niederösterreich. Band: Die antiken Fundmünzen im Museum Carnuntinum.), (Archäologischer Park Carnuntum 4), (Veröffentlichungen der Numismatischen Kommission 44), (Österreichische Akademie der Wissenschaften – Philosophisch-Historische Klasse Denkschriften 353).
- Michael Doneus, Christian Gugl und Nives Doneus: Die Canabae von Carnuntum – eine Modellstudie der Erforschung römischer Lagervorstädte. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2013, ISBN 978-3-7001-7128-7.
- Martin Mosser: Die 15. Legion und ihre inschriftlichen Denkmäler in Carnuntum. In: Legionsadler und Druidenstab. Vom Legionslager zur Donaumetropole. 2 Bände. Amt der NÖ Landesregierung – Abteilung Kultur und Wissenschaft, St. Pölten 2006, ISBN 3-85460-229-4 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums. NF 462), (Ausstellungskatalog, Archäologisches Museum Carnuntinum, Bad Deutsch-Altenburg, 21. März 2006–11. November 2007), S. 253–258.
- Otto Urban: Keltische Siedlungen an der mittleren Donau. In: Herwig Friesinger, Friedrich Krinzinger (Hrsg.): Der römische Limes in Österreich. Führer zu archäologischen Denkmälern. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2618-2, S. 18–25.
- Peter Pleyel: Das römische Österreich. Pichler Verlag, Wien 2002, ISBN 3-85431-270-9, S. 68–78.
- Amt der NÖ Landesregierung Abteilung Kunst und Kultur St. Pölten (Hrsg.): Carnuntum und Limes (Denkmalpflege in Niederösterreich Band 45). Land Niederösterreich, St. Pölten 2011.
- Christoph Baier: Frühe Baubefunde im Areal von Haus II der Zivilstadt Carnuntum, S. 27 ff, in: Akten des 11. Österreichischen Archäologentages in Innsbruck, 23. - 25. März 2006, Österreichischer Archäologentag, 11, Gerald Grabherr; Barbara Kainrath (Hrsg.), IUP - Innsbruck Univ. Press, Innsbruck 2008, 368 S, ISBN 978-3-902571-34-2.
- Matthias Pacher, Andreas Konecny: Die Thermenanlage im so genannten Spaziergarten von Carnuntum, S 129ff, in: Stefan Traxler und Raimund Kastler (Hrsg.), Römische Bäder in Raetien, Noricum und Pannonien. Colloquium Lentia 2010, Land Oberösterreich, OÖ. Landesmuseum, Linz, 2012, ISBN 978-3-85474-245-6.
- Mathilde Grünewald: Zur Frage der Nachvalentinianischen Bewohner des Legionslagers Carnuntum. In: Jenő Fitz (Hrsg.): Limes. Akten des XI. Internationalen Limeskongresses (Székesfehérvár, 30.8–6.9.1976). Akadémiai Kiadó. Budapest 1977. ISBN 9630513013. S. 187.
- Jaroslav Nikodem-Makovsky: Modell e. röm. Reisewagens im Arch. Museum Carnuntum, in: Jahrbuch Carnuntum 1992, Kulturabteilung Land NÖ und Gesellschaft der Freunde Carnuntums, Wien 1993, S. 49-59, ISBN 3-85460-104-2.
- Maschek Dominik: Neue Untersuchungen im sog. „Peristylhaus“ der Zivilstadt Carnuntum, in: Akten des 11. Österreichischen Archäologentages in Innsbruck, 23. - 25. März 2006 Gerald Grabherr, Barbara Kainrath (Hrsg.), Innsbruck 2008. - S. 159ff.
- Andreas Konecny: Die südliche Peripherie der Zivilstadt von Carnuntum: neue Evidenz aus den Grabungen 2001–2009, in: Claus Reinholdt; Wolfgang Wohlmayr Klassische und frühägäische Archäologie : Akten des 13. Österreichischen Archäologentages ; Paris-Lodron-Universität Salzburg, vom 25. bis 27. Februar 2010, Phoibos-Verlag Wien 2012.
- László Borhy: Die Römer in Ungarn, mit einem Beitrag von Miklos Szabo, Zaberns Bildbände z. Archäologie, Sonderbände der Antiken Welt, Verlag Philipp von Zabern, Darmstadt 2014, ISBN 978-3-8053-4820-1.
Interaktive Medien
- CARNUNTUM Wiedergeborene Stadt der Kaiser, DVD, Archäologische Kulturpark NÖ Betriebsgesellschaft mbH und 7reasons, 2011, ISBN 978-3-9501914-48.
Weblinks
- Der römische Limes in Österreich
- Carnuntum – offizielle Webpräsenz
- Carnuntum 3d Objektdatenbank
- Archäologischer Park Carnuntum
- Amphitheater I
- Die Wiederherstellung der Therme
- Abbildungen der rek. Gebäude im Spaziergarten
- Eintrag zu Carnuntum (Zivilstadt) im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Die ersten Römer in Carnuntum (Marschlager des Tiberius) Animationsfilm
- Carnuntum Animationsfilm auf You tube
- Beschreibung des Reiterlagers und Abbildungen - Museumsverein Carnuntum
- Fotostrecke Gladiatorenschule auf Spiegel-Online
- Animationsfilm Gladiatorenschule auf You tube
- Virtuelle Tour durch den Archäologischen Park
Einzelnachweise
- ↑ Hist.Rom. 2,109, 5
- ↑ Peter Pleyel 2002, S. 69, Kurt Genser 1986, S. 598
- ↑ „Stadt an der Donau“, II 14,3
- ↑ Occ. XXXIV, 13 und 15
- ↑ XXX 5.1-2
- ↑ 9,1,12 zum Jahr 374
- ↑ Kurt Genser 1986, S. 576
- ↑ Franz Humer 2009, S. 4.
- ↑ Peter Pleyel 2002, S. 76., Kurt Genser 1986, S. 575
- ↑ Franz Humer 2009, S. 12.
- ↑ Werner Jobst: 1983, S. 37–38, Jaroslav Nikodem Makovsky 1993, S. 50
- ↑ Kurt Genser 1986, S. 581-601
- ↑ Christian Gugl 2006, S. 220, Franz Humer 2006, S. 272–273, Peter Pleyel 2002, S. 73.
- ↑ Andreas Bichl 2003, S. 27-28, Franz Humer 2009, S. 25, Werner Jobst 1983, S. 79-80
- ↑ Werner Jobst: 1983, S. 32–33.
- ↑ Werner Jobst: 1983, S. 30–32, Franz Humer 2009, S. 6.
- ↑ Historia Romana: II 109, 5 und 110, 1-2
- ↑ Werner Jobst 1983, S. 43–44, Franz Humer 2009, S. 6–8, Peter Pleyel 2002, S. 69.
- ↑ Tacitus, Annales 1, 16-30.
- ↑ Jaroslav Nikodem-Makovsky 1993, S. 50
- ↑ Werner Jobst 1983, S. 30–35, Gassner/Jilek 1997, S. 30.
- ↑ Werner Jobst: 1983, S. 32, Franz Humer 2009, S. 12–13, Peter Scherrer 1997, S. 99, Peter Pleyel 2002, S. 70–71, Laszlo Borhy 2014, S. 41.
- ↑ Franz Humer 2009, S. 14–15.
- ↑ Franz Humer 2009, S. 14–15.
- ↑ Peter Pleyel 2002, S. 72–73.
- ↑ Franz Humer 2009, S. 14–17, Peter Pleyel 2002, S. 72–73.
- ↑ Béla Miklós Szőke: Die Donau und die letzten Tage des Awarischen Khaganats’. in „TEN THOUSAND YEARS ALONG MIDDLE DANUBE“, Varia Archaeologica Hungarica XXVI, Archaeolingua, Budapest 2011.
- ↑ Peter Pleyel 2002, S. 72–73.
- ↑ Peter Pleyel 2002, S. 77.
- ↑ Christian Gugl 2006, S. 220–226.
- ↑ Werner Jobst 1983, S. 61-71
- ↑ Kurt Genser 1986 S. 604-628
- ↑ Kurt Genser 1986 S. 604-623
- ↑ Kurt Genser 1986 S. 604-628
- ↑ Kurt Genser 1986, S. 607-628
- ↑ Kurt Genser 1986, S. 607-628
- ↑ Kurt Genser 1986, S. 607-628
- ↑ Werner Jobst 1983, S. 50
- ↑ Werner Jobst 1983, S. 52-53
- ↑ Werner Jobst 1983, S. 53-54
- ↑ Fanz Humer 2009, S. 26, Werner Jobst 1983 S. 55 und 62-71
- ↑ Werner Jobst 1983, S. 68-69
- ↑ Christian Gugl 2006, S. 220–221, Werner Jobst 1983, S. 64-67.
- ↑ Werner Jobst 1983, S. 69-70
- ↑ Werner Jobst 1983, S. 69
- ↑ Werner Jobst 1983, S.75-81
- ↑ Manfred Kandler 2006, S. 264–265.
- ↑ Manfred Kandler 2006, S. 265–266.
- ↑ Manfred Kandler 2006, S. 267.
- ↑ Manfred Kandler 2006, S. 267.
- ↑ Kurt Genser 1986, S. 633-645
- ↑ Martin Mosser 2006, S. 253–258, Christian Gugl 2006, S. 222, Kurt Genser 1986, S. 639.
- ↑ CIL 3, 4480
- ↑ Mathilde Grünewald 1977, S. 165-166
- ↑ Notitia Dign. Occ. 34,28, Werner Jobst, 1983, S. 84, Kurt Genser 1986 S. 646
- ↑ Manfred Kandler 2006, S. 262.
- ↑ Manfred Kandler 2006, S. 262–263, Kurt Genser 1986, S. 633-645.
- ↑ Manfred Kandler 2006, S. 263.
- ↑ Manfred Kandler 2006, S. 263–264, Kurt Genser 1986, S. 646.
- ↑ Werner Jobst 2006, S. 86-87 und 234, Christian Gugl 2012, S. 413, Christian Gugl, Michael Doneus 2014, S. 67-72, Laszlo Borhy 2014, S. 34.
- ↑ Werner Jobst 1983, S. 87-93
- ↑ Werner Jobst 1983, S. 93-96
- ↑ Infotext auf CARNUNTUM Wiedergeborene Stadt der Kaiser, DVD 2011, Werner Jobst 1983, S. 98-100.
- ↑ Werner Jobst 1983, s. 96-97
- ↑ Peter Pleyel 2002, S. 77–78, Christian Gugl, Michael Doneus: 2009, S. 107–120.
- ↑ Peter Scherrer 1997, S. 96.
- ↑ Peter Scherrer 1997, S. 96–100, Peter Pleyel 2002, S. 74–75, Laszlo Borhy 2014, S. 33.
- ↑ Franz Humer 2006, S. 70.
- ↑ Franz Humer 2006, S. 70.
- ↑ Franz Humer 2006, S. 70.
- ↑ Andreas Bichl 2003, S. 27-28, Infotext auf CARNUNTUM Wiedergeborene Stadt der Kaiser, DVD 2011
- ↑ Franz Humer 2006, S.114-115
- ↑ Franz Humer 2009, S. 46–56.
- ↑ Andreas Konecny 2001–2009, S. 271ff
- ↑ Werner Jobst: 1983, S. 41, Franz Humer 2006, S. 273–276, Peter Pleyel 2002, S. 75–76.
- ↑ Andreas Bichl 2003, S. 24
- ↑ Maschek Dominik 2008, S. 159ff
- ↑ Maschek Dominik 2008, S. 159ff
- ↑ Maschek Dominik 2008, S. 159ff
- ↑ Infotafel vor Ort, Andreas Bichl 2003, S. 23
- ↑ Andreas Bichl 2003, S. 23
- ↑ Peter Pleyel 2002, S. 77, Andreas Bichl 2003, S. 44–45, Werner Jobst 1983, S. 100-104.
- ↑ Werner Jobst 1983, S. 100-104.
- ↑ Peter Pleyel 2002, S. 77, Andreas Bichl 2003, S. 44–45, Werner Jobst 1983, S. 100-104.
- ↑ Franz Humer 2006, S. 271 und Infotafel vor Ort
- ↑ Gladiatorenschule in Carnuntum entdeckt auf ORF vom 30. August 2011; abgerufen am 30. August 2011.
- ↑ US-Archäologen zählen Carnuntum zu den Top 10 in den NÖN vom 11. Jänner 2012; abgerufen am 11. Jänner 2012.
- ↑ Christian Gugl, Michael Doneus: Zur Wasserversorgung der canabae legionis und des Legionslagers von Carnuntum. ugl, C & Doneus, M 2011, 'Zur Wasserversorgung der canabae legionis und des Legionslagers von Carnuntum' in Römische Thermen: Forschung und Präsentation. Akten des internationalen Kolloquiums 17.-18. September 2009 in der Kulturfabrik Hainburg, eds Franz Humer & Andreas Konecny, Horn, S. 107–120.
- ↑ Werner Jobst 1983, s. 95
- ↑ Manfred Kandler: Liber und Libera in Carnuntum, in: Carinthia Romana und die Römische Welt. Festschrift für Gernot Piccottini zum 60. Geburtstag, Hrsg. von F. W. Leitner, Aus Forschung und Kunst 34, 2001, S. 63–77.
- ↑ Manfred Kandler: Liber und Libera in Carnuntum, in: Carinthia Romana und die Römische Welt. Festschrift für Gernot Piccottini zum 60. Geburtstag, hrsg. von F.W. Leitner, Aus Forschung und Kunst 34, 2001, S. 63–77.
- ↑ Werner Jobst 1983, S. 168-176, Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn Nr.18/1895, Wolfgang Reichel: Funde von Carnuntum. I. Das dritte Mithraeum, S. 169ff
- ↑ De architectura 1,7.1
- ↑ Werner Jobst 2006, S. 234.
- ↑ Werner Jobst 1983, S. 42–43 und 2006, S. 229–239.
- ↑ Werner Jobst 2006, S. 231.
- ↑ Werner Jobst 2006, S. 231.
- ↑ Werner Jobst 2006, S. 231–232.
- ↑ Werner Jobst 2006, S. 232.
- ↑ Werner Jobst 2006, S. 232–233.
- ↑ Werner Jobst 2006, S. 233.
- ↑ Werner Jobst 2006, S. 232–233.
- ↑ Werner Jobst 2006, S. 233-234
- ↑ Werner Jobst 2006, S. 234
- ↑ Werner Jobst 2004, S. 4–124.
- ↑ Franz Humer 2006, S. 270.
- ↑ Franz Humer 2006, S. 272.
- ↑ Werner Jobst 1983, S. 82, Kurt Genser 1986, S. 659
- ↑ Werner Jobst 1983, S. 82, Kurt Genser 1986, S. 659
- ↑ Werner Jobst 1983, S. 82, Kurt Genser 1986, S. 659-660
- ↑ Werner Jobst 1983, S. 84
- ↑ Peter Pleyel 2002, S. 73–74.
- ↑ Neueste Nachrichten über die Europäische Kulturerbe-Siegel abgerufen am 24. März 2013.
- ↑ derStandard.at Wissenschaft Zeit vom 9. April 2014: EU-Auszeichnung für Archäologischen Park Carnuntum (APA), abgerufen am 14. April 2014.
Anmerkungen
- ↑ II 109,5, „a Carnunto, qui locus Norici regni proximus ab hac parte erat.“
- ↑ nat.hist. IV 80: „usque ad Pannonica hiberna Carnuzti Germanorumque ibi confinium“, XXXVII 45: „DC m.p. fere a Carnunto Pannoniae abesse litus id Germaniae“
- ↑ Das zweite Buch dieses Werkes verfasste der Kaiser in Carnuntum.
- ↑ Severus 5.1: „imperator est appelatus apud Carnuntum“
- ↑ Zum Jahr 805: „Capcanus princeps Hunorum aquis ad imperatorem venit, ut postulavit, inter Sabariam et Carnontum habitandi locum accepit.“ (Der Hunnenkönig Capcanus kam auf einem Schiff zum Kaiser und erhielt, wie er es verlangte, zwischen Savaria und Carnuntum einen Wohnsitz) in: Johann Baptist Piker, Michael Bombardi, Nicolaus Csaki de Kerestszegh: Topographia Magni Regni Hungariae, 1750, Bayerische Staatsbibliothek.
- ↑ 247.4, 262.3 und 8, 266.14, 267.12 (Entfernung von Pettau 164 m.p., Sirmium 311 m.p.)
- ↑ IV/2 (eingez. mit zwei Türmen), Vindobona-Villagai X-Aequinoctio III-Carnunto XIIII
- ↑ "desertis quibus habitabant Boii et Carnii"
- ↑ L. Volcacius Primus [...] praef(ectus) ripae Danuvi et civitatum duar(um) Boior(um) et Azalior(um), CIL 9, 5363
- ↑ „...ipse a Canunto qui logis Norici regni proximus ab hac parte erat, exercitum, qui in Illyrico merebat, ducere in Marcomannos orsus est...“ übersetzt: Tiberius wollte selbst von Carnuntum aus, einem Ort im Königreich Noricum, der jener Gegend am nächsten lag, mit den Truppen, die in Illyrien dienten, gegen die Markomannen aufbrechen. Historia Romana: II 109, 5
- ↑ „cumque exinde (sc Valentinianus), Carnuntum Illyriorum oppidum introisset, desertum quidem nunc et squalens, sed ductori exercitus perquam opportunum.“ Res gestae: 30, 5, 1–3
- ↑ "Capcanus princeps hunorumaquisad imperatorem venit, ut postulavit, inter sabariam et carnontum habitandi locum accepit..."
- ↑ ND Occ. XXXIV 28, Praefectus legionis quartae decimae geminae militum liburnariorum und eine cohortis quintae partis superior in Carnunto.
- ↑ V[C]Arr[n]unto siue Vindomanae = vorher in Carnuntum jetzt in Vindobona
- ↑ Nymphis/L(ucius) Mati/ceius/Clemens/l(ibens) l(aetus) p(osuit)= Den Nymphen Lucius Maticeius Clemens hat den Stein gerne und mit Freuden gesetzt.
- ↑ IIII viri municipii Aelii Carnunti Übersetzung: "Die vier Bürgermeister der Stadt Carnuntum der von Hadrian das Stadtrecht verliehen wurde."
- ↑ ' „Zum Wohle des Imperators Caesar Traianus Hadrianus Augustus, Vater des Vaterlandes, hat der Jugendbund des Jupiter Dolichenus Kultes (von Carnuntum) das Eingangstor und die Mauer von 100 Fuß Länge und 7 Fuß Höhe aus eigenen Mitteln errichten lassen“.

Koordinaten: 48° 6′ 58″ N, 16° 51′ 30″ O
- Petronell-Carnuntum
- Bauwerk in Niederösterreich
- Bauwerksensemble in Österreich
- Römische Befestigungsanlage (Pannonia prima)
- Römische Befestigungsanlage (Pannonia superior)
- Römische Stadt
- Erbaut im 1. Jahrhundert
- Ruine in Österreich
- Zerstört im 5. Jahrhundert
- Wüstung in Österreich
- Römisches Bauwerk in Österreich
- Bodendenkmal in Österreich
- Ehemalige militärische Einrichtung (Österreich)
- Museum in Niederösterreich
- Freilichtmuseum in Österreich
- Rekonstruiertes Bauwerk in Österreich
- Archäologiepark
- Gegründet in den 1970er Jahren