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Carnuntum (Zivilstadt)

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a) Legionslager Carnuntum
b) Reiterlager Carnuntum
Alternativname Canunto,
Carnuntum,
Carnunto/Arrunto
Limes Oberpannonischer Limes
Abschnitt Strecke 2
Datierung (Belegung) a) claudisch-neronisch,
um 70 n. Chr.
bis Ende des 4. Jahrhunderts
b) domitianisch,
1. bis 3. Jahrhundert n. Chr.
Typ a) Legionslager
b) Alenkastell
Einheit a)

b)

  • ala I Tungrorum Frontoniana,
  • ala I Pannoniorum Tampiana,
  • ala III Augusta Thracum Sagittaria,
  • ala I Thracum victrix
Größe a) 490 × 400 Meter
b) 225 × 178 Meter
Bauweise Holz-Erde/Stein
Erhaltungszustand a) Große Teile des Legionslagers liegen unter Ackerboden, südlicher Flankenturm des Osttors noch sichtbar.
b) Teilweise noch erhalten (Lagerbad sowie Abschnitte der südlichen und östlichen Befestigungen)
Ort Bad Deutsch Altenburg
Geographische Lage 48° 6′ 58″ N, 16° 51′ 30″ O
Höhe 109 m ü. A.
Vorhergehend Kastell Aequinoctium (westlich)
Anschließend Kleinkastell Stopfenreuth (östlich)
Lage von Carnuntum am oberpannonischen Limes
Übersichtsplan des antiken Siedlungsgeländes
Strecke zwischen Vindobona und Carnuntum auf der Tabula Peutingeriana
Nordwest-Pannonien im 1. Jahrhundert n. Chr.
Münzportrait des Claudius
Teilstück der Limesstraße an der villa urbana (Archäologischer Park Carnuntum)
Legionslager Carnuntum: Übersichtsplan
Rekonstruktion des Haupttores des Holz-Erde-Kastells von Kastell Lunt (GB)
Modell des Legionslagers um 210 n.Chr., Ansicht aus Süd
Legionslager Osttor: Fundamente des südlichen Flankenturms
Büste des Marc Aurel (Museum Carnuntinum)
Datei:049 Septimius Severus.jpg
Münzportrait des Septimius Severus
Münzportrait des Regalianus (Silbermünze von 260 n.Chr.)
Von den Tetrarchen gestifteter Mithrasaltar (Museum Canuntinum)
Modell der Lagerstadt um 210 n. Chr, im Zentrum das Forum, ganz hinten der Statthalterpalast am Donauufer, Blick aus Süd
Modell der Zivilstadt um 210 n. Chr., im Zentrum die große Therme ("Palastruine") und das Forum, im Hintergrund oben das Amphitheater II
Überreste der Großen Therme (Palastruine)
Rekonstruktion der Gladiatorenschule beim Amphitheater II
Verlagerung des Siedlungsschwerpunkts von Carnuntum (Petronell/Bad Deutsch-Altenburg) nach Hainburg an der Donau im Frühmittelalter

Carnuntum ist die Sammelbezeichnung für ein mehrperiodiges Legionslager und ein daran angeschlossenes Auxiliarkastell, die dem Schutz des pannonischen Limes und der Hauptstadt der römischen Provinz (Ober-)Pannonien dienten. Es ist die bedeutendste und am umfangreichsten erforschte antike Ausgrabungsstelle in Österreich und liegt auf den Gemeindegebieten von Petronell-Carnuntum und Bad Deutsch-Altenburg, Bundesland Niederösterreich.

Die Region um ein – bis heute nicht lokalisiertes – keltisches Siedlungs- und Machtzentrum, das der Historiker Velleius Paterculus als „Carnunto, qui locus regni Norici“ (im Königreich Norikum gelegen) bezeichnete[1], wurde ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. zum Sammelpunkt für die Expansion der Römer ins freie Germanien (Barbaricum). Hier zweigte von der Limesstraße eine wichtige Verbindung nach Süden über Scarbantia ab. An dieser liegt auch das sogenannte Heidentor, heute das Wahrzeichen der Region Carnuntum. An den Ausläufern der kleinen Karpaten entwickelte sich bald einer der wichtigsten Siedlungs- und Verteidigungsschwerpunkte in den nördlichen Provinzen des Reiches. Seinen rasanten Aufstieg verdankte Carnuntum auch seiner günstigen Lage am Kreuzungspunkt zweier alter transkontinentaler Handelsrouten. Zusammen mit dem Auxiliarlager von Győr zählt das Legionslager in Carnuntum zu den ältesten römischen Befestigungsanlagen am pannonischen Limes. Besonders das Nebeneinander von Legionen und Hilfstruppen hob den militärpolitischen Rang dieses Standorts für die Römer hervor. Legionslager und Zivilstadt standen während der römischen Herrschaft über Pannonien wiederholt im Mittelpunkt bedeutender politischer und militärischer Ereignisse.

Die ältesten archäologischen Zeugnisse aus römischer Zeit datieren in die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. Nach Errichtung eines ersten provisorischen Winterlagers unter Tiberius entstanden zur Regierungszeit des Claudius ein festes Holz-Erde-Lager und zwei Zivilsiedlungen. Zu Beginn des 2. Jahrhunderts lebten hier bereits rund 60.000 Menschen, zum Großteil Soldaten. Das Legionslager wurde um 100 n. Chr. in Stein umgebaut, die Siedlung an der Limesstraße expandierte zu einer Großstadt. Kaiser Hadrian wertete sie in weiterer Folge zu einem Municipium auf. In der Mitte des 2. Jahrhunderts wurde zusätzlich ein Reiterkastell errichtet. Unter Trajan stieg Carnuntum zur Provinzhauptstadt von Oberpannonien auf. Während der Markomannenkriege führte Marc Aurel von dort aus seine Feldzüge in die Stammesgebiete nördlich der Donau. Ende des 2. Jahrhundert wurde dort Septimius Severus von den Donaulegionen zum Kaiser ausgerufen und die Zivilstadt danach in den Rang einer Colonia erhoben. Dies hatte einen erneuten massiven wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt und der pannonischen Provinzen zur Folge. In der Spätantike wurde in Carnuntum ein Stützpunkt der Donauflotte eingerichtet. 308 n. Chr. hielten die Tetrarchen dort die Kaiserkonferenz von Carnuntum ab. Im späten 4. Jahrhundert verwüstete ein schweres Erdbeben die Region und leitete ihren wirtschaftlichen Niedergang ein. Danach diente die schon stark heruntergekommene Stadt noch einmal als Hauptquartier Kaiser Valentinians I. für einen Feldzug gegen Quaden und Jazygen. Im Laufe des 5. Jahrhundert wurden das Legionslager und die Stadt von ihren Bewohnern aufgegeben und verlassen.

Name

Der Name Carnuntum wurde vermutlich von der keltischen Vorgängersiedlung übernommen. Er wurde

Lage

Carnuntum befindet sich etwa 40 Kilometer östlich von Wien, unmittelbar am Südufer der Donau (Danuvius) am Donaudurchbruch durch die Kleinen Karpaten, an denen vorbei der Fluss die Hainburger Pforte (Porta Hungarica) durchströmt, nahe der Mündung der March. In der Antike führte dort die sogenannte Bernsteinstraße entlang, eine bedeutende Nord-Süd-Route, die bei Carnuntum die Donau überquerte und den unwirtlichen, wenig entwickelten Norden Europas mit den alten Handels- und Handwerkszentren in Italien und am Mittelmeer verband. Petronell-Carnuntum liegt zwischen Wien (Vindobona) und Bratislava an den Flüssen Donau und Leitha. Der Wasserweg auf der Donau war damals in dieser Region die schnellste Verbindung zwischen dem Westen und Osten des Römischen Reiches. Die zehn Quadratkilometer große besiedelte Fläche reichte im Westen von Petronell-Carnuntum bis zum Pfaffenberg bei Bad Deutsch Altenburg im Osten. Im Norden stieß es an die schwer zugänglichen Auwälder am Ufer der Donau. In römischer Zeit mäanderte der Fluss noch sehr stark und bildete zahlreiche Nebenarme. Der Hauptstrom verlief damals wohl noch etwas weiter im Norden. Im Süden reichte das Siedlungsareal bis etwa an die Trasse der heutigen Bundesstraße 9.[2]

Carnuntum zählte anfangs noch zum Territorium des benachbarten Noricum. Es wurde aber wegen der ständigen Gefahr durch Barbareneinfälle in seinem Abschnitt unter Tiberius an Pannonien angegliedert. Nach Zweiteilung der Provinz in die Pannonia superior (Oberpannonien) und die Pannonia inferior (Unterpannonien) unter Trajan kam der Ort zunächst zur Pannonia Superior und gehörte ab der Reichsreform des Diokletian zur neu gegründeten Pannonia Prima (Diözese Illyrien).

Funktion

Carnuntum war als Kreuzungspunkt zweier stark frequentierter, transkontinentaler Handels- und Verkehrsrouten strategisch äußerst wertvoll. Vom Legionslager aus konnte neben der Kontrolle der Donau und der sich nördlich anschließenden Mündung der March auch der Verkehr auf der Bernsteinstraße überwacht werden. Vom Lagerplateau hatte man zusätzlich eine gute Sicht auf das Marchfeld.[3]

Straßenverbindungen

Das Legionskastell als Zentrum des Großraums Carnuntum spielte bei der Entwicklung des Straßennetzes eine bedeutende Rolle. Das Legionslager und das Hilfstruppenkastell von Arrabona standen an den Endpunkten von wichtigen Fernstraßen, die bei der Colonia Claudia Savaria aufeinandertrafen und von dort weiter nach Italien führten.

Bernsteinstraße: Sie erreichte im Südwesten die Stadtgrenze von Carnuntum und war ab dort vermutlich mit der sogenannten Gräberstraße identisch. Diese mündete jedoch nicht in das Westtor des Legionslagers ein, sondern führte an der Rückfront des Kastells vorbei, was vermuten lässt, dass sie wesentlich älter als das Legionskastell war. Ihr Übergang über die Donau wurde durch ein kleines Brückenkopfkastell bei Stopfenreuth gesichert. Sie verlief in weiterer Folge am Westufer des Neusiedlersees entlang, wie Funde von Meilensteinen bei Oslip und Bruck an der Leitha zeigten, und verband Carnuntum mit der nächstgelegenen Stadt Scarbantia/Sopron.

Limesstraße (via iuxta danuvium): Zum ihrem Verlauf gibt es unterschiedliche Annahmen. In Richtung Wien folgte sie wohl dem Ufer der Donau. Westlich des Legionskastells ist ein kurzes Teilstück ihrer Trasse im Archäologischen Park vor der villa urbana und der Therme bekannt. Ob eine donauabwärts, in Richtung Kastell Gerulata/Rusovce führende Straße ebenfalls zum Hauptstrang der Limesstraße gehörte oder ob diese direkt aus dem Südtor herausführte und dann weiter in Richtung Südosten verlief, ist unklar. Rund 150 Meter südlich der Eisenbahnlinie konnte eine Abzweigung von der Limesstraße aufgedeckt werden. Sie führte durch die Senke des Altenburger Baches nach Prellenkirchen und von dort zu den Kastellen von Gerulata und Ad Flexum (Mosonmagyaróvár). Eine zweite führte im rechten Winkel zur Gräberstraße und dann nach Hundsheim und Edelstal. An ihrer Trasse orientieren sich noch heute Parzellen- und Flurgrenzen. Vermutlich existierte sie schon seit dem 1. Jahrhundert n. Chr.

Das axiale Straßensystem des Lagers und der Zivilsiedlungen war so angelegt, dass deren Hauptstraßen direkt zu den wichtigsten Gebäuden (z.B. Principia, Praetorium, Forum, Thermen, Amphitheater etc.) führten. Ausgangspunkte waren die beiden Lagerhauptstraßen, die Limesstraße und die Bernsteinstraße. Ihr Belag war meist geschottert oder gemörtelt, gepflasterte Abschnitte wie im Bereich des Archäologischen Parks waren nur sehr selten zu beobachten. Die west-östliche Lagerstraße kann noch am Verlauf der Bundesstraße 9 verfolgt werden. Ihr nord-südliches Pendant setzte sich – mit Ausnahme seiner Nordseite – auch außerhalb des Lagers fort. Nach Osten hin verläuft sie parallel zur heutigen Bundesstraße bis zum Ortsrand von Deutsch Altenburg. Von da an ist sie wegen der dichten Überbauung nicht mehr fassbar. Wahrscheinlich führte sie über den Kirchberg zum Fuß des Pfaffenberges und von dort bis zur Mündung der March. [4]

Forschungsgeschichte

Die Forschungsgeschichte Carnuntums reicht etwa 150 Jahre zurück. Vom antiken Areal wurden bis heute etwa 0,5 % freigelegt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Legionsstandorten am Rhein- und Donaulimes handelt es sich beim Carnuntiner Lager um ein vollkommen unverbautes Geländedenkmal. Das Legionslager und weite Teile des antiken Siedlungsareals werden heute ausschließlich landwirtschaftlich genutzt und bieten die idealen Bedingungen für großflächige archäologische Prospektionsvorhaben, wie geophysikalische Messungen und insbesondere auch luftbildarchäologische Untersuchungen. Führt man alle Grabungs- und Prospektionsergebnisse zusammen, erhält man einen sehr detaillierten Gesamtplan vom Legionslager und von den canabae legionis. In großen Teilen ergraben wurden die Kasernen, die Zentralgebäude principia (Stabsgebäude), praetorium (Unterkunft des Legionslegaten), das Valetudinarium (Lagerlazarett), drei der sechs Tribunenhäuser (Offiziersunterkünfte) sowie drei größere Wirtschaftsgebäude in der östlichen Lagerhälfte.

Wie in vielen Bereichen des antiken Stadtareals blieben auch im Spaziergarten des Petroneller Schlosses die römerzeitlichen Ruinen über lange Zeit sichtbar. Sie waren u.a. noch auf Radierungen, die die Besitzungen des Grafen Abensberg-Traun darstellten, geschaffen 1656 von Matthäus Merian, zu sehen. Bis in das späte 18. Jahrhundert wurden die Ruinen von den Bauern abgetragen, da sie die Feldarbeit behinderten. Die Steine wurden als Baumaterial wiederverwendet, der Marmor zu Kalk gebrannt. Steine aus Carnuntum befanden sich sogar im Wiener Stephansdom. Erst um 1850 setzten die ersten Ausgrabungen ein, die sich jedoch noch hauptsächlich auf das Sammeln antiker Funde beschränkten. Die dabei freigelegten Mauerzüge wurden wieder zugeschüttet. Von 1877 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges begannen die systematischen archäologischen Untersuchungen, die sich zunächst auf das Legionslager und in geringerem Umfang auf die canabae legionis konzentrierten. 1885 gruben A. Hauser und 1908 Maximilian von Groller-Mildensee im Legionslager. In weiteren darauffolgenden Grabungungskampagen konnte von Eduard Novotny bis 1914 ein Großteil des Legionslagers freigelegt werden, sodass es möglich war, seine Gliederung und seinen Aufbau zu rekonstruieren.[5]

die ersten Archäologischen Untersuchungen im Spaziergarten begannen 1938. Zwischen 1948 und 1957 wurde das noch heute sichtbare Ruinenareal auf einer Größe von 1,47 ha ausgegraben. Ab den 1950er-Jahren wurde auch die archäologische Erforschung der Zivilstadt in Angriff genommen. Die letzten Ausgrabungen im Legionslager wurden zwischen 1968 und 1977 von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Kooperation mit dem Österreichischen Archäologischen Institut durchgeführt. Sie ermöglichten die (noch immer gültige) Periodisierung des Legionslagers und lieferten wesentliche Erkenntnisse über das Holz-Erde- und das spätantike Steinlager. 1977 wurde am östlichen Ortsrand von Petronell-Carnuntum beim Bau einer Wohnsiedlung der Graben des Reiterlagers angeschnitten. 1978 begannen die archäologischen Grabungen unter der Leitung von Herma Stiglitz. Einige Abschnitte des Kastells gingen jedoch durch die Überbauung unwiederbringlich verloren. Zur Rettung des Restbestandes wurde das Kastellgelände vom Österreichischen Bundesdenkmalamt unter Denkmalschutz gestellt. Bis zum Jahr 1988 gelang es, vor allem die westliche Hälfte des Areals, teils mit Suchschnitten, aber auch großflächig, zu untersuchen. Dabei konnten die Funktion, die vier Bauperioden und die Ausmaße des Reiterlagers bestimmt werden. Neben den Befestigungen wurden auch etliche der Innenbauten aus den unterschiedlichen Bauperioden untersucht. 1989 wurde Manfred Kandler mit der Fortführung der Grabungsarbeiten betraut. Er bezog auch das südliche Vorfeld des Kastells in seine Untersuchungen ein. Die Steindenkmäler aus diesem Grabungsareal können im Lapidarium des Kulturhauses in der Gemeinde Petronell-Carnuntum besichtigt werden. Bis 2004 konnten vom Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI) durch Rettungsgrabungen große Abschnitte dieses Kastells vor Abschluss der modernen Bebauung untersucht und vor der endgültigen Zerstörung gerettet werden.

Die aktuellen Grabungen, die einen Querschnitt durch die gesamte Geschichte der Siedlung bilden, konzentrieren sich auf ein Wohnviertel und eine weitere Thermenanlage im Südostbereich der Zivilstadt. Diese im so genannten Spaziergarten des Petroneller Schlosses gelegenen römischen Gebäude sind Bestandteil des Archäologischen Parks Carnuntum.

Entwicklung

Die Entwicklung der örtlichen Kastelle und der beiden Zivilsiedlungen standen im engen Zusammenhang mit den stetigen Abwehrkämpfen gegen Germanenstämme jenseits der Donau, die die dauerhafte Stationierung einer großen Anzahl von Soldaten erforderlich machte. Durch diesen Umstand rückte der Grenzabschnitt bei Carnuntum wiederholt in den Brennpunkt der Reichspolitik, was sich besonders an der Häufigkeit der Anwesenheit bedeutender römischer Kaiser und Feldherren in der Stadt ablesen lässt.[6]

Vorrömische Zeit

In den Jahrhunderten vor Christi Geburt war das Gebiet um Carnuntum von Illyrern und Kelten bewohnt. Letztere wanderten im 3. und 4. Jahrhundert v. Chr. ein. 100 v. Chr. beherrschten die Keltenstämme der Boier, Skordisker und Taurisker das Land. Die Boier siedelten zusammen mit den Carni im nördlichen Pannonien.[A 1] Das Zentrum ihres Siedlungsgebietes lag in der Region zwischen Wien und Bratislava. Ihr größtes Oppidum stand auf dem Burgberg in Bratislava. Ihr Einfluss reichte bis nach Westungarn, das Burgenland, das Steinfeld (Szombathely), in den Wienerwald und das nördliche Niederösterreich. In den 40er Jahren des 1. Jahrhunderts v. Chr. wurden sie von ihren östlichen Nachbarn, den Dakern unter Burebista besiegt, die anschließend das Oppidum in Bratislava niederbrannten. Nach dieser Niederlage wurde das nun größtenteils verlassene boische Territorium (deserta Boiorum, in etwa das heutige Wiener Becken und das Burgenland) von den Norikern okkupiert. Die Carni dürften das Gebiet um die Bernsteinstraße beherrscht haben. Ihre Siedlungsgebiete zählten am Ende des vorchristlichen 1. Jahrhunderts ebenfalls zum Königreich Norikum (regnum Noricum). Aus einer oberitalienischen Grabinschrift ist unter anderem der Titel eines boischen Stammesführers, eines Präfekten der civitas Boiorum et Azaliorum, bekannt.[A 2]. Das keltische Carnuntum, dessen Lage noch nicht exakt lokalisiert werden konnte – vielleicht stand es nördlich der Donau auf dem Burgberg von Devin – dürfte schon damals eine größere regionale Bedeutung gehabt haben. Aufgrund der Nähe zur Bernsteinstraße gelangte wohl vor allem die boische Oberschicht zu großem Reichtum, wie aus den Bodenfunden dieser Zeitperiode zu erkennen war. Zu dieser Zeit lag der keltische Siedlungsschwerpunkt noch im Oppidum auf dem Braunsberg. Auch die engen wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zum expandierenden Römischen Reich trugen erheblich zum Wohlstand der Region bei. 15 v. Chr. wurde das Königreich Noricum als eines der wenigen neuen Gebiete des Imperiums ohne einen gewaltsamen Eroberungszug in das Römische Reich integriert.[7]

1. Jahrhundert

Die Konsolidierung der römischen Herrschaft stieß in Pannonien auf wesentlich größere Schwierigkeiten als im benachbarten Norikum. Pannonien konnte erst nach schweren Kämpfen erobert werden. Dort sicherten die Legionen das neu gewonnene Land zunächst entlang der Drau und der Save. In den römischen Schriftquellen wurde Carnuntum zum ersten Mal in Zusammenhang mit Kriegsereignissen vor dem pannonisch-dalmatischen Aufstand, einer Erhebung der indigenen Stämme gegen die römische Herrschaft, von 6–9 n. Chr. genannt. [A 3] Nach dem Chronisten Velleius Paterculus errichtete damals ein ca. 40.000 Mann starkes römisches Heer unter dem Kommando des späteren Kaisers Tiberius ein provisorisches Winterlager (castra hiberna), um von dort aus u. a. die Markomannen unter ihrem König Marbod zu unterwerfen, die nördlich der Donau u. a. im Bereich des heutigen Böhmen und Mähren siedelten. Zur gleichen Zeit marschierte von Mogontiacum/Mainz aus ein römisches Heer unter der Führung von Sentius Saturninus nach Osten um die Markomannen in die Zange zu nehmen.[8] Der Standort dieses Lagers konnte bisher nicht lokalisiert werden, evtl. befand es sich in Hainburg oder an der Mündung der March. Plinius der Ältere schrieb von der Anlage des Lagers im „germanischen Grenzgebiet“, also gehörte die Region um Carnuntum offensichtlich noch nicht offiziell zum Römischen Reich. Die Rebellion der Pannonier (bellum dalmaticum) vereitelte schließlich die weitere Expansion Roms ins freie Germanien. Die schon weit in den Norden, bis ins heutige Weinviertel vorgedrungene Armee des Tiberius musste sofort umkehren, nicht nur um den gefährlichen Aufstand niederzuschlagen, sondern auch um zu verhindern, dass sie vom Nachschub aus Italien abgeschnitten wurden. Trotz der hohen Truppenkonzentrationen endete dieser Feldzug erst nach drei Jahren mit dem Sieg der Römer. Nach dem Verlust von drei Legionen in der Schlacht im Teutoburger Wald verzichtete Augustus endgültig auf weitere Eroberungszüge in die germanischen Stammesgebiete und legte die Reichsgrenze an den Flüssen Rhein und Donau fest.[9]

8 n. Chr. ging das Königreich Norikum und damit zunächst auch die Region um Carnuntum im Römischen Reich auf. Nach dem Tod Augustus' kam es im Sommer 14 n. Chr. im gemeinsamen Sommerlager der damals in Pannonien stationierten Legionen (Legio VIIII Hispana, Legio XV Apollinaris und Legio VIII Augusta) zu Unruhen. Drusus der Jüngere konnte die Lage aber rasch beruhigen, worauf sie befehlsgemäß in ihre Winterquartiere abrückten.[10] In der Regierungszeit des Claudius (41–54) begann laut dem Historiker Tacitus die Errichtung fester Militärlager und Wachtürme entlang der Donau um die neue Grenze zu sichern. Östlich davon wurde die Provinz Pannonia gebildet, der später auch Carnuntum zugeschlagen wurde. Die ältesten römischen Siedlungsspuren wurden für die Zeit zwischen 40 und 50 n. Chr. nachgewiesen (Funde von oberitalischen Terra Sigillata), als die Legio XV Apollinaris im Zusammenhang mit der Vertreibung des Vannius dauerhaft an der Donau stationiert wurde und nach Vindobona (Wien) in Carnuntum ihr zweites Lager am pannonischen Limes bezog (Flur am Burgfeld). In dieser Zeitperiode wurden auch die alten keltischen Oppida aufgelassen; die indigene Bevölkerung wurde zur besseren Kontrolle in der Ebene um das neue Legionslager angesiedelt. Zeitgleich entwickelte sich rund um das Lager unter Aussparung einer freien Fläche für die Versammlung des Heeres eine aus unregelmäßig angelegten einfachen Behausungen bestehende Siedlung (canabae legionis), in der die Angehörigen der Soldaten sowie Handwerker und Händler lebten. Auf einer Grabstele, die um die Mitte des 1. Jahrhunderts angefertigt wurde, ist ein römischer Soldat abgebildet, der einen keltischen Fuhrwerker beaufsichtigt. Dies lässt vermuten, dass auch die einheimische Bevölkerung verstärkt für die zahlreichen Baumaßnahmen in dieser Zeit herangezogen wurde. Westlich davon, entlang der Limesstraße in Richtung Vindobona, entstand seit 80 n. Chr. eine weitere Siedlung, die spätere Zivilstadt. Carnuntum entwickelte sich von da an rasch zur Metropole des mittleren Donaulimes.

Da die Eroberungspolitik des Augustus von seinen Nachfolgern verworfen wurde, begann man unter den Flaviern mit dem Aufbau eines stabileren Grenzsicherungsorganisation. Unter Vespasian (69–79) wurde das Holz-Erde-Lager durch einen Steinbau ersetzt. Unter Domitian wurde etwa 1,2 Kilometer südwestlich des Lagers zusätzlich ein Kastell für eine 500 Mann starke Reitereinheit angelegt. Sie sollte eine größere Mobilität bei der Grenzüberwachung gewährleisten. Domitian hielt sich während seines in den Jahren 89 und 90 gegen Markomannen und Quaden geführten Feldzuges auch vorübergehend in Carnuntum auf. Auf seinen Befehl wurden zur Verstärkung des Donauheeres weitere Truppen nach Pannonien verlegt, für die ebenfalls neue Kastelle errichtet werden mussten. Dazu dürfte auch das Reiterlager gehört haben. Irgendwann zwischen 106 und 117 wurde eine der Rheinlegionen, die Legio XIIII, auf Anordnung Trajans nach Carnuntum verlegt, wo sie bis zum Ende der römischen Herrschaft über Pannonien blieb. Der Ausbau des Legionslagers wurde unter Trajan abgeschlossen.[11]

2. Jahrhundert

Zwischen 110 und 120 n. Chr. kam es auch im Bereich des Reiterkastells zu grundlegenden Neuerungen. Die dortigen Änderungen dürften ebenfalls mit einem Wechsel seiner Besatzung in Zusammenhang gestanden haben. Die thrakische Reitereinheit errichtete nach Einebnung des alten Holz-Erde-Kastells am selben Platz ein völlig neues Lager. Die verstärkte Zuwanderung, die durch die Anwesenheit der Legion garantierte Sicherheit und stabiles Wirtschaftswachstum bildeten ein urbanes Bewusstsein bei der Bevölkerung aus. Im Laufe des 2. Jahrhunderts vergrößerte sich Carnuntum stetig weiter. Die Zivilstadt wurde 124 von Hadrian (117–138) in den Rang eines Munizipiums erhoben (municipium Aelium Karnuntum). In den folgenden Jahrzehnten wurden in der Folge imposante öffentliche Bauten (Forumsanlage mit curia und Amtsgebäuden, Tempel, Thermen etc.) und eine aufwendige Infrastruktur hergestellt. Gemauerte Kanäle verliefen unter den rechtwinkelig angeordneten und gepflasterten Straßen, viele Wohnhäuser mit hohem Komfort und reicher Ausstattung (Wandmalereien, Mosaiken, Hypokausten) bezeugen den Wohlstand ihrer Bewohner. Eine wesentliche Triebfeder für die rasche Entwicklung der Militär- und Zivilstadt war der Fernhandel mit den nördlichen Barbarenstämmen.

Nach der Zweiteilung der Provinz in Oberpannonien und Unterpannonien unter Trajan avancierte Carnuntum zwischen 103 und 107 zum Amtssitz des oberpannonischen konsularischen Statthalters (legatus Augusti pro praetore), der damit auch Befehlshaber aller in dieser Provinz stationierten Legionen war. Auf dem topographisch markanten Bergrücken des Pfaffenberges am Ostrand Carnuntums wurden Tempelanlagen für den obersten Reichsgott Jupiter Optimus Maximus und den Kaiserkult errichtet. Die für das Römische Reich verheerenden Markomannenkriege in den 160er und 170er Jahren beendeten jedoch abrupt die stetige Aufwärtsentwicklung der Lager- und Zivilstadt. Die Markomannen und Quaden durchbrachen bei Carnuntum den Limes und vernichteten mehrere Legionen, ehe sie bei Aquileia in Oberitalien endlich gestoppt werden konnten. Nach erbitterten Kämpfen gelang es dem Römern, die Eindringlinge wieder über die Donau zurückzudrängen. Im Zuge der römischen Gegenoffensive zur Verheerung der germanischen Stammesgebiete nördlich der Donau schlug Kaiser Mark Aurel (161–180) für drei Jahre (171–173) in Carnuntum sein Hauptquartier auf und verfasste dort vor seinem Tod im Jahre 180 unter anderem einige Kapitel seiner Selbstbetrachtungen. Archäologisch konnte für diese Zeitperiode überraschenderweise kein Zerstörungshorizont nachgewiesen werden. Auch das Reiterkastell war in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts durchgehend besetzt und keineswegs, wie fälschlich angenommen, bei den Kämpfen zerstört worden. Es diente nun als Nachschub- und Versorgungslager für die im Feld stehenden Einheiten und wurde damals zusätzlich mit Werkstätten und Lagerhäusern ausgestattet. Commodus (180–192) schloss mit den Germanen schließlich einen Friedensvertrag und hielt sich zu diesem Zweck vermutlich ebenfalls in Carnuntum auf. Am 9. April des Jahres 193 fand das für die Stadt bedeutendste historische Ereignis statt. Der amtierende oberpannonische Statthalter Septimius Severus (193–211) wurde von den Donaulegionen als Gegenkaiser zu Didius Julianus ausgerufen und später auch vom Senat in Rom bestätigt. Er gründete das Herrscherhaus der Severer, das dem Reich noch einmal einen machtpolitischen Aufschwung bringen sollte.[12]

3. Jahrhundert

Septimius Severus erwies sich als großzügiger Förderer Pannoniens und erhob die Zivilstadt in den Rang einer Colonia (colonia Septimia Aurelia Antoniniana Karnuntum). Sie war damit die bedeutendste Stadt der Pannonia superior. Die Folge war eine weitere intensive, über mehrere Jahrzehnte dauernde Bautätigkeit. Unter den Severern (193–235) erlebte Carnuntum seine wirtschaftliche und kulturelle Hochblüte und erreichte seine maximale Ausdehnung. Im Hilfstruppenlager waren nun wieder ausschließlich Reiter stationiert. Während der Herrschaft des Severus Alexander bekleidete zwischen den Jahren 226 und 228 der Historiker Cassius Dio das Amt des Statthalters.[13]

Die letzten Jahrzehnte des 3. Jahrhunderts waren von inneren Unruhen, ständigen Abwehrkämpfen gegen Invasoren und rasch wechselnder Herrscher auf dem Kaiserthron geprägt (sogenannte Reichskrise des 3. Jahrhunderts). Carnuntum blieb aber weiterhin ein bedeutender Stützpunkt am mittleren Donaulimes. 260, während der Regentschaft von Gallienus (253–268), rief das pannonische Heer den Statthalter Regalianus zum Kaiser aus, er wurde aber schon sechs Monate später von seinen eigenen Soldaten ermordet. Während seiner kurzen Herrschaft ließ er Münzen mit seinem Abbild und dem seiner Frau Sulpicia Dryantilla prägen, von denen einige in Carnuntum gefunden wurden. Gegen Ende des 3. Jahrhunderts wurde das Reiterkastell – vermutlich infolge der unter Gallienus durchgeführten Militärreformen – aufgegeben. Die am Limes stationierten Legionsreiter wurden bei Mediolanum (Mailand) zu einer schlagkräftigen Reiterarmee zusammengefasst. Sie sollte bei Krisen als direkt dem Kaiser unterstellte schnelle Eingreiftruppe operieren, war ein Vorläufer der späteren mobilen Comitatenses (mobile Feldarmeen) und setzte sich anfangs vor allem aus illyrischen (Pannonien, Mösien und Dakien) und maurischen (Nordafrika) Einheiten zusammen. Vermutlich wurden ihr auch die Carnuntiner Reiter zugeteilt. Ab 292 wurde der Donaulimes durch ein unter Diokletian angestoßenes Wiederaufbau- und Modernisierungsprogramm mit der Anlage neuer Lager, Kleinkastelle und Ländeburgi weiter verstärkt. Die beiden pannonischen Provinzen wurden wiederum geteilt und dieses Mal mit vier Verwaltungseinheiten neu organisiert.[14]

4. Jahrhundert

Mit Diokletians umfassender Reichsreform setzte für Carnuntum eine letzte Nachbütezeit mit neuerlicher intensiver Bautätigkeit ein. Dies manifestierte sich vor allem an der dort im Spätherbst des Jahres 308 abgehaltenen Kaiserkonferenz, mit der es erneut in den Mittelpunkt der Reichspolitik rückte. Die Stadt wurde auf Grund ihrer günstigen Lage nahe der Grenze zwischen dem West- und dem Ostteil des Reiches und auch wegen ihrer repräsentativen Gebäude für die standesgemäße Unterbringung der Delegierten als Veranstaltungsort ausgewählt. In dieser historisch bedeutsamen Zusammenkunft gelang es den Augusti Diokletian, Galerius, Licinius und Maximianus die Machtverteilung im Römischen Reich auf eine neue stabile Grundlage zu stellen (sogenannte vierte Tetrarchie). Die Teilnehmer stifteten anlässlich der Wiederherstellung eines Mithrasheiligtums einen Altar, der heute im Museum Carnuntinum aufbewahrt wird. Auf dem Stadtterritorium Carnuntums und seiner ländlichen Umgebung entstanden in dieser Zeit auch zahlreiche villae rusticae die die Versorgung des Limes mit Lebensmitteln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs sicherstellen sollten. Zu den letzten größeren Bauvorhaben gehörte auch ein Triumphbogen des Kaisers Constantius II. südwestlich des Siedlungsgebiets, der später als Heidentor bekannt wurde.

In dieser Zeit wurden jedoch immer mehr Soldaten von ihren alten Garnisonsorten abgezogen und zum Schutz der Kernlande des weströmischen Reiches in die mobilen Feldarmeen eingereiht. Die Limitanei von Ufernorikum und der Pannonia prima standen nun unter den Befehl eines Dux Pannoniae Primae et Norici Ripensis. In der Mitte des 4. Jahrhunderts wurde Carnuntum von einem schweren Erdbeben erschüttert, das erhebliche Schäden an der Infrastruktur verursachte und ärchologisch durch Zerstörungsschichten an den großen öffentlichen Bauten deutlich belegbar ist. Vermutlich wanderte ein Teil der Stadtbevölkerung aufgrund dieser Katastrophe und wegen einer Klimaverschlechterung während des ausgehenden 4. Jahrhunderts ab, dies auch deshalb, weil es am Limes mit Einsetzen der Völkerwanderung immer öfter zu Überfällen und Plünderungen durch die aus dem Osten herandrängenden Barbarenstämme kam, die wiederum vor den Hunnen flüchten mussten und die Aufnahme ins Römische Reich erhofften. Im Jahr 375 oder 378 brannten die Sarmaten Carnuntum nieder, worauf sogar das Hauptquartier einer dort stationierten Donauflottille nach Vindobona evakuiert werden musste. 395 fielen wieder die Markomannen und Quaden in Pannonien ein, zerstörten die Stadt vermutlich aber nicht. Unter Kaiser Valentinian I. (364-375 n. Chr.) war Carnuntum im Jahre 374 Ausgangspunkt für einen Rachefeldzug gegen die Quaden und Jazygen. Auf Befehl dieses Herrschers fanden am Donaulimes auch umfangreiche Um- und Neubaumaßnahmen statt, die vor allem das Befestigungssystem modernisierten (Anbau von vorkragenden Fächer- oder Hufeisentürmen, Erhöhung und Verstärkung der Kastellmauern) und damit die neuen Strategien und Angriffsmethoden der Gegner berücksichtigen sollten. Wie dringend die Kastelle am Limes solche Revitalisierungsmaßnahmen bedurften, lässt die Erwähnung von Carnuntum in den Schriften des Ammianus Marcellinus erahnen. Obwohl selbst der Kaiser dort für einige Zeit sein Hauptquartier aufschlug und es immer noch eine hohe strategische Bedeutung hatte, fand er die einst blühende Stadt als "verwahrlostes, schmutziges Nest" und schon weitgehend verlassen vor.[15] In den letzten Jahrzehnten des 4. Jahrhunderts lassen sich allerdings sowohl in der Zivilstadt als auch im nun nicht mehr ausschließlich militärisch genutzten Legionslager noch kleinere Bautätigkeiten nachweisen. Für die stark reduzierte Besatzung wurde – wie oft am Donaulimes zu beobachten war - vermutlich in einer der Lagerecken ein Restkastell (burgus) errichtet. Große Teile des einstigen Siedlungsareals wurden aufgegeben und nur noch als Friedhof benutzt. Nach der katastrophalen Niederlage der oströmischen Armee gegen die Greuthungen und Alanen in der Schlacht bei Adrianopel im Jahr 378 wanderten Hunnen- und Gotenstämme ungehindert nach Pannonien ein und mussten von den Römern als Foederaten geduldet werden.[16]

5. bis 10. Jahrhundert

Bis ins frühe 5. Jahrhundert gelang es Westrom unter großen Anstrengungen, seine obere und mittlere Donaugrenze zu halten. Letzte römische Siedlungsspuren konnten in Carnuntum noch bis in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts beobachtet werden. Sie konzentrierten sich besonders im Inneren des Legionslagers, wohin sich wohl das Gros der Zivilbevölkerung zurückgezogen hatte. Auch in einigen der Stadtviertel ist eine Nutzung der Gebäude noch bis zur ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts n. Chr. festzustellen. 433 n. Chr. wurden die pannonischen Provinzen von Valentinian III. den Hunnen unter König Attila zur Verwaltung überlassen. Der Großraum Carnuntum war zwar während der Völkerwanderungszeit durchgehend besiedelt, die Stadt verödete jedoch im Laufe der Zeit. Nach dem Zusammenbruch des Weströmischen Reiches wurde schließlich auch die Siedlung im ehemaligen Legionslager aufgegeben. Die Gebäude Carnuntums wurden von den nachfolgenden Generationen demoliert und ihr Baumaterial zweitverwendet. Bemerkenswerterweise liegt weder aus der Langobardenzeit noch aus der Zeit der Awarenherrschaft Fundmaterial aus dem Lagerinneren vor. Im frühen 9. Jahrhundert markierte Carnuntum den nördlichsten Endpunkt eines fränkischen Awarenfürstentums.[17] Zur selben Zeit wie eine große frühmittelalterliche Wallanlage auf dem Kirchenberg bei Bad Deutsch-Altenburg, bestand während des 9./10. Jahrhunderts im Inneren des ehemaligen Legionslagers für kurze Zeit auch wieder eine kleinere Siedlung. Der Siedlungsschwerpunkt verlagerte sich um die Mitte des 11. Jahrhunderts ostwärts nach Hainburg an der Donau. Durch die jahrhundertelange Verwitterung von angewehtem Pflanzenmaterial wurden die meisten Fundament- und Mauerreste Carnuntums allmählich überdeckt (das heutige Bodenniveau liegt ca. eineinhalb Meter über dem antiken). Nur das Heidentor blieb über die Jahrhunderte weithin sichtbar.

Legionslager

Das Legionslager stand am Ortsrand von Petronell, auf dem Areal zwischen der Bundesstraße 9 und dem Donauufer. Die Überreste des Steinlagers heben sich mit den umlaufenden Vertiefungen der Befestigungsgräben noch immer deutlich als Plateau von seiner Umgebung ab. Die Geschichte des Lagerbaus lässt sich in zwei große Bauphasen eingrenzen. Auf ein zuerst nur aus Holz und Erde erbautes Lager folgte später ein Kastell aus Stein. Das Steinkastell wurde an derselben Stelle wie das Holz-Erde Lager gebaut. Der unregelmäßige Grundriss des Legionslagers (Steinbauphase 2) war eine Folge der Anpassung an die topographischen Gegebenheiten des Plateaus. Es konnte bis zu 6000 Mann aufnehmen.

Holz-Erde-Lager

Das frühe Holz-Erde-Lager (Periode 1) wurde vermutlich zwischen 40 oder 50 n. Chr. erbaut und maß inklusive Graben 195 × 178 Meter. Um das Lager verlief ein sechs Meter breiter doppelter Spitzgraben. Die Befestigungen bestanden aus einem inneren, ca. fünf Meter breiten, als Wehrgang dienenden Erdwall und einer äußeren Holzbohlenwand mit vertikal in den Boden eingelassenen Pfosten und auf vier Pfosten stehenden Holztürmen. Die inneren Wälle waren mit dem Aushub der Gräben aufgeschüttet worden und dienten als Wehrgang. Von seinen Innenbauten ist nur wenig bekannt. In dieser Bauperiode wurden die meisten Häuser wohl noch in Fachwerktechnik errichtet. Da keine großflächige Freilegung der ältesten Befunde erfolgte und die antike Bebauung starke Zerstörungen hinterließ, war es unmöglich zusammenhängende Grundrisse zu rekonstruieren. Nur im nördlichen Bereich konnte noch eine rund vier Meter breite, von Nord nach Süd verlaufende Kasernenbaracke nachgewiesen werden. Auch im südlichen Lagerbereich wurden einige wenige Verbauungsspuren beobachtet.[18]

Steinlager

Ab den 70er-Jahren erfolgte der schrittweise Umbau in Stein. Das Lager stand zwar an derselben Stelle wie sein Vorgänger, war jedoch im Grundriss leicht verschoben. Für das Steinlager ließen sich zwei größere Bauperioden und mehrere kleinere Bauphasen feststellen. Das 490 × 390 bis 400 m große Steinlager bildete ein unregelmäßiges Vieleck und bedeckte eine Fläche von ca. 17,5 Hektar. Um das Jahr 200 wurden umfangreiche Änderungen am Lageplan vorgenommen, die sich aber vermutlich auf die praetendura (Vorderseite) beschränkten.

Wall und Graben

Das Kastell wurde an seiner Nord-, Ost- und Westseite von einem Graben und im Süden von zwei Gräben geschützt. Die Umwallung schwang besonders an der Ostseite weit hinaus und überragte damit sogar das dortige Lagertor. Die Umfassungsmauer hatte eine Stärke von 1,20 Metern. Ihr Kern bestand aus vermörtelten Bruchsteinen, die Außenseiten waren mit sorgfältig zurechtgehauenen Steinquadern verblendet. Sie wurde später auf 1,70 bis 2 Meter verbreitert bzw. an einigen Stellen völlig neu aufgebaut. In der zweiten Bauphase waren auffallend viele Spolien im Mauerwerk enthalten. Die Nordfront des Lagers war bei seiner Entdeckung bereits zum größten Teil in die Donau abgerutscht. Dort hatte die Kastellmauer die maximale Breite von zwei Metern erreicht und war direkt an die Kasernen angeschlossen, da dieser Abschnitt wohl schon damals stark durch Erosion gefährdet war und etwas vom Flussufer zurückgenommen werden musste.

Türme und Tore

Die Mauer war mit quadratischen, innen angesetzten Zwischentürmen verstärkt. Im Süden konnten sechs davon nachgewiesen werden. Im Westen kamen keine zum Vorschein. Im Osten sind drei Zwischentürme bekannt. Am Nordwall stand im Westen ein Turm, im Osten waren drei solcher Türme vorhanden. Die Legionsfestung konnte durch vier Tore im Norden, Süden, Westen und Osten betreten werden. Ost- und Westtor waren an den tiefen Geländeeinschnitten des Plateaus errichtet worden. Alle waren von zwei rechteckigen Türmen flankiert und hatten zwei Durchfahrten. Vom Nordtor blieb nichts erhalten. Die mit Türmen flankierten Toranlagen waren an ihren Fassaden zum Teil reich dekoriert. Das Südtor war acht Meter breit, in der Mitte befand sich ein ca. einen Meter breiter Stützpfeiler (spina). Seine Flankentürme maßen 6,4 × 7,2 Meter.

Innenbauten

Lagerstraßen

Die Schmalseite des Lagers war von einer der Lagerhauptstraßen durchzogen, der von Nordost nach Südwest verlaufenden und 334 m langen via Principalis, die in etwa unter der heutigen Bundesstraße 9 verlief. Die sich von Nord nach Süd erstreckende zweite Lagerhauptstraße, die via Praetoria, wurde von zwei Gebäuden unterbrochen. Die meisten Straßen des Lagers säumten gemauerte Abwasserkanäle. Der Hauptabwasserkanal des Lagers trat an der Ostfront des Kastells aus und verfügte über eine Sperre gegen einen Rückstau der Abwässer.

Kommandogebäude

Im Zentrum des Lagers, südlich der via Principalis, stand das Kommando- oder Stabsgebäude (60 × 90 Meter) die Principia, mit dem Fahnenheiligtum (aedes) und diversen Verwaltungs- und Versammlungsräumen (officia). Es war nach dem Vorbild eines Forums um einen 42 × 38 Meter großen Platz angelegt. Südlich davon stand die 16 Meter breite Querhalle (basilica), deren Fassade mit Pilastern dekoriert war. Im Südtrakt wurden die bekanntesten antiken Steinskulpturen von Carnuntum gefunden. Einige der Räume waren mit Wandmalereien verziert.

Offiziersunterkünfte

An die principia schloss sich das Wohngebäude des Legionskommandanten (praetorium) an. Auf der gegenüberliegenden Seite standen die Wohngebäude der Tribunen (Stabsoffiziere), der nach dem Lagerkommandanten ranghöchsten Offiziere.

Kasernen

Rechts und links der Kommandantur reihten sich die Kasernen, in denen die erste Kohorte untergebracht war. Die übrigen Kasernen waren an der Frontseite des Lagers (Donauufer) und an seiner Rückseite angeordnet. Die mittelkaiserzeitlichen Mannschaftsunterkünfte (Periode 2) bestanden aus Doppelbaracken, die mit ihrer Rückwand aneinander gebaut waren. Sie boten Platz für fünf oder sechs Stubengemeindschaften (kontubernien = acht Mann). Die Wohnräume bestanden aus einem 13,50 Quadratmeter großen Schlafraum (papilio) und einem 7,50 Quadratmeter messenden Vorraum (arma). Zum Kochen und Heizen wurden einfache Feuerstellen verwendet. An die Front der Gebäude war ein auf Holzpfosten stehender, zwei Meter breiter, überdachter Wandelgang angebaut. Zwischen den Gebäuden befand sich jeweils ein fünf Meter breiter Hof mit Schotterbelag. Rechts und links der Principia reihten sich die Kasernen der ersten Kohorte, die übrigen Kohorten lagen in Kasernen, die an der Frontseite des Lagers am Donauufer und an seiner Rückseite angeordnet waren. Unter einer der Kasernen der ersten Kohorte wurde bei den Grabungen von 1885 ein Keller mit Stiegenaufgang entdeckt.

Funktionsbauten

Das Lager verfügte über ein Lazarett sowie Magazine und Werkstätten. Die Lagertherme befand sich vermutlich zwischen den im nördlichen Teil des Areals stehenden Kasernen.[19]

Auxiliarkastell (Reiterlager)

Dieses Kastell zählt zu den am besten erforschten Lagern am norisch-pannonischen Limes. Das Hilfstruppenlager befand sich am Westrand der Lagerstadt und konnte eine 500 Mann starke Reitereinheit aufnehmen. Die vorrömische Zeit des Kastellareals ist durch einige Siedlungsgruben dokumentiert, die möglicherweise um Christi Geburt entstanden. Einige ebenfalls unter dem Kastell befindliche Gräber markieren den ältesten römischen Horizont. Dazu gehört ein beim Bau des ersten Lagers zerstörter Grabstein für einen namentlich nicht bekannten Angehörigen der legio XV Apollinaris. Er stand auf dem ausgedehnten Gräberfeld, das auf einer Länge von mehreren Kilometern die zum Legionslager führende Limesstraße begleitete. Aus der Entstehungszeit befand sich im Kastellbereich auch ein Kuppelofen mit rechteckiger Beschickungsgrube. Vielleicht diente er als Backofen für die am Bau beteiligten Soldaten. Insgesamt konnten bei den Ausgrabungen vier Bauphasen voneinander unterschieden werden. Beim Bau der Wohnsiedlung wurde nicht das komplette Kastell zerstört. Im Bereich des Kastellbades sowie bei zwei Abschnitten der südlichen und östlichen Mauer konnte eine moderne Überbauung verhindert werden.

Kastell I

Befundplan Kastell I

Dieses Lager war fast vollständig aus Holz erbaut. Die Front war gegen das nordöstlich davon liegende Legionslager ausgerichtet. Drei Seiten des Kastells konnten durch Grabungen untersucht werden. Der Verlauf der übrigen Kastellmauer ist nur aus der Luftbildprospektion bekannt. Die vollständige Ausdehnung des Kastells betrug 178 × 225 Meter, es bedeckte somit eine Gesamtfläche von rund vier Hektar.

Umwehrung: Die Befestigung bestand aus einem Doppelgraben. Sein Aushubmaterial war zu einem Erdwall aufgeschüttet, auf dessen Krone sich vermutlich eine Holzpalisade zur Sicherung befand. Die mit ziemlicher Sicherheit in Holz errichteten Tor-, Zwischen- und Ecktürme konnten bislang zwar noch nicht ärchologisch nachgewiesen werden, müssen aber auf jeden Fall vorhanden gewesen sein.

Innenbebauung: An Innenbauten kennt man bislang nur die an der Rückseite (raetendura) des Lagers aufgereihten Mannschaftskasernen, das Wohnhaus des Lagerkommandanten (praetorium) und einige Abschnitte des Kommandogebäudes (principia). An der Rückseite des in den principia liegenden Hofes, der vermutlich mit Steinplatten gepflastert war, waren fünf nebeneinander liegende Räume angeordnet, deren mittlerer wohl als Fahnenheiligtum (aedes) diente. lm Erdboden befanden sich noch einige eiserne Lanzenschuhe für die Militärstandarten (signum, vexilla), die dort einst aufgestellt waren. Auch eine flache Grube, vermutlich zur Aufbewahrung der Truppenkasse, war noch erhalten.

Wasserversorgung/Kanalisation: Die Wasserversorgung der Kastellbesatzung wurde wohl durch Brunnen gewährleistet. Die Pferde dürften außerhalb des Lagers getränkt worden sein. Man hatte auch einige Zisternen zur Sammlung des Regenwassers angelegt. Eine von ihnen wurde im Hof des Kommandantenhauses gefunden. Das von den Dächern der Gebäude abfließende Regenwasser war in flachen muldenförmigen Rinnen, die in 0,40 Meter Entfernung von den Hauswänden verliefen, abgeleitet worden. Weitere solche Traufrinnen befanden sich an der Rückseite der Kasernen. Die Abwässer flossen dann in den Hauptkanal unter der via sagularis (Wallstraße). Er führte durch eines der Lagertore nach außen und bestand vermutlich aus einer einfachen Holzrinne, die zusätzlich von Architekturstücken in Zweitverwendung eingefasst wurde.[20]

Kastell II

Befundplan Kastell II

Das Lager hatte einen spielkartenförmigen Grundriss und wurde bei seiner Neuerrichtung um etwa 90° gedreht. Die Prätorialfront war nun gegen das Donauufer orientiert und gleich wie das Legionslager ausgerichtet. Die Lagerfläche wurde auf 178 × 205 Meter (3,65 Hektar) verkleinert.

Umwehrung: Die in Stein errichtete Mauer war 0,90 Meter breit, mit rechteckigen Zwischen- und Ecktürmen verstärkt und zusätzlich von einem Graben umgeben. Von den vier trapezförmigen Ecktürmen konnte nur der an der Südostecke untersucht werden. Eck- und Zwischentürme ragten nicht über die Mauerflucht hinaus. Lediglich die rechteckigen Flankentürme der Lagertore setzten sich deutlich von der Umwehrung ab. Die Mauerkrone konnte über einen aus Erde aufgeschütteten Wehrgang begangen werden. Die Südostecke war mit Holzbohlen befestigt, die auf an der Kastellmauer angesetzten Pfeilern lagen.

Innenbebauung: An Innenbauten sind Kasernen, das Lazarett, die Wohnhäuser der Offiziere und das Kommandogebäude bekannt. Sie bestanden auch in dieser Periode noch gänzlich aus Holz. Es wurden aber auch teilweise luftgetrocknete Lehmziegel als Baumaterial verwendet. Manche der Gebäude verfügten über vorgelagerte Pfeilerbauten (portikus). Deren Holzstützen lagen auf aus Bruchsteinen gemauerte Fundamenten auf. Die Mannschaftskasernen hatten einen langrechteckigen Grundriss und bestanden aus zwei nebeneinander stehenden Raumreihen. Jeweils zwei Räume bildeten die Unterkunft für eine Stubengemeinschaft (contubernia). Bei einem Teil der Kasernen wurden die vorderen Räume als Pferdestall verwendet und boten Platz für maximal drei Reittiere. Vermutlich hatte ein Teil der Reitereinheit die Aufgabe einer schnellen Eingreiftstruppe zu erfüllen, für deren Einsatz sie den Soldaten so rasch wie möglich zur Verfügung stehen mussten.

Therme: Als einziges Gebäude war nur das an der Westfront des Kastells gelegene Bad ganz in Bruchsteinmauerwerk hochgezogen worden. Das Lagerbad war mit einem Kaltwasserbecken, beheizbaren Räumen und zwei Warmwasserwannen ausgestattet.

Wasserversorgung/Kanalisation: Das zur Reinigung der Baderäume verwendete Wasser wurde durch einen Abflussöffnung in einen der zahlreichen Kanäle geleitet, die für den Abtransport der Abwässer nach außen sorgten. Er mündete in den an der Westfront des Kastells entlanglaufenden Hauptkanal. Das für das Bad benötigte Wasser kam aus einer höher gelegenen Zisterne, von der allerdings nur der Unterbau erhalten war. Sie lag an der Südseite des Gebäudes neben der Heizungsanlage (praefurnium). Darin wurde Regenwasser gespeichert, sie dürfte aber auch aus einem bislang noch nicht gefundenen Brunnen versorgt worden sein. Für die Entsorgung der Abwässer wurden in der Mitte der Hauptstraßen sorgfältig gemauerte Kanäle angelegt. An der Oberseite waren sie offensichtlich mit Holzbrettern abgedeckt. Einer dieser Abzugskanäle hatte seinen Ausgang am südlichen Kastelltor und spülte eine Latrine, die beim südöstlichen Eckturm in einem langrechteckigen Gebäude untergebracht war. Bevor er die nordöstliche Lagerecke erreichte, nahm er einen weiteren, vom Nordtor des Kastells kommenden Kanal auf und verließ dann unter der Mauer das Lagerareal. Im weiteren Verlauf querte er außerhalb des Kastells in einer technisch ausgeklügelten Konstruktion eine an der Nordfront des Lagers vorbeiführende ältere Wasserleitung, die aber nicht zur Versorgung des Lagers benutzt wurde. Er wurde später wieder zugeschüttet. Die Fäkalien der Latrine wurden in einer Sickergrube entsorgt, zu deren Entleerung ein Abzugskanal durch die Kastellmauer gebrochen worden war, der die Abwässer in den Lagergraben ableitete.[21]

Kastell III

Die dritte Bauperiode setzte in den sechziger Jahren des 2. Jahrhunderts ein und dauerte bis zu dessen Ende. In dieser Zeit wurde das Kastell als Nachschubdepot verwendet. Die zahlreichen baulichen Veränderungen lassen sich nach den bisherigen Analysen in mindestens fünf Unterphasen aufgliedern.

Die Mannschaftskasernen im nördlichen Teil des Kastells blieben erhalten und wurden als solche weitergenutzt. Teilweise wurden auch die Pferdeställe in Wohnräume umgewandelt. Alle Gebäude im Zentrum des Lagers wurden abgebrochen und durch Neubauten ersetzt. Einige der Kasernenkopfbauten in diesem Bereich entstanden nun als Steinbauten, darunter auch das Wohnhaus des Kommandanten. In den Werkstätten wurden hauptsächlich Töpfereiprodukte hergestellt. Einige Schmiedeöfen weisen auf die Verarbeitung von Eisen hin. Sie wurden durch Holzrohre (Deichelleitungen) mit Frischwasser versorgt. Auch in dem östlich der principia liegenden Areal wurden Anlagen zur Metallverarbeitung entdeckt. Südlich und nördlich davon befanden sich Spuren von Speichergebäuden (horrea) aus Holz, in denen wohl Lebensmittel und Tierfutter gelagert wurden. Auch zwei Brunnen lassen sich dieser Periode zuordnen. In einem waren noch die Reste der Brunnenschalung erhalten, die aus ineinander gesteckten Holzfässern zusammengesetzt war. Vermutlich bestanden sie aus Tannenholz, das vorwiegend zur Herstellung von Weinfässern benutzt wurde. Nach der Aufgabe des Brunnens wurde er als Latrine verwendet.[22]

Kastell IV

Rekonstruktionsskizze Kastells IV

In der Zeit um 200 n. Chr. kam es zu den letzten großen Umbauten im Lager, da es nun wieder ausschließlich als Reiterlager genutzt wurde. Ob das Kastell auch ab der Mitte des 3. Jahrhunderts noch vom Militär besetzt war, lässt sich nicht mehr sagen. Als man im Hof des Praetoriums auf einen verschütteten Brunnen stieß, fand man in der Verfüllung unter anderem Münzen aus der Zeit der Kaiser Aurelian (270–275 n. Chr.) und Probus (276–282 n. Chr.). Bis zur ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts dürften noch einige Teile der Umfassungsmauer, des Bades und des Kommandogebäudes zu sehen gewesen sein. Sie fielen danach dem Steinraub zum Opfer.

Innenbebauung: Die principia wurde in Stein neu errichtet. Die Räume umgaben einen rechteckigen Hof, der auf drei Seiten von einem gedeckten offenen Gang eingefasst war. An den Schmalseiten lagen Büros für die Verwaltung, an der dem Eingang gegenüberliegenden Seite schloss sich eine Querhalle (basilica) an. In diese öffneten sich Räume zur Südseite, in deren Mitte sich das Fahnenheiligtum befand. In der nördlichen Hälfte des Kastells entstanden neue Kasernen, die nun das ganze Areal zwischen der via sagularis und der via principalis ausfüllten. Von ihnen blieben nur die Fundamente erhalten. Uringruben belegen, dass sie teilweise auch wieder für Pferdeställe genutzt worden waren. Zwischen den Kasernen befanden sich noch gut erhaltene gepflasterte Höfe, für die auch Spolien verwendet wurden.

Therme: Das Kastellbad wurde ebenfalls noch einmal umgebaut. Die einzelnen Raume wurden neu eingeteilt. Auch das Äußere des Gebäudes wurde dabei verändert. Das Kaltwasserbad wurde in eine an der Südseite neben der Heizanlage angebaute Apsis verlegt. Von der Zisterne konnte dadurch auf kürzerem Wege Wasser in das Badebecken eingeleitet werden. Die Mauern des Kastellbades standen wohl noch bis in die Mitte des 4. Jahrhunderts aufrecht. In seinem Inneren fand man auf den Böden Flugerde, die wohl durch die Fensteröffnungen eingeweht worden war. Später brach das Dach ein. Auf den Dachziegelschutt stürzten dann bei dem um die Mitte des 4. Jahrhunderts anzunehmenden Erdbebens die Mauern. Dabei zerbarsten sogar die bis zu 40 cm starken Terrazzoböden und fielen in die darunterliegenden Hohlräume der Fußbodenheizungen.

Kanalisation: Das Schmutzwasser wurde durch ein Bleirohr in der Nordmauer in einen in nördlicher Richtung verlaufenden Kanal geleitet, der das Bad unter der Nordmauer verließ und dann in den Sammelkanal an der westlichen via sagularis mündete. In der Mitte der Kasernenhöfe verlief eine schmale Rinne für die Ableitung des Abwassers, das zunächst in die via principalis und von dort durch das Lagertor nach außen entsorgt wurde.[23]

Garnison

Folgende Einheiten sind als Besatzungen für das Legionslager und das Reiterkastell bekannt:

Zeitstellung Truppenname Bemerkung Abbildung
1. bis 2. Jahrhundert n. Chr. (40-50-117/118 n.Chr) Legio XV Apollinaris
(die fünfzehnte Legion des Apollo)
Die Legion wurde von Julius Cäsar während des Gallischen Krieges aufgestellt. Von 16 bis 8 v. Chr. wurde sie in den Pannonisch-Dalmatischen Kriegen eingesetzt und war danach auch an der Niederschlagung des Pannonischen Aufstandes beteiligt. Eine Grabinschrift gilt als Indiz für eine, zumindest kurzfristige Stationierung einer ihrer Vexillationen in Vindobona (Wien).

Frühestens 50 n. Chr. wurde die Legion nach Carnuntum verlegt und errichtete dort das frühe Holz-Erde-Lager. Ihre Anwesenheit ist durch 120 Grabsteine belegt, die dort gefunden wurden. Demnach stammten ihre Angehörigen meist aus Oberitalien, Gallien und Griechenland. Zahlreiche ihrer Ziegelstempel konnten nicht nur in Carnuntum sondern auch in den benachbarten Kastellen (z. B. Vindobona, Brigetio) und sogar nördlich der Donau geborgen werden. Ein von einem ihrer Zenturionen gestifteter Mithrasaltar ist der früheste Nachweis für diesen Kult am Donaulimes.

62/63 wurde sie von der Legio X abgelöst und für einen Feldzug gegen die Parther zunächst nach Armenien und später nach Ägypten in Marsch gesetzt. Im Jüdischen Krieg beteiligte sie sich unter Titus unter anderem an der Belagerung von Jerusalem. Zwischen 70/71 kehrte sie wieder nach Carnuntum zurück.

Ihre Verluste wurden vor allem mit Rekruten aus Syrien ersetzt, wie die Inschriften auf einigen Grabsteinen aus Carnuntum annehmen lassen. Das ursprüngliche Holz-Erde-Lager wurde von der Legion im Jahr 73 n. Chr. durch einen Steinbau ersetzt. Ihre Soldaten beteiligten sich auch am Bau des Reiterkastells. Die Legion wurde danach in den Donaufeldzügen Domitians (89–92) und den Dakerkriegen Trajans eingesetzt.

114 wurde sie zuerst zu den Partherkriegen Trajans und dann in das Lager von Satala abkommandiert, wo sich ihre Spuren im frühen 5. Jahrhundert verlieren. [24]

Signum der cohors I, legio XV (Replik im Archäologischen Park Carnuntinum)
1. Jahrhundert n. Chr. (63-68) Legio X Gemina pia fidelis
(die zehnte Zwillingslegion, die pflichtbewusste und treue)
Sie wurde zum ersten Mal im Jahre 58 v. Chr. erwähnt und galt im Gallischen Krieg als die Elitelegion Cäsars. Um das Jahr 63 wurde sie nach Carnuntum abkommandiert um dort vorübergehend die Legio XV zu ersetzen. Nach zahlreichen Einsätzen in den Rheinprovinzen gelangte die Legion 103 wieder nach Pannonien und bezog dort das Lager von Aquincum (Budapest). 114 n. Chr. wurde sie schließlich nach Vindobona verlegt. 193 erklärte sich die Legion für Septimius Severus. Einige Angehörige dieser Einheit wurden später in die Kaisergarde übernommen. Die Legion stand bis zu ihrer Auflösung im 5. Jahrhundert in Vindobona.
Römischer Helm vom Typ Weisenau (Museum Carnuntum)
2. bis 5. Jahrhundert n. Chr. (114 – 430?) Legio XIIII Gemina Martia victrix
(die vierzehnte Zwillingslegion, die siegreiche),
cohortis quintae
(die fünfte Kohorte)
Die Legion wurde möglicherweise schon 57 v. Chr. von Julius Caesar in Norditalien aufgestellt. 114 n. Chr. wurde sie schließlich nach Carnuntum verlegt um dort die Legio XV abzulösen. Sie befand sich dort mehr als drei Jahrhunderte, wenngleich Abteilungen von ihr auch anderenorts eingesetzt wurden. Eine Vexillation zog mit Septimius Severus Armee 193 nach Rom, um ihn bei der Durchsetzung seines Anspruchs auf den Kaiserthron zu unterstützen. Später nahm sie an Severus' Partherfeldzug[25] teil, der 198 mit der Einnahme der Hauptstadt Ktesiphon endete, und kehrte dann, 202, wieder nach Carnuntum zurück. Im Jahr 260 schloss sie sich der Revolte des Usurpators Regalianus an. Im 4. Jahrhundert zählte sie zu den Limitanei, hatte nun auch Liburnarier (Marinesoldaten) der Donauflotte in ihren Reihen und stand unter dem Befehl eines Dux. Trotz fehlender literarischer Quellen ist es wahrscheinlich, dass sich die Legion im späten 4. Jahrhundert auch am Feldzug Valentinians I. gegen Quaden und Jazygen beteiligte. Als der weströmische magister militum Flavius Felix unter Valentinian III. 427 n. Chr. die Hunnen bekämpfte, kam sie wohl ebenfalls zum Einsatz. Sie scheint ihre Stellung bis zur Auflösung der Donaugrenze gehalten zu haben. Laut der Notitia Dignitatum lag im spätantiken Carnunto aber nur noch die fünfte Kohorte dieser Legion, die den „oberen Abschnitt“ (partis superior) des norisch-pannonischen Limes sicherte. Carnuntum war vermutlich noch bis um 430 Sitz des Legions- und Flottenpräfekten. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt, möglicherweise wurde der Rest der Legion später vom oströmischen Heer übernommen.[A 4]
Aureus des Septimius Severus, am Revers eine Widmung an die Legio XIIII
5. Jahrhundert n. Chr. legionis quartae decimae geminae militum liburnariorum
(Marinesoldaten der vierzehnten Legion),
classis Histricae
(die Donauflotte)
Auch die Anwesenheit von Flottensoldaten (liburnari) ist in Carnuntum aufgrund seiner strategisch wichtigen Lage an der Donau anzunehmen. Für die Spätantike sind in der Notitia Dignitatum neben einem Präfekten einer Donauflottille (V[C]Arr[n]unto siue Vindomanae, vorher in Carnuntum nun in Vindobona) auch Marindesoldaten der Legio XIIII, unter dem Befehl eines Dux, verzeichnet. Die classis Histricae wurde im 4. Jahrhundert von Carnuntum nach Vindobona verlegt.[26]
1.Jahrhundert n. Chr. (80-90 n.Chr.) ala prima Tungrorum Frontoniana (die erste tungrische Reiterschwadron des Fronto) Die Truppe stammte ursprünglich vom Niederrhein und wurde um 73 aus Dalmatien nach Aquincum verlegt, wo sie ihr erstes Lager in Pannonien bezog. Im Jahre 80 war sie in Carnuntum stationiert, wo sie das Reiterkastell I errichtete. Nach zehn Jahren rückte sie nach Unterpannonien ab und beteiligte sich am Bau des Kastells Campona. Vielleicht wurde sie hauptsächlich für Bauvorhaben eingesetzt, da sie sich nur kurz in ihren jeweiligen Garnisonsorten aufhielt. Ihr Aufenthalt in Carnuntum ist durch einen Grabstein und eine goldene Gewandspange mit der Aufschrift „felices Tun(gri)“ belegt. In dieser Zeit wurden auch keltische Boier als neue Rekruten angeworben, wie die Grabinschrift und zwei Militärdiplome aus dem Jahr 114 annehmen lassen.[27]
Pektoral als Teil einer Pferdeausrüstung ( 1.Jhdt. )
1. bis 2. Jahrhundert n.Chr. (85 bis 101/102) ala prima Pannoniorum Tampiana millaria victrix (erste pannonische Reiterschwadron des Tampius, 1000 Mann stark, die siegreiche) Diese Einheit wurde vermutlich unter Augustus aus Angehörigen der pannonischen Stämme rekrutiert. Der Name "Tampiana" leitet sich wohl ursprünglich von einem ihrer Kommandanten ab. Um 85 wurde sie von Britannien nach Dakien verlegt. 89 kam sie nach Carnuntum, von wo sie aus gegen die Markomannen und Quaden eingesetzt wurde. Zu Beginn des 2. Jahrhunderts wurde sie wieder nach Britannien zurückversetzt. Die Anwesenheit der Pannonier ist nur durch Grabinschriften bekannt.[28]
Signum der Reitereinheit (Replik im Museum Carnuntum)
   ×   
2. Jahrhundert n.Chr. (102 bis 118/119) ala tertia Augusta Thracum Sagittaria (die dritten augusteischen berittenen Bogenschützen der Thraker) Diese Reitertruppe wurde 101 von Syrien nach Pannonien versetzt. Ihr erstes Lager in dieser Provinz dürfte sie in Carnuntum bezogen haben. Zwischen 118 und 119 rückte sie wieder ab und erbaute bei Brigetio das Kastell Almásfüzitő, wo sie bis in die Spätantike stationiert war. Ihr Aufenthalt ist durch den Grabstein des Ulpius Prosostus belegt, der dort im Alter von 30 Jahre verstarb.[29]
2. bis 3. Jahrhundert n.Chr. ala prima Thracum victrix (die erste Reiterschwadron der Thraker, die siegreiche) Die Truppe wurde zwischen 118 bis 119 nach Carnuntum verlegt und baute das Reiterkastell II. Die Thraker waren bis zur Aufgabe des Kastells, in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts dort stationiert. Ihre Anwesenheit ist durch ein Militärdiplom von 126 und einige Ziegelstempel belegt.[30]
Vexillum der Ala I Thracum (Replik im Museum Carnuntum)

Zivilsiedlungen

Das zivile Carnuntum erstreckte sich über die heutigen Gemeindegebiete von Petronell-Carnuntum und Bad Deutsch Altenburg. Ein besonderer Glücksfall im Gegensatz zu den meisten anderen römischen Fundstellen in Österreich ist, dass sie, abgesehen von einer kurzen Zeitspanne im frühen Mittelalter, in den nachfolgenden Jahrhunderten nicht überbaut wurden. Der Siedlungsbereich setzte sich aus der Militär- und der Zivilstadt zusammen. Keimzelle der städtischen Entwicklung war das Areal um das Legionslager. Die Militärsiedlung erstreckte sich über Petronell-Carnuntum und Bad Deutsch Altenburg, während die Reste der Zivilstadt nur in Petronell-Carnuntum zu Tage traten. Die Zivilstädte waren in etwa von der Zeitenwende bis zum Ende der römischen Herrschaft in Pannonien bewohnt.

Lagerstadt

Um das Legionslager entstand im Laufe der Jahrhunderte eine Lagerstadt (Canabae legionis), wo hauptsächlich Geschäftsleute, Händler und Handwerker und die Angehörigen der Soldaten lebten. Sie umgab das Lager an drei Seiten und hatte einen stadtähnlichen Charakter. Sie erreichte in ihrer Blütezeit eine Ausdehnung von etwa 130 Hektar. Dort stand auch der Palast des Legionslegaten und Statthalters. Das wirtschaftliche Zentrum der canabae bildete das Forum, eine große von Säulenhallen eingefasste Platzanlage, die nahe der Südwestecke des Lagers angelegt wurde. Die Achsen des in der zweiten Bauperiode errichteten, etwa 225,60 × 182 Meter Gebäudes waren offenbar auf den Statthalterpalast (praetorium) ausgerichtet, der nördlich der Limesstraße und unmittelbar am Donausteilufer lag. Von ihm haben sich aber, aufgrund von Hangrutschungen nur mehr geringe Reste erhalten. Die canabae wurden im Wesentlichen durch drei Straßenzüge erschlossen:

  • die so genannte Limesstraße, die als Via principalis das Legionslager querte und weiter der Donau entlang Richtung Westen zur Zivilstadt führte,
  • die Straßenverbindung zum Nachbarkastell Gerulata (Rusovce, Slowakei), die das Legionslager durch das Südtor (Porta decumana) verließ und Richtung Südosten führte und
  • die so genannte Bernsteinstraße, die vom Westtor des Legionslagers (Porta principalis sinistra) ausgehend nach Südwesten verlief und über Scarbantia, Savaria und Poetovio nach Italien führte. Insbesondere in der frühen Kaiserzeit dürfte diese Straße eine besondere Bedeutung besessen haben, denn außerhalb des Siedlungsbereichs wurden dort bevorzugt Friedhöfe angelegt („Gräberstraße“).

Zivilstadt

Die Zivilstadt erstreckte sich über eine Fläche von 10 Quadratkilometer. Im Osten reichte ihr Areal bis zum Pfaffenberg in Bad Deutsch-Altenburg, im Westen bis etwa 1,5 Kilometer westlich des heutigen Petronell-Carnuntum, in Richtung Wildungsmauer. Im Norden wurde sie durch den Steilhang der Donau und ihrer vielen Nebenarme begrenzt, im Süden reichte die Bebauung in etwa bis zur heutigen Umfahrung an der Bundesstraße B9. Westlich des Legionslagers, 1,5 römische Meilen (2,2 Kilometer) entfernt, endstand im Laufe der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. eine Straßensiedlung nach italischem Vorbild, die anfangs rechtlich noch als vicus galt. Ihre Gebäude bestanden noch aus einfachen Holz-Lehmkonstruktionen. Die Straßen waren geschottert. Aufgrund ihres enormen wirtschaftlichen und demographischen Aufschwungs wurde sie unter Hadrian in den Rang eines Munizipiums (Municipium Aelium Carnuntum) und unter Septimius Severus schließlich zur Colonia erhoben. Vermutlich seit frühseverischer Zeit waren die innerstädtischen Häuserviertel (insulae) auch von einer Stadtmauer umgeben. Vor der Mauer lagen ebenfalls noch dicht bebaute Flächen, die sich im Süden bis zum Amphitheater II und nach Westen bis zur Limesstraße ausbreiteten. Ihre Hochblüte erreichte sie zwischen dem 3. und 4. Jahrhundert mit rund 50.000 Einwohnern und einer Ausdehnung von zehn Quadratkilometern.

Straßensystem

Von ihm sind nur die Grundzüge bekannt. Dem Straßenraster dürfte zwar ein Plan zugrunde gelegen haben, trotzdem war er nicht exakt rechtwinkelig angelegt worden, sodass die einzelnen insulae unterschiedliche Größen aufwiesen. Die von Westen (Wien/Vindobona) heranführende Limesstraße bog an der heutigen Flur Gstettenbreite etwas nach Norden ab und bildete dann den decumanus maximus der Stadt, der sich innerstädtisch von West nach Osten zwischen Großer Therme und Forum erstreckte. Südlich von Schloß Petronell konnte er im Spaziergarten nachgewiesen werden. Von hier führte er dann direkt zum Legionslager. Abzweigungen im Süden des decumanus bildeten die Nord- und Südstraße von denen einige Abschnitte im Archäologischen Park freigelegt wurden. Der von Nord nach Süd verlaufende cardo maximus führte östlich des Forums und der Großen Therme Richtung Süden zur Bernsteinstraße (Bruck an der Leitha).[31]

Stadtmauer

Die vermutlich zwischen dem 3. und 4. Jahrhundert in Stein errichtete Mauer umschloß eine Fläche von rund 1100 × 550 Meter und hatte eine Breite von 2,70 Meter. Sie konnte im Westen und Süden des Areal mehrmals archäologisch beobachtet werden. Im Westen wurde auch eine Toranlage nachgewiesen. Ihr östlicher Abschnitt verlief zwischen der heutigen Mithrasgasse und der Langen Gasse. Im Norden erstreckte sie sich entlang des Steilufers der Donau. Im Süden konnten auch Reste eines Wehrgrabens nachgewiesen werden.[32]

Forum

Das wirtschaftliche und administrative Zentrum der Zivilstadt konnte 1996 südlich der Großen Therme lokalisiert werden. Das 142 × 65 Meter große Gebäude stand südlich des decumanus maximus, der mit dem Verlauf der Limesstraße gleichzusetzen ist. Der Grundriss konnte mit Hilfe von geophysikalischen Messungen (Geomagnetik, Bodenradar) ziemlich exakt rekonstruiert werden. Der Monumentalbau war von Nord nach Süd orientiert und bedeckte eine Fläche von 9900 m2. Die umliegenden Funktionsbauten umspannten einen 47x55,5 Meter großen Platz. Im Westen und Osten befanden sich Säulengänge (portikus) mit dahinterliegenden Geschäftslokalen (tabernae). Im Norden stand eine von Ost nach West ausgerichtete Basilika mit vorgebauten tabernae die sich zum decumanus maximus hin öffneten. Die Südseite des Forums wurde von einem 65x45 Meter großen, dreiteiligen Gebäudekomplex eingenommen der vermutlich als Sitz der Stadtverwaltung (curia, tabularium) diente.[33]

Therme (Palastruine)

Die Überreste der Therme im Archäologiepark Carnuntum vor ihrem Wiederaufbau

Westlich vom Schloss Petronell befanden sich die Überreste einer ausgedehnten Thermenanlage, die lange fälschlicherweise als Palastruine angesehen wurden. Es ist eines der bedeutendsten römischen Bauwerke die nördlich der Alpen gefunden werden konnten. Grabungen im Hof der Thermenanlage zeigten, dass darunter noch die Reste einer Zivilsiedlung lagen. Sie dürfte hauptsächlich aus einfachen Fachwerkbauten bestanden haben. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. durch ein Feuer zerstört. Über ihren Resten wurde vermutlich in severischer Zeit die große Therme errichtet. Die Erbauer mussten dazu vorher erst aufwendig das Gelände planieren. Die eigentlichen Baderäume lagen im nördlichen Teil des Gebäudes. Die letzten Umbauten erfolgten gegen Ende des 4. und oder zu Beginn des 5. Jahrhunderts. Der Südteil bestand aus einem Hof mit zwei Octogonen und einem Rundbau, der an drei Stellen von kleinen rechteckigen Räumen umschlossen war. Nach Süden war der Therme auf ihrer ganzen Länge eine große Markthalle mit Portikus (marcellum) vorgelagert die sich zum decumanus maximus hin öffnete. Funde, wie eine Geniusstatue und ein Altar für das collegium fabrum (Verband der städtischen Feuerwehr), weisen darauf hin, dass sie wohl für offizielle Anlässe verwendet wurde. Die Weihinschrift dieses Altars besagt, dass er von Faustinianus, einem Angehörigen der Stadtaristokratie gestiftet worden war.

Stadtviertel im Spaziergarten

Ein für die Zivilstadt typisches Stadtviertel wurde im Spaziergarten beim Schloss freigelegt, die Mauerzüge wurden konserviert und einige Gebäude in jüngster Zeit wieder originalgetreu aufgebaut. Sein Areal weist ein starkes, terrassenartiges Gefälle nach Norden (Donauufer) auf, das es in einen Nord- und einen Südteil gliedert. Die dort ausgegrabenen Gebäude aus allen Epochen der römischen Herrschaft werden von kleinen Gassen und Korridoren sowie durch Straßen unterschiedlicher Breite voneinander getrennt. Die ersten Gebäude waren einfache Fachwerkbauten nach mediterranen Vorbildern, die im 2. Jahrhundert durch gallorömische Hof- oder Streifenhäuser abgelöst wurden. Die ersten Straßen wurden in flavischer Zeit angelegt (Nord- und Südstraße). Sie wurden durch Seitenkanäle entwässert. Die Straßenhorizonte waren mehrphasig und zuerst nur mit einem Schotterbelag versehen. Im frühen 3. Jahrhundert wurde darüber eine Pflasterung aus Steinplatten gelegt. Die frühesten Kanäle aus Ziegenplatten stammen aus dem 2. Jahrhundert. Die Anlage eines Frisch- und Abwassersystems (steinernes Wasserbecken mit mehreren unterirdischen Kanälen) erfolgte zur Zeit des Hadrian.

Auf der Südterrasse wurden beiderseits des Zufahrtsweges zum Schloss antike Wohnhäuser mit Werkstätten, Gärten und kleinen Höfen entdeckt (Haus I-V). Die langrechteckigen Parzellen lagen im rechten Winkel zu den gepflasterten Straßen. Zur Straßenseite hin öffneten sich Geschäftslokale (tabernae). Dahinter lagen die Wohnräume der Ladenbesitzer. Die Südterrasse wird von einer sechs Meter breiten gepflasterten Straße, der sogenannten Südstraße (Verlauf Ost nach West), abgeschlossen und wegen des Gefälles von einer massiven Mauer abgestützt.

Auf der drei Meter tiefer gelegenen Nordterrasse unterscheiden sich die Baustrukturen deutlich von jenen auf der Südterrasse. Dort standen hauptsächlich öffentliche Bauten (Insula VI). Im Westen steht eine wieder aufgebaute Badeanlage (valetudinarium?) oder ein Lagerhaus. Südwestlich davon befindet sich ein Wohnhaus mit Peristylhof. Im Nordosten wurde ein kleines Heiligtum rekonstruiert. Die südöstliche Ecke der Insula VI wurde bisher nicht freigelegt. An ihrem Nordrand wurde die mehrphasige Nordstraße (Verlauf Ost nach West) ergraben. Sie war von einer durchgehenden Straßenhalle mit Gehsteig gesäumt. Hinter ihr befanden sich die Eingänge zur Therme, die Einfahrt zu einem gepflasterten Hof sowie der Eingang zum Peristylhaus und der Villa Urbana. Ihr Belag besteht aus Kalkstein- und Granitplatten und weist noch deutlich sichtbare Rillenspuren von Wagenrädern auf. Mittig verläuft ein 1,20 × 1,20 Meter messender Abwasserkanal aus dem 2. Jahrhundert. Abgedeckt ist er mit zwei Tonnen schweren Kalksteinplatten. Er mündet an einer Kanalkreuzung in den Kanal der Weststraße, der nach Norden in die Donau führte. [34]

Therme: Dieses vor 50 Jahren entdeckte Badegebäude steht im Westteil der (Insula VI). Es wurde von 2005 bis 2007 archäologisch untersucht und 2009 wieder aufgebaut. Es stammte ursprünglich aus dem 2. Jahrhundert und wurde wohl im Rahmen einer großangelegten Erneuerung der Infrastruktur (darunter Straßen und Kanalisation) des Municipiums erbaut. Bei seinem Bau waren hauptsächlich dort stationierte Soldaten beteiligt. Die Wasserversorgung erfolgte über ein unterirdisches Wasserbecken mit mehreren Kanälen südwestlich der Weststraße. Im 3. Jahrhundert wurde die Therme noch einmal aufwendig renoviert. Sie blieb mit geringen Umbauten bis in das 4. Jahrhundert in Betrieb. Die Originalmauern sind unter den neu errichteten Steinmauern unversehrt erhalten. Sie bestehen aus Kalksandstein aus Mannersdorf am Leithagebirge. Die Mehrzahl der Baderäume ist mit einer voll funktionstüchtigen Hypokaustenheizung versehen. Die Möblierung wurde nach Abbildungen auf provinzialrömischen Reliefs und Funden aus anderen Badeanlagen nördlich der Alpen gefertigt bzw. zusammengestellt. Für Dachstühle, Fensterrahmen, Türstürze etc. wurde überwiegend Altholz aus dem 19. Jahrhundert verwendet. Das Dach wurde mit reproduzierten Halbrund- und Leistenziegeln (tegulae, imbrices) gedeckt. Die Verglasung besteht aus originalgetreu hergestelltem trüb-milchigem Gussglas, von dem bei den Grabungen Fragmente sichergestellt werden konnten.[35]

Amphitheater

Überreste des Amphitheater I
Modell des Amphitheaters II um 210 n.Chr.

Das 97,55 × 76,40 Meter große Militäramphitheater (Amphitheater I) lag in rund 110 Meter Entfernung gegenüber der Nordostseite des Legionslagers, knapp an der Limesstraße in einer Bodensenke, wobei der Haupteingang mit dem vorgelagerten Nemesis-Heiligtum nach Westen in Richtung Lager zeigte. Es bot Platz für 8000 Menschen.

Das etwa 127,5 × 111 Meter große zivile Amphitheater II wurde in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts fast zur Gänze in Stein erbaut und lag südlich der Zivilstadt in der Nähe des Gräberfeldes, nur knapp 300 Meter von der Stadtmauer entfernt. Man konnte es durch zwei lange Korridore, die mit Toranlagen verbunden waren, im Norden und Süden betreten. Es fasste etwa 12.000 bis 13.000 Zuschauer. Seine stufenförmigen Zuschauertribünen (cavea) erreichten vermutlich eine Höhe von 18 Meter. Die Sitzbänke bestanden aus Holz. Inschriftlich wurde es schon im Zusammenhang mit dem Municipium erwähnt. Es wurde wahrscheinlich im 3. Jahrhundert noch einmal umgebaut. Im Südtor wurde in der Spätantike ein frühchristliches Baptisterium mit einem sechseckigen Taufbecken eingerichtet.[36]

Wirtschaft

Durch die günstige Lage an der Donau, der wichtigsten Handelsroute zwischen Westen und Osten, und der Bernsteinstraße wurde Carnuntum zum Ausgangspunkt und Umschlagplatz des Handels mit den nördlichen Völkern. Importiert wurden unter anderem Tiere und Tierprodukte sowie der in der römischen Kaiserzeit sehr begehrte (baltische) Bernstein. Im Zuge der Stadtentwicklung kam es auch zu einer Differenzierung des Handwerks und Gewerbes. Die meisten Produkte wurden von Kleinbetrieben erzeugt. Der Großteil der Handwerker waren Liberti (Freigelassene). Die Liberti schafften durch ihren wirtschaftlichen Erfolg einen raschen sozialen Aufstieg. Oft gehörten die Handwerker und Gewerbetreibende zunftähnlichen Berufsvereinigungen, sogenannten collegii, an. Werkstätten wie Schmieden, Glashütten, Ziegeleien und Töpfereien waren üblicherweise wegen der akuten Brandgefahr immer außerhalb der städtischen Wohnbereiche angesiedelt. Ein Teil des Händlerviertels der Zivilstadt, es handelte sich dabei hauptsächlich um Reste von Wohnhäusern und Werkstätten, konnte im Spaziergarten des Schlosses freigelegt werden.

Kult und Religion

Statue des Iuppiter Dolichenus im Museum Carnuntum

Die wichtigste religiöse Pflicht der Bürger und Soldaten war die Teilnahme an den Kulthandlungen der römischen Staatsreligion, weil damit auch die Loyalität zum regierenden Kaiserhaus zum Ausdruck gebracht wurde. Die Legionäre brachten von ihren Feldzügen auch andere Kulte und Religionen mit, die in Carnuntum archäologisch nachgewiesen werden konnten. In der Nähe des Schlosses befanden sich ein Dianatempel, das Mithräum II und III und ein Tempelbezirk des Iupiter Dolichenus. Typisch für den Militärstandort Carnuntum genoss besonders der orientalische Gott Mithras große Verehrung, wie drei nachgewiesene Kultstätten (Mithräen) belegen. Daneben gab es auch Funde von syrischen und ägyptischen Gottheiten. Ein frühchristliches Baudenkmal, ein Baptisterium, konnte im Südtor des Amphitheaters II nachgewiesen werden. Eine besondere Stellung nimmt der Pfaffenberg der Stadtgemeinde Hainburg ein. Am Ostrand der Carnuntiner canabae befanden sich eine ausgedehnte Thermenanlage mit einem Heiligtum für Liber und Libera sowie ein Tempelbezirk für die heliopolitanischen Gottheiten. Südlich des Amphitheaters II wurde eine frühchristliche Kirche vermutet, die man auf Luftbildern zu erkennen glaubte.

Tempelbezirk auf dem Pfaffenberg

Der durch moderne Steinbrucharbeiten teilweise abgetragene, einst 500 m lange und 330 m hohe Kalksteinrücken des Pfaffenbergs liegt im Osten Carnuntums. Er zählt zum Massiv der Hundsheimer Berge. Vermutlich bezeichneten die Römer dieses Gebirge in der Antike als mons Karnuntinus. Von hier aus hatte man eine gute Sicht bis weit in das Barbaricum im Nordwesten, nach Vindobona im Westen, dem Neusiedler See und das Alpenvorland im Südwesten. Als Stadtberg war er wie geschaffen für den heiligsten Tempelbezirk der kapitolinischen Trias (Jupiter Optimus Maximus Carnuntinus) geweiht war. Er bestand aus einer Reihe von Kultbauten wie z. B. kleinere Tempel, ein Versammlungsgebäude, zahlreiche Säulendenkmäler, Weihaltäre und sogar ein kleines Theater die wohl dem Jupiter- und dem Kaiserkult dienten. Die ältesten Weiheinschriften reichen bis in die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. zurück, die jüngste erhaltene Weihung datiert in das Jahr 313 n. Chr. Die Kulthandlungen dürften aber noch im weiteren Verlauf des 4. Jahrhunderts n. Chr. fortgeführt worden sein.[37]

Heidentor

Heidentor

Knapp 900 Meter südlich der Zivilstadt sind auf einem Schaugelände die markanten Überreste des sogenannten Heidentors zu sehen, heute das Wahrzeichen der archäologischen Region Carnuntum und Symbol für das römische Österreich. Der in der Forschung lang umstrittene Zweck des einstigen Vierbogenbaues (Quadrifrons) ist heute geklärt. Es konnte bei seiner Generalsanierung Anfang des 21. Jahrhunderts nachgewiesen werden, dass das Tor erst rund 50 Jahre später, in der Regierungszeit von Constantius II., als Triumphmonument zur Verherrlichung seiner Siege in Abwehrkämpfen gegen germanische Invasoren errichtet wurde.

Gräberfelder

Für Carnuntum sind mehrere größere Gräberfelder bekannt:

  • Das Gräberfeld Zivilstadt-Süd zwischen dem Amphitheater II und der Rundkapelle
  • das Gräberfeld Zivilstadt-Ost an der Pfarrkirche von Petronell
  • das Gräberfeld Zivilstadt-West südlich und westlich des Tiergartens und
  • die sogenannte Gräberstraße, die zum Legionslager führte (Bestattungen südöstlich der Bahnsation Petronell).[38]

Das Gräberfeld Süd wurde vermutlich vom 1. Jahrhundert bis ins 2. Jahrhundert verwendet. Grabsteine von ihm fanden sich auch im Mauerwerk des Amphitheaters II. Die Grabsteine von den anderen Gräberfeldern stammen aus dem 2. bis 3. Jahrhundert n.Chr. bzw. aus der Spätantike.[39]

Archäologiepark Carnuntum

Das Wohn- und Wirtschaftshaus des Tuchhändlers Lucius
Wiederaufgebaute Therme der Zivilstadt
Rekonstruierte Stadtvilla im Freilichtmuseum, Blickrichtung Norden (Ausbauphase um 295 n. Chr.)
Großer Saal mit Apsis und originalen Wandmalereien in der Villa Urbana (2008)
Reiter- und Gladiatorenspiele im Amphitheater I
Museum Carnuntinum in Bad Deutsch-Altenburg

Die Reste der einst so bedeutenden Stadt sind heute im Archäologischen Park Carnuntum zu sehen. Im von 1901 bis 1904 im Stil einer antiken Landhausvilla erbauten Museum Carnuntinum in Bad Deutsch-Altenburg, dem größten Römermuseum in Österreich, werden die wertvollen Funde aus den zahlreichen Grabungen der Öffentlichkeit präsentiert. Ein Stadtviertel der Zivilstadt kann auch virtuell besucht werden. Der Archäologiepark umfasst ein rund zehn Quadratkilometer großes Areal in der Umgebung der Ortschaften Petronell und Deutsch-Altenburg in Niederösterreich, auf dem allerdings erst 0,5 Prozent der Bausubstanz der einstigen Römersiedlung Carnuntum ausgegraben sind. Über dem Rest breitet sich Ackerland aus. Die Umrisse der antiken Fundamente zeichnen sich bei Luftaufnahmen als Verfärbungen ab. Weitere Grabungen gestalten sich aber nicht nur aus finanziellen, sondern auch aus juristischen Gründen bei der Ablöse des in Privatbesitz befindlichen Ackerlands als schwierig. Man setzte daher seit etwa 1970 auf Qualität und Anschaulichkeit anstatt auf Quantität. Im Sinne einer experimentellen Archäologie wird die antike Lebenswelt für das zeitgenössische Publikum einerseits durch Veranstaltungen wie Reiter- oder Gladiatorenspiele und andererseits durch den weltweit einzigartigen Wiederaufbau von Gebäuden und die durchgehend wissenschaftlich belegte Gestaltung von Innenräumen und Vorgärten in einem Freilichtmuseum erlebbar gemacht.

Als Vorlage für die baulichen Rekonstruktionen wurde das vierte Jahrhundert, die sogenannte Bauperiode fünf, gewählt. Das Freilichtmuseum befindet sich in einem freigelegten Teil der Zivilstadt im sogenannten Spaziergarten des Schlosses Petronell. 10 bzw. 20 Gehminuten entfernt liegt das Amphitheater der Zivilstadt und das Wahrzeichen der Region, das Heidentor, ein Triumphmonument aus dem 4. Jahrhundert.

Östlich davon, in Deutsch-Altenburg, wo sich früher das Militärlager befand, ist ein zweites, besser erhaltenes Amphitheater und ein Museum mit den schönsten Fundstücken zu besichtigen. Im Zuge der Ausgrabungen wurden auch Reste vor- und frühchristlicher Kultstätten freigelegt.

Im Zeitraum von 2006 bis 2011 wurde der Park mit Investitionen von insgesamt 26 Millionen Euro für die Niederösterreichische Landesausstellung neu gestaltet. Ein Stadtteil aus dem 3. Jahrhundert, bestehend aus mehreren Straßen, zwei Häusern und einer Badeanstalt, wurden auf den freigelegten Fundamenten mit Hilfe fachübergreifender wissenschaftlicher Erkenntnisse und historischer Quellen originalgetreu rekonstruiert und bis zur Inneneinrichtung detailgetreu neu aufgebaut, sodass der Besucher einen unmittelbaren Eindruck vom damaligen Alltagsleben bekommt. Bis zu 120 Personen wurden für Grabungen, Bauarbeiten, den Betrieb des Freilichtmuseums und die Betreuung der zuletzt 250.000 Besucher pro Jahr eingesetzt. Fertiggestellt wurden drei Gebäudekomplexe:

  • das Haus des Tuchhändlers Lucius
  • das Patrizierhaus Villa Urbana (eröffnet im Juni 2008)
  • die benachbarte öffentliche Badeanstalt (Thermen)

Der Bau der rekonstruierten Gebäude erfolgte nicht mit moderner Bautechnik, sondern mit nachgebauten römischen Kellen, Meißeln und Hämmern. Für den Mörtel verwendete man wie zur Römerzeit Flusssand und Kalk, für die Dachkonstruktionen wurden möglichst alte, wie zur Römerzeit mit der Axt behauene Balken aus Abbruchhäusern und Scheunen der Umgebung verwendet. Diese experimentelle Archäologie ist zwar kostenintensiv, gibt aber zugleich wertvolle Aufschlüsse über Bauzeiten und Baukosten zur damaligen Zeit. Auch die für die Römerzeit typische Fußbodenheizung (Hypocaustum) wurde nachgebaut und wird in der Therme von April bis November wie zu Zeiten der Römer mit Holzscheiten befeuert.

Das Museum Carnuntinum mit den Funden aus Carnuntum (z. B. Bernsteinbestände) befindet sich in Bad Deutsch-Altenburg. Es wurde als „Schatzhaus“ von Friedrich Ohmann im Stil einer römischen Villa erbaut und im Jahr 1904 von Kaiser Franz Josef I. eröffnet.

Im Jahr 2006 fanden anlässlich des 2000-jährigen Bestehens der römischen Siedlung zahlreiche Veranstaltungen (Schaukämpfe, Schaukochen usw.) statt.

Im Jahr 2011 entdeckte das Ludwig-Boltzmann-Institut für Archäologie durch Luftaufnahmen und Messungen mit dem Bodenradar die typischen Umrisse einer römischen Gladiatorenschule, die in ihren Ausmaßen mit jener neben dem Kolosseum in Rom vergleichbar ist. Ihre Ausgrabung gestaltet sich jedoch schwierig, da ein Großteil des Geländes in privater Hand ist.[40] Die Entdeckung dieser Größe hat das Archäologische Institut von Amerika zu den zehn bedeutendsten Entdeckungen des Jahres 2011 gezählt.[41]

Im Jahr 2013 wurde der Park von der EU neben dem Weihnachtslied Stille Nacht, heilige Nacht für das Europäisches Kulturerbe-Siegel in die Vorauswahl nominiert.[42] Am 8. April 2014 erhielt der Park das Siegel.[43]

Siehe auch

Literatur

Einführende Werke
  • Franz Humer: Carnuntum im Jahr 6 n. Chr., in: Franz Humer (Hrsg.), Carnuntum. Wiedergeborene Stadt der Kaiser (Verlag Philipp von Zabern, Darmstadt 2014) S. 25-29.
  • Franz Humer: Eine kurze Geschichte Carnuntums, in: Franz Humer (Hrsg.), Ein römisches Wohnhaus der Spätantike in Carnuntum, Archäologischer Park. Die Ausgrabungen 5, St. Pölten 2009, S. 4–27.
  • Franz Humer: Eine Stadt entsteht und entwickelt sich rapide, in: Franz Humer (Hrsg.), Carnuntum. Wiedergeborene Stadt der Kaiser, Verlag Philipp von Zabern, Darmstadt 2014, S. 36-42.
  • Franz Humer (Hrsg.): Marc Aurel und Carnuntum. Amt der NÖ Landesregierung – Abteilung Kultur und Wissenschaft, Horn 2004, ISBN 3-85460-217-0 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums NF 450), (Ausstellungskatalog, Archäologisches Museum Carnuntinum, Bad Deutsch-Altenburg, 20. März–15. Dezember 2004).
  • Franz Humer (Hrsg.): Legionsadler und Druidenstab. Vom Legionslager zur Donaumetropole. 2 Bände. Amt der NÖ Landesregierung – Abteilung Kultur und Wissenschaft, St. Pölten 2006, ISBN 3-85460-229-4 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums NF 462), (Ausstellungskatalog, Archäologisches Museum Carnuntinum, Bad Deutsch-Altenburg, 21. März 2006–11. November 2007).
  • Martin Mosser: Die 15. Legion und ihre inschriftlichen Denkmäler in Carnuntum. In: Legionsadler und Druidenstab. Vom Legionslager zur Donaumetropole. 2 Bände. Amt der NÖ Landesregierung – Abteilung Kultur und Wissenschaft, St. Pölten 2006, ISBN 3-85460-229-4 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums NF 462), (Ausstellungskatalog, Archäologisches Museum Carnuntinum, Bad Deutsch-Altenburg, 21. März 2006–11. November 2007), S. 253 bis 258.
  • Werner Jobst: Provinzhauptstadt Carnuntum. Österreichs größte archäologische Landschaft. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1983, ISBN 3-215-04441-2
  • Werner Jobst: Der römische Tempelbezirk auf dem Pfaffenberg. Ausgrabungen – Funde – Forschungen. = The roman temple district of Pfaffenberg, Carnuntum. JobstMedia, Klagenfurt 2006, ISBN 3-9502039-0-7
  • Manfred Kandler: 100 Jahre Österreichisches Archäologisches Institut 1898–1998. Forschungen in Carnuntum. Bilddokumentation 100 Jahre Österreichisches Archäologisches Institut 1898–1998. Österreichisches Archäologisches Institut, Wien 1998, ISBN 3-900305-25-0 (Begleitband zur Bilddokumentation, Bad Deutsch-Altenburg, Museum Carnuntinum, 20. Mai–26. Oktober 1998).
  • Manfred Kandler: Das Ende des antiken Carnuntum in: Franz Humer (Hrsg.), Carnuntum. Wiedergeborene Stadt der Kaiser (Verlag Philipp von Zabern, Darmstadt 2014) S. 54-59.
  • Manfred Kandler: Carnuntum. In: Herwig Friesinger, Friedrich Krinzinger (Hrsg.): Der römische Limes in Österreich. Führer zu archäologischen Denkmälern. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2618-2, S. 258–272.
  • Manfred Kandler: Römische Reitereinheiten und ihr Lager in Carnuntum. In: Legionsadler und Druidenstab. Vom Legionslager zur Donaumetropole. 2 Bände. Amt der NÖ Landesregierung – Abteilung Kultur und Wissenschaft, St. Pölten 2006, ISBN 3-85460-229-4 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums NF 462), (Ausstellungskatalog, Archäologisches Museum Carnuntinum, Bad Deutsch-Altenburg, 21. März 2006–11. November 2007), S. 261 bis 267.
  • Christian Gugl: Die Anfänge des Carnuntiner Legionslager. In: Legionsadler und Druidenstab. Vom Legionslager zur Donaumetropole. 2 Bände. Amt der NÖ Landesregierung – Abteilung Kultur und Wissenschaft, St. Pölten 2006, ISBN 3-85460-229-4 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums NF 462), (Ausstellungskatalog, Archäologisches Museum Carnuntinum, Bad Deutsch-Altenburg, 21. März 2006–11. November 2007), S. 220 bis 227.
  • Amt der NÖ Landesregierung Abteilung Kunst und Kultur St. Pölten (Hrsg.): Carnuntum und Limes (Denkmalpflege in Niederösterreich Band 45), Land Niederösterreich, St. Pölten 2011.
  • Franz Humer – Gabrielle Kremer – Eduard Pollhammer – Andreas Pülz (Hrsg.), A. D. 313 – Von Carnuntum zum Christentum (Katalog zur Ausstellung im Archäologischen Museum Carnuntinum, Bad Deutsch-Altenburg – März 2013 – Oktober 2016). St, Pölten 2014, ISBN 3-85460-284-7
  • Kurt Genser: Das erste feste Lager in Carnuntum entsteht, in: Franz Humer (Hrsg.), Carnuntum. Wiedergeborene Stadt der Kaiser, Verlag Philipp von Zabern, Darmstadt 2014, S. 29-36.
  • Sonja Jilek: Forschungsgeschichte. In: Herwig Friesinger, Friedrich Krinzinger (Hrsg.): Der römische Limes in Österreich. Führer zu archäologischen Denkmälern. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2618-2, S. 11-17.
  • Otto Urban: Keltische Siedlungen an der mittleren Donau. In: Herwig Friesinger, Friedrich Krinzinger (Hrsg.): Der römische Limes in Österreich. Führer zu archäologischen Denkmälern. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2618-2, S. 18-25.
  • Verena Gassner/Sonja Jilek: Die historische Entwicklung des Limes in Noricum und dem westlichen Pannonien. In: Herwig Friesinger, Friedrich Krinzinger (Hrsg.): Der römische Limes in Österreich. Führer zu archäologischen Denkmälern. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2618-2, S. 26-43.
  • Karl Gutkas: Landeschronik Niederösterreich - 3000 Jahre in Daten, Dokumenten und Bildern, 2. Auflage, Verlag C. Brandstätter, Wien 1994, ISBN 3854472544 S. 86
Weiterführende Werke
  • Michael Alram, Franziska Schmidt-Dick (Hrsg.): Numismata Carnuntina. Forschungen und Material. 3 Bände. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 978-3-7001-3821-1 (Die Fundmünzen der römischen Zeit in Österreich. Abteilung 3: Niederösterreich. Band: Die antiken Fundmünzen im Museum Carnuntinum.), (Archäologischer Park Carnuntum 4), (Veröffentlichungen der Numismatischen Kommission 44), (Österreichische Akademie der Wissenschaften – Philosophisch-Historische Klasse Denkschriften 353).
  • Michael Doneus, Christian Gugl und Nives Doneus: Die Canabae von Carnuntum – eine Modellstudie der Erforschung römischer Lagervorstädte. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2013, ISBN 9783700171287.
  • Kurt Genser: Der österreichische Donaulimes in der Römerzeit. Ein Forschungsbericht. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, ISBN 3-7001-0783-8 (Der Römische Limes in Österreich 33), S. 574–684.
  • Christian Gugl, Raimund Kastler (Hrsg.): Legionslager Carnuntum – Ausgrabungen 1968–1977. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2007, ISBN 978-3-7001-3726-9 (Der Römische Limes in Österreich 45).
  • Werner Jobst: Das Heidentor von Carnuntum. Ein spätantikes Triumphalmonument am Donaulimes. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2001, ISBN 3-7001-2973-4
  • Manfred Kandler (Hrsg.): Das Auxiliarkastell Carnuntum. Band 1: Herma Stiglitz (Hrsg.): Forschungen 1977–1988. Phoibos-Verlag, Wien 1997, ISBN 3-900305-21-8 (Österreichisches Archäologisches Institut Sonderschriften 29).
  • Manfred Kandler (Hrsg.): Das Auxiliarkastell Carnuntum. Band 2: Manfred Kandler (Hrsg.): Forschungen seit 1989. Phoibos-Verlag, Wien 1997, ISBN 3-900305-22-6 (Österreichisches Archäologisches Institut Sonderschriften 30).
  • Manfred Kandler u. a.: Carnuntum. In: Marjeta Šašel Kos, Peter Scherrer (Hrsg.): The Autonomous Towns of Noricum and Pannonia. = Die autonomen Städte in Noricum und Pannonien. Band 2: Pannonia. Teil 2. Narodni Muzej Slovenija, Ljubljana 2004, ISBN 961-6169-30-0, S. 11–66 (Situla 42).
  • Franz Humer: Eine römische Gladiorenschule in Carnuntum. In: Beiträge zum Tag der Niederösterreichischen Landesarchäologie 2012.(Asparn 2012) S. 62–65.
  • Wolfgang Neubauer, Sirri Seren (2012): Die Entdeckung der Gladiatorenschule in Carnuntum. Acta Carnuntina: S. 4–13.
  • W. Neubauer, Michael Doneus, Immo Trinks, Geert Julien Joanna Verhoeven, A. Hinterleitner, S. Seren, K. Löcker (2012): Long-term Integrated Archaeological Prospection at the Roman Town of Carnuntum/Austria. In: Paul Johnson und Martin Millett (Hrsg.): Archaeological Survey and the City. Oxford: Oxbow (Monograph Series, Nr. 3), S. 202–221.
Commons: Carnuntum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hist.Rom. 2,109, 5
  2. Franz Humer 2009, S. 4
  3. Franz Humer 2009, S. 12
  4. Werner Jobst: 1983, S. 37–38
  5. Christian Gugl 2006, S. 220, Franz Humer 2006, S. 272-273
  6. Werner Jobst: 1983, S. 32–33
  7. Werner Jobst: 1983, S. 30–32, Franz Humer 2009, S. 6
  8. Historia Romana: II 109, 5 und 110, 1-2
  9. Werner Jobst 1983, S. 43-44, Franz Humer 2009, S. 6-8
  10. Tacitus, Annales 1, 16-30.
  11. Werner Jobst 1983, S. 30–35, Gassner/Jilek 1997, S. 30
  12. Werner Jobst: 1983, S. 32, Franz Humer 2009, S. 12-13
  13. Franz Humer 2009 S. 14-15
  14. Franz Humer 2009 S. 14-15
  15. Res gestae: 30, 5, 1–3
  16. Franz Humer 2009, S. 14-17
  17. Béla Miklós Szőke: Die Donau und die letzten Tage des Awarischen Khaganats’, in „TEN THOUSAND YEARS ALONG MIDDLE DANUBE“, Varia Archaeologica Hungarica XXVI, Archaeolingua, Budapest 2011
  18. Christian Gugl 2006, S. 220-226
  19. Christian Gugl 2006, S. 220-221
  20. Manfred Kandler 2006, S. 264-265
  21. Manfred Kandler 2006, S. 265-266
  22. Manfred Kandler 2006, S. 267
  23. Manfred Kandler 2006, S. 267.
  24. Martin Mosser 2006, S. 253 bis 258, Christian Gugl 2006, S. 222
  25. CIL 3, 4480
  26. Notitia Dign. Occ. 34,28.
  27. Manfred Kandler 2006, S. 262
  28. Manfred Kandler 2006, S. 262-263
  29. Manfred Kandler 2006, S. 263
  30. Manfred Kandler 2006, S. 263-264
  31. Franz Humer 2006, S. 70
  32. Franz Humer 2006, S. 70
  33. Franz Humer 2006, S. 70
  34. Werner Jobst: 1983, S. 41, Franz Humer 2006, S. 273-276
  35. Infotafel vor Ort
  36. Franz Humer 2006, S. 271 und Infotafel vor Ort
  37. Werner Jobst 1983, S. 42 bis 43
  38. Franz Humer 2006, S. 270
  39. Franz Humer 2006, S. 272
  40. Gladiatorenschule in Carnuntum entdeckt auf ORF vom 30. August 2011; abgerufen am 30. August 2011
  41. US-Archäologen zählen Carnuntum zu den Top 10 in den NÖN vom 11. Jänner 2012; abgerufen am 11. Jänner 2012
  42. Neueste Nachrichten über die Europäische Kulturerbe-Siegel abgerufen am 24. März 2013
  43. derStandard.at Wissenschaft Zeit vom 9. April 2014: EU-Auszeichnung für Archäologischen Park Carnuntum (APA), abgerufen am 14. April 2014

Anmerkungen

  1. "desertis quibus habitabant Boii et Carnii"
  2. L. Volcacius Primus [...] praef(ectus) ripae Danuvi et civitatum duar(um) Boior(um) et Azalior(um), CIL 9, 5363
  3. „...ipse a Canunto qui logis Norici regni proximus ab hac parte erat, exercitum, qui in Illyrico merebat, ducere in Marcomannos orsus est...“ übersetzt: Tiberius wollte selbst von Carnuntum aus, einem Ort im Königreich Noricum, der jener Gegend am nächsten lag, mit den Truppen, die in Illyrien dienten, gegen die Markomannen aufbrechen. Historia Romana: II 109, 5
  4. ND Occ. XXXIV 28, Praefectus legionis quartae decimae geminae militum liburnariorum und eine cohortis quintae partis superior in Carnunto.
Die Überreste des Amphitheater II

Koordinaten: 48° 6′ 58″ N, 16° 51′ 30″ O