Friedrich Wilhelm Quirin von Forcade
Friedrich Wilhelm Quirin von Forcade de Biaix (* 10. Februar 1698 in Berlin; † 23. März 1765 zu Berlin) war königlich-preußischer Generalleutnant.
Leben
Herkunft
Friedrich Wilhelm Quirin von Forcade de Biaix war der älteste Sohn des Generalleutnants Jean Quirin de Forcade, Marquis de Biaix (1663–1729) und dessen Frau Juliane, Freiin von Honstedt, Tochter des Generalmajors Leopold von Honstedt. Der Hofmarschall des Prinzen von Preußen Peter Isaak von Forcade (1702–1775) war sein Bruder.[1]
Laufbahn
Er trat 1713 in preußische Dienste und zwar bei der Weißen Füsilier-Garde Nr. 1. Am 21. September 1713 wurde er zum Fähnrich, am 11. Januar 1716 zum Seconde-Lieutenant und am 26. Mai 1719 zum Premier-Lieutenant befördert. Am 24. Januar 1721 wurde er Hauptmann im Regiment seines Vaters Nr. 23, bei dem er 1732 zum Major, 1740 zum Oberstleutnant und am 30. Mai 1743 zum Oberst befördert wurde. Im Juni 1743 wurde er Amtshauptmann von Zinna. Am 4. Dezember 1747 wurde er Generalmajor und am 14. Juli 1748 Chef des Infanterie-Regiments Nr. 23[2]. Am 10. Februar 1757 wurde er zum Generalleutnant ernannt.
Forcade nahm am Pommernfeldzug 1715/1716 teil und kämpfte in den Schlesischen Kriegen (1740–1745) in den Schlachten bei Mollwitz (1741), bei Hohenfriedberg (1745) und bei Soor. In der Schlacht bei Soor am 30. September 1745 wurde er durch die Wade des rechten Fußes geschossen, schwer verletzt blieb er auf dem Schlachtfeld liegen; man hielt ihn für tot. Der König erkannte ihm den Ruhm zu, den Sieg dieses Tages erkämpft zu haben. Er erhielt den Orden Pour le Mérite, dazu eine Rente von 600 Taler und den Titel Domherr von Havelberg. Eine Episode aus dem Folgejahr zeigt, wie sehr König Friedrich II. ihn schätzte. Bei einer Cour im Berliner Schloß musste Forcade wegen seines verwundeten Fußes sich ans Fenster anlehnen. Der König brachte ihm einen Stuhl, huldvoll sprechend: „Mein lieber Obrister von Forcade, ein so braver und würdiger Mann, als Er ist, verdient sehr wohl, daß auch der König selbst ihm einen Stuhl bringt.“[3][4] Im Siebenjährigen Krieg nahm er an den Schlachten bei Prag (1757), bei Roßbach (1757), bei Leuthen (1757), bei Zorndorf (1758), bei Torgau (1760) und bei Freiberg (1762) teil. Am 25. August 1758 bei Zorndorf wurde er ein weiteres Mal verwundet.
1757 kommandierte er die Belagerung von Breslau, bei welcher er unendlich viel ausstand. Als der König sich dieser Stadt bemächtiget hatte, sagte derselbe zu ihm:
„Mein lieber Generallieutenant von Forkade. Ich weiß, daß er bey dieser Belagerung viel ausgestanden hat, und es ist ein Glük (sic) vor ihn, daß wir bald Meister von der Stadt geworden sind, weil er sonst, ohne daß ich ihm hätte helfen oder ablösen lassen können, noch mehr hätte ausstehen müßen. Ich danke ihm also dafür, und da er am meisten hierbey ausgestanden hat: so soll er auch allein die Ehre davon haben. Ich ertheile ihm also nicht nur hiemit (sic) den schwarzen Adler-Orden[5], sondern ernenne ihn auch zum Vice-Gouverneur von Breslau. Seinem ältesten Sohn aber, welcher bey mir Adjudant ist, habe ich die vakante Bremersche Grenadierkompagnie beym Golzischen Regimente ertheilet, weil er sie wohl meritiret“.
1761 Schwadronschef der 2. Grenadier-Kompanien[6] unter Prinz Ferdinand. 1762 befehligte Forcade unter Prinz Heinrich ein Korps in Sachsen. 1763 empfing er vom König ein Geschenk von 8000 Talern.
Nach seinem Tod erhielt die Witwe ein Königl. Handschreiben in französischer Sprache, das in der Übersetzung also lautet:
„Frau von Forkade! Noch über den Tod ihres verstorbenen Mannes gerührt, und mitleidig über den Verlust, den Sie dadurch erlitten, habe ich nicht säumen wollen, nachdem ich anfange, mich von meiner Krankheit wieder zu erholen, Sie von meiner Neigung, ihnen eine Erleichterung zu verschaffen, zu überzeugen, und Ihnen durch meinen gegenwärtigen Brief bekannt zu machen, daß ich beschlossen habe, Ihnen eine Pension von 500 Thlr. aus Erkänntlichkeit wegen der langen und treugeleisteten Dienste ihres verstorbenen Mannes zu geben, eine zweyte Pension von 500 Thlr. in Betrachtung der gluklichen (sic) Fruchtbarkeit ihrer Ehe, und überdem noch eine dritte Pension von 500 Thlr. als eine Beyhülfe (sic) zu Erziehung ihrer Familie. Ich habe dieserhalb meine Befehle an das General-Direktorium ertheilet, daß Ihnen solches die ganze Summe der 1500 Thlr. zur jährlichen Hebung auf Zeitlebens anweisen soll, und es geschiehet außerdem mit Vergnügen, daß ich Ihnen die Versicherung gebe, daß sie darauf sichere Rechnung machen, daß es mir allezeit lieb seyn wird, Gelegenheit zu finden, wo ich Ihnen meine Achtung und Gewogenheit bezeugen kann. Ich bitte Gott, daß er Sie in seinem heiligen und guten Schuz (sic) nehme.
Potsdam,
den 10 April 1765.
Friedrich“.
Friedrich Wilhelm Quirin von Forcade und seine Frau liegen zusammen auf dem Garnisonfriedhof in Berlin begraben. 1851 wurde Forcade auf den Ehrentafeln am Reiterstandbild Friedrichs des Großen in Berlin verewigt.
Familie
Forcade war verheiratet mit Marie de Montolieu, Baroness de St.-Hippolyte (1709–1767), Tochter von Louis de Montolieu, baron de St.-Hippolyte († 1738 in Berlin), Generalmajor im königlich-preußischen Diensten. Er hatte mit ihr 23 Kinder, davon 4 tot zur Welt kamem, und 11 ihn überlebten, darunter:
- Friedrich Wilhelm von Forcade-Biaix (* um 1729; † 3. September 1778), 1. Sohn, Oberst und Kommandeur des Infanterie-Regiments Nr.28
- Wilhelm von Forcade-Biaix (* um 1731; † 1806), 2. Sohn, Major im Husaren-Regiment Nr. 1 ∞ eine geborene von Krane-Mathena (2 Söhne und 1 Tochter aus der Ehe)
- Louise Susanne von Forcade-Biaix (* um 1734 in Berlin) ∞ Karl Bernhard von Prittwitz und Gaffron (* 29. März 1735; † 1786)[7]
- Elisabeth Henriette Marie von Forcade-Biaix (* 21. Dezember 1735 in Berlin; † 24. September 1774 in Berlin) ∞ Generalleutnant Philipp Friedrich Lebrecht von Lattorff (1733–1808)
- Charlotte Sophie Therese von Forcade-Biaix (* 25. Oktober 1743 in Berlin; † 23. März 1799 in Steinfurth) ∞ Johann Hugo Wilhelm Löw von und zu Steinfurth (* 25. August 1750; 23. Mai 1786)[8]
- Friedrich Heinrich Ferdinand Leopold von Forcade-Biaix (* 19. Dezember 1747 in Berlin; † 12. Oktober 1808 auf Gut Schleibnitz, Schlesien), Drost zu Neuenrade ∞ Wilhelmine von Koshembahr aus dem Haus Ossen (3 Söhne aus der Ehe)
- Albertine Wilhelmine von Forcade-Biaix (* um 1748 in Berlin; † 12. August 1777 in Berlin) ∞ Gotlieb Joachim Hindenberg (1736–1803)[9]
- Georg Friedrich von Forcade-Biaix (* 16. Oktober 17??; † 31. August 1811) ∞ Johanna Sophie (* 8. Juni 1755; † 21. August 1802)[10]
Literatur
- Anton Balthasar König: Biographisches Lexikon aller Helden und Militairpersonen. Band I. Arnold Wever, Berlin 1788, S. 430–432 (Friedrich Wilhelm Quirin von Forkade de Biair in der Google-Buchsuche).
- Eduard Lange: Die Soldaten Friedrich’s des Grossen, Leipzig 1853, S. 91–92 (Digitalisat)
- Ernst Graf zur Lippe-Weißenfeld: Forcade, Friedr. Wilh. v., Seigneur de Biaix. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 7, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 154.
- Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues Preussisches Adels-Lexicon. Band 2: E–H. 1836, S. 179–180 (Digitalisat); Band 4: P–Z. 1837, S. 390–392 (Digitalisat)
- Gottlob Naumann: Sammlung ungedruckter Nachrichten, so die Geschichte der Feldzüge der Preußen von 1740. bis 1779. erläutern. Band 1, Dresden 1782, S. 522 (Digitalisat)
Einzelnachweise
- ↑ Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. II. Teil, 1. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landeskollegien in Stettin gehörigen Kreise. Stettin 1784, S. 258, (Digitalisat)
- ↑ Günther Gieraths: Die Kampfhandlungen der brandenburgisch-preussischen Armee, 1626-1807. Band 8, Berlin 1964, S. 79 (Digitalisat)
- ↑ Gerhild Komander: Der Wandel des „Sehepuncktes“. Die Geschichte Brandenburg-Preußens in der Graphik von 1648 bis 1810. Lit, Münster 1995. ISBN 3-8258-2417-9.
- ↑ Gottlob Naumann: Sammlung ungedruckter Nachrichten, so die Geschichte der Feldzüge der Preußen von 1740. bis 1779. erläutern. Band 1, Dresden 1782, S. 522 (Digitalisat)
- ↑ Leopold von Ledebur: Allgemeines Archiv für die Geschichtskunde des Preußischen Staates. Band 17, Berlin 1835, S. 43 (Digitalisat)
- ↑ Günther Gieraths: Die Kampfhandlungen der brandenburgisch-preussischen Armee, 1626-1807. Band 8, Berlin 1964, S. 111 (Digitalisat)
- ↑ Robert von Prittwitz: Das von Prittwitz’sche Adelsgeschlecht. 1870, S. 202 (Digitalisat)
- ↑ Friedrich Wilhelm Löw von und zu Steinfurth
- ↑ Werner von Kieckebusch: Chronik des Klosters zum Heiligengrab. 2008, S. 202, (Digitalisat)
- ↑ http://gedbas.genealogy.net/person/ancestors/1139656172
Personendaten | |
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NAME | Forcade, Friedrich Wilhelm Quirin von |
ALTERNATIVNAMEN | Forcade de Biair, Friedrich Wilhelm Quirin von |
KURZBESCHREIBUNG | preußischer Adliger und Offizier |
GEBURTSDATUM | 1698 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 23. März 1765 |
STERBEORT | Berlin |
- General der Frühen Neuzeit (Brandenburg-Preußen)
- Träger des Pour le Mérite (Militärorden)
- Ritter des Schwarzen Adlerordens
- Person in den Schlesischen Kriegen (Preußen)
- Person im Siebenjährigen Krieg (Preußen)
- Regimentsinhaber der Frühen Neuzeit
- Domherr (Havelberg)
- Person (Berlin)
- Adliger
- Deutscher
- Geboren 1698
- Gestorben 1765
- Mann