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Troll (Netzkultur)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. Februar 2006 um 22:18 Uhr durch Daniel Paul Schreber (Diskussion | Beiträge) (Erkennen von Trollen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Trolle zu füttern ist kindisch oder zeugt von Unerfahrenheit

Im Internet werden jene Menschen als Troll bezeichnet, die Beiträge verschicken, mit denen sie erkennbar provozieren wollen, ohne einen wirklichen Beitrag zur Diskussion zu leisten. Die Beiträge selbst werden meist als Troll, Troll-Post oder Troll-Posting bezeichnet.

Allgemeines

Trolle bewegen sich vor allem in Diskussionsforen und Newsgroups, aber auch in Wikis und auf Mailinglisten. Ursprünglich bezog sich der Begriff Troll lediglich auf die vom User geschriebene Nachricht, der Verfasser selbst wurde Elch genannt. Ihr Ziel ist es, Diskussionen um ihrer selbst willen auszulösen oder zu betreiben, ohne wirklich am Thema interessiert zu sein, wütende Antworten auszulösen, Menschen mit anderer Meinung zu diskreditieren oder eine Diskussion zu sabotieren, indem eine unangenehme Atmosphäre geschaffen wird. Hierbei werden gern die Diskussionsmethoden der Rabulistik und der Eristik angewandt.

Viele derartige User „trollen“ aus purer Lust am Destruktiven. Andere Trolle sehen sich selbst dagegen oft als Warner, die auf gekonnt subtil bis provokante Art auf gesellschaftliche Missstände hinweisen und Internet-Foren vor dem Überhandnehmen eines bestimmten Meinungs-Einheitsbreis bewahren wollen.

Oft werden auch Diskutanten als Trolle bezeichnet, die eine kontroverse Meinung nicht nur vertreten, sondern auch tatsächlich von ihr überzeugt sind und unbeirrbar bis hin zu persönlichen Angriffen auf dieser bestehen. Da dieses im Internet verbreitete Verhaltensmuster der ursprünglichen Bedeutung des Wortes Troll widerspricht, wurde zur Unterscheidung versucht, dafür den Begriff „Elch“ zu etablieren. Dieser Begriff hat sich allerdings außerhalb des Usenets nicht allzu weit verbreitet. Schließlich wird der Vorwurf des Trollens auch allgemein verwandt, um Diskussionsteilnehmer mit kontroverser Meinung zu diskreditieren und einer sachlichen Diskussion aus dem Wege zu gehen.

Obwohl Trolle in der Mythologie nicht ausschließlich als böse beschrieben werden, ist ihre leichte Reizbarkeit legendär, aus der heraus sie oftmals nicht nachvollziehbare Handlungen begehen. Daraus leitet sich nach Meinung vieler die Analogie zum Internet-Troll ab. Für andere ist die Wortherkunft des Trolls mit großer Wahrscheinlichkeit keine direkte Übertragung aus der Mythologie. Stattdessen stammen seine Ursprünge nach dieser Theorie wohl vom Fischen mit einer Schleppangel (Trolling, also Ködern), das als Analogie für das Verhalten eines Trolls gebraucht wurde.

Früher war für Trolle auch die in Mailboxnetzen übliche Bezeichnung Twit in Gebrauch. Inzwischen ist dieser Ausdruck aber selten geworden.

Umgang

Erkennen von Trollen

Im allgemeinen ist es nicht immer einfach, Trolle als solche zu erkennen, bzw. von ernsthaften Benutzern abzugrenzen, die sich etwas danebenbenehmen, oder ungewöhnliche Ansichten vertreten. Gerade die versiertesten Trolle bestreiten meist vehement, dass sie solche sind, und versuchen ihren Provokationen den Anschein der Ernsthaftigkeit zu geben. Manche versierten Trolle sind in vielen Internet-Foren unterwegs und Trollen mit grossem Aufwand (man kann sie als primäre Trolle bezeichnen). Andere sind eigentlich ernsthafte Poster, die erst durch Konflikte und Streit in ihren Internet-Foren zu Trollen werden, oder sich so verhalten (man kann diese als situative Trolle bezeichnen). Manche sind einfach ungewöhnliche oder schwierige Menschen, oder sind schlichtweg anders als andere Forenteilnehmer, und werden deshalb zu Trollen erklärt. In vielen Streits lässt sich schwer beurteilen, welche Seite hier eigentlich als Troll anzusehen ist.

Ein Indiz für einen primären Troll ist es, wenn jemand gleichzeitig mehrere Fake-Idenditäten für seine Provokationen verwendet. Auch dies lässt sich aber nicht immer zuverlässig feststellen, wenn der betreffende Troll weiss, wie er dies (technisch) tarnen kann. Zum Trollen werden oft auch mehrere Fake-e-mail-Adressen bei kostenlosen Webmail-Providern verwendet.
Unter verschiedenen Namen wiederkehrende Trolle lassen sich manchmal an wiederkehrenden Sprachstilen, Schreibstilen (auch Ortographie) oder Themen erkennen.
Einem primären Troll tut eine Sperrung in einem Forum oder einer Usenet-Newsgroup normalerweise nicht weh: Oft melden sich solche Trolle direkt nach der Sperrung unter anderem Namen wieder an, oder machen unter einem anderen Namen weiter, den sie schon vorher angemeldet hatten. IP-Sperrungen werden durch Benutzung von Proxies umgangen.

Verhalten als Foren-Teilnehmer

Trolle bitte nicht füttern!

Ein oft rezitierter Spruch im Umgang mit Internet-Trollen lautet: "Don't feed the trolls!" ("Trolle bitte nicht füttern!", Ursprung vom englischsprachigen: Don't feed the baboons = Affen nicht füttern!).

Damit ist ausgedrückt, dass keine Antwort auf Troll-Posts gegeben werden soll, um den dahinter stehenden Usern die Aufmerksamkeit, nach der sie sich sehnen, nicht zu verschaffen. Das Ignorieren von Trollen birgt aber eine Gefahr: Personen, die nicht wissen, dass es sich um einen Troll handelt, könnten dessen unwidersprochene Aussage irrtümlich für wahr und korrekt halten.

Häufig sieht man als Antwort auf einen Troll-Beitrag den Begriff plonk, der das Geräusch des Auftreffens eines Trolls im Killfile des Lesers veranschaulichen soll, d. h. weitere Beiträge des Trolls werden ignoriert. Nach einer anderen Lesart ist plonk ein Akronym für "please leave our newsgroup, kid" ("bitte verlasse unsere Newsgroup, Kleiner").

Manchmal wird den Trollen auch ein z. B. durch ASCII-Art ausgedrückter Fisch hingeworfen (z. B. einen roten Hering) oder virtuelle Kekse gereicht; man unterstreicht damit die Wertlosigkeit, die der Leser dem Beitrag zumisst. Der Ursprung dieser Tradition liegt auf Deutschland bezogen im Heise-Forum. Das Phänomen ist jedoch international anzutreffen.

Massnahmen von Forenbetreibern

Betreiber und Admins von Foren, Usenet-Newsgroups, Mailinglisten, Chatrooms und IRC-Channels stehen besonders in der Verantwortung, mit Trollen umzugehen. Dabei gibt es sehr verschiedene Umgangsweisen.

Einige wenige Internet-Foren gehen grundsätzlich überhaupt nicht gegen Trolle vor. Dies wird teilweise mit "Redefreiheit" begründet. Manchmal handelt es sich auch um Communities, die dazu dienen, dass dort all das ausgesprochen werden darf, was in anderen Foren nicht zugelassen wird, ein gewisses Mass an Trollerei wird deshalb als unvermeidlich angesehen. Solche Foren tendieren dazu, von Trollen sehr stark zugemüllt zu werden, so dass die ernst gemeinten Beiträge in der Minderheit sind. Auch dort, wo dies vom Forenbetreiber ausdrücklich erwünscht ist, findet es doch eine Grenze dann, wenn Beiträge gepostet werden, die rechtswidrig sind, oder auf den Weg der Abmahnung oder Klage inkriminiert werden, da sonst die zwangsweise Schliessung des Forums droht, nebst empfindlicher Geldstrafen. Die Rechtslage ist dabei für Forenbetreiber kaum abzuschätzen, da das Recht im Internet derzeit in vielen Fragen ungeklärt ist, und sich in schneller Entwicklung befindet.

Manche Foren wählen eine milde Form der Moderation, bei der offensichtliche Trollereien nicht entfernt werden, jedoch so versteckt werden, dass sie für Interessierte einsehbar sind, die anderen Teilnehmer jedoch nicht stören. Dies kann z.B. dadruch geschehen, dass die Diskussionsbeiträge von Trollen auf eine so genannte Trollwiese verschoben werden. In Diskussionsforen beispielsweise handelt es sich dabei um einen speziellen Bereich, wo sich Trolle austoben können, ohne die übrigen Benutzer zu belästigen. So gibt es im Usenet eigene Newsgroups für Trolliges. Eine andere administrative Form des Umgangs mit Trollen ist das Graufärben und Verschieben ihrer Beiträge an das Ende der Diskussionsbeiträge. So wird es zum Beispiel bei indymedia gehandhabt. Auf Slashdot erhalten moderierte Beiträge eine Punktezahl, die bei Trollpostings negativ ausfällt. Standardmässig werden Beiträge mit negativer Punkttzahl ausgeblendet, jeder Benutzer kann jedoch einstellen, dass diese angezeigt werden.

Verbreitet sind administrative Eingriffe und Sanktionen, bei denen z.B. Trollpostings gelöscht werden, mit oder ohne Begründung. Bei wiederholtem Trollen werden die betreffenden Benutzer verwarnt, zeitweise oder auf Dauer gesperrt. Solche Massnahmen erfolgen mit oder ohne Verwarnung, mit oder ohne Begründung, mit oder ohne Möglichkeit zur Stellungnahme, foren-öffentlich oder stillschweigend, je nach Stil des betreffenden Forums. In IRC-Channels entsprechen dem die Massnahmen "kick" (zwangsweises Ausloggen, wieder einloggen ist möglich) und "ban" (zwangsweises Ausloggen, wieder einloggen ist unmöglich). Die Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit solcher Massnahmen im Einzelfall ist regelmässig Thema erhitzter Diskussionen in den betreffenden Foren.
Die dauerhafte Sperrung von Benutzern ist dabei technisch nicht ganz einfach zu lösen, da technische Eigenheiten des Internet Protokolles (IP) (insbesondere bei Einwahlverbindungen) und des HTTP-Protokolles es nahezu unmöglich machen, einen bestimmten Benutzer technisch zuverlässig zu identifizieren. So treffen Sperrungen manchmal versehentlich den falschen.

Welcher Stil von administrativen Massnahmen und Sanktionen der richtige ist, lässt sich nicht allgemein sagen. Dies hängt sehr von Zweck und Charakter des betreffenden Forums ab (handelt es sich um eine eher geschlossene Benutzergruppe, die ein hohes Mass an Gemeinsamkeit wünscht, oder um eine Community, die eine breite und ungefilterte offene Aussprache anstrebt, oder um ein Quatsch-Forum...). Es hängt ab von der weltanschaulichen Ausrichtung der Betreiber, und der Benutzer, vom bevorzugten Kommunikationsstil, usw.. Es hängt auch davon ab, welches Mass an Arbeitszeit und Aufwand für die Moderation zur Verfügung steht. Und schliesslich hängt dies auch davon ab, zu welchem Mass an verantwortungsvollem Handeln Betreiber und Admins willens und in der Lage sind, bzw. inwieweit diese zu Willkür und Ungerechtigkeit neigen, oder dieser Aufgabe überhaupt gewachsen sind. Diese Entscheidung muss also in jeder Community individuell getroffen werden.

ASCII-Art

Manchmal werden entsprechende Postings auch mit einem ASCII-Art-Bild illustriert:


                                  --------------------------
                         /|  /|  |                          |
                         ||__||  |       Trolle bitte       |
                        /   O O\__           nicht          |
                       /          \         füttern!        |
                      /      \     \                        |
                     /   _    \     \ ----------------------
                    /    |\____\     \     ||
                   /     | | | |\____/     ||
                  /       \|_|_|/   |    __||
                 /  /  \            |____| ||
                /   |   | /|        |      --|
                |   |   |//         |____  --|
         * _    |  |_|_|_|          |     \-/
      *-- _--\ _ \     //           |
        /  _     \\ _ //   |        /
      *  /   \_ /- | -     |       |
        *      ___ c_c_c_C/ \C_c_c_c____________

Ebenso wird auch der "zugeworfene Fisch" als ASCII-Art dargestellt:

<°)))o><

oder

><o(((°>

Siehe auch