Arschgeweih

Als Arschgeweih (von Arsch, vulgär für Gesäß, und Geweih, knöcherne Stirnwaffe von Hirschen) werden umgangssprachlich Tätowierungen auf dem Rückenbereich kurz oberhalb des Steißbeins bezeichnet. Eine förmlichere, aber weniger akkurate und ungebräuchlichere Bezeichnung ist Steißbeintattoo.
Es handelt sich vorwiegend um geschwungene, verzweigte Phantasiesymbole (sogenannte Tribals). Die ornamentale Lineart ist spiegelsymmetrisch zur Wirbelsäule. Die horizontale Ausdehnung ist etwa 2–4 mal breiter als die vertikale, und die Form entspricht grob der eines Kreuzes oder eines T.
Diese Tätowierungsform wird fast ausschließlich von Frauen getragen und dient neben dem Körperschmuck zum Teil auch der Unterstreichung der sexuellen Attraktivität (Erotik). Sie kam in den späten 1990er Jahren in Mode, als bauchfreie Oberteile sich immer größerer Beliebtheit erfreuten.
Der Begriff "Arschgeweih" wird nicht nur pejorativ, sondern mangels einer treffenderen Bezeichnung auch in nichtabwertender Weise gebraucht. Selbst professionelle Tätowierer gebrauchen diese Bezeichnung, wenn auch nicht gerade gegenüber Kunden mit entsprechendem Tätowierwunsch. Bekannt gemacht wurde der Begriff vor allem durch den Komiker Michael Mittermeier. In seinen Shows ist er inzwischen dazu übergegangen, das "Arschgeweih" in Anlehnung an einen englischen Slangbegriff hin und wieder als "Schlampenstempel" ("tramp stamp") zu bezeichnen, was einige Leute als geschmackliche Entgleisung ansehen.
Im Jahr 2005 wird "Arschgeweih" unter den Wörtern des Jahres aufgeführt.
Der Kräuterlikörhersteller Jägermeister wählt seit 2004 jährlich die "Miss Arschgeweih" während einer bundesweiten Diskothekentour.
Erscheinungsformen
Oft ist zu beobachten, dass Arschgeweihträgerinnen gleichzeitig auch Besitzerinnen eines Bauchnabelpiercings sind. Um das Arschgeweih (und ggf. das Piercing) auch zu präsentieren, ist es für viele Arschgeweihträgerinnen - auch im Winter - üblich, zusammen mit einem bauchfreien Oberteil eine tief angesetzte Hüfthose und hin und wieder einen Stringtanga zu tragen, dessen Querbändchen hochgezogen wird, damit es über dem Hosenbund hervorlugt.
Gynäkologen und Urologen bestätigen nicht die geläufige Ansicht, dass Eierstock-, Blasen- und Nierenentzündungen bei jungen Frauen auf diese Mode zurückzuführen seien.
Manche Frauen wollen ihren Rücken nur zu bestimmten Anlässen mit einem Arschgeweih verschönern und lassen sich dieses daher als Henna-Tattoo aufmalen oder ähnlich einem transparenten Abziehbild aufkleben anstatt permanent auftätowieren.
Literatur
- Wilfried Ferchhoff: Jugend an der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert. Lebensformen und Lebensstile. Opladen 1999, ISBN 3810023515
- Elke Gaugele: S-HE Mades. Mode, Gender und Konsum. Frankfurt/Main 2000
- Elke Gaugele und Kristina Reis: Jugend, Mode, Geschlecht. Frankfurt/Main 2003, ISBN 359337255X
- Karin Mann: Jugendmode und Jugendkörper. Hohengehren 2002, ISBN 3896766481
- Kurt Starke, Fit for SexPower?. Frankfurt/Main 2001, ISBN 363136721X
Weblinks
- "Die Zeit", 27.5.04: Lebenszeichen - Rückansicht
- Website zur Miss Arschgeweih der Firma Jägermeister