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Geschichte Georgiens

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Die aufgezeichnete Geschichte Georgiens begann vor über 3.500 Jahren und die georgische Sprache gilt als eine der ältesten lebenden Sprachen der Welt.

Georgien in der Antike und im Mittelalter

In den 1970er Jahren haben archäologische Ausgrabungen in der ostgeorgischen Region Imiris-Gora eine Anzahl antiker Siedlungen zum Vorschein gebracht, die aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. datieren und die Häuser mit Emporen einschlossen. Diese Wohnstätten hatten einen runden oder ovalen Grundriß. Ihr charakteristisches Merkmal waren eine zentrale Stütze und ein Schornstein. Diese Besonderheiten wurden in georgischen Siedlungen und Häusern des Darbasi-Typs benutzt und weiterentwickelt. Archäologische Ausgrabungen brachten auch die Überreste der Siedlungen von Beschtascheni und Osni (4. und 3. Jahrhundert v. Chr.) sowie Hünengräber (2. Jahrhundert v. Chr.) in den Provinzen Rialeti und Tsalka (Ostgeorgien) ans Licht. Sie belegen eine fortgeschrittene und gut entwickelte Gebäude- und Architektur-Kultur.

Die Region wurde bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. von einer jungsteinzeitlichen Kultur besiedelt. In der Antike war die Region bei den Griechen als Kolchis bekannt. Dort spielte die griechische Legende von Jason und den Argonauten, die kamen, um das das Goldene Vlies, ein Fell zum Goldwaschen, zu finden. Die georgischen Gebiete wurden als Kolcheti für die westliche Küstenebene und Iberia für den gebirgigen Osten bekannt. Im Kaukasusgebirge wurden Gold, Silber, Kupfer und Eisen gewonnen. Georgische Handwerker schmiedeten die Schwerter, mit denen Griechen und Trojaner kämpften.

Nach 333 v. Chr. unterwarf Alexander der Große fast den gesamten Kaukasus einschließlich Ostgeorgiens. In der Hauptstadt Mzcheta setzte er einen engen Vertrauten, den Königssohn Ason von Arian-Kartli, als König ein. 323 v. Chr. wurde das Gebiet Teil des Seleukidenreiches unter Alexanders Nachfolger, dem Diadochen Seleukos.

66 v. Chr. eroberte der römische Feldherr Pompeius Ost- und Westgeorgien und machte sie zu einem einheitlichen Satellitenstaat des Römischen Reiches. 317 n. Chr. konvertierte Georgien als einer der ersten Staaten der Welt zum Christentum. König Marian II. von Iberia führte das Christentum als offizielle Staatsreligion ein. Nach dem 17. Januar 395 wurde Georgien Teil des Oströmischen Reiches. Ab 585 galt das oströmische Glaubensbekenntnis.

Obgleich es später von verschiedenen Invasoren - vor allem Arabern, Mongolen und Türken - heimgesucht wurde, behielt das georgische Königreich für mehr als 1.000 Jahre einen mehr oder weniger hohen Grad an Unabhängigkeit. Zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert erreichte es unter mächtigen Herrschern wie König David dem Erbauer (David IV. Agmaschenebeli, 1089-1125) und Königin Tamara (1184-1213) einen Höhepunkt an Macht und Prestige. Beide Könige werden heute als Heilige der Georgischen Orthodoxen Apostelkirche verehrt.

Die folgenden Jahrhunderten brachten Georgien eine lange Periode des Niedergangs. Die Mongolen verursachten eine schnelle Entvölkerung des Landes und das Reich zerfiel Ende des 15. Jahrhunderts in drei Königreiche (Imeretien, Kachetien und Kartli) und fünf Fürstentümer. Die westlicheren waren Vasallenstaaten des Osmanischen Reiches, die östlichen von Persien abhängig.

Georgien im Russischen Reich, 1801–1918

Im Jahre 1783 stellte sich Georgien im Vertrag von Georgiewsk unter russischen Schutz. 1801 wurde es von Russland annektiert und russische Provinz. Zar Alexander I. schaffte das georgische Königreich ab, deportierte die königliche Familie der Bagratiden nach Zentralrussland und nach Sibirien. Ab 1804 wurde Georgien einer intensiven Russifizierung unterworfen, um das soziale und kulturelle System dem Russlands anzupassen.

Zugleich erblühten in Georgien Aufklärung, Liberalismus und modernes Nationalbewußtsein. Die Brüder Bagration übersetzen Werke der europäischen Literatur ins Georgische. Unter der Egide des russischen Gouverneurs Alexeij Jermolow fanden nach 1825 Verbannte des gescheiterten liberalen Dekabristenaufstandes in Georgien Unterschlupf. Ein aufständisches Regiment aus Sankt Petersburg, dem besonders viele Mitglieder der liberalen Intelligenz angehörten, wurde nach Georgien deportiert und verband sich mit der dortigen Oberschicht. Frühzeitig kam in Georgien die Forderung nach Abschaffung der Leibeigenschaft auf.

Georgien drängte auf Eigenständigkeit. 1830 scheiterte ein Versuch, die Bagratiden-Dynastie wieder an die Macht zu bringen. Der Zar entsandte Großfürst Michail Semjonowitsch Prinz Woronzow, um als Vizekönig des Kaukasus die russische Herrschaft zu sichern.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs die Unzufriedenheit der Georgier zu einer nationalen Befreiungsbewegung. 1905 brach eine großangelegte Bauernrevolte aus, der politische Reformen folgten und Spannungen zeitweise abbaute. Führende politische Kraft wurde die menschewistische Sozialdemokratische Arbeiterpartei. Bei den Wahlen zur russischen Staatsduma 1905 errang sie in Georgien sämtliche Sitze. Führer der bolschewistischen Sozialdemokraten wurde Jossif Wissarinowitsch Dschugaschwili (genannt Stalin).

Georgien als demokratische Republik, 1917-1921

1917 brachte die Februarrevolution in Russland auch in Georgien die zaristische Ordnung zum Fall. Georgien bildete zusammen mit Armenien und Aserbaidschan ein Besonderes Transkaukasisches Komitee (russisch Osobyi Zakavkazskii Komitet), das in der Umbruchphase für Ordnung sorgen sollte. Seine militärischen Kräfte waren jedoch zu schwach, um die drei Länder gegen die Türkei zu schützen, deren Truppen den abziehenden russischen Streitkräften unmittelbar nachrückten.

Um Georgien vor einer türkischen Eroberung zu bewahren, nahm die georgische Nationalversammlung (georgisch Dampudsnebeli Kreba) Verhandlungen mit Deutschland auf, das bereit war, ein unabhängiges Georgien vor dem Zugriff des Osmanischen Reiches zu schützen. Als Gegenleistung verlangte Berlin Privilegien bei der Ausbeutung von Mangan und Kupfer sowie dem Öltransfer vom Kaspischen Meer. Die Reichsregierung hatte bereits 3.000 deutsche Soldaten in Georgien stationiert, um die Belieferung der deutschen Schwerindustrie mit Rohstoffen zu sichern.

Am 26. Mai 1918 erklärte sich Georgien als Demokratische Republik Georgien für unabhängig. Zwei Tage später erkannte Deutschland die Republik als erster Staat an. Es folgten Rumänien, Argentinien, die Türkei. Auch Großbritannien, dessen Truppen den nach der Kapitulation abziehenden deutschen Truppen in Georgien folgten, erkannte Georgien an und am 7. Mai 1920 auch Sowjetrussland.

Erster Premierminister Georgiens wurde der Sozialdemokrat Noe Ramischwili. Ihm folgte im Juni 1918 Noe Schordania. Sie standen einem Koalitionskabinett aus menschewistischen Sozialdemokraten, National-Demokraten und Sozial-Föderalisten vor. Die Regierung setzte eine Agrarreform und eine umfassende Sozialgesetzgebung durch, führte den Acht-Stunden-Tag ein und ging hart gegen bolschewistische und separatistische Bewegungen in Georgien vor. Am 21. Februar 1921 verabschiedete die Verfassungsversammlung Georgiens erste Verfassung nach dem Vorbild der Schweiz.

Am 15. Februar 1921 marschierte die 11. Rote Armee unter Führung Sergo Ordschonikidses in Georgien ein. Tiflis wurde am 25. Februar von drei Seiten angegriffen und besetzt. Die demokratische Regierung floh zunächst nach Kutaisi, schließlich am 17. März über Batumi außer Landes.

Georgien in der Sowjetunion, 1921-1990

Am 28. August 1924, dem georgischen Mariä Himmelfahrtstag (georgisch Mariamoba), kam es in Tiflis zu einem Aufstand gegen die sowjetische Besatzung. Die Aufständischen bedienten sich einer Vielzahl versteckter Waffen. Der Befehlshaber der Roten Armee in Georgien wurde von einem einheimischen Piloten getötet, der das Flugzeug im Kamikaze-Stil abstürzen ließ. Stalin ließ den Aufstand niederschlagen.

Georgien wurde in die Sowjetunion eingegliedert und Teil der Transkaukasischen Föderativen Sozialistischen Sowjetrepublik (TFSSR), die Georgien, Armenien und Aserbaidschan umfaßte. Die TFSSR zerfiel 1936 in ihre Teile und Georgien wurde zur Georgischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Über 30.000 Georgier, vor allem aus der politischen und sozialen Elite des Landes, wurden zwischen 1921 und 1924 erschossen oder verschwanden in sowjetischen Straflagern. Den sowjetischen Säuberungen 1935 - 1938, 1942 und 1945 - 1950 fielen ca. 50.000 Georgier zum Opfer.

Obgleich es ein Kriegsziel Adolf Hitlers war, die kaukasischen Ölfelder zu erreichen, kamen die Achsenmächte nicht bis nach Georgien. Georgier kämpften auf beiden Seiten der Front. Eine Minderheit in den Reihen der deutschen Wehrmacht unter der Leitung der Abteilung fremde Heere Ost, die Mehrheit, rund 500.000 Georgier, in den Reihen der Roten Armee. Das Land wurde ein wichtiger Standort für die Munitionsproduktion. Der georgische Sergeant Meliton Kantaria hißte die sowjetische Fahne als Zeichen des Sieges auf dem Berliner Reichstagsgebäude.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr Georgien einen Schub der Industrialisierung und Urbanisierung. Rustavi wurde zu einem schwerindustriellen Zentrum ausgebaut. 1956 wurden hunderte Georgier, darunter auch Kinder, von der Armee getötet als sie gegen den Abbau eines Stalin-Denkmals in Tiflis auf die Straße gingen.

Das Dezentralisierungsprogramm, das Chruschtschow Mitte der 1950er Jahre einführte, wurde von der georgischen Kommunistischen Partei genutzt, um ihre regionale Machtbasis auszubauen. Neben der offiziellen staatlichen Wirtschaft entstand eine florierende private Schattenwirtschaft, die Georgien zu einer der erfolgreichsten Sowjetrepubliken machte, zugleich aber auch zu einer stark ansteigenden Korruption führte.

Obgleich Korruption in der Sowjetunion nicht unbekannt war, verbreitete sie sich in Georgien dermaßen offensichtlich, daß sie die Leitung in Moskau in Verlegenheit brachte. Selbst höchste Ämter galten als käuflich. Eduard Schewardnadse, zwischen 1964 und 1972 Innenminister in Tiflis, machte sich einen Namen als Streiter gegen die Korruption und organisierte die Ablösung von Wassily Mschawanadse, den korrupten Ersten Parteisekretär der Georgischen Kommunistischen Partei. Schewardnadse stieg mit dem Segen Moskaus zum Ersten Parteisekretär auf. Von 1972 bis 1985 war er ein effektiver und fähiger Lenker Georgiens, verbesserte die Staatswirtschaft und entließ hunderte korrupter Funktionäre. 1978 kam es zu Studentenprotesten gegen die Verankerung des Russischen als Amtssprache in der georgischen Verfassung.

Schewardnadses Ernennung zum sowjetischen Außenminister 1985 brachte Jumber Patiaschwili an die Spitze der georgischen Kommunisten, einen konservativen und ineffektiven Funktionär, der mit den Herausforderungen der Perestroika-Periode nicht zurecht kam. Ende der 1980er Jahre kam es zu zunehmend gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den kommunistischen Machthabern und der wiedererstehenden georgischen Nationalbewegung sowie den Nationalbewegungen in den von ethnischen Minderheiten bewohnten Gebieten (besonders Südossetien). Am 9. April 1989 lösten sowjetische Truppen eine gewaltfreie Demonstration vor dem Parlamentsgebäude in Tiflis mit Spaten und Giftgas auf. 20 Georgier wurden getötet. Der Vorfall radikalisierte die georgische Politik, veranlaßte viele Menschen, auch Kommunisten, zu dem Schluß, daß die staatliche Unabhängigkeit einer Fortsetzung der sowjetischen Herrschaft vorzuziehen sei.

Der oppositionelle Druck manifestierte sich in Demonstrationen und Streiks, die schließlich in freie und demokratische Mehrparteien-Wahlen zum Obersten Sowjet am 28. Oktober 1990 mündeten. Wahlsieger wurde das national-reformistische Wahlbündnis Runder Tisch/Freies Georgien, dessen Vorsitzender der führende Dissident Swiad Gamsachurdia war, der Vorsitzender des Obersten Sowjets von Georgien wurde. Für den 31. März 1991 organisierte Gamsachurdia einh Referendum über die staatliche Unabhängigkeit, das mit 98,9% der Stimmen bestätigt wurde. Die Unabhängigkeit Georgiens wurde am 9. April 1991 erklärt. Gamsachurdia wandte sich gegen jede Dominanz der Sowjetunion in Georgien, forderte die Auflösung der sowjetischen Militärbasen im Lande und weigerte sich, an der Gründung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) teilzunehmen.

Georgien als unabhängiger Staat

Gamsachurdia wurde am26. Mai 1991 mit 86% der Stimmen zum Präsidenten gewählt. Seine Politik wurde zunehmend sprunghaft und autoritär. Er ließ sich mit diktatorischen Vollmachten ausstatten, verhaftete Oppositionsführer. Nationalisten und Reformisten vereinten ihre Kräfte in einer Anti-Gamsachurdia-Koaltion. Die angespannte Situation wurde durch eine wachsende Macht verschiedener paramilitärischer Gruppen verschärft. Am 22. Dezember 1991 organisierten paramilitärische Gruppen und Teile der Nationalgarde unter Tengis Kitowani und Dschaba Joseliani einen Militärputsch, belagerten Gamsachurdia und die Präsidialgarde im Parlamentsgebäude in der Innenstadt von Tiflis. Gamsachurdia konnte seinen Gegnern entkommen und flüchtete mit seiner Familie im Januar 1992 zunächst nach Armenien und schließlich nach Tschetschenien.

Die siegreichen Streitkräfte luden Eduard Schewardnadse im März 1992 ein, Vorsitzender eines neugebildeten Staatsrates zu werden. Er gab dem Staatsstreich ein moderates Antlitz und Georgien neues Ansehen. Im August 1992 eskalierte ein Disput mit separatistischen Kräften in Georgiens Autonomer Republik Abchasien. Tiflis entsandte die Nationalgarde und paramilitärische Verbände, um die separatistischen Aktivitäten zu unterbinden. Die Separatisten wehrten sich und im September 1993 erlitten die Regierungsstreitkräfte eine kathastrophale Niederlage. Die gesamte georgische Bevölkerung wurde aus der Autonomen Republik vertrieben. Rund 10.000 Menschen starben und etwa 200.000 mußten fliehen.

Ethnische Gewalttätigkeiten flammten auch in Südossetien auf, wurden dort schließlich unterdrückt. Das kostete mehrere hundert Menschen das Leben und viele Georgier und Osseten flohen aus dem Gebiet. Im Südwesten Georgiens kam die Autonome Republik Adscharien unter die Kontrolle von Aslan Abaschidse, der die Republik von 1991 bis zu seinem Rücktritt 2004 wie ein persönliches Fürstentum führte, in dem Tiflis nur wenig Einfluß hatte.

Am 24. September 1993, am Ende des Abchasienkonflikts, kehrte Swiad Gamsachurdia aus dem Exil zurück, um einen Aufstand gegen die Regierung zu organisieren. Seine Anhänger konnten Nutzen aus der Unordnung der Regierungsstreitkräfte ziehen und überrannten einen großen Teil Westgeorgiens. Russland, Armenien und Aserbaidschan waren alarmiert. Einheiten der russischen Armee wurde nach Georgien entsandt, um der Regierung zu helfen. Gamsachurdias Rebellion brach schnell in sich zusammen. Er starb am 31. Dezember 1993 nachdem er von seinen Gegnern in die Enge getrieben worden war. Schewardnadses Regierung schloß sich als Preis für die erfahrene militärische und politische Unterstützung gegen starke Strömungen in Georgiens öffentlicher Meinung im März 1994 der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) an.

Im August 1995 entkam Schewardnadse einem Bombenattentat auf seine Regierungslimousine. Er gab die Schuld dafür seinen bisherigen paramilitärischen Alliierten und ließ den Militärführer Joseliani verhaften. Der paramlitärische Miliz Mchedrioni wurde als Mafiaverband aufgelöst. Schewardnadses Regierung und seine Familie wurden zunehmend mit der alles durchdringenden Korruption in Georgien identifiziert. Er gewann die Präsidentschaftswahlen im November 1995 und im April 2000 mit großen Mehrheiten. Zugleich wurde ihm jedoch vorgeworfen, die Ergebnisse nur durch Wahlbetrug erreicht zu haben.

Der Krieg in Tschetschenien verursachte beträchtliche Reibungen mit Russland, das Georgien beschuldigte, Tschetschenische Partisanen zu beherbergen. Weitere Reibungen entstanden durch Schewardnadses enge Beziehungen zu den USA, die in ihm ein Gegengewicht zum russischen Einfluß in der strategischen südkaukasischen Region sahen. Georgien wurde ein wichtiges Partnerland für US-amerikanische außenpolitische und militärische Hilfe, unterschrieb eine strategische Partnerschaft mit der NATO und erklärte den Wunsch, sowohl der NATO wie der Europäischen Union beizutreten. Ende 2002 entsandten die USA mehrere hundert Militärausbilder, um die georgische Armee zu befähigen, gegen tschetschenische und islamische Partisanen im Grenzgebiet zu Russland zu kämpfen.

Wichtigste wirtschaftliche Errungenschaft der Regierung Schewardnadse war die internationale Sicherung des drei Milliarden Dollar schweren Projekts einer Ölpipeline von Aserbaidschan über Georgien in die Türkei, der sogenannten Baku-Tiflis-Ceyhan (BTC) Pipeline. Der erwartete Wirtschaftsaufschwung blieb jedoch aus. Georgiens Wirtschaft stagnierte auf einem niedrigen Niveau. 2003 stellte der Internationale Währungsfond seine Unterstützung für das Land ein.

Am 2. November 2003 trat eine junge Reformkoalition, angeführt von Michail Saakaschwili, Surab Schwania und Nino Burdschanadse an, um gegen Schewardnadses Regierung bei den Parlamentswahlen zu opponieren.

Samtene Revolution im November 2003

Die Parlamentswahl vom 2. November 2003 wurde erst nach mehreren Wochen Streit von der Wahlkommision bestätigt. Präsident Schewardnadse wurde nach Bekanntgabe der Ergebnisse von der Opposition massiver Wahlbetrug vorgeworfen, und auch die USA kritisierten die Abstimmung. Am Tag vor dem 22. November gab der Sicherheitschef des Landes Wahlbetrug zu, was die Opposition enorm bestärkte. Am 22. November fand die erste Sitzung des neuen Parlaments statt, die von Abgeordneten der Opposition boykottiert wurde.

Schon in der Nacht zum 22. November 2003 hatten sich Demonstranten vor dem Parlamentsgebäude in Tbilisi versammelt, deren Anzahl zum Nachmittag hin auf über 100.000 anschwoll. Sie forderten den Rücktritt von Präsident Schewardnadse, und noch während der Eröffnungsrede des Präsidenten stürmten sie unter Führung von Oppositionsführer Michail Saakaschwili in den Sitzungssaal. Die Sicherheitskräfte vor dem Gebäude ließen die Demonstranten ungehindert passieren. Schewardnadse flüchtete aus dem Gebäude und die Opposition sprach von einer samtenen Revolution in Georgien.

Saakaschwili kündigte an, im Falle einer Präsidentschaft Georgien nach westlichem Vorbild in eine Demokratie zu wandeln und umfassende Wirtschafsreformen durchzuführen. Die Oppositionspolitikerin und bisherige Parlamentspräsidentin Nino Burdschanadse übernahm auf Grundlage der Verfassung kommissarisch die Amtsgeschäfte des Präsidenten. Beide forderten Neuwahlen.

Russland ließ seine in Georgien stationierten Truppen in den Kasernen und schickte noch am Abend des 22. November 2003 seinen Außenminister Igor Iwanow in die Kaukaususrepublik. Die Staaten der GUS kritisierten zunächst offiziell das Vorgehen der Opposition.

Am Abend des 22. November 2003 rief Präsident Schewardnadse den Ausnahmezustand aus und forderte das Parlament auf, diesen innerhalb von 48 Stunden zu bestätigen, da er sonst dem Militär die Leitung übergeben werde. Er befand sich seit der Flucht aus dem Parlamentsgebäude jedoch schon außerhalb von Tbilisi in einer Residenz.

Am Morgen des 23. November 2003 fand ein Vermittlungsgespräch der Opposition mit Igor Iwanow statt, am Nachmittag traf sich Iwanow dann auch mit Schewardnadse. Am Nachmittag liefen zwei Minister, darunter der Sicherheitschef, sowie Teile der Nationalgarde zur Opposition über. Am Abend erklärte Schewardnadse seinen Rücktritt.

Parlamentspräsidentin Burschanadse setze Surab Schwania als amtierenden Staatsminister ein, der die Geschäfte des Regierungschefs bis zur Neuwahl des Parlaments führen sollte.

Georgien nach Schewardnadse

Am 4. Januar 2004 gewann Michail Saakaschwili die Präsidentschaftswahlen mit einem Erdrutschsieg von 96% der Stimmen. Er sieht sich vielen Problemen gegenüber. Mehr als 230.000 Vertriebene setzen die Wirtschaft unter enormen Druck. Der Frieden in den sezessionistischen Gebieten Abchasien und Südossetien, der von russischen und UN-Friedenstruppen kontrolliert wird, bleibt zerbrechlich. Es wird Jahre wirtschaftlicher Entwicklung und Verhandlungen brauchen, um die lokalen Feindseligkeiten abzubauen. Im südossetisch-georgischen Konflikt haben Verhandlungen erste Fortschritte gebracht, der abchasische Führer Abaschidse trat am 6. Mai 2004 zurück und begab sich ins Exil nach Moskau. Die georgische Führung kündigte an, in Abchasien so bald wie möglich Wahlen durchführen zu wollen; bis dahin soll ein vom georgischen Präsidenten eingesetzter Verwaltungsrat die Autonome Republk regieren.

Die Beziehungen zu Russland bleiben problematisch, besonders weil russische Streitkräfte nach wie vor auf zwei Militärbasen in Georgien stationiert und als Friedenstruppen in Abchasien und Südossetien tätig sind. Die sezessionistische Frage bleibt teilweise ungelöst. Saakaschwilis öffentliche Äußerungen zur Lösung haben bereits Kritik in den abgefallenen Regionen ausgelöst.

Georgien bleibt ein nach europäischen Maßstäben sehr armes Land, nicht zuletzt wegen seiner weitverbreiteten Korruption. Die georgische Regierung hat sich gegenüber dem Weltwährungsfonds (IWF) und der Weltbank zu wirtschaftlichen Reformen verpflichtet und setzt seine Zukunft auf die Wiederbelebung der alten Seidenstraße als eurasischem Korridor, versucht Georgiens Geografie als Brücke für den Transit von Gütern zwischen Europa und Asien zu nutzen. Saakaschwili hat dafür plädiert, die Wirtschaft allgemein zu verbessern, Löhne und Renten zu erhöhen, gegen die Korruption durchzugreifen und die unrechtmäßig erworbenen Gewinne von Exponenten der früheren Regierung aufzuspüren.

Geschichtliche Persönlichkeiten

Georgier oder Menschen georgischer Abstammung, die in der Geschichte Europas von herausragender Bedeutung waren:

Siehe auch:

Literatur

  • A. Khakhanov: Histoire de la Géorgie, Paris 1900
  • Al. Sanders: Kaukasien: Nordkaukasien, Aserbaidschan, Armenien, Georgien. Geschichtlicher Umriss. Hoheneichen Verlag, München, 1944
  • Al. Sanders: Osteuropa in kontinentaleuropäischer Schau. Hoheneichen Verlag, München
  • Alexandre Manvelichvili: Histoire de la Géorgie. Paris 1951
  • David Marshall Lang: A Modern History of Georgia. London 1962
  • Schota Meskhia: Geschichte Georgiens, in: Georgien: Jenaer Reden und Schriften, Jena 1972
  • W. E. D. Allen: A History of the Georgian People from the Beginning down to the Russian Conquest in the Nineteenth Century. London 1971
  • Kalistrat Salia: Histoire de la nation géorgienne, Paris 1980
  • Constantin Kandelaki: The Georgian Question before the Free World. Acts - Documents - Evidence. Paris 1953
  • Nodar Lomouri: A History of Georgia. Sarangi Publishers, Tbilisi 1993
  • Georges Charachidzé: Introduction à l'étude de la féodalité géorgienne. Droz, Paris/Genève 1971
  • Othar Lordkipanidze: Das alte Kolchis und seine Beziehung zur griechischen Welt vom 6. bis 4. Jh. v. Chr. Konstanz 1985
  • Othar Lortkipanidse - P. Levêque (Hrsg.): Sur les traces des Argonautes. Actes du 6e symposium de Vani (Colchide), 22 - 29 septembre 1990, Paris 1996
  • David Braund: Georgian in Antiquity. A History of Colchis and Transcaucasian Iberia 550 BC - AD 562. Clarendon Press, Oxford, 1994
  • Roin Metreveli: David der Erbauer. Tbilisi 1990, ISBN 5505014283
  • Ronald Grigor Suny: The Making of the Georgian Nation. I.B. Tauris & Co Ltd Publishers, London 1989
  • F. Brosset: Histoire de la Géorgie depuis l’Antiquité jusqu’au XIXe siècle, St. Péterbourg 1856
  • F. Brosset: Matériaux pour servir à l‘ Histoire de la Géorgie depuis l’an 1201 jusqu’en 1755. Mémoires de l’Accadémie, 1841
  • M. v. Cereteli: Georgien und der Weltkrieg. Zürich o.J. (Potsdam 1915)
  • Emmanuel Kuhne: La Géorgie libre, son passé, son présent, son avenir. Atar, Genève 1920
  • Traité conclu en 1783 3ntr Cathérine II. impératrice de Russie et Iracly II. roi de Géorgie (Receuil des lois russes, vol. XXI, No. 15835). Genève 1909
  • Otfried Nippold: La Géorgie du point de vue du droit international, Edition Bureau de Presse Géorgien, Imprimerie Gottfr. Iseli, Berne 1920
  • Eugène Gueguetchkori: L’Avenir de la Géorgie. Publié par le Comité international pour la Géorgie. Imprimerie du Journal de Genève, Genève 1927
  • W. Zürrer: Kaukasien 1918 - 1921. Der Kampf der Grossmächte um die Landbrücke zwischen Schwarzem und Kspischem Meer. Düsseldorf 1978
  • S. et N. Gougouchvili, D. et O. Zourabichvili: La Géorgie. Presses univérsitaires de France, Paris 1983
  • Konstantin Gamsachurdia: Swiad Gamsachurdia, Dissident - Präsident - Märtyrer. Perseus Verlag, Basel, 1995
  • Naira Gelaschwili: Georgien, ein Paradies in Trümmern. Aufbau-Tschenbücher, Berlin 1993
  • Nodar Assatiani, Alexandre Bendianachvili: Histoire de la Géorgie, L’Harmattan, Paris, Montréal 1997
  • Jürgen Gerber: Georgien: Nationale Opposition und kommunistische Herrschaft seit 1956. Nomos-Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 1997, ISBN 3789047626
  • Gerhard Mangott (Hrsg.): Brennpunkt Südkaukasus. Aufbruch, trotz Krieg, Vertreibung und Willkürherrschaft?. Wilhelm Braumüller Universitäts-Verlagsbuchhandlung, Wien 1999, ISBN 3700312709
  • Andrei Miron, Winfried Orthmann (Hrsg.): Unterwegs zum goldenen Vliess. Archäologische Funde aus Georgien. Theiss-Verlag, Stuttgart 1995, ISBN 3806211922
  • Julius Reimers: Der Lehnsstaat in Georgien. Leipzig 1914
  • Karl Kautsky: Georgien. Eine sozialdemokratische Bauernrepublik. Wien 1921
  • Brigitte Schrade, Thomas Ahbe (Hrsg.): Georgien im Spiegel seiner Kultur und Geschichte. Zweites Deutsch-Georgisches Symposium, Berlin 1997