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Adipositas

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Als Adipositas bzw. Übergewicht (auch: Fettsucht oder Obesitas) wird eine chronische Erkrankung bezeichnet, die weltweit in besorgniserregendem Umfang im Steigen begriffen ist und die laut WHO als die am meisten unterschätzte und vernachlässigte Gesundheitsstörung unserer Zeit gilt. Volkswirtschafliche Kosten in Milliardenhöhe werden geschätzt.

Die Adipositas ist mit- und hauptverantwortlich für ein wesentlich gehäuftes Auftreten von Hypertonie (Bluthochdruck), Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Herzinfarkten, Schlaganfällen, Brustkrebs, Gallenblasenerkrankungen und Gicht sowie das Obstruktive Schlafapnoesyndrom. Die Gefährlichkeit einer Venenschwäche/Venenthrombose, ebenfalls durch Übergewicht bedingt, wurde lange Zeit verkannt. Die Adipositas stellt ein weltweit dermaßen zunehmendes Problem dar, dass die WHO ebenso wie die CDC inzwischen von einer globalen Epidemie sprechen, die ebenso ernst genommen werden sollte wie jede zum Tode führende Infektionskrankheit.

Auch die seelischen Folgen der Adipositas sind gravierend. Eine amerikanische Statistik besagt, dass Übergewichtige im Durchschnitt weniger verdienen und eine geringere Chance haben, jemals geheiratet zu werden.

Am 27. April 2004 teilte das Statistische Bundesamt mit, dass bereits 49 % der Deutschen über 18 Jahre im Jahr 2003 Übergewicht hatten. Das war ein Prozentpunkt mehr als 1999.

Definition

Als Übergewicht wird eine über das normale Maß hinausgehende Vermehrung des Körperfettes verstanden. Als Berechnungsgrundlage dient der Body Mass Index (BMI), der das Körpergewicht (Masse in kg) in Relation zur Körpergröße (quadriert, in m) setzt.

Also zum Beispiel 70 Kilogramm Körpergewicht geteilt durch 1,70² = BMI von 24,22

Als Kenngrößen dienen folgende Bezeichnungen:

  1. Idealgewicht: Bei Frauen ein BMI von 22, bei Männern von 24
  2. Normalgewicht: Ein BMI zwischen 18,5 und 24,9
  3. Übergewicht (Adipositas): ein BMI von 25 bis 29,9
  4. Fettleibigkeit (Obesitas): ein BMI von 30 bis 39,9
  5. maligne Adipositas: ein BMI über 40

Diese Einteilung erfolgt, um jene Personen zu identifizieren, die einer besonderen Gefährdung ausgesetzt sind, die bereits oben erwähnten Erkrankungen zu entwickeln.


Eine veraltete Formel zur Bestimmung und Einteilung des Körpergewichts ist die Broca-Formel (nach dem französischen Arzt Paul Broca):

Formel:

Körpergröße in Zentimeter - 100 = Soll-Gewicht in Kilogramm

Beispiel:

170 cm Körpergröße - 100 = 70 Kilogramm Soll-Gewicht

Das Idealgewicht liegt für Frauen 15 % unter dem Soll-Gewicht, für Männer 10 % darunter. Ab 20 % über dem Soll-Gewicht spricht man von Fettsucht.


Epidemiologie

Vergleicht man die Menschenmassen von Asien, Afrika und Lateinamerika mit der zahlenmäßig kleineren und reicheren Bevölkerung von Europa, Nordamerika und Australien, so wird sichtbar, dass die Verteilung von Übergewichtigen in der Bevölkerung nicht gleichmäßig ist, sie konzentriert sich bisher vor allem auf Europa und Nordamerika. Jedoch ist sie auch in den anderen Ländern im Steigen begriffen. Sobald ein gewisser Mindestwohlstand in einem Land erreicht ist, sind es eher die Armen als die Reichen die von Adipositas betroffen sind, da die Reichen meist besser über gesunde Ernährung informiert sind und sich auch hochwertigere Lebensmittel kaufen.

Ursachen

Üblicherweise werden folgende Gründe für das vermehrte Auftreten einer Adipositas verantwortlich gemacht:

  1. Fehl- und Überernährung, auch durch fehlende Information
  2. Bewegungsmangel
  3. Genetische Faktoren (Vererbung, "familiäre Disposition")
  4. Essstörungen
  5. Endokrine Erkrankungen wie Schilddrüsen-Unterfunktion, Cushing-Syndrom oder eine Leptinresistenz
  6. Medikamente

Wie die epidemiologischen Daten zeigen, ist die Adipositas in allen Ländern im Steigen begriffen, wo ein ausreichendes Nahrungsangebot zumindest für Teile der Bevölkerung vorhanden ist.

Mögliche genetische Ursachen werden mit dem Argument verneint, dass sich der Genpool der Bevölkerung in den vergangenen ein bis zwei Jahrzehnten nicht signifikant geändert habe. Dies wird von anderer Seite in Frage gestellt mit dem Hinweis auf einen über Jahrmillionen wirksamen Selektionsdruck:

Der Überlebenskampf machte den Menschen zum Meister im Energiesparen. Schon vor Jahrtausenden wurde er dort sesshaft, wo eine günstige Umgebung Ackerbau und bequemere Ernährung zuließ. Im Wesentlichen geschieht heute nichts anderes. Die Sesshaftigkeit bezieht sich auf die eigenen vier Wände, zu denen auch das Auto gezählt werden kann. So sei es kein Wunder, dass keine der zahlreichen angebotenen Diäten etwas fruchtet, dass kein Programm zur Reduktion des Übergewichts bislang erfolgreich war.

In Betracht gezogen werden sollten auch psychologische Zusammenhänge im Hinblick auf das in Europa und Nordamerika übliche attraktive Waren-Überangebot und der verbreiteten Unterbeschäftigung. Letztere entsteht teils durch Arbeitslosigkeit, teils durch Verschiebungen von körperlicher hin zu mehr administrativer und geistiger Tätigkeit.

Bekämpfung

Wer eine genetische Disposition zur Adipositas hat, wird es zwar schwerer haben als andere, schlank zu bleiben, aber es ist trotzdem möglich. Ernährung ist im hohen Maße eine Gewohnheitssache. Man kann sich leicht falsche Ernährungsgewohnheiten (zu viel, zu fett) angewöhnen, aber ebenso (schnell) kann man sie sich auch wieder abgewöhnen.

Ein sehr wichtiger Bestandteil bei der Bekämpfung von Adipositas ist Sport bzw. Bewegung weil dies neben dem Fett-Abbau durch Energieverbrauch auch zu einer Verminderung des gewohnheitsmäßigen Hungergefühls führt.

Siehe auch

Adipositaschirurgie