Weltwunder

Weltwunder oder die sieben Weltwunder waren bereits in der Antike eine Auflistung besonderer Bauwerke oder Standbilder. Die älteste Überlieferung einer Liste von Weltwundern geht auf den Geschichtsschreiber Herodot zurück (etwa 450 v. Chr.).
Geschichte
Lage der sieben Weltwunder |
Die erste vollständige Liste der bekannten „sieben Weltwunder“ findet sich in einem Epigramm des Schriftstellers Antipatros von Sidon (2. Jahrhundert v. Chr.), der einen Reiseführer des Mittelmeerraums und Vorderasiens schrieb. Die Griechen nannten sie: Vorlage:Polytonisch, tà heptà theámata tēs oikoumenēs [gēs] – „die sieben Sehenswürdigkeiten der bewohnten [Erde]“. Philon von Byzanz beschrieb sie in der Schrift De septem mundi miraculis.
Dass die Liste in Vorderasien entstand, ist naheliegend: Vier der Weltwunder fanden sich dort. Da zu jener Zeit viele imposante Bauwerke be- und entstanden, wurden vor allem solche in der Umgebung des Schreibers angeführt.
Diese Liste wurde im Laufe der Jahre oft geändert und den Reisegewohnheiten der jeweiligen Gesellschaften angepasst. Schon in klassischer Zeit gab es Alternativen, wie das Kapitol in Rom, den „Hörneraltar der Artemis auf Delos“, den „Hadrianustempel des Zeus in Kyzikos“ (südliches Marmarameer) und viele mehr. Im 13. Jahrhundert wurden die gesamte Stadt Rom, die Hagia Sophia in Konstantinopel (heute Istanbul, Türkei) und sogar die Arche Noah aufgenommen. Aus der anfänglich kurzen Reiseliste entstand zeitweise ein ganzer Reisekatalog, der alle bedeutenden Bauwerke wie Tempel oder Skulpturen enthielt. Doch diese zerfielen mit der Zeit, und im Gedächtnis blieb vor allem der Mythos der ursprünglichen Weltwunder.
Auch heute noch inspirieren die klassischen „sieben Weltwunder“ Autoren, immer wieder neue Listen von „Weltwundern“ in den verschiedensten Bereichen zu erstellen. Darunter fallen zeitgenössische Bauwerke ebenso wie auch außergewöhnliche Aufzählungen von Naturereignissen oder Kunstwerken.
Die sieben Weltwunder der Antike

Außer bei der Pyramide sind es Phantasiedarstellungen von Maarten van Heemskerck (16. Jh.)
In der Antike beschrieb der erwähnte Antipatros die heute geläufige Liste der klassischen sieben Weltwunder in seinem Reiseführer. Genannt wurden darin die imposantesten und prunkvollsten Bauwerke seiner Zeit und seines Kulturkreises:
- Die hängenden Gärten der Semiramis zu Babylon
- Der Koloss von Rhodos
- Das Grab des Königs Mausolos II. zu Halikarnassos
- Der Leuchtturm auf der Insel Pharos vor Alexandria
- Die Pyramiden von Gizeh in Ägypten
- Der Tempel der Artemis in Ephesos
- Die Zeusstatue des Phidias von Olympia
Die Liste umfasst sieben Weltwunder, weil die Zahl Sieben in der Antike als „vollkommen“ galt. Diese festgelegte Zahl sollte die Bauwerke in ihrer Bedeutung erhöhen.
Heute existieren von diesen Weltwundern nur noch die Pyramiden von Gizeh. Die anderen wurden durch Erdbeben und Kriege zerstört oder zerfielen im Laufe der Zeit. Die ursprünglich aufgelisteten Stadtmauern von Babylon wurden z. B. schon von Antipatros aus der Liste entfernt, da sie zerstört waren, und durch den Leuchtturm von Alexandria ersetzt. In späteren Listen waren die Mauern von Babylon aber teilweise noch verzeichnet. Erst Gregor von Tours strich sie im 6. Jahrhundert endgültig aus der Liste. Der Turm zu Babel fand dagegen nie Eingang in die Liste der Weltwunder, weil er schon bei ihrer ersten Erfassung nicht mehr existierte.
Antike Darstellungen der Weltwunder gibt es recht wenige, jedoch wurden einige Münzprägungen mit dem Helioskopf (der Koloss von Rhodos war eine Statue des Sonnengottes Helios), mit der Zeusstatue im Profil oder mit dem Leuchtturm von Alexandria gefunden. Beschreibungen des Mausoleums liegen vor. In der Renaissancezeit fertigten Künstler wie der Niederländer Maerten van Heemskerck und im Barock der österreichische Architekt Johann Bernhard Fischer von Erlach Darstellungen der Wunder nach ihren Vorstellungen an.
Weitere „Weltwunder“
Da die ursprünglichen Weltwunder weitgehend zerstört wurden, wurden Versuche unternommen, neue Listen zu erstellen. Die sieben Weltwunder inspirierten Autoren, andere Bauwerke in die klassische Liste einzufügen, wobei sie auch „jüngere“ Bauwerke wie das Taj Mahal berücksichtigten. Die meisten gehören zum Weltkulturerbe.

Architektonische Weltwunder der Moderne
In jüngster Vergangenheit ernannte man auch modernere Bauwerke zu „Weltwundern“, die sich durch ihre hohe Baukunst oder auch ihr außergewöhnliches Äußeres von anderen abhoben. Diese Liste beruht nicht auf Rekorden, sondern auf architektonischen Meisterleistungen, die sich im Lauf der Zeit durchgesetzt haben. 1995 erstellte die American Society of Civil Engineers eine Liste der „Sieben Wunder der modernen Welt“:[1]
- CN Tower (in Toronto, Kanada)
- Deltawerke (weit verteilt in den Niederlanden)
- Empire State Building (in New York City, Vereinigte Staaten)
- Eurotunnel (unter dem Ärmelkanal zwischen Frankreich und Großbritannien)
- Golden Gate Bridge (in San Francisco, Vereinigte Staaten)
- Itaipu-Damm (zwischen Brasilien und Paraguay)
- Panamakanal (in Panama)
1995 waren aktuellere Bauwerke noch nicht fertiggestellt, etwa die momentan höchsten Wolkenkratzer Burj Khalifa und Taipei 101, die höchste und längste Schrägseilbrücke Viaduc de Millau oder der 57 km lange Gotthard-Basistunnel, der längste Tunnel seiner Art.
Weltwunder der Natur
Analog zu den von Menschen geschaffenen „Weltwundern“ werden auch verschiedene Naturerscheinungen wie der Grand Canyon in den Vereinigten Staaten oder das Great Barrier Reef vor der Küste Australiens manchmal als solche bezeichnet, viele davon gehören auch zum Weltnaturerbe. Auch hier wurde eine weltweite Umfrage des New7Wonders Projekts (siehe oben) durchgeführt. Dabei herausgekommen sind folgende:
- Amazonas in Südamerika
- Halong-Bucht in Vietnam
- Iguazú-Wasserfälle im Grenzgebiet zwischen Argentinien und Brasilien
- Jejudo Vulkaninsel Südkoreas
- Komodo (Insel) Indonesien
- Tafelberg (Südafrika)
- Puerto-Princesa-Subterranean-River-Nationalpark auf den Philippinen
Das achte Weltwunder
Der Titel „achtes Weltwunder“ wurde häufig verwendet, um in den Medien – gelegentlich auch als Werbung – auf Dinge aufmerksam zu machen, die tatsächlich oder vermeintlich einen Superlativ darstellen (und bisweilen, in ironischer Form, auch Personen). Heute wird er seltener verwendet.
Ein Beispiel: An den vier Wänden im Eingangsbereich des Empire State Building sind die sieben Weltwunder als illuminierte Hinterglasbilder der Künstler Roy Sparkia und Renée Nemorov ausgestellt, die Anfang der 1960er Jahre entstanden sind. In einem weiteren Bild ist das Gebäude selbst dargestellt, das sich durch diesen Kontext zu einem „achten Weltwunder“ apostrophiert. Das Gebäude war von 1931 bis 1972 das höchste Hochhaus der Welt.
Literatur
- Egon Bauer: Die Sieben Weltwunder. Bassermann, München 2004. ISBN 3-8094-1694-0
- Friedemann Bedürftig: 1000 Weltwunder. Die Schätze der Menschheit in fünf Kontinenten. Naumann und Göbel, Köln 2000, ISBN 3-625-10560-8
- Kai Brodersen: Die sieben Weltwunder. Legendäre Kunst- und Bauwerke der Antike. 5. Auflage. Beck, München 2001, ISBN 3-406-45329-5
- Peter A. Clayton, Martin J. Price (Hrsg.): Die sieben Weltwunder. Reclam, Leipzig 2000, ISBN 3-379-01701-9
- Werner Ekschmitt: Die Sieben Weltwunder. Ihre Erbauung, Zerstörung und Wiederentdeckung. 10., überarb. Auflage. Zabern, Mainz am Rhein 1996, ISBN 3-8053-0784-5
- Anke Fischer: Faszination Weltwunder, Verlag EDITION XXL, Fr.-Crumbach 2003. ISBN 3-89736-309-7
- Max Kunze (Hrsg.): Die Sieben Weltwunder der Antike. Wege der Wiedergewinnung aus sechs Jahrhunderten. Zabern, Mainz 2003, ISBN 3-8053-3290-4
- Igor W. Moshejko: 7 und 37 Wunder der Welt, Moskau, Leipzig 1988. ISBN 3-332-00196-5
- Weltwunder der Gegenwart. Wissen-Media-Verlag, Gütersloh 2004, ISBN 3-577-16203-1
Weblinks
- Ausführliche Hintergrundinformationen zu allen sieben Weltwundern Wissenschaftsmagazin
- Rätsel der Menschheit
- Schauen & Staunen: Die Liste der neuen Weltwunder stern.de
- Genaue Beschreibung der 7 antiken Weltwunder
- Bebilderte Beschreibung der 7 antiken Weltwunder
- Die hängenden Gärten von Babylon
Einzelnachweise
- ↑ The Seven Wonders of the Modern World, die Liste der American Society of Civil Engineers (1995)