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Boot Camp (Buch)

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Boot Camp (Originaltitel: Boot Camp) ist der Titel eines Jugendbuchs des US-amerikanischen Autors Morton Rhue. Die deutschsprachige Übertragung von Werner Schmitz erschien erstmals 2006 im Ravensburger Buchverlag.

Handlung

Der sechzehnjährige Connor wird nachts entführt. Die Entführer wurden von seinen Eltern engagiert, um ihn in ein die „Umerziehungsanstalt“ zu bringen. Seine Eltern bezahlen 4.000 US-Dollar im Monat, um ihn dort umerziehen zu lassen, da sie mit seinem Verhalten nicht zufrieden sind. Der hochbegabte Connor schwänzt oft die Schule, da ihn der Unterricht unterfordert und verbringt seine Zeit lieber mit Schachspielen im Park. Obwohl er trotzdem jede Prüfung mit exzellenten Noten abschließt, sind seine Eltern unzufrieden, insbesondere, da Connor auch im Umgang mit anderen Menschen oft aneckt. Connor muss in Lake Harmony auf „Stufe 1“ anfangen. Auf dieser Stufe muss man oft tagelang Hungern, wo man täglich von anderen Insassen einer höheren Stufe, das Essen geben muss. Möchte ein Insasse eine bessere Stufe erreichen, muss er erst erkennen, dass er zuvor ungezogen war. Nach einiger Zeit freundet sich Connor mit Sarah und Pauly an, die schon eine weile in Lake Harmony untergebracht worden sind, jedoch immer noch auf Stufe 1 sind. Pauly möchte ausbrechen und überredet die zwei dazu, ihn zu begleiten. Sie planen, den Strom abzuschalten und während der ausbrechenden Panik zu fliehen. Ihnen gelingt die Flucht und sie wollen nach Kanada fliehen. Als sie die Grenze zwischen USA und Kanada erreichen, erkundet Connor, wie man den Fluss überqueren kann. Dabei merkt er, dass die Entführer ihnen auf den Fersen sind. Connor plant, bei einem Bootsverleih alle Boote bis auf eins zu beschädigen, um die Verfolger daran zu hindern, ihnen über den Fluss zu folgen. Die drei überqueren den Fluss, werden aber von den Entführern verfolgt. Connor setzt Pauly und Sarah am kanadischen Flussufer ab und rettet die beiden, deren Boot mitten im Fluss untergeht. Connor wird daraufhin von der Küstenwache, die ihn verfolgt hat, verhaftet und nach Lake Harmony zurückgebracht, wo er misshandelt und gedemütigt wird. Doch Rebecca, einer der beiden Entführer, erzählt seinen Eltern, was mit ihm in Lake Harmony passiert ist. Diese wollen Connor daraufhin sofort aus Lake Harmony befreien, doch es ist zu spät. Connor ist einer wirksamen Gehirnwäsche unterzogen worden und denkt nun auch wie alle anderen, dass er alles, was ihm zugefügt worden ist, verdient hat.

Regeln im Bootcamp

Grundlagen

Die wichtigste Regel im Bootcamp ist die "Nicht reden"- Regel. Denn die Insassen im Camp haben nur das Recht zu reden, wenn ein anderer sie anspricht. Dies gilt hauptsächlich für die Fragen, die die Aufseher stellen. Dabei ist, wenn man eine Antwort gibt, zu beachten, dass man ihn mit "Sir" oder "Madam" anspricht. Diese Regel ist Connor auch bewusst, als er mit seinem Vater und seiner Mutter sprach. Eine weitere Regel, die in Lake Harmony, einer Anstalt, herrscht, ist die "Nicht anfassen"-Regel. Diese wurde aber nicht weiter thematisiert, nur am Ende als die Eltern von Connor ihn abholen wollten. All diese Regeln und weitere wurden in einem Dokument zusammengefasst, das "die Bibel" genannt wird und das alle Insassen nach ihrer Ankunft auswendig lernen müssen.

Kleiderordnung

Die Insassen haben zu anfang Flipflops, damit das Fliehen erschwert wird. Es kommt noch hinzu, dass man die Haare erst ab einer höheren Stufe länger wachsen lassen darf. Dies kann ganz strikt durchgezogen werden, da die Insassen bei ihrer Ankunft gründlichst auf Drogen untersucht werden und dabei auch direkt die Kleider wechseln müssen.

Charaktere

Connor Durrell

Connor ist ein hochbegabter, sechzehnjähriger Jugendlicher aus einer wohlhabenden Familie. Zitat Buch : "Schon mit zweieinhalb Jahren konnte ich laut vorlesen.Mit fünf Jahren konnte ich mit Wurzeln und Potenzen rechnen, als acht jähriger hatte ich dann zum erstmal die Unterschrift meiner Mutter gefälscht." Er ist 1,93 m groß, wiegt 103 kg, ist breitschultrig, stark und muskulös. Seine Mutter hat eine eigene Firma für Krisenmanagement, sein Vater ist als Anwalt in einer Firma angestellt. Seine Mutter ist das "Oberhaupt" der Familie. Sie lästert gerne über andere Leute, aber mag es nicht, wenn andere Leute über sie lästern. Weil seine Eltern mit dem Verhältnis zwischen ihm und seiner zehn Jahre älteren Lehrerin Sabrina und dem durch Unterforderung verursachten Schwänzen der Schule nicht einverstanden sind, lassen sie Sabrina rechtlich vom Lehramt suspendieren und schicken Connor in das Umerziehungslager „Lake Harmony“. Dort wird er gequält und gefoltert.

Paul Vetare

Paul ist ein schmächtiger, fünfzehnjähriger Junge mit blonden Haaren. Er wird Pauly genannt. Er ist schon lange im Bootcamp, weil sich sein Vater einen kräftigeren und mutigeren Jungen wünscht. Von den Aufsehern wird er ständig verprügelt. Jedoch hilft ihm dieser brutale Umpolungsprozess nicht: Er ist schon seit neun Monaten dort und ist immer noch auf „Stufe 1“. Pauly ist klug und handelt besonnen. Er versucht Sarah und Connor zur Flucht zu überreden und geht dafür ein großes Risiko ein. Nach ihrer erfolgreichen Flucht wird Pauly in ein Krankenhaus in Kanada gebracht. Seine Eltern machen sich daraufhin sehr große Sorgen um ihn und holen ihn zurück nach Hause.

Sarah Shafer

Sarah ist ein 17–jähriges Mädchen, welches schon mehr als zwei Jahre in Lake Harmony ausharren muss, weil sie nicht die religiösen Vorstellungen ihres Vaters vertritt. (Ihr Vater ist Hohepriester bei den Mormonen.) Sie isst kaum, magert ab und verletzt sich selbst. Sie wagt mit Connor und Pauly die Flucht nach Kanada. Die drei kommen jedoch nur langsam voran, da Sarah sich am Fuß verletzt und Pauly sich eine schwere Erkältung zuzieht. Sarah freundet sich mit Connor an. Als sie sich später trennen müssen, ist sie sehr traurig. Was mit ihr nach der Flucht nach Kanada passiert, wird in dem Buch nicht erwähnt.

Joe

Joe ist einer der Mitarbeiter in Lake Harmony. Als „Vater“ der „Familie“ von Connor macht er diesen oft verbal fertig. Im Buch wird an vielen Stellen indirekt darauf hingewiesen, dass Joe diesen Beruf nur ausführt, um seine sadistischen Bedürfnisse zu befriedigen. Dabei ist es ihm aber nicht erlaubt selber die Insassen aktiv zu verletzen, dafür hat er Handlanger.

Mr. Z

Mr. Z. ist der Direktor des Bootcamps. Er führt oft Gespräche mit Connor über das Prinzip eines Bootcamps allgemein und über Connors Fall an sich. Er hat graue Augen, die aussehen wie Gewitterwolken, des Weiteren ist er ein stämmiger Mann mit kurz geschnittenem grauem Haar und einer krummen Nase. Er hat breite, muskulöse Arme und seine Hände sind grob und mit Narben bedeckt. Die Finger sind kurz und dick.

Mr. Sparks

Mr. Sparks, der Sportlehrer im Bootcamp, versucht die Jugendlichen so oft wie möglich vor übertrieben harten Strafen zu bewahren, und hat, besonders mit Connor, viel Mitgefühl und ist eigentlich gegen die Methoden, die im Erziehungslager verwendet werden. Er führt diesen Beruf nur aus, weil er für sich, sein Kind, seine kranke Mutter und seine Frau sorgen muss und es sonst keine freien Arbeitsplätze in der Gegend gibt.

Harry

Harry ist einer der zwei Entführer von Connor, selber bezeichnet er sich aber als „Transporteur“. Er trägt immer einen Cowboyhut und spricht mit einem Westernakzent. Gegenüber den zu entführenden Jugendlichen ist er immer sehr misstrauisch, was auf schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit schließen lässt.

Rebecca Durrell

Rebecca ist die Schwester von Connor und die zweite Transporteurin. Sie selbst war in ihrer Jugend auch schon mal in einem Bootcamp. Ihr Verhalten ist daher geprägt von den Grundprinzipien des Bootcamps. Als sie jedoch Connor nach seiner Flucht zurück ins Camp bringen muss, lässt sie sich bekehren und sucht Connors Eltern auf, um ihnen von den Misshandlungen an den Jugendlichen zu erzählen.

Adam

Adam ist ein Mitinsasse im Bootcamp. Adams Verhalten ist von Gewalt geprägt. Er verdreht den Insassen, die auf die Isolierstation kommen, den Arm, bespuckt sie und gibt ihnen Ohrfeigen, da das die Mitarbeiter von Lake Harmony nicht tun dürfen. Als Waffe im Kampf benutzt er eine blaue angespitzte Zahnbürste. Seine „Gestapo“ Robert und David helfen ihm. Wenn er jedoch alleine von z. B. Connor Durrell angegriffen wird, zeigt er sein wahres Gesicht, das eines ängstlichen Feiglings.

Rezensionen

  • Morton Rhue ist ein Meister darin, Gedankenexperimente mit realen Szenarien zu verbinden. Die Grenze zwischen Realität und Fiktion verschwimmt. [...] Mit seiner klaren, schnörkellosen Sprache treibt er die Geschichte voran.[1]
  • Rhue treibt die Parteinahme so weit, dass er jede Möglichkeit zur Differenzierung verpasst und einen unangenehm autoritären Tonfall anschlägt. Eltern, Aufseher und andere Jugendliche bleiben seelenlose Figuren ohne Konturen.[2]
  • Ärgerlich an der Katastrophen-Literatur von Morton Rhue oder Todd Strasser – er veröffentlicht auch unter seinem Geburtsnamen – ist ihre Plattheit. Diese Bücher wirken wie aus Zeitungsartikeln gebastelte Übungen, sie stellen sprachlich und intellektuell keine Ansprüche. Sehr beliebt sind sie als Schulliteratur für den Sozialkundeunterricht. Die Themen ziehen Jugendliche an, weil sie, ohne moralische Zweifel aufkommen zu lassen (das Opfer ist ja nur ein verhinderter Liebhaber, kein echter Krimineller wie die anderen in den Lagern), voyeuristischen Sadismus befriedigen. Rhue möchte das gute, schwache, moralisch zweifelsfreie Amerika zeigen und liefert die Prügelszenen als Unterhaltung mit. (Rezension der Hörbuchfassung; Süddeutsche Zeitung)

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Rezension der SZ
  2. Rezension der NZZ