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Richard von Weizsäcker

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Bundespräsident Richard von Weizsäcker, 1984
Unterschrift von Richard von Weizsäcker
Unterschrift von Richard von Weizsäcker

Richard Karl Freiherr von Weizsäcker (* 15. April 1920 in Stuttgart; † 31. Januar 2015 in Berlin) war ein deutscher Politiker (CDU). Er war von 1981 bis 1984 Regierender Bürgermeister von Berlin und von 1984 bis 1994 der sechste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.

Familie

Richard von Weizsäcker entstammte dem pfälzisch-württembergischen Geschlecht Weizsäcker. Er wurde als viertes Kind von Ernst von Weizsäcker und Marianne von Weizsäcker (Tochter des königlichen Generaladjutanten Fritz von Graevenitz) in einem Flügel des Neuen Schlosses in Stuttgart geboren. Sein Großvater, der württembergische Ministerpräsident Karl Hugo von Weizsäcker, war von König Wilhelm II. von Württemberg geadelt und dann 1916 in den erblichen Freiherrenstand erhoben worden. Weizsäcker hatte drei Geschwister, zwei Brüder und eine Schwester: Carl Friedrich von Weizsäcker (Philosoph und Physiker, 1912–2007), Adelheid von Weizsäcker (1916–2004) und Heinrich Viktor von Weizsäcker (Offizier, 1917–1939[1]). Die Familie lebte aufgrund der diplomatischen Tätigkeit des Vaters von 1920 bis 1924 in Basel, von 1924 bis 1926 in Kopenhagen, von 1931 bis 1933 in Oslo, von 1933 bis 1936 in Bern, wo Weizsäcker das Gymnasium Kirchenfeld besuchte, und danach in Berlin, wo der Vater zunächst Leiter der politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes unter Konstantin Freiherr von Neurath wurde und 1938 zum Staatssekretär unter Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop avancierte.

Gedenktafel am Neuen Schloss in Stuttgart

Ab 1953 war Weizsäcker mit Marianne von Kretschmann verheiratet. Die Mutter von Marianne – Asta von Kretschmann, geb. Mohr – war eine Adoptivtochter von Fritz von Waldthausen. Marianne von Weizsäcker ist ferner eine Großnichte der sozialdemokratischen Frauenrechtlerin Lily Braun, geb. von Kretschmann. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor:

Ausbildung, Militärdienst und Beruf

1937 legte Weizsäcker sein Abitur am Bismarck-Gymnasium (heute Goethe-Gymnasium) in Berlin-Wilmersdorf mit knapp 17 Jahren ab.[2] Er war Fähnleinführer der Hitlerjugend im Jungbann 37 in Berlin Wilmersdorf-Zehlendorf und erfüllte die Kriterien nationalsozialistischer Begabtenförderung. Nach seinem Schulabschluss reiste Weizsäcker nach Oxford (Großbritannien) und Grenoble (Frankreich), um dort Vorlesungen über Philosophie und Geschichte zu besuchen.

1938 wurde Weizsäcker zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. Im Herbst desselben Jahres trat er in die Maschinengewehrkompanie des Potsdamer Infanterie-Regimentes 9 der Wehrmacht ein, das zur 23. Infanterie-Division gehörte. Sein älterer Bruder Heinrich diente bereits als Leutnant im selben Regiment. Am 1. September 1939 überschritt die Einheit der Weizsäcker-Brüder im Rahmen des Polenfeldzuges die polnische Grenze am Polnischen Korridor, rund 40 Kilometer nördlich von Bromberg. Heinrich von Weizsäcker fiel am Abend des 2. September während der Schlacht in der Tucheler Heide am Bahndamm von Klonowo bei einem polnischen Gegenangriff,[3] wenige Hundert Meter von Richard entfernt, der ihn danach beerdigte.[4]

Nach dem Polenfeldzug wurde Weizsäcker mit seinem Regiment an die luxemburgische Grenze verlegt. Während des Westfeldzuges nahm Weizsäcker an Offizieranwärter-Lehrgängen teil. Danach nahm Weizsäcker am Unternehmen Barbarossa teil. Im Juli 1941 wurde er zum ersten Mal verwundet, erhielt das Eiserne Kreuz 2. Klasse[5] und verbrachte vier Wochen in einem Lazarett. Als er zur Einheit zurückkehrte, lag diese 350 km südwestlich von Moskau. Er nahm nun an der Schlacht um Moskau teil, wobei die Einheit bis auf 35 km an die Innenstadt herankam. Das Regiment wurde im Winter 1941/42 fast vollständig aufgerieben und musste im Februar 1942 von der Front abgezogen werden. Im März 1942 versetzte man ihn als Ordonnanzoffizier zum Oberkommando des Heeres (OKH) in Mauerwald. Im Juni 1942 machte er die Verlegung des OKH zum Führerhauptquartier Werwolf bei Winniza in der Ukraine mit. Nach seiner Beförderung zum Oberleutnant kehrte er Ende Oktober 1942 zu seiner alten Einheit – nun in Grenadierregiment 9 umbenannt – zurück, welches nun in Dänemark lag. Er wurde Adjutant des Regimentskommandeurs. Ehemalige Offiziere der Einheit bezeichneten dies als eine „halbe Lebensversicherung“, da man nun nicht mehr an der Front kämpfen musste.[6] Ende Januar 1943 wurde das Regiment wieder an die Ostfront verlegt, und ab Februar 1943 nahm es an der Leningrader Blockade teil. Anfang 1944 erhielt er das Eiserne Kreuz 1. Klasse.[7] Später folgte die Beförderung zum Hauptmann der Reserve. Mitte Mai 1944 besuchte er seinen Vater (Botschafter beim Heiligen Stuhl) in Rom. Weizsäcker freundete sich eng mit den im selben Regiment dienenden späteren Widerstandskämpfern des 20. Juli 1944 Axel von dem Bussche und Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg an, über die er von den Plänen des Claus Graf von Stauffenberg erfuhr. Er vernichtete im Januar 1945 einen Rückrufbefehl in Wartenburg und schützte somit Hermann Priebe vor der Gestapo.[8] Im Sommer 1944 machte er den Rückzug seiner Einheit aus dem Großraum Leningrad zur Küste Lettlands mit. Dort wurden die Reste des Grenadierregiments 9 vom Grenadierregiment 67 übernommen. Weizsäcker blieb weiter Adjutant und erlebte die Verlegung der Einheit per Schiff nach Ostpreußen. Im März 1945 wurde Weizsäcker in Ostpreußen bei schweren Abwehrkämpfen leicht verwundet. Das Grenadierregiment 67 war zeitweise bei Wartenburg eingekesselt. Er erreichte im April 1945 über das Eis des Frischen Haffs die Frische Nehrung, von wo die Einheit nach Danzig evakuiert wurde. Sein Kommandeur schlug ihn aufgrund der Rettung vieler Soldaten für die Ehrenblattspange des Heeres vor. Zur Verleihung kam es allerdings aufgrund des Kriegsendes nicht mehr. Über Kopenhagen kam er zum Ersatztruppenteil des früheren Grenadierregiments 9 in Potsdam. Von dort setzte er sich nach Lindau ab und beging damit Fahnenflucht. Er erlebte so das Kriegsende, ohne in Gefangenschaft zu geraten.[9][10][11]

Richard von Weizsäcker zusammen mit seinem Vater Ernst von Weizsäcker in Nürnberg (ca. 1947–1949)

Schon 1945 nahm Weizsäcker ein Studium der Rechtswissenschaft, Nebenfach Geschichte, in Göttingen auf, das er 1950 mit dem ersten und 1953 mit dem zweiten juristischen Staatsexamen beendete. Im Juli 1955 erfolgte die Promotion zum Dr. jur. mit der Arbeit Der faktische Verein. Während der gesamten Zeit war er dem Arbeitsrechtler Wolfgang Siebert, in den 1940er Jahren Leiter des Jugendrechtsausschusses der Akademie für Deutsches Recht, eng verbunden (Repetitorium, Assistenz, Doktorvater). Neben seinem Studium arbeitete Weizsäcker von 1947 bis Anfang 1949 als Assistent von Rechtsanwalt Hellmut Becker, der der Verteidiger seines Vaters bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen war. Während der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse war Weizsäcker im sogenannten ‚Wilhelmstraßen-Prozess‘ Hilfsverteidiger seines Vaters, des SS-Brigadeführers und Staatssekretärs Ernst von Weizsäcker, der aufgrund seiner aktiven Mitwirkung bei der Deportation französischer Juden nach Auschwitz wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu einer sieben-, später fünfjährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Richard von Weizsäcker bezeichnete das Urteil später immer als „historisch und moralisch ungerecht“.[12]

Von 1950 bis 1953 arbeitete Weizsäcker als wissenschaftliche Hilfskraft bei der Mannesmann AG in Gelsenkirchen. 1953 wechselte er in die Rechtsabteilung der Mannesmann AG nach Düsseldorf. Im Juli 1955 erhielt er Prokura und wurde 1957 Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung. Ende Juni 1958 schied Weizsäcker bei Mannesmann aus und war bis 1962 persönlich haftender Gesellschafter des Bankhauses Waldthausen, zu dem über seine Frau familiäre Beziehungen bestanden. Danach war er von 1962 bis 1966 Mitglied der Geschäftsführung des Chemie- und Pharmaunternehmens Boehringer Ingelheim in Ingelheim am Rhein. Boehringer Ingelheim lieferte im Folgejahr 1967 720 Tonnen Trichlorphenolatlauge an Dow Chemical. „Mit großer Betroffenheit“ habe er erst Jahre nach seiner Tätigkeit bei Boehringer von Agent Orange erfahren, sagte von Weizsäcker[13] – eine Aussage, die auch angezweifelt wurde.[14]

Politische Karriere vor der Präsidentschaft

Partei

Richard von Weizsäcker auf einer Pressekonferenz des CDU-Vorstandes (1973)

Ab 1954 war Weizsäcker Mitglied der CDU. Von 1966 bis zu seiner Wahl zum Bundespräsidenten 1984 war er Mitglied des Bundesvorstandes. 1968 wurde Weizsäcker von Helmut Kohl zum ersten Mal als CDU-Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten vorgeschlagen, unterlag aber in der Kampfabstimmung im CDU-Auswahlausschuss deutlich mit 20 zu 65 Stimmen gegen den damaligen Verteidigungsminister Gerhard Schröder. 1971 wurde Weizsäcker von Rainer Barzel zum Vorsitzenden der CDU-Grundsatzkommission berufen. Auf dem 22. Bundesparteitag der CDU in Hamburg im November 1973 stellte Weizsäcker die ersten Ergebnisse zweier Jahre Arbeit in der Grundsatzkommission vor und löste damit lebhafte Diskussionen aus. Erst 1978 wurde das neue CDU-Grundsatzprogramm, an dem Weizsäcker und Heiner Geißler federführend beteiligt waren, beschlossen.

Mit der Annahme seiner Wahl zum Bundespräsidenten ließ er traditionsgemäß seine Mitgliedschaft in der CDU ruhen und nahm sie auch nach dem Ende seiner Amtszeit nicht wieder wahr.

Im Jahr 1965 wurde Weizsäcker als Kandidat für den Deutschen Bundestag vorgeschlagen, lehnte die Kandidatur aber ab, um einen Interessenkonflikt aufgrund seines Ehrenamtes als Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages zu vermeiden.[15] 1969 kandidierte Weizsäcker im Wahlkreis Worms für den Deutschen Bundestag. Er wurde über Platz 2 der rheinland-pfälzischen CDU-Landesliste in den Bundestag gewählt und war bis 1981 Mitglied des Deutschen Bundestages. Am 17. Mai 1973 unterlag Weizsäcker Karl Carstens in einer Kampfabstimmung um den Vorsitz der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Weizsäcker wurde sodann stellvertretender Fraktionsvorsitzender.

Bei der Wahl des deutschen Bundespräsidenten 1974 war Weizsäcker Kandidat von CDU und CSU. Diese Kandidatur nahm Weizsäcker im Bewusstsein an, dass er aufgrund der Mehrheitsverhältnisse in der Bundesversammlung nur als sogenannter ‚Zählkandidat‘ aufgestellt wurde. Gewählt wurde der bisherige Außenminister Walter Scheel (FDP), der als Kandidat der sozial-liberalen Koalition angetreten war.

Berlins Bürgermeister Richard von Weizsäcker, US-Präsident Ronald Reagan und Bundeskanzler Helmut Schmidt am 11. Juni 1982 vor dem Checkpoint Charlie

Weizsäcker gehörte dann 1976 dem von Helmut Kohl für die Bundestagswahl 1976 aufgestellten Schattenkabinett an. Von 1981 bis 1983 war er außerdem CDU-Landesvorsitzender in Berlin.

Regierender Bürgermeister von Berlin

1979 war Weizsäcker Spitzenkandidat der CDU bei den Wahlen zum 8. Abgeordnetenhaus von Berlin. Zwar wurde die CDU mit 44,4 % der Stimmen stärkste Kraft; Regierender Bürgermeister blieb aber der bisherige Amtsinhaber Dietrich Stobbe. Die Koalition aus SPD und FDP wurde fortgesetzt. Von 1979 bis 1981 war Weizsäcker Vizepräsident des Deutschen Bundestages. 1981 kam es zu vorgezogenen Neuwahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus. Bei diesen Neuwahlen wurde die CDU mit 48,0 % der Stimmen erneut stärkste Kraft und erhielt ihr bislang bestes Ergebnis auf Berliner Landesebene. Weizsäcker wurde daraufhin als Nachfolger von Hans-Jochen Vogel, der damit nur ein halbes Jahr im Amt gewesen war, zum Regierenden Bürgermeister von Berlin gewählt. Er stand vom 11. Juni 1981 bis 9. Februar 1984 einem Senat vor, der zunächst als Minderheitsregierung fungierte; im März 1983 bildete er eine Koalition mit der FDP.

Im September 1983 besuchte er als erster Regierender Bürgermeister die DDR, wo er vom Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker empfangen wurde.[16]

Bundespräsident

Im November 1983 wurde Weizsäcker zum zweiten Mal als CDU/CSU-Kandidat für das Bundespräsidentenamt benannt und bei der Wahl am 23. Mai 1984 von der Bundesversammlung zum sechsten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Am 1. Juli wurde er als Nachfolger von Karl Carstens in diesem Amt vereidigt. Bei der Wahl des deutschen Bundespräsidenten am 23. Mai 1989 wurde Weizsäcker im Amt bestätigt. Es war die bislang einzige Wahl eines Bundespräsidenten, bei der es nur einen Bewerber gab.

Weizsäcker wirkte integrierend und erlangte hohe Anerkennung im In- und Ausland mit seiner Rede vom 8. Mai 1985, in der er den 8. Mai 1945 als „Tag der Befreiung vom menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“ bezeichnete. Er trat für ein behutsames Zusammenwachsen von Ost und West ein und mahnte in seiner Rede zur Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990: „Sich zu vereinen, heißt teilen lernen.“ In der Zeit übte Richard von Weizsäcker 1992 schwere Kritik an den deutschen Parteien. Er kritisierte, dass sich der Einfluss der Parteien auf die gesamte Gesellschaft ausgeweitet habe. Sie seien längst zu einem sechsten Verfassungsorgan geworden, aber, im Gegensatz zu den anderen, keiner Kontrolle unterworfen. Weiterhin führte er aus, dass das vorrangige Ziel der Parteien sei, die nächste Wahl zu gewinnen und nicht langfristig Probleme dieses Landes zu lösen. Sie nähmen temporäre Stimmungen im Volk in ihr Parteiprogramm auf, um bei der nächsten Bundestagswahl möglichst viele Stimmen zu erhalten.

Staatsbesuche

Jahr Monat Staaten
1984 November Frankreich Frankreich
Dezember Osterreich Österreich, Vatikanstadt Vatikanstadt
1985 Februar Jordanien Jordanien, Agypten Ägypten
März Finnland Finnland
Mai/Juni Niederlande Niederlande
Oktober Israel Israel, Frankreich Frankreich (Europäisches Parlament)
November Danemark Dänemark
1986 Februar Belgien Belgien, Vereinigte Arabische Emirate Vereinigte Arabische Emirate, Birma Birma, Bangladesch Bangladesch, Malaysia Malaysia
März Osterreich Österreich
Mai Turkei Türkei
Juni Schweiz Schweiz (ILO)
Juli Turkei Türkei, Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
September Norwegen Norwegen
Oktober Niederlande Niederlande, Ungarn 1957 Ungarn
1987 März Brasilien Brasilien, Argentinien Argentinien, Bolivien Bolivien, Guatemala Guatemala
Mai Schweiz Schweiz
Juni Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten, Griechenland Griechenland
Juli Sowjetunion Sowjetunion
September Niederlande Niederlande
Oktober Turkei Türkei
1988 März Mali Mali, Nigeria Nigeria, Simbabwe Simbabwe, Somalia Somalia
Mai Italien Italien
Juni Schweden Schweden, Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
September Luxemburg Luxemburg
November Frankreich Frankreich, Bulgarien 1971 Bulgarien
1989 Februar Japan Japan
April Spanien Spanien, Danemark Dänemark
Mai/Juni Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Oktober Marokko Marokko
1990 Januar Schweiz Schweiz
März Niederlande Niederlande, Portugal Portugal, Vorlage:CZS
Mai Polen Polen, Frankreich Frankreich
Juli Italien Italien (Finale der Fußball-WM)
September Kanada Kanada, Belgien Belgien, Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten (Weltkindergipfel)
Oktober Malta Malta
November Japan Japan, Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
1991 Januar Norwegen Norwegen
Februar Korea Sud Südkorea
Februar/März Indien Indien, Frankreich Frankreich
Juni Schweiz Schweiz, Italien Italien, Vatikanstadt Vatikanstadt, Frankreich Frankreich
Oktober Vorlage:CZS
November Niederlande Niederlande, Frankreich Frankreich
Dezember Israel Israel
1992 April/Mai Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Juni Spanien Spanien (Weltausstellung)
Juni/Juli Tansania Tansania, Jemen Jemen
Juli Spanien Spanien (Olympische Sommerspiele 1992), Island Island, Irland Irland
September Frankreich Frankreich
Oktober Griechenland Griechenland
November Mexiko Mexiko
1993 Februar Tschechien Tschechien
April Turkei Türkei
April/Mai Tunesien Tunesien
Mai Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Juni Ungarn Ungarn
Juli Finnland Finnland, Estland Estland, Osterreich Österreich
August/September Neuseeland Neuseeland, Australien Australien, Thailand Thailand, Oman Oman
Oktober Litauen Litauen, Lettland Lettland
Oktober/November Chile Chile, Ecuador Ecuador
1994 März Vatikanstadt Vatikanstadt, Niederlande Niederlande
April Tschechien Tschechien
Mai Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten, Frankreich Frankreich
Juni Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich, Polen Polen
Datei:Richard von Weizsäcker trifft Bertrand Freiesleben.jpg
Richard von Weizsäcker trifft den Porträtkünstler Bertrand Freiesleben, 2007.

Gesellschaftliches Engagement

Richard von Weizsäcker, 2009

Zur Erfüllung nachwirkender Verpflichtungen als Alt-Bundespräsident unterhielt Richard von Weizsäcker ein Büro in Berlin.[17]

Von 1964 bis 1970 und von 1979 bis 1981 amtierte er als Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentags, von 1967 bis 1984 gehörte er außerdem der Synode und dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland an.

1988 gab Richard von Weizsäcker als amtierender Bundespräsident erstmals und ausnahmsweise sein Einverständnis, dass ein Schulzentrum nach ihm benannt werden durfte: die von Frank Weber gegründete Modellschule in Cochabamba/Bolivien, die, einmalig als Privatschule, kostenfreie Schulausbildung für sozial schwache Familien ermöglicht.[18] Er war Schirmherr des Richard-von-Weizsäcker Berufskollegs in Lüdinghausen, Dülmen, Paderborn und Büren (Westfalen).

Ab 1994 war er Vorsitzender des Bergedorfer Gesprächskreises der Körber-Stiftung und des Kuratoriums der Theodor-Heuss-Stiftung. Ab 2002 gehörte er außerdem dem Kuratorium des Hannah-Arendt-Zentrums (Universität Oldenburg) an und war seitdem daneben auch Schirmherr der Initiative Perspektive Deutschland, Aktion Deutschland Hilft e. V. Er war Kuratoriumsmitglied der Initiative A Soul for Europe. Viele Jahre lang war Weizsäcker ein Unterstützer der Freya von Moltke Stiftung und engagierte sich für das Neue Kreisau.[19]

Ab 1995 leitete er als Co-Präsident, gemeinsam mit dem Franzosen Stéphane Hessel, Moeen Qureshi (ehem. Premierminister Pakistans) eine vom damaligen UN-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali einberufene Kommission zur Neuorganisation der Vereinten Nationen. Im Jahr 1995 war die Zahl der Mitglieder dieser Kommission auf neun angewachsen, darunter die Kenianerin Wangari Maathai, später (2004) Preisträgerin des Friedensnobelpreises.

Von 1995 bis 2000 gehörte er der Jury zur Verleihung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises an. Sein Nachfolger wurde Roman Herzog.

Von Mai 1999 bis Mai 2000 war er Vorsitzender der Kommission Gemeinsame Sicherheit und Zukunft der Bundeswehr.

Im Jahr 2008 übernahm Richard von Weizsäcker die Namenspatenschaft des Phi-Delta-Phi-Inns an der Universität Tübingen.[20]

Weizsäcker war Mitglied der Jury der Marion-Dönhoff-Stiftung, Mitglied des Club of Rome und außerdem neben dem ehemaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan und anderen Persönlichkeiten im Beirat der Berliner Humboldt-Viadrina School of Governance.

Weizsäcker gehörte zu den Begründern des Fördervereins „Dom zu Brandenburg“ und war Pate des Schönberger Musiksommers. Er war Gründungsschirmherr und ab 1994 Mitglied im Senat der von Helmut Schmidt und Kurt Biedenkopf gegründeten Deutschen Nationalstiftung.

Weizsäcker war von 2003 bis 2013 Schirmherr der Aktion Deutschland Hilft, eines Bündnisses von zehn deutschen Hilfswerken, die im Bereich der internationalen Katastrophenhilfe tätig sind. Sein Nachfolger wurde Horst Köhler.[21][22]

Weizsäcker war das einzige Ehrenmitglied des deutsch-amerikanischen Vereins Atlantik-Brücke[23], im Jahr 1974 Gründungs- und ehemaliges Vorstandsmitglied der deutschen Vertretung der Denkfabrik Aspen Institute[24], Gründungsmitglied der US-amerikanischen Institution American Academy in Berlin[25], Ehrenmitglied des Netzwerks für Außenpolitik DGAP[26] und Präsident im European Leadership Network.[27]

Ehrungen

Sein Eisernes Kreuz I. Klasse trug der Bundespräsident während seiner Amtszeit offiziell nicht.

Ehrendoktorwürden

Schriften

Literatur

Commons: Richard von Weizsäcker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Klaus Wiegrefe: Der stille Revolutionär. In: Der Spiegel. Nr. 11, 15. März 2010, ISSN 0038-7452, S. 64–75 (online abrufbar [PDF; abgerufen am 1. Februar 2015]).
  2. Setzen, Sechs! – Schulgeschichten aus Deutschland (1/3). Verlorene Kindheit. Dokumentarfilm von Dora Heinze im Auftrag des SWR. Deutsche Erstausstrahlung am 8. Dezember 2005
  3. Geschichte 1. Garderegiment zu Fuß 1933–1945.
  4. Es war grauenhaft. Spiegel-Interview mit Weizsäcker.
  5. Am 20. Juli 1941, vgl. Rudolf Schröck: Richard von Weizsäcker: eine Bildbiographie. Heyne, München 1992, S. 67.
  6. Werner Filmer, Heribert Schwan: Richard von Weizsäcker – Profile eines Mannes. Econ, Düsseldorf/Wien 1984, S. 36
  7. Wegen „besonderer Tapferkeit“, vgl. Rudolf Schröck: Richard von Weizsäcker: eine Bildbiographie. Heyne, München 1992, S. 79.
  8. Marion Gräfin Dönhoff: Er war Präsident für alle Fälle. In: Die Zeit, Nr. 27/1994, S. 4–5.
  9. Richard Georg Blaschke: Avantgarde des Widerstands: Modellfälle militärischer Auflehnung im 19. und 20. Jahrhundert. Böhlau, Wien 2000, S. 219. Sowie Dieter E. Kilian: Politik und Militär in Deutschland: die Bundespräsidenten und Bundeskanzler und ihre Beziehung zu Soldatentum und Bundeswehr. BoD, 2011, S. 168.
  10. Werner Filmer, Heribert Schwan: Richard von Weizsäcker – Profile eines Mannes. Econ, Düsseldorf/Wien 1984, S. 38–39.
  11. Karl Salm: Fahnenflucht als politische Weltanschauung? Eine zeitgeschichtlich-politische Studie zum Fall Richard Freiherr von Weizsäcker. 2. Aufl. Hohenrain Verlag, Tübingen 1990, ISBN 3-89180-022-3.
  12. Diplomat des Teufels. einestages, 17. März 2010; abgerufen am 11. Februar 2013
  13. Der Tod aus Ingelheim. In: Der Spiegel. Nr. 32, 1991 (online).
  14. Eine unselige Geschichte. In: Der Spiegel. Nr. 48, 1992 (online).
  15. Rüdiger Runge, Margot Käsmann: Kirche in Bewegung – 50 Jahre Deutscher Evangelischer Kirchentag 1949–1999. Gütersloh 1999, ISBN 3-579-02099-4, S. 106
  16. FAZ.net: Der Präsident der Bundesrepublik (Nachruf)
  17. Ehrensold, Büro und Mitarbeiter – Eine Frage von Moral und Anstand. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 11. März 2012
  18. Centro Educativo Richard von Weizsäcker.
  19. fvms.de
  20. In einer Reihe mit Roosevelt – Juristenvereinigung gründet sich in Tübingen nach amerikanischem Vorbild. In: Schwäbisches Tagblatt. 6. Oktober 2008. (PDF; 319 kB)
  21. Schirmherrschaft und Kuratorium von Aktion Deutschland Hilft. Aktion Deutschland Hilft
  22. eann.de
  23. Ehrenmitglied: Richard von Weizsäcker S. 66 (35/45 im PDF-Modus; 5,0 MB)
  24. 24 Jahre später gründeten Willy Brandt, Marion Gräfin Dönhoff, Bundespräsident Richard von Weizsäcker und Shepard Stone das Aspen-Institute Deutschland, S. 7 (S. 9/104 im PDF-Modus)
  25. Richard von Weizsäcker Distinguished Visitorship
  26. Ehrenmitglieder der DGAP: Richard von Weizsäcker
  27. Former President European Leadership Network: Richard von Weizsäcker
  28. http://diegeschichteberlins.de/verein/geschichte/663-ehrenmitglieder-des-vereins.html (abgerufen am 31. Januar 2015)
  29. Jean Schoos: Die Orden und Ehrenzeichen des Großherzogtums Luxemburg und des ehemaligen Herzogtums Nassau in Vergangenheit und Gegenwart. Verlag der Sankt-Paulus Druckerei AG, Luxemburg 1990, ISBN 2-87963-048-7, S. XLI.
  30. seiten.faz-archiv.de
  31. Stifterverband zeichnet Richard von Weizsäcker aus, in: Informationsdienst Wissenschaft vom 11. Juni 2010, abgerufen am 14. Juni 2010
  32. Polnische Zeitung ehrt Richard von Weizsäcker, in RP Online vom 25. Mai 2011
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