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Theodor Reuß

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Theodor Reuß (28. Juli 1855 in Augsburg; † 28. Oktober 1923 in München) war deutscher Opernsänger, Freimaurer und Esoteriker.

Leben

Als Journalist mehrerer deutscher Zeitungen arbeitete er unter anderem in London. 1878 schrieb er für die Times als Kriegsberichterstatter aus dem Gebiet des Balkans; 1882 ging er nach Bosnien und die Herzegowina. In London wurde er am 9. November 1876 in die deutschsprachige „Pilger-Loge“ Nr. 238 aufgenommen, und von dieser 1881 unehrenhaft entlassen. Seine freimaurerische Mitgliedschaft soll er zu geschäftlichen Zwecken missbraucht haben.

Um 1880 befand er sich wieder in der Nähe seiner Heimat, und versuchte in München eine Wiederherstellung des Weishauptschen Illuminatenordens zu bewerkstelligen. In Berlin tat er sich mit dem Schauspieler Leopold Engel zusammen (wahrscheinlich 1888), um die Neugründung des Illuminatenordens voranzutreiben. L. Engel trennte sich von Reuß, dem er Betrug vorwarf, im Jahr 1901, nachdem Reuß′ Pläne, seinen Orden unter der Großen Freimaurerloge von Deutschland aufzuziehen, von den „hochwürdigsten Grossmeistern“ abgelehnt wurde. Die meisten Mitglieder des Illuminatenordens blieben bei Reuß′ Orden, und Engel versuchte, einen Weltbund der Illuminaten unabhängig von den in- und ausländischen Großlogenbehörden zu errichten. 1903 entwickelte Reuß den vom Wiener Industriellen Carl Kellner (manchmal auch Karl geschrieben), Heinrich Klein und vom deutschen Theosophen Dr. Franz Hartmann gegründete Ordo Templi Orientis weiter.

1885 ist er im Londoner Vollzugsausschuss der anarchistischen Socialist League, aus der er am 10. Mai „wegen ehrenrühriger Handlungen“ ausgestossen wird. Er verließ England in Richtung Deutschland, als seine Spionagetätigkeit durch die Londoner Anarchisten aufgedeckt wurde.

Durch Reuß kamen der „Alte und Primitive Ritus von Memphis und Misraim“ sowie der „Alte und Angenommene Schottische Ritus“ (AASR) 1902 über den englischen Schriftsteller John Yarker nach Deutschland. Reuß war zeitweise das Oberhaupt des Ordo Templi Orientis (OTO). Großmeister war nicht Reuß, sondern der Wiener Fabrikant Carl Kellner.

Seit 1905 in Hamburg sesshaft, ging er 1906 zur Johannisfeier nach München, um einige Novizen des Templer-Ordens einzuweihen. Die Neulinge sollen einer Quelle nach von den „Offenbarungen“ des Lüstlings Reuß angewidert gewesen sein, dass sie die Polizei alarmiert haben sollen. Reuß soll sich darauf der Verhaftung knapp entzogen haben und flüchtete zu seinem Vertrauten Yarker nach England. Er hinterließ in Deutschland eine unklare Situation in Bezug auf die Führung seiner Orden.

Er nahm auch Rudolf Steiner in einen der vielen von ihm gegründeten Orden 1906/07 auf. Daran knüpft eine heute teilweise gültige Polemik gegen den Begründer der Anthroposophie. Bekannt geworden ist Reuß auch unter seinem Ordensnamen „Merlin Peregrinus“. Er war enger Freund und Mitarbeiter von Arnoldo Krumm-Heller, einem Rosenkreuzer in Brasilien.

1913 siedelte er nach Paris über. Zur Zeit des Ausbruches des Ersten Weltkrieges war er in Basel. 1923 starb er 68-jährig in München.