Schüler-Planspiel United Nations
Das Schüler Planspiel United Nations (SPUN) ist eine deutschsprachige UN-Simulation unter der Schirmherrschaft des ehemaligen und nun stellvertretenden Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse. Die offizielle Englische Übersetzung für SPUN ist Student's Project United Nations.
Was ist SPUN?

SPUN ist das erste deutschsprachige Planspiel, das eine Sitzungswoche der Vereinten Nationen simuliert (Model United Nations). Hierzu reisen die Teilnehmer, also Schüler aus gymnasialen Oberstufen, zum Teil aus der ganzen Welt an. Eine Gruppe Schüler vertritt während der Sitzungswoche ein Mitgliedsland der Vereinten Nationen. Das bedeutet für die Schüler: Informationen über das zu vertretende Land sammeln, sich über die politische Situation dort informieren, sich auf die SPUN-Sitzungswoche vorbereiten sowie in die Rolle eines Diplomaten dieses Landes schlüpfen.
Für eine Woche kommen dann die Teams aus der ganzen Welt in Bonn zusammen. In den ersten Tagen teilen sich die Teilnehmer auf die Ausschüsse auf, in denen Ihr Land vertreten ist und kommen dann zur Generalversammlung zusammen, um neue politische Ideen umzusetzen. Die Sitzungswoche läuft genau wie in New York ab: Sowohl die Charta als auch die Geschäftsordnung und sonstigen diplomatischen Gepflogenheiten der "echten" UN haben bei SPUN ihre Gültigkeit.
SPUN habt die Schüler die Chance, auf dem Parkett der internationalen Politik einmal selbst mitzureden und die Funktionsweise der UN kennenzulernen. Ihre Aufgabe ist es, möglichst originalgetreu und überzeugend die politische Linie des ihnen zugewiesenen Landes zu vertreten. Allerdings ist ausdrücklich erwünscht, dass die Schüler innerhalb der politischen Möglichkeiten ihres Landes versuchen, es "besser als die echten" Diplomaten bei den UN zu machen, also nicht nachzuspielen, was in New York passiert, sondern selber mitzudenken und weiterzuentwickeln.
Ein großer Unterschied zu anderen Planspielen dieser Art besteht darin, dass bei der Vorbereitung und Organisation der Grundsatz gilt: "Von Schülern für Schüler". Das heißt, dass die teilnehmenden Schüler die inhaltlichen Rahmenbedingungen, die Themen und die Ausschüsse selbst bestimmen. Eine Gruppe von engagierten Schülern aus ganz Deutschland, das sog. Orgateam, trifft sich regelmäßig, um die anstehenden organisatorischen Fragen zu koordinieren.
Geschichte des Planspiels
Die Geschichte von SPUN beginnt Im Jahre 1991, als die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) über neue Bildungsmöglichkeiten für Jugendliche nachdachte. Bei Recherchen zu diesem Thema stieß Dragan Jovanovic, freier Mitarbeiter der Friedrich-Ebert-Stiftung, SPUN-Initiator und -Projektleiter, auf die Model United Nations (also eine Simulation der Vereinten Nationen) in Den Haag. Diese weltweit einzigartige Konferenz hatte sich im Laufe der Jahre seit 1968 zu einer Simulation im Maßstab 1:1 (mit 3000 Schülern!) entwickelt. Erste Kontakte mit den dortigen Organisatoren machten jedoch unterschiedliche Vorstellungen und Herangehensweisen deutlich.
Der Haupthinderungsgrund für eine Übernahme des niederländischen Modells lag in der Konferenzsprache Englisch. Dragan war der Ansicht, dass eine effektive Debattenführung einfacher ist, wenn sie in der Muttersprache stattfindet. Den Schülern sollte ein Zugang möglichst ohne Sprachbarrieren ermöglicht werden. Außerdem wird in den Niederlanden die Organisation sehr stark von den Lehrern dominiert, während das neue Projekt den Schülern viel freie Hand lassen sollte. Die Teilnehmer haben bei SPUN die Möglichkeit, auch schon beim Planen, Vorbereiten und Durchführen einer großen Konferenz Erfahrungen zu sammeln.
Nachdem das Grundkonzept stand, mussten noch die nötigen Geldmittel gefunden werden. Dabei half der Direktor der Gustav-Heinemann-Akademie der FES in Freudenberg, Dr. Johannes Kandel, der zusammen mit dem Direktor des Instituts für europäische Regionalforschung an der Universität Siegen, Prof. Dr. Gerhard Brunn, den Start des neuen Projektes ermöglichte. Nachdem Sebastian Hartmann (SPUN-Geschäftsführer), damals Schüler der 10. Klasse am Clara-Schumann-Gymnasium in Bonn, als erster Schüler für das Projekt begeistert werden konnte, begannen dann 1995, pünktlich zum 50-jährigen Bestehen der UNO, die ersten Vorbereitungsseminare. Getauft wurde das Projekt von den ersten Beteiligten "Schüler-Planspiel United Nations (SPUN)".
Zunächst wurde nur an Schulen in Nordrhein-Westfalen geworben, und nach zwei Jahren Vorbereitungszeit fand im August 1997 an der Uni-GH-Siegen die erste Sitzungswoche von SPUN statt. Das Projekt war ein großer Erfolg und so wurde die Sitzungswoche 1998 bereits bundesweit ausgeschrieben. Die Teilnehmerzahl verdoppelte sich und eine größere Gruppe von Schülern konnte für die Arbeit im Organisations-Team begeistert werden.
Seit dem Sommer 1998 ist SPUN auch offiziell von den Vereinten Nationen als UNO-Simulation anerkannt. Der damalige SPUN-Generalsekretär Christian Hang und der Vorsitzende des Sicherheitsrates Fabrice Witzke reisten nach New York, um dort im UN-Hauptquartier Ms. Gillian Martin Sorensen, Stellvertreterin des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, zu treffen. SPUN erhielt die volle Anerkennung der UN und die Erlaubnis die Zeichen und Fahne der UN zu benutzen. Außerdem können nun die während der SPUN-Sitzungswoche erarbeiteten Resolutionen zur Kenntnisnahme nach New York geschickt werden, und zur Eröffnung der SPUN-Generalversammlung sendet der UN-Generalsekretär ein Grußwort.
Inzwischen hatte sich unter den Schülern schon ein Netzwerk über die ganze Bundesrepublik gebildet. So wurden für die Sitzungswoche 1999 auch die Deutschen Schulen im Ausland eingeladen und eine feste Organisationsstruktur etablierte sich. Das Projekt wurde zur Zentrale der FES nach Bonn verlagert, so dass die Sitzungswoche seit jenem Jahr in der deutschen UN-Stadt tagt. Außerdem konnte Johannes Rau als Schirmherr für SPUN gewonnen werden. Auch die Teilnehmerzahl entwickelte sich positiv: Seit 1999 nehmen etwa 200 Schüler aus allen Teilen der Welt teil.
Nach einer weiteren erfolgreichen Tagung im Hauptgebäude der FES in Bonn im Jahre 2000 schlug SPUN neue Wege ein: Zunächst folgte im gleichen Jahr EXPOMUN, eine SPUN sehr ähnliche Simulation auf dem EXPO-Gelände in Hannover in Zusammenarbeit mit dem Pavillon der Vereinten Nationen. Im darauffolgenden Jahr gelang es der Projektleitung schließlich mit neuen Partnern bei der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), das Projekt weiterzuentwickeln und unter dem Motto „Krieg der Kulturen – Risiko Friedenskultur?“ erstmals im ehemaligen Plenarsaal des deutschen Bundestages in Bonn zu tagen. Neuer Schirmherr wurde Bundestagspräsident Wolfgang Thierse.
In den Folgejahren zeichnete sich eine zunehmende Professionalisierung des Projektes ab, sowohl die Arbeit und Publikationen des Organisationsteams als auch die inhaltliche Arbeit der Teilnehmer konnte stetig verbessert werden. Mittlerweile war das Projekt innerhalb Deutschlands schon so beliebt, dass immer komplizierte Bewerbungs- und Auswahlverfahren entwickelt werden mussten. So wurde auch die Sitzungswoche 2002 mit dem Thema „Kriege für den Frieden?“ ein voller Erfolg.
Im Jahr 2003 fand die Sitzungswoche wiederum erfolgreich im Bundeshaus Bonn statt und zeigte aufs Neue, dass die Behauptung, die Jugend von heute sei politisch vollkommen desinteressiert, eindeutig ins Reich der Märchen verwiesen werden kann. Alle Teilnehmer der SPUN-Sitzungswoche waren sich einig, dass bei einer weiteren Verbreitung von Projekten wie SPUN wohl keiner von „Politikverdrossenheit“ oder „PISA-Krise“ sprechen würde.
Auch 2004 fand SPUN wieder statt, diesmal im Arbeitnehmerzentrum Königsberg, bevor es dann 2005 nach Bonn zurückkehrte, wo die 9. Sitzungswoche des Planspiels im jugendgästehaus venusberg stattfand.
SPUN wird auch 2006 unter dem Motto "Die Zukunft gestalten – Im Wandel bestehen!" wieder stattfinden.
SPUN aktuell
Die 9. Sitzungswoche, die vom 22. bis zum 26. Juni 2005 stattfand ist vorbei. Jedoch hat die Organisationsphase für die 10. Sitzungswoche des Planspiels bereits begonnen. Aktuelle informationen zum Stand der Vorbereitungen sind auf der Homepage erhältlich.
Weblinks
Seite des Schülerplanspiels United Nations Forum des Schülerplanspiels United Nations