KDE
KDE (K Desktop Environment, ursprünglich Kool Desktop Environment, heute hat das K keine bestimmte Bedeutung mehr) ist ein frei verfügbarer Desktop, das heißt eine grafische Benutzeroberfläche mit vielen Zusatzprogrammen für den täglichen Gebrauch. Er ist vorrangig für Computer gemacht, auf denen ein Unix-Betriebssystem läuft, wie z.B. Linux, FreeBSD oder Solaris.
Leistungsumfang
KDE versucht, eine vollwertige, konsistente und leicht bedienbare Oberfläche für Unix-Systeme zu sein, analog zu Windows oder MacOS. Das KDE Projekt ist somit vergleichbar zum GNOME Projekt, das eine ähnliche Zielsetzung verfolgt. Zusammen mit einem frei verfügbaren Unix-Derivat wie Linux hat man damit eine komplett freie und offene Rechner-Plattform, die jedem kostenlos zugänglich ist, inklusive dem Quellcode, der von jedem verändert werden kann.
KDE gilt als eine der flexibelsten Oberflächen, da der Endbenutzer eine umfangreiche Zahl von Einstellungsmöglichkeiten nutzen kann, um KDE so, angefangen vom Optischen (über so genannte Themes) bis hin zum Verhalten auf die persönlichen Bedürfnisse anzupassen. Diese Vielfalt ist allerdings nicht nur Segen, da Kritiker auch gerne darauf verweisen, dass zu viele Einstellungsmöglichkeiten neue Benutzer nur verwirren würden.
KDE ist aktuell in der Version 3.2.2 (vom 19. April 2004).
Geschichte
Das Projekt wurde am 14. Oktober 1996 von Matthias Ettrich ins Leben gerufen. Man orientierte sich zunächst, sowohl vom Funktionsumfang als auch vom Namen her, am damals bereits verfügbaren aber proprietären Unix-Desktop CDE, setzte aber von Anfang auf eine objektorientierte Programmiersprache (C++) und eine umfangreiche, bereits bestehende Oberflächenbibliothek namens Qt, die von Trolltech entwickelt wurde.
Am 12. Juli 1998 war die Version 1.0 von KDE so weit, der Öffentlichkeit präsentiert zu werden. Diese frühen Versionen wurden von der Unix-Community mit gemischten Gefühlen empfangen: Es hagelte Kritik an der Verwendung eines kommerziellen Programmpakets (das oben genannte Qt) zur Erstellung eines freien Desktops, andere Kritiker wiederum bemängelten, dass man statt auf Qt nicht auf Motif bzw. das freie Pendant LessTif gesetzt hatte, das von ihnen als Standard empfunden wurde.
Den Kritikern zum Trotz wurde KDE von den Endbenutzern durchaus positiv aufgenommen und fand seinen Weg in erste Linux-Distributionen.
Eine der Konsequenzen der Lizenzdiskussion war, dass das lange Jahre nur als Idee existierende GNOME Projekt nun in Angriff genommen wurde, um einen vollkommen freien Desktop zu schaffen. Ein weiterer Lösungsansatz war, im Rahmen des Projekts Harmony einen freien, aber vollständig kompatiblen Ersatz für Qt zu entwickeln.
Dem dadurch entstandenen Druck auf Trolltech und der Überzeugungsarbeit der KDE Entwickler war es zu verdanken, dass Trolltech sich schließlich im April 1998 dazu entschied, Qt in einer speziellen, freieren Version zur Verfügung zu stellen, die die Ansprüche der Community weitestgehend erfüllte. Das Projekt Harmony starb als Konsequenz, während GNOME als Projekt erfolgreich weitergeführt wurde.
Damit war auch endlich der Weg frei für die Aufnahme von KDE in weitere Linuxdistributionen, die sich dem bislang mit Verweis auf die Lizenzproblematik verweigert hatten, und stattdessen GNOME unterstützten.
Der endgültige Durchbruch kam mit der Version 2.0 vom 23. Oktober 2000. Die Infrastruktur des KDE Systems wurde rundum überarbeitet, Aufsehen erzeugte jedoch vor allem Konqueror, der neue KDE Dateimanager und Webbrowser. Um dies nachzuvollziehen, muss man wissen, dass Unix zu dieser Zeit unter einem Defizit an brauchbaren Webbrowsern litt - Netscape Navigator war veraltet und instabil, während Mozilla noch nicht fertiggestellt war. Konqueror allein bewog deshalb viele Nutzer, die KDE gegenüber bislang skeptisch eingestellt waren, zum Umstieg.
In der Version 3.0 vom 3. April 2002 erhielt KDE ein neues Drucker-Framework und der Webbrowser Konqueror konnte DHTML interpretieren.
Seit der KDE-Version 3.1 vom 28. Januar 2003 beherrscht Konqueror Tabbed-Browsing und KDE erhielt ein sogenanntes Desktop-Sharing-Framework. Mit dessen Hilfe kann ein KDE-Desktop von einem entfernten Rechner aus bedient werden, was z.B. zur entfernten Administration von Support-Hotlines benutzt werden kann. (Hinweis: Dies ist nicht mit der ohnehin vorhandenen Netzwerkfähigkeit des X-Window-Systems zu verwechslen!)
Ab der Version 3.2 vom 3. Februar 2004 besitzt KDE die integrierte Groupware mit dem Namen Kontact. Diese Software-Suite vereinigt Email, Adressbuch, Kalender, Terminplaner, Newsreader, Wetteranzeige, Geburtstagserinnerung, Notizblock und ToDo-Liste in einer Applikation.
Wichtige Teile der Benutzeroberfläche
- Eine Kontrollleiste (Kicker) am unteren Bildschirmrand. Sie dient zum Starten von Anwendungen und zum Umschalten zwischen den Arbeitsflächen. Sie enthält unter anderem auf der linken den Anwendungsstarter: ein großes K-Symbol, das ein Menü mit Anwendungen anzeigt, wenn man es anklickt.
- Eine Programmleiste innerhalb der Kontrollleiste, die zum Umschalten und Verwalten der laufenden Anwendungen dient.
- Den Desktop selbst, auf dem häufig genutzte Dateien und Ordner abgelegt werden können. KDE bietet mehrere Desktops oder Arbeitsflächen, von denen jeder seine eigenen Fenster hat.
- Im KDE-Kontrollzentrum kann man KDE-Einstellungen mit ein paar Mausklicks durchführen.
Programme des KDE-Projekts
Eine Liste aller Programme des KDE Projekts gibt es unter KDE (Programme)
Architektur
Innerhalb des KDE-Systems arbeiten verschiedene Subsysteme, von deren Funktion der Benutzer normalerweise nicht sehr viel mitkriegt. Zur unterliegenden Infrastruktur von KDE gehören u.a.:
- aRts (Analog Realtime Synthesizer) - Ein Soundserver, der Sound aus mehreren Quellen in Software mischen kann und an die Sound-Infrastruktur des Kernels durchreicht.
- DCOP (Desktop Communication Protocol) - dient der Interprozesskommunikation zwischen KDE-Programmen
- KHTML - ein leistungsfähiger HTML-Renderer. Bildet auch den Kern von Apples Browser Safari.
- KIO - die KDE I/O-Slaves bieten vereinheitlichten Dateizugriff für KDE-Anwendungen, auch netzwerktransparent.
- Kiosk (KDE) - einige Funktionen von KDE lassen sich abschalten, so dass der Benutzer in einer beschränkteren Umgebung arbeiten muss.
- KParts - leichtgewichtiges grafisches Komponenten-Framework
- KWin - Fenstermanager
- KConfigXT - nimmt eine XML-Datei und erzeugt daraus Quellcode zum Management von Konfigurationsoptionen, inklusive Klassen, mit denen sich die Optionen mit Konfigurationsdialogen verbinden lassen.
- Qt - Plattformübergreifendes Grafik-Toolkit
- XMLUI - erlaubt die Definition von GUI-Elementen wie z. B. Menüs und Werkzeugleisten durch XML-Dateien.
Literatur
- Thomas Diehl: KDE 3. Praxisführer zur graphischen Benutzerumgebung für Linux/Unix. SUSE 2002 ISBN 3-934678-78-5 (Umfangreiche Beschreibung von KDE 3 und seiner Anwendungsprogramme)
Weblinks
- http://www.kde.org - offizielle internationale KDE-Website
- http://www.kde.de - deutsche KDE Seite
- http://www.kde-look.org - engl. sprachiges Verzeichnis von Desktopverschönerungen
- http://www.kde-apps.org - engl. sprachiges Verzeichnis von KDE Software
- http://www.kde-forum.org - engl. sprachiges KDE Forum
- http://dot.kde.org/ - engl. KDE-Newsseiten
- http://docs.kde.org/de/ - Deutsche Bedienungsanleitung für KDE und KDE Programme
- Bücher zum Thema KDE
- Kategorie KDE im von Freiwilligen geführten Internet-Katalog dmoz
- http://www.kde-forum.de/ - Deutschsprachiges KDE-Forum