Langeleben

Langeleben war auf dem bewaldeten Höhenzug des Elm eine mitttelalterliche Wasserburg, ein Jagdschloss und eine gleichnamige Ansiedlung, die bis 1936 als Gemeinde bestand. Sie entstand im Mittelalter aus einer Burg mit einer umgebenden Siedlung, deren Anlagen im Dreißigjährigen Krieg 1626 zerstört wurden. Die einst bedeutendste Ansiedlung auf dem Elm ist heute eine etwa 50 ha große Waldlichtung, auf der mehrere Jugendheime und ein Friedwald für Urnenbestattungen unter Bäumen bestehen. In Langeleben kreuzen sich dort drei durch den Elm führende Straßen. Die Burgruine ist noch vorhanden, während die frühere Siedlung und das einstige Jagdschloss der Braunschweiger Herzöge aus dem 18. Jahrhundert nicht mehr bestehen.
Geschichte
Mittelalter
Der Ort Langeleben wurde 1160 erstmals urkundlich als Langelage erwähnt. Die Endung -la(g)h weist auf die Lage in einem Wald hin. Eine dort befindliche Burg wurde 1258 genannt. Ein Dorf ist 1328 erstmals als villa bezeugt worden, das um 1400 sogar einen Pfarrer besaß. Es war einst die größte Ansiedlung im Elm wegen der guten Wasserversorung durch die Quelle des Langelebener Bach. Während des 13.- 15. Jahrhunderts wird in alten Urkunden ein Rittergeschlecht von Langeleben erwähnt. Die Braunschweiger Herzöge als Lehnsherren vergaben die Burg zeitweise an die Grafen von der Asseburg.
Neuaufbau
1555 trat Heinrich von der Asseburg die Burg und die Siedlung Langeleben an Heinrich von Veltheim auf Destedt ab. Der Wohnplatz war zu der Zeit stark verfallen. Es wird berichtet, dass die Burg "dach- und fachlos" war und die umgebenden Scheunen und Viehhäuser "niedergefallen" waren. Der neue Besitzer baute die Burg und die Wirtschaftsgebäude wieder auf. 1609 war die Anlage wieder hergestellt, die nunmehr mehr wirtschaftliche als militärische Bedeutung hatte. Die neuen Gebäude (Scheunen, Back- und Brauhaus, Pforthaus, Sommerhaus) standen nördlich der Burg in einem vierreckigen Hof. 1605 gab es bereit einen stattlichen Viehbestand von 14 Pferden, 54 Rindern, 83 Schweinen und rund 200 Schafen. Mehrere Teiche wurden zur Fischzucht benutzt. 1575 verfügten die Bewohner rings um die Siedlung über 14 Hufen zu je 30 Morgen Ackerland auf dem Elm, das heute mit Wald bestanden ist.
Vernichtung und Jagdschloss
Im Dreißigjährigen Krieg wurden 1626 Burg und Siedlung im Zusammenhang mit der Belagerung von Wolfenbüttel durch Feuer vernichtet. 1661 übernahm der Braunschweiger Herzog August die Ruinenreste von Langeleben. Er hielt den Ort für uralten herzoglichen Besitz und wollte ihn haben, damit ihn nicht ein anderer Grundherr bei der Jagdausübung im Elm stören konnte. Vorhanden waren nur noch Mauerreste und ein Viehstall. Der Herzog nutzte das Gelände nicht, sondern ließ es mit Bäumen bepflanzen. Nach seinem Tode erhielt es sein Sohn, Erbprinz August Wilhelm. Er ließ als passionierter Jäger ab 1689 ein Jagd- und Lustschloss erbauen. Es war ein zweistöckiger Fachwerkbau mit einem vorspringenden Mittelbau. Das Gebäude hatte eine Grundfläche von 38 x 18 m. Daneben entstanden um das Schloss weitere Bauten, darunter eine Meierei (1699), eine Scheune(1700), ein Kavaliershaus (1702) und eine Schmiede (1707). Hinter dem Schloss wurde 1731 ein 75 x 40 m großer "Lustgarten" angelegt. Die neben dem Schloss entspringende Quelle des Langelebener Baches wurde 1704 mit einem Quellenhaus aus Elmkalkstein eingefasst. Von großer Bedeutung war ein Gestüt, das bis zu 140 Pferde besaß. Die Feldmark von Langeleben war anfangs mit einem Zaun und 1731 mit einer 6 km langen Hecke umgeben.
Herzogliches Schlossleben
Braunschweiger Herzöge verbrachten im 18. Jahrhundert auf Langeleben nicht nur einige Jagdtage, sondern Wochen und Monate. Aufgrund der engen Beziehungen zwischen dem braunschweigischen und preußischen Herrscherhaus kamen zu Gast die preußischen Könige Friedrich Wilhelm I. und Friedrich der Große. Der ständige herzogliche Hofstaat war sehr klein und umfasste rund 15 Personen. Das Schloss war Ausgangspunkt großer Jagden im Elm.
Erneuter Verfall
Mitte des 18. Jahrhunderts setzte ein erneuter Verfall ein. Das Gestüt wurde 1754 nach Braunschweig verlegt und in den leeren Pferdeställen brachte man Waldarbeiterfamilien unter. 1799 war das Schloss Wohnung des Forstmeisters und später eine Wachstuchfabrik. 1830 wurden das verwahrloste Schloss und einige Nebengebäude an einen Ziegelbrenner für rund 3.000 Taler verkauft, der die Gebäude abriss. 1846 begann die Forstverwaltung mit der Aufforstung der ehemaligen Ackerflächen der Ansiedlung. Die Bewohnerzahl in den restlichen Wohnhäusern betrug zu dieser Zeit etwa 115 Personen.
Heute
1926 errichtete der Landkreis Helmstedt in Langeleben ein Kindererholungsheim, das noch heute besteht. Die Gemeinde Langeleben wurden am 1. April 1936 aufgelöst, da sie nicht mehr lebensfähig war. Dabei wurden die letzten Waldarbeiterhäuser abgerissen. In den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkriegs kam es zu einem tragischen Vorfall in Langeleben. Am 11. April 1945 griffen amerikanische Tiefflieger eine Personengruppe aus dem Kinderheim an, wobei 35 Kinder im Alter von 4-6 Jahren und 2 Helferinnen den Tod fanden. Die Kinder kamen aus dem Waisenhaus in Braunschweig, um im Elm vor Bombenangriffen geschützt zu sein. Nach dem Krieg errichtete man dort eine Gedenkstätte für die Opfer. 1951 und 1959 entstanden in Langeleben weitere Jugend- und Schulheime.
Burg
Von der mitelalterlichen und 1626 zerstörten Burg bestehen noch Reste in Form der Giebelseite eines 12 m hohen Gebäudes aus 1,5 m starkem Mauerwerk. Der Schwund der Baumasse steht im Zusammenhang mit dem Bau des nahegelegenen Jagdschlosses um 1700. Dabei wurden der Burgruine 700 Fuder Steine entnommen. Heute ist die Anlage der früheren Wasserburg noch gut durch den erhaltenen Wassergraben mit Teich und Wall zu erkennen. Die damalige Siedlung ist nicht mehr zu lokalisieren.
Friedwald
Seit 2005 wird der Langeleben umgebende Wald als Friedwald für Bestattungen genutzt. Dabei wird die Asche zu den Wurzeln eines gekennzeichneten Baumes gegeben, der vorher mit einem Förster festgelegt wurde. Der Baum fungiert dabei als Grab und Denkmal. Die Ruhestätte ist 99 Jahre geschützt. Die Grabpflege wird der Natur überlassen.