Lackendorf
Lackendorf
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Wappen | Österreichkarte | |
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Basisdaten | ||
Staat: | ![]() | |
Land: | ![]() | |
Politischer Bezirk: | Oberpullendorf | |
Kfz-Kennzeichen: | OP | |
Fläche: | 12,71 km² | |
Koordinaten: | 47° 35′ N, 16° 30′ O | |
Höhe: | 294 m ü. A. | |
Einwohner: | 601 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 47 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 7321 | |
Vorwahl: | 02619 | |
Gemeindekennziffer: | 1 08 24 | |
NUTS-Region | AT111 | |
Adresse der Gemeinde- verwaltung: |
Hauptstrasse 27 7321 Lackendorf | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Werner Hofer (SPÖ) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2012) (13 Mitglieder) |
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Lage von Lackendorf im Bezirk Oberpullendorf | ||
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![]() Filialkirche zum Heiligen Rochus | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |




Lackendorf (ungarisch: Lakfalva, kroatisch: Lakindrof) ist eine Gemeinde mit 601 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) im Burgenland im Bezirk Oberpullendorf in Österreich. In der Gemeinderatssitzung vom 31. März 2011 wurde ein Wappen für die Gemeinde Lackendorf beschlossen,[2] am 17. Juni 2012 fand auf dem Kirchenberg die feierliche Übergabe des Wappens an die Gemeindevertreter statt.[3]
Geografie
Die Gemeinde liegt im Mittelburgenland; sie ist kongruent mit der gleichnamigen Katastralgemeinde und ist darin die einzige Ortschaft (Dorf).[4]
Geschichte
Vor Christi Geburt war das Gebiet Teil des keltischen Königreiches Noricum und gehörte zur Umgebung der keltischen Höhensiedlung Burg auf dem Schwarzenbacher Burgberg.
Später unter den Römern lag das heutige Lackendorf dann in der Provinz Pannonia.
Die erste urkundliche Nennung der Gemeinde erfolgte im Jahr 1222 als major Louku. König Andreas II. tauschte es damals samt Weppersdorf vom Grafen Nikolaus Szàk gegen andere Besitzungen ein und verlieh es Graf Pousa (Sohn des Botus) für seine treuen Dienste in Griechenland. 1229 urk. Nennung "maior Lok", 1482 Lakendorff, 1499 Lägkendorff, 1531 Lägkndorf und 1553 Lackendorf. Nahe der Ortschaft nimmt man einen kleinen See an, der nur bei großen Regenfällen bestanden haben dürfte, ansonsten aber nur eine große Lacke war. [5]
Bis zum 15. Jahrhundert erfolgte unter dem Grafengeschlecht der Athinai eine rasche Entwicklung der Ansiedlung. 1425 überließ Sigismund Athinai seine zu Landsee gehörigen 14 Besitzungen, darunter Lackendorf, dem Palatin Nikolaus (Miklós) Garai und seiner Frau. 1482 bekam Ulrich von Grafenegg die Herrschaft Landsee von König Matthias verliehen, sein Sohn verkaufte die Herrschaft 1506 dem Freiherrn Sigismund von Weißpriach. Dessen Sohn, Hans von Weißpriach, bis 1548 Inhaber der Herrschaft, siedelte nach den Verwüstungen durch den Türkensturm 1532 in den Dörfern Lackendorf, Lackenbach, Horitschon, St. Martin und Unterfrauenhaid Kroaten an. [5]
Die Besiedlung war um die Mitte des 16. Jahrhunderts abgeschlossen. Nach dem Tod des Hans von Weißpriach kam es zu einem raschen Wechsel der Besitzer: 1548–1553 Erasmus, Christoph und Andreas Teuffl, 1553–1561 Nikolaus Oláh (Miklós Oláh), Erzbischof von Gran und als solcher Fürstprimas von Ungarn, 1561–1612 Nikolaus Császár und Tochter Ursula, die 1580 den protestantischen Franz Graf Dersffy heiratete. Deren Tochter ehelichte 1612 Nikolaus Esterházy de Galantha, was die Herrschaft zum Esterházyschen Besitz machte. [5]
Laut Urbar 1640 hatte Lackendorf 69 Lehensherren, von denen 13 Hofstätter waren und die fast ausschließlich kroatische Namen hatten. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde der Esterházysche Großbesitz verwaltungsmäßig in Präfektorate[6] neu eingeteilt, Lackendorf gehörte fortan zum Präfektorat Frauenkirchen. [7]
1848 brachte den Bauern Standesfreiheit und neuen Aufschwung. Als eine der letzten Frondienstleistungen wurde der neue 2 km lange und 2 m tiefe Graben westlich des Ortes geschaffen. [7]
Der Ort gehörte wie das gesamte Burgenland bis 1920/21 zu Ungarn (Deutsch-Westungarn). Seit 1898 musste aufgrund der Magyarisierungspolitik der Regierung in Budapest der ungarische Ortsname Lakfalva verwendet werden.
Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde nach zähen Verhandlungen Deutsch-Westungarn in den Verträgen von St. Germain und Trianon 1919 Österreich zugesprochen. Der Ort gehört seit 1921 zum neu gegründeten Bundesland Burgenland (siehe auch Geschichte des Burgenlandes).
Gemeindezusammenlegung
Mit 1. Jänner 1971 wurde Lackendorf im Rahmen des „Gemeindestrukturverbesserungsgesetzes“ durch einen Beschluss der Burgenländischen Landesregierung mit Raiding und Unterfrauenhaid zur neuen „Gemeinde Raiding-Unterfrauenhaid“ vereinigt.[8] Diese von der Bevölkerung als Zwang empfundene Zusammenlegung – der überwiegende Teil der Wahlberechtigten wünschte sich eine Vereinigung mit Lackenbach – wurde nie wirklich akzeptiert. Die Einwohner von Lackendorf fühlten sich, nicht zuletzt wegen des Untergangs ihres Gemeindenamens,[9] innerhalb der Großverbandes stets benachteiligt.
Vonseiten der Landesregierung wurde es als Zeichen der Ernsthaftigkeit gewertet, mit welcher die Großgemeinde die Gleichberechtigung aller Ortsteile wahrte, als der Gemeinderat von Raiding-Unterfrauenhaid im Mai 1977 beschloss[Anm. 2], die Aufbahrungshallen (Leichenhallen) in allen drei Ortsteilen zu gleicher Zeit in Angriff zu nehmen und gemeinsam fertigzustellen – und diese am 29. Oktober 1978, in drei konsekutiven Festakten, ihrer Bestimmung zu übergeben. [10]
Auf Grund der anhaltenden Widerstände und da sich Anfang 1988 noch immer mehr als 90 % der Lackendorfer Ortsbevölkerung für eine Gemeindetrennung ausgesprochen hatten[Anm. 3], wurde vom Gemeinderat Raiding-Unterfrauenhaid am 23. September 1988 ein einstimmiger Beschluss auf Trennung aller drei Ortsteile gefasst und, nach Klärung der Frage der Vermögensauseinanderlegung, am 27. April 1989 beim Amt der Landesregierung der Antrag auf Trennung eingereicht. [9] — Die Großgemeinde wurde in der Folge per Verordnung vom 6. September 1989 mit 1. Jänner 1990 wieder aufgelöst[11], womit Lackendorf – wie auch Raiding sowie Unterfrauenhaid – wieder eine den Grenzen der Katastralgemeinde folgende selbständige Gemeinde wurde.[12]
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung

Politik
Die Mandatsverteilung (13 Sitze) in der Gemeindevertretung ist 8 SPÖ, 5 ÖVP. FPÖ, Grüne und andere Listen traten bei der Gemeinderatswahl 2012 nicht an und haben demnach keine Mandate.
Bürgermeister ist Werner Hofer von der SPÖ, der sich in der Direktwahl gegen Franz Tritremmel durchgesetzt hat. Vizebürgermeister ist Franz Tritremmel (ÖVP) und Gemeindevorstand ist Claudia Priber von der SPÖ. Die Gemeindeverwaltung wird auch nach der Gemeindetrennung von Unterfrauenhaid mitbesorgt, Amtsleiter ist Otto Scheu.
Sehenswürdigkeiten
- Filialkirche St. Rochus:
Ursprünglich 1663 aus Mitteln der Gläubigen neu errichtet (ohne Turm und Friedhof) und am 19. Februar 1673 durch Bischof Georg (György) Pongràcz eingeweiht. Zu jener Zeit hingen zwei Glocken in einem hölzernen Campanile neben der Kirche. 1886 wurde der westliche Turm mit dem Westgiebel an die Kirche angestellt und das alte Westportal nach außen versetzt. — Restaurierungen fanden in den Jahren 1887, 1943 sowie 1986 statt.[13] - Krainatzkapelle (Johannes-Nepomuk-Kapelle)
- Marienkapelle (Nikloskapelle) [Anm. 1]
Ortsgestaltung
Gemäß der Leitziele des Dorferneuerungskonzeptes vom März 2001 wurde im September 2009 die Umgestaltung des Platzes vor dem Gemeindeamt sowie des dem Amtshaus vorgelagerten Teils des Dorfangers beschlossen. Dies bedingte die Verlegung des Kriegerdenkmals vom Heldenplatz auf dem Dorfanger zum Vorplatz bei der Leichenhalle sowie den Neubau von Urnennischen.[14]
Literatur
- Adalbert Ladislaus Görcz: Gemeindewahlordnung in der derzeit gültigen Fassung, Gemeindeordnungsnovelle 1970, Gemeindestrukturverbesserungesgesetz, Eisenstädter Stadtrechtsnovelle 1970, Ruster Stadtrechtsnovelle 1970, Schriftenreihe des Burgenländischen Gemeindebundes, Band 2, Burgenländischer Gemeindebund, Eisenstadt 1970, OBV.
- Helmut Grosina: Verbesserung der Gemeindestruktur im Burgenland. Amt der Burgenländischen Landesregierung, Eisenstadt 1971, OBV.
- Franz Glavanits, Michael Radax, Johann Zolles: Raiding-Unterfrauenhaid. Festschrift 750-Jahre Raiding, Unterfrauenhaid, Lackendorf. 1222 – 1975. Raiding-Unterfrauenhaid, Gemeinde Raiding-Unterfrauenhaid 1972, OBV.
- Adelheid Schmeller-Kitt (Bearb.), Friedrich Berg (Mitarb.): Burgenland. Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Topographisches Denkmälerinventar. Schroll, Wien 1976, ISBN 3-7031-0401-5.
- Hilda Preiner: Die Wirtschaftsgeographie des Bezirkes Oberpullendorf. Diplomarbeit. Wirtschaftsuniversität Wien, Wien 1977, OBV.
- Maria Magdalena Eichinger: Die Land- und Forstwirtschaft des Bezirkes Oberpullendorf. Diplomarbeit. Wirtschaftsuniversität Wien, Wien 1978, OBV.
- Reinhold Rois: Die Sozialstruktur des Oberpullendorfer Bezirkes in den Jahren 1945 bis 1971. Diplomarbeit. Wirtschaftsuniversität Wien, Wien 1978, OBV.
- Otmar Hasler: Kulturelle und soziale Bauten in Verbindung mit einer bestehenden Einrichtung am Beispiel Raiding-Unterfrauenhild. Diplomarbeit. Technische Universität Wien, Wien 1981, OBV.
- Rochuspresse. Kommunikationsmittel der Filialkirche Lackendorf. Pfarramt, Unterfrauenhaid 1989–2007, ZDB-ID 2478180-0. Später unter dem Titel: Miteinander verbunden. Pfarrblatt des Pfarrverbandes Unterfrauenhaid-Raiding-Lackendorf, Pfarramt, Unterfrauenhaid Mai 2008–, ZDB-ID 2478180-0.
- Tina Gsertz: Möglichkeiten der Jugendarbeit im ländlichen Raum unter besonderer Berücksichtigung des Freizeitverhaltens Jugendlicher im Bezirk Oberpullendorf. Diplomarbeit. Akademie für Sozialarbeit der Stadt Wien, Wien 2002, OBV.
- Charlotte Wilfinger: Nutzung und Gestaltung des Dorfangers in Lackendorf. Diplomarbeit. Universität für Bodenkultur, Wien 2003, OBV.
- Judith Schöbel, Petra Schröck, Ulrike Steiner: Die Kunstdenkmäler des politischen Bezirkes Oberpullendorf. Berger, Horn 2005, ISBN 3-85028-402-6.
Weblinks
- 10824 – Lackendorf. Gemeindedaten der Statistik Austria
Galerie

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Lackendorf (Mitte rechts oben) um 1880 (Aufnahmeblatt der Landesaufnahme)
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Heldenplatz, Hauptstraße, Ortsausfahrt Richtung Horitschon [Anm. 4]
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Blick vom Friedhof zur St.-Rochus-Filialkirche (August 2012)
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Ladestelle Raiding-Lackendorf der Burgenlandbahn
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Hauptstraße (Bereich: Heldenplatz), überdimensionierte Milchkanne (aus 2001) [Anm. 5]
Einzelnachweise
- ↑ a b Schöbel u. a.: Kunstdenkmäler. S. 269.
- ↑ Robert Sellmeister: Informationsblatt April 2011. (PDF; 150 KB), 4. April 2011, abgerufen am 22. Juli 2013.
- ↑ Robert Sellmeister: Informationsblatt Juni 2012 (1) (PDF; 134 kB), 8. Juni 2012, abgerufen am 22. Juli 2013.
- ↑ Burgenland, Jois – Markt Sankt Martin, 63. Lackendorf. In: Österreichischer Amtskalender online. Jusline Österreich GmbH (Verlag Österreich), Wien 2002–, ZDB-ID 2126440-5.
- ↑ a b c Schöbel et al.: Kunstdenkmäler. S. 265.
- ↑ Die Esterházy. In: August Ernst: Geschichte des Burgenlandes. 2. Auflage. Geschichte der österreichischen Bundesländer. Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1991, ISBN 3-7028-0311-4, S. 156 f. online.
- ↑ a b Schöbel u. a.: Kunstdenkmäler. S. 266.
- ↑ Bgld LGBl 1970/44 § 3 Z 15. In: Landesgesetzblatt für das Burgenland, Jahrgang 1970, S. 170. (online bei ANNO). .
- ↑ a b Scheiden tut weh. (…) zum Thema. In: Burgenländische Freiheit. LIX. Jahrgang, Nr. 30/1989, S. 5. – Volltext online.
- ↑ Lackendorf, Raiding, Unterfrauenhaid: Drei moderne Aufbahrungshallen. In: Burgenländische Freiheit. XLVIII. Jahrgang, Nr. 44/1978, S. 32 f. – Volltext online.
- ↑ Bgld LGBl 1989/50. In: Landesgesetzblatt für das Burgenland, Jahrgang 1989, S. 262. (online bei ANNO). .
- ↑ Gemeinde Lackendorf: Aus der Ortschronik von Lackendorf. (PDF; 304 KB), abgerufen am 22. Juli 2013.
- ↑ Schöbel u. a.: Kunstdenkmäler. S. 267.
- ↑ Robert Sellmeister: Dorferneuerung – Parkplatzumgestaltung, Kriegerdenkmal und Urnengräber. In: Gemeindenachrichten, September 2009 (3.).
Anmerkungen
- ↑ a b Schöbel u. a., Kunstdenkmäler. S. 269 nennt und Foto-belegt die Marienkapelle, welche eine mit 1683 datierte Inschrifttafel aufweist, die 1976 in Schmeller-Kitt: Burgenland. S. 165 das Baujahr begründet und die als sog. Nikolauskapelle verzeichnet wird. Die Nikloskapelle wird bei Schöbel als eine weitere, jüngere Kapelle (ohne Bildbeweis) angeführt.
- ↑ Gestützt auf das Gesetz vom 15. Dezember 1969 über das Leichen- und Bestattungswesen im Burgenland (Burgenländisches Leichen- und Bestattungswesengesetz), Bgld LGBl 1970/16 § 34. In: Landesgesetzblatt für das Burgenland, Jahrgang 1970, S. 64. (online bei ANNO). .
- ↑ Festgestellt im Wege einer von den beiden politischen Ortsparteien vorgenommenen Haus-zu-Haus-Befragung. – Die gesetzliche Grundlage für das Instrument der gemeindemitgliederbezogenen Volksabstimmung wurde erst im Juni selben Jahres als Burgenländisches Gemeindevolksrechtegesetz geschaffen (Bgld LGBl 1988/55 V. Hauptstück. In: Landesgesetzblatt für das Burgenland, Jahrgang 1988, S. 104 f. (online bei ANNO). ) und kam, obwohl ins Auge gefasst, im Falle der Trennung der Gemeindeteile von Raiding-Unterfrauenheid nicht zum Einsatz.
- ↑ Bildmitte: Krainatzkapelle (Johannes-Nepomuk-Kapelle); linker Bildrand: Milchsammelstelle (Estrade)
- ↑ Symbol für die führende Stellung des Ortes als Milchlieferant im Bezirk Oberpullendorf. – Siehe: Unser Heimatort Lackendorf. In: vs-lackendorf.schulweb.at. abgerufen am 19. Dezember 2014.