Opus Dei
Opus Dei (lateinisch; deutsch: Werk Gottes) oder mit dem vollen Namen Praelatura Sanctae Crucis et Opus Dei (lateinisch; deutsch: Prälatur vom heiligen Kreuz und Werk Gottes) ist eine konservative Erneuerungsbewegung innerhalb der römisch-katholischen Kirche, die sich zum Ziel gesetzt hat, bei Laien durch religiöse Bildung und seelsorgerliche Hilfestellung ein heiligmäßiges Leben in Beruf und Familie zu fördern.
Opus Dei wurde 1928 durch den Priester Josemaría Escrivá (1902-1975) in Madrid gegründet und ist seit 1982 eine Personalprälatur (eine vom Zweiten Vatikanum eingeführte Struktur für nicht-territoriale Seelsorge) mit Hauptsitz in Rom.
Escrivá wurde 1992 durch Papst Johannes Paul II. selig- und 10 Jahre später heiliggesprochen, was allerdings Kritik hervorrief.
Die Bewegung ist kontrovers: einerseits wird sie von konservativen katholischen Kreisen, besonders innerhalb der Kurie hoch geschätzt, insbesondere ihr Fokus auf der "Heiligung des Alltagslebens von Laien", andererseits definiert sie eine "Minderwertigkeit" von Frauen, ihr werden konservative Theologie und undurchsichtige Finanz- und Organisationsstruktur, Unterstützung von rechtsgerichteten Diktaturen, aggressive Rekrutierungsmethoden und sektenähnliche Kontrollmechanismen vorgeworfen.
Mitglieder und Verbreitung
Opus Dei ist in über 60 Ländern tätig (nach anderen Angaben hat es Mitglieder in 90 Ländern), mit einem Schwerpunkt im spanischen Sprachraum und in Italien, wo sich der Hauptsitz befindet.
Gegenwärtig (2005) gehören der Prälatur rund 85.000 Frauen und Männer an, davon etwa ein Fünftel sogenannte Numerarier, die ehelos in Gemeinschaften oder Bildungszentren leben (unter ihnen 2000 Priester) und leitende Funktionen haben. Die meisten Mitglieder sind hingegen verheiratet bzw. dürfen heiraten (sog. Supernumerarier), ferner gibt es ehelose Assoziierte und Unterstützer.
Überwiegend leben und arbeiten die Mitglieder in ihren selbstgewählten Lebensumständen und Berufen. Seitens der Prälatur werden den Mitgliedern, die heiraten dürfen, keine Vorgaben gemacht, welcher Beruf beispielsweise ausgeübt werden soll; wohl aber unverheirateten Numerariern - ähnlich den Ordensgemeinschaften mit Gehorsamsgelübde, wo Obere auf die Art der Berufsausübung Einfluss nehmen können. Manche Numerarier werden außerdem gebeten, einen Beruf aufzugeben, um sich ganz der Bildungs- oder Leitungsarbeit des Opus Dei zu widmen, oder auch weil der Beruf zu viel Zeit in Anspruch nehme, um am geistlichen Leben der anderen Numerarier teilnehmen zu können.
Organisation
Die Organisationsstruktur ist nach dem Vorbild der Diözesen hierarchisch aufgebaut:
An der Spitze steht der Prälat des Opus Dei, seit 1994 Bischof Javier Echevarría. Er ist nach Alvaro del Portillo der zweite Nachfolger des Gründers Josémaria Escrivá und wird in seinem Amt vom männlichen Generalrat unterstützt, während die Frauen nur einen "Beirat" (Assessorat) haben.
Die Laien des Opus Dei unterstehen in institutioneller Hinsicht - wie auch andere Katholiken - dem regionalen Bischof. An das Opus Dei bindet sie zusätzlich ein Vertrag, der ihr religiöses Leben betrifft und sich auf säkulare Entscheidungen auswirkt: familiär, beruflich, wirtschaftlich und politisch.
Auf allen Kontinenten existieren Bildungs- und Sozialwerke, die von der Spiritualität des Opus Dei geprägt sind und ihm zuarbeiten: Schulen, Berufsbildungszentren, Universitäten, Hilfswerke, Spitäler usw. Sie arbeiten als zivile, wirtschaftlich eigenständige Privatinitiativen. In einigen von ihnen ist die Prälatur Opus Dei formell verantwortlich für die christliche Orientierung.
Das Opus Dei ist in zwei Abteilungen gegliedert - eine männliche und eine weibliche.
Die Mitglieder sind größtenteils Laien, aber auch Kleriker. Etwa 50 % der Mitglieder sind verheiratet und leben in ihren Familien (Supernumerarier). Unverheiratete Mitglieder leben entweder in den Opus-Dei-Bildungszentren (Numerarier, die im Regelfall Akademiker sind), in eigenen Häusern oder bei ihren Familien (Assoziierte, meist Nichakademiker).
Die Numerarier (Laien oder Priester der Prälatur) sind für die Bildung der Mitglieder hauptverantwortlich. Sie können dabei von ausgewählten Supernumerariern unterstützt werden. Alle Mitglieder sind aufgerufen - auch und gerade in den unscheinbaren Dingen des Alltags - nach Heiligkeit zu streben, also nach der christlichen Verheißung eines Lebens in Fülle (vergleiche Zweites Vatikanisches Konzil, Konstitution über die Kirche, Kap. IV und V).
Die meist gut verdienenden Numerarier geben ihre Einkünfte an die Leitung der Zentren ab und erhalten nur ein Taschengeld. Einzelne Mitglieder (oder mehrere gemeinsam) errichten mit diesem Geld oder Spenden, die oft unter großem persönlichen Einsatz lukriert werden, eigene Ausbildungszentren (etwa für Landwirtschaft), Schulen, Studentenheime, Wirtschaftsschulen (zum Beispiel IESE, Barcelona), Kulturzentren und sogar zwei Universitäten (in Navarra, Spanien und Piura, Peru). Diese Zentren sind so genannte kooperative Werke und werden auf Veranlassung des Opus Dei von Mitgliedern ins Leben gerufen. Die religiöse Bildung in diesen Zentren ist dem Opus Dei anvertraut. Weitere Initiativen sind im Aufbau begriffen. Außerdem gibt es Stiftungen, über die dem Opus Dei Geld zufließt, deren Verbindung zum Opus Dei aber meist nicht erkennbar ist.
Geschichte
Der Gründer, Josemaria Escrivá, stammt aus Spanien. Er suchte nach Möglichkeiten, Studenten und Angestellten den christlichen Glauben näherzubringen. Intellektuelle waren nicht die einzige, aber die zeitlich erste Zielgruppe.

Gegründet wurde das „Werk“, wie Opus Dei oft kurz genannt wird, im Jahr 1928, als Escrivá in Madrid Besinnungstage abhielt. Seinen Namen erhielt es aber erst in den 1930er Jahren. Seit 1930 steht es auch Frauen offen, wobei allerdings nach Geschlechtern getrennt wird. Frauen gehören dem Wahlkongress, der den Prälaten wählt, nicht an, dürfen aber vorgängig eine Wahlempfehlung abgeben. Die Frauen, ihre Einrichtungen und Tätigkeiten werden im Opus Dei „Verwaltung“ (lat. administratio) genannt.
1934 erschien „Der Weg“ (ISBN 3920007670), eine Aphorismensammlung von Josemaria Escrivá, welche die Spiritualität des Opus Dei zusammenfasst. Im Spanischen Bürgerkrieg musste der Gründer 1937 in den von General Franco besetzten Teil Spaniens fliehen, weil im republikanischen Teil Kirche und Staat streng getrennt und Christen auch verfolgt wurden. Seit den 1950er Jahren waren einige Mitglieder des Opus Dei unter dem nunmehrigen Diktator Franco politisch engagiert. In seinen letzten Regierungsjahren gehörten 10 der 19 Kabinettsmitglieder dem Opus Dei an, auch einige im Übergangskabinett nach Francos Tod. Ebenfalls starken Aufwind erfuhr das Opus Dei in Chile unter Augusto Pinochet; der Organisation wird ein großer Einfluss auf den Entwurf der Verfassung von 1980 beigemessen.
Der Gründer selbst enthielt sich direkter politischen Einflussnahme, war jedoch ein Bewunderer Francos und zeigt im Werk Der Weg eine ideologische Nähe zum Faschismus, ähnlich der Situation in anderen Staaten Europas. Er forderte, dass alle Mitglieder nach bestem Wissen und Gewissen im christlichen Sinn handeln. Im Alter von 44 Jahren verließ Escrivá Spanien und ging nach Rom.
1950 ermöglichte das Opus Dei als erste Einrichtung der katholischen Kirche auch Nichtkatholiken die Mitarbeit, und 1952 wurde die erste Niederlassung in Deutschland eröffnet. Im Jahr 1982 wurde das Opus Dei vom Heiligen Vater als Personalprälatur errichtet (eine vom Zweiten Vatikanum eingeführte Rechtsform). Nachdem die Entscheidung feststand, wurden über 2000 Bischöfe konsultiert. Längst nicht alle waren einverstanden. Damit sind die Mitglieder nur mehr an die Vorgaben des Prälaten gebunden, doch darf das "Werk" wie alle kirchlichen Gemeinschaften seine Arbeit in keiner Diözese ohne die Zustimmung des dortigen Bischofs aufnehmen. Diese Genehmigung wird jedoch meist erteilt.
Kritik
Das Opus Dei ist einerseits umstritten, andrerseits genießt es hohe Wertschätzung und Unterstützung vor allem aus den konservativen Kreisen des Vatikans und von vielen Bischöfen. Die Wertschätzung beruht u.a. auf dem Ziel, das Alltagsleben von Christen zu heiligen, aber beispielsweise auch auf seiner finanziellen Macht.
Die Kritik am Opus Dei ist sehr vielfältig. Kritiker werfen dem Werk eine starke politische Ausrichtung, Machtstreben und einen sektenhaften Charakter vor, ferner Geheimniskrämerei, extreme Praktiken der Selbstkasteiung und das konservative Frauenbild.
Machtstreben?
Dem Opus Dei wird Machtstreben sowohl im kirchlichen als auch im weltlichen Bereich nachgesagt. In der kirchlichen Hierarchie sind Mitglieder in vatikanischen Schlüsselpositionen; etliche Bischöfe und zwei Kardinäle (Juan Luis Cipriani Thorne aus Lima und Julián Herranz, Rom). Von weiteren Kardinälen wurde die Mitgliedschaft vermutet (u.a. von den 2001 verstorbenen Silvio Oddi und Pietro Palazzini), jedoch durch den schweizerischen Pressesprecher des Opus Dei, Beat Müller, verneint. Mitgliederlisten werden aber u.a. aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht veröffentlicht, die Mitglieder bleiben weitgehend geheim.
Im weltlichen Bereich interessiert sich das Opus Dei unter anderem für einflussreiche Personen und junge Akademiker, die später höhere Positionen in der Gesellschaft einnehmen könnten. In einem vertraulichen Bericht des Opus Dei an den Papst aus dem Jahre 1979, der durch eine Indiskretion öffentlich wurde, berichtet Alvaro Del Portillo stolz, dass es bereits in 479 Universitäten und Hochschulen auf fünf Kontintenten vertreten sei, und weiterhin in 604 Zeitungen und Zeitschriften, 52 Radio- und TV-Anstalten, in 38 Nachrichten- und Werbeagenturen und in 12 Filmproduktions- und Vertriebsgesellschaften.
Das Opus Dei betont, es besitze gegenüber seinen Mitgliedern ausschließlich geistliche Kompetenzen und enthalte sich jeder politischen oder wirtschaftlichen Einmischung.
Nach Angaben des Journalisten und Opus-Dei-Experten Peter Hertel überprüft das Opus Dei selbst die Glaubenstreue von Päpsten.
Sektenhafter Charakter und blinder Gehorsam?
Im strengen Sinne des Wortes kann Opus Dei keine Sekte sein, da es ja offizieller Teil der katholischen Kirche ist und keine Abspaltung derselben. Einige Kritiker sehen jedoch das Opus Dei mit seiner eigenwilligen ideologischen und theologischen Ausrichtung als eine Art von Sekte in der Kirche, was jedoch auf Widerspruch stößt.
Im umgangssprachlichen Sinne meint man mit Sekte etwas, was im englischen als Cult bezeichnet wird: Eine Gruppe, die mit manipulativen Methoden versucht, neue Mitglieder anzuwerben, und diese nach einem totalitären Schema zu kontrollieren. Gemäß Kritikern erreiche dies das Opus Dei bei der Mitgliederwerbung vor allem über vorgetäuschte Freundschaften (Deutung als Apostolat der Freundschaft). Das beginne oft mit einer Einladung zum Essen (Apostolat des Mahles, vergleiche unter anderem Der Weg #970). Laut Berichten von Ex-Mitgliedern werden Leute dazu angehalten, Freundschaften zu benutzen, um Mitglieder zu werben. Es gibt wöchentliche Gespräche mit einem geistlichen Leiter, angeblich zur Kontrolle der Mitglieder. Das Opus Dei legt dabei besonderen Wert auf Reinheit, und zwar um auch genügend Ansatzpunkte für schlechtes Gewissen zu haben. Ehemalige Mitglieder berichten von rückhaltloser Gehorsamspflicht gegenüber Vorgesetzten und von gesundheitsgefährdender Leidensbereitschaft und zwanghafter Moral. Gründer Escrivá fordert: "Gehorchen - sicherer Weg. Blind dem Vorgesetzten gehorchen - Weg der Heiligkeit." (Camino Nr.941) Moniert wird weiter, das Opus Dei pflege einen Index von „verbotenen Büchern“. Sollte jemand eines dieser Werke für eine wissenschaftliche Arbeit benötigen, so muss er dazu - laut internem "Vademecum" - die Erlaubnis einholen und kritische Begleitliteratur dazu mit berücksichtigen. Im genannten Index sind nicht nur unliebsame theologische Werke enthalten, sondern auch philosophisch-literarische, wie etwa von Heinrich Böll, Karl Marx, Immanuel Kant oder Umberto Eco.
Die völlige Auslieferung an die geistigen Leiter des Opus Dei wird aus der Sicht dieser Kritiker in den Werken ideologisch vorbereitet. So heißt es unter anderem im Weg:
- 62: Ein Leiter. - Du brauchst ihn. - Um dich hinzugeben, um dich zu verschenken..., im Gehorsam. ..
- 617: Gehorcht, wie ein Werkzeug in der Hand des Künstlers gehorcht, das nicht danach fragt, warum es dies oder jenes tut. Seid überzeugt, dass man euch nie etwas auftragen wird, das nicht gut ist und nicht zur Ehre Gottes gereicht.
Allerdings werden die obigen Interpretationen gerade auch von manchen ehemaligen Mitgliedern bestritten, so beziehe sich z. B. der oben genannte Punkt 617 nicht auf den Leiter, sondern auf Gott, was natürlich nichts am Vorwurf ändert, solang es die Leiter sind die, sich auf Gott Berufen und den Mitgliedern erklären was dieser Gott von ihnen will. Etliche der ehemaligen Mitglieder sagten im Heiligsprechungsprozess des Opus-Dei-Gründers Josemaría Escrivá unter Eid entsprechend aus. Von Seiten des Opus Dei wird erklärt, dass die Freundschaften zwischen Mitgliedern und anderen echt sind und sich keineswegs nur auf „potentielle Mitglieder“ beschränkten; eine Rekrutierung auf Basis falscher Freundschaften hätte im Lauf von bald 8 Jahrzehnten scheitern müssen.
Die geistliche Leitung entspreche dem, was es in der Kirche seit jeher gebe, und diene nicht der „Kontrolle“, sondern der Hilfe für das Weiterkommen im christlichen Leben. Der dabei bewusst und vertraglich angenommene Gehorsam beziehe sich auf rein geistliche Belange und stehe zudem unter der obersten Autorität der Kirche. „Die Moral“ des Opus Dei sei identisch mit jener der katholischen Kirche und gefährde die Gesundheit nicht; sie versuche vielmehr, sich die Bergpredigt Jesu Christi im Alltag zu Eigen zu machen. Bezüglich Escrivás vielzitiertem Buch „Der Weg“ gibt das Opus Dei zu bedenken, dass es sich dabei nicht um interne Handlungsanweisungen für die eigenen Mitglieder handle, sondern um eine Aphorismensammlung, die in über vier Millionen Exemplaren verbreitet ist und sich an alle Menschen mit echtem Interesse für das geistliche Leben wende.
Einseitige politische Ausrichtung?
Das Opus Dei wird bisweilen als politisch rechtsgerichtet und konservativ eingestuft. Diese seit Ende der sechziger Jahre verbreitete Einschätzung beruft sich u.a. darauf, dass verschiedene Mitglieder des Opus Dei im Franco-Regime mitarbeiteten. Auch soll das Opus Dei mit dem chilenischen Diktator Pinochet liiert gewesen sein. Außerdem übe Escrivás Buch „Der Weg“ direkte Kritik an den Ideen der Aufklärung und predige blinden Gehorsam gegenüber vorgesetzten Leitern. Es führe eine inoffizielle Version des Index der verbotenen Bücher weiter, der offiziell 1967 von der römisch-katholischen Kirche abgeschafft worden war, und übt sogar Zensur von Büchern. Dies widerspreche den Prinzipien moderner westlicher Gesellschaften.
Das Opus Dei erwidert dazu, dass es unter seinen Mitgliedern wohl solche gegeben habe, die mit der (späteren) Regierung Francos eng zusammenarbeiteten, aber auch solche, die das Regime vehement abgelehnt hätten und deswegen manche Sanktionen erlitten hätten. Auch habe sich der Gründer Josemaría stets dem Ansinnen der organisierten Franco-Anhänger widersetzt, das Opus Dei in ihr Projekt von einer politisch-religiösen Einheitspartei einzuspannen, was ihm eine jahrzehntelange Feindschaft von vielen einflussreichen Faschisten eingetragen habe. Dies soll belegen, dass das Opus Dei seinen Mitgliedern volle politische Freiheit gelassen und sich auf rein geistliche Aufgaben beschränkt habe. Bekannt ist, dass Escrivá auf Veranlassung des Bischofs von Madrid dem Ehepaar Franco Anfang der 1940er Jahre Exerzitien (religiöse Unterweisung) gab. Auch die Zusammenarbeit mit Pinochet stellt das Opus Dei in Abrede.
Selbstgeißelungen und andere Bußübungen

Numerarier und Assoziierte tragen - entsprechend einer Anweisung in der internen Schrift "De spiritu et de piis servandis consuetudinibus" (Nr.125) - täglich außer an Sonn- und Feiertagen zwei Stunden einen schmerzhaften Bußgürtel (Cilice) und führen wöchentliche Selbstgeißelungen mit einer 5-schwänzigen Geißel durch. So sollen sie "den Körper züchtigen und disziplinieren". Theologisch ist jedoch höchst umstritten, inwieweit die im Opus Dei gepredigte Verherrlichung von Schmerz noch etwas mit christlichen Ideen zu tun hat. Der Gründer predigt in seinem Hauptwerk "Camino" aber den Schmerz als heilig.
Das Opus Dei bestreitet die Existenz von körperlicher Buße nicht. Sie führe in milder Form eine Askese weiter, die von Paulus über unzählige Heilige (z. B. Thomas Morus) bis in unsere Zeit (etwa Papst Paul VI.) hineinreiche und auch in den anderen Weltreligionen bekannt sei. Sie müsse verstanden werden als Teilhabe am Erlösungswerk Jesu, als Mittel, um das Gute auch dann tun zu können, wenn es schwer fällt, und als Methode zur Aufopferung und Abtötung. Wie ehemals in Mönchsorden betreffen die erwähnten Bußmethoden nur zölibatär Lebende. Für verheiratete Supernumerarier sind Selbstüberwindungen in kleinen Dingen des Alltags maßgeblich.
Geheimhaltung?
Das Opus Dei taucht oft im Zusammenhang mit mehr oder weniger abenteuerlichen Verschwörungstheorien auf, für die es jedoch keine Nachweise gibt. Auch wird dem Opus Dei vorgeworfen, in machiavellistischer Manier kirchliche Machtpositionen anzustreben. Zu dieser Ansicht könnte beitragen, dass wegen der durch das Opus Dei geübten Geheimhaltung gegenüber der Öffentlichkeit nur wenig Konkretes über das Opus bekannt ist und viele Fragen offen bleiben. Escrivás Hauptwerk Der Weg widmet der "Tugend der Diskretion" ein ganzes Kapitel, doch auch hinsichtlich des zwischenmenschlichen Umgangs.
Zusammenfassung
Kritiker erklären den Erfolg des Opus Dei auch damit, dass in einer immer komplexer werdenden Welt Menschen oft nach einfachen Rezepten suchen. Eigene Entscheidungen treffen zu müssen, und dabei unsicher zu sein, was richtig und was falsch ist, wird von vielen Menschen als Last empfunden. Das Opus Dei biete hier eine einfache Lösung: sich den Anordnungen des Opus Dei und seiner Leiter unterzuordnen und schon sei man auf dem besten Wege, ein Heiliger oder eine Heilige zu werden. Außerdem sei seine Macht im Vatikan stark gewachsen.
Das Opus Dei hält die Zurückführung seines "Erfolges" auf einfache Rezepte für stereotyp und falsch. Seine Mitglieder lebten in der Welt und müssten sich dort bewähren; außerdem könnten sie in nicht-geistlichen Fragen keinerlei Orientierung vom Opus Dei erwarten. Was sie aber an Religiösem erhielten, sei nicht eine spezifische Opus Dei- Lehre, sondern die Lehre der Kirche, die das Ergebnis einer zweitausendjährigen theologischen Reflexion ist.
Organisationen und Institutionen unter Einfluss des Opus Dei
- Päpstliche Universität vom Hl. Kreuz in Rom (ital. Pontificia Universita della Santa Croce)
- Priestergesellschaft vom Heiligen Kreuz.
- Universität von Navarra in Pamplona (span. Universidad de Navarra)
Veröffentlichungen
- Romana: Bulletin des Opus Dei
Literatur
Literatur vom Gründer und von Mitgliedern des Opus Dei
- Josemaría Escrivá: Der Weg. Adamas, Köln 1982, ISBN 3-920007-67-0
- Ders.: Gespräche mit Msgr. Escrivá de Balaguer. (Interviewband.) Adamas, Köln 1992, ISBN 3-925746-00-5
- Ders.: Christus begegnen. Adamas, Köln 1975, ISBN 3-920007-23-9
- Ders.: Freunde Gottes. Adamas, Köln 1979, ISBN 3-920007-57-3
- Peter Berglar: Opus Dei -Leben und Werk des Gründers Josemaria Escriva. (3. Auflage.) Adamas, Köln 1992, ISBN 3-925746-15-3
- César Ortiz (Hrsg.): Josemaria Escriva - Profile einer Gründergestalt. Adamas, Köln 2002, ISBN 3-925746-89-7
- Andrés Vázquez de Prada: Der Gründer des Opus Dei, Band 1 Die frühen Jahre; Band 2 Die mittleren Jahre; Band 3 (in Vorbereitung). Adamas, Köln 2001 bzw. 2004, ISBN 3-925746-90-0
Opus Dei-kritische Literatur
- Joseph J. M. Garvey, Willibald Feinig: Elternführer durch das Opus Dei, in Javier Ropero: Im Bann des Opus Dei - Familien in der Zerreißprobe. S. 265-344. Düsseldorf 1995, ISBN 3-54521100-2
- Discepoli di Verita (Hrsg.): "Ihr habt getötet". Der Machtkampf der Logen im Vatikan. Aufbau, Berlin 2004, ISBN 3-7466-8122-7
- Peter Hertel: Schleichende Übernahme. Josemaría Escrivá, sein Opus Dei und die Macht im Vatikan. Publik-Forum, Oberursel 2003, ISBN 3-88095-130-6
- Peter Hertel: Benedikts Stoßtrupp. Das Opus Dei und der deutsche Papst. Hörbuch-CD. Hoerscheiben, Karlsruhe 2005
- Maria del Carmen Tapia: Hinter der Schwelle - Ein Leben im Opus Dei Goldmann, München. ISBN 3442126576
Vom Opus Dei empfohlene Literatur
- Basilius Streithofen: Die Divisionen des Papstes. Vom Wertewandel in den Klöstern. Langen Müller (F. A. Herbig), München 1988, ISBN 3-7844-2189-X
- Dominique Le Tourneau (Priester des Opus Dei)), Das Opus Dei, Christiana-Verlag Stein am Rhein 1988
- Amadeo de Fuenmayor(Priester des Opus Dei), u. a.: Die Prälatur Opus Dei. Zur Rechtsgeschichte eines Charismas. Darstellung, Dokumente, Statuten. Ludgerus Verlag 1994 (Codex iuris particularis Operis Dei)
- John L. Allen: Opus Dei: Mythos und Realität - Ein Blick hinter die Kulissen. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2006, ISBN 3-579-06936-5.
Weblinks
Selbstdarstellungen:
- Deutsche Homepage des Opus Dei
- Schweizer Homepage des Opus Dei
- Opus Dei. Bollettino Romana.
- Literatur-Übersicht - Opus Dei und Josemaría Escrivá
Kritik:
- www.relinfo.ch/ Relinfo über Opus Dei
- ODAN Opus Dei Awareness Network (englisch), kritische Ehemaligenseite
- www.bornpower.de Opus Dei, Elitetruppe des Vatikans
- IDGR.de Lexikoneintrag Opus Dei
- Fragen und Antworten zu Opus Dei