Wu-Tang Clan
Der Wu-Tang Clan aus Staten Island, New York City ist eine der bekanntesten Hip-Hop-Gruppen.
Die Gruppe etablierte Anfang der 1990er einen musikalisch neuen, düsteren und surrealen Stil in der Hip-Hop-Welt. Gegenüber den immer sauberer werdenden Funk- und Popanleihen der damaligen Hip-Hop-Welt setzten sie Posse Cuts und experimentelle Beats. Die Rhymes setzten sich vom hedonistisch geprägten Gangsta Rap an, und versuchten sich einerseits an einer pessimistischeren Beschreibung der Ghetto-Welt, die aber stark von Mythologie aus Kung-Fu-Filmen geprägt waren. Die Organisation als Clan wurde stilbildend und wird heute von Gruppen wie der G-Unit übernommen. Mit der später eingeführten Bekleidungsmarke Wu Wear setzten sie einen neuen vielfach kopierten Trend: heutzutage verdienen viele Hip-Hop-Gruppen mehr an ihren Bekleidungslinien als an der Musik.
Die Gruppe ist nach dem als Heimat der inneren Kampfkünste bekannten Wudang-Gebirge in China benannt, Staten Island taucht in den Lyrics der Gruppe oft als Shaolin auf.
Der Clan
Der Wu-Tang führte ein Organisationsmodell in die Hip-Hop-Szene ein, das es so bis dahin nicht gab und das viele Nachahmer gefunden hat. Zwar war die Posse auch vorher schon in der Szene verbreitet, der Clan aber bildete ein wesentlich engeres und stark auf Vermarktung ausgerichtet selbstbezügliches System, das im Laufe der Zeit immer mehr erweitert werden sollte. Der Clan mit seinen neun Mitgliedern ist die Kerngruppe, um die sich eine Vielzahl von nahestehnden Künstlern gruppiert. Alle Einzelmitglieder des Clans selbst sind auch als Solo-Künstler aktiv, haben eigene Plattenverträge und ein eigenes Management. Die künstlerische Leitung und die Entscheidungen darüber, wer letztendlich wann was veröffentlicht liegt in der Hand eines Mannes. RZA. Das Logo, eine stilisierte Fledermaus, war dabei so bekannt, dass das Magazin The Source es 1997 anstelle der Musiker auf das Cover setzte.
Gruppen wie die Ruff Ryders oder die Gruppe um das Label Cash Money Records imitierten das Modell um das Jahr 2000. Die G-Unit oder The Diplomats haben später erfolgreich das Konzept übernommen.
Um den Clan herum entstanden ebenfalls zahlreiche Firmen, die ihn in vielen Bereichen vermakrten: der Bekannteste dabei ist wahrscheinlich die Bekleidungsmarke Wu Wear. Sie veröffentlichten einen Comic, eine Web-Site (1993) und das Videospiel Shalin Style. Neuestes Projekt ist Wu-Latino. Das Label nahm mehrere Reggaeton- undLatin Hip Hop-Künstler unter Vertrag.
Clan-Mitglieder
- Robert Diggs (alias RZA alias Prince Rakeem alias Abbott alias Rzarector alias Bobby Steels alias Bobby Digital)
- Gary Grice (alias GZA alias The Genius alias Justice Maximillion)
- † Russell Jones (alias Ol' Dirty Bastard alias Dirt Dog alias Dirt McGirt alias Big Baby Jesus alias Unique Ason alias Cyrus alias Joe Bananas alias Jesus alias BZA alias Osirus)
- Clifford Smith (alias Method Man aliasJohnny Blaze alias Hot Nikkels alias Long John Silver Shakwon alias Ticallion Stallion alias The Iron Lung alias Methtical alias The MZA alias Mef alias Meth)
- Dennis Coles (alias Ghostface Killah alias Tony Starks alias Ironman alias Sun God)
- Jason Hunter (alias Inspectah Deck alias Rebel INS alias Rollie Fingers alias 5th Brother)
- Lamont Hawkins (alias U-God alias Baby U alias Golden Arms alias 4 Bar Killer alias Lucky Hands)
- Corey Woods (alias Raekwon alias Shallah Raekwon alias Chef alias Lou bzw. Lex Diamonds)
- Elgin Turner (alias Masta Killa alias Noodles alias Jamal Irief alias High Chief)
- Der Status von Darryl Hill (alias Cappadonna alias Cappuchino alias Poppy Wardrobe King) scheint auch innerhalb des Clans bis heute ungeklärt.
Umfeld
Eine kleine Auswahl aus Wu-Tang-Umfeld beinhaltet Geschäftsmänner, Produzenten, Gruppen:
- Divine, der jüngere Bruder von RZA, ist CEO der Wu Music Group.
- Streetlife; Rapper. Enger Freund von Method Man, trat seit Wu-Tang Forever (1997) auf allen Gruppen- und vielen Soloalben auf. Neben Cappadonna am ehesten daran, ein 10. offizielles Mitglied zu werden.
- Mathematics; DJ und Produzent für den Clan. Im Gegensatz zum experimenteller arbeitenden RZA steht er eher für den traditionellen Wu-Tang-Stil der Anfangszeit. Er entwarf unter anderem das Logo des Clans.
- True Master, Produzent. Produziert seit 1995 Tracks für den Clan, ähnlich wie Mathematics auch im traditionellen Stil der Anfangsjahre.
- Bklyn Zu; Gruppe, die aus Ol' Dirty Bastard und seinen Freunden 12 O'Clock, Cherokee Chief, Shorty Shitstain, Zu Keeper, Buddha Monk and Silkski besteht bzw. bestand. Tauchten auf ODB's beiden Soloplatten auf und werden Anfang 2006 ihr erstes Album produzieren.
- GP Wu; Gruppe aus Staaten Island. Besteht aus Down Low Recka, Rubbabandz, June Luva und Ghostface Killahs Cousin Pop Da Brown Hornet. Ihr Debutalbum Don't Go Against the Grain erschien 1998 auf MCA Records.
- Killarmy; Gruppe, eine der ersten Clan-nahen-Gruppen. Besteht aus RZAs jüngerem Bruder Prince, den New Yorkern Islord, Dom Pachino and Killa Sin und dem Produzenten 4th Disciple aus Steubenville, Ohio. Seit 1996 gehören auch Beretta 9 und Shogun Assassin dazu. Die Gruppe veröffentlichte 1997, 1998 und 2001 Alben unter dem eigenen Namen, alle Mitglieder traten auf diversen Wu-Tang-Produktionen auf.
- 4th Disciple; Produzent aus Steubenville, Ohio. Kennt den Wu-Tang-Clan schon aus der Zeit bevor er berühmt wurde und war zusammen mit RZA Co-Produzent mehrere Tracks der ersten LP und der ersten Solo-Veröffentlichungen. Auf Ghostface Killahs Liquid Swords produzierte er den erst dritten Clan-Track bei dem RZA keine Produzenten-Credits bekam. Zahlreiche Produktionen für weitere Alben. Konzentriert sich heute vor allem auf die Arbeit mit Killarmy und Sunz Of Man.
- 12 O'Clock; MC und Bruder von Ol' Dirty Bastard. Half bei der Produktion der ersten LP und produzierte 1998 mit Raekwon den Track Nasty Immigrants für den Film-Soundtrack von Nutty Professor. Zahlreiche Gastauftritte auf weiteren Alben.
- Killah Priest; Rapper, hat Auftritte auf dem Gravediggaz-Album und zahlreichen Solo-Veröffentlichungen der Clan-Mitglieder.
- Popa Wu; Philosoph der 5-Percent-Nation, der die Philosophie dem Clan vermittelte. Hält regelmäßig Lesungen über einzelne Wu-Tang-Tracks und veröffentlichte 2000 Visions Of The 10th Chamber; faktisch eine Zusammenstellung von diversen Wu-Tang-Affiliates mit zwischenzeitlichen Sprachbeiträgen von Popa Wu.
Bandgeschichte
Enter the 36 Chambers: Frühgeschichte bis 1993
Die drei Gründer und Initiatoren sind/waren GZA, Ol' Dirty Bastard und RZA. Sie waren auch die Gründer der Hip-Hop-Gruppe Force of the Imperial Master, die unter dem Namen ihres populärsten Tracks All In Together Now Crew bekannt wurde. Sie konnte das Interesse einiger Produzenten, darunter Biz Markie wecken, bekam aber letztlich keinen Plattendeal und auch die Szene reagierte nicht übermäßig begeistert auf die Gruppe. Sie löste sich deshalb in den frühen neunziger Jahren auf. RZA (als Prince Rakeem) und GZA (als The Genius) versuchten sich an Solo-Karrieren, bekamen auch Plattenverträge, blieben insgesamt aber weiter erfolglos. Ausgelöst durch ihre bisherigen Frustrationen mit der Musikindustrie, entwickelten sie ihren revolutionären Businessplan.
RZA ist de facto der Entscheidungsträger in der Gruppe und produziert die Clan- und viele der Solo-Alben. Ab 1992 sammelten die drei die anderen Mitglieder des Clans zusammen: sie griffen dabei auf Freunde und Verwandte aus Staten Islands in New York City zurück. Die anderen Originalmitglieder sind Method Man, Ghostface Killah, Inspectah Deck, U-God, Raekwon und Masta Killa.
Die zwei Cousins GZA und RZA benannten sich nach dem Geräusch, das die Namen Genius und Robert ergeben würden, wenn sie auf einem Turntable gescracht würden. Den Gruppennamen haben sie – wie andere Hip-Hop-Acts auch – zu einem backronym gemacht. Dem Clan zufolge könnte er Witty Unpredictable Talent And Natural Game, Wisdom, Universe, Truth, Allah, Nation, and God oder We Usually Take All Niggaz Garments bedeuten.
Erste Bekanntheit in der Szene erlangte die Gruppe durch ihren 1993er Track Protect Ya Neck. Die Gruppe hatte trotzdem Probleme, einen Major-Vertrag zu unterzeichnen: zum Clan-Konzept gehörte es zwar, den Clan auf ein Label festzulegen, allen Mitgliedern aber die Freiheit zu geben, auch bei anderen Firmen zu veröffentlichen. Sie wollten so ihre Unabhängigkeit bewahren und eine stärkere Stellung gegenüber den großen Plattenfirmen einnehmen. Schließlich ließ sich Loud/RCA auf diese Bedingungen ein. Das Album Enter the Wu-Tang: 36 Chambers wurde ein welteweiter Erfolgserfolg und taucht heute regelmäßig in Zusammenstellungen von Bestes Hip-Hop-Album aller Zeiten auf.
Die Gruppe wurde schnell für ihre klaustrophobischen Lyrics, pumpende und surreale Beats sowie einen schrägen Sinn für Humor bekannt, die sie in eine Mythenwelt aus traditioneller chinesischer Volkskultur, Legenden und Stilmitteln von Martial-Arts-Filmen einbetteten. In einer Zeit, in der der musikalisch saubere und gradlinige G-Funk der Westküste und Poporientierte Aufnahmen von Bad Boy Entertainment den Mainstream-Rap-dominierten wirkten ihre frühen Alben wie ein Schock. Das New Yorker Szenemagazin The Village Voice beschreibt sie 13 Jahre später als a sprawling collective of grimy, violent, hyperarticulate knuckleheads coming out of nowhere Vorlage:Ref
36 Chambers festigte den Bandnamen und machte die Mitglieder bekannt genug, so dass GZA, RZA, Raekwon, Method Man und Ol' Dirty Bastard danach Solo-Verträge unterschreiben konnten. Getreu dem Konzept, sich eine möglichst große Unabhängigkeit von einer Plattenfirma zu erhalten, unterschrieben die Mitglieder ihre Verträge bei verschiedenen Labels. Die Veröffentlichungen des Clan erschienen auf RCA, GZA unterschrieb bei Geffen, Ol' Dirty Bastard bei Elektra Records, Method Man bei Def Jam, Raekwon blieb bei RCA, RZA bildete zusammen mit Prince Paul, Frukwan und Poetic die Horrorcore-Gruppe Gravediggaz. Das Konzept für Gruppe und Solo-Künstler verschiedene Verträge zu schließen, behielt danach einige Jahre den Beinamen „Wu-Tang Deal“. Mittlerweile ist es in der Szene aber soweit verbreitet, dass es als Quasi-Standard keinen eigenen Namen mehr benötigt. Die Band ist auch berühmt für ihre Battle-Rap-Fertigkeiten.
Liquid Swords: Erfolgreiche Solo-Veröffentlichungen 1993-1997
RZA begann die Gründung des Wu-Tang Clans mit einem „Fünfjahresplan“: er versprach den Gruppenmitgliedern, dass sie innerhalb von 5 Jahren die Hip-Hop-Welt erobern würden, wenn er die absolute Kontrolle über den künstlerischen Output der Gruppenmitgliedern hatte. Nachdem das erste Album einen immensiven Eindruck bei Kritikern und in der Szene hinterlassen hatte, begann er nun, auch einzelne Clan-Mitglieder in die Öffentlichkeit zu bringen.
Das erste Nebenprojekt, das ein eigenes Album veröffentlichte, war RZAs eigenes Projekt Gravediggaz. Zusammen mit dem Produzenten Prince Paul (De La Soul) und den MCs Frukwan (Stetsasonic) und Poetic (Brothers Grimm), veröffentlichte er das Album Six Feet Deep, das wahrscheinlich kommerziell erfolgreichste Horrorcore-Album der Hip-Hop-Geschichte.
Bis 1997 produzierte RZA alle Veröffentlichung von Wu-Tang-Mitgliedern. Die ersten Solo-Veröffentlichungen setzten die Linie der 36 Chambers fort: Method Mans Tiscal entsprach musikalisch den 36 Chambers, Ol' Dirty Bastards Return to the 36 Chambers: The Dirty Version wirkte stärker auf das nötigste konzentriert, weniger eingängig und härter als die 36 Chambers, orientierte sich aber merklich daran.
Ende 1995 folgten dann die beiden Veröffentlichungen, die neben den Clan-Alben selbst am ehesten zu den Hip-Hop-Klassikern zählen: Raekwons Only Built 4 Cuban Linx war ein vielfältiges, Epos, das im kriminellen Milieu angesiedelt war. Die Beats waren opulenter, RZA begann Streichinstrumente und Samples des klassischen Souls aus den 1960ern einzubauen. Mit dem Gastauftritt von Nas war erstmals ein Nicht-Wu-Tang-Künstler auf einem Wu-Tang-Album zu hören. GZAs Liquid Swords hatte ähnliche Anlagen zu einem Inner-City-Epos wie Raekwons Album, war jedoch textlich und musikalisch dunkler, RZA arbeitete dort viel mit Keyboards.
1996 folgte GHostface Killah mit einem eigenen Album: Ironman bewegte sich in der Mitte zwischen dem sehr dunklen Liquid Swords und dem sentimentaleren Cuban Linx. In dieser Zeit ließ sich der Einfluss von RZA deutlich auf jedem Album hören; obwohl die Alben als Solo-Alben verkauft wurden, waren sie durch zahlreiche Gastauftritte andere Clan-Mitglieder geprägt. Raekwons und Ghostfaces Alben hatten nur zwei beziehungsweise drei echte Solo-Tracks, während auf anderen Tracks des Albums nur andere Wu-Tang-Mitglieder zu hören waren, nicht jedoch Raekwon ode Ghostface.
Nachdem alle Alben hervorragende Kritiken und Verkaufszahlen gesammelt hatten, waren auch die einzelnen Mitglieder als Solo-Künstler im Markt etabliert. Das Wu-Tang-Clan-Doppel-Album Wu-Tang Forever gab sich keine Mühe, sich dem Mainstream-Markt anzupassen. Die erste Singleauskopplung Triumph war ein neunminütiger „Posse Cut“ ohne Refrains; viele Raps des Albums waren beim zuhören nur schwer verständliche Stream-of-consciousness-Raps. Trotzdem verkaufte es sich in der ersten Woche nach Veröffentlichung 600.000 mal und stieg auf Platz 1 der Charts ein. Musikalisch baute es auf den letzten Solo-Veröffentlichungen auf: Keyboards und Streicher-Samples spielten eine wichtige Rolle, die Raps waren dunkel, mythisch und von der Lehren der Five Percent Nation beeinflusst. Erstmal gab RZA seine Rolle als Produzent auf, und ließ größere Teile des Albums von den Wu-Elements True Master und 4th Disciple produzieren. Die Live-Tour zum Album brach der Clan nach ungefähr der Hälfte der Tour ab; in der Musikpresse mutmaßten viele, es wäre zu Streitigkeiten innerhalb des Clans gekommen.
The Swarm: Expansion 1997-2000
Nach seinen ersten Erfolgen expandierte der Clan rapide und produzierte und förderte vor allem das Clan-Umfeld: Cappadonna tauchte das erste mal auf Raekwons Debütalbum auf und nahm eine wichtige Rolle auf Ironman und Wu-Tang Forever ein. Seine Solo-LP The Pillage erschien 1998. Killah Priest veröffentlichte Heavy Mental mit großem Erfolg bei den Kritikern. Verschiedenen Gruppen veröffentlichten ebenfalls Alben, die vom Clan produziert und gefördert wurden: Sunz of Man mit Killah Priest und Killarmy mit RZAs jüngerem Bruder. Die Compilation Wu Tang Killah Bees: The Swarm enthielt Solo-Veröffentlichungen verschiedener Mitglieder, stellte aber vor allem eine Vielzahl weiterer Crews vor, die enge Beziehungen zum Clan aufwiesen.
Daraufhin folgten weitere Solo-Veröffentlihungen der Mitglieder. Die vier Mitglieder, die bereits ein Album veröffentlicht hatten, schoben einen zweiten Release hinterher. Die meisten anderen Mitglieder veröffentlichten ihre erste Solo-LP, Ausnahme blieb Masta Killa, der bis 2004 mit seinen Debüt warten mussten. RZA produzierte den Soundtrack für Jim Jarmuschs Film Ghost Dog – Der Weg des Samurai: diverse Clan-Mitglieder hatten Tracks auf dem Music inspired by the film-Album.
Zu den musikalisch weiterhin hochstehenden Veröffentlichungen der Mitglieder und bestimmter Freunde kamen jedoch auch zahlreiche mittelmäßige Produktionen unter dem Wu-Label, die auf wenig Gegenliebe bei Fans und Kritikern stießen: Popa Wu, Shyheim, GP Wu, Wu-Syndicate und auch die zweiten Veröffentlichungen von Gravediggaz und Killarmy, ein Besto-Of-Album und eine B-Seiten-Sammlung beschädigten das Image des Wu-Tang Clans.
Die Veröffentlichungsflut zwischen 1997 und 2000 wird deshalb oft Hauptverantwortlich für den Popularitätseinbrich gemacht, der in dieser Zeit begann und sich nach 2000 massiv fortsetzte. Vorlage:Ref 2000 begann der Melody Maker eine Rezension mit Another month, another Wu-Tang side project. Die Reaktionen selbst auf die Solo-Alben der Clan-Mitglieder waren gemischt, die Verkaufszahlen sanken. Einzelne Alben wie Ghostface Killahs Veröffentlichungen begeisterten zwar weiterhin die Kritiker, während Method Man und Ol' Dirty Bastard sich als Solo-Künstler etablieren konnten: die Fähigkeit die Musikwelt zu revolutionieren und in Aufregung zu versetzen war ihnen aber anscheinend über die Jahre abhanden gekommen. Oft beschwerten sich sowohl Kritiker als auch Fans, dass RZA mit seinem experimentellen und aufregenden Beats immer weniger produzierte und immer mehr Produktionen von solideren und berechenbarern Produzenten aus dem Umfeld stammten oder ganz an Außenseiter wie die Trackmasters oder The Neptunes vergeben wurden. Zahlreiche Alben, deren Veröffentlichung bereits angekündigt worden war, mussten verschoben werden, teilweise um mehrere Jahre.
Zu den künstlerischen Problemen kam das zunehmend exzentrische Verhalten von Ol' Dirty Bastard, das ihn regelmäßig in die Schlagzeilen und ins Gefängnis brachte. Bei den Grammy Awards 1998 protestierte er während Shawn Colvins Dankesrede auf der Bühne dagegen, dass der Clan nicht den Grammy für das beste Rap-Album gewonnen hatte. Er wurde mehrfach verhaftet, unter anderem für Körperverletzung, Nötigung, Ladendiebstahl, das Tragen passiver Bewaffnung und Kokainbesitz. Seine Probleme vergrößerten sich, da er regelmäßig Gerichtstermine ignorierte.
Trendsetter: Wu Wear
Ein weiteres Standbein schuf sich der Clan durch die Bekleidungsmarke Wu Wear, deren Produkte mittlerweile selbst einen Jahresumsatz in Millionenhöhe erwirtschaften. Ursprünglich nur als Reaktion auf zahlreiche Bootleg-Shirts entstanden, entwickelte sich daraus eine große Kollektion an Designerwear. Der Clan setzte damit einen Trend in der Street fashion-Produktion, dem ab 2000 auch zahlreiche andere Rappe folgten. Ludacris, Jay-Z, Puff Daddy, Busta Rhymes, Nelly und viele andere produzierten ebenfalls eigene Designerkleidung: viele der Rapper verdienen an ihren Bekleidungsmarken mittlerweile wesentlich mehr als an ihrer Musik.
The Yin and the Yang: Auflösungserscheinungen: 2000-2006
Nach 1997 begannen sich Auflösungserscheinungen zu zeigen. Diverse Seiten- und Nebenprojekte hatten immer weniger mit dem Stil und Image des Clans zu tun. Die Kritik reagierte positiv, wenn auch bei weitem nicht mehr so enthusiastisch wie ehedem, auf das Wu-Tang-Album. Die Single Gravel Pit, die durch ein extravagantes Video im Stil der Familie Feuerstein promoted wurde, wurde ein Hit. Bei den Aufnahmen zum 2000er-Album The W fehlte Ol' Dirty Bastard, der in Kalifornien im Gefägnis saß, da er seine letzten Bewährungsauflagen nicht eingehalten hatte. Während er in Haft eine Drogentherapie fast vollendet hatte, entkam er plötzlich, verschwand spurlos und trat überraschend bei der Record-Release-Party für The W auf der Bühne auf. Er konnte noch aus dem Club entkommen, wenig später fing ihn aber die Polizei in Philadelphia, die ihn nach New York City überstellte, wo er wegen Kokain-Besitzes ins Gefängnis kam.
RZA (als Bobby Digital) veröffentlichte kurz danach Digital Bullet, Ghostfae Killah Bulletproof Wallets und Cappadonna The Yin and the Yang. Die bisher letzte Veröffentlichung des ganzen Clans folgte bereits 2001 mit Iron Flag, wieder war Ol' Dirty Bastard nicht beteiligt. Die Kritik reagierte überwiegende positiv.
Daraufhin folgten wiede viele Solo-Veröffentlichungen von GZA, Cappadonna, Method Man, Raekwon, Ghostfae Killah, Inspectah Deck, Masta Killa und Mathematics. Die Reaktionen auf die Alben waren allerdings wenig enthusiastisch. Einzig Masta Killas No Sad Date konnte die Fans und die Kritik begeistern, da er wieder wesentlich näher am ursprünglichen Wu-Tang-Sound lag, einzig Ghostfaces The Pretty Toney Album fand weiten Anklang in der Hip-Hop-Szene und im Mainstream. Allerdings war daran kein anderes Clan-Mitglied beteiligt: eine Situation, die vorher undenkbar gewesen wäre. Er ist einer der wenigen, der die gesamte Zeit seit der Gründung einen Plattenvertrag bei einem Majorlabel hatte und regelmäßig von Kritikern bejubelte Platten veröffentlichte.
In diese Zeit fielen diverse Fernsehauftritte, die zwar die Popularität des Clans ausnutzten, aber nur wenig mit dem ursprünglichen künstlerischen Konzept zu tun hatten: Die Gruppe RZA, Cappadonna und Killarmy trat in der Episode „Adolf Hankler“ in der US-Sitcom The Larry Sanders Show auf. In einer der zwei Szenen singen sie den Song And Justice For All mit dem Filmcharakter Hank Kingsley. Einige Mitglieder der Gruppe spielten in zwei Sketchen in der Sendung Chappelle's Show des US-Kabelfernsehkanals Comedy Central mit. Der erste Sketch war in der Episode 107 (der Sketch hieß „Wu-Tang Financial“), in der RZA und GZA eine Investmentgesellschaft betreiben. Der zweite Sketch war Racial Draft 2004 in der Episode 201. Außerdem wirkten die Cousins GZA und RZA mit Bill Murray im Jim-Jarmusch-Film Coffee and Cigarettes mit. Nur der Soundtrack zum Film Kill Bill, den RZA 2003 produzierte lies eine künstlerische Nähe zum ursprünglichen Konzept erkennen.
U-God und Cappadonna beschwerten sich öffentlich, dass ihnen Tantiemen vorenthalten würden. U-God verglich in einer Pressekonferenz 2004 seine Mitgliedschaft im Clan mit Sklaverei und beschwerte sich, dass seine Solo-Karriere zugunsten von anderem Mitgliedern planmäßig unterdrückt worden sei. Er verließ den Clan, gründete eine eigene Gruppe, die Hillside Scramblers und veröffentlichte die DVD Rise Of A Fallen Soldier, die seine Probleme mit dem Clan und insbesondere RZA ausführlich schilderte. Der Konflikt eskalierte in einem emotionalen Telefongespräch zwischen den beiden, innerhalb einer live-Radioshow, das jedoch mit eine Wiederannäherung endete und U-God letztendlich überzeugte wieder in den Clan einzusteigen.
Der genaue Status von Cappadonna innerhalb des Clans ist bis heute ungeklärt. Während er 1997 auf Wu-Tang Forever als featured und somit klar als Gast gekennzeichnet war, schie er 2000 auf the W ein reguläres Gruppenmitglied zu sein. Raekwon stellte dann 2000 in einer Radioshow fest, dass Cappadonna nie Mitglied gewesen wäre. Auf dem 2001er Album Iron Flag fehlt er ganz, ein Bein von ihm ist aber noch auf dem overfoto zu entdecken; der Rest von ihm wurde anscheinen nachträglich aus dem Foto entfernt. Kurz vor der Show hatte der Clan aus der Village Voice erfahren, dass Cappadonnas persönlicher Manager Michael Caruso als Informant für die New Yorker Polizei arbeitete,. Eine Woche vor dem Tourneestart 2006 erzählte er der Village Voice, er wisse immer noch nicht, ob er dabei sei und die anderen Mitglieder müssten sich darüber noch einigen,
Einzelne Mitglieder verließen New York City: Raekwon zog nach Atlanta, Ghostface Killah nach Miami, Cappadonna nach Baltimore.
Am 13. November 2004 starb Ol' Dirty Bastard an einer Überdosis Drogen. Es war einem Tag nach dem bis 2006 letzten Konzert der Gruppe, an dem er nicht mehr teilnahm..
Anfang 2006 plant der Clan eine Ostküsten-Tour in den USA mit insgesamt 11 Auftritten. Dabei werden sie von Street Life und Mathematics begleitet: die Clubs in denen sie Auftreten sind dabei wesentlich schmaler als es seit Beginn ihrer Karriere der Fall war. Die Zusammenarbeit schien wieder besser zu klappen: An Raekwons für 2006 geplantem Album Built 4 Cuban Linx 2 wollen wieder mehrere Mitglieder des Wu-Tang Clans teilnehmen.
Diskografie
Audio
- 1992: Demo-Tape
- 1993: Enter the Wu-Tang (36 Chambers)
- 1993: Enter the Wu-Tang (36 Chambers) Instrumentals
- 1993: Da Mystery Of Chessboxin' (Promo CD)
- 1994: Radio-One Freestyle Session
- 1997: Wu-Tang Forever 2CD
- 1998: The Swarm vol.1
- 1999: The RZA Hits
- 1999: Wu-Chronicles
- 1999: Funkmaster Flex Hits Mix (Unreleased Promo)
- 2000: Hidden Chambers Mix 2CD
- 2000: Taste The Pain (Original Soundtrack)
- 2000: The W
- 2000: Tony Touch & Wu-Tang Clan (Wu Fam Freestyles)
- 2001: Iron Flag
- 2001: Wu-Chronicles Chapter II
- 2001: Wu Banga Vol. 1
- 2001: Wu Banga Vol. 2
- 2001: Wu Banga Vol. 3
- 2001: Wu Banga Vol. 4
- 2001: Wu Banga Vol. 5
- 2001: Wu Banga Vol. 6
- 2001: I Can't Go To Sleep (Promo CD)
- 2002: The Sting
- 2003: Respect Mine (Promo VLS)
- 2003: Collective
- 2003: Last Live Concert
- 2003: Wu Tang Present... The Shaolin Style
- 2004: Disciples Of The 36 Chambers: Chapter I, Live-Aufnahmen
- 2004: J-Love & Wu-Tang - Return of the Swarm Pt 2
- 2004: Legend of the Wu-Tang Clan (Wu-Tang Clan`s Greatest Hits)
- 2005: Full Cycle Model 10304
- 2005: The Lost Anthology 2CD (Freestyles & Unreleased Tracks)
- 2005: Wu-Tang Meets The Indie Culture
Rares
- Wu-Tang Clan Hidden Chambers 1-9 (9 Albums)
- Wu-Tang Clan Rare Shit Vol. 1 (18 Tracks)
- Wu-Tang Clan Unreleased, Rare & B-Sides (4CD)
- Wu Bangas Volume 1-6 (6 Albums)
- Wu Blendz (32 Tracks) Unreleased
- Dynasty Vol.1 (19 Tracks)
- Shaolin (18 Tracks)
DVD
- 1990: Shaolin Fist Of Fury
- 1990: Snakefist Of A Buddhist D
- 2001 (Streetdate): Sleeping Fist (Org. Release 1978)
- 2001 (Streetdate): Shaolin King Boxer (Org. Release 19??)
- 2001 (Streetdate): Return of the Deadly Blade (Org. Release 1981)
- 2002: Old Skool Kung Fu
- 2002 (Streetdate): Fearless Master (Org. Release 2002)
- 2002 (Streetdate): Kung Fu of 8 Drunkards (Org. Release 2002)
- 2002 (Streetdate): They Call Me Phat Dragon (Org. Release 1979)
- 2003: 5 DVD Disc Set - Volumes 6-10 - Special Collectors Edition
- 2003 (Streetdate): Sandman (Org. Release 19??)
- 2004: Disciples Of The 36 Chambers: Chapter II, Live-Aufnahmen
- 2005 (Streetdate): 18 Fatal Strikes (Org. Release 1981)
- 2005: Kung Fu Punishers
- 2005: Wrath Of The Avengers
- 2005 (Streetdate): Fists of Legends 2: Iron Bodyguards (Org. Release 1996)
- 2005 (Streetdate): 5 Element Kung Fu (Org. Release 19??)