Kaarel Eenpalu
Kaarel Eenpalu (bis 22. Februar 1935 Karl Einbund) (* 28. Mai 1888 auf dem Hof Palu, Gemeinde Vesmeri, Landkreis Tartu; † 27. oder 28. Januar 1942 im Gefangenenlager Wjatka, Oblast Kirow/Sowjetunion) war ein estnischer Jurist, Politiker und 1932 Staatsoberhaupt der Republik Estland.
Ausbildung
Nach der Schulzeit in der Dorfschule von Vesmeri und am Hugo Treffner Privatgymnasium in Tartu studierte Eenpalu von 1909-1914 Jura an der Universität Tartu und legte an der Universität Moskau sein Examen als Kandidat der Rechtswissenschaften ab. Er war Mitglied der patriotisch gesinnten Studentenverbindung Eesti Üliõpilaste Selts (EÜS).
Erster Weltkrieg
Eenpalu nahm von 1914-1917 am Ersten Weltkrieg teil. 1917 Ausbildung an der nach Paul I. benannten Kriegsakademie in Petrograd. Bis 1918 Kommandant eines Artilleriebatallions. 1918/19 Teilnahme am estnischen Freiheitskrieg gegen Sowjetrussland.
Estnische Republik
Eenpalu wurde 1919 als Mitglied der Volkspartei (Rahvaerakond) in die Konstituierende Versammlung gewählt und war bis 1940 Parlamentsmitglied. 1919-1920 Präsident des estnischen Rechnungshofs (Riigikontrolör). 1920-1926 estnischer Innenminister und Gründer der estnischen Polizei. 1926-1934 Parlamentspräsident (mit Unterbrechungen). 19.07.1932 - 01.11.1932 als Staatsältester (Riigivanem) estnisches Staatsoberhaupt. 1934-1938 Innenminister und stellvertretender Ministerpräsident, 1938/39 Ministerpräsident. Daneben war Eenpalu als Redakteur bzw. Chefredakteur der Zeitungen Postimees, Tallinna Teataja und Kaja tätig sowie 1923-1940 Mitglied des Estnischen Olympischen Komitees.
Nach dem faktischen Staatsstreich vom 12. März 1934 gehörte Eenpalu zusammen mit Konstantin Päts und Johan Laidoner zum führenden Politikerzirkel in Estland. Er war maßgeblich an der Verwirklichung eines autoritären innenpolitischen Kurses, der Formulierung eines betont nationalistischen Staatsverständnisses und an der Einführung der Zensur (5. September 1939) beteiligt.
Deportation
Nach der Besetzung Estlands durch die Sowjetunion wurde Eenpalu am 27. Juli 1940 durch das NKWD verhaftet und in das Innere der Sowjetunion deportiert. Er starb 1942 in der Gefangenschaft. Seine sterblichen Überreste liegen heute auf dem Friedhof der Insel Aksi (deutsch: Klein-Wrangelsholm) bei Tallinn begraben.
Familie
Eenpalu war verheiratet mit Linda-Maria Eenpalu (*1890), die ihm die Töchter Helmi-Aino (*1917), Virve (*1919), Tiiu-Hilja (*1921) und Mai-Linda (*1923) schenkte. Seine Frau und die Tochter Virve kehrten 1956 nach fünfzehnjähriger Verbannung im Oblast Tomsk (Dorf Makarjewka) nach Estland zurück. Tiiu-Hilja und Helmi-Aino gelang 1944 die Flucht nach Deutschland.
Veröffentlichungen von Kaarel Eenpalu (Auswahl)
- 1912 Raamatukogud ja nende asutamine
- 1914 Rahvaraamatukogude sisemine korraldus
- 1918 Vaba iseseisev Eesti. I
- 1918 Õiguslik riik
Literatur
- Artur Taska. Kaarel Eenpalu / Artur Taska, Lund 1991
- Tiiu Põld. Märgitud mees, Tallinn 2003
- Jaan Kross. Sobimatute seikade võlu: Mälestus või novell. In: Looming Nr. 1, 2004.
- Auli Käsik. Kaarel Eenpalu raamatukogunduslik tegevus. 1995
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Eenpalu, Kaarel |
ALTERNATIVNAMEN | Einbund, Karl |
KURZBESCHREIBUNG | estnischer Jurist und Politiker |
GEBURTSDATUM | 28. Mai 1888 |
GEBURTSORT | Vesmeri |
STERBEDATUM | 28. Januar 1942 |
STERBEORT | Gefangenenlager Wjatka |