Arzneimitteltherapiesicherheit
Arzneimitteltherapiesicherheit (Abkürzung AMTS) bedeutet die sichere Anwendung von Arzneimitteln über die reinen Anwendungs- bzw. Einnahmeanweisungen hinaus, unter zusätzlicher Berücksichtigung der korrekten Verordnung, deren korrekter Umsetzung und unter Einbeziehung der Therapietreue. Dabei wird eine optimale Organisation des Medikationsprozesses mit dem Ziel angestrebt, auf Medikationsfehlern beruhende Unerwünschte Arzneimittelereignisse zu vermeiden und damit Risiken bei der Therapie zu minimieren. AMTS sollte laut Bundesministerium für Gesundheit "ein integraler Bestandteil der Medizin und Pharmazie sein". [1]
Eine ungenügend kontrollierte Arzneimitteltherapie führt zu vermeidbaren Erkrankungsrisiken. Sie gehen auf Medikationsfehler zurück, welche oft vermeidbar wären. Medikationsfehler sowie daraus resultierende vermeidbare unerwünschte Arzneimittelereignisse treten tatsächlich häufig auf. Eine Studie von 2003 geht für Deutschland von etwa 28 000 diesbezüglicher vermeidbarer Todesfälle aus. [2] Besonders häufig treten Fehler bei der Medikationsverordnung auf, gefolgt von Fehlern bei der Anwendung bzw. Einnahme. [3] Nach Schätzungen der WHO sind in Industriestaaten bis zu 10 % aller Krankenhausaufnahmen auf unerwünschte Arzneimittelereignisse zurückzuführen. [4]
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betont in ihrem Bericht „Research on Patient Safety“ die Notwendigkeit zu diesbezüglicher Forschung und Intervention.[5] Für Deutschland bündelt das Bundesministerium für Gesundheit in seinem Aktionsplan zur Verbesserung der AMTS die diesbezüglichen Maßnahmen.
Derzeit wird verstärkt der Einsatz von Informationstechnologie als ein Ansatz zur Verbesserung der AMTS diskutiert. So können z.B. elektronische Verordnungssysteme mittels entscheidungsunterstützender Funktionen auf Fehldosierungen oder Doppelverordnungen hinweisen, automatische Dispensiersysteme stellen die verordnete Medikation korrekt zusammen, mobile Anwendungen erinnern den Patienten an die Einnahme, und Critical Incident Reporting-Systeme ermöglichen die Meldung von Medikationsfehlern. [6]
Einzelnachweise
- ↑ Aktionsplan 2013 - 2015 des Ministeriums für Gesundheit zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit in Deutschland, S. 4
- ↑ Schnurrer J, Frölich J. Zur Häufigkeit und Vermeidbarkeit von tödlichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Internist 2003;44:889-95.
- ↑ Bates DW, Cullen DJ, Laird N, Petersen LA, Small SD, Servi D, Laffel G, Sweitzer BJ, Shea BF, Hallisey R, et al. Incidence of adverse drug events and potential adverse drug events. Implications for prevention. ADE Prevention Study Group. JAMA 1995 Jul 5;274(1):29-34.
- ↑ Aktionsplan 2013 - 2015 des Ministeriums für Gesundheit zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit in Deutschland, S. 4
- ↑ Ashish Jha, Summary of the evidence on patient safety: implications for research, ISBN 978 92 4 159654 1
- ↑ Ammenwerth E, Neubert A, Criegee-Rieck M. Arzneimitteltherapiesicherheit und IT: Der Weg zu neuen Ufern - Arzneimitteltherapiesicherheit und IT. Deutsches Ärzteblatt. 2014: 111 (26); S. 1195-1200.
Weblinks
- Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft
- WHO, Patient safety
- U. Jaehde, C. Kloft, M. Kulick: Arzneimitteltherapiesicherheit - Herausforderung und Zukunftssicherung. In: Pharmazeutische Zeitung, Ausgabe 18/2013